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Der Komponist Friedrich der Große(II)

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F riedrich <strong>II</strong>.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Komponist</strong> <strong>Friedrich</strong> <strong>der</strong> <strong>Große</strong>(<strong>II</strong>)<br />

König <strong>Friedrich</strong> <strong>II</strong>. (<strong>der</strong> <strong>Große</strong>) von Preußen, geboren am 24. Januar 1712 in<br />

Berlin, wuchs in einem durch Sparsamkeit geprÄgten Umfeld auf, das von seinem<br />

Vater <strong>Friedrich</strong> Wilhelm I. bewuÅt gewÄhlt worden war. Dieser hatte sogar Ç obwohl<br />

musikliebend Ç 1713 die Hofkapelle entlassen. Trotzdem gab es am Hof weiterhin<br />

MusikauffÉhrungen durch MilitÄrobisten und reisende Virtuosen.<br />

Grundlegende instrumentale und kompositorische FÄhigkeiten bekam <strong>Friedrich</strong> <strong>II</strong>.<br />

Vom Berliner Domorganisten G. Hayne vermittelt. Ab 1728 war Quantz FlÑtenlehrer<br />

des Kronprinzen. Ein Besuch in Dresden 1728 war musikalisch prÄgend. Die<br />

Dresdener Hofkapelle hatte spÄter eine Vorbildfunktion in Berlin (FÉhrende Musiker<br />

des preuÅischen Hofes wie Carl Heinrich und Johann Gottlieb Graun, Quantz und<br />

Frantisek Benda hatten ebenfalls die Dresdener Hofkapelle kennengelernt). In<br />

Ruppin unterhielt <strong>Friedrich</strong> eine kleine Kapelle. Dort wurde auch Carl Heinrich Graun<br />

sein Kompositionslehrer. 1736 zog die Kapelle, die mittlerweile auf 17 Musiker<br />

angewachsen war, nach Rheinsberg. Das Repertoire, in dem auch nicht zuletzt<br />

Werke <strong>Friedrich</strong>s enthalten waren, bestand aus italienischen Kantaten und<br />

Instrumentalwerken.<br />

WÄhrend seiner Kindheit und Jugend hatte <strong>Friedrich</strong> unter <strong>der</strong> strengen Erziehung<br />

seines Vaters, KÑnig <strong>Friedrich</strong> Wilhelm I., auÅerordentlich gelitten. So endete ein<br />

Fluchtversuch des Kronprinzen aus <strong>der</strong> verhassten Umgebung des kÑniglichen Hofes<br />

mit seiner Festnahme und Inhaftierung in <strong>der</strong> Festung KÉstrin.<br />

In krassem Gegensatz zu dem "SoldatenkÑnig" <strong>Friedrich</strong> Wilhelm I. war <strong>Friedrich</strong> <strong>II</strong>.<br />

ein Mann mit ausgeprÄgtem Sinn fÉr Literatur, Musik und Philosophie. Bereits als<br />

Kronprinz verwandelte er seinen Wohnsitz Schloss Rheinsberg, das ihm <strong>der</strong> KÑnig<br />

1734 gekauft hatte, in einen preuÅischen Musenhof, wo er im engen Freundeskreis<br />

einen geselligen und intellektuellen Lebensstil pflegte. Dort schrieb er den<br />

ÖAntimachiavelliÜ 1739, eine Art RegierungserklÄrung. In ihr heiÅt es: ÖNichts gibt<br />

einem Reiche mehr Glanz, als wenn die KÉnste unter seinem (des Regenten) Schutz<br />

erblÉhenÜ. Die VorÉbung zu dieser lÑblichen Erkenntnis fand bereits in Rheinsberg<br />

statt. Hier hatte <strong>der</strong> Prinz die geschicktesten TonkÉnstler seiner Zeit versammelt.<br />

Denn seit <strong>der</strong> Kronprinz 1728 wÄhrend eines Staatsbesuchs in Dresden gemeinsam<br />

mit seinem Vater die weithin berÉhmte Hofkapelle des sÄchsischen KurfÉrsten gehÑrt<br />

hatte, war er um ein eigenes Orchester bemÉht gewesen.<br />

<strong>Friedrich</strong>s musikalische Begabung zeigte sich, indem er selbst als FlÑtist in<br />

Erscheinung trat und darÉber hinaus zahlreiche Sonaten fÉr FlÑte und Cembalo<br />

komponierte.<br />

Auf Grund seines Rufes als aufgeklÄrter und toleranter Monarch etablierte <strong>Friedrich</strong><br />

spÄter an seinem Hof in Berlin und Potsdam einen philosophische Zirkel<br />

("Tafelrunde"), zu dessen Kreis bedeutende GeistesgrÑÅen seiner Zeit wie zum<br />

Beispiel <strong>der</strong> Graf Algarotti und <strong>der</strong> franzÑsische Denker und Schriftsteller Voltaire<br />

zÄhlten.<br />

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F riedrich <strong>II</strong>.<br />

Mit dem Regierungsantritt <strong>Friedrich</strong>s 1740 betrat eine <strong>der</strong> bedeutendsten<br />

HerrscherpersÑnlichkeiten des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts die europÄische BÉhne. WÄhrend<br />

seiner Regierungszeit stieg <strong>der</strong> noch junge Staat PreuÅen zu einer bedeutenden<br />

GroÅmacht auf, die <strong>Friedrich</strong> gleich nach <strong>der</strong> RegierungsÉbernahme in mehrere<br />

blutige Kriege mit Frankreich, Russland und ásterreich (Zwei Schlesische Kriege,<br />

SiebenjÄhriger Krieg, ásterreichischer Erbfolgekrieg) um die Vorherrschaft in Europa<br />

fÉhrte, allerdings mit nur mÄÅigem Erfolg.<br />

Am Ende hatte sich nach dem Frieden von Hubertusburg im Jahr 1763 kaum etwas<br />

im europÄischen MÄchteverhÄltnis geÄn<strong>der</strong>t. lnnenpolitisch fÉhrte <strong>der</strong> KÑnig das<br />

Werk seines Vaters fort, indem er Verwaltung und Beamtentum in PreuÅen weiter<br />

ausbaute und umfassende Reformen im Heeres-, Rechts- und Erziehungswesen<br />

sowie in <strong>der</strong> Landwirtschaft einleitete.<br />

Gleichzeitig kam es zu einer kulturpolitischen Wende, die auch verstÄrkte<br />

Investitionen im Musikbereich zur Folge hatte (VerstÄrkung <strong>der</strong> kronprinzlichen<br />

Kapelle, Schaffung eines Balettensembles). In <strong>der</strong> Residenz Berlin lieÅ er von<br />

seinem bevorzugten Baumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff u.a. das<br />

Opernhaus Unter den Linden erbauen. <strong>Der</strong>selbe Architekt schuf nach einer<br />

eigenhÄndigen Idee des KÑnigs zwischen 1745 und 1747 in <strong>der</strong> NÄhe von Potsdam<br />

Schloss Sanssouci, das nach Fertigstellung zum Lieblingsaufenthaltsort <strong>Friedrich</strong>s <strong>II</strong>.<br />

wurde.<br />

Noch heute schmÉcken dieses Hauptwerk des fri<strong>der</strong>izianischen Rokoko zahlreiche<br />

Kunstwerke aus <strong>der</strong> Sammlung <strong>Friedrich</strong>s <strong>II</strong>. Schon bald nach Fertigstellung des<br />

Schlosses lieÅ <strong>der</strong> KÑnig weitere Bauten in <strong>der</strong> unmittelbaren und weiteren<br />

Umgebung errichten (Chinesisches Haus, Schloss Neue Kammern, Bil<strong>der</strong>galerie,<br />

Neues Palais) und die GÄrten zu einer weitlÄufigen Parkanlage ausbauen, die so<br />

zum Ausgangspunkt aller weiteren kÑniglichen Parks in Potsdam wurde.<br />

DaÅ <strong>Friedrich</strong> <strong>II</strong> angesichts <strong>der</strong> StaatsgeschÄfte Éberhaupt zum Komponieren kam,<br />

ist erstaunlich: 121 FlÑten-Sonaten und 4 FlÑten-Konzerte sind erhalten; dazu 2<br />

Sinfonien und etliches an<strong>der</strong>e. Alles war zum eigenen Gebrauch o<strong>der</strong> fÉr familiÄre<br />

Feste entstanden, wie z.B.die Sinfonie D-Dur, die zwischen 1742 und 1747<br />

geschrieben wurde. Als 1747 wie in jedem Jahr <strong>der</strong> Geburtstag seiner Mutter gefeiert<br />

wurde, nahm <strong>Friedrich</strong> das dreisÄtzige Werk kurzerhand als OuvertÉre fÉr die damals<br />

szenisch aufgefÉhrte Serenade ÖIl Re PastoreÜ. Und man geht gewiÅ nicht fehl in <strong>der</strong><br />

Annahme, daÅ <strong>der</strong> kÑnigliche <strong>Komponist</strong> gemeinsam mit seinem Lehrer Quantz die<br />

beiden FlÑtenstimmen geblasen hat. Die G-Dur Sinfonie und die beiden Konzerte<br />

sind jedoch mit Sicherheit nur in ganz privatem Kreis erklungen.<br />

<strong>Friedrich</strong> trennte strikt zwischen MusikauffÉhrungen fÉr reprÄsentative Zwecke und<br />

private, fÉr die nur seine eigenen Kompositionen bestimmt waren. Seine privaten<br />

Abendkonzerte prÄgten das Bild <strong>Friedrich</strong>s als ein Kenner und FÑr<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Musik,<br />

auch wenn auf diesen Veranstaltungen <strong>der</strong> KÑnig nicht nur seine eigenen<br />

Kompositionen fÉr FlÑte vortrug, wie es ein GemÄlde von Adolf Menzel zeigt, das<br />

stark die Vorstellung Éber <strong>Friedrich</strong> bis heute beeinflusst hat. Neben den vom KÑnig<br />

und von Quantz komponierten Konzerten, Sonaten und Trios fÉr FlÑte waren auch<br />

Opernarien ein fester Bestandteil <strong>der</strong> Veranstaltungen.<br />

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F riedrich <strong>II</strong>.<br />

Das 1742 in Berlin eröffnete Opernhaus verschrieb sich <strong>der</strong> französisch-italienischen<br />

Richtung. <strong>Friedrich</strong> selbst verfasste für einige Opern die Libretti in französischer<br />

Sprache, unterstützt durch Francesco Algarotti, italienischer Philosoph und<br />

Opernreformator (1712 - 1764) . Er war <strong>Friedrich</strong> bei <strong>der</strong> Abfassung von Opernlibretti<br />

behilflich.<br />

Von operngeschichtlichem Interesse ist seine Schrift Saggio sopra l'opera in musica<br />

(1735),in <strong>der</strong> er den zeitgenössischen Opernbetrieb kritisiert und Reformvorschläge<br />

macht, die unmittelbar zu den Opern Glucks führten, sowohl was die ästhetischen als<br />

auch die bühnenpraktischen Belange betrifft. versuchte <strong>Friedrich</strong> mit dem neuen<br />

Opernhaus die Opera seria in Berlin zu profilieren. Obwohl das Haus durch das<br />

hochkarätige Personal das dort wirkte, sicherlich international konkurrenzfähig war,<br />

konnten die ästhetischen und dramaturgischen Neuerungen keine Schule machen.<br />

Nicht belegt ist die Behauptung, dass <strong>der</strong> König eine Verpachtung <strong>der</strong> Hofoper<br />

erwogen hatte.<br />

Ab den 1770iger Jahren vernachlässigte <strong>Friedrich</strong> <strong>II</strong>. die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Hofoper in<br />

Berlin. In den 60iger und 70iger Jahren kam es nur noch zu drei Neuproduktionen.<br />

Diese stammen allesamt von Johann <strong>Friedrich</strong> Agricola.<br />

<strong>Der</strong> Schwerpunkt verlagerte sich von Berlin weg nach Potsdam. Dort fanden neben<br />

den allabendlichen Konzerten <strong>der</strong> Hofmusiker auch Aufführungen aktueller Werke<br />

<strong>der</strong> komischen italienischen Oper statt.<br />

1773 stellte <strong>Friedrich</strong> seine eigene Kompositionstätigkeit ein. Sein letztes Flötenkonzert<br />

ergänzte Quantz posthum (QV 5:38). Sein 1934 neu herausgegebenes<br />

Flötenbuch enthält 100 Etuden von ihm und von Quantz. Das Musizieren auf <strong>der</strong><br />

Flöte betrieb er, wahrscheinlich aufgrund fehlen<strong>der</strong> Zähne, ab 1779 nicht mehr.<br />

<strong>Friedrich</strong> <strong>II</strong>. starb am 17. August 1786 vereinsamt im Arbeitszimmer seines geliebten<br />

Schlosses Sanssouci. Seit 1991 ruhen seine sterblichen Überreste in <strong>der</strong> Gruft auf<br />

<strong>der</strong> oberen Schlossterrasse, wie er es in seinem Testament verfügt hatte.<br />

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