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FDW_1.ZBOhrwurm31.01.08.pdf - DLR Rheinpfalz

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Betrifft: Zwischenbericht über den Forschungsauftrag:<br />

„Untersuchungen zur Lebensweise und zur Populationskontrolle des Gemeinen<br />

Ohrwurms Forficula auricularia L. (Insecta, Dermaptera) in Rebanlagen“<br />

Institut: Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum – <strong>Rheinpfalz</strong> – (<strong>DLR</strong>),<br />

67435 Neustadt a. d. Weinstraße, Breitenweg 71, Abteilung Phytomedizin<br />

Forschungsvorhaben:<br />

„Untersuchungen zur Lebensweise und zur Populationskontrolle des Gemeinen<br />

Ohrwurms Forficula auricularia L. (Insecta, Dermaptera) in Rebanlagen“<br />

Inhaber des Forschungsauftrages:<br />

Dr. Karl-Josef Schirra, Sachgebiet Entomologie des <strong>DLR</strong> in Neustadt/Weinstraße<br />

Claudia Huth, Diplom-Biologin<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

Prof. Dr. A. Seitz, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Zoologie,<br />

Abteilung Ökologie, 55122 Mainz<br />

Berichtszeitraum: 01.05.2007 – 31.01.2008


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung und Untersuchungsziele 1<br />

2. Methoden 3<br />

2.1 Auswahl und Charakteristik der Untersuchungsflächen 3<br />

2.2 Datenerfassung 6<br />

2.2.1 Auswahl und Charakteristik Fangmethoden 6<br />

2.2.2 Erfassung biotischer und abiotischer Faktoren 11<br />

2.2.3 Auswahl und Charakteristik von Haltungs- und Zuchtmethoden 14<br />

2.3 Datenauswertung 16<br />

3. Ergebnisse und Disskusion 17<br />

3.1 Räumliche Individuenverteilung der Daueruntersuchungsflächen 17<br />

3.2 Einfluss von Biotik und Abiotik auf die Individuenverteilung 23<br />

3.3 Einfluss der Rebsorten auf die Individuenverteilung 27<br />

3.4 Versuche zur Befallsregulierung 30<br />

3.4.1 Bekämpfungsversuche durch Insektizide 30<br />

3.4.2 Befallsregulierung durch Repellent-Stoffe 32<br />

3.4.3 Befallsregulierung durch Veränderungen der Habitatstruktur 35<br />

3.4.4 Befallsregulierung durch insektenpathogene Nematoden und Pilze 38<br />

3.5 Traubengesundheit<br />

42<br />

3.5.1 Fraßversuche mit Graufäule im Labor 42<br />

3.5.2 Fraßversuche mit Trauben im Freiland 43<br />

3.5.3 Analytik<br />

45<br />

3.6 Zucht 49<br />

3.6.1 Verhaltens- und populationsbiologische Studien in der Laborzucht 49<br />

3.6.2 Nestkartierung im Freiland 56<br />

3.7 Ausblick 59<br />

4. Literatur 62


1. Einleitung und Untersuchungsziele<br />

Seit einigen Jahren verursacht der Gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia L.) durch<br />

seine hohen Populationsdichten massive Probleme in pfälzischen Rebanlagen. Diese<br />

äußern sich primär durch starke Kotablagerungen im Traubengerüst und das<br />

Ausfressen von Beeren. Als sekundäre Schadwirkung ist das starke Auftreten von<br />

Ohrwürmern am gesamten Rebstock zu bewerten, welches nicht nur die Pflege- und<br />

Lesemaßnahmen stark erschwert und stört, sondern auch einen negativen<br />

Qualitätseindruck beim Verbraucher hervorrufen kann. Ob das in Stresssituation<br />

ausgestoßene benzochinonhaltige Abwehrsekret von Forficula auricularia, das in<br />

geringen Anteilen auch im Kot vorhanden ist, einen Fehlton im Wein erzeugen kann,<br />

muss noch analysiert werden.<br />

Im Rahmen des im Mai 2007 am <strong>DLR</strong>-<strong>Rheinpfalz</strong> in Neustadt angelaufenen <strong>FDW</strong>-<br />

Forschungsprojektes soll bis 2010 geklärt werden, welche abiotischen und biotischen<br />

Umweltfaktoren die wachsenden Individuenzahlen von Forficula auricularia. bedingen.<br />

In einem weiteren Schwerpunkt soll die artspezifische Fortpflanzungsbiologie speziell<br />

in Rebanlagen untersucht werden. Ziel des Forschungsprojektes ist, die lagenweise<br />

enormen Individuendichten mit den aufgeführten Primär- und Sekundarschäden zu<br />

minimieren.<br />

Zur Ermittlung der dichtesteuerenden Umweltparameter wurden im Mai 2007 sechs<br />

Daueruntersuchungsflächen in den Gemarkungen Neustadt-Mußbach, Leistadt und<br />

Kallstadt angelegt, die sich hinsichtlich der Bewirtschaftung, der Bodenarten und der<br />

Rebsorten unterschieden.<br />

Des Weiteren wurden 2007 im Freiland und Labor verschiedene Versuche zur<br />

Reduzierung der Populationsdichte des Gemeinen Ohrwurms vorgenommen. Unter<br />

anderem wurden in Freilandversuchen die Auswirkungen verschiedener Insektizide<br />

sowie die in der Literatur beschriebene Repellentwirkung von Benzochinon auf die<br />

Ohrwurmdichte untersucht. Gegenstand weiterer Untersuchungen war, inwieweit<br />

Veränderungen in der Habitatstruktur, wie z.B. Laub- und Traubenausdünnung,<br />

Umstellung der Winterbodenbearbeitung und Schaffung eines Ersatzhabitates, den<br />

Ohrwurmbefall minimieren können. In ersten Laborversuchen wurde überprüft, ob<br />

insektenpathogene Nematoden und Pilze als Bekämpfungsmöglichkeit gegen den<br />

Gemeinen Ohrwurm in Frage kommen.<br />

1


Weitere Laboruntersuchungen mit geeigneter Analytik umfassen den Einfluss von<br />

starken Kotablagerungen im Traubengerüst auf den Geschmack und die Qualität des<br />

Weins.<br />

Unter dem Aspekt Traubengesundheit wurden 2007 erste Fraßversuche mit Forficula<br />

auricularia im Freiland und Labor durchgeführt. Mit diesen Untersuchungen sollte die<br />

Frage beantwortet werden, ob der Ohrwurm gesunde Beeren anfrisst, wenn keine<br />

anderen Nahrungsressourcen zur Verfügung stehen.<br />

Zur Aufklärung der artspezifischen Fortpflanzungsbiologie in Rebanlagen laufen zum<br />

einen seit Dezember 2007 Nestkartierungen in ausgewählten Versuchsflächen, zum<br />

anderen wird seit August 2007 am Aufbau einer Ohrwurm-Laborzucht gearbeitet.<br />

Folgende methodische Ansätze und Projektschwerpunkte wurden im Zeitraum vom 1.<br />

Mai 2007 bis 20. Januar 2008 bearbeitet:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Auswahl und Entwicklung geeigneter Fallensysteme zur kontinuierlichen<br />

Individuenerfassung von Forficula auricularia im Unterstockbereich und in der<br />

Laubwand<br />

Auswahl geeigneter Daueruntersuchungsflächen und Erfassung aller für die<br />

Versuchsziele relevanter abiotischer und biotischer Umweltfaktoren<br />

Ermittlung der räumlichen und zeitlichen Individuenverteilung während der<br />

Vegetationsperiode von Mai bis Oktober 2007<br />

Untersuchungen zu Auswirkungen verschiedener Bewirtschaftungsmethoden<br />

auf die Ohrwurm-Populationsdichte im Jahresverlauf<br />

Untersuchungen zu Auswirkungen verschiedener biotischer und abiotischer<br />

Umweltfaktoren auf die Populationsdichte im Jahresverlauf<br />

Phänologische Untersuchung zur klimaabhängigen Mobilität von Ohrwürmern in<br />

Raum (Nischen des Rebstockes) und Zeit (Vegetationsperiode)<br />

Einfluss von verschiedenen Insektiziden, insektenpathogenen Nematoden und<br />

Pilzen, Repellent-Substanzen und Veränderungen in der Habitatstruktur auf die<br />

Ohrwurm-Individuendichte<br />

Auswirkungen des Ohrwurmkots und des Anfressens bzw. Ausfressens von<br />

Beeren auf die Traubengesundheit<br />

<br />

Aufbau einer Laborzucht für Insektizid-, Affinitäts- und Populationstests<br />

2


2. Methoden<br />

2.1 Auswahl und Charakteristik der Untersuchungsflächen<br />

Daueruntersuchungsflächen<br />

Die 2007 ausgewählten sechs Daueruntersuchungsflächen befinden sich in den<br />

Ortschaften Neustadt-Mußbach, Leistadt und Kallstadt. Die Monitoringflächen wurden<br />

nach folgenden Kriterien ausgewählt: Rebsorte, Bewirtschaftungsmethode und<br />

Bodentyp (Tabelle 2, Seite 4).<br />

Erstes Auswahlkriterium war die Rebsorte (Tabelle 1), da zahlreiche pfälzische<br />

Weinbaubetriebe einen starken Ohrwurmbefall in kompakteren Trauben, wie z.B.<br />

Riesling, feststellten. Inwieweit die hohen Individuenzahlen mit der Dichtbeerigkeit der<br />

Trauben oder anderen Faktoren, wie der gesamten Wuchsform des Rebstockes oder<br />

örtlich bedingten mirkoklimatischen Verhältnissen korrelieren, müssen zukünftige<br />

Untersuchungen klären.<br />

Tabelle 1: Überblick und Charakteristik der Rebsorten in den Versuchsflächen Leistadt,<br />

Kallstadt und Neustadt-Mußbach<br />

Sorte (Farbe)<br />

CABERNET BLANC<br />

weiß<br />

GOLDMUSKATELLER<br />

weiß<br />

HELIOS<br />

weiß<br />

LAGREIN<br />

rot<br />

PINOTIN<br />

rot<br />

PORTUGIESER<br />

rot<br />

REBERGER<br />

rot<br />

RIESLING<br />

weiß<br />

ROSENMUSKATELLER<br />

weiß<br />

RUBINET<br />

rot<br />

SILVANER<br />

weiß<br />

SPÄTBURGUNDER<br />

rot<br />

TEMPRANILLO<br />

rot<br />

VB 91-26-5<br />

rot<br />

VIOGNIER<br />

weiß<br />

Traubenstruktur<br />

sehr lockerbeerig<br />

lockerbeerig, länglich,<br />

walzenförmig<br />

lockerbeerig, nicht geschultert<br />

dichtbeerig, geschultert<br />

sehr lockerbeerig, selten<br />

geschultert, schmal, lang<br />

dichtbeerig, beidseitig<br />

geschuldert, länglich<br />

lockerbeerig<br />

dichtbeerig, kompakt,<br />

geschultert<br />

mittel dichtbeerig, kaum<br />

geschultert, walzenförmig<br />

lockerbeerig, nicht geschultert<br />

dichtbeerig, kompakt,<br />

walzenförmig bis geschultert<br />

dichtbeerig, walzenförmig,<br />

selten geschultert<br />

lockerbeerig, oft doppelt<br />

geschultert, lang<br />

lockerbeerig, nicht geschultert<br />

dichtbeerig, kompakt,<br />

abgestumpft<br />

mittelgroß<br />

mittelgroß<br />

mittelgroß<br />

bis groß<br />

groß<br />

mittelgroß<br />

bis groß<br />

mittelgroß<br />

bis groß<br />

mittelgroß<br />

bis groß<br />

klein bis<br />

mittelgroß<br />

groß<br />

mittelgroß<br />

bis groß<br />

mittelgroß<br />

klein bis<br />

mittelgroß<br />

groß<br />

mittelgroß<br />

bis groß<br />

mittelgroß<br />

Traubengröße<br />

Reifetermin<br />

mittelreif<br />

spätreif<br />

mittelreif<br />

spätreif<br />

frühreif<br />

mittelreif<br />

spätreif<br />

mittelreif<br />

spätreif<br />

frühreif<br />

mittelreif<br />

spätreif<br />

mittelreif<br />

spätreif<br />

mittelreif<br />

spätreif<br />

mittelreif<br />

spätreif<br />

mittelreif<br />

spätreif<br />

mittelreif<br />

spätreif<br />

mittelreif<br />

spätreif<br />

mittelreif<br />

spätreif<br />

mittelreif<br />

spätreif<br />

Versuchsfläche<br />

Neustadt-Mußbach<br />

Neustadt-Mußbach<br />

Neustadt-Mußbach<br />

Neustadt-Mußbach<br />

Neustadt-Mußbach<br />

Leistadt<br />

Neustadt-Mußbach<br />

Neustadt-M.,<br />

Leistadt, Kallstadt<br />

Neustadt-Mußbach<br />

Neustadt-Mußbach<br />

Neustadt-Mußbach<br />

Neustadt-Mußbach<br />

Neustadt-Mußbach<br />

Neustadt-Mußbach<br />

Neustadt-Mußbach<br />

3


Tabelle 2: Charakteristik der Daueruntersuchungsflächen und Verteilung der Fangsysteme<br />

Charakteristik der Untersuchungsflächen<br />

Fallentransektreihen<br />

Fläche: Mußbacher Glockenzehnt<br />

Flächengröße: ca. 1,5 ha<br />

Rebsorten: 23 (1 bis 3 Jahre alt)<br />

Bodenbewirtschaftung: halboffen<br />

Begrünung: alternierend<br />

Bodentyp: sandiger Lehm<br />

Insektizide: Pheromon-Traubenwickler<br />

Fungizide: Folpan, Vivando, Funguran<br />

Herbizide: Roundup<br />

Besitzer: <strong>DLR</strong>-Neustadt<br />

Fläche: Silvaner - Mußbacher<br />

Flächengröße: ca. 0,2 ha<br />

Rebsorte: Silvaner (ca. 10 Jahre alt)<br />

Bodenbewirtschaftung: offen mit Mulch<br />

Begrünung: ohne<br />

Bodentyp: lehmiger Sand<br />

Insektizide: Pheromon-Traubenwickler<br />

Fungizide: Folpan, Vivando, Funguran<br />

Herbizide: keine<br />

Besitzer: Herr Walcher (Neustadt)<br />

Fläche: Riesling I - Kallstadt<br />

Flächengröße: ca. 0,08 ha<br />

Rebsorte: Riesling (ca. 9 Jahre alt)<br />

Bodenbewirtschaftung: geschlossen<br />

Begrünung: vollständig<br />

Bodentyp: sandiger Lehm<br />

Insektizide: Pheromon-Traubenwickler<br />

Fungizide: Polyram, Folpan, Kumulus<br />

Herbizide: keine<br />

Besitzer: Herr Christ (Kallstadt)<br />

Fläche: Riesling II - Kallstadt<br />

Flächengröße: ca. 0,09 ha<br />

Rebsorte: Riesling (ca. 9 Jahre alt)<br />

Bodenbewirtschaftung: halboffen<br />

Begrünung: alternierend<br />

Bodentyp: sandiger Lehm<br />

Insektizide: Pheromon-Traubenwickler<br />

Fungizide: Polyram, Folpan, Vento, Kum.<br />

Herbizide: Roundup<br />

Besitzer: Herr Bühler (Kallstadt)<br />

Fläche: Riesling III - Kallstadt<br />

Flächengröße: ca. 2,3 ha<br />

Rebsorten: Riesling (ca. 10 Jahre alt)<br />

Bodenbewirtschaftung: offen<br />

Begrünung: ohne<br />

Bodentyp: lehmiger Sand<br />

Insektizide: Pheromon-Traubenwickler<br />

Fungizide: Polyram, Folpan, Vento, Kumulus<br />

Herbizide: Roundup<br />

Besitzer: Herr Schramm (Kallstadt)<br />

Fläche: Portugieser - Leistadt<br />

Flächengröße: ca. 0,07 ha<br />

Rebsorten: Portugieser (ca. 8 Jahre alt)<br />

Bodenhaltung: offen<br />

Begrünung: nicht vorhanden<br />

Bodentyp: lehmiger Sand<br />

Insektizide: keine Pheromone, Netzschwefel<br />

Fungizide: Polyram, Folpan, Prosper<br />

Herbizide: keine, da VDP-Anlage<br />

Besitzer: Herr Meyer (Leistadt)<br />

- 13 Fallentransekte: Reihe1:<br />

Riesling, Reihe3: Helios, Reihe4:<br />

Pinotin, Reihe 5: Cabernet Blanc,<br />

Reihe7: VB-91-26-5, Reihe9:<br />

Reberger, Reihe15: Rubinet, Reihe<br />

16: Lagrein, Reihe 18: Tempranillo,<br />

Reihe21: Spätburgunder, Reihe22:<br />

Viognier, Reihe23: Goldmuskateller,<br />

Reihe24: Rosenmuskateller<br />

- Anlage: 24 Reihen<br />

- 1 Fallentransekt<br />

(Reihe 05)<br />

- Anlage: 10 Reihen<br />

- 1 Fallentransekt<br />

(Reihe 03)<br />

- Anlage: 5 Reihen<br />

- 1 Fallentransekt<br />

(Reihe 03)<br />

- Anlage: 5 Reihen<br />

- 1 Fallentransekt<br />

(Reihe 14)<br />

- Anlage: 28 Reihen<br />

- 1 Fallentransekt<br />

(Reihe 01)<br />

- Anlage: 4 Reihen<br />

4


Ein weiteres Auswahlkriterium war die Bewirtschaftungsmethode, da agrarökologische<br />

Studien gezeigt haben, dass sich die Bewirtschaftungsform entweder direkt über die<br />

toxischen Wirkungen eingesetzter Pflanzenschutzmittel oder indirekt über die<br />

Veränderungen in der Habitatstruktur und den damit in Verbindung stehenden<br />

mikroklimatischen und raumstrukturellen Veränderungen auf die Populationen von<br />

Bodenarthropoden auswirkt (EKSCHMITT et al. 1997, HUTH 2005).<br />

Ein drittes Flächenauswahlkriterium war die Bodenart, da bei freilandökologischen<br />

Studien mit Kurzflügelkäfern (Staphylinidae) in Rebanlagen des Saale-Unstrut-<br />

Gebietes ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Bodentyp und der Arten- und<br />

Individuenverteilung festgestellt wurde (HUTH 2005, unpubliziert). Aufgrund der<br />

ähnlichen Habitatansprüche und der sich im Boden vollziehenden Eiablage und<br />

Larvalentwicklung von Ohrwürmern und Kurzflügelkäfern (DETTNER, K. & PETERS, W.<br />

1999) kann davon ausgegangen werden, dass die Bodenart auch einen Einfluss auf<br />

die Populationsdichte von Forficula auricularia hat.<br />

Weitere Untersuchungsflächen<br />

Unter diese Rubrik fallen Rebanlagen, die für einmalige Datenerhebungen oder<br />

Kurzzeitversuche von maximal einem halben Jahr genutzt wurden und werden. Die<br />

Rebsortenspiegel dieser Flächen sind in Tabelle 3 zusammengefasst.<br />

Die einmaligen Versuche zur Befallsregulierung mit dem Insektizid SpinTor wurden im<br />

Juli 2007 in einer Deidesheimer <strong>DLR</strong>-Riesling- und Gewürztraminer-Anlage sowie einer<br />

<strong>DLR</strong>-Cabernet-Cubin-Anlage in Neustadt-Königsbach durchgeführt.<br />

Die beiden Repellent-Versuche mit Benzochinon wurden einmalig im Juli 2007 in der<br />

Sortenmix-Anlage „Mußbacher Glockenzehnt“ und im August 2007 in einer Riesling-<br />

Anlage in Deidesheim durchgeführt. Für diese Versuche wurden Rebzeilen<br />

ausgewählt, die nicht für Dauererhebungen und Insektizidversuche verwendet wurden.<br />

In einer weiteren Rieslinganlage des <strong>DLR</strong> <strong>Rheinpfalz</strong> wurden im Juli 2007<br />

Ausdünnungsversuche durchgeführt, um mögliche Auswirkungen dieser Maßnahme<br />

auf den Ohrwurmbefall zu überprüfen.<br />

Die im Oktober 2007 in Neustadt-Mußbach begonnen Versuche zur Befallsminimierung<br />

mittels Umstellung der Winterbodenbearbeitung fanden in einer <strong>DLR</strong>-Huxel-Anlage,<br />

einer Privat-Riesling-Anlage und in den ersten 15 Reihen der <strong>DLR</strong>-Sortenmix-Anlage<br />

„Mußbacher Glockenzehnt“ statt.<br />

In der zuletzt aufgeführten Rebanlage wurden im August 2007 in einer Gasse die<br />

Bodenvorbereitungen für einen Folien-Versuch getroffen. Der Versuch sollte durch die<br />

5


Schaffung eines Folienersatzhabitates in Gassenmitte die Individuendichten von<br />

Forficula auricularia in der Traubenzone reduzieren.<br />

Tabelle 3: Überblick und Charakteristik zu den Rebsorten der Versuchsflächen in<br />

Deidesheim, Neustadt-Königsbach und Neustadt-Mußbach<br />

Sorte (Farbe, Alter)<br />

Kurzzeitversuch mit<br />

Ort<br />

Traubenstruktur<br />

Traubengröße<br />

RIESLING<br />

weiß, ca. 10 Jahre<br />

CABERNET CUBIN<br />

rot, ca. 3 Jahre<br />

SpinTor-V., Repellent-V.,<br />

in Deidesheim, Boden-V.<br />

in Neustadt-Mußbach<br />

SpinTor- Versuch<br />

in Neustadt-Königsbach<br />

dichtbeerig, kompakt,<br />

geschultert<br />

locker- bis dichtbeerig<br />

klein bis<br />

mittelgroß<br />

klein bis<br />

mittelgroß<br />

GEWÜRZTRAMINER<br />

rot, ca. 10 Jahre<br />

SpinTor- Versuch<br />

in Deidesheim<br />

dichtbeerig gedrungen<br />

klein bis<br />

mittelgroß<br />

SILVANER<br />

weiß, ca. 10 Jahre<br />

ACCENT<br />

rot, 3 Jahre<br />

SpinTor-Reldan-Versuch<br />

in Neustadt-Mußbach<br />

Repellent-Versuch<br />

in Neustadt-Mußbach<br />

dichtbeerig, kompakt,<br />

walzenförmig bis<br />

geschultert<br />

lockerbeerig<br />

mittelgroß<br />

mittelgroß<br />

ALLEGRO<br />

rot, 3 Jahre<br />

Repellent-Versuch<br />

in Neustadt-Mußbach<br />

lockerbeerig<br />

mittelgroß<br />

HUXEL<br />

<br />

weiß, 21 Jahre<br />

Boden-Versuche<br />

in Neustadt-Mußbach<br />

locker- bis dichtbeerig, je<br />

nach Verrieselung<br />

groß<br />

2.2 Datenerfassung<br />

2.2.1 Auswahl und Charakteristik Fangmethoden<br />

Auswahl der Fallentypen<br />

Zur Erfassung der auf der Bodenoberfläche aktiven Dermaptera wurden die seit Jahren<br />

in der Freilandökologie etablierten Bodenfallen nach BARBER (1931) verwendet.<br />

Barberfallen sind in den Boden ebenerdig eingelassene Behälter, aufgebaut aus dem<br />

Fanggefäß mit der Fangflüssigkeit Ethylenglykol, einem PVC-Hohlzylinder als Bodenverankerung<br />

und einem Metalldach, zum Schutz vor Niederschlägen beziehungsweise<br />

Verdunstungsschutz für die Fangflüssigkeit.<br />

Um die Individuenanzahl der im Rebstock lebenden Ohrwürmer aufnehmen zu können,<br />

wurden sowohl bekannte Ohrwurmbehausungen, wie zum Beispiel der mit Stroh oder<br />

zusammengefaltetem Zeitungspapier gefüllte Blumentopf (PHLIPPEN 2003, PHILLIPS<br />

1981) und das Bambusrohrbündel (PHLIPPEN 2003), als auch selbst entwickelte<br />

Tagesruheplätze, wie die Holzwollröhre und die mit Holzwolle gefüllte Eierpappe, in<br />

einem Vorversuch getestet (Tabelle 4). Für die eigenen Untersuchungen wurde das<br />

6


von PHLIPPEN (2003) beidseitig offene und horizontal in Obstbäumen angebrachte<br />

Bambusrohrbündel zur Optimierung des Handlings abgewandelt. Die einzelnen<br />

Bambusrohre haben nur noch eine Öffnung, die nach vertikaler Montage am<br />

Rebstamm nach unten zeigt. Durch diese Anbringung wird einerseits ein Regenschutz<br />

und im Inneren der Falle ein optimaler Lichtschutz sowie artspezifische<br />

Luftfeuchtebedingungen gewährleistet, andererseits können die sehr agilen Ohrwürmer<br />

während der Fallendemontage nicht flüchten und fallen automatisch durch die untere<br />

Öffnung in den Fangbeutel.<br />

Tabelle 4: Aufbau und Montage der getesteten Lebensfallentypen<br />

Blumentopf Holzwollröhre Bambusbündel Eierpappe<br />

Material:<br />

Tontopf (ø 11cm) mit<br />

Stroh gefüllt u. einer<br />

Aufhängung versehen<br />

Material:<br />

Wellpappe (20x20 cm) zu<br />

einer Röhre gerollt (ø 8 cm),<br />

mit Holzwolle gefüllt u. mit<br />

Folientüte* überzogen<br />

Material:<br />

3 Bambusstangen<br />

(ø 1 cm, Länge 19 cm) mit<br />

Bindedraht gebündelt<br />

Material:<br />

2 Eierpappen (20x20 cm)<br />

mit Holzwolle gefüllt u. mit<br />

Folientüte* überzogen<br />

(* Regenschutz)<br />

In einem Vorversuch wurden die Fangeffektivität, das Handling, wie z. B. die Montage<br />

und Leerung im Freiland sowie die Fallenreinigung im Labor, der vier<br />

Lebendfallentypen getestet werden. Für diesen Versuch wurden 13 verschiedene<br />

Rebsortenzeilen in der <strong>DLR</strong>-Rebanlage „Mußbacher Glockenzehnt“ als Fallentransekte<br />

ausgewählt. Diese Rebzeilen fungierten ab Juni 2007 als Dauerversuchsparzellen<br />

(siehe Tabelle 2, Seite 4). Die vier Fallenarten wurden in jeder Versuchsreihe<br />

gleichermaßen, d.h. in definierten Abständen angebracht: im Reihenanfang der<br />

Blumentopf, mittig die Holzwollröhre und das Bambusrohrbündel und am Reihenende<br />

die Eierpappe.<br />

Im Balkendiagramm 1a zeigt sich, dass die absoluten Fangeffektivitäten eines<br />

Fallentyps innerhalb der 13 Versuchszeilen stark variieren. Diese Ergebnisse waren<br />

vermutlich eine Folge standortbedingter Umweltschwankungen, wie z.B.<br />

mikroklimatischer Unterschiede, verschiedene Wuchs- und Traubenformen der<br />

Rebstöcke. Bei prozentualer Auftragung der Fangeffektivität (Abbildung 1b) aller<br />

Lebenfallentypen über die 13 Untersuchungsreihen ist ersichtlich, dass die<br />

Bambusrohrfalle mit 33% und die Eierpappen mit 29 % am effektivsten fingen.<br />

7


Dagegen wurden mit den Blumentöpfen und den Holzwollröhren wesentlich weniger<br />

Tiere erfasst (Abbildung 1a, 1b). Ein möglicher Grund könnten die schlechteren<br />

Luftfeuchtebedingungen in diesen Fallentypen sein, welche auf die massive<br />

Sonneneinstrahlung in den Rebanlagen zurückzuführen sind. Zur Messung von<br />

Fallentemperatur und -luftfeuchtigkeit wird im Hochsommer 2008 ein Datenlogger in<br />

einer Bambusfalle installiert.<br />

a) Mußbacher Glockenzehnt (Neustadt-W.):<br />

Fangeffektivität von 4 Lebendfallentypen pro Rebsorte<br />

Rebsorten<br />

Rosenmuskateller<br />

:<br />

Goldmuskateller<br />

Viognier<br />

Spätburgunder<br />

Tempranillo<br />

Lagrein<br />

Rubinet<br />

Reberger<br />

VB91-26-5<br />

Cabernet Blanc<br />

Pinotin<br />

Helios<br />

Riesling<br />

Holzwollröhre<br />

Blumentopf<br />

Eierpappe<br />

Bambusrohrbündel<br />

b) prozentuale Fangeffektivität der<br />

Lebenfallentypen der gesamten<br />

Fallentransekte<br />

29%<br />

33%<br />

20%<br />

18%<br />

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450<br />

Individuenanzahl/Fallentyp<br />

Abbildung 1: 1a) Absolute und 1b) prozentuale Fangeffektivität verschiedener<br />

Lebendfallentypen in 13 Rebsortenparzellen der Rebanlage „Mußbacher Glockenzehnt“<br />

in Neustadt-Mußbach<br />

Nach Auswertung der Fangeffektivität wurden die Bambusfallen als<br />

Erfassungsmethode für die in der Laubwand aktiven Ohrwürmer ausgewählt, weil mit<br />

ihnen signifikant mehr Individuen als mit den Blumentöpfen (p = 0.034) und mit den<br />

Holzwollröhren (p = 0.020) gefangen wurden (Tabelle 5).<br />

Stichprobe 1 Stichprobe 2 p-Wert<br />

Bambusröhre (13 Rebzeilen) Blumentopf (13 Rebzeilen) 0.034<br />

Bambusröhre (13 Rebzeilen) Holzwollröhre (13 Rebzeilen) 0.020<br />

Bambusröhre (13 Rebzeilen) Eierpappe (13 Rebzeilen) 0.374<br />

Eierpappe (13 Rebzeilen) Blumentopf (13 Rebzeilen) 0.146<br />

Eierpappe (13 Rebzeilen) Holzwollröhre (13 Rebzeilen) 0.136<br />

Holzwollröhre (13 Rebzeilen) Blumentopf (13 Rebzeilen) 0.837<br />

Tabelle 5: Ergebnisse des Student-t-Tests: Vergleich der mit den vier Fallentypen<br />

gefangenen Individuen von Forficula auricularia in den 13 Rebsortenparzellen<br />

der Rebanlage „Mußbacher Glockenzehnt“ in Neustadt-Mußbach<br />

Auch hinsichtlich des Handlings und des Zeitaufwandes hatten die Bambusfallen große<br />

Vorteile gegenüber den anderen getesteten Fangsystemen, wie beispielsweise<br />

schnelle Montage, Abnahme und Säuberung. In einzelnen kurzfristig angelegten<br />

Versuchen wurden auch Eierpappefallen eingesetzt.<br />

8


Aufbau Fallentransekt<br />

Zur kontinuierlichen Individuenerfassung von Forficula auricularia wurden in den sechs<br />

b)<br />

Daueruntersuchungsflächen ein oder mehrere Fallentransekte angelegt (siehe Tabelle<br />

2, Seite 4: Fallentransektreihen). Mit Ausnahme der Untersuchungsfläche „Mußbacher<br />

Glockenzehnt“ wurde der Fallentransekt zentral in der Rebanlage installiert, um<br />

Randeffekte wie Ein- und Auswanderung auszuschließen. Innerhalb eines Transektes<br />

wurden vier Barberfallen zur Erfassung der auf dem Boden aktiven Ohrwürmer und vier<br />

Bambusrohrfallen, am Rebstamm auf Höhe des Biegdrahtes, zum Fang der sich im<br />

Rebstock bewegenden Ohrwürmer in gleichem Abstand zueinander aus- bzw.<br />

angebracht (Abbildung 2). Das Fangintervall betrug sieben Tage. Die Fallen wurden in<br />

vierzehntägigem Rhythmus installiert.<br />

Im Anschluss an die Fallenleerung erfolgte im Labor die Auszählung der Individuen mit<br />

Ermittlung des Geschlechterverhältnisses, Unterteilung in Juvenil- und Adultstadien<br />

sowie die Determination auf Artniveau anhand der Bestimmungsliteratur von<br />

STEINMANN (1993). Die quantitative und qualitative Auswertung des Probenmaterials<br />

wurde aufgrund der problemlosen Art- und Geschlechtsbestimmung nach jedem<br />

Fangintervall durchgeführt.<br />

Abbildung 2: Anordnung der Barber- und Bambusfallen im<br />

Fallentransekt (links) und am Rebstock (rechts)<br />

Überprüfung der Fallenfängigkeit<br />

Um die Fängigkeit von Bambusfallen vor und im Traubenschluss zu überprüfen,<br />

wurden zwei Kontrollen in der Neustädter Daueruntersuchungsfläche „Mußbacher<br />

Glockenzehnt“ durchgeführt. Die erste Kontrolle fand am 7. August 2007 in allen 13<br />

Versuchsreihen dieser Rebanlage (siehe Tabelle 2, Seite 4) vor dem Traubenschluss<br />

statt. Dabei wurden die Fangzahlen in den Bambusfallen, die sieben Tage in der<br />

Laubwand montiert waren, mit der Anzahl der im Rebstock siedelnden Ohrwürmer<br />

9


verglichen. Um die im Rebstock verbliebenen Individuen zu erfassen, wurde der Stock<br />

nach Demontage der Bambusfalle dreimal kräftig geschüttelt und die abfallenden<br />

Ohrwürmer in einer weißen Wanne im Unterstockbereich aufgefangen und gezählt.<br />

In Tabelle 6 sind die Vergleiche der Individuenzahlen zwischen Bambusfallen und<br />

Rebstöcken für 52 Fallenstandorte dargestellt. Im Ergebnis zeigt sich, dass bis auf die<br />

11 der in Tabelle 6 grau markierten Vergleiche mehr Individuen in den Bambusfallen<br />

als in den Rebstöcken siedelten, was eine gute Fängigkeit der Bambusfallen vor dem<br />

Traubenschluss nachwies.<br />

Tabelle 6: Vergleich der mit Bambusfallen erfassten Individuen und die in den entsprechenden<br />

Rebstöcken gezählten Individuen von Forficula auricularia vor dem Traubenschluss in 13<br />

Versuchsreihen der Rebanlage „Mußbacher Glockenzehnt“<br />

Sorten:<br />

Individuenanzahl/<br />

Stock1<br />

Individuenanzahl/<br />

Bambusfalle1<br />

Individuenanzahl/<br />

Stock2<br />

Individuenanzahl/<br />

Bambusfalle2<br />

Individuenanzahl/<br />

Stock3<br />

Individuenanzahl/<br />

Bambusfalle3<br />

Individuenanzahl/<br />

Stock4<br />

Individuenanzahl/<br />

Bambusfalle4<br />

Riesling 0 7 10 27 5 11 20 25<br />

Helios 20 48 20 2 50 6 0 25<br />

Pinotin 5 25 25 38 20 30 100 81<br />

Cabernet blanc 0 8 0 3 0 14 0 15<br />

VB_91_26_5 10 36 30 44 25 0 10 24<br />

Reberger 15 19 20 14 25 32 10 46<br />

Rubinet 25 4 20 18 10 4 30 34<br />

Lagrein 10 14 15 9 20 20 15 34<br />

Tempranillo 20 34 1 9 20 8 5 39<br />

Spätburgunder 20 12 3 3 10 15 15 75<br />

Viognier 20 9 10 25 10 12 0 0<br />

Goldmuskateller 10 17 10 16 10 14 10 35<br />

Rosenmuskateller 0 3 3 16 0 44 2 82<br />

Mit einer zweiten Kontrolle, die im Riesling-Transekt der Rebanlage „Mußbacher<br />

Glockenzehnt“ stattfand, wurde die Fängigkeit der Bambusfallen bei Traubenschluss<br />

einer dichtbeerigen Sorte, andererseits das mögliche Leerfangen eines gesamten<br />

Rebstocken mit ein bis drei Bambusfallen pro Stock untersucht. Für diesen Versuch<br />

wurden vier Riesling-Stöcke ausgewählt, die eine ähnliche Wuchsform und<br />

Traubenanzahl aufwiesen. An diesen Rebstöcken wurden ein bis drei Bambusfallen<br />

auf Höhe des Biegdrahtes am Rebstamm vom 28. August bis 4. September 2007<br />

montiert. Am 4. September wurden pro Rebstock sowohl alle Falle(n) als auch alle<br />

Trauben entfernt, um die Anzahl der Ohrwürmer in den Fallen gegenüber der Trauben<br />

zu ermitteln.<br />

Die Ergebnisse in Tabelle 7 zeigen, dass sich auch bei geschlossenen kompakten<br />

Trauben, wie zum Beispiel beim Riesling, mehr als doppelt so viele Individuen in den<br />

Bambusfallen als in den Trauben aufhielten. Dies war unabhängig von der<br />

Fallenanzahl pro Rebstock, es konnten immer noch wenige Ohrwürmer im<br />

Traubeninneren vereinzelter Trauben nachgewiesen werden. Folglich gelang es nicht,<br />

alle Individuen eines Stockes von den Trauben in die Fallen zu locken. Ein möglicher<br />

Grund dafür könnte die Morphologie der Riesling-Traube sein, die zum Traubenschluss<br />

10


ein kompaktes Gebilde aus Einzelbeeren darstellt, in welcher Forficula auricularia<br />

artspezifische Raum- (Lückensystem) und Klimabedingungen (Schutz vor Tageslicht,<br />

Luftfeuchte über 50 %) sowie Nahrung (Traubensaft, Fruchtfleisch, Pilzrasen,<br />

Insektenlarven) vorfindet.<br />

Tabelle 7: Vergleich der mit verschieden vielen Bambusfallen<br />

erfassten Individuen und die in den Trauben gezählten Individuen<br />

von Forficula auricularia im Traubenschluss der Riesling-Versuchsreihe<br />

im „Mußbacher Glockenzehnt“<br />

1 Bambusfalle pro Stock<br />

Traubenanzahl<br />

proStock<br />

Individuenanzahl<br />

proStock<br />

Individuenanzahl<br />

in Trauben<br />

Individuenanzahl<br />

in Bambusfalle<br />

15 114 (100 %) 18 (15.8 %) 96 (84.2 %)<br />

16 35 (100 %) 8 (22,9 %) 27 (77,1 %)<br />

2 Traubenanzahl<br />

Bambusfallen pro Individuenanzahl<br />

Stock<br />

proStock proStock<br />

Individuenanzahl<br />

in Trauben<br />

Individuenanzahl<br />

in Bambusfalle<br />

14 66 (100 %) 38 (57.6 %) 28 (42.4 %)<br />

3 Traubenanzahl<br />

Bambusfallen pro Individuenanzahl<br />

Stock<br />

proStock proStock<br />

Individuenanzahl<br />

in Trauben<br />

Individuenanzahl<br />

in Bambusfalle<br />

13 65 (100 %) 21 (32.3 %) 44 (67,7 %)<br />

2.2.2. Erfassung biotischer und abiotischer Faktoren<br />

Biotische Faktoren<br />

Um mögliche Korrelationen zwischen der Individuen-Verteilung von Forficula<br />

auricularia und den Rebkrautgesellschaften der untersuchten Flächen nachweisen zu<br />

können, wurde die Deckung der Weinbergflora unter Verwendung der Raunkiaerschen<br />

Abundanz-Deckungsskala ermittelt (BRAUN-BLANQUET 1964).<br />

Die Vegetationsaufnahmen wurden an jedem Fallenstandort auf einer Fläche von 1 m²<br />

einmal im Juni und einmal im Oktober 2007 durchgeführt. Zwei Aufnahmen pro Jahr<br />

sind notwendig, um die Frühjahrsgeophyten, Wärmekeimer und spättreibenden Arten<br />

zu erfassen (FISCHER 1983). Mit den Erhebungen wurden zusätzlich die Unterschiede<br />

in der Winter- und Sommerbegrünung der Gassen dokumentiert.<br />

Da Ohrwürmer als typische Lückensystembewohner beschrieben werden, zu deren<br />

Tagespräferenzhabitaten vorwiegend gemulchte Flächen zählen (KOEHLER & CASTNER<br />

1994), wurde für jeden Fallenstandort der Anteil des toten organischen Materials<br />

(TOM) mit der Abundanz-Deckungsskala nach BRAUN-BLANQUET (1964) bestimmt.<br />

Zur Ermittlung eines möglichen Zusammenhangs zwischen der Befallsintensität von<br />

Forficula auricularia und der Wuchsform des Rebstockes, wurden die Rebsorte, die<br />

11


Anzahl der Triebe, die Anzahl der Trauben pro Trieb und die Traubenstruktur für jeden<br />

Fallenstandort erfasst.<br />

Um die Lebensansprüche und Befallsmuster des Gemeinen Ohrwurms an der Rebe<br />

aufklären zu können, wurde an 52 Rebstöcken in der Versuchsanlage „Mußbacher<br />

Glockenzehnt“ im siebentägigem Intervall eine visuelle Bonitur durchgeführt. Dabei<br />

wurden die Befallsdichte und die Befallsstellen, wie z.B. zusammenstoßende Triebe,<br />

eingerollte Blätter, Traubeninneres, Kontaktstelle Stickel und Pflanzenteile, innerhalb<br />

verschiedener Rebstockzonen bestimmt (Abbildung 3).<br />

A1<br />

B1<br />

C1<br />

D1<br />

E1<br />

A2<br />

B2<br />

C2<br />

D2<br />

E2<br />

Abbildung 3: Mögliche Forficula-Tagesruheplätze im Rebstock (obere Bildreihe): Traube (A1),<br />

eingerolltes Blatt (B1), zusammenstoßende Triebe (C1), welke Blätter (D1), Reberziehungseinrichtung<br />

- Metallstickel (E1). Tagesruheplätze mit Befall (untere Bildreihe): Traube (A2),<br />

eingerolltes Blatt (B2), zusammenstoßende Triebe (C2), welke Blätter (D2), Reberziehungseinrichtung<br />

- Metallstickel (E2)<br />

Die Befallsdichte in den vier Rebstockzonen (Z): Z-A:<br />

Rebwurzel bis Biegdraht, Z-B: Biegdraht bis Heftdraht,<br />

Rankdraht<br />

Zone D - 80 cm<br />

Zone E:<br />

Triebe, die über<br />

letzten Rankdraht<br />

stehen<br />

Z-C: Heftdraht bis erster Rankdraht, Z-D: erster bis<br />

zweiter Rankdraht, wurde per Intervallschätzung visuell<br />

quanti-fiziert (Abbildung 4).<br />

Dabei bilden null bis fünf Individuen die Befallsdichte 1,<br />

sechs bis 20 Individuen die Befallsdichte 2, 21 bis 50<br />

Individuen die Befallsdichte 3 und ab 51 Individuen die<br />

Befallsdichte 4.<br />

Rankdraht<br />

Heftdraht<br />

Biegdraht<br />

Zone C - 50 cm<br />

Zone B - 30 cm<br />

Zone A - 60 cm<br />

Die Versuchsergebnisse sind aufgrund der Datenfülle<br />

Abbildung 4: Befallszonen im<br />

Rebstock<br />

12


sowie der speziellen Datenaufbereitung und multivariaten Datenauswertung derzeit<br />

noch in Bearbeitung.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt in der biotischen Datenerfassung stellt die Nestkartierung<br />

über die Wintermonate Dezember bis Februar dar. Ziel dieser Untersuchungen ist,<br />

festzustellen, ob Forficula auricularia direkt in den Rebanlagen überwintert und in<br />

welchen Abschnitten der Rebanlage, wie beispielsweise Unterstockbereich, begrünte<br />

Gasse, unbegrünte Gasse, die Überwinterung und der Nestbau stattfindet. Des<br />

Weiteren soll überprüft werden, in welchen Tiefen die Brutröhre beziehungsweise<br />

Brutkammer angelegt wird, aus wie vielen Eiern ein Gelege besteht und wie das<br />

Nestumfeld aufgebaut ist.<br />

Die Nestkartierung findet seit dem 6. Dezember 2007 zweimal wöchentlich in der<br />

Neustädter Sortenmix-Anlage „Mußbacher Glockenzehnt“ statt, da diese Rebanlage<br />

im Vergleich zu allen anderen Daueruntersuchungsflächen 2007 den stärksten<br />

Ohrwurmbefall aufwies und alternierend begrünt ist. Die Grabungen werden in den 13<br />

Dauerversuchsreihen (siehe Tabelle 2, Seite 4) jeweils fünf Stöcke entfernt von den<br />

eigentlichen Fallenstandorten durchgeführt.<br />

a) b) c)<br />

Abbildung 5: Durchführung der Nestkartierung in der Rebanlage „Mußbacher Glockenzehnt“:<br />

a) Überblick zu den drei Grabungen an einem Standort: 1x im Unterstockbereich, 1 x in der<br />

unbegrünten Gasse, 1 x in der begrünten Gasse, b) Grabung im Unterstockbereich an der<br />

Rebwurzel, c) Grabung in der Gasse<br />

Pro Rebstock werden drei Löcher, die 50 x 50 cm breit und 50 cm tief sind, gegraben.<br />

Ein Loch wird im Unterstockbereich, ein zweites in der begrünten Gasse ungefähr 50<br />

cm neben dem Stock und ein drittes Loch in der unbegrünten Gasse ebenfalls 50 cm<br />

auf Stockhöhe ausgehoben (Abbildung 5).<br />

Abiotische Faktoren<br />

Um die Bewirtschaftungsintensität über die Bewirtschaftungsmethode als abiotischen<br />

Umweltfaktor in die Auswertung einfließen zu lassen, wurden die auf den Probeflächen<br />

13


praktizierten Bewirtschaftungsformen quantifiziert. Die geschlossene<br />

Bodenbewirtschaftung (Rebreihen („Gassen“) vollständig begrünt - extensiv) wurde als<br />

Variable eins, die halboffene Bodenbewirtschaftung (Gassen alternierend begrünt) als<br />

Variable zwei, die offene Bodenbewirtschaftung mit Kompostmulchabdeckung<br />

(Gassenmitte mit Mulchabdeckung) als Variable drei und die offene<br />

Bodenbewirtschaftung (Gassen unbegrünt - am intensivsten) als Variable vier<br />

quantifiziert.<br />

Der Offenbodenanteil, d.h. der Anteil an vegetationsloser Fläche, wurde methodisch<br />

analog zu den Vegetationserhebungen entlang der Bodenfallentransekte bestimmt.<br />

Die für die untersuchten Rebanlagen relevanten Bodentypen: sandiger Lehm und<br />

lehmiger Sand waren bekannt. Für die statistische Auswertung wurden die Bodenarten<br />

als Binärdaten verschlüsselt.<br />

Makroklimatische Parameter, wie z.B. die Lufttemperatur in 20 cm und zwei m Höhe,<br />

die Relative Luftfeuchtigkeit in 20 cm und zwei m Höhe, der Niederschlag in 50 cm<br />

Höhe, die Sonnenstunden pro Tag und die Blattnässe, wurden von den örtlichen <strong>DLR</strong>-<br />

Wetterstationen in Neustadt und Freinsheim gemessen. Zukünftig werden auf allen<br />

Daueruntersuchungsflächen mikroklimatische Lufttemperatur- und Luftfeuchtigkeitsmessungen<br />

mit SYNOTECH-Datenloggern durchgeführt.<br />

2.2.3. Auswahl und Charakteristik von Haltungs- und Zuchtmethoden<br />

Für die im Labor durchgeführten Insektizid- und Zuchtversuche wurden verschiedene<br />

Aufbewahrungs- und Zuchtbehälter entwickelt und nachgebaut. Tabelle 8 gibt einen<br />

Überblick vom Aufbau und der Verwendung aller bisher eingesetzten Aufbewahrungsund<br />

Zuchtbehälter.<br />

Die Insektizid- und Zuchtversuche wurden im August 2007 begonnen und seitdem<br />

fortgeführt. In den Aufbewahrungsbehältern wurden zwei Lagen Cellulosepapier als<br />

Bodenabdeckung ausgelegt. Auf die Celluloseschicht wurden zusätzliche<br />

Versteckmöglichkeiten, wie z.B. Bambus- und Pappröhren, angeboten. Die<br />

Zuchtbehälter wurden je nach Versuchsansatz mit Lehm-, Sand-, Gips- oder<br />

Celluloseboden bestückt (Tabelle 8). Die verwendeten Bodenarten sandiger Lehm und<br />

lehmiger Sand stammten von den Daueruntersuchungsflächen in Leistadt und<br />

Neustadt-Mußbach. Alle verwendeten Aufbewahrungs- und Zuchtbehälter wurden<br />

unabhängig vom Versuch und Standort zweimal wöchentlich, d. h. dienstags und<br />

freitags, gereinigt und mit cirka 20 ml abgestandenem Leitungswasser zweimal leicht<br />

besprüht.<br />

14


Tabelle 8: Auswahl und Charakteristik der Haltungs- und Zuchtbehälter<br />

Frontansicht Draufsicht Aufbau Verwendung<br />

Terrarium<br />

Waschmittelbox<br />

Vollglasterrarium<br />

Reblauskasten<br />

Gipsröhre<br />

PVC-Plastikgefäß<br />

Aufbau:<br />

- Terrarium mit Fliegengitterdeckel<br />

- Länge 60 cm, Höhe 35 cm, ,<br />

Tiefe 30 cm<br />

Inhalt:<br />

- Zellstoffboden mit Eierpappen<br />

+ Bambusröhren<br />

- Lehm- und Komposterde<br />

Koneption:<br />

- eigene Entwicklung<br />

Aufbau:<br />

- PVC-Waschmittelbox mit<br />

Gazeeinsatz im Deckel<br />

- Länge 20 cm, Höhe 26 cm, ,<br />

Tiefe 19 cm<br />

Inhalt:<br />

- Zellstoffboden mit Eierpappen<br />

+ Bambusröhren<br />

Konzeption:<br />

- eigene Entwicklungt<br />

Aufbau:<br />

- Vollglasterrarium mit<br />

Fliegengitterdeckel<br />

- Länge 30 cm, Höhe 26 cm, ,<br />

Tiefe 24 cm<br />

Inhalt:<br />

- grobkörniger Lehmboden<br />

- feinkörniger Sandboden<br />

Konzeption:<br />

- eigene Entwicklung<br />

Aufbau:<br />

- Plexiglaskasten mit<br />

Gazedeckel<br />

- Länge 60 cm, Höhe 80 cm,<br />

Tiefe 10 cm<br />

Inhalt:<br />

- grobkörniger Lehmboden<br />

- feinkörniger Sandboden<br />

Konzeption:<br />

- eigene Entwicklung<br />

Aufbau:<br />

- Gipsröhre mit Luftlochdeckel<br />

(PVC-Petrischale)<br />

- Durchmesser 5,5 cm<br />

- Länge 14 cm<br />

Inhalt:<br />

- Gipsbohrung fungiert<br />

als Brutröhre<br />

Konzeption:<br />

- Nachbau von LAMB &<br />

WELLINGTON (2003)<br />

Aufbau:<br />

- Gefäß mit Gazedeckel<br />

- Durchmesser 6,5 cm<br />

- Höhe 6,5 cm<br />

Inhalt:<br />

- grobkörniger Lehmboden<br />

- Gipsboden<br />

Konzeption:<br />

- eigene Entwicklung<br />

Labor:<br />

Aufbewahrungsbehälter<br />

für Versuchstiere<br />

Versuchsbehälter für<br />

Bodenversuch<br />

Labor:<br />

Aufbewahrungsbehälter<br />

für Versuchstiere:<br />

1 x Weibchen<br />

1 x Männchen<br />

Versuchsbehälter<br />

für Insektizidversuche<br />

Labor:<br />

2 Ansätze für<br />

Zuchtversuche:<br />

1 x Lehmboden<br />

1 x Sandboden<br />

Labor:<br />

2 Ansätze für<br />

Zuchtversuche:<br />

1 x Lehmboden<br />

1 x Sandboden<br />

Freiland:<br />

2 Ansätze für<br />

Zuchtversuche:<br />

1 x Lehmboden<br />

1 x Sandboden<br />

Labor:<br />

5 Ansätze für<br />

Zuchtversuche<br />

Labor:<br />

40 Ansätze für<br />

Zuchtversuche:<br />

38 x Lehmboden<br />

2 x Gipsboden<br />

Freiland:<br />

4 Ansätze für<br />

Zuchtversuche:<br />

4 x Lehmboden<br />

15


Das im dreitägigen Rhythmus durchgeführte Besprühen mit Wasser ist für die<br />

Wasseraufnahme der Ohrwürmer und deren artspezifische Luftfeuchtebedingungen<br />

essentiell (HERTER 1943). Die Fütterung mit Apfel und das Entfernen und Zählen der<br />

toten Tiere erfolgte ebenfalls dienstags und freitags. Den Versuchstieren im Labor<br />

wurde ein natürlicher Tag-Nacht-Rhythmus angeboten. Um eine Dunkelheit der<br />

Erdböden in den Zuchtbehälter zu erzeugen, wurde ein Lichtschutz aus<br />

mehrschichtiger Pappe um den Erdbereich angebracht. Die Zuchtversuche liefen unter<br />

einer relativ konstanten Raumtemperatur von cirka 20°C ab, welche durch die<br />

Raumklimaanlage des Labors eingestellt wurden. Wie bei den Freilandversuchen<br />

wurden die Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit mit einem Datenlogger erfasst. Die im<br />

Freiland stehenden Zuchtbehälter wurden durch ein Thermogefäß vor Frostschäden<br />

geschützt.<br />

Während der Zuchtversuche traten Verluste durch Kannibalismus und anfängliche<br />

Haltungsfehler, wie beispielsweise einem zu geringem Wasserangebot, auf.<br />

2.3 Datenauswertung<br />

Normalverteilung<br />

Um zu entscheiden, ob die Mittelwertvergleiche zahlreicher Versuchsergebnisse über<br />

parametrische bzw. nichtparametriche Tests vorgenommen werden müssen, wurde<br />

zunächst die Normalverteilung aller zu verrechnenden Stichproben mit dem Shapiro-<br />

Wilk-Test überprüft. Dieser Test ist im Statistikprogramm EXSTAT (Version 2007.8.01)<br />

integriert.<br />

Logarithmustransformation<br />

Stichproben, die nicht normal verteilt waren, wurden einer Logarithmustransformation<br />

mittels des Programms PC-ORD (MCCUNE & MEFFORD 1999) unterzogen. Diese<br />

Transformationsmethode, die auf dem dekadischen Logarithmus basiert, verringert die<br />

Varianzheterogenität und verbessert die Datenverteilung (MCCUNE & MEFFORD 1999).<br />

Cluster-Analyse<br />

Beginnend mit der agglomerativen Cluster-Analyse sollten zunächst<br />

Ähnlichkeitsverhältnisse zwischen den untersuchten Weinbergen aufgrund der<br />

Individuenverteilung von Forficula auricularia aufgezeigt werden. Durch dieses<br />

Klassifikationsverfahren können die Informationen größerer Datensätze kondensiert<br />

und durch die Einteilung in Klassen extrahiert werden. Als Distanzmaß wurde die<br />

quadrierte euklidische Distanz eingesetzt und das Cluster-Verfahren nach WARD<br />

(1963) verwendet. Dabei werden die gebildeten Cluster so zusammengefasst, dass die<br />

16


Varianz innerhalb der Gruppen minimiert und zwischen den Gruppen maximiert wird<br />

(JONGMAN et al. 1987). Das am Ende einer Cluster-Analyse produzierte Dendrogramm<br />

gibt durch die Cluster-Aufteilung die vorhandenen Muster der Daten wieder.<br />

Redundanzanalyse<br />

Um zu analysieren, ob die erhobenen biotischen und abiotischen Umweltfaktoren die<br />

Populationsdichte von Forficula auricularia beeinflussen, wurde eine<br />

Redundanzanalyse (RDA) eingesetzt (JONGMAN et al. 1995). Dafür wurden die<br />

Jahresmittel-Individuenzahlen mit einer standardisierten Umweltdatenmatrix, die alle<br />

aufgenommenen Umweltfaktoren enthielt, verrechnet. Mit dem im RDA-Verfahren<br />

enthaltenen Manteltest (forward selection) wurden die Umweltfaktoren ermittelt, welche<br />

die Individuenverteilung signifikant (p-Wert > 0,05) erklären (JONGMAN et al. 1995, TER<br />

BRAAK & SMILAUER 2002). Die Ergebnisse der Redundanzanalyse wurden in einem<br />

Triplots dargestellt. Neben der Lage der Untersuchungsflächen und der räumlichen<br />

Individuenverteilung werden auch die signifikanten Umweltparameter als Vektorpfeile<br />

angezeigt. Aufgrund der Platzierung der Vektorpfeile können Informationen über die<br />

Zusammenhänge der Umweltfaktoren zueinander abgeleitet werden (TER BRAAK &<br />

SMILAUER 2002).<br />

Parametrische Tests<br />

Für die Mittelwertvergleiche zahlreicher Stichproben wurden parametrische Tests<br />

verwendet, da diese genauere Ergebnisse als die nichtparametrischen Tests liefern.<br />

Als parametrischer Test wurde der Student-t-Test verwendet und mit dem Programm<br />

XLSTAT (Version 2007.8.01) durchgeführt. Dessen Teststatistik beschreibt in der<br />

Nullhypothese einen nicht signifikanten Unterschied zwischen den Mittelwerten, der<br />

durch einen größeren p-Wert als dem Signifikanz-Niveau alpha = 0.05 ausgedrückt<br />

wird. Der Nullhypothese steht die Alternativ-Hypothese gegenüber, die einen<br />

signifikanten Unterschied zwischen den Mittelwerten beschreibt, der durch einen<br />

kleineren p-Wert als dem Signifikanz-Niveau alpha = 0.05 erreicht wird.<br />

3. Ergebnisse und Diskussion<br />

3.1 Räumliche Individuenverteilung der Daueruntersuchungsflächen<br />

In den sechs ausgewählten Daueruntersuchungsflächen wurden im Zeitraum vom 29.<br />

Mai bis 17. Oktober 2007 mittels Bambus- und Bodenfallen insgesamt 42.021<br />

Individuen der Art Forficula auricularia erfasst. Andere Ohrwurmarten wurden bis auf<br />

17


ein Weibchen der Art Apterygida media HAGENBACH (Gebüsch-Ohrwurm) nicht in den<br />

Probeflächen nachgewiesen.<br />

Zur räumlichen Darstellung der Individuenverteilungen in den Untersuchungsflächen<br />

wurde die agglomerative Cluster-Analyse (MCCUNE & MEFFORD 1999) angewandt.<br />

Berechnungsgrundlage waren die Jahresmittel-Individuenzahlen, welche aus den<br />

flächenspezifischen Individuenzahlen des Fangzeitraumes 5. Juni bis 17. Oktober 2007<br />

gemittelt wurden.<br />

Die Cluster-Dendrogramme auf Seite 19 zeigen die Aufteilung der Versuchsflächen in<br />

Abhängigkeit von der Individuenverteilung im Unterstockbereich (Abbildung 6) und in<br />

der Laubwand (Abbildung 7). Die in den Dendrogrammen verwendeten Abkürzungen<br />

der Flächennamen sind in Tabelle 9 erklärt.<br />

Tabelle 9: Abkürzungen der in den Cluster-Dendrogrammen verwendeten Flächennamen<br />

Abkürzung Ort Rebsorte Bewirtschaftungsmethode<br />

L_PO_OB Leistadt PORTUGIESER Offene Bodenbewirtschaftung<br />

K_RI_GB Kallstadt RIESLING Geschlossene Bodenbewirts.<br />

K_RI_HB Kallstadt RIESLING Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

K_RI_OB Kallstadt RIESLING Offene Bodenbewirtschaftung<br />

N_RI_HB Neustadt-Mußbach RIESLING Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

N_HE_HB Neustadt-Mußbach HELIOS Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

N_PI_HB Neustadt-Mußbach PINOTIN Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

N_CB_HB Neustadt-Mußbach CABERNET BLANC Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

NV5_HB Neustadt-Mußbach VB 91-26-5 Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

N_RB_HB Neustadt-Mußbach REBERGER Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

N_RU_HB Neustadt-Mußbach RUBINET Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

N_LA_HB Neustadt-Mußbach LAGREIN Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

N_TE_HB Neustadt-Mußbach TEMPRANILLO Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

N_SB_HB Neustadt-Mußbach SPÄTBURGUNDER Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

N_VI_HB Neustadt-Mußbach VIOGNIER Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

N_GO_HB Neustadt-Mußbach GOLDMUSKATELLER Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

N_RO_HB Neustadt-Mußbach ROSENMUSKATELLER Halboffene Bodenbewirtschaftung<br />

N_SM_OB Neustadt-Mußbach SILVANER mit MULCH Offene Bodenbewirtschaftung<br />

Beide Dendrogramme zeigen eine von der Jahresmittel-Individuenzahl abhängige<br />

Aufteilung in zwei voneinander getrennte Cluster (Cluster 1, 2). Unabhängig davon, ob<br />

der Flächengruppierung die im Unterstockbereich oder die in der Laubwand erfasste<br />

Individuenanzahl zu Grunde liegt, gliedert sich ein Großteil der Neustädter<br />

Versuchsparzellen aufgrund seiner hohen Individuenzahlen als Cluster 2a und 2b von<br />

den übrigen Daueruntersuchungsflächen des Clusters 1a und 1b visuell ab (Abbildung<br />

6 und 7).<br />

18


Individuenverteilung im Unterstockbereich - Überblick Versuchsflächen 2007<br />

Information Remaining (%)<br />

100 75 50 25 0<br />

K_RI_GB<br />

N_SM_OB<br />

N_RB_HB<br />

N_TE_HB<br />

K_RI_HB<br />

Cluster 1a<br />

Individuenzahlen/Cluster:<br />

Cluster 1<br />

K_RI_OB<br />

L_PO_OB<br />

N_RI_HB<br />

N_CB_HB<br />

N_V5_HB<br />

N_RU_HB<br />

N_LA_HB<br />

N_GT_HB<br />

N_HE_HB<br />

N_SB_HB<br />

N_PI_HB<br />

N_VG_HB<br />

N_RT_HB<br />

Cluster 1b<br />

Cluster 2a<br />

Cluster 2b<br />

Cluster 1a: 8 bis 15 Individuen<br />

Cluster 1b: 1 bis 5 Individuen<br />

Cluster 2a: 23 bis 25 Individuen<br />

Cluster 2b: 18 bis 22 Individuen<br />

Outlier Analysis (PC-ORD, Version 4.25)<br />

------------------------------------------<br />

ENTITY AVERAGE STANDARD<br />

RANK NAME DISTANCE DEVIATIONS<br />

------------------------------------------<br />

1 L_PO_OB 16.93480 2.85096<br />

------------------------------------------<br />

Cluster 2<br />

Abbildung 6: Dendrogramm einer agglomerativen Cluster-Analyse über die sechs<br />

Daueruntersuchungsflächen, auf Grundlage der mit Barberfallen erfassten Individuen<br />

von Forficula auricularia im Unterstockbereich von Juni bis Oktober 2007<br />

Individuenverteilung in der Laubwand - Überblick Versuchsflächen 2007<br />

Information Remaining (%)<br />

100 75 50 25 0<br />

K_RI_GB<br />

N_CB_HB<br />

N_RT_HB<br />

K_RI_HB<br />

Cluster 1a<br />

Individuenzahlen/Cluster:<br />

Cluster 1<br />

K_RI_OB<br />

N_SM_OB<br />

L_PO_OB<br />

N_RI_HB<br />

N_LA_HB<br />

N_V5_HB<br />

N_RU_HB<br />

N_HE_HB<br />

N_GT_HB<br />

N_PI_HB<br />

N_TE_HB<br />

N_SB_HB<br />

N_VG_HB<br />

N_RB_HB<br />

Cluster 1b<br />

Cluster 2a<br />

Cluster 2b<br />

Cluster 1a: 20 bis 31 Individuen<br />

Cluster 1b: 6 bis 14 Individuen<br />

Cluster 2a: 44 bis 50 Individuen<br />

Cluster 2b: 61 bis 78 Individuen<br />

Outlier Analysis (PC-ORD, Version 4.25)<br />

------------------------------------------<br />

ENTITY AVERAGE STANDARD<br />

RANK NAME DISTANCE DEVIATIONS<br />

------------------------------------------<br />

1 N_RB_HB 40.16765 2.14193<br />

------------------------------------------<br />

Cluster 2<br />

Abbildung 7: Dendrogramm einer agglomerativen Cluster-Analyse über die sechs<br />

Daueruntersuchungsflächen, auf Grundlage der mit Bambusfallen erfassten Individuen<br />

von Forficula auricularia in der Laubwand von Juni bis Oktober 2007<br />

19


Während in den sortenverschiedenen Versuchsparzellen der dreijährigen und<br />

halboffen bewirtschaften Rebanlage „Mußbacher Glockenzehnt“ im Unterstockbereich<br />

22 bis 25 Ohrwürmer im Jahresmittel sowie in der Laubwand 44 bis 78 Individuen im<br />

Jahresmittel erfasst wurden, lagen die der anderen Dauerversuchsflächen zum Teil<br />

weit darunter (Abbildung 6 und 7). Mittels der Outlier Analysis (Ausreißer-Analyse)<br />

wurde errechnet, dass in der halboffen bewirtschaften Rebanlage „Mußbacher<br />

Glockenzehnt“ die Rotweinsorte Reberger (N_RB_HB) die höchsten Jahresmittel-<br />

Individuenzahlen im Vergleich zu allen anderen Untersuchungsflächen in der<br />

Laubwand aufwies (Abbildung 7).<br />

Die geringsten Jahresmittel-Individuenzahlen im Unterstockbereich und in der<br />

Laubwand wurden in den Flächen erfasst, die das Cluster 1b bilden. Zu ihnen zählen<br />

zwei Kallstädter Riesling-Anlagen mit offener (K_RI_OB) und halboffener<br />

Bodenbewirtschaftung (K_RI_HB) sowie die offen bewirtschaftete Leistädter<br />

Portugieser-Anlage (L_PO_OB). Im Unterstockbereich befanden sich hier im<br />

Jahresmittel nur ein bis fünf Individuen und in der Laubwand sechs bis 14 Individuen.<br />

Dabei wird die Portugieser-Anlage in Leistadt aufgrund ihrer geringsten Jahresmittel-<br />

Individuenzahlen im Unterstockbereich und in der Laubwand von den übrigen Flächen<br />

des Clusters 1b abgetrennt und bei der Outlier Analysis als die im Unterstockbereich<br />

dünnst besiedelte Untersuchungsfläche angezeigt (Abbildung 6 und 7).<br />

In der Neustädter Silvaner-Anlage, die durch eine offene Bodenbewirtschaftung mit<br />

Kompostmulchauflage in Gassenmitte gekennzeichnet war (N_SM_OB), wurden 2007<br />

in der Laubwand nur sehr wenige Individuen erfasst. Demzufolge ist diese Fläche mit<br />

im Cluster 1b enthalten (Abbildung 7). Für den Unterstockbereich dieser Anlage wurde<br />

eine höhere Jahresmittel-Individuenzahl berechnet, die dazu führt, dass die Fläche im<br />

Cluster-Abschnitt 1a angeordnet wird (Abbildung 6). In diesem sind Rebanlagen<br />

gruppiert, die im Unterstockbereich acht bis 15 Individuen im Jahresmittel und in der<br />

Laubwand 20 bis 31 Individuen im Jahresmittel aufwiesen (Abbildung 6 und 7). Zu<br />

dieser Cluster-Gruppe gehört beispielsweise die geschlossen bewirtschaftete Riesling-<br />

Anlage in Kallstadt. Diese wies im Jahresmittel einerseits weniger Individuen<br />

gegenüber den intensiver bewirtschafteten Anlagen in Kallstadt auf, andererseits lagen<br />

diese Jahresmittel-Individuenzahlen deutlich unter denen der Neustädter Anlage<br />

„Mußbacher-Glockenzehnt“ (Abbildung 6 und 7).<br />

Um zu überprüfen, ob sich die visuellen Flächenunterschiede der für den Unterstockund<br />

Laubwandbereich dargestellten Cluster auch statistisch bestätigen lassen, wurden<br />

mit den flächenspezifischen Individuenzahlen für den Zeitraum Juni bis Oktober 2007<br />

20


Mittelwertvergleiche durchgeführt. Die Flächenvergleiche wurden separat für den<br />

Unterstock- und Laubwandbereich durchgeführt.<br />

Der Übersichtlichkeit halber werden zuerst die Flächenvergleiche zwischen der<br />

Neustädter Rebanlage „Mußbacher Glockenzehnt“ und den anderen fünf<br />

Daueruntersuchungsflächen aufgeführt (Tabellen 10 und 11). Die p-Werte in Tabelle<br />

10 zeigen, dass sich die im Unterstockbereich erfassten Individuenzahlen zwischen<br />

den sechs Untersuchungsflächen nicht signifikant unterschieden.<br />

Tabelle 10: Student-t-Test: Mittelwertvergleiche der Individuenzahlen im Unterstockbereich<br />

über den p-Wert zwischen der Neustädter Rebanlage „Mußbacher Glockenzehnt“ und den<br />

anderen fünf Daueruntersuchungsflächen<br />

Barberfallen-Flächenvergleich über p-Wert:<br />

Sorten<br />

Kallstadt<br />

Riesling_GBW<br />

Kallstadt<br />

Riesling_HBW<br />

Kallstadt<br />

Riesling_OBW<br />

Leistadt<br />

Portugieser_OBW<br />

Neustadt-M.<br />

Silvaner_OBWMulch<br />

Neustadt-M._Riesling_HBW 0.384 0.297 0.272 0.064 0.338<br />

Neustadt-M._Helios_HBW 0.605 0.499 0.469 0.129 0.493<br />

Neustadt-M._Pinotin_HBW 0.667 0.569 0.544 0.191 0.539<br />

Neustadt-M._Cabernet blanc_HBW 0.673 0.581 0.558 0.217 0.545<br />

Neustadt-M._VB_91_26_5_HBW 0.497 0.399 0.372 0.098 0.418<br />

Neustadt-M._Reberger_HBW 0.966 0.865 0.843 0.329 0.747<br />

Neustadt-M._Rubinet_HBW 0.730 0.608 0.574 0.130 0.576<br />

Neustadt-M._Lagrein_HBW 0.557 0.443 0.410 0.085 0.461<br />

Neustadt-M._Tempranillo_HBW 0.861 0.738 0.706 0.169 0.662<br />

Neustadt-M._Spätburgunder_HBW 0.889 0.776 0.748 0.224 0.686<br />

Neustadt-M._Viognier_HBW 0.511 0.390 0.353 0.051 0.431<br />

Neustadt-M._Goldmuskateller_HBW 0.626 0.521 0.492 0.142 0.508<br />

Neustadt-M._Rosenmuskateller_HBW 0.684 0.567 0.534 0.129 0.547<br />

Tabelle 11: Student-t-Test: Mittelwertvergleiche der Individuenzahlen im Laubwandbereich<br />

über den p-Wert zwischen der Neustädter Rebanlage „Mußbacher Glockenzehnt“ und den<br />

anderen fünf Daueruntersuchungsflächen<br />

Bambusfallen-Flächenvergleich über p-Wert:<br />

Sorten<br />

Kallstadt<br />

Riesling_GBW<br />

Kallstadt<br />

Riesling_HBW<br />

Kallstadt<br />

Riesling_OBW<br />

Leistadt<br />

Portugieser_OBW<br />

Neustadt-M.<br />

Silvaner_OBWMulch<br />

Neustadt-M._Riesling_HBW 0.233 0.128 0.080 0.058 0.211<br />

Neustadt-M._Helios_HBW 0.175 0.096 0.060 0.044 0.169<br />

Neustadt-M._Pinotin_HBW 0.119 0.074 0.053 0.042 0.140<br />

Neustadt-M._Cabernet blanc_HBW 0.474 0.226 0.113 0.072 0.201<br />

Neustadt-M._VB_91_26_5_HBW 0.221 0.113 0.066 0.047 0.166<br />

Neustadt-M._Reberger_HBW 0.132 0.095 0.075 0.064 0.118<br />

Neustadt-M._Rubinet_HBW 0.197 0.102 0.060 0.043 0.184<br />

Neustadt-M._Lagrein_HBW 0.282 0.168 0.113 0.085 0.237<br />

Neustadt-M._Tempranillo_HBW 0.191 0.136 0.107 0.090 0.188<br />

Neustadt-M._Spätburgunder_HBW 0.151 0.096 0.070 0.056 0.111<br />

Neustadt-M._Viognier_HBW 0.198 0.135 0.103 0.084 0.179<br />

Neustadt-M._Goldmuskateller_HBW 0.245 0.148 0.101 0.077 0.189<br />

Neustadt-M._Rosenmuskateller_HBW 0.633 0.266 0.101 0.054 0.238<br />

Die für die Laubwand durchgeführten flächenspezifischen Individuenvergleiche in<br />

Tabelle 11 zeigen, dass aufgrund der großen Abweichungen in den Individuenzahlen<br />

zwischen vier Neustädter Versuchsparzellen (Sorten: Helios, Pinotin, VB 91-26-5,<br />

Rubinet) und der Leistädter Portugieser-Anlage signifikante Unterschiede auftreten: p =<br />

0.044, 0.042, 0.047 und 0.043. Zwischen den Individuenzahlen der restlichen<br />

Neustädter Versuchsparzellen und der Portugieser-Anlage in Leistadt wurden keine<br />

signifikanten Unterschiede errechnet.<br />

21


Beim Ausgrenzen der stark befallenen Rebanlage „Mußbacher Glockenzehnt“ aus den<br />

Flächenvergleichen treten keine signifikanten Unterschiede zwischen den mittleren<br />

Individuenzahlen mehr auf, unabhängig davon, ob der Unterstock- oder<br />

Laubwandbereich betrachtet wird (Tabelle 12 und 13). Diese nichtsignifikanten p-Werte<br />

resultieren zum einen aus den ähnlichen Individuenzahlen zwischen diesen Flächen.<br />

Zum anderen wiesen die Versuchsanlagen in Kallstadt und Leistadt sowie die<br />

gemulchte Silvaner-Anlage in Neustadt wesentlich geringere Befallsdichten auf als der<br />

„Mußbacher Glockenzehnt“.<br />

Tabelle 12: Student-t-Test: Mittelwertvergleiche der Individuenzahlen<br />

im Unterstockbereich über den p-Wert zwischen der gemulchten Silvaner-Anlage<br />

in Neustadt und den Rebanlagen in Kallstadt u. Leistadt<br />

Barberfallen-Flächenvergleich über p-Wert:<br />

Stichprobe 1 Stichprobe 2 p-Wert<br />

Leistadt_Portugieser_OBW Kallstadt_Riesling_GBW 0.389<br />

Leistadt_Portugieser_OBW Kallstadt_Riesling_HBW 0.410<br />

Leistadt_Portugieser_OBW Kallstadt_Riesling_OBW 0.392<br />

Leistadt_Portugieser_OBW Neustadt-M._Silvaner_OBWMulch 0.771<br />

Kallstadt_Riesling_GBW Neustadt-M._Silvaner_OBWMulch 0.778<br />

Kallstadt_Riesling_HBW Neustadt-M._Silvaner_OBWMulch 0.837<br />

Kallstadt_Riesling_OBW Neustadt-M._Silvaner_OBWMulch 0.846<br />

Tabelle 13: Student-t-Test: Mittelwertvergleiche der Individuenzahlen<br />

im Laubwandbereich über den p-Wert zwischen der gemulchten<br />

Silvaner-Anlage in Neustadt und Rebanlagen in Kallstadt und Leistadt<br />

Bambusfallen-Flächenvergleich über p-Wert:<br />

Stichprobe 1 Stichprobe 2 p-Wert<br />

Leistadt_Portugieser_OBW Kallstadt Riesling_GBW 0.145<br />

Leistadt_Portugieser_OBW Kallstadt Riesling_HBW 0.337<br />

Leistadt_Portugieser_OBW Kallstadt Riesling_OBW 0.505<br />

Leistadt_Portugieser_OBW Neustadt-M._Silvaner_OBWMulch 0.314<br />

Kallstadt_Riesling_GBW Neustadt-M._Silvaner_OBWMulch 0.384<br />

Kallstadt_Riesling_HBW Neustadt-M._Silvaner_OBWMulch 0.571<br />

Kallstadt_Riesling_OBW Neustadt-M._Silvaner_OBWMulch 0.634<br />

Abschließend konnte durch einen Individuenzahlenvergleich über alle Flächen gezeigt<br />

werden, dass sich über die Vegetationsperiode hinweg signifikant mehr Individuen in<br />

der Laubwand (p = 0,002) als im Unterstockbereich aufhielten. Anders ausgedrückt,<br />

wurden mit den Bambusfallen signifikant mehr Individuen gefangen als mit den<br />

Barberfallen.<br />

22


3.2 Einfluss von Biotik und Abiotik auf die Individuenverteilung<br />

Unter Verwendung einer Redundanzanalyse wurde versucht, die durch die Cluster-<br />

Analyse aufgezeigten und auf der Individuenverteilung basierenden Ähnlichkeitsmuster<br />

der Probeflächen durch Umweltfaktoren zu erklären. Mit dem im RDA-Verfahren<br />

enthaltenen Monte Carlo Permutationstest (RDA-forward selection) wurden die<br />

Umweltfaktoren ermittelt, die einen signifikanten Einfluss (p-Wert < 0,05) auf die<br />

Individuenverteilung der Versuchsflächen haben (Tabelle 4).<br />

Tabelle 14: Ergebnisse der RDA-forward selection, die auf den 14 abgebildeten Umweltfaktoren<br />

und den im Zeitraum Juni bis Oktober 2007 erfassten Individuen im Unterstock- und<br />

Laubwandbereich basieren. Der p-Wert zeigt, ob der Umweltfaktor die Individuenverteilung<br />

signifikant (p < 0,05) erklärt<br />

Matrix 1 - Individuenzahlen Matrix 2 - Umweltfaktoren p-Wert<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Vegetationsdeckung 0.001<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Lufttemperatur in 2 m Höhe 0.001<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Mittlere Sonnenstundenanzahl 0.001<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Blattnässe in 2 m Höhe 0.001<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Lufttemperatur in 2 m Höhe 0.002<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Relative Luftfeuchte in 2 m Höhe 0.002<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Niederschlagsmenge in 50 cm Höhe 0.002<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Sandiger Lehm (Bodenart) 0.003<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Lehmiger Sand (Bodenart) 0.004<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Offenbodenanteil (vegetationslos) 0.018<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Bewirtschaftungsintensität 0.021<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Traubendichte in % 0.150<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Anzahl der Triebe pro Rebstock 0.357<br />

Individuenzahlen 2007 (Unterstock + Laubwand) Totes organisches Material (TOM) 0.611<br />

Aus den p-Werten in Tabelle 14 ist ersichtlich, dass die Vegetationsdeckung, die<br />

Bodenarten, die Bewirtschaftungsintensität und sechs makroklimatische Parameter die<br />

Individuenverteilung signifikant steuerten. Lediglich die Traubendichte, die Anzahl der<br />

Triebe pro Rebstock und das sich auf der Bodenoberfläche angereicherte tote<br />

organische Material (zum Beispiel abgestorbene Blatt- und Holzmasse) hatten keinen<br />

signifikanten Einfluss auf die Individuenverteilung in den sechs Untersuchungsflächen<br />

(Tabelle 4).<br />

Die Ergebnisse der Redundanzanalyse sind im Triplot-Diagramm in Abbildung 8<br />

dargestellt. Dieser Ordinationsplot veranschaulicht die Zusammenhänge zwischen den<br />

signifikanten Umweltfaktoren (Tabelle 14) und den im Unterstock- und<br />

Laubwandbereich erfassten Individuenzahlen aller Daueruntersuchungsflächen.<br />

23


Achse 2<br />

Forficula<br />

Achse 1<br />

Forficula<br />

Eigenwerte der Achse 1 / Achse 2: 0,777 / 0,088<br />

Abbildung 8: Triplot der Redundanzanalyse der ersten und zweiten Achse, in dem die<br />

Individuenverteilung von Forficula auricularia im Unterstock- und Laubwandbereich, die<br />

unterschiedlich bewirtschafteten Weinberge und die mittels RDA-forward selection bestimmten<br />

signifikanten (p < 0,05) Umweltparameter dargestellt sind. Die Ordination basiert auf den<br />

Jahresmitteln der Individuen- und Umweltdaten, wobei die Umweltdatenmatrix standardisiert<br />

wurde<br />

Im Triplot werden neben der räumlichen Lage der Rebanlagen (Dreiecksymbole) und<br />

der Individuenverteilung im Unterstock- (Forficula_Unterstockbereich) und Laubwandbereich<br />

(Forficula_Laubwand) auch die Umweltfaktoren als Vektorpfeile angezeigt<br />

(Abbildung 8). Aufgrund der Platzierung der Vektorpfeile können Informationen über<br />

die Zusammenhänge der Umweltfaktoren zueinander abgeleitet werden (TER BRAAK &<br />

SMILAUER 2002). Stehen die Umweltvektoren senkrecht aufeinander, besteht kein<br />

Zusammenhang zwischen ihnen. Ordnen sich die Pfeile in einem Winkel über 90° an,<br />

sind die Variablenkorrelationen negativ geprägt, d. h., wenn sich ein Faktor verstärkt,<br />

verliert der zweite an Wirkung. Bildet sich zwischen den Parametervektoren ein Winkel<br />

unter 90° aus, kann eine positive Korrelation angen ommen werden. Verstärkt sich die<br />

Wirkung eines Parameters, so verstärkt sich auch die des zweiten.<br />

Aufgrund der komplexen ökologischen Zusammenhänge, die der Triplot in Abbildung 8<br />

zeigt, werden die folgenden Ergebnisse flächenspezifisch vorgestellt:<br />

Die Versuchsreihen der Neustädter Rebanlage „Mußbacher Glockenzehnt“ mit<br />

halboffener Bodenbewirtschaftung gliedern sich als Gruppe im linken Ordinationsraum<br />

von den restlichen ab. Grund dafür sind die hohen Individuendichten im Unterstock-<br />

und Laubwandbereich, die im Diagramm durch die geringe Distanz der Neustädter<br />

Rebparzellen-Dreiecke zu den Artpunkten „Forficula_Unterstockbereich“ und<br />

24


„Forficula_Laubwand“ aufgezeigt werden. Die hohen Individuendichten sind auf den<br />

Lehmboden, die Zusammensetzung der Vegetationsdeckung sowie auf<br />

makroklimatische Faktoren, wie Blattnässe in zwei m Höhe, Sonnenstundenmittel,<br />

Niederschlag in 50 cm Höhe, Lufttemperaturen in 20 cm und zwei m Höhe,<br />

zurückzuführen. Diese Korrelationen werden im Triplot durch die direkte Lage der<br />

Forficula-Artpunkte an den Vektorspitzen der zuvor genannten Umweltfaktoren<br />

ausgedrückt. Des Weiteren zeigen alle zuvor genannten Umweltvektoren aufgrund<br />

ihrer Winkelstellung unter 90° eine positive Korrel ation zueinander, d.h. mit<br />

zunehmendem Lehmgehalt des Bodens verstärkt sich auch die Vegetationsdeckung.<br />

Der positive Zusammenhang zwischen den Klimadaten und der Vegetationsdeckung<br />

beziehungsweise des Bodentyps muss kritisch betrachtet werden, da es sich um<br />

makroklimatische Daten handelt, die nicht direkt in der Rebanlage erhoben wurden.<br />

Aus diesem Grund sich die hohen Individuendichten im Unterstockbereich<br />

wahrscheinlich nur auf das für den Ohrwurm ganzjährig wirkende günstige Makroklima<br />

zurückzuführen. Bereits im Mai wurde eine große Larvendichte am Boden ermittelt, die<br />

vermutlich auf die hohen Apriltemperaturen und der damit raschen Larvalentwicklung<br />

zurückzuführen ist.<br />

Ein anderer Grund für die hohe Larvendichte ist der grobschollige Lehmboden dieser<br />

Anlage, von dem der Bau der Brutröhre und damit der gesamte Fortpflanzungserfolg<br />

abhängt (siehe Kapitel 3.6.1). Auch die aus dieser Bodenart resultierende<br />

Vegetationsdeckung, die sich neben drei Grasarten hauptsächlich aus dem Gemeinen<br />

Löwenzahn (Taraxacum officinale WIGGERS), der Ackerwinde (Convolvulus arvensis<br />

(L.) SCOP.) und dem Zwerg-Storchschnabel (Geranium pusillum BURN. fil.)<br />

zusammensetzt, hat entscheidenden Einfluss auf die Individuendichte. Zum einen<br />

wurde bei Nestkartierungen festgestellt, dass sich der Großteil der Nester<br />

ausschließlich in der begrünten Gasse befand und viele Nester direkt im bzw. am<br />

Wurzelmaterial von Taraxacum officinale, Convolvulus arvensis und Stellaria media<br />

gefunden wurden (siehe Kapitel 3.6.1). Zum anderen begünstigen hohe<br />

Vegetationsdichten von Convolvulus arvensis und Stellaria media am Rebstamm<br />

wahrscheinlich das Aufwandern der Ohrwürmer in die Laubwand.<br />

Ein weiterer Grund für die starke Korrelation zwischen der Vegetationsdeckung und der<br />

Individuendichte in der Laubwand könnte das Abmulchen der begrünten Gassen sein.<br />

Vermutlich wirken sich die aus dem Abmulchen resultierenden Habitatveränderungen,<br />

wie zum Beispiel Mikroklima und Habitatstruktur, auf die artspezifischen<br />

25


Lebensbedingungen negativ aus, so dass die Ohrwürmer vom Bodenbereich in die<br />

Laubwand abwandern.<br />

Die Neustädter Silvaner-Anlage, die Kallstädter Riesling-Anlagen sowie der Leistädter<br />

Portugieser-Anlage werden aufgrund ihrer wesentlich geringeren Individuenzahlen von<br />

der Neustädter Anlage „Mußbacher Glockenzehnt“ stark distanziert und im rechten<br />

Ordninationsraum angeordnet (Abbildung 8, Seite 24). Die geringen Individuendichten<br />

im Unterstock- und Laubwandbereich der offen bewirtschafteten Riesling-Anlage in<br />

Kallstadt und der offen bewirtschafteten Portugieser-Anlage in Leistadt sind primär auf<br />

den Sandboden, die starke Bewirtschaftungsintensität und die Luftfeuchte in zwei m<br />

Höhe zurückzuführen. Dies äußert sich im Triplot durch die unmittelbare Nähe ihrer<br />

Flächendreiecke zu den Vektorspitzen der genannten Umweltfaktoren<br />

Auch bei diesen Rebanlagen muss die Korrelation zwischen der Luftfeuchtigkeit in 2 m<br />

Höhe und der Individuenanzahl mit Vorsicht betrachtet werden, da dieser<br />

Klimaparameter regional und nicht direkt in den Daueruntersuchungsflächen gemessen<br />

wurde.<br />

Im Gegensatz dazu kann die Korrelation zwischen dem Bodentyp lehmiger Sand und<br />

der Individuenverteilung durch 2007 durchgeführte Zuchtversuche im Freiland und<br />

Labor sicher bestätigt werden (siehe Kapitel 3.6.1). Die Versuche zeigten, dass die<br />

Ohrwurmweibchen in den Zuchtbehältern mit Sandboden aus der Leistädter<br />

Portugieser-Anlage keine Brutröhren anlegen konnten und somit keine Eiablage<br />

stattfand. Im Vergleich dazu wurden in den Zuchtbehältern mit Lehmboden aus der<br />

Neustädter Sortenmix-Anlage wöchentlich mehrere Nester mit Eiern angelegt.<br />

Da der Sandboden und die intensive offene Bodenbewirtschaftung eine starke<br />

Reduzierung der Vegetationsdeckung zur Folge haben, was im Triplot durch die<br />

Vektorstellung (über 90°) zwischen den Umweltfaktor en Bewirtschaftungsintensität,<br />

Sandboden und Vegetationdeckung aufgezeigt wird, findet hier Forficula auricularia<br />

nur bedingt artspezifische Habitatstrukturen und -bedingungen im Unterstockbereich<br />

vor.<br />

Es ist davon auszugehen, dass die Ohrwürmer in Anlagen mit Sandböden erst zu<br />

Blütebeginn einwandern, da aufgrund der Feinkörnigkeit und fehlenden Vegetation<br />

dieses Bodentyps eine Eiablage bzw. Überwinterung kaum möglich ist. Zukünftige<br />

Nestkartierungen in diesen Anlagen werden diese Hypothesen überprüfen.<br />

Im Vergleich zu den offen bewirtschafteten Rebanlagen in Kallstadt und Leistadt<br />

wurden in der ebenfalls offen bewirtschafteten Neustädter Silvaner-Anlage höhere<br />

Individuenzahlen im Unterstock- und Laubwandbereich erfasst. Grund dafür war die<br />

26


Kompostrindenmulchauflage in der Gassenmitte, auf die der große vegetationsfreie<br />

Offenbodenanteil dieser Anlage zurückzuführen war. Aus diesem Grund befindet sich<br />

diese Fläche im Triplot direkt an der Vektorspitze des Parameters Offenboden<br />

(Abbildung 8, Seite 24). Obwohl die Anlage den für Ohrwürmer eher ungeeigneten<br />

Sandboden aufwies, fanden die Tiere als typische Lückensystembewohner in der<br />

Mulchauflage Raum- und Nahrungsressourcen. Es entstehen in diesen<br />

Bodenabdeckungen Mikrolebensräume, die Schutz vor ungünstigen<br />

Witterungseinflüssen und Räubern bieten (ANDERSON 1978, GOOD & GILLER 1991).<br />

Hier leben zahlreiche Destruenten wie Milben, Springschwänze und Insektenlarven, die<br />

nicht nur für Coleopteren potenzielle Beutetiere darstellen (RIECHERT & BISHOP 1990),<br />

sondern vermutlich auch für Forficula auricularia. Aufgrund der attraktiven<br />

Mulchauflage wurden in den Monaten Juni und Juli 2007 mehr Individuen im<br />

Unterstockbereich als in der Laubwand erfasst. Gegenteilige Beobachtungen wurden in<br />

der direkt benachbarten Sortenmix-Anlage „Mußbacher Glockenzehnt“ gemacht. Hier<br />

wanderten die Ohrwürmer aufgrund der fehlenden Mulchauflagen schon im Juni in die<br />

Laubwand ein.<br />

Der positive Einfluss von Stroh- und Rindenmulchabdeckungen auf die Arten- und<br />

Individuenverteilung von Kurzflügelkäfern (Staphylinidae) wurde für Rebanlagen im<br />

Saale-Unstrut-Gebiete bestätigt (HUTH 2005, unpubliziert).<br />

In den geschlossen und halboffen bewirtschafteten Riesling-Anlagen in Kallstadt<br />

wurden im Vergleich zu der Neustädter Sortenmix-Anlage weniger und im Vergleich zu<br />

den zwei offen bewirtschafteten Anlagen mehr Individuen im Unterstock- und<br />

Laubwandbereich erfasst. Beide Anlagen standen auf Lehmboden, der gute<br />

Voraussetzungen für Fortpflanzung und Überwinterung bot. Außerdem waren in<br />

vollständig oder alternierend begrünten Anlagen im Unterstockbereich mehr Nahrungsund<br />

Raumressourcen verfügbar, was eine schwächere Aufwanderung in die Laubwand<br />

zur Folge hatte.<br />

3.3 Einfluss der Rebsorten auf die Individuenverteilung<br />

Obwohl die Rebsorte im Gesamtflächenvergleich statistisch keinen signifikanten<br />

Einfluss auf die Jahresmittel-Individuenzahlen des Unterstock- und Laubwandbereichs<br />

hatte (siehe Tabelle 14, Seite 23), aber trotzdem sortenspezifische Unterschiede in der<br />

Befallsdichte regelmäßig beobachtet wurden, wurde ein zweiter Vergleich mit der<br />

Neustädter Sortenmix-Anlage „Mußbacher Glockenzehnt“ durchgeführt. Hierfür<br />

wurden die für den Unterstockbereich und die Laubwand errechneten Monatsmittel-<br />

27


Individuenzahlen der 13 verschiedenen Rebparzellen graphisch dargestellt (Abbildung<br />

10 und 11) und mittels Student-t-Test statistisch verglichen (Tabelle 15 und 16). Im<br />

Diagramm 10 ist ersichtlich, dass lediglich im Monat Juni sortenspezifische<br />

Unterschiede zwischen den Individuenzahlen des Unterstockbereichs auftraten, welche<br />

anhand der Redundanzanalyse offensichtlich durch klimatische Unterschiede<br />

entstanden. Des Weiteren kann der Blütebeginn der Gescheine, der den Ohrwürmern<br />

durch die Blütenpollen eine neue Nahrungsressource liefert (DETTNER & PETERS 1999),<br />

als Grund für die sortenabhängigen Schwankungen der Individuenzahlen im<br />

Unterstockbereich verantwortlich sein. Dies wäre eine Erklärung dafür, dass zum<br />

Beispiel die Graphen der Weinsorten Viognier, Tempranillo, Reberger und Rubinet<br />

schon im Juni sehr flach verlaufen, da diese Sorten bereits seit 22. Mai 2007 in der<br />

Vollblüte beziehungsweise Nachblüte standen und die Ohrwürmer vom<br />

Unterstockbereich in die Laubwand zu dieser Nahrungsquelle aufwanderten (Abbildung<br />

10).<br />

Mussbacher Glockenzehnt (Neustadt/W.): sortenabhängiger<br />

Vergleich der mittleren Individuenzahl/Stock im Unterstockbereich<br />

von Juni bis Oktober 2007<br />

mittlere<br />

Individuenzahl/Barberfalle<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

06_2007 07_2007 08_2007 09_2007 10_2007<br />

Monate 2007<br />

Weißweinsorten:<br />

Rotweinsorten:<br />

Riesling<br />

Helios<br />

Pinotin<br />

Cabernet Blanc<br />

VB91_26_5<br />

Reberger<br />

Rubinet<br />

Lagrein<br />

Tempranillo<br />

Spätburgunder<br />

Viognier<br />

Goldmuskateller<br />

Rosenmuskateller<br />

Abbildung 10: Sortenspezifischer Vergleich der Monatsmittel-Individuenzahlen im<br />

Unterstockbereich von Juni bis Oktober 2007 der Neustädter Sortenmix-Anlage<br />

Vergleicht man den Graphenverlauf von Riesling und Pinotin, die am 22. Mai 2007 erst<br />

in der Vorblüte standen sowie den Graphenverlauf von blütenlosen Jungreben, wie z.B.<br />

Cabernet blanc, fällt auf, dass sich im Juni in diesen Sorten wesentlich mehr Individuen<br />

im Unterstockbereich aufhielten, da noch keine Nahrungsquelle im Laubwandbereich<br />

lockte (Abbildung 10).<br />

Ab Juli 2007 fallen alle Graphen unabhängig von der Rebsorte stark ab und nähern<br />

sich bereits im August dem Nullbereich an (Abbildung 10), weil der Unterstockbereich<br />

28


mit zunehmender Traubenreife mit großer Wahrscheinlichkeit immer unattraktiver für<br />

Forficula auricularia wurde. Demgegenüber wurde die Laubwand mit den reifenden<br />

Trauben für die Tiere deutlich attraktiver als Raum- und Nahrungsressourcen. Zudem<br />

fördert ein Herbizideinsatz im Unterstockbereich, das Abmulchen der begrünten und<br />

das Grubbern der unbegrünten Gassen die Habitatnivellierung (MORRIS 1981,<br />

GERSTMEIER & LANG 1996), welche eine Verschlechterung der artspezifischen Raumund<br />

Klimabedingungen zur Folge hat.<br />

Obwohl visuell sortenspezifische Unterschiede in den Individuenzahlen des<br />

Unterstocksbereichs erkennbar waren, konnten diese statistisch nicht abgesichert<br />

werden (Tabelle 15).<br />

Tabelle 15: Student-t-Test: Mittelwertvergleiche zwischen den sortenspezifischen Individuenzahlen<br />

im Unterstockbereich von Juni bis Oktober 2007 der Neustädter Sortenmix-Anlage<br />

Unterstockbereich-Sortenvergleich über p-Wert:<br />

Sorten Riesling Helios Pinotin<br />

Cabernet<br />

Tempranillgundekatellekateller<br />

Spätbur-<br />

Goldmus-<br />

Rosenmus-<br />

VB9126_5 Reberger Rubinet Lagrein<br />

Viognier<br />

blanc<br />

Riesling x 0.691 0.673 0.696 0.836 0.386 0.509 0.700 0.395 0.403 0.709 0.675 0.570<br />

Helios 0.691 x 0.956 0.968 0.852 0.619 0.812 0.968 0.665 0.661 0.936 0.978 0.878<br />

Pinotin 0.673 0.956 x 0.991 0.820 0.685 0.876 0.924 0.740 0.732 0.893 0.977 0.934<br />

Cabernet blanc 0.696 0.968 0.991 x 0.838 0.691 0.873 0.938 0.746 0.737 0.910 0.987 0.928<br />

VB9126_5 0.836 0.852 0.820 0.838 x 0.505 0.664 0.873 0.532 0.534 0.893 0.832 0.728<br />

Reberger 0.386 0.619 0.685 0.691 0.505 x 0.753 0.568 0.893 0.922 0.518 0.642 0.704<br />

Rubinet 0.509 0.812 0.876 0.873 0.664 0.753 x 0.761 0.828 0.814 0.709 0.838 0.932<br />

Lagrein 0.700 0.968 0.924 0.938 0.873 0.568 0.761 x 0.604 0.605 0.967 0.945 0.834<br />

Tempranillo 0.395 0.665 0.740 0.746 0.532 0.893 0.828 0.604 x 0.973 0.540 0.692 0.768<br />

Spätburgunder 0.403 0.661 0.732 0.737 0.534 0.922 0.814 0.605 0.973 x 0.548 0.686 0.758<br />

Viognier 0.709 0.936 0.893 0.910 0.893 0.518 0.709 0.967 0.540 0.548 x 0.911 0.789<br />

Goldmuskateller 0.675 0.978 0.977 0.987 0.832 0.642 0.838 0.945 0.692 0.686 0.911 x 0.903<br />

Rosenmuskateller 0.570 0.878 0.934 0.928 0.728 0.704 0.932 0.834 0.768 0.758 0.789 0.903 x<br />

Alle Rebsorten, mit Ausnahme der 2006er Neuanpflanzung Rosenmuskateller hatten<br />

im Laubwandbereich über die gesamte Fangperiode, insbesondere im Juni, signifikant<br />

höhere Individuenzahlen (p ≤ 0,0001) als im Unterstockbereich. Die frühblühenden<br />

Sorten, wie zum Beispiel Reberger, Tempranillo, Viognier oder Rubinet wiesen<br />

aufgrund ihrer höheren Individuendichten von Juni bis Juli 2007 einen stärkeren<br />

Negativanstieg auf. Die spätblühenden Sorten Riesling und Pinotin sowie der<br />

Junganpflanzung Cabernet blanc zeigen einen wesentlich flacheren Graphenbeginn,<br />

der aus den geringeren Individuenzahlen resultiert.<br />

Wie für den Unterstockbereich konnten auch die innerhalb des Laubwandbereichs<br />

visuell erkennbare sortenspezifische Unterschiede in den Individuenzahlen für die 13<br />

untersuchten Rebsorten statistisch nicht abgesichert werden (Tabelle 16). Zu diesen<br />

Ergebnissen ist anzumerken, dass von Juli bis September 2007 wöchentlich<br />

durchgeführte phänologische Untersuchungen im Laubwandbereich gezeigt haben,<br />

das die gesamte Struktur beziehungsweise Wuchsform des Rebstockes den Befall in<br />

den Trauben<br />

bestimmen, für den bisher nur die Traubendichte beziehungsweise<br />

29


Traubenfarbe verantwortlich gemacht wurde. Die komplexe Datenaufarbeitung sowie -<br />

auswertung dieser phänologischen Untersuchungen ist zurzeit noch in Bearbeitung.<br />

Tabelle 16: Student-t-Test: Mittelwertvergleiche zwischen den sortenspezifischen Individuenzahlen<br />

im Laubwandbereich von Juni bis Oktober 2007 der Neustädter Sortenmix-Anlage<br />

Laubwandbereich-Sortenvergleich über p-Wert:<br />

Cabernet<br />

blanc<br />

Tempranillo<br />

Spätburgunder<br />

Goldmuskateller<br />

Rosenmuskateller<br />

Sorten<br />

Riesling Helios Pinotin<br />

VB9126_5 Reberger Rubinet Lagrein<br />

Viognier<br />

Riesling x 0.891 0.767 0.900 0.926 0.677 0.936 0.946 0.888 0.706 0.876 0.955 0.806<br />

Helios 0.891 x 0.867 0.777 0.959 0.772 0.954 0.839 0.989 0.810 0.979 0.935 0.686<br />

Pinotin 0.767 0.772 x 0.647 0.823 0.903 0.824 0.719 0.886 0.952 0.894 0.805 0.566<br />

Cabernet blanc 0.900 0.954 0.647 x 0.808 0.554 0.826 0.963 0.783 0.570 0.767 0.847 0.887<br />

VB9126_5 0.926 0.839 0.823 0.808 x 0.724 0.993 0.870 0.951 0.759 0.939 0.972 0.710<br />

Reberger 0.677 0.989 0.903 0.554 0.724 x 0.730 0.633 0.796 0.944 0.802 0.712 0.481<br />

Rubinet 0.936 0.810 0.824 0.826 0.993 0.730 x 0.882 0.947 0.765 0.935 0.980 0.733<br />

Lagrein 0.946 0.979 0.719 0.963 0.870 0.633 0.882 x 0.838 0.659 0.826 0.901 0.869<br />

Tempranillo 0.888 0.989 0.886 0.783 0.951 0.796 0.947 0.838 x 0.835 0.990 0.928 0.699<br />

Spätburgunder 0.706 0.810 0.952 0.570 0.759 0.944 0.765 0.659 0.835 x 0.842 0.745 0.490<br />

Viognier 0.876 0.979 0.894 0.767 0.939 0.802 0.935 0.826 0.990 0.842 x 0.917 0.682<br />

Goldmuskateller 0.955 0.935 0.805 0.847 0.972 0.712 0.980 0.901 0.928 0.745 0.917 x 0.753<br />

Rosenmuskateller 0.806 0.686 0.566 0.887 0.710 0.481 0.733 0.869 0.699 0.490 0.682 0.753 x<br />

3.4. Versuche zur Befallsregulierung<br />

3.4.1 Bekämpfungsversuche mit Insektiziden<br />

SpinTor<br />

In den Monaten Juni und Juli 2007 wurden in drei verschiedenen Rebanlagen<br />

(Riesling, Gewürztraminer, Cabernet Cubin) in Deidesheim Versuche zur<br />

Befallsregulierung von adulten Forficula auricularia mit dem Insektizid SpinTor<br />

durchgeführt. Spintor (Wirkstoff: Spinosad) ist seit April 2007 im Weinbau gegen beide<br />

Traubenwicklerarten, den Rhombenspanner und den Springwurmwickler zugelassen<br />

und über Kontakt und Fraß wirksam.<br />

Die Auswahl der Versuchsanlagen richtete sich nach der Anbauhäufigkeit der Rebsorte<br />

sowie nach der Kompaktheit der Traubenstruktur, die möglicherweise die Befallsstärke<br />

beeinflussen kann.<br />

Im Versuch wurde die Wirkung von SpinTor in Abhängigkeit von der Traubenstruktur<br />

untersucht. Für den Versuch wurden eine Deidesheimer Riesling-Anlage<br />

(Traubenstruktur: sehr dichtbeerig, kompakt), eine Deidesheimer Gewürztraminer-<br />

Anlage (Traubenstruktur: dichtbeerig, weniger kompakt wie Riesling) und eine<br />

Neustädter Cabernet Cubin-Anlage (Traubenstruktur: dichtbeerig, weniger kompakt wie<br />

Riesling) ausgewählt. Alle Rebanlagen wurden jeweils auf einer Hälfte mit Spintor<br />

behandelt. Die andere Hälfte diente als unbehandelte Kontrolle. Nach der einmaligen<br />

Applikation am 29. Juni 2007 wurden jeweils vier Eierpappenfallen im unbehandelten<br />

Kontrollplot und im Insektizidplot an zueinander gleich entfernten und in einer Rebreihe<br />

30


liegenden Rebstöcken, am Rebstamm auf Höhe des Biegdrahtes, für sieben Tage<br />

angebracht und am 6. Juli 2007 ausgewertet.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass unabhängig von der Rebsorte eine einmalige SpinTor-<br />

Applikation keine eindeutig reduzierende Wirkung auf die Ohrwurm-Individuendichte in<br />

der Laubwand hatte. Die sortenspezifische Darstellung der Individuenzahlen im<br />

Kontroll- und SpinTor-Plot zeigen aufgrund des stark schwankenden Balkenanstiegs<br />

weder eine tendenzielle Zunahme noch eine Abnahme der Individuenzahlen. Innerhalb<br />

jeder Kontroll- und SpinTor-Fläche traten sowohl maximale als auch minimale<br />

Ohrwurmdichten auf (Abbildung 12). Auch die mittleren Individuenzahlen der Kontrollund<br />

SpinTor-Parzellen lieferten keine signifikanten Unterschiede (Tabelle 17).<br />

Eine mögliche Erklärung für die unbefriedigende Wirkung des Insektizids liefern DANIEL<br />

et. al (2005), die durch SpinTor-Applikationen in Apfelplantagen festgestellt haben,<br />

dass Ohrwürmer nur geschädigt werden, wenn sie größere Mengen an Blattmaterial<br />

aufnehmen. Da diese Insekten omnivor sind, stehen ihnen am Rebstock auch andere<br />

tierische- und pflanzliche Nahrungsquellen in ausreichendem Maße zur Verfügung.<br />

Nach eigenen Beobachtungen fressen die Tiere keine Rebblätter an und nehmen somit<br />

das Insektizid nicht beziehungsweise nur in geringen Mengen auf. Weitere<br />

Bekämpfungsversuche werden unter anderem die Nachtaktivität, die versteckte<br />

Lebensweise sowie das Entwicklungsstadium der Ohrwürmer berücksichtigen und<br />

entsprechend konzipiert.<br />

Einfluss einer einmaligen SpinTor-Applikationen auf die Individuenverteilung von Forficula auricularia L. in der Laubwand von drei<br />

Rebanlagen: Herrgottsacker-Riesling (R 1-4), Schlossberg-Gewürztraminer (GT 1-4), Haidböhl-Cabernet Cubin (CC 1-4)<br />

50<br />

50<br />

50<br />

Indiviuenzahl/Falle<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Kontrolle<br />

SpinTor<br />

Individuenzahl<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Individuenzahl<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

R 1 R 2 R 3 R 4<br />

0<br />

GT 1 GT 2 GT 3 GT 4<br />

0<br />

CC 1 CC 2 CC 3 CC 4<br />

Versuchsplots<br />

Versuchsplots<br />

Versuchsplots<br />

Abbildung 12: Einfluss einer einmaligen SpinTor-Applikation auf die Individuendichte von<br />

Forficula auricularia in zwei Deidesheimer (Riesling, Gewürztraminer) und einer Neustädter<br />

(Cabernet Cubin) Rebanlage<br />

Tabelle 17: Ergebnisse des Student-t-Tests für den SpinTor-Versuch: Vergleich<br />

der mittleren Individuenzahlen von Forficula auricularia zwischen<br />

den Kontroll- und SpinTor-Plots drei verschiedener Rebanlagen<br />

Stichprobe 1 Stichprobe 2 p-Wert<br />

Riesling-Kontrolle Riesling-Spintor 0.525<br />

Cabernet-Cubin-Kontrolle Cabernet-Cubin-Spintor 0.750<br />

Gewürztraminer-Kontrolle Gewürztraminer-Spintor 0.439<br />

31


3.4.2 Befallsregulierung durch Repellent-Substanzen<br />

2-Methyl-1,4-Benzochinon:<br />

Forficula auricularia besitzt auf der Dorsalseite des vorderen Abdominalbereiches<br />

paarige Wehrdrüsen, aus denen ein chinonhaltiges Abwehrsekret: 2-Methyl-1,4-Benzochinon<br />

ausgestoßen werden kann (DETTNER & PETERS 1999). In<br />

populationsbiologischen Studien über das Aggregationsverhalten des Gemeinen<br />

Ohrwurms konnten WALKER et al. (1993) zeigen, dass eine dem Abwehrsekret<br />

identische 2-Methyl-1,4-Benzochinon-Lösung in den Konzentration 0,01 mol/Liter und<br />

0,1 mol/Liter einen signifikanten Repellent-Effekt (Abstoßungseffekt) auf die im Labor<br />

gehaltenen Tiere hatte. Außerdem wiesen die Autoren nach, dass der chinonhaltige<br />

Kot keinen signifikanten Repellent-Effekt auf die eigene Art hat. Weiterhin ergaben die<br />

Studien von WALKER et al. (1993), dass der Kot auf Artgenossen anziehend wirkt und<br />

in großen Mengen an attraktiven Tagesruheplätzen abgegeben wird. Eine ebenfalls<br />

anziehende Wirkung haben Zuckerverbindungen, wie zum Beispiel der von Blattläusen<br />

abgesonderte Honigtau (LAHUSEN et al. 2006).<br />

In Anlehnung an diese Ergebnisse wurde ein Freilandversuch durchgeführt, der die<br />

beschriebene Repellentwirkung im Bereich der Traubenzone überprüfen sollte. Für<br />

dieses Experiment wurden Eierpappenfallen verwendet, in denen unterschiedlich<br />

behandelte Holzwolle: a) Kotlösung, b) 0,01 molare und c) 0,1 molare 2-Methyl-1,4-<br />

Benzochinon-Lösung, sowie d) 0,1 molare 2-Methyl-1,4-Benzochinon-Lösung mit<br />

Honig als Füllmaterial integriert wurde. Als Versuchsfläche wurde die <strong>DLR</strong>-Rebanlage<br />

„Mußbacher Glockenzehnt“ ausgewählt, aus deren Mittelbereich zwei stark befallene<br />

Reihen mit den Rotwein-Neuzüchtungen Accent und Bolero gewählt wurden. In jeder<br />

Reihe wurden eine unbehandelte Kontrollfalle und vier unterschiedlich behandelte<br />

Versuchsfallen gleichermaßen im Rebstock angebracht.<br />

In Abbildung 14 ist ersichtlich, dass die 0,01 und 0,1 molaren Benzochinon-Fallen<br />

gegenüber den Kontrollfallen offensichtlich nur von einen sehr schwachen Repellent-<br />

Effekt hatten. Eine signifikante Reduzierung der Individuenzahlen konnte wie bei<br />

WALKER et al. (1993) für Laborversuche beschrieben nicht bestätigt werden.<br />

Zwischen den Individuenzahlen der 0,01 und 0,1 molaren Benzochinon-Fallen bestand<br />

ebenfalls kein signifikanter Unterschied (p = 0.669, Tabelle 19).<br />

Die Kotfallen wirkten im Vergleich zu den Kontrollfallen sowohl anziehend als auch<br />

abstoßend (Abbildung 14), zwischen den Individuenzahlen beider Fallentypen traten<br />

keine signifikanten Unterschiede auf (p = 0.948, Tabelle 19). Die von WALKER et al.<br />

(1993) im Labor nachgewiesene Attraktivitätswirkung des Kots konnte in diesem<br />

32


Freilandversuch nicht bestätigt werden, wurde aber in stark verkoteten und<br />

dementsprechend attraktiven Tagesrefugien (Traubeninneres, eingerollte Blattspreite,<br />

Stickel, Markierungsband) in anderen Rebanlagen regelmäßig beobachtet. Ein<br />

Vergleich der Individuenzahlen zwischen den Kot- und Benzochinon-Fallen ergab<br />

ebenfalls keinen signifikanten Unterschied (Tabelle 19).<br />

Mußbacher Glockenzehnt (Neustadt/W.): Einfluss von<br />

Repellent- (Benzochinon) und Attraktivitätssubstanzen<br />

(Kot, Honig) in Eierpappenfallen auf die Individuenverteilung<br />

von Forficula auricularia L.<br />

Individuenanzahl/Falle<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Kontrolle<br />

Forficula-Kot<br />

Benzochinon<br />

0,01 M<br />

Fallentypen<br />

Rebzeile 11<br />

Rebzeile 12<br />

Benzochinon<br />

0,1 M<br />

Benzochinon<br />

0,1 M +<br />

Honig<br />

Stichprobe 1 (Reihe 11+12) Stichprobe 2 (Reihe 11+12) p-Wert<br />

Kontrolle Forficula-Kot 0.948<br />

Kontrolle Benzochinon 0,01 M 0.387<br />

Kontrolle Benzochinon 0,1 M 0.087<br />

Kontrolle Benzochinon 0,1 M + Honig 0.249<br />

Forficula-Kot Benzochinon 0,01 M 0.359<br />

Forficula-Kot Benzochinon 0,1 M 0.060<br />

Forficula-Kot Benzochinon 0,1 M + Honig 0.248<br />

Benzochinon 0,01 M Benzochinon 0,1 M 0.669<br />

Benzochinon 0,01 M Benzochinon 0,1 M + Honig 0.176<br />

Benzochinon 0,1 M Benzochinon 0,1 M + Honig 0.109<br />

Abbildung 14, Tabelle 19: Einfluss von Repellent- (Benzochinon) und Attraktivitätssubstanzen<br />

(Kot, Honig) in Eierpappenfallen auf die Individuenverteilung von Forficula auricularia in der<br />

Rebanlage „Mußbacher Glockenzehnt“<br />

Um zu testen, inwieweit ein Repellent wie 0,1 molare Benzochinon-Lösung wirkt, wenn<br />

sich in der unmittelbaren Umgebung eine für den Ohrwurm attraktive Nahrungsquelle<br />

befindet, wurden die 0,1 molaren-Benzochinon-Fallen mit einem Teelöffel Honig<br />

versetzt. Es zeigte sich, dass die Individuenzahlen dieses Fallentyps in beiden<br />

Versuchsreihen teilweise weit über denen der Kontrollfallen lag (Abbildung 14).<br />

Dennoch unterscheiden sich die Individuenzahlen der mit Honig versetzten 0,1<br />

molaren Benzochinon-Fallen nicht signifikant von den Kontroll-, Kot- und Benzochinon-<br />

Fallen (Tabelle 14). Eigene Laborbeobachtungen haben gezeigt, dass Ohrwürmer<br />

überreife süße Äpfel als bevorzugte Nahrungsquelle annehmen.<br />

Da der durchgeführte Repellent-Versuch mit einer sehr geringen Stichprobengröße<br />

durchgeführt wurde, aus der möglicherweise durch standortbedingte Schwankungen<br />

der Individuenzahlen nichtobjektive Testergebnisse resultieren können, wurde der<br />

Versuch mit einer erhöhter Stichprobengröße und dem am stärksten konzentrierten<br />

Repellent: 0,1 molare 2-Methyl-1,4-Benzochinon-Lösung wiederholt. Dazu wurden in<br />

der Deidesheimer Riesling-Anlage vom 17. bis 24. August 2007 drei Versuchsparzellen<br />

eingerichtet, die außerhalb der bereits mit SpinTor behandelten Rebzeilen lagen. Die<br />

33


mittlere Versuchsparzelle diente als Kontrollplot. Hier wurden die unbehandelten<br />

Eierpappenfallen in der Laubwand, auf Höhe des Biegdrahtes, montiert. Die Parzellen<br />

links und rechts der Kontrollparzelle dienten als Benzochinon-Plots, in denen die mit<br />

0,1 molarer 2-Methyl-1,4-Benzochinon-Lösung behandelten Eierpappenfallen<br />

angebracht wurden. Um eine hohe Stichprobenanzahl in jeder Parzelle zu<br />

gewährleisten, wurde pro Stickellänge (fünf Stöcke) eine Lebendfalle montiert.<br />

Zusätzlich zur Individuenerfassung mittels Eierpappenfallen wurde beim Fallenabbau<br />

die Gesamtindividuenzahl pro Stock visuell bestimmt. Hierzu wurde der entsprechende<br />

Rebstock dreimal kräftig geschüttelt, die Ohrwürmer in einer weißen Wanne am Boden<br />

aufgefangen und gezählt. Anschließend wurden die erfassten Individuenzahlen in den<br />

Fallen und an den Rebstöcken miteinander verglichen und überprüft, ob sich der<br />

Geruch einer Benzochinon-Falle über den ganzen Stock verteilt und somit die<br />

Ohrwürmer aus der Laubwand vertreibt. Die Balkendiagramme in Abbildung 15 a, b<br />

und Tabelle 20 machen deutlich, dass sich die Individuenzahlen in den<br />

Eierpappenfallen und an den Rebstöcken zwischen Kontroll- und Benzochinon-<br />

Parzellen nicht signifikant unterschieden.<br />

Herrgottsacker (Deidesheim): Einfluss einer 0,1 molaren<br />

Benzochinon-Lösung auf die Individuenverteilung von<br />

Forficula auricularia L. in Eierpappenfallen<br />

Individuenanzahl/Stock<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Benzo_Visuellbonitur_Reihe08<br />

Kontrolle_Visuellbonitur_Reihe10<br />

Benzo_Visuellbonitur_Reihe12<br />

a) Herrgottsacker (Deidesheim): Einfluss einer 0,1 molaren<br />

Benzochinon-Lösung in Eierpappenfallen auf die Individuenverteilung<br />

von Forficula auricularia L. im Rebstock<br />

Individuenanzahl/Falle<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Benzo_Lebendfalle_Reihe08<br />

Kontrolle_Lebendfalle_Reihe10<br />

Benzo_Lebendfalle_Reihe12<br />

b)<br />

0<br />

0<br />

SL 01<br />

SL 02<br />

SL 03<br />

SL 04<br />

SL 05<br />

SL 06<br />

SL 07<br />

SL 08<br />

SL 09<br />

SL 10<br />

SL 11<br />

SL 12<br />

SL 13<br />

SL 14<br />

SL 15<br />

SL 16<br />

SL 17<br />

SL 18<br />

SL 19<br />

SL 20<br />

SL 01<br />

SL 02<br />

SL 03<br />

SL 04<br />

SL 05<br />

SL 06<br />

SL 07<br />

SL 08<br />

SL 09<br />

SL 10<br />

SL 11<br />

SL 12<br />

SL 13<br />

SL 14<br />

SL 15<br />

SL 16<br />

SL 17<br />

SL 18<br />

SL 19<br />

SL 20<br />

Lebendfalle pro Stickellänge (SL)<br />

Visuellbonitur pro Stickellänge (SL)<br />

Abbildung 15: Einfluss des Repellent: a) 0,1 molare 2-Methyl-1,4-Benzochinon-Lösung<br />

in Eierpappenfallen auf die Individuenverteilung von Forficula auricularia in der Falle und<br />

b) in der Laubwand bei einer visuellen Bonitur in einer Deidesheimer Riesling-Anlage<br />

Tabelle 20: Ergebnisse des Student-t-Tests für den repellent-Versuch:<br />

Vergleich der mittleren Individuenzahlen von Forficula auricularia L.<br />

zwischen den Kontroll- und Benzochinon-Plots in einer Deidesheimer<br />

Riesling-Anlage<br />

Stichprobe 1 Stichprobe 2 p-Wert<br />

Kontrolle (Lebendfalle) - Reihe 10 Benzochinon (Lebendfalle) - Reihe 08 0.530<br />

Kontrolle (Lebendfalle) - Reihe 10 Benzochinon (Lebendfalle) - Reihe 12 0.322<br />

Kontrolle (Visuellbonitur) - Reihe 10 Benzochinon (Visuellbonitur) - Reihe 08 0.213<br />

Kontrolle (Visuellbonitur) - Reihe 10 Benzochinon (Visuellbonitur) - Reihe 12 0.345<br />

34


Sowohl in den Kontroll- wie auch in den Versuchsparzellen traten große,<br />

nichttendenzielle Schwankungen der Individuenzahlen auf, welche die Wirkung des<br />

Repellent 2-Methyl-1,4-Benzochinon ausschließen.<br />

3.4.4 Befallsregulierung durch Veränderung der Habitatstruktur<br />

Ausdünnungsversuche in der Laubwand mittels Vollernter<br />

Freilanduntersuchungen haben gezeigt, dass der Ohrwurm auf manuelle<br />

Erschütterungen am Tagesruheplatz mit einem Fluchtverhalten reagiert, welches sich<br />

durch plötzliches Herabfallen vom Rebstock auf den Boden äußert. Um zu überprüfen,<br />

ob diese Verhaltensweise für eine Befallsregulierung in Frage kommt, wurde ein zur<br />

Ausdünnung von Reblaub und Trauben umgebauter Vollernter als maschineller<br />

Schüttler eingesetzt. Der Versuch fand am 6. Juli 2007 in einer <strong>DLR</strong>-Riesling-Anlage<br />

in Neustadt-Mußbach statt. Im Zentrum dieser Fläche wurden zwei Rebreihen als<br />

Versuchsreihen ausgewählt. Jede Versuchsreihe wurde in drei gleichlange Abschnitte<br />

eingeteilt: südlich des ersten. Kontrollplots, nördlich des zweiten Kontrollplots und<br />

zwischen den beiden Kontrollplots der Ausdünnungsplot. Im Ausdünnungsabschnitt<br />

wurde der Vollernter einmalig zur Ausdünnung von Reblaub und Trauben eingesetzt.<br />

Danach wurden in jeden Abschnitt in einer der beiden Reihen drei Bambusfallen und in<br />

der zweiten Reihe drei Eierpappen für sieben Tage in der Laubwand montiert.<br />

In Abbildung 16 sind die Individuenanzahlen dargestellt, die mit den verschiedenen<br />

Lebendfallentypen in den Kontrollabschnitten (K_a, K_b) und dem<br />

Ausdünnungsabschnitt (A) erfasst wurden. Die Fangeffektivität von Bambusfallen war<br />

wesentlich höher war als die der Eierpappen.<br />

Riesling (Neustadt-Mußbach): Einfluss einer einmaligen Blatt- und Traubenausdünnung<br />

per Vollernter auf die Individuenverteilung von Forficula auricularia L. in der Laubwand<br />

Individuenanzahl/Falle<br />

a) Bambusfallen<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Kontrolle (K) Ausdünnung (A) Kontrolle (K)<br />

K1_a K2_a K3_a A1 A2 A3 K1_b K2_b K3_b<br />

Fallenstandorte<br />

Individuenanzahl/Falle<br />

b) Eierpappenfallen<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Kontrolle (K) Ausdünnung (A) Kontrolle (K)<br />

K1_a K2_a K3_a A1 A2 A3 K1_b K2_b K3_b<br />

Fallenstandorte<br />

Abbildung 16: Ausdünnungsversuch mittels Vollernter in einer Neustädter Riesling-Anlage:<br />

Vergleich der Individuenzahlen von Forficula auricularia in Bambus- und Eierpappenfallen<br />

zwischen den Kontroll- und Ausdünnungsplots<br />

35


Unabhängig davon traten innerhalb der Kontroll- und Ausdünnungsplots große<br />

Schwankungen in den Individuenzahlen auf, die wahrscheinlich auf mikroklimatische<br />

Veränderungen und/oder andere lokal wirkende Umweltfaktoren zurückzuführen<br />

waren. In beiden Versuchsreihen war allerdings beim Vergleich mit den beiden<br />

Kontrollen tendenziell eine Abnahme der Individuenzahlen im Ausdünnungsplot zu<br />

erkennen. Bis auf eine Ausnahme wurde jedoch kein signifikanter Unterschied<br />

zwischen den ermittelten Individuenzahlen der Kontroll- und Ausdünnungsabschnitte<br />

errechnet. Lediglich der mit Bambusfallen bestückte Ausdünnungsplot wies signifikant<br />

weniger Individuen (p = 0,004) als der benachbarte Kontrollplot a auf (Tabelle 21).<br />

Der Versuch wird im Herbst 2008 mit einer höheren Stichprobenanzahl und einem<br />

einheitlichen Lebendfallentyp in mehreren Versuchsreihen wiederholt, um zu<br />

überprüfen, ob sich diese Methode zur Befallsregulierung des Ohrwurms vor der<br />

Traubenlese eignet.<br />

Tabelle 21: Ausdünnungsversuch mittels Vollernter in einer Neustädter Riesling-<br />

Anlage: Mittelwertvergleiche über den p-Wert zwischen den Kontroll- und Ausdünnungsplots<br />

mittels Student-t-Test<br />

Stichprobe 1 Stichprobe 2 p-Wert<br />

Kontrollplot a (Eierpappenfalle) Ausdünnungsplot (Eierpappenfalle) 0.486<br />

Kontrollplot b (Eierpappenfalle) Ausdünnungsplot (Eierpappenfalle) 0.811<br />

Kontrollplot a (Bambusfalle) Ausdünnungsplot (Bambusfalle) 0.004<br />

Kontrollplot b (Bambusfalle) Ausdünnungsplot (Bambusfalle) 0.459<br />

Umstellung der Winterbodenbearbeitung<br />

Ein Großteil des Entwicklungszyklus von Forficula auricularia wie zum Beispiel<br />

Nestbau, Eiablage, Aufzucht des ersten Larvenstadiums, sowie die Überwinterung<br />

vollzieht sich im Boden (DETTNER. & PETERS 1999). Es kann davon ausgegangen<br />

werden, dass eine Störung während der Diapause und in den Entwicklungsstadien<br />

eine effektive Reduzierung der Individuenzahl in Rebflächen zur Folge hat.<br />

Zur Überprüfung dieser Hypothese wurde die Winterbodenbearbeitung in drei<br />

Mußbacher Rebanlagen entweder komplett (<strong>DLR</strong>-Huxel-Anlage) oder zur Hälfte der<br />

Anlage (Privat-Riesling-Anlage, <strong>DLR</strong>-Mußbacher-Glockenzehnt-Sortenmix) umgestellt.<br />

Dazu wurde nach der Lese im Oktober 2007 im Unterstockbereich der Rebstöcke<br />

angehäufelt. Hierzu wurde die Erde unter den Rebstöcken mit einem Einscharpflug<br />

dammartig bis zur Veredlungsstelle auf eine Höhe von ca. 20 cm aufgeschüttet<br />

(Abbildung 17). Das Zupflügen wurde ursprünglich zum Frostschutz der<br />

Veredlungsstelle, zum Aufbrechen von Oberbodenverdichtungen und zur besseren<br />

Aufnahme von Niederschlagswasser eingesetzt (MÜLLER ET. AL 2000). Der<br />

36


angehäufelte Damm bleibt bis in die Frühjahrsmonate März oder April bestehen und<br />

wird dann mit einer Räumschar abgepflügt.<br />

a) b) c)<br />

Abbildung 17: a und b) angehäufelter Unterstockbereich in der Huxel-Anlage und<br />

c) in der Mischsortenanlage „Mußbacher-Glockenzehnt“ in Neustadt-Mußbach<br />

Neben der Beeinflussung des Fortpflanzungszyklus könnte eine weitere Folge des<br />

maschinellen Bodenumbruchs das Verletzen oder Abtöten von adulten Individuen sein,<br />

die sich nach GOODACRE (1997) bereits im Spätherbst in einem starren<br />

Diapausestadium befinden. Alle bisher für das Zupflügen beschriebenen Auswirkungen<br />

auf die Populationsdichte wären ebenfalls für das Abpflügen im Frühjahr vorstellbar.<br />

Auch eine mögliche Verlagerung der Brutkammern vom Rebwurzelbereich in den<br />

grobscholligen Damm könnte die Brutröhren mit Eiern oder Larven beim Einebnen des<br />

Damms im Frühjahr zerstören. Die quantitativen Auswertungen dieser Maßnahmen<br />

werden abhängig von den Witterungsbedingungen ab Frühjahr 2008 durchgeführt.<br />

Folien-Ersatzhabitat<br />

Sowohl unter PVC-Markierungsbändern am Rebstock als auch unter PVC-<br />

Schutzfolien in der Rebschule und in Spargelanlagen wurden große<br />

Aggregationsverbände von Forficula auricularia beobachtet. Möglicherweise haben die<br />

Tiere eine gewisse Affinität zu PVC-Folie. Mit dem vorliegenden Versuchsansatz sollte<br />

überprüft werden, ob am Boden der Rebgassen montierte Folienstreifen als<br />

Ersatzhabitate von den Ohrwürmern angenommen werden, um die Tiere insbesondere<br />

vor der Weinlese am Aufwandern in die Traubenzone zu hindern. Falls ein Großteil der<br />

Ohrwürmer in den Foliendamm und nicht in die Laubzone des Rebstockes aufwandern,<br />

wäre dies ein Hinweis dafür, dass die Tiere aufgrund der mangelnden<br />

Raumressourcen und Strukturarmut am Boden die Refugien in der Laubwand und<br />

Traubenzone als Tagesruheplatz nutzen.<br />

37


a) b)<br />

Abbildung 18: Versuchsplanung für das Anlegen eines Foliendammes:<br />

a) vorgesehene Gasse für das Ersatzhabitat zwischen<br />

den Rebzeilen 21 und 22 der <strong>DLR</strong>-Rebanlage „Mußbacher Glo<br />

ckenzehnt“, b) Bau eines Foliendammes in der Rebschule,<br />

(Photo Dr. J. Eder)<br />

Der Foliendamm, wie er zur Aufzucht von Reben in der Rebschule errichtet wird, sollte<br />

2007 zwischen zwei stark befallenen Rebzeilen (Spätburgunder, Viognier) in der <strong>DLR</strong>-<br />

Rebanlage „Mußbacher Glockenzehnt“ in Neustadt-Mußbach angelegt werden. Dazu<br />

sollte zwischen diesen Rebzeilen in der Gassemitte ein ca. 50 cm hoher Erddamm<br />

maschinell aufgeschüttet und mit schwarzer PVC-Folie bedeckt werden (Abbildung 18).<br />

Die Vorbereitungen für den Versuch liefen bereits im Juli 2007 an, wurden aber<br />

anschließend aufgrund starker Bodenaustrocknung abgebrochen. Der Versuch wird<br />

2008 wiederholt. Zur Individuenerfassung im Damm werden Barberfallen eingesetzt.<br />

Als Kontrollfallen werden die für die gesamte Vegetationsperiode installierten Barber-<br />

und Bambusfallen in den angrenzenden zwei Rebzeilen verwendet.<br />

3.4.4 Befallsregulierung durch insektenpathogene Nematoden und Pilze<br />

Insektenpathogene Nematoden<br />

Heterorhabditis bacteriophora ist ein entomopathogener Nematode, der auf mehr als<br />

200 ha Anbaufläche pro Jahr in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Dänemark<br />

und Australien zur biologischen Schädlingsbekämpfung im Gartenbau eingesetzt wird<br />

(PETERS & VLUG 2005). Der Pilz ist besonders gegen Larvenstadien von<br />

Blatthornkäfern (Scarabaeidae), wie zum Beispiel den Junikäfer (Phyllopertha<br />

horticola), und Rüsselkäfern (Curculionidae) wie zum Beispiel den Gefurchten<br />

Dickmaulrüssler (Otiorrhynchus sulcatus) wirksam (PETERS & VLUG 2005, e-nema<br />

GmbH 2007). Des Weiteren wurde Heterorhabditis bacteriophora erfolgreich im<br />

Obstbau gegen die Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) eingesetzt (KÖPPLER 2003).<br />

38


In Anlehnung an die Ergebnisse von PETERS & VLUG (2005) sollte zunächst in einen<br />

Laborversuch überprüft werden, ob sich Heterorhabditis bacteriophora zur Bekämpfung<br />

von adulten Forficula auricularia eignet.<br />

Der Versuch fand im August 2007 im Labor statt. Als Versuchseinheiten dienten drei<br />

Kunststoffbehälter (Höhe 15 cm, Durchmesser 18 cm), die mit jeweils 2,7 kg sandigem<br />

Lehmboden gefüllt wurden. In zwei der drei Behälter wurde der Boden mit<br />

unterschiedlich konzentrierter Heterorhabditis bacteriophora-Suspension gegossen.<br />

Suspension 1 beinhaltete auf 286 ml Wasser 0,15 g Nematoden, Suspension 2 0,13 g<br />

Nematoden. Der dritte Behälter diente als Kontrolle, hier wurde der Boden mit 286 ml<br />

unbehandeltem Wasser gegossen. Danach wurden pro Gefäß 30 Ohrwürmer im<br />

Geschlechterverhältnis 1:1 eingesetzt. Der Versuch lief bei etwa 20°C Raumtemperatur<br />

ab. Alle Versuchsbehälter wurden im 3-Tage-Rhythmus mäßig mit jeweils 100 ml<br />

abgestandenem Wasser gegossen, da sich Nematoden nur im feuchten Boden schnell<br />

vermehren können (PETERS & VLUG 2005).<br />

Einfluss unterschiedlich konzentrierter Heterorhabditis<br />

bacteriophora - Suspensionen auf die Überlebensrate<br />

von Forficula auricularia unter Laborbedingungen<br />

35<br />

Anzahl Überlebender<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Kontrolle<br />

Nematoden-<br />

Suspension 1<br />

Nematoden-<br />

Suspension 2<br />

b)<br />

a)<br />

22.08.07<br />

03.09.07<br />

07.09.07<br />

11.09.07<br />

Datum<br />

14.09.07<br />

17.09.07<br />

Abbildung 19: Laborversuch mit dem insektenpathogenen Heterorhabditis bacteriophora zur<br />

Bekämpfung von Forficula auricularia: a) Einfluss zweier Suspensionen (Suspension 1: 0,15 g<br />

Nematoden / 286 ml; Suspension 2: 0,13 g Nematoden / 286 ml) auf die Überlebensrate von<br />

Forficula auricularia, b) Nachweis von Heterorhabditis bacteriophora im Hämocoel der toten<br />

Ohrwürmer, c) charakteristische Pharynxmorphologie (siehe Markierung) der Gattung<br />

Heterorhabditis (Photos: U. Hetterling)<br />

Die Ergebnisse in Abbildung 19a zeigen, dass beide Nematoden-Suspensionen die<br />

Ohrwürmer über den Versuchszeitraum stark reduzierten. Obwohl die stärker<br />

konzentrierte Suspension 1 erst vier Tage nach Suspension 2 zu wirken begann, tötete<br />

sie im Versuchszeitraum mehr Ohrwürmer ab als Suspension 2. Anhand des<br />

19.09.07<br />

c)<br />

39


Graphenverlaufs ist zu erkennen, dass beide Suspensionen vergleichbare<br />

befallsreduzierende Wirkungen erzielten (Abbildung 19a). Die etwas höher<br />

konzentrierte Suspension 1 wies einen Wirkungsgrad von 90 % und die etwas niedriger<br />

konzentrierte Suspension 2 einen Wirkungsgrad von 83,3 % auf. Inwieweit sich der<br />

Einsatz von Heterorhabiditis bacteriophora in die weinbauliche Praxis realisieren lässt,<br />

werden entsprechend konzipierte Freilandversuche zeigen.<br />

Neben den Freilandversuchen mit Heterorhabditis bacteriophora im Frühjahr 2008<br />

werden zeitgleich auch Versuche mit Steinernema carpocapsae durchgeführt. Dieser<br />

Bodennematode besiedelt eher die oberen Bodenschichten (Quelle: e-nema GmbH<br />

2007) und eignet sich möglicherweise gut zur Bekämpfung der Ohrwurmlarven, die<br />

sich vor der Aufwanderung an den Rebstock häufig unmittelbar unter der<br />

Erdoberfläche aufhalten.<br />

Insektenpathogene Pilze<br />

Metarhizium anisopliae ist ein bekanntes und gut charakterisiertes Entomopathogen<br />

mit einem sehr großen Wirkungsspektrum gegen etwa 160 Insektenarten (KELLER<br />

1991). Dieser fakultativ obligate Parasit, der weltweit in der natürlichen Bodenflora<br />

nachgewiesen wurde (KELLER 1991), wird erfolgreich zur biologischen<br />

Schädlingsbekämpfung gegen den Gefurchten Dickmaulrüssler (Otiorhynchus<br />

sulcatus), den Junikäfer (Rhizotrogus marginipes) und einige Heuschrecken- und<br />

Termitenarten unter Freilandbedingungen eingesetzt (LOMER, PRIOR & KOOYMAN 1997,<br />

RATH 2000,). Unter Laborbedingungen war diese Pilzart auch gegen die Borkenkäferart<br />

(Ips typographus) sowie die häufig in Rebanlagen vorkommende Winden-<br />

Glasflügelzikade (Hyalesthes obsoletus) wirksam (KOLLER 2007, MAIXNER et al. 2003).<br />

Mit Metarhizium anisopliae wurden im September und November 2007 zwei<br />

Laborversuche durchgeführt. Die Pilzsporen wurden bei der DSMZ (Deutsche<br />

Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH) bestellt und nach den<br />

vorgeschriebenen Kultivierungsbedingungen auf dem Nährmedium Kartoffel-Glucose-<br />

Agar gezüchtet.<br />

Für den ersten Laborversuch wurde das Nährmedium in Agarplatten ausgebracht und<br />

mit Metarhizium anisopliae beimpft. Innerhalb von sieben Tagen unter<br />

Laborklimabedingungen hatten sich auf der Agarplatte zwei große Pilzmycelkreise<br />

gebildet. Diese infizierte Platte wurde in ein PVC-Zuchtgefäß (Waschmittelbox, siehe<br />

Photo im Kapitel 2.2.3) gestellt, welches zur Hälfte mit Lehmboden gefüllt war. In<br />

diesen Versuchsbehälter wurden 15 Ohrwürmer eingesetzt, die bereits eine Woche<br />

unter Laborbedingungen gehalten wurden. Um die Insekten auf den Pilzrasen zu<br />

40


locken, wurde in die Mitte der Agarplatte ein Apfelstück gelegt. Ein zweites ebenfalls<br />

mit 15 Ohrwürmern besetztes und zur Hälfte mit Lehmboden gefülltes PVC-Zuchtgefäß<br />

diente als Kontrolle.<br />

Der Versuch begann am 31. August 2007 und wurde nach 20 Tagen am 19.September<br />

2007 abgebrochen, da die Ohrwürmer den Pilzrasen komplett vertilgt hatten und<br />

keinerlei Pilzbefall auf deren Chitinskelett zu sehen war. Von den 15 Versuchstieren<br />

überlebten 14 das Experiment. Lediglich ein Männchen starb während des Versuchs,<br />

wies allerdings keinen Pilzbefall auf. Auch im Kontrollgefäß starben während der<br />

Versuchsdauer ein Weibchen und ein Männchen. Die überlebenden Ohrwürmer des<br />

Pilzversuchs wurden noch vier Wochen nach dem Versuch beobachtet, jedoch bildete<br />

sich bei keinem ein Pilzrasen auf dem Exoskelett.<br />

Obwohl nach Angaben von YENDOL & PASCHKE (1965) schon ein kurzer Kontakt<br />

zwischen Pilzmycel und Wirt ausreichen soll, um eine Infektion beim Zielorganismus<br />

auszulösen, konnte dies im Laborversuch gegen den Ohrwurm nicht bestätigt werden.<br />

Möglicherweise war die sporeninfizierte Kontaktfläche zu klein, denn die Ohrwürmer<br />

hielten sich nur kurze Zeit in der Nacht auf der infizierten Futterplatte auf und zogen<br />

sich dann für den kompletten Tag in ihre nicht infizierten Erdspalten zurück.<br />

Um die Kontaktfläche und -zeit zwischen Pilzrasen und den Insekten zu erhöhen,<br />

wurde ein zweiter Laborversuch mit Bambusröhren durchgeführt. Hierzu wurde das<br />

Nährmedium in den geschlossenen Endteil der für die Ohrwürmer attraktiven<br />

Bambusröhren gefüllt und mit Pilzsporen beimpft (Abbildungen 20a und 20b). Nach<br />

sieben Tagen wurden die verpilzten Bambusröhren in einem sterilen Zuchtbehälter mit<br />

Saugnäpfen vertikal angebracht, so dass die 20 eingesetzten Ohrwürmer einwandern<br />

konnten. Ein zweiter Versuchsbehälter mit pilzfreien Bambusröhren und 20<br />

Ohrwürmern diente als Kontrolle. Das Experiment lief im Labor bei cirka 20°C und<br />

einem natürlichen Tag- und Nachtrhythmus ab.<br />

a) b) c) d)<br />

Abbildung 20: Laborversuch mit Metarhizium anisopliae: a) Bambusröhren mit Potato-<br />

Dextrose-Agar als Nährmedium für den Pilz (Datum), b) Bambusröhre mit Pilzrasen (Datum), c)<br />

Forficula auricularia frisst am Pilzrasen (Datum), d) vertrockneter Agar ohne Pilzrasen nach 14<br />

Versuchstagen mit 20 Ohrwürmern<br />

41


Zweimal in der Woche wurde der gesamte Inhalt jedes Versuchsbehälters mit etwa 50<br />

ml Wasser besprüht und die Ohrwürmer gefüttert und auf Mortalität überprüft.<br />

Der Versuch wurde nach vier Wochen (2.11.-30.11.2007) abgebrochen, da mit<br />

Ausnahme eines natürlich verstorbenen Männchens alle Versuchstiere lebten und<br />

keinen Pilzbefall aufwiesen. Wie anschließende Kontrollen der Bambusröhren ergaben,<br />

hatten sich in der Bambusröhre keine Pilze kultiviert. Das Nährmedium trocknete<br />

aufgrund des luftdurchlässigen Bambusholzes schnell aus, so dass den Pilzsporen zur<br />

Keimung offensichtlich nicht ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung stand (Abbildung<br />

20d). Des Weiteren hatten die Ohrwürmer bereits unmittelbar nach Versuchsbeginn am<br />

Pilzrasen und Agar gefressen (Abbildung 20c).<br />

Aufgrund dieser Ergebnisse wird für weitere Versuche mit entomophagen Pilzen das<br />

Versuchsdesign umgestellt. Möglicherweise ist eine erfolgreiche Infektion der<br />

Ohrwürmer mit Metarhizium anisopliae nur im oder auf dem Erdboden möglich, da der<br />

Boden die Feuchtigkeit besser speichert.<br />

Alle weiteren vorgesehehen Labor- und Freilandversuche werden zusätzlich mit dem<br />

insektenpathogenen Pilz Beauveria brongniartii durchgeführt, der bereits seit mehr als<br />

100 Jahren zur Bekämpfung der Larvenstadien des Maikäfers (Melolontha melolontha)<br />

eingesetzt wird. Die Applikation im Freiland läuft über Pilzkörner ab, die 5 bis 10 cm tief<br />

in den Boden eingebracht werden müssen (Quelle: http://www.oekolandbau.de).<br />

3.5 Traubengesundheit<br />

3.5.1 Fraßversuche mit Graufäule im Labor<br />

Um zu überprüfen, ob Forficula auricularia als Überträger der Graufäule (Botrytis<br />

cinerea PERS.) im Traubeninneren und zwischen Trauben in Frage kommt, wurde im<br />

Juli 2007 ein Fraßversuch unter Laborbedingungen durchgeführt.<br />

Der Versuch fand in zwei identischen Behältern mit jeweils 10 Individuen (5 ♀, 5 ♂)<br />

über 24 Stunden statt. Im ersten Behälter wurden die Ohrwürmer auf eine Agarplatte<br />

überführt, die mit Botrytis cinerea-Sporenträgern bewachsen war (Abbildung 21a). Im<br />

zweiten Versuchsbehälter stand den Tieren eine Agarplatte mit einer Botrytis cinerea-<br />

Kultur und zusätzlich ein halber Apfel als Nahrung zur Verfügung. Abbildung 21 zeigt,<br />

dass der Pilzrasen vollständig abgeweidet wurde, wenn keine andere<br />

Nahrungsressource zur Verfügung stand. Sobald den Insekten eine attraktivere<br />

Nahrungsquelle, wie zum Beispiel ein Apfelstück, angeboten wurde, fraßen die<br />

Ohrwürmer keine Botrytis cinerea-Sporenträger mehr.<br />

42


Anhand dieser Laborergebnisse ist davon auszugehen, dass die in einer verpilzten<br />

Traube siedelnden Ohrwürmer unter anderem Botrytis cinerea-Sporenträger fressen<br />

können. Da die Pilzsporen an den Mundwerkzeugen und am Körper der Tiere anhaften<br />

können, kommen Ohrwürmer als potenzielle Graufäule-Überträger in Frage. Die<br />

Untersuchungen werden 2008 fortgesetzt.<br />

a) b)<br />

Abbildung 21: Agarplatte mit Botrytis cinerea-Sporenträger<br />

vor a) und nach b) dem Besatz mit zehn Ohrwürmern über<br />

24 Stunden<br />

3.5.2 Fraßversuche mit Trauben im Freiland<br />

Im Zusammenhang mit der Graufäule-Problematik und weiteren Pilzkrankheiten, die<br />

der Ohrwurm durch das An- und Ausfressen von Trauben übertragen kann, wurde im<br />

September 2007 in der Neustädter Versuchsanlage „Mußbacher Glockenzehnt“ ein<br />

Fraßversuch mit Riesling-Trauben unter Freilandbedingungen durchgeführt.<br />

Für den Versuch wurden aus einer Riesling-Reihe zufällig 20 etwa gleich große und<br />

gesunde Trauben ausgewählt und mit einem Gazenetz umhüllt. Die Hälfte der<br />

eingenetzten Trauben diente als Kontrolle. Zu den restlichen Trauben wurden jeweils<br />

20 Ohrwürmer pro Netz für sieben Tage (28.08.-4.09.2007) eingesetzt (Abbildung 22).<br />

a) b) c)<br />

Abbildung 22: Fraßversuche mit eingenetzten Riesling-Trauben in der Neustädter Sortenmix-Anlage<br />

„Mußbacher Glockenzehnt“: a) Versuchsaufbau, b) und c) eingenetzte<br />

Riesling-Traube mit 20 Forficula auricularia (Photos: U. Hetterling)<br />

43


Während dieser Zeit stand den in den Gazenetzen eingeschlossenen Ohrwürmern<br />

keine andere Nahrungsquelle als die Beeren der Riesling-Trauben zur Verfügung<br />

(Abbildung 22b, 22c). Nach Versuchsende wurden alle eingenetzten Trauben vom<br />

Rebstock abgeschnitten und im Labor auf Fraßaktivität ausgewertet. Die Ergebnisse<br />

sind in Tabelle 22 dargestellt. In keinem der besetzten Gazenetze wurden von<br />

Ohrwürmern Beeren geöffnet oder angefressen. In einigen Gazenetzen konnte jedoch<br />

Kannibalismus nachgewiesen werden. Deshalb wurden in der Hälfte der eingenetzten<br />

Trauben nach dem Versuch bis zu fünf Ohrwürmer weniger gezählt (Tabelle 22). Wie<br />

Laborversuche von SCHIRRA (mdl. Mitteilung) gezeigt haben, sind Ohrwürmer zwar in<br />

der Lage, gesunde Beeren mit ihren Mundwerkzeugen zu öffnen, scheinen dies aber<br />

nur ausnahmsweise zu tun.<br />

Tabelle 22: Ergebnisse der Traubenbonitur nach den Fraßversuchen mit eingenetzten Riesling-<br />

Trauben in der Neustädter Sortenmix-Anlage „Mußbacher Glockenzehnt“<br />

Individuenanzahl<br />

Versuchsbeginn<br />

Traubennummer<br />

Gesamtanzahl<br />

Beeren<br />

Anzahl<br />

intakte<br />

Beeren<br />

davon<br />

angefressen<br />

Anzahl<br />

faule<br />

Beeren<br />

davon<br />

angefressen<br />

Anzahl<br />

trockene<br />

Beeren<br />

davon<br />

angefressen<br />

Individuenanzahl<br />

Versuchsende<br />

1 20 168 163 0 0 0 5 1 20<br />

2 20 103 98 0 5 0 0 0 20<br />

3 20 134 127 0 0 0 7 0 18<br />

4 20 155 134 0 17 0 4 0 20<br />

5 20 154 131 0 19 1 4 0 19<br />

6 20 184 174 0 9 0 1 0 20<br />

7 20 125 106 0 17 0 2 2 20<br />

8 20 129 105 0 16 0 8 1 18<br />

9 20 139 125 0 7 0 7 1 15<br />

10 20 84 68 0 9 0 7 0 19<br />

Um die Ergebnisse der Netzversuche abzusichern, wurden im September 2007 aus<br />

einer anderen Neustädter Riesling-Anlage 300 befallene Trauben entnommen und<br />

einer weiteren Beerenbonitur unterzogen. In der Bonitur wurden folgende Parameter<br />

aufgenommen: ursprüngliche Lage der Traube am, Rebstock, Traubengewicht,<br />

prozentualer Anteil der intakten Beeren, prozentualer Anteil der faulen Beeren,<br />

prozentualer Anteil der vertrockneten Beeren, Anzahl der in eine Traube<br />

eingewachsenen Triebe oder Blattspreiten pro Traube, Anzahl der männlichen und<br />

weiblichen Ohrwürmer pro Traube sowie die Art und Anzahl der angefressenen<br />

Einzelbeeren. Die Ergebnisse befinden sich zurzeit noch in der Datenauswertung.<br />

44


3.5.3 Analytik<br />

Die starke Traubenverkotung, hervorgerufen durch die hohen Befallsdichten von<br />

Forficula auricularia , stellt für die Weinwirtschaft ein großes Problem dar (Abbildung<br />

23). Zum einen locken die Kotansammlungen zahlreiche potenzielle Schadinsekten<br />

(zum Beispiel Diptera) an.<br />

a) b) c)<br />

Abbildung 23: Kotablagerungen von Forficula auricularia in einer Riesling-Traube: a)<br />

Traubeninneres mit 15 adulten Forficula auricularia, b) starke Kotansammlung zwischen<br />

Einzelbeeren, c) stark verkotetes Stielgerüst<br />

Zum anderen ist zu befürchten, dass das im Ohrwurmkot enthaltene 2-Methyl-1,4-<br />

Benzochinon im Wein einen Fehlton erzeugen kann. Zu diesem Komplex werden seit<br />

dem Herbst 2007 analytische Studien in Kooperation mit dem Sachgebiet<br />

„Phytopharmakologie“ der Abteilung Phytomedizin des <strong>DLR</strong> <strong>Rheinpfalz</strong> in Neustadt<br />

durchgeführt.<br />

Vor dem Beginn der Analyse der im August 2007 gewonnenen Most-, Maische- und<br />

Weinproben aus Riesling-Trauben mussten zunächst die Messbarkeit des<br />

Benzochinons mittels Gaschromatographie und in Frage kommende<br />

Extraktionsmethoden überprüft werden. Außerdem sollte durch die Wahl eines<br />

Absorbers eine akzeptable, reproduzierbare Wiederfindungsrate erreicht werden und<br />

abschließend die gesamte Nachweismethode validiert werden.<br />

Im ersten Analyseschritt wurde mittels Gaschromatographie das Molekül der<br />

Reinsubstanz Toluchinon (C 7 H 6 O 2 ), die mit dem 2-Methyl-1,4-Benzochinon von<br />

Forficula auricularia chemisch identisch ist, massenspektrometrisch vermessen. Das<br />

erhaltene Chromatogramm mit dem Massenspektrum der Reinsubstanz diente als<br />

Vergleichsmatrix für den Nachweis von 2-Methyl-1,4-Benzochinon in den Kotproben<br />

von Forficula auricularia aus Labor- und Freilandversuchen. Nachdem alle Kotproben<br />

mit Chloroform extrahiert und einer Gaschromatographie unterzogen wurden, konnte 2-<br />

Methyl-1,4-Benzochinon in allen Proben nachgewiesen werden. Die Quantifizierung<br />

45


erfolgte mit den SIM-Massen 122, 94, 66, die bei einer Iontrap als charakteristisches<br />

Molekülion und entsprechende Fragmente auftreten.<br />

Im Anschluss an die Gaschromatographie wurde mittels Flüssig-Flüssig-Extraktion<br />

versucht, die Substanz 2-Methyl-1,4-Benzochinon aus einer Mostprobe zu extrahieren.<br />

Da weder bei der Flüssig-Flüssig-Extraktion mit Chloroform noch bei der Flüssig-<br />

Flüssig-Extraktion mit Dichlormethan eine Phasentrennung gelang, wurde die<br />

Festphasenextraktion mit unterschiedlichen Adsorbern angewandt.<br />

Diese Tests dienten dazu, einen geeigneten Benzochinon-Adsorber zu finden, der bei<br />

zukünftigen Most-, Maische- und Weinanalysen das enthaltene Benzochinon bindet.<br />

Alle bisher mit der Reinsubstanz getesteten Adsorber und deren mittels<br />

Chromatogramm errechnete prozentuale Wiederfindungsrate für das Toluchinon sind<br />

in Tabelle 23 dargestellt.<br />

Nach allen Tests mit den in Tabelle 23 aufgeführten Adsorbern, erfolgte ab 180 ml<br />

Probe bei dem Strata X (500 mg)-Adsorber der Durchbruch von Toluchinon.<br />

Demzufolge wird dieser Adsorbertyp für die Analyse der Most-, Maische- und<br />

Weinproben eingesetzt.<br />

Tabelle 23: Auflistung der in den Benzochinon-Absorbertests verwendeten Absorber mit der<br />

prozentualen Widerfindungsrate für Toluchinon.<br />

Absorbertyp Hersteller Widerfindungsrate<br />

C-2-Säule (500 mg) Macherey - Nagel 0 %<br />

C-8-Säule (500 mg) Macherey - Nagel 0 %<br />

C-18-Säule (1000 mg) Macherey - Nagel 0 %<br />

C-Ph-Säule (500 mg) Macherey - Nagel 0 %<br />

C-HR-X-Säule (500 mg) Macherey - Nagel 0 %<br />

Strata XL (200 mg), grobporig Phenomenex 0 %<br />

Strata XL (500 mg), grobporig Phenomenex 0,5 %<br />

Strata X (200 mg), feinporig Phenomenex 0,5 - 1,0 %<br />

Strata X (500 mg), feinporig Phenomenex 37,23 %<br />

Die Strata XL-Adsorber können aufgrund ihrer Grobporigkeit als Adsorbermedien für<br />

das Toluchinon nicht verwendet werden, da die Substanz ungebunden durch die<br />

Säulen läuft.<br />

46


3.6 Zucht<br />

3.6.1 Verhaltens- und populationsbiologische Studien in der Laborzucht<br />

Bevor die Zuchtversuche in Abhängigkeit des Zuchtbehälters erläutert werden, sind im<br />

ersten Abschnitt zunächst allgemeine Beobachtungen zum Verhalten, der<br />

Fortpflanzungsbiologie sowie der Brutpflege von Forficula auricularia unter<br />

Laborbedingungen aufgeführt.<br />

Verhalten<br />

Ebenso wie im Freiland zeigten auch die Labortiere ein starkes Aggregationsverhalten<br />

in den künstlich geschaffenen Tagesruheplätzen. Dabei zogen sich die negativ<br />

phototaktischen und positiv thigmotaktischen Ohrwürmer (HERTER 1943) unter oder<br />

zwischen das Cellulosepapier zurück oder versteckten sich in den Bambus- und<br />

Pappröhren. Über gleiche Beobachtungen mit Forficula auricularia berichteten auch<br />

LAMB & WELLINGTON (1974) sowie HERTER (1943) mit der Ohrwurmart Prolabia<br />

arachidis.<br />

Die nächtliche Aktivitätsphase, die mit der Nahrungsaufnahme verbunden ist, konnte<br />

auch bei den Versuchstieren beobachtet werden. Dies war zu erwarten, da den<br />

Labortieren ein natürlicher Tag-Nacht-Rhythmus angeboten wurde. Die<br />

Nahrungsaufnahme erfolgte ebenfalls im Familienverband. Häufig wurden an einem<br />

Apfelstück (zwei x zwei cm) mehr als 20 Ohrwürmer bei der Nahrungsaufnahme<br />

gezählt. Neben Apfel wurde den Tieren einmal wöchentlich in Wasser aufgeweichtes<br />

Katzentrockenfutter angeboten, welches die Versuchstiere gieriger und in größeren<br />

Mengen als Apfel fraßen. Aus Hygienegründen wurde das Katzenfutter bei<br />

Zuchtversuchen auf Erdboden eingespart.<br />

Essentiell für das Überleben der Versuchstiere war das im dreitägigen Rhythmus<br />

durchgeführte Besprühen des gesamten Zuchtbehälterinhalts mit abgestandenem<br />

Wasser. Nach dem Befeuchten nahmen die Tiere regelmäßig Wasser über die<br />

Wassertropfen auf. Außerdem erzeugte das Besprühen hohe Luftfeuchten in den<br />

Zuchtbehältern, die für Forficula auricularia lebensnotwendig sind (WALLASCHEK 2004).<br />

Das für frei lebende Ohrwürmer typische Diapausestadium während der Wintermonate<br />

(GOODACRE1997) wurde bei den Labortieren aufgrund der ganzjährig gleich bleibenden<br />

Lufttemperatur von zirka 20 °C nicht beobachtet. L AMB & WELLINGTON (1974)<br />

beobachteten in ihren Forficula-Zuchten ebenfalls das Ausbleiben der Diapause.<br />

47


Allerdings nahm die Bewegungsaktivität und Nahrungsaufnahme der Ohrwürmer über<br />

die Wintermonate stark ab. Kannibalismus zwischen den Versuchstieren in den<br />

Zuchtgefäßen stellte anfänglich ein großes Problem dar. Im Laufe der Untersuchungen<br />

wurden den Tieren größere Zuchtbehälter bereitgestellt und der Besatz reduziert.<br />

Trotzdem wurde auch bei sehr geringem Besatz beobachtet, dass tote und kranke<br />

Individuen sofort von den gesunden gefressen wurden.<br />

Fortpflanzungsbiologie<br />

Bereits in ersten Aufbewahrungsbehältern im August konnten Pärchen in der Kopula<br />

beobachtet werden. Die Begattungsbereitschaft tritt erst mehrere Tage nach der<br />

Imaginalhäutung und Enthärtung ein (HERTER 1943). Die Begattung beginnt damit,<br />

dass beide Geschlechter ihre Hinterleiber gegeneinander biegen, wobei das Männchen<br />

das Abdomenende um 180° dreht, damit es den Penis e inführen kann (Abbildung 24).<br />

Gleiche Beobachtungen beschrieben FULTON (1924) für Forficula auricularia und<br />

HERTER (1943) für Prolabia arachidis.<br />

Die wahllos zwischen den Männchen<br />

und Weibchen eines Zuchtbehälters<br />

stündlich stattfindenden Paarungen<br />

konnten bis zur Eiablage der<br />

Weibchen beobachtet werden. Des<br />

Weiteren wurden auch Paarungen zwischen Männchen beobachtet. Auch KUHL (1928)<br />

konnte bei der Art Forficula<br />

auricularia ein derartiges Verhalten bei isolierten<br />

Männchen beobachten, indem einige Männchen versuchten, den anderen ihre<br />

gedrehten Hinterleiber unterzuschieben.<br />

Abbildung 24: Zeichnung: Paarungsverhalten von<br />

Prolabia arachidis (HERTER 1943), Photo: Paarungsverhalten<br />

von F. auricularia im Labor 2007<br />

Brutpflege<br />

In den Zuchtbehältern isolierten sich die trächtigen Weibchen zum Bau der Brutröhre<br />

bzw. Brutkammer vom restlichen Familienverband. Nach der Eiablage wurden die<br />

Gelege intensiv verteidigt und Männchen und andere Weibchen vom Nest vertrieben.<br />

Auch LAMB & WELLINGTON (1974) weisen darauf hin, dass nach der Eiablage die<br />

Männchen aus den Zuchtbehältern entfernt werden müssen, da die Weibchen sonst zu<br />

viel Zeit aufwenden die Männchen von der Brutkammer zu verjagen und die Brutpflege<br />

in dieser Zeit vernachlässigen. Wenn die Eier nicht ausreichend vom Weibchen<br />

gepflegt werden, bilden sich Schimmelpilze auf der Eihülle (LAMB & WELLINGTON 1974).<br />

48


Gleiche Ergebnisse zeigten auch die eigenen Studien. Dafür wurden weibchenlose<br />

Gelege aus dem Freiland sowie aus der Laborzucht für 21 Tage im Labor beobachtet.<br />

Während des Versuchs wurden die Eier auf sandigem Lehmboden gelagert, in dem die<br />

Freilandgelege gefunden wurden. Bereits fünf Tage nach Entfernung der Mutter färbten<br />

sich die Eiern von ehemals hellgelb bzw. perlmuttfarben in hellgrau um und verloren<br />

ihren Glanz. Nach acht Tagen bildete sich erdseitig ein Schimmelrasen (Abbildung 25).<br />

Am Tag 12 waren die Eier grau bis dunkelgrau gefärbt und schon teilweise zersetzt.<br />

Nach 19 Tagen war der Zersetzungsprozess abgeschlossen und somit keine Eier mehr<br />

sichtbar.<br />

c)<br />

Abbildung 25: Eigelege von Forficula auricularia: links)<br />

intaktes gepflegtes Ei, rechts) verlassenes ungepflegtes<br />

Ei mit Schimmelansatz (Photos: U. Hetterling)<br />

Forficula auricularia ist ovipar, denn die Eier entwickeln sich außerhalb des<br />

mütterlichen Körpers zu Larven. Die Eientwicklung dauert mehrere Wochen, ist aber<br />

stark temperaturabhängig. Die meisten Autoren geben für Forficula auricularia im<br />

Frühjahr fünf bis sechs Wochen an. Unter Laborklimabedingungen von zirka 20°C<br />

schlüpften die ersten Larven nach 22 Tagen (Eiablage 6.12.2007, Larvenschlupf<br />

28.12.2007). Der Larvenschlupf konnte bei den Versuchstieren aufgrund der versteckt<br />

angelegten Brutkammer der Weibchen nicht dokumentiert werden. Beobachtungen<br />

HERTER’S (1943) zu Folge sollen die Larven mit Hilfe eines Eizahnes am Kopf die<br />

Eihüllen sprengen. Das Weibchen unterstützt die Larven beim Schlüpfen aus der<br />

Eihülle nicht (FULTON 1924).<br />

Forficula auricularia durchläuft vier Larvenstadien bis zum geschlechtsreifen Insekt<br />

(PHILLIPS1997). Nach PHILLIPS (1997) lassen sich die Stadien morphologisch anhand<br />

ihrer Fühlergliedanzahl unterscheiden: L1 - 8 Glieder, L2 – 10 Glieder, L3 – 11 Glieder,<br />

L4 – 12 Glieder. Adulte Ohrwürmer haben 14 Antennenglieder (PHILLIPS1997)<br />

Wie auch für andere Ohrwurmarten beschrieben (HERTER 1943), verbergen sich die<br />

L1-Larven unter dem Thorax des Weibchens, welche die Jungen ab und zu beleckt.<br />

Die Larven sind voll beweglich, laufen selbstständig umher und werden von der Mutter<br />

bewacht und massiv gegen Angreifer verteidigt. Die genaue Anzahl der Larven nach<br />

49


dem Schlupf konnte nicht exakt bestimmt werden. Einerseits sollte das Weibchen in<br />

den ersten Tagen bei der Brutpflege nicht gestört werden, da die Folgen einer Störung<br />

nicht abgeschätzt werden konnten. Andererseits befand sich die Brutröhre des<br />

Weibchens am Behälterboden in stark verdichtetem Lehmboden. Ein Zerstören der<br />

Brutröhre für erste Beobachtungszwecke hätte wahrscheinlich auch viele Larven<br />

abgetötet. Aus diesen Gründen wurden nur die Larven beobachtet, die sich in den<br />

Abendstunden kurz auf der Erdoberfläche mit dem Weibchen aufhielten. Später wurde<br />

die Brutröhre geöffnet und drei L1-Larven und eine L2-Larve gezählt. Inwieweit diese<br />

Larvenanzahl der tatsächlichen nach dem Schlupf entsprach, ist nicht abschätzbar, da<br />

das Weibchen oft einen Teil der Larven direkt nach dem Schlupf verzehrt (HERTER<br />

1943, PHILLIPS1997).<br />

Die Zuchtergebnisse sind in Abhängigkeit vom Zuchtbehälter und dessen Bodenart in<br />

Tabelle 24 aufgeführt.<br />

Tabelle 24: Ergebnisse der Zuchtversuche mit Forficula auricularia in verschiedenen Zuchtbehältern<br />

und Bodenarten von 18. September 2007 bis 23. Januar 2008 (VA - Versuchsanfang,<br />

VE - Versuchsende). Die grau markierten Zeilen zeigen die Zuchtbehälter mit Lehmboden.<br />

Zuchtbehälter<br />

Bodenart<br />

VA: Anzahl<br />

Individuen<br />

VE: Anzahl<br />

Tote<br />

VE: Anzahl<br />

Lebende<br />

VE: Anzahl<br />

Nester<br />

Vollglasterrarium<br />

(Laborbedingungen)<br />

sandiger<br />

Lehm<br />

75<br />

(50 ♀, 25 ♂)<br />

21<br />

(11 ♀, 10 ♂)<br />

15<br />

(15 ♀, 0 ♂)<br />

ca. 30<br />

(20-40 Eier)<br />

Vollglasterrarium<br />

(Laborbedingungen)<br />

lehmiger<br />

Sand<br />

75<br />

(50 ♀, 25 ♂)<br />

22<br />

(15 ♀, 7 ♂)<br />

13<br />

(12 ♀, 1 ♂) 0<br />

Terrarium: linke Seite<br />

(Laborbedingungen)<br />

sandiger<br />

Lehm<br />

35 ♀ 7 ♀ 20 ♀<br />

ca. 10<br />

(20-40 Eier)<br />

Terrarium: rechte Seite<br />

(Laborbedingungen)<br />

feinkörnige<br />

Komposterde<br />

35 ♀<br />

alle Tiere in<br />

Lehmboden<br />

abgewandert<br />

alle Tiere in<br />

Lehmboden<br />

abgewandert<br />

0<br />

Reblauskasten<br />

(Laborbedingungen)<br />

sandiger<br />

Lehm<br />

45<br />

(30 ♀, 15 ♂)<br />

15<br />

(12 ♀, 3 ♂)<br />

1<br />

(1 ♀, 0 ♂)<br />

1<br />

(8 Eier)<br />

Reblauskasten<br />

(Laborbedingungen)<br />

lehmiger<br />

Sand<br />

45<br />

(30 ♀, 15 ♂)<br />

13<br />

(11 ♀, 2 ♂)<br />

0 0<br />

Reblauskasten<br />

(Freilandbedingungen)<br />

sandiger<br />

Lehm<br />

45<br />

(30 ♀, 15 ♂)<br />

27<br />

(13 ♀, 14 ♂)<br />

2<br />

(2 ♀, 0 ♂)<br />

1<br />

(27 Eier)<br />

Reblauskasten<br />

(Freilandbedingungen)<br />

lehmiger<br />

Sand<br />

45<br />

(30 ♀, 15 ♂)<br />

8<br />

(4 ♀, 4 ♂)<br />

0 0<br />

Die Ergebnisse in Tabelle 24 zeigen, dass ausschließlich in Zuchtbehältern mit<br />

sandigem Lehmboden Nester angelegt wurden. Dieser grobkörnige und spaltenreiche<br />

Boden wurde im September 2007 aus der Neustädter Sortenmix-Anlage „Mußbacher<br />

Glockenzehnt“ entnommen, die im Jahr 2007 den stärksten Ohrwurmbefall aller<br />

Untersuchungsflächen aufwies.<br />

50


In den Zuchtbehältern mit lehmigem Sandboden wurden keine Nester angelegt. Der<br />

sehr feinkörnige Sandboden wurde aus der Leistädter Portugieser-Anlage entnommen,<br />

die bis zum Entnahmezeitpunkt einen sehr geringen Ohrwurmbefall aufwies. Einen<br />

ähnlichen Effekt auf die Eiablage hatte die in einem Versuch verwendete Kompost-<br />

Blumenerde, die aufgrund ihres hohen Humusanteils sowie der enthaltenen<br />

Styrolpartikel sehr locker und feinkörnig war. Alle auf der Komposterde ausgesetzten<br />

Weibchen wanderten nach einem Tag ab und legten im benachbarten Lehmboden ihre<br />

Brutkammern an und darin die Eier ab (Tabelle 24).<br />

Im Verlauf der Zuchtversuche fiel auf, dass nicht nur die Bodenart den Zuchterfolg<br />

bestimmt, sondern auch der Zuchtbehälter an sich. Das gut durchlüftete Glasterrarium<br />

mit einer 15 cm dicken Bodenschicht aus sandigem Lehmboden war am besten für die<br />

Zucht geeignet. Hier wurden im Versuchszeitraum von 23. November 2007 bis 16.<br />

Januar 2008 cirka 30 Brutkammern mit Gelegen an den Scheiben des Terrariums<br />

gezählt. Wie viele Gelege sich im Inneren des Beckens befanden, konnte nicht<br />

überprüft werden, da die Ohrwürmer während der Eiablage nicht gestört werden<br />

sollten. Mit zunehmenden Störungsgrad entfernten alle Weibchen ihre Gelege von der<br />

Scheibe, vergrößerten ihre Brutkammer zur Beckenmitte hin und lagerten ihre Eier dort<br />

ab, so dass sie für den Beobachter nicht mehr sichtbar waren. Die Eianzahl pro Gelege<br />

schwankte von fünf bis cirka 40 Eiern, die Gelegetiefe von einem cm bis 15 cm<br />

(Abbildung 26).<br />

b) c)<br />

Abbildung 26: Terrarium mit sandigem Lehm: links) Weibchen<br />

beim Anlegen von Brutröhren, rechts) Brutkammer mit<br />

Weibchen und Gelege (Photos: U. Hetterling)<br />

Im Vergleich zum Terrarium mit Sandboden zogen sich die Weibchen des Lehmboden-<br />

Terrariums bereits am 2. November 2007 von der Bodenoberfläche in den Boden<br />

zurück und begannen mit dem Anlegen von Brutröhren beziehungsweise Brutkammern<br />

(Abbildung 26). Im Sand-Terrarium versuchten die hochträchtigen Weibchen über den<br />

gesamten Versuchszeitraum (18.09.07-16.01.08) vergebens Brutröhren anzulegen.<br />

Aufgrund der Feinkörnigkeit des Sandbodens fielen die Bodenvertiefungen immer<br />

51


wieder in sich zusammen, so dass die Weibchen mit ihren Vorderextremitäten keine<br />

Brutröhre formen bzw. bauen konnten. Des Weiteren hielten sich die Weibchen den<br />

ganzen Versuchszeitraum entweder auf der Sandbodenoberfläche auf oder zogen sich<br />

in flache Gruben zurück, die sich durch das Gießen auf der Bodenoberfläche gebildet<br />

hatten (Abbildung 27).<br />

Abbildung 27: Terrarium mit lehmigem Sand: links) Bodenoberfläche<br />

mit Forficula auricularia am 29.11.2007, rechts)<br />

Weibchen beim Versuch Brutröhren anzulegen<br />

Aufgrund dieser Beobachtungen zeigt sich, dass das Anlegen einer Brutröhre und das<br />

damit verbundene Ablegen der Eier mit der Körnigkeit des Bodens korreliert und<br />

folglich die Eiablage von der Bodenart abhängig ist.<br />

Die in den Terrarien und Reblauskästen gefundenen Gelege wurden mit den<br />

dazugehörigen Weibchen im Januar 2008 in mit Lehmboden gefüllte Plastikgefäße<br />

(siehe Kapitel 2.2.3) überführt (Abbildung 28, links).<br />

Für jedes Gelege wurde jeweils ein Gefäß vorbereitet, da die Weibchen während der<br />

Brutpflege ungestört sein müssen. Konkurrentinnen fressen sowohl die Eier wie auch<br />

die ersten Larvenstadien (HERTER 1943, PHILLIPS1997). Das Plastikgefäß wurde<br />

deshalb ausgewählt, weil in diesem Zuchtbehältertyp bereits im Dezember vier<br />

Ohrwurmlarven (L1-Stadium) gefunden wurden (Abbildung 28, rechts). Außerdem lässt<br />

sich das kleine Gefäß gut reinigen und die Bodenfeuchtigkeit kann durch die geringe<br />

Erdmenge gut kontrolliert werden.<br />

Außer in den Plastikgefäßen fanden bzw. finden die Einzelzuchten auch in selbst<br />

gefertigten Gipsröhren statt (siehe Kapitel 2.2.3). Diese Zuchtmethode wurde von LAMB<br />

& WELLINGTON (1974) übernommen, da die Autoren mit dieser Methode große<br />

Zuchterfolge im Labor erzielten. Vorteil der Methode ist, dass der Gips, ähnlich wie<br />

natürlicher Boden, das aufgenommene Wasser nach und nach abgibt und so die<br />

Bodenfeuchtebedingungen liefert (LAMB & WELLINGTON 1974).<br />

52


c)<br />

Abbildung 28: Plastikgefäß mit sandigem Lehm: links) Weibchen<br />

mit Gelege unmittelbar unter der Erdoberfläche, rechts)<br />

erstes Larvenstadium im Gefäßinneren (Photos: U. Hetterling)<br />

Zum Bau einer Gipsröhre wird ein Pappzylinder benötigt, in den der flüssige Gips<br />

eingefüllt wird. Nach dessen Aushärtung wird über die gesamte Zylinderlänge eine<br />

Brutröhre gebohrt (Durchmesser ein cm). Als Abschluss diente eine PVC-Petrischale<br />

mit Luftlöchern (siehe Kapitel 2.2.3). In jede der Gipsröhren wurde am 3. Dezember<br />

2007 ein trächtiges Weibchen eingesetzt. Bereits am 14. Dezember hatten alle<br />

Weibchen am Ende der Gipsbrutröhre vier bis 20 Eier abgelegt. Aufgrund zweimaliger<br />

Übernässung der Brutröhren durch zu starkes Gießen frassen vier von fünf Weibchen<br />

ihre Eier in Folge der zu hohen Feuchtigkeit auf. Aus dem letzten Gelege entwickelten<br />

sich sechs Larven, welche von der Mutter nach zwei Tagen gefressen wurden.<br />

Momentan sind alle Gipsröhren neu mit Weibchen besetzt, welche alle ein Gelege am<br />

Röhrenboden pflegen. Übernässung der Gipsröhren wird erfahrungsgemäß vermieden.<br />

Als Zuchtbehälter ungeeignet waren die Reblauskästen. Sowohl der Lehm- wie auch<br />

der Sandboden verdichteten sich nach dem regelmäßigen Gießen so stark, dass schon<br />

nach 21 Tagen eine breiige Masse übrig blieb. Aufgrund der zum Bodenvolumen sehr<br />

kleinen Belüftungsfläche blieb der Boden unabhängig vom Standort (Labor, Freiland)<br />

durchweg sehr nass und schimmelte. Die Ohrwürmer hielten sich bis auf Einzelfälle<br />

nur auf der Bodenoberfläche auf. Zu Versuchsende wurden in den Reblauskästen mit<br />

Sandboden keine Überlebenden gefunden, in den Kästen mit Lehmboden überlebten<br />

nur ein bis zwei Ohrwürmer die artuntypisch hohen Bodenfeuchten (Tabelle 24, Seite<br />

50). Trotz der schlechten Lebensbedingungen legte sowohl ein Weibchen im Labor-<br />

wie auch im Freiland-Reblauskasten ein Gelege in den Lehmboden ab (Tabelle 24,<br />

Seite 50). In den Reblauskästen, die mit Sandboden gefüllt waren, wurden keine<br />

Nester gefunden (Tabelle 24, Seite 50).<br />

53


3.6.1 Nestkartierung im Freiland<br />

Die folgenden Ergebnisse der Nestkartierungen von Forficula auricularia, die in der<br />

Neustädter Sortenmix-Anlage „Mußbacher Glockenzehnt“ stattfinden, beziehen sich<br />

auf den Zeitraum 5. bis 13. Dezember 2007. Während dieser Zeit wurden an<br />

definierten Standorten (siehe Kapitel 2.2.2) jeweils 24 Grabungen im<br />

Unterstockbereich, in der begrünten und unbegrünten Rebreihen durchgeführt. Da in<br />

dieser Rebanlage die Bodenbearbeitung zur Hälfte umgestellt wurde, d.h. im<br />

Unterstockbereich angehäufelt wurde, fanden von 16 Grabungen im angehäufelten und<br />

acht Grabungen im nicht aufgeschobenen Unterstockbereich statt.<br />

Für jeden Ohrwurm-Nestkartierungsort wurden folgende Parameter bestimmt:<br />

Vegetationsdeckung, Artbestimmung der Pflanzenwurzeln im Boden, Körnigkeit des<br />

Bodens, Standortbesonderheiten (zum Beispiel Tierbauten), Nesttiefe, Anzahl der Eier<br />

pro Nest, Beschaffenheit der Nestumgebung (zum Beispiel Rohboden,<br />

Pflanzenwurzeln), Anzahl der Weibchen und Männchen pro Nest, Anzahl der toten<br />

oder lebenden Adulten in der Nestumgebung oder im Grabungsloch.<br />

Mußbacher Glockenzehnt (Neustadt/W.) - Nestkartierung:<br />

- im Unterstockbereich 24 Grabungen<br />

- in der begrünten Gasse 24 Grabungen<br />

- in der unbegrünten Gasse 24 Grabungen<br />

Anzahl der Grabungen mit Nest<br />

24<br />

22<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Ort der Nestkartierung 1<br />

Nester - Unterstockbereich<br />

Adulte - Unterstockbereich<br />

Nester - begrünte Gasse<br />

Adulte - begrünte Gasse<br />

Nester - unbegrünte Gasse<br />

Adulte - unbegrünte Gasse<br />

Abbildung 29: F. auricularia-Nestkartierung in der Neustädter Sortenmixanlage<br />

im Zeitraum von 05.12.-13.12.2007<br />

Die ersten Auswertungen der Nestkartierung in Abbildung 29 zeigen, dass bei 11 von<br />

24 Grabungen in den begrünten Gassen Nester mit adulten Ohrwürmern gefunden<br />

wurden, in der Regel das zu dem jeweiligen Gelege gehörende Weibchen. Im<br />

Unterstockbereich wurden nur bei sechs der insgesamt 24 Grabungen Ohrwurmgelege<br />

54


entdeckt, dabei wurde lediglich bei einer Grabung das zum Nest gehörige Weibchen<br />

gesichtet. Die unbegrünten Gassen wiesen die geringste Nestanzahl auf, wobei sich<br />

bei der Hälfte der gefunden Gelege das Weibchen direkt am Nest aufhielt. Nach ersten<br />

Beobachtungen ist die Nestanzahl von der Vegetationsdeckung, der Bewurzelung des<br />

Bodens, sowie der Bodenbeschaffenheit bzw. der Bodenverdichtung abhängig:<br />

Begrünte Rebreihen in der Untersuchungsfläche<br />

Vegetation der begrünten Gassen der Kartierungsanlage setzt sich vorwiegend aus<br />

den drei Grasarten Elytrigia repens (Gewöhnliche Quecke), Bromus squarrosus<br />

(Sparrige Trespe) und Hordeum murinum (Mäusegerste) sowie den Ackerunkräutern<br />

Taraxacum officinale (Gemeiner Löwenzahn) und Convolvulus arvensis (Ackerwinde)<br />

zusammen. Besonders die langen und stark strukturierten Wurzeln von Taraxacum<br />

officinale und Convolvulus arvensis bewirken eine starke Bodendurchwurzelung bis in<br />

zirka 20 cm Tiefe. Aufgrund des Wurzelwerkes bleibt das Bodengefüge locker und es<br />

bilden sich Spalten und Hohlräume. In Terrarienbeobachtungen im Labor zeigte sich,<br />

dass die Hohlräume von Ohrwurmweibchen als Brutkammern angenommen oder<br />

durch zusätzliche Grabungen zu Brutröhren umgeformt wurden.<br />

Die Mehrzahl der in der begrünten Gasse erfassten Nester wurde entweder unmittelbar<br />

unter der Vegetationsdecke im oberen Wurzelbereich oder an zehn bis 15 cm tief<br />

gelegenen Taraxacum officinale- und Convolvulus arvensis-Wurzeln gefunden. Die<br />

Nesttiefe in den begrünten Gassen variierte von einem cm, d.h. das Nest lag direkt<br />

unter der Grasnarbe, bis 15 cm Tiefe. Die Anzahl der Eier pro Gelege schwankte von<br />

drei Eiern bis cirka 40 Eiern.<br />

Die im Vergleich zum Unterstockbereich und zur unbegrünten Gasse hohe<br />

Individuenanzahl der Adulten pro Grabung war wahrscheinlich auf die Art des Grabens<br />

und des Widerfindens der Insekten am Ausgrabungsloch zurückzuführen. Da alle in<br />

der Rebanlage aufgefundenen Gelege aus intakten Eiern bestanden, kann davon<br />

ausgegangen werden, dass sich das Weibchen in der unmittelbaren Umgebung<br />

aufhielt. Ohne intensive Brutfürsorge verpilzen und verfaulen die Eier in wenigen<br />

Tagen (LAMB & WELLINGTON 1974, GOODACRE 1997, PHILLIPS 1997).<br />

Begrünte Rebreihen im Randbereich der Untersuchungsflächen<br />

Im stark begrünten Randbereich der Untersuchungsfläche wurden bei den vier<br />

Grabungen weder Nester noch Adulte gefunden. Die sehr dichte Vegetationsdecke<br />

bestand auschließlich aus Gräsern, wie zum Beispiel Elytrigia repens (Gewöhnliche<br />

Quecke), Bromus squarrosus (Sparrige Trespe) und Hordeum murinum (Mäusegerste),<br />

55


die bis auf Elytrigia repens keine langen Wurzeln, sondern nur Büschelwurzeln<br />

ausbilden. Aufgrund der schlechten Durchwurzelung und der fehlenden<br />

Bodenbearbeitung in diesem Randbereich wies der Boden sehr wenige<br />

Lückensysteme auf und war sehr stark verdichtet. Möglicherweise wurde deshalb<br />

dieses Bodengefüge von Forficula auricularia gemieden.<br />

Unterstockbereich - nicht angehäufelt<br />

Im nicht dammartig angehäufelten Unterstockbereich wuchsen aufgrund der mehrmals<br />

im Jahr durchgeführten Herbizidapplikationen nur vereinzelt Ackerunkräuter, wie zum<br />

Beispiel Convolvulus arvensis (Ackerwinde), deren lange und stark strukturierte<br />

Wurzeln bis zu 20 cm tief in den Rebwurzelbereich vordrangen. Mit Ausnahme eines<br />

Nestes wurden alle anderen in dieser Zone entweder direkt an den Rebwurzeln oder<br />

im Geflecht von Ackerwindenwurzeln gefunden.<br />

Im nicht angehäufelten Unterstockbereich schwankte die Nesttiefe zwischen 5 und 15<br />

cm. Auffällig war, dass alle im Unterstockbereich aufgenommenen Ohrwurmgelege in<br />

Richtung der begrünten Gasse lagen, was wahrscheinlich auf die stärkere<br />

Bodendurchwurzelung zurückzuführen war. Pro Gelege wurden hier acht bis 20 Eier<br />

gezählt.<br />

Unterstockbereich - angehäufelt<br />

Im dammartig aufgeschobenen Unterstockbereich kam es zu einer Verlagerung der<br />

Ohrwurmnester zur Bodenoberfläche hin. Im Vergleich zu dem nicht angehäufelten<br />

Unterstockbereich lagen die Nester um 10 cm höher. Ab Frühjahr 2008 wird überprüft,<br />

inwieweit im Zusammenhang mit dieser Nestverlagerung eine Populationskontrolle<br />

möglich ist. Durch das Abpflügen des Dammes könnten die direkt im Damm und<br />

unmittelbar unter dem Damm liegenden Nester zerstört werden. Die mit dem Anhäufeln<br />

vermutete Dezimierung der Ohrwürmer konnte nach den ersten 12 Grabungen nicht<br />

bestätigt werden. Die wenigen Gelege, die in dieser Zone gefunden wurden, befanden<br />

sich alle an den Rebwurzeln und wiesen 18 bis 27 Eier pro Nest auf.<br />

Unbegrünte Rebreihen in der Untersuchungsfläche<br />

Die gerinste Anzahl an Nestern wurde in den unbegrünten Gassen gefunden. Die hier<br />

mehrmals im Jahr durchgeführte Oberflächenbodenbearbeitung verhinderte die<br />

Bildung einer Vegetationsschicht, lockerte die Bodenstruktur auf und führte zu einem<br />

feinkörnigeren Bodengefüge. Der feinkörnige Boden, der zum Teil starke<br />

Bodenverdichtungen aufwies und einen minimalen Pflanzenbewuchs mit sporadisch<br />

56


auftretenden Ackerunkräutern, wie zum Beispiel Taraxacum officinale (Gemeiner<br />

Löwenzahn) zeigte, war wahrscheinlich der Grund für die geringe Nestanzahl in den<br />

gegrubberten Gassen. Auffällig war, dass alle Nester, die in den unbegrünten Gassen<br />

erfasst wurden, entweder an oder in direkter Nachbarschaft von Taraxacum officinale-<br />

Wurzeln oder Gangsystemen von Microtus arvalis (Feldmaus) lagen.<br />

Sowohl die Pflanzenwurzeln als auch die Feldmaus-Bauten lockerten das verdichtete<br />

Bodengefüge auf und förderten das für die Ohrwürmer optimale Bodenlückensystem.<br />

Auffallend war, dass unabhängig vom Nestfundort (Gasse oder Unterstockbereich) nie<br />

mehrere Nester nebeneinander lagen, sondern mindestens eine Distanz von 20 cm<br />

zueinander aufwiesen. Auch in den Zuchtterrarien versuchten die Weibchen ihre<br />

Nester so weit wie möglich vom Nachbarnest anzulegen. Bei zu geringem Abstand<br />

zwischen den Gelegen fraßen sich die Weibchen gegenseitig die Eier weg oder störten<br />

massiv die Brutpflege der anderen.<br />

Forficula auricularia-Männchen wurden in keinem Fall in den Nestern gefunden.<br />

Gleiche Beobachtungen wurden auch in Freilandstudien von LAMB & WELLINGTON<br />

(1974) und GOODACRE (1997) gemacht, die darauf hinweisen, dass das Weibchen<br />

während der Brutpflege keine Störungen durch Männchen und andere Weibchen<br />

duldet. Artgleiche werden vom Gelege verjagt oder sogar getötet (LAMB & WELLINGTON<br />

1974, GOODACRE 1997). Die Anzahl der bei den Grabungen aufgenommenen<br />

Männchen war im Vergleich zu den Weibchenfängen sehr gering. Die Mehrzahl der im<br />

Boden gesichteten Individuen von Forficula auricularia befanden sich im<br />

Diapausestadium.<br />

3.7. Ausblick<br />

2008 werden die im vergangenen Jahr begonnen Untersuchungsschwerpunkte zum<br />

großen Teil fortgesetzt. Zusätzlich soll der besonders praxisrelevante Aspekt der<br />

Ohrwurm-Populationskontrolle mit den folgend aufgeführten Ansätzen ausgebaut<br />

werden.<br />

Pflanzenstärkungsmittel<br />

Silikathaltige Pflanzenstärkungsmittel können in Rebflächen gegen die Graufäule<br />

(Botrytis cinerea) eingesetzt werden. 2008 soll in Freilandversuchen die Wirkung<br />

dieser silikathaltigen Pilzbekämpfungsmittel auf Forficula auricularia untersucht<br />

werden. Silikatpulver wurden bereits in Österreich zur Bekämpfung des Gemeinen<br />

Feldschnurfüßers (Cylindroiulus caeruleocinctus) eingesetzt, der dort in extrem hohen<br />

57


Populationsdichten in Häusern und Gärten auftrat (ZIMMERMANN 2006). Die winzigen<br />

Pulverkristalle zerstörten auf physikalischem Weg den Chitinpanzer und die<br />

Tausendfüßer trockneten innerhalb von 12 Stunden aus (ZIMMERMANN 2006).<br />

Bioregulatoren<br />

Bioregulatoren könnten zukünftig als Produkte für die Fäulnisvermeidung in Frage<br />

kommen. Die Substanzen lockern die Traubenstruktur auf, indem durch<br />

Veränderungen in der Gibberellinsynthese kleinere Beeren gebildet werden oder der<br />

Verrieslungsgrad zunimmt. In BASF-Studien hat sich gezeigt, dass mit dem<br />

Bioregulator Regalis behandeltn Trauben aufgrund ihrer Lockerbeerigkeit einen<br />

geringeren Ohrwurmbefall als die unbehandelten Vergleichstrauben aufwiesen (MANN<br />

22.01.2008, BASF-Tagung).<br />

Netzmittel<br />

Nicht-ionische Netzmittel verbessern die Aufnahme von Pflanzenschutzmitteln am<br />

Zielgewebe und stabilisieren insbesondere bei ungünstigen Applikationsbedingungen.<br />

deren Wirksamkeit. 2008 soll in Freilandversuchen überprüft werden, inwieweit<br />

Insektizide kombiniert mit Netzmitteln den Wirkungserfolg des Insektizids gegen den<br />

Ohrwurm nennenswert erhöhen können.<br />

Kalkstickstoff<br />

Kalkstickstoff ist nicht nur ein Stickstoffdünger, sondern weist auch herbizide, fungizide<br />

und insektizide Wirkung auf (http://www.kalkstickstoff.de/):<br />

Beispielsweise konnten durch Kalkstickstoff-Düngungen in Rapsfeldern<br />

Schneckengelege und adulte Schnecken fast vollstängig bekämpft werden<br />

(http://www.kalkstickstoff.de/). Des Weiteren wurden auch Kohlfliegen (Phorbia<br />

brassicae) und Drahtwürmer, die Larven der Schnellkäfer (Elateridae), durch den<br />

Einsatz von Kalkstickstoff in Agrarflächen stark reduziert (http://www.kalkstickstoff.de/).<br />

Löschkalk in Staubform<br />

Reiner Löschkalk (Calciumhydroxid - Ca(OH) 2 ) wird als Blatt- und Bodendünger<br />

eingesetzt. Positive Nebenwirkung des Löschkalkes ist die insektizide Wirkung.<br />

Freilandstudien im Jahr 2007 haben gezeigt, dass bei einem maximalen pH-Wert von<br />

12,6 Schadinsekten in kürzester Zeit bekämpft wurden (SCHNEIDER 2008). In<br />

Anlehnung an diese Ergebnisse soll im Jahr 2008 überprüft werden, inwieweit die<br />

Befallsdichte von Forficula auricularia nach einer Löschkalk-Applikation reduziert<br />

werden kann.<br />

58


Entblätterung<br />

Bei Entblätterungsversuchen zur Botrytis-Prävention in rhein-hessischen Rebanlagen<br />

hat sich gezeigt, dass in beidseitig entblätterten Laubwänden nur noch sporadisch<br />

Ohrwürmer auftraten. Denkbar ist, dass eine starke Korrelation zwischen der<br />

Blattentfernung und dem Verlust an artspezifischen Raum- und Nahrungsressourcen<br />

sowie Klimabedingungen besteht. Durch weitere Freilandversuche im Jahr 2008 sollen<br />

diese Beobachtungen unter definierten Bedingungen überprüft werden.<br />

Biologische Schädlingsbekämpfungsmittel<br />

Zur biologischen Bekämpfung von Forficula auricularia in Rebanlagen sollen die im<br />

Jahr 2007 begonnenen Versuche mit insektenpathogenen Nematoden- und Pilzarten<br />

im Jahr 2008 fortgeführt und auf weitere Arten ausgedehnt werden.<br />

Des Weiteren soll überprüft werden, inwieweit das biologische Insektizid NeemAzal-<br />

T/S (Wirkstoff Azadirachtin) den Ohrwurmbefall unter Praxisbedingungen regulieren<br />

kann. Dieses biologische Insektizid wurde bereits sehr wirksam zur Bekämpfung des<br />

Kartoffelkäfers Leptinotarsa decemlineata im Gemüsebau eingesetzt (HUMMEL 1996).<br />

59


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