Katholisches Wort in die Zeit 42. Jahr Oktober 2011 - Der Fels
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Plenarsaal des Deutschen Bundestages <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, dort s<strong>in</strong>d auch Entscheidungen<br />
gefallen, <strong>die</strong> den Lebensschutz verm<strong>in</strong>dert haben.<br />
es Ungleiches gleich behandle und<br />
damit gegen den Gleichheitsgrundsatz<br />
verstoße, der eben das verbiete.<br />
In M<strong>in</strong>derheitenvoten kritisieren<br />
<strong>die</strong> Richter Papier und Haas sowohl<br />
das Urteil als auch das Gesetz. <strong>Der</strong><br />
Gesetzgeber habe, so Papier, „wenn<br />
auch unter e<strong>in</strong>em anderen Namen e<strong>in</strong>e<br />
… Partnerschaft zwischen zwei<br />
gleichgeschlechtlichen Personen“ geschaffen,<br />
<strong>die</strong> „<strong>in</strong> Rechten und Pflichten<br />
der Ehe entspricht“ und hierdurch<br />
Art. 6 Abs. 1 GG missachtet. 2<br />
<strong>Der</strong> zweite Senat errichtet mit e<strong>in</strong>em<br />
Kammerbeschluss vom 6. Mai<br />
2008 zwar e<strong>in</strong>en schwachen Damm<br />
gegen <strong>die</strong> Gleichstellung der Lebenspartnerschaft<br />
mit der Ehe. 3 Er<br />
lehnt <strong>die</strong> Verfassungsbeschwerde e<strong>in</strong>es<br />
Beamten ab, der den Familienzuschlag<br />
verheirateter Beamter auch für<br />
Lebenspartner verlangt. Aber der erste<br />
Senat reißt <strong>die</strong>sen Damm mit se<strong>in</strong>em<br />
Urteil vom 7. Juli 2009 zur Frage der<br />
Ausweitung der betrieblichen H<strong>in</strong>terbliebenenversorgung<br />
auf e<strong>in</strong>getragene<br />
Lebenspartner wieder e<strong>in</strong>. Er beruft<br />
sich auf den Gleichheitsgrundsatz des<br />
Art. 3 Abs. 1 GG: „Die Ungleichbehandlung<br />
von Ehe und e<strong>in</strong>getragener<br />
Lebenspartnerschaft im Bereich der<br />
betrieblichen H<strong>in</strong>terbliebenenversorgung<br />
für Arbeitnehmer des öffentlichen<br />
Dienstes ... ist mit Art. 3 Abs. 1<br />
GG unvere<strong>in</strong>bar“. 4 Christian Hillgruber<br />
wirft dem Bundesverfassungsgericht<br />
vor, mit <strong>die</strong>ser „eigenmächtigen<br />
‚Ergänzung’“ das verfassungsrechtliche<br />
Versprechen, der Ehe besonderen<br />
Schutz angedeihen zu lassen, „endgültig<br />
aufgehoben“ zu haben, 5 und<br />
Josef Isensee nennt <strong>die</strong>ses Urteil <strong>in</strong><br />
der Tagespost vom 27. <strong>Oktober</strong> 2009<br />
„e<strong>in</strong> grobes Fehlurteil ..., <strong>in</strong> dem <strong>die</strong><br />
Richter nicht der Verfassung, sondern<br />
dem <strong>Zeit</strong>geist folgten“. Das Bundesverfassungsgericht<br />
lässt sich auf se<strong>in</strong>em<br />
verhängnisvollen Weg jedoch<br />
nicht irritieren. Mit se<strong>in</strong>em Beschluss<br />
vom 21. Juli 2010 bezeichnet es auch<br />
<strong>die</strong> Ungleichbehandlung von Ehe und<br />
e<strong>in</strong>getragener Lebenspartnerschaft im<br />
Erbschaftssteuer- und Schenkungssteuergesetz<br />
als verfassungswidrig.<br />
Sie sei mit dem allgeme<strong>in</strong>en Gleichheitssatz<br />
<strong>in</strong> Art. 3 Abs. 1 GG unvere<strong>in</strong>bar.<br />
6<br />
Entsprechend den Gesetzen von<br />
2001 und 2004 und den Urteilen<br />
des Bundesverfassungsgerichts von<br />
2002, 2009 und 2010 s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Landesgesetzgeber<br />
nun dabei, <strong>die</strong> Angleichung<br />
der Lebenspartnerschaft<br />
an <strong>die</strong> Ehe im jeweiligen Landesrecht<br />
fest zu schreiben. In der Regel wird<br />
dabei <strong>in</strong> allen Gesetzen, <strong>in</strong> denen von<br />
Ehepartnern <strong>die</strong> Rede ist, e<strong>in</strong>fach<br />
das <strong>Wort</strong> „Lebenspartner“ h<strong>in</strong>zugefügt.<br />
Selbst <strong>die</strong> christdemokratischen<br />
Parteien CDU und CSU folgen <strong>die</strong>sem<br />
Trend. Sie vere<strong>in</strong>baren <strong>in</strong> ihrem<br />
Koalitionsvertrag mit der FDP am<br />
26. <strong>Oktober</strong> 2009, „<strong>die</strong> familien- und<br />
ehebezogenen Regelungen über Besoldung,<br />
Versorgung und Beihilfe auf<br />
Lebenspartner (zu) übertragen“.<br />
n <strong>Der</strong> 7. Familienbericht<br />
der Bundesregierung:<br />
„Serielle Monogamie“<br />
Weitgehend unbemerkt von der<br />
Öffentlichkeit und den Kirchen verabschiedet<br />
sich auch der 7. Familienbericht<br />
der Bundesregierung von der<br />
Ehe. „Die Mehrheit der Menschen“,<br />
heißt es <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Bericht, den <strong>die</strong><br />
christdemokratische Familienm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />
Ursula von der Leyen im April<br />
2006 der Öffentlichkeit übergibt,<br />
werde „<strong>in</strong> Zukunft, unabhängig davon,<br />
ob e<strong>in</strong>e Heirat erfolgte oder<br />
nicht, im Laufe ihres Lebens multiple<br />
Beziehungen mit verschiedenen<br />
Lebenspartnern erfahren. <strong>Der</strong> Wechsel<br />
von e<strong>in</strong>em Modell der lebenslangen<br />
Ehe zu e<strong>in</strong>em Modell der ‚seriellen<br />
Monogamie’ repräsentiert e<strong>in</strong>e<br />
grundlegende Veränderung unserer<br />
Gesellschaft“. 7 In der dem Bericht<br />
beigegebenen Stellungnahme der<br />
Bundesregierung zu <strong>die</strong>sem Bericht<br />
f<strong>in</strong>det sich ke<strong>in</strong>e Kritik, geschweige<br />
denn e<strong>in</strong>e Distanzierung von <strong>die</strong>ser<br />
Behauptung. Das „Gender-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“,<br />
e<strong>in</strong>e radikale Gleichstellungspolitik,<br />
<strong>die</strong> auf <strong>die</strong> natürlichen<br />
Differenzen zwischen den Geschlechtern<br />
ke<strong>in</strong>e Rücksicht nehmen<br />
zu müssen glaubt, wird für <strong>die</strong> Politik<br />
wichtiger als der vom Grundgesetz<br />
geforderte besondere Schutz von<br />
Ehe und Familie.<br />
Gesetze, Gerichtsurteile und der<br />
7. Familienbericht der Bundesregierung<br />
s<strong>in</strong>d freilich nicht wie e<strong>in</strong> Sommergewitter<br />
über das Land gefallen.<br />
Sie entsprechen allesamt jenem <strong>Zeit</strong>geist,<br />
den Josef Isensee h<strong>in</strong>ter dem<br />
Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />
von 2009 sieht. Die Schwächung der<br />
Ehekultur beg<strong>in</strong>nt mehr als e<strong>in</strong>e Generation<br />
zuvor. Die Verbreitung der<br />
hormonalen Empfängnisverhütung<br />
durch <strong>die</strong> Pille <strong>in</strong> den 60er <strong>Jahr</strong>en des<br />
vergangenen <strong>Jahr</strong>hunderts hebt <strong>die</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung von Sexualität und Weitergabe<br />
des Lebens auf und leistet der<br />
Illusion Vorschub, <strong>die</strong> Zeugung neuen<br />
Lebens nun vollständig im Griff zu<br />
haben. Die Legalisierung der Abtreibung<br />
<strong>in</strong> zahlreichen Staaten Anfang<br />
der 70er <strong>Jahr</strong>e ist ihre logische Folge.<br />
Die Zeugung neuen Lebens ist nicht<br />
mehr <strong>die</strong> Frucht gegenseitiger H<strong>in</strong>-<br />
280 DER FELS 10/<strong>2011</strong>