31.12.2013 Aufrufe

Berner Schule, Einleuchtende Lektionen - do-it-werkstatt.ch

Berner Schule, Einleuchtende Lektionen - do-it-werkstatt.ch

Berner Schule, Einleuchtende Lektionen - do-it-werkstatt.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

22 berner s<strong>ch</strong>ule / école bernoise November / novembre 2008<br />

s<strong>ch</strong>werpunkt gestalten<br />

<strong>Einleu<strong>ch</strong>tende</strong> <strong>Lektionen</strong> m<strong>it</strong> S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>strom<br />

Wenn der Burg<strong>do</strong>rfer Lehrer Thomas Stuber Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>es Gestalten unterri<strong>ch</strong>tet, dann<br />

geht allen S<strong>ch</strong>ülern früher oder später ein Li<strong>ch</strong>t auf – dann etwa, wenn sie ihre persönli<strong>ch</strong>e<br />

Postkarte m<strong>it</strong> Leu<strong>ch</strong>tdioden zum Leu<strong>ch</strong>ten und Blinken bringen.<br />

Was passiert, wenn der Strom fliesst? Das wollen alle herausfinden. Mäd<strong>ch</strong>en sind genauso an te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Zusammenhängen interessiert wie Knaben.<br />

Dies hat Gestaltungslehrer Thomas Stuber festgestellt. <br />

Bilder IS<br />

Isabelle Stre<strong>it</strong><br />

Beim Wort Te<strong>ch</strong>nik s<strong>ch</strong>recken viele zurück.<br />

Sie denken an komplizierte Formeln,<br />

nackte Re<strong>ch</strong>nereien und brummende<br />

S<strong>ch</strong>ädel. «S<strong>ch</strong>ade», meint Thomas Stuber<br />

dazu. Als Werklehrer und Dozent für Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>es<br />

Gestalten an der PHBern am IVP NMS<br />

ist er der festen Überzeugung, dass dies ni<strong>ch</strong>t<br />

so sein muss. «Te<strong>ch</strong>nikinteresse kann man bei<br />

allen Kindern wecken. Dann nämli<strong>ch</strong>, wenn sie<br />

selber experimentieren und Erfahrungen sammeln<br />

dürfen m<strong>it</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Gegenständen.»<br />

Das S<strong>ch</strong>limmste sei, wenn bloss <strong>do</strong>ziert werde<br />

und die Experimente zur reinen Demonstration<br />

verkämen. Kinder sollen stattdessen anfassen,<br />

ausprobieren, entwickeln und dam<strong>it</strong> m<strong>it</strong>verantwortli<strong>ch</strong><br />

m<strong>it</strong>denken.<br />

Te<strong>ch</strong>nik ist überall<br />

«Wir alle brau<strong>ch</strong>en jeden Tag te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Hilfsm<strong>it</strong>tel»,<br />

sagt Thomas Stuber und hält sein Natel<br />

zum Beweis in die Luft, «trotzdem sind wir<br />

immer we<strong>it</strong>er davon entfernt, von Te<strong>ch</strong>nik etwas<br />

zu verstehen.» Dieser Zwiespalt ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

nur im Alltag, sondern au<strong>ch</strong> in der Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

bemerkbar, beispielsweise in Form von mangelnden<br />

Fa<strong>ch</strong>kräften. Er setzt si<strong>ch</strong> darum ein, dass<br />

sein Fa<strong>ch</strong> einen Be<strong>it</strong>rag zur te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Bildung<br />

leistet und ni<strong>ch</strong>t bloss ein S<strong>ch</strong>attendasein führt.<br />

«Wir können die Kinder spieleris<strong>ch</strong> einführen<br />

in die komplexe Welt der Te<strong>ch</strong>nik und so eine<br />

wi<strong>ch</strong>tige Grundlage fürs Te<strong>ch</strong>nikverständnis<br />

legen», sagt er. Mäd<strong>ch</strong>en, so hat er beoba<strong>ch</strong>tet,<br />

sind dabei ni<strong>ch</strong>t minder begeisterungsfähig. «Sie<br />

sind in der Regel sogar gewissenhafter, hören<br />

besser zu und s<strong>ch</strong>neiden in Tests besser ab.»<br />

Die Jungs seien auf der anderen Se<strong>it</strong>e te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong><br />

interessiert, täten am liebsten glei<strong>ch</strong> loslegen<br />

und alles in die Finger nehmen.<br />

Wenn der Eiffelturm leu<strong>ch</strong>tet<br />

Derze<strong>it</strong> experimentieren seine Se<strong>ch</strong>stklässler in<br />

Burg<strong>do</strong>rf m<strong>it</strong> S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>strom und Leu<strong>ch</strong>tdioden.<br />

Diese begle<strong>it</strong>en uns ja auf S<strong>ch</strong>r<strong>it</strong>t und Tr<strong>it</strong>t, in<br />

Leu<strong>ch</strong>treklamen, an Velolampen oder in der dig<strong>it</strong>alen<br />

Anzeige des Weckers. Thomas Stuber<br />

lehrt seine S<strong>ch</strong>üler, wie Dioden korrekt an Batterien<br />

anges<strong>ch</strong>lossen werden. Sie handeln auf<br />

Grund von Erkenntnissen aus den Experimenten<br />

und s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>en Anweisungen und haben<br />

so die Mögli<strong>ch</strong>ke<strong>it</strong>, S<strong>ch</strong>r<strong>it</strong>t für S<strong>ch</strong>r<strong>it</strong>t Neues<br />

zu entdecken. Als Resultat entstehen Postkarten<br />

m<strong>it</strong> Li<strong>ch</strong>teffekten. Jedes Kind bringt seine Lieblingspostkarte<br />

m<strong>it</strong>, ents<strong>ch</strong>eidet, wel<strong>ch</strong>e Punkte<br />

leu<strong>ch</strong>ten sollen – etwa die Sp<strong>it</strong>ze des Eiffelturms<br />

oder die Augen eines Krokodils – und ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong><br />

dann ans Werk. Die Karten werden s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

in einem selbst entwickelten Ständer aus Holz<br />

präsentiert. «I<strong>ch</strong> habe bei dieser Gelegenhe<strong>it</strong><br />

die Holzkenntnisse der Kinder gefördert», sagt<br />

Thomas Stuber. Dazu gehört: Holz anfassen,<br />

untersu<strong>ch</strong>en und Eigens<strong>ch</strong>aften kennen lernen.<br />

«Während der <strong>Lektionen</strong> lasse i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Theorie<br />

einfliessen», erzählt er. Die Kinder erfahren<br />

zum Beispiel, wer der Erfinder der knallfarbigen<br />

Leu<strong>ch</strong>tdioden war – diese Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist nämli<strong>ch</strong><br />

mindestens so interessant und na<strong>ch</strong>haltig<br />

wie diejenige des berühmten Edison und seiner<br />

Glühbirne (hätten Sie es gewusst? Wenn nein,<br />

werfen Sie einen Blick in die Do-<strong>it</strong>-Werkstatt ><br />

Te<strong>ch</strong>nikverständnis).<br />

Aber au<strong>ch</strong> das Thema Umwelts<strong>ch</strong>utz wird diskutiert.<br />

Batterien sollen ja korrekt entsorgt werden.<br />

Im Unterri<strong>ch</strong>t erleben die Kinder am Experiment<br />

Stromerzeugung au<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>, warum und wie.<br />

Dam<strong>it</strong> keine Si<strong>ch</strong>erung dur<strong>ch</strong>geht<br />

Wer von Stromkreisen spri<strong>ch</strong>t, kommt um das<br />

Thema Kurzs<strong>ch</strong>luss ni<strong>ch</strong>t herum. Und dam<strong>it</strong>


November / novembre 2008 berner s<strong>ch</strong>ule / école bernoise 23<br />

genau dies ni<strong>ch</strong>t passiert, gibt es Si<strong>ch</strong>erungen.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Experiment Si<strong>ch</strong>erung, wo das<br />

Prinzip verans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>t wird, ma<strong>ch</strong>t Thomas<br />

Stuber m<strong>it</strong> den Kindern einen Abste<strong>ch</strong>er zum<br />

Si<strong>ch</strong>erungskasten. Ein S<strong>ch</strong>üler erzählt dabei,<br />

wie sein Vater im Ferienhaus die alte S<strong>ch</strong>raubsi<strong>ch</strong>erung<br />

m<strong>it</strong> Alufolie notdürftig flickte und<br />

si<strong>ch</strong> der Brandgefahr dabei ni<strong>ch</strong>t bewusst war.<br />

«Es brau<strong>ch</strong>t auf dieser Stufe no<strong>ch</strong> keine theoretis<strong>ch</strong>e<br />

Physik», betont Stuber. Er weiss aber<br />

au<strong>ch</strong> aus seinen We<strong>it</strong>erbildungskursen für Lehrkräfte,<br />

dass das Experiment eine Brücke ist für<br />

die Theorie. Und er verweist darauf, dass viele<br />

te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Erfindungen s<strong>ch</strong>on lange von Mens<strong>ch</strong>en<br />

genutzt wurden, bevor die theoretis<strong>ch</strong>e<br />

Erklärung dafür gefunden war – das Rad etwa<br />

oder der S<strong>ch</strong>iffsrumpf. Apropos S<strong>ch</strong>iff: Na<strong>ch</strong> der<br />

leu<strong>ch</strong>tenden Postkarte werden die Se<strong>ch</strong>stklässler<br />

versu<strong>ch</strong>en, ein s<strong>ch</strong>nelles S<strong>ch</strong>iff zu bauen. Sie ma<strong>ch</strong>en<br />

m<strong>it</strong> am «Do-<strong>it</strong>-Tüftelwettbewerb 08» und<br />

wollen ein Boot aus Sagex, Petflas<strong>ch</strong>en, einer<br />

4,5V-Batterie, einem vorgegebenen Elektromotor<br />

und einer Lufts<strong>ch</strong>raube konstruieren. Dieses<br />

soll in einem Wasserbecken mögli<strong>ch</strong>st viele<br />

Runden pro Minute s<strong>ch</strong>affen. Ideen sind s<strong>ch</strong>on<br />

vorhanden. Derweil seine S<strong>ch</strong>üler am Boot tüfteln,<br />

denkt Thomas Stuber bere<strong>it</strong>s an den nä<strong>ch</strong>sten<br />

Wettbewerb, den er zusammen m<strong>it</strong> seinem<br />

Kollegen Christoph Brandenberger und einem<br />

Team entwickelt. «Es zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> ab, dass wir<br />

das Thema S<strong>ch</strong>leudermas<strong>ch</strong>ine aufgreifen», verrät<br />

er. Aber natürli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, um eine Stadt in<br />

Angst und S<strong>ch</strong>recken zu versetzen, sondern um<br />

die Hirne der Kinder anzuregen.<br />

Thomas Stuber<br />

Do-<strong>it</strong>-Tüftelwettbewerb<br />

Na<strong>ch</strong> dem Bauen kommt das Ausprobieren.<br />

Die Do-<strong>it</strong>-Werkstatt ist eine Online-<br />

Ideensammlung des eigenverantwortli<strong>ch</strong>en<br />

Lernens und zur Förderung<br />

des Te<strong>ch</strong>nikverständnisses. Betrieben<br />

wird sie von Thomas Stuber und<br />

Christoph Brandenberger. Zahlrei<strong>ch</strong>e<br />

Be<strong>it</strong>räge können si<strong>ch</strong> Lehrkräfte gratis<br />

herunterladen. M<strong>it</strong>glieder erhalten<br />

zusätzli<strong>ch</strong>e Unterri<strong>ch</strong>tsbeispiele.<br />

Bere<strong>it</strong>s zum se<strong>ch</strong>sten Mal lanciert das<br />

Team einen Tüftelwettbewerb.<br />

Der Final der qualifizierten Boote findet<br />

am 22. November ab 11 Uhr in Burg<strong>do</strong>rf<br />

im S<strong>ch</strong>lossmatts<strong>ch</strong>ulhaus statt.<br />

Eingabetermin ist der 10. November.<br />

Der nä<strong>ch</strong>ste Tüftelwettbewerb<br />

wird derze<strong>it</strong> vom Team ausgeheckt.<br />

Infos laufend unter:<br />

www.<strong>do</strong>-<strong>it</strong>-<strong>werkstatt</strong>.<strong>ch</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!