30.12.2013 Aufrufe

Oktober - Der Fels

Oktober - Der Fels

Oktober - Der Fels

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Hubert Gindert:<br />

„Stark im Kampf am Tag des Herrn“ (hl. Bonifatius)<br />

Erinnerung an das geistliche Erbe von Erzbischof Dyba<br />

Erzbischof Dyba könnte in diesem<br />

Jahr seinen 80. Geburtstag<br />

(15.09.25), sein 50jähriges<br />

Priesterjubiläum (2.02.59) und seine<br />

30jährige Bischofsweihe (13.10.79)<br />

feiern. Sie fragen zu Recht, warum<br />

ich hier stehe, um an das geistige Erbe<br />

von Erzbischof Dyba zu erinnern. Es<br />

gibt viel Berufenere, das zu tun, vor<br />

allem seine Schwester, Frau Barbara<br />

Dyba-Roth, Kuratoriumsmitglied<br />

unseres Kongresses. Ich stelle mich<br />

diesem Thema auf ihren ausdrücklichen<br />

Wunsch hin und empfinde das<br />

als eine große Ehre. Es gibt aber einen<br />

Grund, der nicht unerwähnt bleiben<br />

darf:<br />

Bei einem ersten Treffen der Vertreter<br />

von Initiativkreisen und weiteren<br />

Gemeinschaften am 3. Juni 2000,<br />

das dann am 30. September 2000 zur<br />

Gründung des „Forums Deutscher<br />

Katholiken“ geführt hat, war Erzbischof<br />

Dyba anwesend und hat zu<br />

diesem Schritt ermutigt. Das war ein<br />

wichtiger Impuls für die Gründung<br />

des „Forums Deutscher Katholiken“.<br />

Um Erzbischof Dyba zu charakterisieren<br />

und zu würdigen, lässt<br />

man ihn am besten selber zu Wort<br />

kommen. Er war nicht ein Mann der<br />

vielen Worte. Er hatte die Gabe, mit<br />

wenigen Worten viel zu sagen. Ich<br />

möchte deshalb hier einige Stellen<br />

aus seinen „Predigten, Ansprachen<br />

und sonstigen Beiträgen“ aus der<br />

Zeit vom 4. September 1983 bis 29.<br />

September 1993 herausgreifen, die<br />

im Buch „Dyba – Worte in die Zeit“<br />

abgedruckt sind. Außerdem standen<br />

mir für dieses Referat zwei Vorträge<br />

von Frau Dyba-Roth zur Verfügung.<br />

<strong>Der</strong> Wahlspruch von Erzbischof<br />

Dyba „Kinder Gottes sind wir“<br />

drückt sein unerschütterliches Vertrauen<br />

in Gott aus. Er trennt aber<br />

diesen Glauben an Gott und die<br />

Liebe zu ihm niemals – wie das opportunistisch<br />

gelegentlich geschieht<br />

– von seiner Beziehung zur Kirche,<br />

so wenn er sagt: „Diese Kirche, das<br />

Geschenk Gottes an uns, soll man<br />

lieben und achten. Sie ist ja, gerade<br />

auch heute, für so viele Völker ein<br />

Zeichen der Hoffnung – und für so<br />

manche Völker, deren Kultur in einer<br />

Krise, deren Wirtschaft im Schlamm<br />

steckt und deren Politik mit Kugeln<br />

und Stacheldraht gemacht wird –,<br />

das einzige Zeichen der Hoffnung<br />

und menschlicher Erlösung.“<br />

Aus Liebe zur Kirche trieb ihn stets<br />

die Sorge um ihre innere Erneuerung<br />

um. Das ist auch der Grund, weshalb<br />

er die Situation der Kirche ohne<br />

falsche Rücksichten analysierte. Er<br />

wollte damit „Kälte in Wärme“, „Abstieg<br />

in Aufstieg“ und „Gleichgültigkeit<br />

wieder in Begeisterung“ umwandeln.<br />

In der Predigt am 4. September<br />

1983 stellte er nüchtern fest:<br />

„Das Konzil haben wir gehalten.<br />

Die Synoden auch, die Räte und<br />

Körperschaften sind konstituiert.<br />

Alle Zentralstellen, Planstellen, Leitund<br />

Schaltstellen sind besetzt, von<br />

der Organisation her ist alles bestens<br />

vorbereitet – manchmal mehr als das<br />

– , und doch beschleicht uns oft das<br />

Gefühl einer gewissen Leere, als ob<br />

die Grundwasser sinken, als ob der<br />

ganze Boden, auf dem wir stehen,<br />

doch absackt, als ob da eigentlich der<br />

zündende Funke fehlt, der allein dem<br />

so gut organisierten Volk Gottes den<br />

letzten Impuls zum Aufbruch geben<br />

könnte.<br />

So haben wir heute in der Kirche<br />

viele Pastoralexperten – aber wenige<br />

Heilige; viele Medienexperten – aber<br />

kaum noch Propheten; viele Theologen<br />

-- aber wenig Priester; viel Engagement<br />

und finanzielle Opfer – aber<br />

wenig Gehorsam; viel Kritik – aber<br />

wenig Begeisterung; einen riesigen<br />

kirchlichen Apparat – aber schrumpfendes<br />

kirchliches Leben.“<br />

Selbst ein Mann der eindeutigen<br />

Sprache zitiert Dyba gerne Gestalten<br />

der klaren Worte, so in der Christmette<br />

1985, wenn er die heilige Hildegard<br />

erwähnt, die „in ihren Forderungen<br />

aufs Ganze gegangen ist, weil sie<br />

wusste, dass Erneuerung der Kirche<br />

nie durch ein Weniger, sondern nur<br />

durch ein Mehr an Hingabe erreicht<br />

wird“. Dieses Zitat aus dem Brief der<br />

heiligen Hildegard an den Klerus von<br />

Köln lautet:<br />

„Ihr aber lasst euch durch jeden<br />

daherfliegenden weltlichen Namen<br />

lahm legen. Mit eurem leeren Getue<br />

verscheucht ihr aber bestenfalls im<br />

Sommer ein paar Fliegen.“<br />

Selbstkritisch fragte Dyba dann<br />

sogleich:<br />

„Sollte das womöglich auch für<br />

uns gelten? Für uns, die wir so große<br />

und breite kirchliche Apparate und<br />

DER FELS 10/2009 279

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!