Hygienisch-mikrobiologische Überprüfung von flexiblen ...

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31.12.2013 Aufrufe

» DGKH Hygienisch-mikrobiologische Überprüfung von flexiblen Endoskopen nach ihrer Aufbereitung Diese Empfehlung wird als Anlage in der noch nicht abgeschlossenen „Leitlinie von DGKH, DGSV, DEGEA und AKI für die Validierung maschineller Reinigungs- und Desinfektionsprozesse zur Aufbereitung thermolabiler Endoskope“ enthalten sein. Folgende Gesellschaften bzw. Fachvertreter und -vertreterinnen sind an der Erstellung der Leitlinie beteiligt: Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), Deutsche Gesellschaft für Endoskopie- Assistenzpersonal (DEGEA), Deutsche Gesellschaft für Sterilgutversorgung e.V. (DGSV), Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Arbeitskreis Instrumentenaufbereitung (AKI), Arbeitskreis der Hersteller von Reinigungs-Desinfektionsgeräten (AK RDG), Endoskophersteller. Autoren/innen dieser Leitlinie Koordination: Ulrike Beilenhoff (DEGEA), Adelheid Jones (DGSV), Sigrid Krüger (DGKH), Verona Schmidt (AKI) Mitarbeiter/innen: Ulrike Beilenhoff (DEGEA), Priv.- Doz. Dr. Holger Biering (AKI), Thomas Brümmer (Vertreter Endoskophersteller), Helmut Fromberger (AK RDG-Hersteller), Silke Jahnke (DEGEA), Adelheid Jones (DGSV), Prof. Dr. Michael Jung (DGVS), Dr. Birgit Kampf (Vertreterin Endoskophersteller), Sigrid Krüger (DGKH), Petra Labonte (AK RDG-Hersteller), Prof. Dr. Heike Martiny (DGKH), Verona Schmidt (AKI) 1. Allgemeine Hinweise 1.1 Einleitung Derzeit werden keine einheitlichen und zudem teilweise ungeeignete Verfahren bei der hygienisch-mikrobiologischen Überprüfung von Endoskopen nach ihrer Aufbereitung angewendet. Dies führt zu teilweise fehlerhaften Befunden. Um diesem entgegen zu wirken, werden in dieser Verfahrensanweisung die Erfahrungen der letzten Jahre berücksichtigt und es wird ein detailliertes Vorgehen zur Vereinheitlichung der Überprüfung vorgeschlagen. Diese Verfahrensanweisung kann sowohl zur Routineüberprüfung aufbereiteter Endoskope als auch im Rahmen der Validierung (Leistungsqualifikation) angewendet werden. 2. Probeentnahmeplan für Routineuntersuchungen Für jedes Endoskop muss ein Probeentnahmeplan erarbeitet werden, der die kritischen Stellen jeder Endoskopfamilie berücksichtigt. 2.1 Häufigkeit Jedes verwendete Endoskop soll mindestens einmal pro Jahr hygienisch-mikrobiologisch untersucht werden (1). Bei den routinemäßigen Überprüfungen der Endoskope muss von jeder in der Einrichtung verwendeten Endoskopfamilie jeweils mindestens ein Endoskop untersucht werden. Werden in der Einrichtung verschiedene Aufbereitungsverfahren (maschinell und/oder manuell) angewendet, so muss sicher gestellt sein, dass beide Aufbereitungsverfahren bei den Untersuchungen berücksichtigt werden. In Abhängigkeit von der Häufigkeit der Benutzung, der Qualität des Aufbereitungsprozesses und der Endoskopfamilie wird in einer Risikoanalyse die Frequenz der Routineprüfungen festgelegt. Diese kann zu einer Abweichung von der o. g. Empfehlung [1] führen. 2.2 Probenarten Folgende Proben müssen bei jedem Endoskop genommen werden Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene Mitteilungen des Vorstands Verantwortlich: Prof. Dr. med. Axel Kramer (Präsident) Prof. Dr. med. Martin Exner (Vize-Präsident) Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene / German Society of Hospital Hygiene Bleibtreustr. 12 a 10623 Berlin, Germany Tel: +49 30 8855 1615 Fax: +49 30 8851 029 E-mail: info@krankenhaushygiene.de Internet: www.krankenhaushygiene.de 75 Hyg Med 2010; 35 [3]

» DGKH<br />

<strong>Hygienisch</strong>-<strong>mikrobiologische</strong><br />

<strong>Überprüfung</strong> <strong>von</strong> <strong>flexiblen</strong><br />

Endoskopen nach ihrer<br />

Aufbereitung<br />

Diese Empfehlung wird als Anlage in der noch<br />

nicht abgeschlossenen „Leitlinie <strong>von</strong> DGKH,<br />

DGSV, DEGEA und AKI für die Validierung maschineller<br />

Reinigungs- und Desinfektionsprozesse<br />

zur Aufbereitung thermolabiler Endoskope“<br />

enthalten sein.<br />

Folgende Gesellschaften bzw. Fachvertreter<br />

und -vertreterinnen sind an der Erstellung<br />

der Leitlinie beteiligt:<br />

Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene<br />

(DGKH), Deutsche Gesellschaft für Endoskopie-<br />

Assistenzpersonal (DEGEA), Deutsche Gesellschaft<br />

für Sterilgutversorgung e.V. (DGSV), Deutsche<br />

Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten<br />

(DGVS), Arbeitskreis Instrumentenaufbereitung<br />

(AKI), Arbeitskreis der Hersteller<br />

<strong>von</strong> Reinigungs-Desinfektionsgeräten (AK RDG),<br />

Endoskophersteller.<br />

Autoren/innen dieser Leitlinie<br />

Koordination: Ulrike Beilenhoff (DEGEA), Adelheid<br />

Jones (DGSV), Sigrid Krüger (DGKH), Verona<br />

Schmidt (AKI)<br />

Mitarbeiter/innen: Ulrike Beilenhoff (DEGEA), Priv.-<br />

Doz. Dr. Holger Biering (AKI), Thomas Brümmer<br />

(Vertreter Endoskophersteller), Helmut Fromberger<br />

(AK RDG-Hersteller), Silke Jahnke (DEGEA), Adelheid<br />

Jones (DGSV), Prof. Dr. Michael Jung (DGVS),<br />

Dr. Birgit Kampf (Vertreterin Endoskophersteller),<br />

Sigrid Krüger (DGKH), Petra Labonte (AK RDG-Hersteller),<br />

Prof. Dr. Heike Martiny (DGKH), Verona<br />

Schmidt (AKI)<br />

1. Allgemeine Hinweise<br />

1.1 Einleitung<br />

Derzeit werden keine einheitlichen und<br />

zudem teilweise ungeeignete Verfahren<br />

bei der hygienisch-<strong>mikrobiologische</strong>n<br />

<strong>Überprüfung</strong> <strong>von</strong> Endoskopen nach ihrer<br />

Aufbereitung angewendet. Dies führt zu<br />

teilweise fehlerhaften Befunden. Um diesem<br />

entgegen zu wirken, werden in dieser<br />

Verfahrensanweisung die Erfahrungen der<br />

letzten Jahre berücksichtigt und es wird<br />

ein detailliertes Vorgehen zur Vereinheitlichung<br />

der <strong>Überprüfung</strong> vorgeschlagen.<br />

Diese Verfahrensanweisung kann sowohl<br />

zur Routineüberprüfung aufbereiteter<br />

Endoskope als auch im Rahmen der<br />

Validierung (Leistungsqualifikation) angewendet<br />

werden.<br />

2. Probeentnahmeplan für<br />

Routineuntersuchungen<br />

Für jedes Endoskop muss ein Probeentnahmeplan<br />

erarbeitet werden, der die<br />

kritischen Stellen jeder Endoskopfamilie<br />

berücksichtigt.<br />

2.1 Häufigkeit<br />

Jedes verwendete Endoskop soll mindestens<br />

einmal pro Jahr hygienisch-mikrobiologisch<br />

untersucht werden (1).<br />

Bei den routinemäßigen <strong>Überprüfung</strong>en<br />

der Endoskope muss <strong>von</strong> jeder in der<br />

Einrichtung verwendeten Endoskopfamilie<br />

jeweils mindestens ein Endoskop untersucht<br />

werden. Werden in der Einrichtung<br />

verschiedene Aufbereitungsverfahren<br />

(maschinell und/oder manuell) angewendet,<br />

so muss sicher gestellt sein, dass<br />

beide Aufbereitungsverfahren bei den<br />

Untersuchungen berücksichtigt werden.<br />

In Abhängigkeit <strong>von</strong> der Häufigkeit der<br />

Benutzung, der Qualität des Aufbereitungsprozesses<br />

und der Endoskopfamilie<br />

wird in einer Risikoanalyse die Frequenz<br />

der Routineprüfungen festgelegt. Diese<br />

kann zu einer Abweichung <strong>von</strong> der o. g.<br />

Empfehlung [1] führen.<br />

2.2 Probenarten<br />

Folgende Proben müssen bei jedem Endoskop<br />

genommen werden<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Krankenhaushygiene<br />

Mitteilungen des Vorstands<br />

Verantwortlich:<br />

Prof. Dr. med. Axel Kramer (Präsident)<br />

Prof. Dr. med. Martin Exner (Vize-Präsident)<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Krankenhaushygiene /<br />

German Society of Hospital Hygiene<br />

Bleibtreustr. 12 a<br />

10623 Berlin, Germany<br />

Tel: +49 30 8855 1615<br />

Fax: +49 30 8851 029<br />

E-mail: info@krankenhaushygiene.de<br />

Internet: www.krankenhaushygiene.de<br />

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– Abstrichproben<br />

> vom distalen Ende<br />

> aus der Albaranhebelnische (falls vorhanden)<br />

> gegebenenfalls <strong>von</strong> besonders schwer<br />

zugänglichen Stellen, z. B. bei Endo-<br />

Sonogeräten an den Ballonfixierungspunkten<br />

– Flüssigkeitsproben<br />

> Durchspülproben<br />

aus jedem vorhandenen, durchspülbaren<br />

Kanal<br />

Anmerkung: Bei einer zusätzlichen Anwendung<br />

der „Schwämmchenmethode“ oder bei<br />

ähnlichen Verfahren ist sicher zu stellen, dass<br />

das Schwämmchen (sterilisiert!) oder ähnliches<br />

nicht im Kanal verbleiben kann.<br />

> Wasserproben<br />

aus der Optikspülflasche<br />

2.3 Neutralisation<br />

Sowohl in den Endoskopkanälen als auch<br />

in der Optikspülflasche können Desinfektionsmittelrückstände<br />

bei unzureichender<br />

Aufbereitung verbleiben. Dies kann das<br />

Ergebnis der <strong>mikrobiologische</strong>n <strong>Überprüfung</strong><br />

beeinflussen, da die Mikroorganismen<br />

dadurch eventuell nicht sicher nachgewiesen<br />

werden können.<br />

Daher wird grundsätzlich empfohlen,<br />

die Durchspülflüssigkeiten und die Wasserproben<br />

in einem Röhrchen aufzufangen,<br />

das eine Neutralisationslösung enthält.<br />

Diese inaktiviert eventuell vorhandene<br />

Desinfektionsmittelrückstände.<br />

Anmerkung: Die Zusammensetzung der Neutralisationslösung<br />

ist beim Hersteller des jeweiligen<br />

Desinfektionsmittels zu erfragen. Beim<br />

Herstellen der Neutralisationslösungskonzentration<br />

muss die Verdünnung durch die Menge<br />

der Durchspülflüssigkeit berücksichtigt werden.<br />

Bei der Aufbereitung in Reinigungs-Desinfektionsgeräten,<br />

bei denen im Rahmen der<br />

Validierung nachgewiesen wurde, dass sich<br />

keine relevanten Desinfektionsmittelrückstände<br />

im Nachspülwasser befinden, kann auf die<br />

Verwendung <strong>von</strong> Neutralisationslösungen verzichtet<br />

werden.<br />

Wird statt der Zugabe einer Neutralisationslösung<br />

zur Probe ein Hemmtest durchgeführt,<br />

muss durch eine validierte Methode gezeigt<br />

werden, dass alle relevanten Mikroorganismen<br />

erfasst werden können.<br />

2.4 Untersuchungsverfahren<br />

Den anzuwendenden Untersuchungsverfahren<br />

liegen die folgenden Prinzipien zu<br />

Grunde:<br />

– Abstrichproben<br />

Die Tupferabstriche werden sowohl direkt<br />

auf Nährböden ausgestrichen als<br />

auch in Bouillon angereichert. Beide<br />

Verfahren erlauben nur einen qualitativen<br />

Nachweis der vorhandenen Mikroorganismen.<br />

– Flüssigkeitsproben<br />

Ein festgelegtes Volumen der Durchspülprobe<br />

wird durch einen Membranfilter<br />

mit geeigneter Porengröße filtriert<br />

und auf einen geeigneten Nährboden<br />

gelegt. Parallel dazu kann noch ein direkter<br />

Ausstrich der Flüssigkeitsproben<br />

auf Selektivnährböden (s. 4.1) erfolgen.<br />

Nach anschließender Inkubation, Auszählung<br />

der Kolonien auf dem Filter und<br />

entsprechender Umrechnung erhält<br />

man die Anzahl der KBE pro Milliliter.<br />

Hierdurch erfolgt der quantitative Nachweis<br />

spezifischer Mikroorganismen.<br />

Anmerkung: Die Anwendung des Gußplattenverfahrens<br />

wird nicht empfohlen, da hierbei<br />

das Wachstum aerober Bakterien wie z. B.<br />

Pseudomonas aeruginosa behindert wird und<br />

es dadurch zu falsch negativen Befunden kommen<br />

kann.<br />

Das Anlegen einer Verdünnungsreihe<br />

bzw. eines Direktausstrich <strong>von</strong> z. B.<br />

100 μl/Platte ist wegen der Herabsetzung der<br />

Nachweisgrenze nur dann angezeigt, wenn<br />

schon <strong>von</strong> vornherein mit einer erhöhten<br />

Koloniezahl gerechnet wird.<br />

Tauchträger können nur dann verwendet<br />

werden, wenn ihre Nachweisgrenze den Anforderungen<br />

entspricht, d. h., sie müssen für den<br />

Nachweis <strong>von</strong> 1 KBE/ml geeignet sein [3].<br />

3. Probenahme<br />

Ein hygienisch einwandfreies Vorgehen<br />

erfordert in der Regel eine Probennahme<br />

durch zwei Personen.<br />

Die Probennahme muss unter aseptischen<br />

Bedingungen durchgeführt werden.<br />

Eine Kontamination durch den/die Probennehmer/in<br />

muss ausgeschlossen werden.<br />

Dazu muss zu jeder Untersuchung/<br />

an jedem Untersuchungsort ein frischer,<br />

ungetragener Kittel oder eine entsprechende<br />

Einmalkleidung getragen werden.<br />

Ebenso ist die Durchführung der hygieni-<br />

schen Händedesinfektion vor jeder Probennahme<br />

obligatorisch.<br />

Das Endoskop wird für die Probenahme<br />

freihängend aufgehängt. Es empfiehlt<br />

sich, zuerst die Abstrichproben zu<br />

nehmen.<br />

– Abstrichprobe<br />

Der sterile Tupfer wird aseptisch mit<br />

steriler physiologischer (0,9 %iger) NaCl-<br />

Lösung befeuchtet. Die laut Probenentnahmeplan<br />

identifizierten kritischen<br />

Stellen werden mit je einem angefeuchteten<br />

Tupfer sorgfältig abgestrichen und<br />

anschließend in einem Transportmedium<br />

enthaltenden Röhrchen unverzüglich<br />

ins Labor verbracht.<br />

– Durchspülprobe<br />

Ca. 25 ml sterile physiologische (0,9 %iger)<br />

NaCl-Lösung werden mittels steriler Einmal-Spritze<br />

vorsichtig in den Endoskopkanal<br />

eingespritzt (vom proximalen zum<br />

distalen Ende). Von der am distalen Ende<br />

herauslaufenden Flüssigkeit werden<br />

20 ml in einem sterilen Auffangröhrchen<br />

(gegebenenfalls mit 20 ml doppelt konzentrierter<br />

Neutralisationslösung) aufgefangen<br />

(Wenn das Auffangröhrchen z. B.<br />

20 ml einer Neutralisationslösung enthält,<br />

muss diese Neutralisationslösung doppelt<br />

konzentriert sein.).<br />

Für jeden Endoskopkanal sind eine neue<br />

sterile Einmal-Spritze und ein steriles<br />

Auffangröhrchen zu verwenden.<br />

Anmerkung: Die Berührung des Auffangröhrchens<br />

mit dem Endoskop (auch innen) muss<br />

vermieden werden.<br />

Zum Durchspülen der Kanäle ist es oft<br />

sinnvoll, Reinigungsadapter zu verwenden.<br />

Dabei ist darauf zu achten, dass die Adapter<br />

ebenfalls vorher gereinigt und desinfiziert, ggf.<br />

sogar sterilisiert wurden, um mögliche Kontaminationen<br />

<strong>von</strong> dieser Seite ausschließen zu<br />

können.<br />

Bei Vorlage <strong>von</strong> Neutralisationslösung<br />

werden beide Flüssigkeiten durch Schwenken<br />

vorsichtig miteinander vermischt.<br />

– Wasserprobe<br />

Mit einer sterilen Einmal-Spritze werden<br />

mindestens 20 ml Spülflüssigkeit aus dem<br />

Optikspülsystem über den zugehörigen<br />

Anschlussschlauch entnommen, und in<br />

ein steriles Auffangröhrchen gegeben<br />

(Wenn das Auffangröhrchen z. B. 20 ml<br />

einer Neutralisationslösung enthält,<br />

muss diese Neutralisationslösung doppelt<br />

konzentriert sein).<br />

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– Probentransport<br />

Nach der Entnahme müssen die Proben<br />

so schnell wie möglich ins Untersuchungslabor<br />

transportiert werden, so<br />

dass eine Weiterverarbeitung innerhalb<br />

<strong>von</strong> 24 Stunden nach Probenentnahme<br />

gewährleistet ist. Ist die Transportzeit<br />

bis zur Verarbeitung im Labor > 4 h,<br />

erfolgt der Transport gekühlt.<br />

4. Probenverarbeitung<br />

4.1 Abstrichproben<br />

Jeder Abstrichtupfer wird unter Drehen<br />

in Schlangenlinien auf der Oberfläche<br />

einer Blutagar-Platte ausgestrichen.<br />

– Anschließend wird jeder Abstrichtupfer<br />

zur Anreicherung in ein Röhrchen mit<br />

Nährmedium (z. B. Brain Heart Infusion<br />

(BHI)-Bouillon mit gegebenenfalls Neutralisationslösung)<br />

überführt und mit<br />

Hilfe eines Vortex-Rührers extrahiert.<br />

– Sowohl die Blutagar-Platten als auch die<br />

Bouillon werden bei 36 ± 1 °C aerob<br />

inkubiert.<br />

– Die erste Ablesung erfolgt nach 24 Stunden.<br />

Das Ergebnis wird dokumentiert.<br />

Die zweite Ablesung erfolgt nach 44 ±<br />

4 Stunden.<br />

– Bei Wachstum auf Blutagar-Platten oder<br />

Trübung der Bouillon erfolgt eine weitergehende<br />

Differenzierung der Mikroorganismen<br />

durch Ausstrich auf Selektivnährböden.<br />

Für folgende Mikroorganismen sollten<br />

folgende Selektivnährböden verwendet<br />

werden:<br />

MacConkey-Agar für Enterobacteriaceae,<br />

Cetrimid-Agar für Pseudomonas aeruginosa,<br />

Baird-Parker-Agar für Staphylokkoken,<br />

Selektiv-Elektiv-Agar für Streptokokken,<br />

Slanetz-Bartley-Agar oder Kanamycin-<br />

Esculin-Agar für Fäkalstreptokokken,<br />

Middlebrook-Agar für Mykobakterien,<br />

GVPC-Agar für Legionellen.<br />

Die Bebrütung der Selektivnährböden<br />

erfolgt nach den Angaben des Herstellers.<br />

Anmerkung: Der kulturelle Nachweis <strong>von</strong><br />

Mykobakterien und Legionellen erfordert jeweils<br />

ein speziell auf diese Mikroorganismen<br />

ausgerichtetes Vorgehen, welches hier nicht<br />

detailliert darzustellen ist.<br />

4.2 Flüssigkeitsproben<br />

Je 10 ml der Flüssigkeitsproben (bei der<br />

Verwendung <strong>von</strong> Neutralisationsflüssigkeit<br />

entsprechend 20 ml) werden filtriert (Porengröße<br />

0,2 µm) und anschließend wird<br />

der Filter auf eine Blutagar-Platte aufgelegt.<br />

Zusätzlich wird je 1 ml direkt auf verschiedenen<br />

Selektivnährböden ausgestrichen.<br />

– Die Blutagar-Platten werden bei 36 ±<br />

1 °C aerob inkubiert.<br />

– Die erste Ablesung erfolgt nach 24 Stunden.<br />

Das Ergebnis wird dokumentiert.<br />

Die zweite Ablesung erfolgt nach 44 ±<br />

4 Stunden.<br />

Für folgende Mikroorganismen sollten<br />

folgende Selektivnährböden verwendet<br />

werden:<br />

MacConkey-Agar für Enterobacteriaceae,<br />

Cetrimid-Agar für Pseudomonas aeruginosa,<br />

Baird-Parker-Agar für Staphylokkoken,<br />

Selektiv-Elektiv-Agar für Streptokokken,<br />

Slanetz-Bartley-Agar oder Kanamycin-<br />

Esculin-Agar für Fäkalstreptokokken,<br />

Middlebrook-Agar für Mykobakterien,<br />

GVPC-Agar für Legionellen.<br />

Die Bebrütung der Selektivnährböden<br />

erfolgt nach den Angaben des Herstellers.<br />

Direktausstrich auf Blutagar-Platten<br />

Abstrich<br />

Anreicherung in BHI-Bouillon<br />

1. Ablesung nach 24 Std., 36 ± 1°C 1. Ablesung nach 24 Std., 36 ± 1°C<br />

2. Ablesung nach 44 ± 4 Std., 36 ± 1°C 2. Ablesung nach 44 ± 4 Std., 36 ± 1°C<br />

Bei Wachstum: Ausstrich auf<br />

Selektivnährböden (Bebrütung<br />

gemäß Herstellerangaben)<br />

Spezies-Differenzierung<br />

Ergebnis:<br />

positiv/Abstrich<br />

Angabe der Spezies<br />

Ergebnis:<br />

negativ/Abstrich<br />

Anmerkung: Der kulturelle Nachweis <strong>von</strong><br />

Mykobakterien und Legionellen erfordert jeweils<br />

ein speziell auf diese Mikroorganismen<br />

ausgerichtetes Vorgehen, welches hier nicht<br />

detailliert darzustellen ist.<br />

5. Auswertung<br />

5.1 Abstrichproben<br />

Wenn die Anreicherung und der Ausstrich<br />

auf Blutagar-Platten kein Wachstum aufweisen,<br />

wird das Ergebnis als negativ pro<br />

Abstrich angegeben.<br />

Bei Wachstum auf den Selektivnährböden<br />

werden die identifizierten Spezies<br />

im Untersuchungsbericht als positiv pro<br />

Abstrich dokumentiert.<br />

5.2 Flüssigkeitsproben<br />

Die auf den Blutagar-Platten (Membranfiltern)<br />

gewachsenen Mikroorganismen<br />

werden ausgezählt. Das Ergebnis wird in<br />

KBE/ml Probenvolumen angegeben.<br />

Bei Trübung: Ausstrich auf<br />

Selektivnährböden (Bebrütung<br />

gemäß Herstellerangaben)<br />

Spezies-Differenzierung<br />

Ergebnis:<br />

positiv/Abstrich<br />

Angabe der Spezies<br />

Abbildung 1: <strong>Hygienisch</strong>-<strong>mikrobiologische</strong> Kontrolle <strong>von</strong> Endoskopen – Untersuchungsschema für Abstrichproben.<br />

77 Hyg Med 2010; 35 [3]


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5.2.1 Durchspülproben<br />

Bei den Durchspülproben erfolgt eine<br />

Umrechnung auf KBE/Endoskopkanal.<br />

Formel:<br />

KBE/Filter 3 ml Probenvolumen/Kanal<br />

ml filtrierte Probe<br />

= KBE/Endoskopkanal<br />

Beispiel:<br />

5 KBE in 10 ml Probe bei 20 ml Probenvolumen<br />

ergibt 10 KBE pro Endoskopkanal.<br />

ACHTUNG: Bei 0 KBE/ml ist das Ergebnis<br />

< 2 KBE/Endoskopkanal (Nachweisgrenze des<br />

Beispiels!).<br />

Die Mikroorganismen auf den Selektivnährböden<br />

werden ebenfalls ausgezählt.<br />

Das Ergebnis wird in KBE/Platte<br />

(pro Spezies) angegeben.<br />

Die KBE pro Endoskopkanal werden wie<br />

folgt berechnet:<br />

Formel:<br />

KBE der Platte 3 Faktor Neutralisation<br />

3 Probenvolumen in ml = KBE/Endoskopkanal<br />

Beispiel 1:<br />

Mit Neutralisationsmedium bei 20 ml<br />

Probenvolumen:<br />

10 KBE/Platte 3 2 3 20 ml<br />

= 400 KBE pro Endoskopkanal<br />

ACHTUNG: Bei 0 KBE/Platte ist das Ergebnis<br />

< 40 KBE pro Endoskopkanal (Nachweisgrenze<br />

des Beispiels!).<br />

Beispiel 2 :<br />

Ohne Neutralisationsmedium bei 20 ml<br />

Probenvolumen:<br />

10 KBE/Platte 3 1 3 20 ml = 200 KBE<br />

pro Endoskopkanal<br />

ACHTUNG: Bei 0 KBE/Platte ist das Ergebnis<br />

< 20 KBE pro Endoskopkanal (Nachweisgrenze<br />

des Beispiels!).<br />

5.2.2 Wasserproben<br />

Bei den Wasserproben erfolgt eine Umrechnung<br />

auf KBE pro ml Optikspülsystemwasser.<br />

Formel:<br />

KBE/Filter<br />

ml filtrierte Probe<br />

= KBE/ml<br />

Beispiel:<br />

5 KBE in 10 ml Probenvolumen ergibt 0,5<br />

KBE pro ml Optikspülsystemwasser.<br />

ACHTUNG: Bei 0 KBE/Filter ist das Ergebnis<br />

< 0,1 KBE pro ml Optikspülsystemwasser (Nachweisgrenze<br />

des Beispiels!).<br />

Die Mikroorganismen auf den Selektivnährböden<br />

werden ebenfalls ausgezählt.<br />

Das Ergebnis wird in KBE/ml (pro<br />

Spezies) angegeben.<br />

Durchspülproben und Wasserproben<br />

Die KBE/ml Optikspülsystemwasser werden<br />

wir folgt berechnet:<br />

10 ml Probe (20 ml bei Verwendung<br />

<strong>von</strong> Neutralisationsflüssigkeit)<br />

1 ml Probe (mit und ohne<br />

Neutralisationsflüssigkeit)<br />

Formel:<br />

KBE der Platte 3 Faktor Neutralisation<br />

= KBE/ml Optikspülsystemwasser<br />

Filtration und Bebrütung<br />

auf Blutagar-Platten<br />

Ausplattieren auf Selektivnährboden<br />

z. B. MacConkey, Cetrimid<br />

(Bebrütung gemäß Herstellerangaben)<br />

Beispiel 1:<br />

Mit Neutralisationsmedium bei 10 ml<br />

Probenvolumen:<br />

10 KBE/Platte 3 2 = 20 KBE pro ml Optikspülsystemwasser<br />

1. Ablesung nach 24 Std., 36 ± 1°C 1. Ablesung nach z. B. 24 Std., 36 ± 1°C<br />

2. Ablesung nach 44 ± 4 Std., 36 ± 1°C 2. Ablesung nach z. B. 44 ± 4 Std., 36 ± 1°C<br />

Ergebnis: KBE/ml filtrierter Probe Ergebnis: KBE/ml (pro Spezies)<br />

ACHTUNG: Bei 0 KBE/Platte ist das Ergebnis<br />

< 2 KBE pro ml Optikspülsystemwasser (Nachweisgrenze<br />

des Beispiels!).<br />

Beispiel 2:<br />

Ohne Neutralisationsmedium bei 10 ml<br />

Probenvolumen:<br />

10 KBE/Platte 3 1 = 10 KBE pro ml Optikspülsystemwasser<br />

Umrechnen in KBE/Endoskopkanal<br />

(Durchspülproben) oder<br />

KBE/ml (Wasserproben)<br />

Umrechnen in KBE/Endoskopkanal<br />

(Durchspülproben) oder<br />

KBE/ml (Wasserproben)<br />

Jeweils pro Spezies<br />

ACHTUNG: Bei 0 KBE/Platte ist das Ergebnis<br />

< 1 KBE pro ml Optikspülsystemwasser (Nachweisgrenze<br />

des Beispiels!).<br />

Abbildung 2: <strong>Hygienisch</strong>-<strong>mikrobiologische</strong> Kontrolle <strong>von</strong> Endoskopen – Untersuchungsschema für Flüssigkeitsproben.<br />

78 Hyg Med 2010; 35 [3]


Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene<br />

DGKH<br />

6. Befundauswertung<br />

6.1 Anforderungen an eine ordnungsgemäße<br />

Aufbereitung ist erfolgt, wenn<br />

– Als Richtwert der zulässigen Koloniezahl<br />

gilt ≤ 20 KBE pro Kanal (≤ 1 KBE/ml<br />

Durchspülprobe bei 20 ml Probenvolumen)<br />

– Folgende Mikroorganismen dürfen dabei<br />

nicht nachweisbar sein:<br />

> Escherichia coli, andere Enterobakterien<br />

und Enterokokken,<br />

> Pseudomonas aeruginosa und andere<br />

Pseudomonaden, Nonfermenter,<br />

> Nosokomiale Infektionserreger wie<br />

Staphylococcus aureus,<br />

> Mykobakterien und Legionellen (gemäß<br />

Risikoanalyse),<br />

> vergrünende Streptokokken: bei Endoskopen,<br />

die zur Untersuchung in<br />

mikrobiell nicht besiedelten Bereichen<br />

des oberen Gastrointestinaltraktes oder<br />

Respirationstraktes verwendet werden<br />

(z. B. Bronchoskope, Seitenblickduodenoskope<br />

zur ERCP) (gemäß Risikoanalyse)).<br />

Anmerkung: Bei Koloskop-Untersuchungen<br />

im Rahmen der Koloskopievereinbarungen sind<br />

die jeweiligen Empfehlungen der Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen zu beachten.<br />

Probenahme<br />

– Nachweis <strong>von</strong> hygienerelevanten Erregern<br />

wie Staphylococcus aureus oder Staphylococcus<br />

epidermidis (Haut- und Umgebungs-Mikroorganismen):<br />

Indikatoren<br />

für z. B. eine Endoskopkontamination<br />

nach Aufbereitung bei mangelhafter Lagerung<br />

und/oder unzureichender Händehygiene<br />

des Personals.<br />

Hinweis<br />

– Veränderungen am Endoskop (z. B.<br />

Alterung, Schäden) können ebenfalls<br />

zum Nachweis <strong>von</strong> Mikroorganismen<br />

bei der <strong>Überprüfung</strong> führen, obwohl der<br />

Prozess selber innerhalb der bei der<br />

Validierung festgelegten Parameter liegt.<br />

7. Literatur<br />

1. RKI-Empfehlung „Anforderungen an die Hygiene bei<br />

der Aufbereitung flexibler Endoskope und endoskopischen<br />

Zusatzinstrumentariums“ im Internet unter<br />

(www.rki.de) - Infektionsschutz - Krankenhaushygiene<br />

- Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene<br />

2. ESGE-ESGENA guideline for quality assurance in<br />

reprocessing: Microbiological surveillance testing<br />

in endoscopy. Endoscopy 2007; 39: 175–181.<br />

3. Kircheis U, B Kampf, R Gerstenberger, H Martiny:<br />

Bewertung <strong>von</strong> verschiedenen Schnelltests (Dipslides)<br />

zur <strong>Überprüfung</strong> des Aufbereitungserfolges bei<br />

<strong>flexiblen</strong> Endoskopen. HygMed 2007; 32: 382–388.<br />

6.2 Interpretation bei positiven<br />

Ergebnissen<br />

Das Wachstum <strong>von</strong> bestimmten Mikroorganismen<br />

weist auf verschiedene mögliche<br />

Fehlerquellen hin [1,2]:<br />

Aufbereitung<br />

– Nachweis <strong>von</strong> Escherichia coli, anderen<br />

Enterobakterien und Enterokokken<br />

(Fäkal-Mikroorganismen): Indikatoren<br />

für eine mangelhafte Reinigung und/<br />

oder Desinfektion<br />

– Nachweis <strong>von</strong> vergrünenden Streptokokken<br />

(Rachenflora): Indikatoren für<br />

eine mangelhafte Reinigung und/oder<br />

Desinfektion<br />

– Nachweis <strong>von</strong> Pseudomonas aeruginosa<br />

und anderen Pseudomonaden oder Nonfermentern<br />

(Wasser-Mikroorganismen):<br />

Indikatoren für eine mangelhafte Qualität<br />

des Schlussspülwassers<br />

79 Hyg Med 2010; 35 [3]

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