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Katholisches Wort in die Zeit 42. Jahr Oktober 2011 - Der Fels

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alle<strong>in</strong> bleibenden Elternteils aufwachsen.<br />

16 K<strong>in</strong>der leiden unter der<br />

Schwächung der Ehekultur aber nicht<br />

nur als Scheidungs- und Stiefk<strong>in</strong>der.<br />

Auch bei ehelos zusammenlebenden<br />

Paaren s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der vermehrt Belastungen<br />

ausgesetzt. Etwa 50% <strong>die</strong>ser<br />

K<strong>in</strong>der erleben nach Stu<strong>die</strong>n <strong>in</strong> den<br />

USA, wo <strong>die</strong> Zerstörung der Ehekultur<br />

bei den Afro-Amerikanern besonders<br />

signifikant ist, den Abbruch der<br />

Beziehungen der Eltern bis zum 5. Lebensjahr,<br />

während <strong>die</strong> Vergleichsziffer<br />

für eheliche K<strong>in</strong>der bei 15% liegt.<br />

Rund 37% der unehelich geborenen<br />

K<strong>in</strong>der und 31% der Scheidungsk<strong>in</strong>der<br />

beenden <strong>in</strong> den USA <strong>die</strong> schulische<br />

Ausbildung nicht, während <strong>die</strong><br />

Vergleichsziffer für <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der verheirateter<br />

Eltern bei 13% liegt. 17 Frauen<br />

<strong>in</strong> ehelos zusammenlebenden Partnerschaften<br />

werden dreimal häufiger Opfer<br />

von Gewalt ihrer Partner (13%) als<br />

verheiratete Frauen (4%). 18<br />

Für <strong>die</strong> Gesellschaft hat der Zusammenbruch<br />

der Ehekultur ebenfalls<br />

schwerwiegende Folgen. Die jährlich<br />

rund 200.000 Scheidungsk<strong>in</strong>der und<br />

<strong>die</strong> ebenfalls rund 200.000 unehelich<br />

geborenen, oft bei alle<strong>in</strong> erziehenden<br />

Müttern aufwachsenden K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> Deutschland bedeuten e<strong>in</strong> erhebliches<br />

Armutsrisiko. <strong>Der</strong> Anstieg der<br />

K<strong>in</strong>derarmut ist zwar e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Me<strong>die</strong>n<br />

und Politik häufig erörtertes Thema.<br />

Aber meist wird vermieden, auf<br />

<strong>die</strong> Hauptursache h<strong>in</strong>zuweisen: <strong>die</strong><br />

Schwächung der Ehekultur. Während<br />

von den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ehe aufwachsenden<br />

K<strong>in</strong>dern 2004 etwa 3% Sozialhilfe<br />

beziehen, s<strong>in</strong>d es von den K<strong>in</strong>dern<br />

der Alle<strong>in</strong>erziehenden über 27%. E<strong>in</strong>e<br />

Debatte über <strong>die</strong> Hauptursache<br />

würde schnell deutlich machen, dass<br />

das Problem mit Geld nicht zu lösen<br />

ist, dass es vielmehr großer Anstrengungen<br />

zur Stärkung der Ehekultur<br />

bedürfte. Um das Armutsrisiko und<br />

all <strong>die</strong> anderen Risiken, <strong>die</strong> K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendliche geschiedener oder<br />

nicht verheirateter Eltern auf ihrem<br />

Lebensweg erwarten, zu mildern, hat<br />

<strong>die</strong> Gesellschaft e<strong>in</strong>en hohen, nicht<br />

nur f<strong>in</strong>anziellen, Preis zu zahlen.<br />

Die Ausgaben für Sozialleistungen,<br />

Unterhaltsvorschuss, Bildungs- und<br />

Erziehungshilfen, Drogen- und Gewaltprävention<br />

wachsen exorbitant.<br />

<strong>Der</strong> Ausbau der K<strong>in</strong>dertagesstätten<br />

ist nicht nur e<strong>in</strong>e Konsequenz des<br />

Bedarfs an weiblichen Arbeitskräften,<br />

sondern auch der Schwächung<br />

der Ehekultur. E<strong>in</strong> flächendeckendes<br />

Netz von Schulpsychologen soll<br />

dann dafür sorgen, <strong>die</strong> Belastungen<br />

von Scheidungsk<strong>in</strong>dern aufzufangen,<br />

<strong>die</strong> Aggressivität der Problemschüler<br />

und ihre Anfälligkeit für körperliche<br />

und seelische Störungen abzubauen<br />

und ihre Selbstsicherheit, ihre<br />

Sozialkompetenz sowie ihre Lebensfreude<br />

zu stärken. Für jeweils 5000<br />

Schüler wird e<strong>in</strong> Schulpsychologe<br />

gefordert. 19 Die Stadtstaaten Hamburg,<br />

Berl<strong>in</strong> und Bremen, <strong>in</strong> denen<br />

auch <strong>die</strong> Quoten der Scheidungen<br />

und der unehelichen Geburten am<br />

höchsten s<strong>in</strong>d, kommen <strong>die</strong>ser Relation<br />

schon recht nahe. Amerikanische<br />

Untersuchungen zeigen, dass der Anstieg<br />

der Krim<strong>in</strong>alitätsrate eng mit<br />

dem Zusammenbruch der Ehekultur<br />

zusammenhängt. 20 Neben erhöhten<br />

Staatsausgaben für Sozialleistungen<br />

hat <strong>die</strong> Zerstörung der Ehekultur<br />

auch vermehrte E<strong>in</strong>griffe der Justiz<br />

<strong>in</strong> das Familienleben bzw. <strong>die</strong> Eltern-<br />

K<strong>in</strong>d-Beziehungen zur Folge. Zur<br />

Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen,<br />

zur Regelung des Sorge- und<br />

Besuchsrechts bei zerbrochenen Familien<br />

oder ause<strong>in</strong>ander gehenden<br />

Paaren mit K<strong>in</strong>dern werden <strong>die</strong> Gerichte<br />

bemüht. <strong>Der</strong> Ruf nach dem<br />

Staat führt zu e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen der<br />

öffentlichen Gewalt <strong>in</strong> <strong>die</strong> privat<br />

abgeschirmte Sphäre, mith<strong>in</strong> „à la<br />

longue zu e<strong>in</strong>er Vergesellschaftung<br />

der familialen Geme<strong>in</strong>schaft“. 21 Das<br />

Geme<strong>in</strong>wohl zahlt für den Niedergang<br />

e<strong>in</strong>er stabilen Ehekultur e<strong>in</strong>en<br />

hohen Preis.<br />

Forsetzung folgt<br />

Vortrag beim 10. Kongress „Freude<br />

am Glauben“ am 28. August 2010 <strong>in</strong><br />

Fulda<br />

1<br />

BVerfGE 105, S. 313 (hier 342).<br />

2<br />

BVerfGE 105, S. 313 (hier 358).<br />

3<br />

2 BvR 1830/06<br />

4<br />

1 BvR 1164/07 Erster Leitsatz.<br />

5<br />

Christian Hillgruber, Anmerkung zu<br />

BVerfG, 1 BvR 1164/07 vom 7.7.2009, <strong>in</strong><br />

Juristenzeitung 1/2010, S. 41.<br />

6<br />

1 BvR 611/07, 1 BvR 2464/07.<br />

7<br />

Familie zw. Flexibilität u. Verlässlichkeit.<br />

Perspektiven für e<strong>in</strong>e lebenslaufbezogene<br />

Familienpolitik, 7. Fam.bericht, Deutscher<br />

Bundestag, Drucksache 16/1360, S. 126.<br />

8<br />

Robert P. George, What’s Sex Got to Do<br />

with It? Marriage, Morality, and Rationality,<br />

<strong>in</strong>: Robert P. George und Jean Bethke<br />

Elshta<strong>in</strong>, Hrsg., The Mean<strong>in</strong>g of Marriage.<br />

Family, State, Market, and Morals,<br />

Dallas 2006, S. 144.<br />

9<br />

Dieter Schwab, Familie und Staat, <strong>in</strong>:<br />

<strong>Zeit</strong>schrift für das gesamte Familienrecht,<br />

54. Jg. (2007), S. 7. Gekürzte Fassung unter<br />

dem Titel „Ausgeträumt“ <strong>in</strong>: FAZ vom<br />

23.11.2006.<br />

10<br />

A. a. O., S. 4.<br />

11<br />

Liz Mohn, Suche nach der Balance.<br />

Vere<strong>in</strong>barkeit von Beruf und Familie<br />

schafft e<strong>in</strong> stabiles Zukunftsmodell, <strong>in</strong>:<br />

FAZ vom 12.4.2006, Verlagsbeilage Familie<br />

und Beruf, S. B2. Die Bertelsmann-<br />

Stiftung hat erheblichen E<strong>in</strong>fluss auf <strong>die</strong><br />

Familienpolitik jedweder Bundesregierung<br />

und auf <strong>die</strong> Instrumentalisierung der<br />

Familienpolitik für den Arbeitsmarkt.<br />

12<br />

Stellungnahme der Bundesregierung<br />

zum 7. Familienbericht, <strong>in</strong>: Familie zwischen<br />

Flexibilität und Verlässlichkeit, a. a.<br />

O., S. XXIV.<br />

13<br />

Vgl. Manfred Spieker, Verstaatlichung<br />

der Erziehung? Anmerkungen zur Krippenpolitik,<br />

Kirche und Gesellschaft 350,<br />

Köln 2008.<br />

14<br />

Statistisches Bundesamt, Mikrozensus<br />

2008, Neue Daten zur K<strong>in</strong>derlosigkeit <strong>in</strong><br />

Dtld, Wiesbaden 2009, S. 34.<br />

15<br />

Familie zwischen Flexibilität und Verlässlichkeit,<br />

a. a. O., S. 116ff.<br />

16<br />

Witherspoon Institute, Marriage and<br />

the Common Good. Ten Pr<strong>in</strong>ciples,<br />

Pr<strong>in</strong>ceton 2006, deutsch: Ehe und Geme<strong>in</strong>wohl.<br />

Zehn Leitl<strong>in</strong>ien, <strong>in</strong>: Neue<br />

Ordnung, 63. Jg., Sonderheft August<br />

2009, S. 32. Vgl. auch Richard Layard,<br />

Die glückliche Gesellschaft. Was wir<br />

aus der Glücksforschung lernen können,<br />

2. Aufl. Frankfurt 2009, S. 75.<br />

17<br />

A. a. O., S. 23.<br />

18<br />

A. a. O., S. 33.<br />

19<br />

Ra<strong>in</strong>er Dollase u.a., Situation der<br />

Schulpsychologie <strong>in</strong> Deutschland<br />

und <strong>in</strong> Niedersachsen im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich, Gutachten, Februar<br />

2010 <strong>in</strong>: GEW Niedersachsen, onl<strong>in</strong>e,<br />

12.2.2010.<br />

20<br />

Witherspoon Institute, a. a. O., S.30.<br />

21<br />

Udo di Fabio, <strong>Der</strong> Schutz von Ehe<br />

und Familie: Verfassungsentscheidung<br />

für <strong>die</strong> vitale Gesellschaft, <strong>in</strong>: Neue<br />

Juristische Wochenschrift, 2003, S.<br />

994.<br />

284 DER FELS 10/<strong>2011</strong>

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