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Katholisches Wort in die Zeit 42. Jahr Februar 2011 - Der Fels

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Nachhaltig aufgeweckt?<br />

Die Reaktion von EU-Politikern auf den<br />

Anschlag gegen koptische Christen <strong>in</strong><br />

Alexandria/Ägypten kommentierte Stephan<br />

Baier <strong>in</strong> der <strong>Zeit</strong>ung „Die Tagespost“<br />

(„Zur E<strong>in</strong>mischung verpflichtet“,<br />

DT 13.1.<strong>2011</strong>,S.2).<br />

(...) Christen können nicht schweigend<br />

wegsehen, wenn andere Christen<br />

irgendwo auf der Welt um ihres Glaubens<br />

willen diskrim<strong>in</strong>iert und verfolgt<br />

werden. Mehr noch: In der Nachfolge<br />

Jesu haben sie e<strong>in</strong>e Pflicht zur E<strong>in</strong>mischung,<br />

wo immer Menschenrechte<br />

verletzt werden, denn: „Gottes Rechte<br />

und Menschenrechte stehen und fallen<br />

mite<strong>in</strong>ander“(Johannes Paul II).<br />

<strong>Der</strong> grausame Anschlag auf koptische<br />

Christen <strong>in</strong> Alexandria sche<strong>in</strong>t nun<br />

endlich auch <strong>die</strong> Politik aufgeweckt zu<br />

haben: Regierungschefs und Außenm<strong>in</strong>ister<br />

vieler EU-Staaten haben <strong>die</strong> Lage<br />

der Christen <strong>in</strong> Nahost <strong>in</strong> den Blick<br />

genommen. Sie beg<strong>in</strong>nen zu verstehen,<br />

dass Religionsfreiheit ke<strong>in</strong>e „<strong>in</strong>nere Angelegenheit“<br />

von Staaten ist, sondern e<strong>in</strong><br />

Menschenrecht, dessen Verletzung den<br />

gesellschaftlichen Frieden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land<br />

wie auch den <strong>in</strong>ternationalen Frieden <strong>in</strong><br />

Gefahr br<strong>in</strong>gt. Wenn sich <strong>die</strong> Europäische<br />

Union jetzt dazu durchr<strong>in</strong>gt, <strong>die</strong> Religionsfreiheit<br />

zu e<strong>in</strong>er wesentlichen Dimension<br />

ihrer Außenpolitik zu machen,<br />

wenn <strong>die</strong> Wahrung der Menschenrechte<br />

zur Vorraussetzung von Außenhandelsbeziehungen<br />

erhoben wird, dann könnte<br />

<strong>2011</strong> zur Sternstunde Europas werden.<br />

In der Nachfolge des hl. Markus<br />

Schenuda III. ist das Oberhaupt der koptischen<br />

Christen. Nach dem Anschlag <strong>in</strong><br />

Alexandria stellte <strong>die</strong> „Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e<br />

<strong>Zeit</strong>ung“ ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Porträt<br />

aus der Feder von Ra<strong>in</strong>er Hermann vor<br />

(„<strong>Der</strong> Mahner“, FAZ 4.1.<strong>2011</strong>).<br />

Nach dem Terror gegen ihre Kirche <strong>in</strong><br />

Alexandria f<strong>in</strong>den <strong>die</strong> koptischen Christen<br />

Trost <strong>in</strong> der Geburt Christi. Wie alle Ostkirchen<br />

feiern auch sie Weihnachten am<br />

6. und 7. Januar. Jetzt ke<strong>in</strong>en Weihnachtsgottes<strong>die</strong>nst<br />

zu halten bedeutete, „dass uns<br />

der Terrorismus der Feier der Geburt Jesu<br />

berauben würde“, verkündete das Oberhaupt<br />

der koptischen Kirche, Schenuda<br />

III. Seit fast vier <strong>Jahr</strong>zehnten steht er als<br />

117. Bischof von Alexandrien und Oberhaupt<br />

der koptischen Kirche <strong>in</strong> der Nachfolge<br />

des Evangelisten Markus, der <strong>die</strong>sen<br />

Bischofssitz gegründet hat. Im Frühchristentum<br />

war Alexandrien e<strong>in</strong>es der fünf Patriarchate,<br />

neben Rom, und Konstant<strong>in</strong>opel,<br />

Antiochien und Jerusalem.<br />

<strong>Zeit</strong><br />

im<br />

Spektrum<br />

In se<strong>in</strong>er langen Amtszeit hat Schenuda,<br />

der 1923 als jüngstes von acht K<strong>in</strong>dern<br />

<strong>in</strong> Assiut geboren wurde, e<strong>in</strong>e geistliche<br />

Erneuerung e<strong>in</strong>geleitet, und er schreckte<br />

nicht vor den Machthabern zurück. Als<br />

Ende der siebziger <strong>Jahr</strong>e <strong>die</strong> Übergriffe<br />

gegen <strong>die</strong> koptische Kirche zunahmen,<br />

forderte er von Staatspräsident Sadat mehr<br />

Schutz und religiöse Freiheit. Nichts geschah.<br />

Um Sadats Emissären nicht <strong>die</strong><br />

Hand geben zu müssen, sagte er 1981 den<br />

Ostergottes<strong>die</strong>nst ab, zu dem der ägyptische<br />

Staat Repräsentanten entsandte. <strong>Der</strong><br />

erzürnte Sadat setzte Schenuda ab und<br />

verbannte ihn <strong>in</strong> das Wüstenkloster Bischoi.<br />

Acht Bischöfe und viele Geistliche<br />

wurden verhaftet. Erst am 2. Januar 1985<br />

ordnete Sadats Nachfolger Mubarak an,<br />

<strong>die</strong> Verbannung aufzuheben.<br />

Vier <strong>Jahr</strong>e waren <strong>die</strong> Möglichkeiten<br />

des Seelsorgers Schenuda e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Denn seit er 1962 zum Bischof erhoben<br />

wurde, predigte er jeden Mittwoch<br />

öffentlich. Das tut er noch heute <strong>in</strong> der<br />

großen Kathedrale am Abasija-Platz <strong>in</strong><br />

Kairo. An <strong>die</strong> Predigt schließt sich e<strong>in</strong>e<br />

Fragerunde an, <strong>in</strong> der er zu theologischen<br />

Fragen ebenso Stellung nimmt, wie er zu<br />

Fragen der Erziehung etwa Ratschläge<br />

gibt. Bereits als junger Theologe und<br />

Theologiestudent hatte er <strong>die</strong> Sonntagsschulen<br />

modernisiert, <strong>in</strong> denen Jugendliche,<br />

<strong>die</strong> <strong>in</strong> der Schule ke<strong>in</strong>en christlichen<br />

Religionsunterricht haben, im Glauben<br />

und <strong>in</strong> der Geschichte der koptischen<br />

Kirche unterwiesen werden. Er hat mehr<br />

als 100 theologische Bücher und Schriften<br />

veröffentlicht. (…)<br />

Warum nicht auch e<strong>in</strong> Heiliger?<br />

„Von e<strong>in</strong>em, der auszog, <strong>die</strong> Folter zu besiegen“<br />

– unter <strong>die</strong>sem Titel stellte P. Lothar<br />

Groppe SJ <strong>in</strong> der Monatschrift „Vatikan<br />

Magaz<strong>in</strong>“ se<strong>in</strong>en Ordensbruder<br />

Friedrich Spee (1591-1644) vor, Verfasser<br />

von Kirchenliedern und Kämpfer gegen<br />

den Hexenwahn se<strong>in</strong>er <strong>Zeit</strong> (Vatican<br />

Magaz<strong>in</strong> 10/2010, S.41 ff; fe-Me<strong>die</strong>nverlag,<br />

Hauptstr. 22, D-88353 Kisslegg).<br />

Hier <strong>die</strong> E<strong>in</strong>leitung zu dem Lebensbild.<br />

Es dürfte wenige Jesuiten geben,<br />

<strong>die</strong> sich so allgeme<strong>in</strong>er Wertschätzung<br />

erfreuen wie Friedrich Spee, der vor<br />

über vierhundert <strong>Jahr</strong>en, am 25. <strong>Februar</strong><br />

1591, geboren wurde. Aber vierhundert<br />

<strong>Jahr</strong>e: Trennt uns da nicht der Muff<br />

mehrerer <strong>Jahr</strong>hunderte? Nun, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Zeit</strong>, da nach e<strong>in</strong>em Bericht von „amnesty<br />

<strong>in</strong>ternational“ <strong>in</strong> mehr als hundert<br />

Ländern <strong>die</strong> Folter praktiziert wird,<br />

dürfte <strong>die</strong> Er<strong>in</strong>nerung an e<strong>in</strong>en Mann,<br />

der sich unter Lebensgefahr gegen <strong>die</strong><br />

Folter gewandt hat, sicher nicht obsolet<br />

se<strong>in</strong>. Und heute, da <strong>die</strong> Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

über den Schutz des ungeborenen<br />

Lebens <strong>in</strong> voller Schärfe entbrannt<br />

s<strong>in</strong>d, lohnt es sich schon, <strong>in</strong> Dankbarkeit<br />

jenes Mannes zu gedenken, der mit<br />

se<strong>in</strong>er ganzen Persönlichkeit für <strong>die</strong><br />

Menschenrechte e<strong>in</strong>getreten ist. – E<strong>in</strong><br />

großer Deutscher, e<strong>in</strong> tapferer Jesuit,<br />

warum nicht auch e<strong>in</strong> Heiliger der Kirche?<br />

Richtung im Nebel<br />

Unter dem Titel „Auspalavert, ausgepowert“<br />

plä<strong>die</strong>rt Michael Müller <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Magaz<strong>in</strong> „komma“ für <strong>die</strong> „Rückkehr<br />

zur Natürlichkeit“, nachdem „<strong>die</strong> ideologischen<br />

Familienmodelle gescheitert<br />

s<strong>in</strong>d“ („Komma“ Nr.76/77-2010; S. 96<br />

f; mm-Verlag, Goethestr. 5, D-52064 Aachen;<br />

www.mm-verlag.com). Jeder vernünftige<br />

Mensch hege großen Respekt<br />

vor Frauen, <strong>die</strong> ihr Leben ihrem Beruf<br />

opferten, dar<strong>in</strong> Erfüllung fänden, ihre<br />

Verantwortung suchten und k<strong>in</strong>derlos<br />

oder gar ledig blieben, schreibt der Autor<br />

und fährt dann fort:<br />

Und doch entspricht es der Natur des<br />

Menschen, des Mannes und der Frau,<br />

ihrem orig<strong>in</strong>ären Wunsch nachzukommen:<br />

K<strong>in</strong>der zu kriegen und bei ihnen zu<br />

se<strong>in</strong>, solange sie kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d. Und sie zu<br />

erziehen. Wenn dem nicht mehr so ist,<br />

dann ist das System verfault. Wenn e<strong>in</strong><br />

ganzes Volk sich abwendet vom natürlichen<br />

Streben, Leben zu schenken und<br />

zu formen, wenn es hastig und primär<br />

nach Möglichkeiten sucht, se<strong>in</strong>e Brut<br />

möglichst rasch Vater Staat <strong>in</strong> <strong>die</strong> Arme<br />

zu drücken, statt sie zu umsorgen, dann<br />

reicht es nicht, über f<strong>in</strong>anzielle Details<br />

und billige Anreize zu diskutieren, dann<br />

muss sich <strong>die</strong> Richtung normalisieren,<br />

und <strong>die</strong> sche<strong>in</strong>t völlig vernebelt. (…)<br />

Nach Ausführungen zu den Aspekten<br />

„Mutterglück“, „Egoismus“ und<br />

„F<strong>in</strong>anzen“ kommt der Autor zu dem<br />

Schluss:<br />

E<strong>in</strong> Irrenhaus durch und durch. Rückkehr<br />

zur Normalität und Freiraum für Natürlichkeit<br />

s<strong>in</strong>d dr<strong>in</strong>gend angesagt. (...)<br />

60 DER FELS 2/<strong>2011</strong>

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