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Lukas 6,47-49 - Vom Hausbau - Diakonissen Speyer-Mannheim

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Morgenandacht am Freitag, 25. Januar 2013<br />

in der Mutterhauskapelle der <strong>Diakonissen</strong> <strong>Speyer</strong>-<strong>Mannheim</strong><br />

<strong>Lukas</strong> 6,<strong>47</strong>-<strong>49</strong> – <strong>Vom</strong> <strong>Hausbau</strong><br />

<strong>47</strong> Wer zu mir kommt und hört meine Rede und tut<br />

sie – ich will euch zeigen, wem er gleicht.<br />

48 Er gleicht einem Menschen, der ein Haus baute<br />

und grub tief und legte den Grund auf Fels. Als aber<br />

eine Wasserflut kam, da riss der Strom an dem Haus<br />

und konnte es nicht bewegen; denn es war gut<br />

gebaut.<br />

<strong>49</strong> Wer aber hört und nicht tut, der gleicht einem<br />

Menschen, der ein Haus baute auf die Erde, ohne<br />

Grund zu legen; und der Strom riss an ihm und es<br />

fiel gleich zusammen und sein Einsturz war groß.<br />

Sehr lang ist sie ja nicht, die Feldrede im <strong>Lukas</strong>evangelium,<br />

die der Bergpredigt im Matthäusevangelium<br />

entspricht. Aber sie enthält einige der<br />

zentralen Botschaften des Wanderpredigers Jesus<br />

von Nazareth, mit denen er Aufmerksamkeit fand<br />

und eine Jüngerschar begründete.<br />

Die Rede beginnt mit Seligpreisungen. Eine neue<br />

Gemeinschaft entsteht. Wo Matthäus allen Wert<br />

darauf legt, moralische Standards zu formulieren,<br />

denen die nachstreben sollen, die Jesus folgen<br />

wollen, beschreibt <strong>Lukas</strong> eher die neue<br />

Gemeinschaft: die Armen, Hungrigen, Weinenden<br />

und Ausgeschlossenen. An sie richtet sich Jesus, sie<br />

will er sammeln in seine neue Gemeinde. Auch wenn<br />

nicht alle arm waren und hungrig, weinend und<br />

ausgeschlossen, die Jesus folgten, sie sollten doch<br />

alle die Einstellung teilen, die mit diesen‚<br />

Beschreibungen markiert sind. Alle in der<br />

Gemeinschaft sind unzufrieden mit dem, was ist, und<br />

warten darauf, dass Gott kommt und dieser Welt<br />

eine neue Zukunft eröffnet.<br />

Wenn Gottes Reich anbricht, dann werden die<br />

Maßstäbe zurechtgerückt, die in dieser Welt gelten.<br />

Dann werden die Armen ihr Recht erhalten und die<br />

Hungrigen satt werden. Dann werden die, die<br />

weinen, Grund zur Freude finden und die<br />

Ausgeschlossenen ganz in die Gemeinschaft<br />

einbezogen sein. Gott wird dafür sorgen, dass alles<br />

zurechtgebracht wird und die Welt und die<br />

Menschen heil werden. Deshalb kommt der Heiland<br />

in diese Welt. Wie eben der Engel schon sagt:<br />

Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem<br />

Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der<br />

Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in<br />

der Stadt Davids. Die Armen sind glücklich, die<br />

Hungrigen, die Weinenden, die Ausgeschlossenen.<br />

Sie gehören zu Gottes Welt, und Gott schafft ihnen<br />

ihr Recht, ihr Lebensrecht.<br />

Selbstverständlich ist dies eine Herausforderung für<br />

die Reichern, die Satten, die Fröhlichen, die, die<br />

immer schon leicht ihren Platz finden in der<br />

Gesellschaft anderer. <strong>Lukas</strong> ist darauf aus, dass sie<br />

erkennen, wohin ihre Selbstzufriedenheit führt, dass<br />

sie nämlich die Gnade Gottes übersehen und<br />

vielleicht verlieren und allzu leicht verleitet werden,<br />

ihre Mitmenschen, Mitgeschöpfe zu manipulieren<br />

und sie für ihre Zwecke einzuspannen, dass ihr<br />

Reichtum, ihre Sattheit, ihre Fröhlichkeit und die<br />

Einbindung in ihre Sorte von Gemeinschaft erhalten<br />

bleiben und am besten immer größer werden.<br />

Dieses Thema Reichtum kommt ja immer wieder im<br />

Evangelium des <strong>Lukas</strong> vor, und immer meint es:<br />

Verlasst euch nicht auf euch selbst, auf das, was ihr<br />

tun könnt, organisieren, für euch erarbeiten und<br />

gestalten könnt. Verlasst euch darauf nicht. Das wird<br />

euch allzu leicht aus der Hand genommen,<br />

manchmal auch aus der Hand geschlagen. Und<br />

dann ist euer Leben ganz zerbrechlich, und ihr seid<br />

grade gar nicht Herr in eurem eigenen Haus. Erkennt<br />

lieber, dass ihr Gottes Kinder seid, dass ihr Gott über<br />

euch habt, und ihr steht nebeneinander. Gott sorgt<br />

für euch, Gott gibt euch, was ihr braucht. Ihr könnt<br />

euer Leben als ein Geschenk annehmen, dankbar<br />

für das, was euch gegeben ist, zufrieden mit dem<br />

Maß, das euch zugemessen ist. Euer Leben ist eine<br />

Gabe, erkennt das dich einfach an. Und lebt aus der<br />

Dankbarkeit für das Geschenk, das euch gegeben<br />

ist.<br />

Das ist die neue Gemeinschaft, zu der Jesus in der<br />

Feldrede des <strong>Lukas</strong>evangeliums aufruft: Miteinander<br />

auf Gott vertrauen, aus der Freundlichkeit leben, die<br />

Gott schenkt und in der Hoffnung leben, dass Gott<br />

die Welt erlöst. Wo Matthäus die Gemeinde aufrief,<br />

der Vollkommenheit Gottes nachzustreben und darin<br />

selbst vollkommen zu werden, da lädt <strong>Lukas</strong> dazu<br />

ein, die Gnade und Freundlichkeit Gottes zu<br />

entdecken und dann wohl auch entsprechend zu<br />

leben. Jesus hat das Reich Gottes gebracht, die<br />

Herrschaft Gottes gezeigt, deshalb kann die<br />

Gemeinde in der Gewissheit leben, dass Gottes<br />

Liebe spürbar da ist, und deshalb können die, die<br />

Jesus folgen, diese Liebe in ihrem Leben Gestalt<br />

werden lassen.<br />

So werden die Forderungen dann doch wieder<br />

radikal. Die Jünger sollen leben wie ihr Meister. Wo<br />

er nicht richtet, sollen sie auch nicht richten. Und ihre<br />

gute Frucht soll den guten Schatz des Herzens<br />

widerspiegeln. Und dann ist das halt wie mit einem<br />

Haus, das auf einem Felsen oder auf Sand gebaut<br />

sein kann. Wenn der Alltag kommt mit seinen ganz<br />

normalen, ganz gewöhnlichen Belastungen, wird<br />

sich zeigen, wie das Fundament ist, wie stabil und<br />

tragfähig. Und dann bleibt entweder alles bestehen,<br />

oder alles geht zugrunde.


<strong>Lukas</strong> und Jesus kennen hier nur ein Entweder-<br />

Oder, kein bequemes Dazwischen. Entweder das<br />

Leben ist gut, oder es ist schlecht. Entweder das<br />

Haus steht, oder es fällt. Wer Jesus hört, kann nur<br />

das eine oder das andere tun. Es gibt kein<br />

unentschiedenes Mittelding. Es gibt nicht ein<br />

bisschen gut, ein bisschen Nachfolge, ein bisschen<br />

Frömmigkeit. Und daneben halt ein bisschen<br />

weniger gut, ein bisschen auf die eigene Gestaltung<br />

des Lebens orientiert, ein bisschen das Leben selbst<br />

in die Hand nehmend, ein bisschen eigensüchtig.<br />

Es gibt nur: Die Rede Jesu hören und tun. Oder sie<br />

eben nicht tun. Also auf Gott vertrauen, für seine<br />

Gnade dankbar sein und in Freundlichkeit mit den<br />

Menschen ringsum leben. Herzlich, nachsichtig,<br />

vergebend, einfach liebend, am Ende sogar die<br />

Feinde liebend. Also niemandem schaden, nicht<br />

einmal denen, von denen ich immer schon das<br />

Gefühl habe, sie würden mir schaden wollen. Für<br />

andere, miteinander leben. Das ist das stabile<br />

Fundament für unser Lebenshaus, für ein Leben in<br />

der Nachfolge Jesu. Das ist, was am Ende Bestand<br />

hat, was in Ewigkeit trägt.<br />

Das wird unser Leben bestimmen, heute zum<br />

Beispiel, die Art, wie wir unser Leben sehen und wie<br />

wir miteinander umgehen. Damit unser Haus<br />

Bestand hat, vor anderen Menschen und vor Gott.<br />

Über den Tag hinaus, bis in Ewigkeit.<br />

Werner Schwartz,<br />

<strong>Diakonissen</strong> <strong>Speyer</strong>-<strong>Mannheim</strong>

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