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Fortsetzung folgt - Der Fels

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<strong>Der</strong> Glaubenssinn in der Diskussion<br />

Von Walter Lang<br />

<strong>Der</strong> nachlassende Glaubenssinn ist<br />

die Wurzel der Glaubenskrise und die<br />

Ursache vielfacher Probleme in der<br />

heutigen innerkirchlichen Situation,<br />

was im sogenannten Kirchenvolksbegehren<br />

deutlich zum Ausdruck gekommen<br />

ist. <strong>Der</strong> Verfasser erläutert,<br />

was unter Glaubenssinn zu verstehen<br />

sei und beleuchtet in Anlehnung an<br />

Kardinal Newmann den Glaubenssinn<br />

in der Tradition der Kirche. Er geht<br />

auf die Folgen eines fehlenden Glaubensgehorsams<br />

ein und betont, daß<br />

sich Glaubenssinn immer nur auf den<br />

gesamten Glauben und nicht selektiv,<br />

wie dies heute vielfach geschieht, nur<br />

auf Teilelemente beziehen muß.<br />

Die Situation heute<br />

Heute, in einer Zeit, die von weltlichem<br />

Denken geprägt ist und von einem<br />

Pluralismus der Meinungen, der<br />

bis in die Kirche hinein reicht, taucht<br />

plötzlich das Wort vom Glaubenssinn<br />

auf, das so gar nicht zu den modernen<br />

Gedankengängen paßt. Und weil es<br />

nicht so sehr von konservativen Gläubigen,<br />

sondern eher von denen gebraucht<br />

wird, welche die Kirche verändern<br />

und unserer Zeit anpassen<br />

wollen, wird man den Verdacht nicht<br />

los, daß der Begriff Glaubenssinn<br />

dazu benutzt werden soll, um den<br />

Glauben zu relativieren.<br />

<strong>Der</strong> Glaubenssinn des Gottesvolkes<br />

Offenbarung und Glaube sind<br />

zwei sich gegenüber stehende, aber<br />

auch sich ergänzende Begriffe. Das<br />

geoffenbarte Wort Gottes als Wahrheit<br />

des Heiles wird von Christus den Aposteln<br />

und von ihnen der katholischen<br />

Kirche übergeben und soll in ihr unverfälscht<br />

bewahrt, überliefert und<br />

über die ganze Welt verbreitet werden,<br />

bis der Herr wiederkommt. Unter dem<br />

Glaubenssinn verstehen wir jene innere<br />

Kraft der Gläubigen, mit der sie,<br />

vom Heiligen Geist geleitet, das<br />

geoffenbarte Wort Gottes in seiner<br />

Gesamtheit aus der Überlieferung annehmen<br />

und rechtgläubig festhalten<br />

sowie eine innere Bereitschaft, aus<br />

dem Glauben und aus der Liebe zu<br />

leben. Dieser Glaubenssinn vereint die<br />

Herde mit den Hirten, denen von Christus<br />

das unfehlbare Lehramt übergeben<br />

wurde, damit sie die Gläubigen,<br />

vom Heiligen Geist geleitet, alles lehren<br />

und sie an alles erinnern, was Christus<br />

gesagt hat ( Joh. 14,26). Das Lehramt<br />

stellt den einen, die Gemeinschaft<br />

der Gläubigen mit ihrem Glaubenssinn<br />

den anderen Pfeiler dar, auf denen<br />

das Glaubensgebäude ruht und<br />

welche die Weitergabe der geoffenbarten<br />

Heilswahrheiten sichern.<br />

Im Lehrschreiben über die Kirche<br />

bekennt das 2. Vatikanische Konzil,<br />

daß das Gottesvolk vor allem dadurch,<br />

daß es aus dem Glauben und in der<br />

Liebe lebt, teilnimmt am prophetischen<br />

Amt Christi und der Verbreitung<br />

des Glaubens. Wenn alle in ihrer Gesamtheit<br />

übereinstimmend den gemeinsamen<br />

Glauben bekennen, die<br />

Gläubigen in ihrer Gemeinschaft mit<br />

Papst und Bischöfen, tritt jener übernatürliche<br />

Glaubenssinn zutage, der<br />

vom Geist der Wahrheit in der Kirche<br />

geweckt den Glauben irrtumsfrei bewahrt,<br />

denn die Gesamtheit der Gläubigen,<br />

welche die Salbung von dem,<br />

der heilig ist haben (vgl. 1Joh. 2,20;<br />

27) kann im Glauben nicht irren ( Vgl.<br />

Lumen Gentium Nr. 12). Wozu die<br />

Laien durch ihren Glaubenssinn beauftragt<br />

werden, beantwortet das<br />

Lehrschreiben über die Kirche folgendermaßen:<br />

Christus hat die Laien mit<br />

dem Glaubenssinn und der Gnade des<br />

Wortes ausgestattet, damit die Kraft<br />

des Evangeliums im alltäglichen Familien-<br />

und Gesellschaftsleben aufleuchte<br />

und die Hoffnung im Kampf<br />

gegen die Weltherrscher dieser Finsternis,<br />

gegen die Geister des Bösen<br />

(Eph. 5,6) auch durch die Strukturen<br />

des Weltlebens zum Ausdruck komme<br />

(vgl. ebd. Nr. 35).<br />

Rückschau in die Tradition<br />

Kardinal Newman und sein Zeugnis<br />

über den Glaubenssinn. Ein großer<br />

Theologe, der sich in der Vergangenheit<br />

mit der Glaubensüberlieferung<br />

und dem Glaubenssinn befaßte, ist<br />

Kardinal Newman. Weil er nur in der<br />

römisch katholischen Kirche unter der<br />

Leitung des Lehramtes den wahren<br />

Glauben bewahrt sah, konvertierte er<br />

von der anglikanischen zur katholischen<br />

Kirche. Er schreibt unter anderem<br />

über den Glaubenssinn, daß Gottes<br />

Wort in der Kirche teilweise subjektiv,<br />

teilweise objektiv gegenwärtig<br />

ist. Objektiv kann man es nennen, soweit<br />

es vom Heiligen Geist, der Gottes<br />

Wort voll erfaßt, in der katholischen<br />

Kirche festgehalten wird, oder,<br />

soweit es vom Papst oder ökumenischen<br />

Konzilien zum Dogma erhoben<br />

wurde. Soweit das Wort Gottes vom<br />

Verstand einzelner Menschen aufgenommen<br />

wird, ist es subjektiv, da<br />

Gottes Wort die Aufnahmefähigkeit<br />

und Fassungskraft jedes denkenden<br />

Menschen übersteigt. Gleichwohl<br />

kann es auch dann objektiv genannt<br />

werden, wenn der Glaube beim Aufnehmenden<br />

im Vordergrund steht und<br />

der Verstand die Wahrheit und Fülle<br />

des Wortes Gottes, obwohl er sie nur<br />

begrenzt aufnimmt, in keiner Weise<br />

einschränkt; denn die Einzelteile fügen<br />

sich dann trotz verschiedener<br />

Ausgangspunkte und verschiedener<br />

Aufnahmefähigkeit zum Ganzen, und<br />

die Aufnahme eines Teiles führt zur<br />

Aufnahme des Ganzen ( vgl. dazu:<br />

John Henry Kardinal Newman, Entwicklung<br />

der Glaubenslehre E 394ff).<br />

Nach Kardinal Newman tritt „ dieses<br />

Glaubensgut zu verschiedenen Zeiten<br />

auf verschiedene Weise hervor, bald<br />

durch den Mund der Bischöfe, bald<br />

DER FELS 7-8/1997 199

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