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Katholisches Wort in die Zeit 42. Jahr Februar 2011 - Der Fels

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Michael Schneider-Flagmeyer:<br />

„Wir lieben weiter“<br />

E<strong>in</strong>e persönliche Würdigung der Sr. M. Bernardis<br />

Am<br />

Sonntag, dem 28.11.2010,<br />

am 1. Advent, starb nach<br />

kurzer schwerer Krankheit Sr. Maria<br />

Bernardis Weschenfelder. Hier will<br />

ich e<strong>in</strong>en ersten Blick auf sie und ihr<br />

Lebenswerk werfen. Tausende von<br />

Menschen kannten sie hierzulande<br />

und hatten von ihr Hilfe erfahren.<br />

Geboren wurde sie am 29.9.1941,<br />

am Fest des hl. Erzengels Michael, als<br />

Tochter des Masch<strong>in</strong>enbauschlossers<br />

Hermann Weschenfelder und se<strong>in</strong>er<br />

Frau Luise (Lisa) <strong>in</strong> Karlsdorf, nicht<br />

weit von Karlsruhe. Getauft wurde<br />

sie auf den Namen Erharda. 1965 trat<br />

sie als exam<strong>in</strong>ierte Krankenschwester<br />

und K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Prov<strong>in</strong>zialmutterhaus<br />

der Schwestern vom<br />

göttlichen Erlöser, Kloster Maria<br />

Hilf <strong>in</strong> Bühl/Baden, e<strong>in</strong>. Die Kongregation<br />

der „Niederbronner Schwestern“<br />

wurde im 19. <strong>Jahr</strong>hundert von<br />

der Elsässer<strong>in</strong> Elisabeth Epp<strong>in</strong>ger,<br />

Mutter Alfons Maria, <strong>in</strong> Niederbronn<br />

im Elsass gegründet. Dem Charisma<br />

und der Heiligkeit der Mutter Stifter<strong>in</strong><br />

fühlte sich Sr. Bernardis ihr Leben<br />

lang zutiefst verbunden. So wurde<br />

das Lebensmotto von Mutter Alfons<br />

Maria auch ihr eigenes Lebensmotto:<br />

„Ich will, dass alle Menschen erfahren,<br />

wie sehr sie Gott liebt.“<br />

Ihr Werdegang <strong>in</strong> der Kongregation<br />

führte sie nach Karlsruhe <strong>in</strong>s<br />

Herz-Jesu-Stift, wo <strong>die</strong> Schwestern<br />

e<strong>in</strong>e Ambulanz, e<strong>in</strong>e Nähschule und<br />

e<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dergarten unterhielten. Dort<br />

gründete sie <strong>die</strong> erste kirchliche Sozialstation<br />

mit zehn Schwestern, <strong>die</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> städtischen Stützpunkte ausgesandt<br />

wurden, und leitete sie. Später<br />

wurde sie im Herz-Jesu-Stift Ober<strong>in</strong>.<br />

Die großen mystischen Gnaden, <strong>die</strong><br />

ihr von Gott verliehen wurden und<br />

von denen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ausführlichen Lebensdarstellung<br />

noch genauer berichtet<br />

werden muss, hatte sie nicht gesucht.<br />

Sr. Bernardis war lebenslang<br />

e<strong>in</strong>e nüchterne, kluge Frau, <strong>die</strong> von<br />

Mystik und den Heiligen zunächst<br />

wenig wusste. Ihr ganzes Streben<br />

galt ihrer persönlichen Beziehung<br />

zu Jesus Christus und deren Vervollkommnung,<br />

ihre Lebensmitte war<br />

<strong>die</strong> eucharistische Anbetung.<br />

Dazu richtete sie im Keller e<strong>in</strong>en<br />

Gewölberaum als Krypta e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> deren<br />

Intimität <strong>die</strong> Schwestern und Besucher<br />

<strong>in</strong> aller Stille und Ruhe vor e<strong>in</strong>em<br />

zweiten Tabernakel Anbetung<br />

halten konnten. Diese Krypta wurde<br />

zu e<strong>in</strong>em Ort, an dem sich Großes ereignete,<br />

wovon noch ausführlich zu<br />

berichten se<strong>in</strong> wird. Da <strong>die</strong> Erzdiözese<br />

Freiburg jetzt <strong>die</strong> Heiligsprechung<br />

des seligen Bernhard von Baden e<strong>in</strong>geleitet<br />

hat, soll an <strong>die</strong>ser Stelle schon<br />

e<strong>in</strong>mal erwähnt werden, dass hier im<br />

Herz-Jesu-Stift und <strong>in</strong> der Krypta der<br />

selige Markgraf Bernhard e<strong>in</strong>e bedeutende<br />

Rolle spielte. Später e<strong>in</strong>mal<br />

soll ausführlich erzählt werden, wie<br />

<strong>die</strong> Reliquien des seligen Bernhard<br />

aus der Zisterzienser<strong>in</strong>nenabtei Lichtenthal<br />

<strong>in</strong> Baden-Baden zu Sr. Bernardis<br />

nach Karlsruhe kamen.<br />

Sr. Bernardis hatte bei der eucharistischen<br />

Anbetung e<strong>in</strong>es Tages <strong>die</strong><br />

Erkenntnis: „<strong>Der</strong> Erlöser hat <strong>die</strong> Lösung.“<br />

Aus ihrer Arbeit <strong>in</strong> der Sozialstation<br />

kannte sie <strong>die</strong> drückenden Probleme<br />

der Menschen und wusste vor<br />

allem um ihre geistliche Not. So gestaltete<br />

sie das Herz-Jesu-Stift zu e<strong>in</strong>em<br />

geistlichen Zentrum um, <strong>in</strong> dem<br />

Tausende im Laufe der <strong>Jahr</strong>e wahre<br />

Hilfe fanden. Mit ihr arbeitete Kaplan<br />

Mart<strong>in</strong> Landwehr als Hausgeistlicher<br />

und Beichtvater. E<strong>in</strong>e Grundregel<br />

des Hauses war, dass niemand abgewiesen<br />

werden dürfe, weder am Tag,<br />

noch <strong>in</strong> der Nacht. Bald schon bildete<br />

sich um Sr. Bernardis e<strong>in</strong> Mitarbeiterkreis,<br />

dessen <strong>in</strong>nersten Zirkel alle<strong>in</strong><br />

50 Frauen und Männer bildeten.<br />

Pater Mart<strong>in</strong> Landwehr war der gute<br />

priesterliche Geist des Hauses. Se<strong>in</strong><br />

„Beichtstuhl“ war immer umlagert.<br />

Viele Menschen wurden dort ihre Lebenslast<br />

los.<br />

Sr. Bernardis <strong>in</strong> der Kapelle des<br />

Herz-Jesu-Stiftes <strong>in</strong> Karlsruhe an ihrem<br />

Namenstag mit der Statue ihrer<br />

Ordensnamenspatron<strong>in</strong>, der hl. Bernadette<br />

von Lourdes.<br />

Das Werk weitete sich aus. Sr.<br />

Bernardis gründete e<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong>, der<br />

auf dem Gelände des Stiftes das Pater-Pio-Haus<br />

errichtete, <strong>in</strong> dem Obdachlose<br />

verköstigt wurden, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kleiderkammer Wäsche und Kleidung<br />

erhielten, sich duschen und ihre<br />

Wäsche waschen konnten. Auch<br />

gab es e<strong>in</strong> Zimmer mit E<strong>in</strong>gang zum<br />

Hof, wo man für kurze <strong>Zeit</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Kranken oder e<strong>in</strong>e Mutter mit K<strong>in</strong>d<br />

unterbr<strong>in</strong>gen konnte. Das Werk zog<br />

weite Kreise durch ganz Deutschland<br />

bis nach Polen und Rom. Sr. Bernardis<br />

war dem Forum Deutscher Katholiken<br />

tief verbunden und nahm an<br />

den ersten Kongressen „Freude am<br />

Glauben“ mit Begeisterung teil. Zu<br />

den bedeutenden Persönlichkeiten,<br />

<strong>die</strong> im Herz-Jesu-Stift Vorträge hiel-<br />

54 DER FELS 2/<strong>2011</strong>

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