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ASIA BRIEF
OPTIMIERUNG DES REISANBAUS IN
ASIEN
ERGEBNISSE DER PARTNERSCHAFT
DEZA DIREKTION FÜR ENTWICKLUNG UND ZUSAMMENARBEIT – SEKTION OSTASIEN
EDITORIAL
Die «Asia Brief»-Reihe soll Entwicklungsfachleute und
die (Schweizer) Öffentlichkeit über Innovationen und
Ergebnisse der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit
in Asien informieren. Ein besonderes Augenmerk
gilt der Frage, wie das Ziel einer wirksamen Hilfe durch
Partnerschaften zwischen schweizerischen und lokalen
Partnern umgesetzt wird. Die Erkenntnisse aus diesen
Erfahrungen sollen uns noch stärker motivieren, in
Asien die soziale Ausgrenzung einzudämmen und die
Armut bis 2015 zu halbieren (MDG Nr. 1).
Walter Meyer, Leiter Sektion Ostasien
EIN REGIONALER ANSATZ ZU NAHRUNGSSI-
CHERHEIT
Reis ist das Grundnahrungsmittel für 2,7 Mrd. Menschen
in Asien und liefert hier 40% der täglichen Kalorienzufuhr.
Genügend Reis zu erschwinglichen Preisen
für die Armen zu produzieren, ist seit über 50 Jahren
eine grosse Herausforderung.
Seit 1997 unterstützt die DEZA das Irrigated Rice Research
Consortium (IRRC), eine regionale Partnerschaft
zwischen elf Reis produzierenden Ländern in
Süd- und Südostasien und dem Internationalen Reisforschungszentrum
IRRI auf den Philippinen. Beteiligt
sind Bangladesch, Kambodscha, China, Indien, Indonesien,
DVR Laos, Myanmar, Sri Lanka, Vietnam, Malaysia
und die Philippinen.
Das Programm unterstützt die Identifikation und Lösung
von Problemen im bewässertem Reisanbau, indem
neue Methoden der Reisbewirtschaftung entwickelt
und unter Feldbedingungen getestet werden. Im
Vordergrund stehen eine effizientere Nutzung der Ressourcen
wie Land, Arbeit, Wasser und Dünger, um die
Reisproduktion nachhaltig und umweltverträglich zu
steigern.
Die nachfolgend präsentierten konkreten Ergebnisse
dieser Partnerschaft nutzen Tausende asiatischer Bauern
da diese wirtschaftliche und ökologische Gewinne
mit sich bringen.
Verpflanzen von Reissetzlingen auf den Philippinen
Die Wasser sparende Methode «Alternierendes Fluten
und Trocknen» erlaubt es den Bauern gleichviel
Reis mit 15–30% weniger Wasser zu produzieren.
Würde diese Methode in ganz Asien angewendet,
könnte in einem Jahr 200 mal des jährlichen Wasserverbrauchs
von Paris gespart werden.
«Reis Direktsaat», eine Alternative zur üblichen Verpflanzung
von Reissetzlingen, spart 20% der Arbeitsund
30% der Wasserkosten. Direkt gesäter Reis reift
10-15 Tage früher, so dass die Bauern früher die nachfolgende
Feldfrucht anbauen und flexibler auf unregelmässige
Niederschläge reagieren können.
Nachernte-Technologien wie optimierte Trockner sorgen
für eine um 12-40% bessere Schleifqualität als
sonnengetrockneter Reis. Tausende von Bauern verdienen
mehr dank erhöhter Saatgutqualität, die in luftdicht
verschliessbaren Spezialbeutel gelagert wurden.
Die durch standortspezifische Nährstoffbewirtschaftung
erzielten Reiserträge erbringen pro Hektare
und Jahr in China, Indien, Indonesien, den Philippinen
und Vietnam um 100-300 US$ höhere Nettoerträge.
Darauf beruhend haben Indonesien, die Philippinen
und China ihre nationalen Empfehlungen für das Nährstoffmanagement
von bewässertem Reis, an denen
sich Millionen von Bauern orientieren, revidiert und
harmonisiert.
Mit ökologischem Nagetiermanagement sinkt der
Einsatz von chemischen Rattenbekämpfungsmitteln um
50%, während der Ertrag um rund 0,5 Tonnen/Hektare
steigt. Das ökologische Rattenmanagement ist in Indonesien,
Myanmar und Vietnam zur nationalen Bekämpfungsstrategie
geworden.
August 2008 Asia Brief | Optimierung des Reisanbaus in Asien – Ergebnisse der Partnerschaft | Seite 1

DIE WURZELN DES REISANBAUS
Reis spielt für die menschliche Ernährung seit Urzeiten
eine wichtige Rolle. Heute ist Reis das Grundnahrungsmittel
für rund die Hälfte der Weltbevölkerung.
Nach archäologischen Funden dürften die Wurzeln des
Reisanbaus in China und Indien bis 3'000 v. Chr. zurückreichen.
Die Reispflanze breitete sich langsam
nach Westen aus und erreichte Südeuropa im Mittelalter.
Nach dem 2. Weltkrieg litt Asien unter einer gravierenden
Nahrungsmittelknappheit. Als dem ganzen Kontinent
eine Hungersnot drohte, gründeten 1960 die Fordund
Rockefeller-Stiftungen in Los Banos auf den Philippinen
das internationale Reisforschungsinstitut IRRI.
Reis war damals schon die wichtigste Nahrungs-, Arbeits-
und Einkommensquelle für Milliarden Menschen
insbesondere in Asien. Das Institut entstand in einer
Zeit, als die Weltbevölkerung rasant wuchs und die
Reisanbaufläche schrumpfte.
Mit der Einführung von ertragreicheren Reissorten des
IRRI nahmen Erträge und Gesamtproduktion in den
1960er-Jahren massiv zu. Die Jahresproduktion in
Asien stieg von nur 200 Mio. Tonnen 1961 auf 600 Mio.
Tonnen 2007. Die Wachstumsperiode in den 1970erund
80er-Jahren ging als Grüne Revolution in die Geschichte
ein. Durch höhere Einkommen für die Bauern
und tiefere Reispreise für die Bevölkerung leistete die
Grüne Revolution direkt und indirekt einen Beitrag zur
Armutsbekämpfung in Asien. Allein durch die grössere
Kalorienzufuhr verbesserte sich der Gesundheitszustand
von 32-42 Mio. Vorschulkindern und die Kindersterblichkeit
ging markant zurück.
Die DEZA unterstützt das IRRI mit einem jährlichen
Beitrag (core contribution), und finanziert das Asien
regionale Partnerschaftsprogramm IRRC und das bilaterale
Reisprojekt der DEZA in Laos.
HERAUSFORDERUNG HEUTE: DIE REISPREISKRI-
SE
wachsen die Ernteerträge inzwischen weniger schnell
als die Weltbevölkerung.
Abnehmende staatliche Investitionen in die landwirtschaftliche
Forschung und Entwicklung haben das
Problem verschärft. Viele Regierungen glaubten nach
dem stetigen Preisrückgang der 1990er-Jahre, dass
genügend Nahrung vorhanden und die Versorgungsprobleme
gelöst seien.
In zehn Jahren wird die Welt 50 Mio. Tonnen mehr
Reis benötigen als heute. Die Reisanbaufläche kann
jedoch nur sehr begrenzt erweitert werden. Zehntausende
Hektaren Reisfelder gehen jedes Jahr durch den
Wohnungs- und Industriebau verloren.
Unzureichende Bewässerungsanlagen, wiederkehrende
Schädlingsausbrüche und extreme Wetterbedingungen
forderten in den letzten Jahren ebenfalls ihren
Tribut. Zudem verteuern sich Anbau und Transport von
Reis infolge höherer Erdöl- und Düngerpreise. Aufgrund
des Preisanstiegs für Dünger werden diese zurückhaltender
eingesetzt, was die Erträge schmälert.
HOFFNUNGEN RUHEN AUF BEWÄSSERTEM REIS
Heute, wo die Welt vor einem ähnlichen Dilemma steht
wie vor vier Jahrzehnten, stellt sich folgende Frage:
Woher können wir mehr Reis beschaffen? Die Antwort
bringt uns zurück nach Asien, in die bewässerten Tiefebenen
des Kontinents. Hier wird auf 79 Mio. Hektaren
bewässerter Reis angebaut, was lediglich 45% der globalen
Anbaufläche entspricht. Mit einem Anteil von
75% an der Weltproduktion handelt es sich jedoch um
das produktivste Gebiet. In Südasien zum Beispiel liefert
ein 1 Hektare grosses bewässertes Reisfeld Nahrung
für 48 Menschen, ein regenbewässertes nur für
13. Mehr als 2,7 Mrd. asiatische Bauern und Konsumenten
sind auf bewässerten Reis als Nahrungsmittel
angewiesen. Zur Überwindung der aktuellen Krise und
für bessere Lebensbedingungen in Asien braucht es
höhere Erträge in den bewässerten Tiefebenen.
Heute wird eine zweite Grüne Revolution gefordert. Die
internationalen Preise für Reis schnellten von 400 US$
pro Tonne im Januar 2008 auf über 1'000 US$ pro
Tonne im Mai. Die grossen Exportländer Vietnam und
Indien haben ihre Ausfuhren eingeschränkt, um eine
ausreichende Versorgung im Inland zu sichern. In einigen
Ländern mussten nach Unruhen Lebensmittellastwagen
mit Soldaten vor Plünderungen geschützt werden.
Für die aktuelle Krise sind lang- und kurzfristige Faktoren
verantwortlich. Einerseits wird weltweit mehr Reis
konsumiert als produziert, was in den letzten Jahren
einen raschen Lagerabbau zur Folge hatte. Ausserdem
Reis verpflanzen – eine schwere Arbeit
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PARTNERSCHAFT ZEIGT WIRKUNG: EFFIZIENTERE REISPRO-
DUKTION UND VERMINDERUNG VON ERNTEAUSFÄLLEN
Ziel des regionalen Partnerschaftsprogramms ist es
gemeinsam Lösungen aktueller Herausforderungen im
Reisanbau zu entwickeln, die eine effizientere Nutzung
der Ressourcen wie Land, Arbeit, Wasser und Dünger
erlauben, um die Reisproduktion nachhaltig und umweltverträglich
zu steigern.
Partner des regionalen Partnerschaftsprogramm sind
nationale Forschungs- und Beratungsinstitutionen. Sie
bestimmen welche Probleme im bewässertem Reisanbau
in die die Forschungsagenda aufgenommen werden
und beteiligen sich am Forschungsprozess. Vielversprechende
innovative Technologien und Methoden
werden unter verschiedenen Feldbedingungen getestet
und dem lokalen Umfeld angepasst. Nach den Feldtests
werden Ausbilder und Berater geschult. Zudem
werden Handbücher verfasst und in die lokalen Sprachen
übersetzt. Bei diesem Prozess können Länder mit
ähnlichen Schwierigkeiten voneinander lernen. Durch
partizipative Forschung und Beratung lässt sich die
Reisproduktion mit den neuen Technologien umweltfreundlich
steigern, was zur regionalen Nahrungssicherheit
beiträgt.
Nicht alle Technologien, die durch das Partnerschaftsprogramm
entwickelt wurden, sind in allen Ländern
gleich weit umgesetzt. Gewisse Verfahren werden erst
eingeführt, andere zeigen bereits Wirkung.
MEHR REIS MIT WENIGER WASSER
Wasser ist ein wertvolles Gut, das sowohl in den Haushalten,
der Industrie und Landwirtschaft genutzt wird.
Auf die Bewässerung von Reisfeldern entfallen schätzungsweise
24-30% des weltweiten Süsswasserverbrauchs.
In Asien fliessen über 80% der erschlossenen
Süsswasserressourcen in die Bewässerung,
vorwiegend zum Reisanbau. Bis 2025 dürfte für 15-20
Mio. Hektaren bewässerter Reisfelder nicht mehr genügend
Wasser zur Verfügung stehen. Bedeutende
Feuchtgebiete werden unter Wasserknappheit leiden
was die Artenvielfalt dort massiv beeinträchtigen wird.
In den Tiefebenen wächst bewässerter Reis zur besseren
Kontrolle von Unkraut und Schädlingen zumeist auf
ständig gefluteten Feldern. Forschungsarbeiten haben
jedoch gezeigt, dass Reisfelder nur im Blütestadium
ständig geflutet sein müssen. Im Rahmen des Partnerschaftsprogramms
wurde ein Verfahren entwickelt, bei
dem die Felder abwechselnd geflutet, getrocknet, wieder
geflutet und wieder getrocknet werden (AWD: Alternate
Wetting and Drying). Bei diesem Verfahren wird
das Feld weniger tief unter Wasser gesetzt als normal
(3-5 cm statt bis zu 10 cm). Für den gleichen Ertrag
wird so 15-30% weniger Wasser verbraucht. Das eingesparte
Wasser steht für weitere Felder und somit zur
Steigerung der Gesamtproduktion zur Verfügung.
Statt 80 Hektaren ständig geflutete Felder können so
110 Hektaren Reis angebaut werden.
Anhand einer Röhre wird der Feldwasserspiegel bestimmt,
und entschieden wann bewässert werden soll
(AWD-Methode geprüft, Mekong Delta, Vietnam)
Nach 4 Jahren Forschung, Schulung von Ausbildern
und Beratern, und Einführung bei den Bauern nutzen
Zehntausende chinesischer und philippinischer Bauern
die AWD-Methode und auch in Vietnam, Indien, Bangladesch,
Myanmar und Indonesien kommt das Verfahren
immer häufiger zum Einsatz.
So sparen die Bauern nicht nur Wasser, sondern auch
den – zunehmend teureren – Treibstoff für dir Wasserpumpen.
Zudem ist die Bewirtschaftung der weniger
arbeitsintensiven AWD-Felder 20-25% günstiger.
Auf den Philippinen, wo die Reisverknappung für politischen
Druck sorgte, sind seit der Einführung 2006
schätzungsweise 40'000 Bauern auf die AWD-Methode
umgestiegen.
Würde die AWD-Methode überall in den asiatischen
Tiefebenen angewendet, liessen sich 200 km 3 Wasser
sparen. Zum Grössenvergleich: Paris verbraucht jährlich
1 km 3 (1 Billion Liter) Wasser. Die AWD-Methode
bringt für die Umwelt und die Nachhaltigkeit der Reisproduktion
riesige Vorteile.
August 2008 Asia Brief | Optimierung des Reisanbaus in Asien – Ergebnisse der Partnerschaft | Seite 3

DIREKTES SÄEN SPART ARBEIT UND WASSER
Die breite, fruchtbare Indus-Ganges-Ebene erstreckt
sich über einen Grossteil von Nord- und Ostindien, die
am dichtesten bevölkerten Regionen Pakistans und
fast ganz Bangladesch. In dieser «Getreidekammer»
Indiens wächst die Hälfte der landesweiten Reis- und
Weizenernte. Die Bauern kämpfen mit höheren Kosten,
Bodenverarmung, sinkender Produktivität und Arbeitskräftemangel
infolge der Abwanderung in die Städte.
Sie sind auf den Monsun angewiesen und können nicht
säen, wenn der Regen zu spät kommt.
Das Partnerschaftsprogramm schlägt zur Lösung dieser
Probleme eine alternative Reisanbaumethode vor.
Anstatt Reissetzlinge vom Pflanzfeld ins Feld zu verpflanzen
und dieses dann zu fluten, sät man Reis direkt
in ein nasses, aber nicht geflutetes Feld. Mit dieser
Direktsaat können die Bauern flexibler auf die Monsunregen
reagieren. Beim direkten Ansäen auf feuchten
Feldern sind diese schneller vorbereitet und es braucht
weniger Wasser und Arbeit. So sind die Bauern nicht
von Pflanzfeldern oder bei verspätetem Regen von
alten Setzlingen abhängig. Unabdingbar ist allerdings
ein rechtzeitiges, effizientes Unkrautmanagement, um
drastische Ernteausfälle zu vermeiden.
Direkt ausgesäter Reis reift 10-15 Tage früher als verpflanzter
Reis, sodass die Bauern früher die nächste
Feldfrucht ansäen können. Besonders hilfreich ist dies
für die indischen Bauern, die nach der Reisernte Weizen
anbauen. Ein Aufschub beim Reis verzögert auch
den Weizenanbau und bewirkt Ernte- und Einkommensausfälle.
Philippinischer Bauer mit Trommelsämaschine zum
direkten Ansäen von vorgekeimten Samen in nassem,
nicht-geflutetem Boden.
Die Direktsaat-Methode bedeutete für die indischen
Bauern der Region Bengalen 2007 die Rettung, nachdem
ihre Felder durch Überschwemmungen zerstört
worden waren. Die Bauern konnten mit 2000 von den
NGOs abgegebenen Trommelsämaschine Reisfelder
direkt ansäen (siehe Kasten).
DIE TROMMEL RÜHREN
Eine Trommelsämaschine ist ein einfaches, zylindrisches
Gerät aus solidem Kunststoff und erleichtert die
Direktsaat. Wird der Trommelsämaschine über ein
nasses Feld gezogen, fallen die vorgekeimten Samen
in geraden Reihen aus den Trommeln. Das ursprünglich
vom IRRI entwickelte Gerät wurde von Forschenden
und Herstellern in Vietnam optimiert und ist jetzt
leichter, billiger und einfacher anzuwenden. Die Trommelsämaschine
spart Saatgut, vor allem aber enorm
viel Arbeit. Während das Verpflanzen von 1 Hektare
Reis bis zu 50 Personentage kostet, reichen rund 2
Personentage, um in nasser Erde mit einem Trommelsämaschine
direkt anzusäen. Partner auf den Philippinen
sowie in Myanmar, Bangladesch und Indien führen
Trommelsämaschine und integriertes Unkrautmanagement
ein. Mit der Trommelsämaschine werden 50-
60% weniger Reissamen benötigt als beim Aussäen
von Hand, zudem sinkt der Arbeitsaufwand massiv und
die Reihen vereinfachen das manuelle Unkrautmanagement.
Mit Direktsaat und integrierter Unkrautkontrolle
haben die Erträge in der Regenzeit um 6% und in der
Trockenzeit um 16% zugenommen.
NAHRUNG FÜR HUNGERNDE IN NOT IN NORD-
BANGLADESCH
Mit früh reifenden Sorten und effizientem Unkrautmanagement
hat die Reis Direktsaat die Not der Bauern
im nördlichen Bangladesch gelindert. Alljährlich erleiden
die Bauern den Monga – die Hungerzeit von
Ende September bis Mitte November. Dann warten
landlose, extrem arme, aber auch andere Familien auf
dem Land ohne anderes Einkommen auf die Ernte von
verpflanztem Reis. Beim direkten Ansäen können sie
den Reis 35-40 Tage früher ernten, teurer verkaufen
und dann Kartoffeln, Mais, Kichererbsen oder Gemüse
anbauen. Dabei entstehen wichtige Arbeitsplätze.
Eine Nicht-Regierungsorganisation führte die Direktsaatmethode
2006 bei 10'000 Bauern in 29 Subdistrikten
ein. Dabei wurden 27'377 Stellen in einer Zeit geschaffen,
in der es sonst kaum Arbeit gibt.
Das Departement für landwirtschaftliche Beratung in
Bangladesch will nun mit der Direktsaat-Methode das
Anbauschema in der Regenzeit ändern und damit den
Bauern ermöglichen, früh zu ernten, Stellen zu schaffen
und den Pflanzenanbau zu diversifizieren (z.B. mit
Senf, Kartoffeln und Mais). In der Regenzeit 2008 soll
eine Fläche von 40'000 Hektaren so bewirtschaftet
werden.
August 2008 Asia Brief | Optimierung des Reisanbaus in Asien – Ergebnisse der Partnerschaft | Seite 4

STANDORTSPEZIFISCHES NÄHRSTOFFMANAGEMENT: GESUNDE
PFLANZEN DANK DER RICHTIGEN MENGE DÜNGER
Die meisten Nährstoffe, die eine Reispflanze für das
Wachstum benötigt, sind im Boden enthalten, reichen
jedoch nicht aus, um hohe Erträge zu erzielen und Milliarden
Menschen zu ernähren. Deshalb braucht es
zusätzliche Nährstoffe in der Form von Dünger. Die
Bauern wissen meist wenig über den wirkungsvollen
Düngereinsatz, und ihre ineffiziente Düngung führt zu
Krankheiten bei der Reispflanze, Umweltschäden und
geringen Gewinnen. Dank langjähriger Forschung in
Reisnährstoffbewirtschaftung konnten einfache Technologien
entwickelt und eingeführt werden, mit denen
arme Reisbauern in Asien Produktion und Verdienst
dank effizienterem Düngereinsatz steigern können.
Dieses standortspezifische Nährstoffmanagement
(SSNM) wurde in allen Ländern Asien getestet und
angewendet.
EINFACHES HILFSMITTEL FÜR BAUERN
Mit der Blattfarben-Skala können die Bauern den
Stickstoffbedarf ihrer Pflanzen bestimmen. Der Plastikstreifen
weist vier oder mehr gelblich-grüne bis
dunkelgrüne Farbfelder auf. Die Bauern vergleichen
einfach die Farbe der Blätter mit diesen Feldern. Bei
dunkelgrünen Blättern hat die Pflanze genügend
Stickstoff, bei gelblich-gründlichen Blättern braucht sie
rasch Stickstoffdünger. Bis Juni 2008 wurden über
519'000 dieser nützlichen Hilfsmittel in Bangladesch,
China, Indonesien, Indien, Vietnam, Thailand, Myanmar,
Malaysia und auf den Philippinen verteilt.
Ein Bauer bestimmt anhand der Blattfarben-Skala,
ob seine Pflanzen genug Stickstoffdünger
haben.
Die Forschungsarbeiten führten zu umfassenden Anpassungen
der nationalen Strategien für Reis-
Nährstoffmanagement in China und Indonesien, die
Millionen Bauern betreffen. In Guangdong, der grössten
Reisanbauprovinz Chinas mit 94 Millionen Menschen,
wurde die Einführung des innovativen Nährstoffmanagements
2007 gutgeheissen.
Seit 2003 konnten die Erträge der Bauern dank zeitlich
und mengenmässig wirkungsvollem Düngereinsatz
deutlich gesteigert werden. In China, Indien, Indonesien,
auf den Philippinen und in Vietnam erhöhte sich
dank standortspezifischem Nährstoffmanagement der
Nettorertrag um 100-300 US$ pro Hektare und Jahr.
Bauern, die diese Methode anwendet haben, brauchten
auch weniger Pflanzenschutzmittel.
2008 wurden die Grundsätze des standortspezifischen
Nährstoffmanagements in einem einfachen computergestützten
Nährstoffentscheidungssystem für Indonesien,
die Philippinen, China und das indische Westbengalen
eingebunden. Das interaktive Gerät stellt 10
Multiple-Choice-Fragen, die von einer Beratungsperson
oder einem Bauern für ein spezifisches Reisfeld oder -
gebiet einfach beantwortet werden können. 2008 wurden
diese Grundsätze in Indonesien durch 60'000
Bauern-Feldschulen verbreitet. Sie sind ein Hauptpfeiler
des neuen nationalen Programms zur Steigerung
der Reisproduktion auf den Philippinen.
SAUBER UND GRÜN
Durch den mengenmässig richtigen Einsatz von Stickstoffdünger
wird ein übertriebenes frühes Pflanzenwachstum
vermieden. Dadurch wachsen gesunde
Pflanzen heran, die weniger anfällig für Krankheiten
und Schädlinge sind. Die Bauern benötigen weniger
Pflanzenschutzmittel, verdienen mehr und gefährden
sich und die Umwelt weniger.
Durch die bessere Aufnahme der zugegebenen Nährstoffe
sinkt auch das Risiko eines Stickstoffabflusses
aus den Reisfeldern, der die Gewässer und die Luft
verschmutzt und zur globalen Erwärmung beiträgt.
Gemäss einer Simulation mit Felddaten lässt sich mit
einer effizienteren Verwendung von Stickstoffdünger
die Freisetzung von Distickstoffoxid eindämmen. Dieses
Treibhausgas trägt zur globalen Erwärmung bei
und ist 300 Mal stärker als Kohlendioxid.
August 2008 Asia Brief | Optimierung des Reisanbaus in Asien – Ergebnisse der Partnerschaft | Seite 5

WENIGER NACHERNTEVERLUSTE, BESSERE REISQUALITÄT,
HÖHERE PREISE
Die Reisbauern in Asien erleiden beträchtliche Nachernteverluste:
Der Reis verdirbt oder wird verschwendet,
zu spät getrocknet oder nicht richtig gelagert, die
Reismühlen sind ungenügend unterhalten oder veraltet
oder in der Nacherntekette treten Schädlinge auf. Dies
beeinträchtigt die Reisqualität, schmälert die Einnahmen
der Bauern, führt zu höheren Konsumentenpreisen
und belastet die Umwelt, da die Bauern die Verluste
durch den Anbau von mehr Reis oder mit Chemikalien
zur Schädlingskontrolle kompensieren. Zwischen
Ernte und Markt gehen den Bauern 30-50% ihrer potenziellen
Einnahmen verloren. Zwei Schlüsselprobleme,
die im Partnerschaftsprogramm angegangen werden,
sind zu spätes oder unsachgemässes Trocknen
und eine schlechte Lagerung.
Hauptursache für die Schädigung der Körner ist zu
spätes, unvollständiges oder ineffizientes Trocknen.
Das Trocknen ist der heikelste Prozess nach der Reisernte.
Traditionell trocknen Millionen asiatischer Bauern
ihre Reisernte in der Sonne auf Strassen, Stadtplätzen
oder an anderen Orten. Damit die Qualität der Körner
erhalten bleibt, wurden mechanische Trockner entwickelt,
die für Bauerngruppen erschwinglich sind.
Mechanisches Trocknen oder Warmlufttrocknen ist zu
jeder Tages- und Nachtzeit möglich, und der Feuchtigkeitsgehalt
ist leicht feststellbar. Auch der Arbeitsaufwand
ist geringer. Allgemein ist mechanisch getrockneter
Reis von besserer Qualität als sonnengetrockneter
da Reis gleichmässig getrocknet wurde. Mechanisches
Trocknen sorgt zudem für höhere Erträge beim Polieren.
Für kleine Mengen Reis wird vorwiegend der einfache
Flachbett-Trockner eingesetzt (Bild oben). Dank des
Baus von Flachbett-Trocknern und der Schulung von
Bauerngruppen haben nun über 5000 Bauern in Myanmar
und Laos einen qualitativ besseren Reis, den sie
den Müllern teurer verkaufen können.
In Indonesien entstand bei einem gemeinsamen Forschungsprojekt
ein effizienterer Ventilator für Getreidetrockner.
2007 stieg dadurch die Schleifqualität gegenüber
Sonnen getrocknetem Reis um 12-40%. Ein effizientes
Lagerungssystem ist wichtig, um das Saatgut
für die nächste Pflanzsaison zu schützen. Im feuchten,
tropischen Klima verliert das Saatgut bei einer Lagerung
von 3-4 Monaten rasch an Wert, weil die Reiskörner
Wasser aus der Luft aufnehmen und von Schädlingen,
vor allem Insekten, befallen werden. Deshalb wurden
einfache luftdichte Behälter oder Lagerungssysteme
entwickelt.
UMWELTFREUNDLICH UND ÖKOLOGISCH
Konventionelle mechanische Trockner benötigen
zum Trocknen von 1 Tonne Paddyreis 10-15 Liter
Kerosin. Kerosin ist jedoch schädlich für die Umwelt
und immer teurer. Deshalb wurden mit den vietnamesischen
und philippinischen Partnern Trockner
entwickelt, die mit Reishülsen betrieben werden. Diese
fallen beim Polieren des Reises an. Reishülsen
sind reichlich vorhanden, günstig und umweltfreundlicher.
Auf den Philippinen wurde ein 4-Tonnen-
Getreidetrockner mit einem Reishülsen-Ofen eingerichtet,
in Vietnam wurden 2006 drei kommerzielle
Öfen in Betrieb genommen. Diese Öfen produzieren
fast keinen Rauch, weniger Asche und wenig Kohlendioxid
und schonen somit die Umwelt. Aufgrund
des grossen Interesses von Bauerngruppen werden
nun Trockner in Kambodscha, Myanmar, Laos und
Indonesien eingeführt.
Sie schützen die Körner vor Schädligen und verhindern,
dass diese Wasser aus der feuchten Umgebungsluft
aufnehmen. Der «Super Bag» wurde speziell
für Bauern mit wenig Land konzipiert. Dieser Plastikbeutel
fasst bis zu 50 kg und kostet weniger als 1.50
US$ . Das Partnerschaftsprogramm entwickelt Nachernte-Technologien,
mit einfacher Handhabung und die
für möglichst viele Bauern erschwinglich sind.
Im verschlossenen Super Bag geht der Sauerstoffgehalt
rasch von 21% auf 5% zurück, und der Kohlendioxidgehalt
nimmt zu. Dadurch sinkt die Zahl der Insekten
innerhalb von 10 Tagen auf weniger als 1 Insekt
pro 100 kg Körner ohne Insektizide zu verwenden.
Der Super Bag und grössere luftdichte Aufbewahrungssysteme
(für 5-200 Tonnen) wurden mit Bauern
und Getreideverarbeitern in Vietnam, Kambodscha, der
DVR Laos, Indonesien und Myanmar getestet. Dabei
bestätigte sich, dass diese
Lagerungssysteme die Reiskörner ohne Insektizide vor
Insektenschädlingen und Nagern schützen, eine hohe
Keimrate garantieren, und dass beim Reisschälen weniger
Körner brechen.
Über 4'000 Bauern in Kambodscha und Vietnam verwenden
nun Super Bags, um ihr Saatgut sicher während
6-9 Monaten zu lagern. Die Bauern konnten eine
Keimfähigkeit von über 90% aufrecht erhalten. Sie
können nun mehr Reis auf dem Markt verkaufen, weil
sie dank höherer Keimfähigkeit weniger Reissaatgut
benötigen.
August 2008 Asia Brief | Optimierung des Reisanbaus in Asien – Ergebnisse der Partnerschaft | Seite 6

ÖKOLOGISCHES NAGETIERMANAGEMENT
Provinzen in Vietnam und vier Provinzen in Indonesien
verwenden diese Methode nun routinemässig anstelle
von Nagetierbekämpfungsmitteln, Cocktails mit illegalen
Chemikalien oder Stromschlägen, die für den Menschen
gesundheitliche Risiken bergen.
Rattenfleisch ist für die ländliche Bevölkerung in Vietnam,
Laos und Myanmar zudem eine wichtige Proteinquelle.
Daher ist ein zurückhaltenderer Einsatz von
Nagetierbekämpfungsmitteln von grosser Bedeutung
für die Gesundheit der Menschen.
Die Lagerung des Reissaatguts in einem 'Super Bag'
benötigt keine Schädlingsbekämpfungsmittel und kann
dadurch im gleichen Getreidelager aufbewahrt werden.
(VRP Laos)
ÖKOLOGISCHES NAGETIERMANAGEMENT
In ganz Asien können Ratten und andere Nagetiere
Vorernteverluste verursachen, die von 5% (Malaysia)
bis 17% (Indonesien) reichen. Zur Orientierung: Mit
dem Reis, der bei einer Ertragseinbusse von 6% in
Asien verloren geht, könnten 12 Monate 225 Mio. Menschen
ernährt werden, d.h. etwa die Bevölkerung von
Indonesien. Rattenschäden treten oft punktuell auf,
deshalb verlieren Kleinbauern oder Familien auf dem
Land so nicht selten die Hälfte ihrer Reisernte. Ratten
und Mäuse verursachen etwa 5% der Nachernteverluste.
Ökologisches Nagetiermanagement erfordert rechtzeitige,
Massnahmen der Gemeinschaft, wie die Rattenjagd
(Foto oben, Vietnam) oder das Aufstellen eines Fallen-
Barrierensystems. Inspektion eines Fallen-Barrierensystems
zum Einfangen von Ratten in Indonesien (Foto
unten).
Wenn die Bauern die Populationsökologie und das
Verhalten der Ratten verstehen, können sie die Nager
in bewässerten Reisfeldern in der Tiefebene mit gemeinsam
angewendeten, einfachen und umweltfreundlichen
Methoden in Schach halten. Bei Versuchen
mit 400 Bauern wurden während 5 Saisons in
Indonesien und Vietnam 50% weniger chemische
Nagetierbekämpfungsmittel verwendet, und die Erträge
stiegen um rund 0.5 Tonnen pro Hektare.
Dieses ökologische Nagetiermanagement wurde 1999
in Vietnam, 2001 in Indonesien und 2006 in Myanmar
zur nationalen Strategie erklärt. Bauern in fünf
August 2008 Asia Brief | Optimierung des Reisanbaus in Asien – Ergebnisse der Partnerschaft | Seite 7

KAPAZITÄTSSTÄRKUNG DER PARTNER IN ENTWICKLUNGSLÄN-
DERN
Durch das Partnerschaftsprogramm werden in den
Partnerländern Kapazitäten aufgebaut. Konkret wird
das Wissen von Forschenden, Beratern und Bauern
vor Ort erweitert. In den letzten 3½ Jahren wurden über
100 Workshops (12 nationale) über alle relevanten
Technologien durchgeführt. Für 75 Partner aus 10
Entwicklungsländern wurden internationale Workshops
oder Schulungen finanziert.
Das Programm ist ein wichtiger Pfeiler im grenzüberschreitenden
Lernprozess, bei dem sich die Länder
darüber austauschen, wie sie bewässerten Reis anbauen
und wie sie neue Erkenntnisse effizient zu Beratungspersonen
und Bauernfamilien bringen. Am wichtigsten
war aber, dass diese Ergebnisse auch den Politikern
kommuniziert wurden. Dies bewirkte bedeutende
Anpassungen der Landwirtschaftspolitiken der Länder
– eine Voraussetzung für nachhaltige Veränderungen
bei der Reisproduktion in Asien.
WAS BRINGT DIE ZUKUNFT?
Das Partnerschaftsprogramm spielt in vielen asiatischen
Ländern eine wichtige Rolle, auch als Plattform
zum Transfer von Technologien an Kleinbauern, vor
allem in der aktuellen Reispreiskrise. Das IRRC bietet
den Forschern und Beratern einen grenzüberschreitenden
Austausch in 11 Ländern Asiens. Die Partnerschaften
tragen zur Nahrungssicherheit in Asien und zu einer
gesunden Umwelt bei.
Das Partnerschaftsprogramm tritt 2009-2012 in eine
neue Phase. Der Schwerpunkt wird nun auf die Verbesserung
der Lebensbedingungen armer Kleinbauern
in Südostasien verlegt. Der Einsatz neuer Methoden
sollen es ihnen erlauben durch nachhaltige Bewirtschaftung
der natürlichen Ressourcen ihre Reiserträge
nachhaltig zu steigern. Dabei kommt ein doppelter Ansatz
zum Zug. Gefördert wird einerseits innovative und
partizipative Forschung und andererseits ein wirksamer,
rascher Transfer reifer Forschungstechnologien
an Hunderttausende von Bauern. Das Programm wird
zudem eine Plattform für die Kapazitätsstärkung und
länderübergreifendes Lernen bieten. Mit Unterstützung
der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit wird
das Partnerschaftsprogramm ein wichtiges regionales
Konsortium stellen, das einen bedeutenden Beitrag zur
Bewältigung der Reiskrise in Asien leistet.
Feldtage in Bangladesch zur Förderung der Direktsaat
von früh reifenden Sorten und eines effizienten Unkrautmanagements
zur Linderung des Monga.
Herausgegeben von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit
(DEZA), Sektion Ostasien, Freiburgstrasse 130, CH-
3003 Bern
Fotos: Grant Singleton, Bas Bouman, Martin Gummert, David
Johnson, Trina Mendoza, Philip Sinohin, IRRI-Fotobank.
Bestellung: eastasia@deza.admin.ch oder Download unter
www.deza.admin.ch
Weiterführende Literatur:
www.irri.org/irrc
www.knowledgebank.irri.org
http://solutions.irri.org
Schulung zum Einsatz des «Nährstoffmanagers», mit
dem rasch Richtlinien für spezifische Reisanbaugebiete
formuliert werden können (Indonesien).
Referenzen:
RIPPLE Newsletter, Band 1 bis 3, Zeitschrift Rice Today Bd. 5 Nr.
2 und Bd. 7, Nr. 2, http://solutions.irri.org, IRRC-Jahresbericht
2007 an die DEZA
August 2008 Asia Brief | Optimierung des Reisanbaus in Asien – Ergebnisse der Partnerschaft | Seite 8