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Fortsetzung folgt - Der Fels

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Christlicher Glaube und Sprache<br />

- Glaube ist nicht von Sprache zu trennen<br />

Von P. Giovanni Sala SJ<br />

Dr. Giovanni Sala, Professor an der<br />

Jesuitenhochschule in München-<br />

Pullach, geht in diesem Artikel nicht<br />

nur auf die enge Verknüpfung von<br />

Glaube und Sprache ein, sondern zeigt<br />

zugleich an aktuellen Beispielen, wie<br />

durch Uminterpretation der Wortinhalte<br />

und durch Preisgabe von<br />

Schlüsselworten wesentliche Glaubensinhalte<br />

verloren gehen. Erinnert<br />

sei hier auch an die feministische Bibelauslegung<br />

oder an die Ersetzung<br />

des Opfergedankens durch den Mahlgedanken<br />

bei der hl. Messe. <strong>Der</strong> Beitrag<br />

gibt das Referat wieder, das Professor<br />

Sala auf der diesjährigen Osterakademie<br />

des Initiativkreises katholischer<br />

Laien und Priester von Münster<br />

in Kevelaer gehalten hat.<br />

Du-Glaube und Lehr-Glaube: eine<br />

Alternative?<br />

Zu Beginn des Hebräerbriefes heißt es:<br />

„Viele Male und auf vielerlei Weise hat<br />

Gott einst zu den Vätern gesprochen<br />

durch die Propheten; in dieser Endzeit<br />

aber hat er zu uns gesprochen durch<br />

den Sohn“ (1,1f). Aus diesem wiederholten<br />

Sprechen Gottes zu den<br />

Menschen, das im Wort des Sohnes auf<br />

unüberbietbare Weise geschehen ist,<br />

zieht der Autor die Konsequenz: „Darum<br />

müssen wir um so aufmerksamer<br />

auf das achten, was wir gehört haben,<br />

damit wir nicht vom Weg abkommen“<br />

(2,1). Wie ernst dieses Hören des von<br />

Gott gesprochenen und durch seine<br />

Gesandten weitergegebenen Wortes<br />

gemeint ist, erfahren wir an einer aufschlußreichen<br />

Stelle des ersten Korintherbriefes.<br />

Zur Einführung seiner<br />

Darlegung der Auferstehung Christi<br />

und der Christen erinnert Paulus an das<br />

Evangelium, das er den Neuchristen<br />

verkündet hat, mit einigen kurzen Sätzen<br />

über Christi Tod, Auferstehung<br />

und Erscheinungen, in denen die<br />

Exegeten eine der festen Formulierun-<br />

gen ermitteln konnten, aus denen nach<br />

und nach das sog. Apostolische Glaubensbekenntnis<br />

hervorgegangen ist.<br />

„An dem Wortlaut“ dieses Evangeliums,<br />

schreibt Paulus, sollen sie „festhalten“<br />

(1Kor 15,2).<br />

Wenn man, wie es heute üblich ist,<br />

nicht nur einen Du-Glauben und einen<br />

Lehr-Glauben unterscheidet - d.h. ein<br />

personales Moment des Vertauens und<br />

der Hingabe an Gott und ein inhaltliches<br />

Moment, das aus wahren<br />

Sätzen besteht -, sondern einen Gegensatz<br />

zwischen beiden Momenten aufstellt<br />

dahingehend, daß das inhaltliche<br />

und veritative Moment für überflüssig<br />

oder zumindest für sekundär gehalten<br />

wird, so bezieht man sich auf einen<br />

Glauben, der sicher nicht der Glaube<br />

ist, den die Apostel verkündet haben.<br />

Als Paulus im Gefängnis eine Art<br />

Testament für seinen Schüler<br />

Timotheus verfaßte, schrieb er, auf<br />

sein vergangenes Leben als „Apostel<br />

und Lehrer“ zurückschauend: „Ich<br />

weiß, wem ich Glauben geschenkt<br />

habe“ (2Tim 1,11f) - ein Text, der<br />

ebensogut mit „Ich weiß, auf wen ich<br />

mein Vertrauen gesetzt habe“ wiedergegeben<br />

werden kann, wie es etwa<br />

Prof. Dr. P. Giovanni Sala SJ<br />

Norbert Brox im „Regensburger Neuen<br />

Testament“ tut. Nun aber genau an<br />

dieser Stelle, wo Paulus so stark sein<br />

Vertrauen in den hervorhebt, der ihn<br />

auf dem Weg nach Damaskus berufen<br />

hatte, ermahnt er eindringlich den<br />

Schüler zur Treue hinsichtlich des „anvertrauten<br />

Gutes“ mit den Worten:<br />

„Halte dich an die gesunde Lehre, die<br />

du von mir gehört hast“ (ebd. 13 f). Die<br />

„gesunde“, „wahre“ Lehre, von der in<br />

den Pastoralbriefen mehrmals die<br />

Rede ist, „ist als die Summe dessen zu<br />

verstehen, woran es festzuhalten gilt,<br />

und als der Inbegriff dessen, was die<br />

Häretiker preisgegeben haben“. 1<br />

Als Summe und Höhepunkt der<br />

Sorge um die Erhaltung und unverfälschte<br />

Weitergabe der von Gott geoffenbarten<br />

und von Paulus verkündeten<br />

wahren Lehre kann die eindringliche<br />

Mahnung an die Gemeinden von<br />

Galatien gelten: „Wer euch ein anderes<br />

Evangelium verkündigt, als wir<br />

euch verkündigt haben, der sei verflucht“<br />

(Gal 1,8; vgl. auch Röm 16,17;<br />

2 Joh 10). Das Fazit all der Stellen, an<br />

denen es um den inhaltlichen Bestand<br />

der Heilswahrheit geht, kann kein anderes<br />

sein, als daß der christliche Glaube<br />

nicht von der Sprache zu trennen ist,<br />

mit der ganz bestimmte Wahrheiten<br />

ausgedrückt werden. Die Alternative:<br />

personaler Glaube und Satzglaube<br />

geht an den authentischen Quellen des<br />

christlichen Glaubens vorbei, ja sie widerspricht<br />

ihnen.<br />

Glaube und Sprache<br />

Sprache und mentale Erkenntnisakte<br />

Warum braucht der Glaube Worte, also<br />

eine Sprache? <strong>Der</strong> Grund ist ein doppelter.<br />

Ein erster Grund liegt darin, daß<br />

es Gott gefallen hat, die Menschen aus<br />

dem Zustand der Verlorenheit infolge<br />

der Ursünde in einer Weise herauszuholen,<br />

die ihre Freiheit und Verantwor-<br />

DER FELS 7-8/1997 195

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