Monikas Einsichten - DiveInside
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<strong>Monikas</strong> <strong>Einsichten</strong><br />
Panik<br />
Monika Rahimi lernte 1975 tauchen. 1977<br />
nahm die Autorin an einem Tauchlehrerassistentenkurs<br />
in Calella de Palafrugell an der<br />
Costa Brava teil. Dort blieb sie 1977 und 1978<br />
als Assistentin. Seit 1979 führte ihr Weg sie als<br />
hauptberufliche Tauchlehrerin in den Sudan, auf<br />
die Malediven, die Philippinen, nach Kuba, in<br />
die Dominikanische Republik, Indonesien und<br />
Tonga sowie Nord-, Mittelund Südamerika. Ein<br />
Wendepunkt in ihrer Laufbahn kam 1986, als<br />
sie für Lutz Hagemann arbeitete, der mit seiner<br />
natürlichen Atemtechnik „bleifreies Tauchen“<br />
propagierte.<br />
Diese Zusammenarbeit gab ihr den Anstoß,<br />
den menschlichen Gefühlen und Instinkten<br />
beim Tauchen näher auf den Grund zu gehen.<br />
Sie entwickelte eine einfache, effektive Lehrmethode<br />
zum entspannten, sicheren Tauchen.<br />
1997 erschien ihr Buch „Tauchen ohne Angst“,<br />
das ihre Erkenntnisse aus jahrzehntelanger<br />
Taucherfahrung widerspiegelt.<br />
Als es dem Göttervater Zeus wieder einmal zu<br />
langweilig auf seinem Olymp war, beschloss er,<br />
gegen die riesigen Titanen Krieg zu führen. Kurz<br />
entschlossen rekrutierte er seinen Stiefbruder, den<br />
Hirtengott Pan als Soldaten. Pan, halb Mensch, halb<br />
Ziegenbock und außerdem Pazifist… Der hatte<br />
null Bock zu kämpfen. Er amüsierte sich lieber mit<br />
hübschen Hirtinnen und spielte auf seiner Flöte.<br />
Als sich die Titanen näherten, stieß Pan aus Angst<br />
einen gellenden Schrei aus. Das schrille Geräusch<br />
erschreckte die Titanen bis ins Mark und sie rannten<br />
kopflos davon.<br />
Atlas, der Anführer der Titanen, wurde zur Strafe<br />
für seine Taten von Zeus dazu verurteilt, die Erde<br />
auf seinen Schultern zu tragen.<br />
Diese Geschichte aus der griechischen Mythologie<br />
beschert uns den Begriff Panik.<br />
Panik und Angst sind zweierlei Stiefel. Hätten die<br />
Titanen bei Pans Geschrei lediglich Angst verspürt,<br />
hätten sie sich hinter einem Busch versteckt und<br />
versucht, das Geräusch zu orten. Sie hätten den<br />
kleinen Halbgott aufgestöbert und ihm seine Flöte<br />
um die Ohren gehauen. Dann wären sie als furchtlose<br />
Helden in die Geschichte eingegangen. Und<br />
wir hätten keinen Schulatlas.<br />
Bei Panik jedoch setzt der Verstand total aus. Fast<br />
das gesamte Verhalten wird nur noch instinktiv<br />
gesteuert. An Land, in unserer natürlichen Umgebung,<br />
gibt es zwei Antworten auf Panik: Erstarren<br />
oder Flucht. Beim Tauchen jedoch ist die einzige<br />
Reaktion: Flucht aus dem lebensfeindlichen Element.<br />
Da der Verstand seinen Menschen nun auch nicht<br />
mehr davon überzeugen kann, dass das Ding in<br />
seinem Mund Luft spendet und er einfach nur zu<br />
atmen braucht, reißt der Taucher sich meist auch<br />
noch den Automaten aus dem Mund. Und weil er<br />
nun schon mal dabei ist, zerrt er sich auch gleich<br />
die beengende Maske vom Gesicht.<br />
Dass dieses Verhalten nicht sehr klug ist, können<br />
wir uns vorstellen.<br />
Das Schlimmste aber ist, dass der Instinkt den Taucher<br />
zwingt, die Luft anzuhalten. Unter normalen<br />
Umständen wäre das im Wasser eine rettende Maßnahme.<br />
Doch mit Pressluft in den Lungen kann das<br />
fatale Folgen haben.<br />
Fast alle Paniken beim Tauchen sind die Folge von<br />
realem oder eingebildetem Luftmangel.<br />
Realen Luftmangel kann man mit vernünftigen<br />
Maßnahmen entgegenwirken, indem Du Deine<br />
Ausrüstung gewissenhaft checkst und regelmäßig<br />
den Notfall übst.<br />
Eingebildeter Luftmangel kann durch Wasser in<br />
Nase oder Kehle aufkommen.<br />
Meist sind es Anfänger, die bei der Ausbildung<br />
buchstäblich die Nase voll haben. Die Lektion<br />
Maske ausblasen und ohne Maske tauchen fällt<br />
vielen Tauchern schwer. Da kann es schon passieren,<br />
dass Wasser mit der Nase eingesaugt wird.<br />
Eigentlich wäre das kein Problem, denn ein realer<br />
Luftmangel besteht in diesem Szenario nicht. Man<br />
könnte einen Luftzug durch den Mund nehmen,<br />
falls nötig, in den Automaten husten, kräftig durch<br />
die Nase ausatmen und schon wäre das Problem<br />
gelöst. Leider drängt sich in dieser Lage meistens<br />
das dämliche Unterbewusstsein vor den Verstand<br />
und fordert seine Panik.<br />
Da diese Übungen beim Tauchkurs im flachen Wasser<br />
praktiziert werden, besteht kaum eine Gefahr.<br />
Risikoreicher wird die Angelegenheit, wenn ein<br />
Taucher diese wichtigen Lektionen nicht beherrscht<br />
und in der Tiefe Wasser in die Maske dringt oder<br />
die Maske gar verloren wird. Die folgende Panik<br />
verläuft dann meist nicht ohne Folgen. Ein Lungenbarotrauma<br />
kommt zwar eher selten vor. Denn<br />
der Husten zwingt zum ausatmen. Oft reißt sich der<br />
Taucher jedoch den Automaten aus dem Mund. Auf<br />
dem Weg nach oben wird der Atemreiz so stark,<br />
dass der Taucher einatmet und damit Wasser in<br />
die Lungen saugt.<br />
Vermeiden lässt sich diese Art der Panik nur, indem<br />
man lernt, entspannt und stressfrei ohne Maske zu<br />
tauchen und seine Atmung zu kontrollieren. (Wie<br />
das geht, verrate ich in einem späteren Artikel).<br />
Eingebildeter Luftmangel kann auch durch<br />
Überatmung (Essoufflement) heraufbeschworen<br />
werden.<br />
Zur Überatmung kommt es vor allem bei Tauch-<br />
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<strong>Monikas</strong> <strong>Einsichten</strong><br />
gängen gegen eine Strömung oder wenn ein<br />
schwächerer Taucher unbedingt seinen schnelleren<br />
Tauchpartner folgen möchte.<br />
Auch an Land gerät man hin und wieder aus der<br />
Puste. Kein Mensch würde deswegen großes Aufheben<br />
machen. Warum auch, der Betreffende wird<br />
sich ein wenig verschnaufen und nichts Dramatisches<br />
passiert.<br />
Warum ist es dann so gefährlich, wenn ein Taucher<br />
aus der Puste kommt?<br />
Da ist zunächst der psychische Faktor. Wie wir<br />
bereits wissen, tritt beim Tauchen der Verstand<br />
des Menschen einen Schritt zurück und lässt den<br />
unterbewussten Gefühlen mehr Raum.<br />
Strengt sich ein Taucher an und erhöht dabei<br />
seine Atemfrequenz, tritt oft ein unangenehmes<br />
Druckgefühl im Brustbereich auf. Im lebensfremden<br />
Element Wasser, bauen sich durch diese kleine<br />
Unbehaglichkeit, die man an Land kaum beachten<br />
würde, Ängste auf. Da nun der Verstand im<br />
Bu c h e r h ä lt l i c h d i r e k t b e i d e r Au t o r i n, a u f Wu n s c h<br />
m i t Wi d m u n g:<br />
m o n i ka .r a h i m i@g m x .d e (10,00 € i n k l.Po r t o) o d e r<br />
ü b e r w w w .a m a z o n.d e<br />
Schneckentempo arbeitet, ist er auch nicht fähig,<br />
den Ursprung der Ängste richtig zu deuten. Eine<br />
vernünftige Überlegung wäre: „Wenn ich mich<br />
weiter so abstrample, komme ich aus der Puste.<br />
Ich muss meine Atmung beruhigen und dann im<br />
gemäßigtem Tempo weiter tauchen.“ Doch stattdessen<br />
wird die Furcht geschürt: „Eine stärkere<br />
Macht versucht mir die Kontrolle über mein Vorwärtskommen<br />
zu entreißen“ oder „mein Partner<br />
lässt mich mutterseelenallein in einem fremden<br />
Element zurück“.<br />
Diese unbewussten Ängste verleiten den Taucher<br />
dazu, unkontrolliert gegen die Strömung anzukämpfen<br />
oder den Partner noch schneller zu folgen.<br />
Dann kommen die physischen und physiologischen<br />
Aspekte ins Spiel. Je größer die Tauchtiefe, desto<br />
dichter ist die Atemluft. Bei einer zu schnellen Atmung<br />
entstehen durch den erhöhten Strömungswiderstand<br />
Luftwirbel in den Bronchiolen, die den<br />
Gasaustausch in den Alveolen stören. Es kommt zu<br />
einer Hypoventilation (das Gegenteil von Hyperventilation),<br />
wobei der Kohlendioxidgehalt (CO2)<br />
ansteigt. Damit wird ein Teufelkreis geschlossen.<br />
Der hohe CO2-Spiegel lässt einen Lufthunger entstehen,<br />
der den Taucher veranlasst, noch schneller<br />
zu atmen. Das CO2 vermehrt sich und der Taucher<br />
hat das Gefühl nicht genügend Luft zu bekommen,<br />
obwohl der Sauerstoffgehalt im Blut ausreichend<br />
ist. Ein Panikaufstieg mit angehaltener Luft ist in<br />
dieser Lage vorprogrammiert.<br />
Diese wohl gefährlichste Panik, lässt sich nur vermeiden<br />
indem man die Ursache kennt, seinen Verstand<br />
schärft, bewusst atmet, sich energiesparend bewegt<br />
und seine Grenzen erkennt.<br />
Offensichtliche Anzeigen dafür, dass einem Taucher<br />
die Strömung zu stark oder das Tempo zu schnell ist,<br />
sind kräftige Schwimmbewegungen mit den Armen.<br />
Dann wird es höchst Zeit, eine Pause einzulegen<br />
oder zumindest langsamer zu paddeln.<br />
Eine effektive Maßnahme bei Tauchern, die bereits<br />
auf der Schwelle zum Überatmen stehen, ist ein<br />
Druck auf die Luftdusche. Der plötzliche Luftschwall,<br />
unterbricht für einen Schreckmoment die hastige<br />
Atmung, signalisiert aber gleichzeitig, dass genügend<br />
Luft vorhanden ist.<br />
Im der nächsten Ausgabe geht es um den Horror<br />
des „Maskeausblasen“.<br />
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