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Katholisches Wort in die Zeit 42. Jahr Februar 2011 - Der Fels

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Vierzig<br />

Den du, o Jungfrau,<br />

im Tempel aufgeopfert hast<br />

Tage nach se<strong>in</strong>er Geburt<br />

brachte man Jesus <strong>in</strong> den<br />

Tempel. Dieser <strong>Zeit</strong>raum spielte im Leben Jesu<br />

noch öfter e<strong>in</strong>e Rolle: vierzig Tage g<strong>in</strong>g er <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

Wüste um zu fasten, und vierzig Tage nach se<strong>in</strong>er<br />

Auferstehung verließ er <strong>die</strong> Erde. Es beg<strong>in</strong>nt<br />

jeweils e<strong>in</strong> neuer Lebensabschnitt <strong>in</strong> der Heilsgeschichte.<br />

Abendländische Kunst war jahrhundertelang<br />

christliche Kunst. Mit der Entchristlichung der<br />

westlichen Welt g<strong>in</strong>g auch das Wissen über <strong>die</strong><br />

Bild <strong>in</strong>halte verloren. Was dem Augsburger Barockmaler<br />

Johann Georg Bergmüller (1685 – 1762),<br />

von dessen K<strong>in</strong>der vier Töchter <strong>in</strong>s Kloster g<strong>in</strong>gen<br />

und e<strong>in</strong> Sohn Priester wurde, und den<br />

gläubigen Betrachtern damals e<strong>in</strong>e<br />

Selbstverständlichkeit war,<br />

ist den meisten Menschen<br />

heute verborgen. Es genügt<br />

auch nicht, wie<br />

oft gezeigt wird,<br />

nur <strong>die</strong> betreffende<br />

Bibelstelle,<br />

hier Lukas 2, 22<br />

- 39, nachzulesen.<br />

Dieser Kupferstich<br />

aus der<br />

Rosenkranzserie<br />

von Bergmüller<br />

zeigt <strong>die</strong> „Darstellung<br />

des Herrn“<br />

oder „Mariä Lichtmess“,<br />

wie es im Volksmund heißt.<br />

Die Personen, im Bild wie e<strong>in</strong>e<br />

Pyramide angeordnet, kommen immer<br />

paarweise vor: Zwei K<strong>in</strong>der, das Jesusk<strong>in</strong>d<br />

und e<strong>in</strong> Knabe mit e<strong>in</strong>er Fackel – Symbol des Lichtes<br />

zur Erleuchtung der Heiden, und e<strong>in</strong>er Wasserkanne<br />

– Symbol für <strong>die</strong> Re<strong>in</strong>igung Mariens (3 Mose,<br />

12,4 und 2 Mose, 13,1); zwei Männer, Jesu Nährvater<br />

Joseph und der gerechte und gottesfürchtige<br />

Simeon; zwei Frauen, Jesu Mutter Maria und <strong>die</strong><br />

Prophet<strong>in</strong> Hanna, und schließlich auch noch zwei<br />

junge Tauben. Das meiste im Bild ist noch alttestamentarisch,<br />

wie es nach dem Gesetz des Moses<br />

Rosenkranzbetrachtung<br />

vorgeschrieben war. Manches aber weist schon auf<br />

<strong>die</strong> Zukunft h<strong>in</strong>; <strong>Der</strong> Tempelvorhang, welcher <strong>die</strong><br />

Darstellungsszene h<strong>in</strong>terfängt und dem oberflächlichen<br />

Betrachter gar nicht auffällt, ist so e<strong>in</strong>e Klammer<br />

zwischen Altem und Neuem Testament. Nach<br />

den Apokryphen wurde er von Maria, <strong>die</strong> als K<strong>in</strong>d<br />

im Tempel weilte, gewebt, und er zerriss bei Christi<br />

Tod. E<strong>in</strong> anderes Beispiel ist <strong>die</strong> Kopfbedeckung:<br />

Während der jüdische Priester Simeon e<strong>in</strong>e Mütze<br />

trägt, wie im AT vorgeschrieben, ist Joseph barhäuptig.<br />

Die Frauen tragen e<strong>in</strong>e Kopfbedeckung,<br />

wie es Paulus <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em 1. Kor<strong>in</strong>therbrief (11, 2 -<br />

34) empfiehlt. Im Tempel trifft <strong>die</strong> heilige Familie<br />

auf e<strong>in</strong>e alttestamentliche Prophet<strong>in</strong>. Diese erkennt<br />

den Zusammenhang zwischen Christus und der<br />

Erlösung Jerusalems. Noch weiter geht<br />

der jüdische Priester Simeon. Er<br />

weiß, dass er nicht nur <strong>die</strong><br />

Verherrlichung des Volkes<br />

Israel <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Armen<br />

hält, sondern das<br />

Licht zur Erleuchtung<br />

der Heiden,<br />

das Heil, das<br />

Gott vor allen<br />

Völkern bereitet<br />

hat. Damit<br />

ist der Bogen<br />

geschlagen zu<br />

Christi Missionierungsauftrag<br />

(Math 28, 19), ja<br />

bis zur Heidenmission<br />

des Paulus.<br />

Interessant ist auch <strong>die</strong><br />

Lichtführung <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Stich:<br />

Licht fällt von oben, vom geöffneten<br />

Himmel e<strong>in</strong> und bestrahlt hauptsächlich Simeon,<br />

welcher so prophetisch reden kann, und das<br />

Christk<strong>in</strong>d, welches <strong>die</strong> Arme ausbreitet und zum<br />

Himmel h<strong>in</strong>aufschaut, e<strong>in</strong>e Vorausschau auf se<strong>in</strong>e<br />

Taufe im Jordan, wo sich ebenfalls der Himmel<br />

öffnen wird. Die Beleuchtung von Maria, Joseph<br />

und Hanna geht nicht direkt vom Himmel, sondern<br />

vom K<strong>in</strong>d aus. Im Gegensatz zu Simeon erkennen<br />

sie noch nicht ganz, sondern wundern sich über<br />

das, was über ihn gesagt wird. Alois Epple<br />

DER FELS 2/<strong>2011</strong> 57

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