1.Könige 11,1-13 - Diakonissen Speyer-Mannheim
1.Könige 11,1-13 - Diakonissen Speyer-Mannheim
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Morgenandacht am Donnerstag, 1. März 2012<br />
in der Mutterhauskapelle der <strong>Diakonissen</strong> <strong>Speyer</strong>-<strong>Mannheim</strong><br />
<strong>1.Könige</strong> <strong>11</strong>,1-<strong>13</strong> (14-25) – Salomos heidnische<br />
Frauen und seine Abgötterei<br />
1 Aber der König Salomo liebte viele ausländische<br />
Frauen: die Tochter des Pharao und moabitische,<br />
ammonitische, edomitische, sidonische und<br />
hetitische –<br />
2 aus solchen Völkern, von denen der HERR den<br />
Israeliten gesagt hatte: Geht nicht zu ihnen und lasst<br />
sie nicht zu euch kommen; sie werden gewiss eure<br />
Herzen ihren Göttern zuneigen. An diesen hing<br />
Salomo mit Liebe.<br />
3 Und er hatte siebenhundert Hauptfrauen und<br />
dreihundert Nebenfrauen; und seine Frauen<br />
verleiteten sein Herz.<br />
4 Und als er nun alt war, neigten seine Frauen sein<br />
Herz fremden Göttern zu, sodass sein Herz nicht<br />
ungeteilt bei dem HERRN, seinem Gott, war wie das<br />
Herz seines Vaters David.<br />
5 So diente Salomo der Astarte, der Göttin derer von<br />
Sidon, und dem Milkom, dem gräulichen Götzen der<br />
Ammoniter.<br />
6 Und Salomo tat, was dem HERRN missfiel, und<br />
folgte nicht völlig dem HERRN wie sein Vater David.<br />
7 Damals baute Salomo eine Höhe dem Kemosch,<br />
dem gräulichen Götzen der Moabiter, auf dem<br />
Berge, der vor Jerusalem liegt, und dem Milkom,<br />
dem gräulichen Götzen der Ammoniter.<br />
8 Ebenso tat Salomo für alle seine ausländischen<br />
Frauen, die ihren Göttern räucherten und opferten.<br />
9 Der HERR aber wurde zornig über Salomo, dass<br />
er sein Herz von dem HERRN, dem Gott Israels,<br />
abgewandt hatte, der ihm zweimal erschienen war<br />
10 und ihm geboten hatte, dass er nicht andern<br />
Göttern nachwandelte. Er aber hatte nicht gehalten,<br />
was ihm der HERR geboten hatte.<br />
<strong>11</strong> Darum sprach der HERR zu Salomo: Weil das bei<br />
dir geschehen ist und du meinen Bund und meine<br />
Gebote nicht gehalten hast, die ich dir geboten habe,<br />
so will ich das Königtum von dir reißen und einem<br />
deiner Großen geben.<br />
12 Doch zu deiner Zeit will ich das noch nicht tun um<br />
deines Vaters David willen, sondern aus der Hand<br />
deines Sohnes will ich's reißen.<br />
<strong>13</strong> Doch will ich nicht das ganze Reich losreißen;<br />
einen Stamm will ich deinem Sohn lassen um Davids<br />
willen, meines Knechts, und um Jerusalems willen,<br />
das ich erwählt habe.<br />
Da kommen Sie am Anfang Ihrer Ausbildung bei<br />
<strong>Diakonissen</strong> <strong>Speyer</strong>-<strong>Mannheim</strong> in diese<br />
anheimelnde Kapelle, in eine Andacht, weil man<br />
Ihnen gesagt hat, so fangen wir hier an, und dann<br />
hören sie nichts Jesus, nichts von Gottes Liebe,<br />
Gottes freundlicher Zuwendung zu den Menschen<br />
und dem Geleit, das er ihnen gibt für ihren Weg.<br />
Sie hören diese merkwürdige Geschichte vom König<br />
Salomo und seinen vielen Frauen und der<br />
Verführung zur Verehrung anderer Göttern und dann<br />
von der Strafe, die ihn dafür erwartet. Wirklich eine<br />
merkwürdige Geschichte.<br />
Ich vermute, Sie kennen den König Salomo. Er<br />
regierte von 965 bis 926 v.Chr. in Jerusalem und<br />
führte den Staat Israel nach seinem Vater David zu<br />
der größten Blüte, die er jemals erlebt hat. Er war<br />
klug. Die salomonische Weisheit ist sprichwörtlich<br />
geworden, seit er zwei Frauen, die um ein Kind<br />
stritten vorschlug, das Kind zweizuteilen und jeder<br />
der beiden Frauen eine Hälfte zu überlassen. Die<br />
wirkliche Mutter konnte es nicht ertragen, dass das<br />
Kind damit getötet werden sollte, und der König<br />
sprach ihr das Kind zu.<br />
Er war reich, unermesslich reich. Gestern haben wir<br />
eine Geschichte gehört von Tonnen von Gold und<br />
unendlich vielen Schätzen, die ihm gehörten.<br />
Er war anerkannt und geachtet und hatte großen<br />
Ruhm, weit über die Grenzen des Landes hinaus.<br />
Könige bewunderten ihn, Königinnen besuchten ihn,<br />
um gute Kontakte zu einem mächtigen Despoten zu<br />
pflegen und etwas vom Glanz seines Reichtums auf<br />
ihr Leben fallen zu lassen. (Eine Gepflogenheit, die<br />
sich in die Staatsbesuche der Regierenden und<br />
Staatsoberhäupter bis in unsere Tage fortsetzt, und<br />
auch dabei wird ein bisschen aufwendiger getafelt,<br />
als wir Ihnen nachher kleine Erfrischungen anbieten<br />
können.)<br />
2<br />
Also: Salomo, knapp tausend Jahre v. Chr. ein<br />
kleiner Großkönig in Israel, der durchaus fast<br />
mithalten konnte mit den großen Großkönigen, dem<br />
Pharao in Ägypten und den Königen im Alten Orient,<br />
die sich ihrer Macht freuten und ihren Reichtum zur<br />
Schau stellten.<br />
Kein Wunder, dass er auch einen großen Harem<br />
besaß. So war das damals bei großen Königen.<br />
Vielleicht sind die Berichte ein wenig übertrieben,<br />
700 Haupt- und 300 Nebenfrauen. Und dass er sich<br />
mit Exotischem schmückte, mit Frauen aus aller<br />
Herren Länder, das war wohl Teil der<br />
Herrscherallüren, mit denen er seine Macht zeigen<br />
und sich selbst belohnen wollte. (Wie Menschen<br />
immer versucht sind zu zeigen, was sie sich leisten<br />
können, wir vermutlich eingeschlossen.)<br />
Er hatte also viele ausländische Frauen, die ihre<br />
Kultur und ihre Religion mitbrachten. Und Salomo<br />
hat das unterstützt. Vielleicht weil Liebe blind macht<br />
oder das, was man für Liebe hält und manchmal<br />
vielleicht eher Leidenschaft ist, Begehren,
Verführung. Davor sind auch alte Männer nicht<br />
gefeit, sagt diese Geschichte: als er nun alt war,<br />
neigten seine Frauen sein Herz fremden Göttern zu,<br />
sodass sein Herz nicht ungeteilt bei dem HERRN,<br />
seinem Gott, war. Und wer weiß, Frauen sind es<br />
vielleicht auch nicht, vom rechten Weg abzuweichen.<br />
Doch das Volk, das Volk Israel war gerade erst<br />
wenige Generationen zuvor in dieses Land<br />
eingezogen und hat als ein Volk, das einem Gott<br />
folgte, unter fremden Kulturen und Religionen seine<br />
Heimat und seine Identität gefunden. Da ist alles<br />
Fremde bedrohlich. Da ist es gefährlich, wenn man<br />
sich zu sehr mit dem Fremden einlässt.<br />
Und es kommt ein anderes, ein religiöses Problem<br />
hinzu: Menschen, die ihren Glauben haben, sind<br />
immer auch gefährdet, von ihrem Glauben<br />
abzuweichen, abzufallen. Wer an Gott glaubt, der<br />
Menschen frei macht, weil er eine Geborgenheit gibt,<br />
die nichts sonst in der Welt geben kann, die<br />
Gewissheit, dass ich ein Kind Gottes bin, ein<br />
wertvoller Mensch, egal , was andere um mich<br />
herum sagen, wie sie mich angreifen und<br />
fertigmachen wollen, dass Gott mich liebt und<br />
annimmt, wie ich bin, - wer so an Gott glaubt, der<br />
sollte daran festhalten. Der sollte nicht allzu schnell<br />
anderen Göttern folgen, die eher in die Abhängigkeit<br />
führen, in die Unfreiheit.<br />
Menschen sollen frei sein können, auch wenn sie<br />
nicht große, reiche Könige sind. Menschen sollen<br />
nicht, um groß und reich zu sein, ihre Freiheit<br />
aufgeben. Das jedenfalls will der Gott, den Israel als<br />
den HERRN verehrt und der sich in Jesus Christus<br />
als ein Gott gezeigt hat, der die Armen und<br />
Schwachen sucht und für seine Welt gewinnen will.<br />
3<br />
Das hat der große König Salomo in all seiner<br />
Weisheit wohl nicht begriffen. Er ist den Weg<br />
gegangen, den das Leben manchmal führt: den<br />
Reichtum genießen, den eigenen Vorteil suchen,<br />
den Verlockungen des ganz normalen Alltags<br />
nachgeben. Salomo tat, was dem HERRN missfiel,<br />
und folgte nicht völlig dem HERRN wie sein Vater<br />
David.<br />
Er verehrt fremde Götter. Er hängt sein Herz an<br />
Götter, die nicht Gott sind, die ihn abhängig machen,<br />
unfrei, manipulierbar. Denn das wäre die Freiheit<br />
gewesen, die Gott ihm angeboten hat: Gott zu folgen<br />
und damit frei zu sein von allen Menschen. Das<br />
schlägt er aus, indem er andern Göttern folgt.<br />
Wie wir halt entscheiden können, woran wir uns<br />
orientieren. Sage ich Ihnen ein bisschen vollmundig<br />
vielleicht zum Beginn Ihrer Ausbildung hier. Ich<br />
überspitze jetzt ein bisschen. Wir können uns an<br />
unserem eigenen Vorteil orientieren, daran,<br />
möglichst gut wegzukommen im Leben, alles<br />
mitzunehmen, was wir kriegen können. Das können<br />
wir tun, und das hat eine gewisse Befriedigung in<br />
sich selbst. Wir sind dann vielleicht reich oder haben<br />
das, was uns gefällt, was uns jeweils gefällt.<br />
Möglicherweise verlieren wir darüber aber doch<br />
etwas, was entscheidend ist für unser Lebensglück.<br />
Für das Ziel, das wir haben können in unserem<br />
Leben. Möglicherweise verlieren wir darüber das aus<br />
dem Blick, was uns Gott vor Augen stellt für unser<br />
Leben. Zu wissen, wir sind wer, weil Gott zu uns<br />
steht. Wir müssen uns unser Leben nicht krampfhaft<br />
erarbeiten, es schon gar nicht im Blick auf die<br />
Menschen um uns her ausstaffieren mit dem oder<br />
jenem, mit Reichtum in jeder Hinsicht, mit Gütern<br />
und Erlebnissen und Statussymbolen. Das haben wir<br />
nicht nötig, nicht, wenn wir wissen dass Gott uns<br />
unser Leben schenkt und uns begleitet.<br />
Was Salomo angekündigt wird, zeigt: auch wer mit<br />
Reichtum und Weisheit gesegnet ist, kann tief fallen.<br />
Wer darüber Gott verliert, wird nicht notwenig ein<br />
glückliches Leben finden, selbst wenn der äußere<br />
Glanz blenden mag.<br />
Es ist so wie am Anfang der Bibel. Sie kennen die<br />
Sündenfallgeschichte. Der Mensch will sein wie Gott<br />
und verliert darüber das Paradies. Er greift zum<br />
Baum der Erkenntnis und entdeckt dann doch nur,<br />
wie klein und nackt er ist und wird entlassen in ein<br />
Leben voller Mühsal und Plage.<br />
Eine bleibende Warnung, dass es sich nicht lohnt,<br />
sich selbst zum Gott aufzuspielen. Weil ich darüber<br />
das Maß verliere, die Beschränkung auf mein<br />
menschliches Maß, und das tut mir nicht gut und den<br />
anderen um mich her auch nicht.<br />
4<br />
Was die Geschichte empfiehlt: Gott über mir wissen.<br />
Nicht menschengemachte Götter, Phantasien des<br />
Lebensglücks an seine Stelle setzen. Nicht<br />
Schimären des Glücks hinterherlaufen. Nach Gottes<br />
Weg fragen, Gottes Geleit suchen. Sonst droht dann<br />
doch der Untergang, und dann ist aller Reichtum<br />
verloren, alle Weisheit dahin.<br />
Eine merkwürdige Geschichte, schon gar für den<br />
Beginn Ihrer Ausbildung hier bei <strong>Diakonissen</strong><br />
<strong>Speyer</strong>-<strong>Mannheim</strong>.<br />
Aber so ist das mit der Bibel. Sie hat diese vielen<br />
Geschichten, die uns mal so, mal so begegnen. Und<br />
manchmal treffen sie mich, werfen ihr Licht auf mein<br />
Leben und geben mir einen Hinweis, wie ich mich<br />
orientieren soll, was ich tun und lassen soll. Immer<br />
mit der Absicht, mir zum Leben zu helfen, zu einem<br />
Leben in Übereinstimmung mit mir selbst, mit den<br />
Menschen m mich her und mit Gott.
Das ist der Horizont, den Ihnen die Ausbildung hier,<br />
bei <strong>Diakonissen</strong> <strong>Speyer</strong>-<strong>Mannheim</strong>, über das<br />
Fachwissen hinaus bieten kann: ab und zu zu<br />
reflektieren auf das, was wichtig ist zum guten Leben<br />
in dieser Welt, in der Zeit, die uns gegeben ist.<br />
Das haben <strong>Diakonissen</strong>schwestern über mehr als<br />
150 Jahre hin erlebt, und das kann vielleicht auch für<br />
Sie hilfreich sein. Dazu jedenfalls laden wir Sie ein,<br />
und wenn Sie wollen, kommen Sie doch gelegentlich<br />
hier vorbei, nicht weil Gott hier in der Kapelle wohnt,<br />
aber weil mir hier gelegentlich etwas Hilfreiches aus<br />
der Bibel, aus seinem Wort begegnen kann.<br />
Werner Schwartz,<br />
<strong>Diakonissen</strong> <strong>Speyer</strong>-<strong>Mannheim</strong>