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Fortsetzung folgt - Der Fels

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Charismatische Erneuerung der Kirche und<br />

Neuevangelisation<br />

Ein Gespräch mit Dr. Hansmartin Lochner<br />

Nur die Kraft des heiligen Geistes<br />

kann ein neues Aufblühen des religiösen<br />

Lebens in der Kirche hervorbringen.<br />

Die Menschen können da nur<br />

mitwirken.Die Charismatische Erneuerungsbewegung<br />

will sich in den<br />

Dienst der Neuevangelisation stellen.Wie<br />

alle neuen Bewegungen in der<br />

Kirche, die einerseits großen Zulauf<br />

und große Zustimmung erfahren, andererseits<br />

noch nicht in sich geschlossen<br />

sind, steht die charismatische Erneuerung<br />

auch vielen Fragen gegenüber,<br />

wie: Was ist das Spezifisch-besondere<br />

an dieser Bewegung, wie steht<br />

sie zur hierarchisch verfaßten Kirche,<br />

zum Papst, zur Ortskirche? Wie sieht<br />

die charismatische Erneuerungsbewegung<br />

ihre Aufgabe in der bürgerlichen<br />

Gesellschaft, im politischen<br />

Raum? Über diese Fragen führte<br />

Hubert Gindert ein Gespräch mit Dr.<br />

Hansmartin Lochner, der bis vor ca<br />

einem Jahr Sprecher der charismatischen<br />

Erneuerungsbewegung in<br />

Deutschland war.<br />

Was heißt charismatische Erneuerung<br />

und was soll erneuert werden?<br />

Erneuert werden soll die Kirche in<br />

der Kraft des Heiligen Geistes, also<br />

in jener Kraft, ohne die die Kirche<br />

nicht sein kann und aus der sie an<br />

Pfingsten ins Leben trat. Diese Kraft<br />

des Heiligen Geistes scheint mir in der<br />

Kirche Deutschlands von heute in besonderem<br />

Maß zu fehlen.<br />

In der charismatischen Erneuerung<br />

kommen auch die Charismen, d.h. die<br />

der Kirche geschenkten Geistesgaben<br />

wieder zur Geltung, also etwa die<br />

Gabe der Prophetie, der Heilung, der<br />

Sprachen, der Weisheit, der Erkenntnis<br />

usw. Von diesen Gaben spricht der<br />

hl. Paulus im 1. Korintherbrief Kap.<br />

12 Vers 8 folgende.<br />

Welche Vorbilder hat die<br />

charismatische Erneuerung aus dem<br />

Leben der Kirche und was ist das Spezifische<br />

der charismatischen Erneuerung?<br />

Da ist zunächst einmal die Urkirche<br />

bzw. die Kirche der ersten Jahrhunderte,<br />

in der diese Gaben eine bedeutsame<br />

Rolle spielten. Besonders<br />

deutlich kann man dies in der Apostelgeschichte<br />

sehen (z.B. 5,15; 8,5 ff;<br />

10,44 ff; 15,12; 19,1-6 usw.).<br />

Aber auch in späteren Jahrhunderten<br />

zeigen sich diese Geistesgaben bei<br />

Ungezählten, insbesondere bei Heiligen,<br />

aber auch bei ganz einfachen,<br />

schlichten Menschen wie etwa dem<br />

Schweizer Bauern Niklaus Wolf von<br />

Rippertschwand, bei Anna Maria<br />

Taigi, einer Hausfrau, oder bei Katharina<br />

von Emmerich.<br />

Das spezifisch Neue in der charismatischen<br />

Erneuerung sehe ich darin,<br />

daß es nicht mehr einige wenige<br />

sind, bei denen diese Gaben auftreten,<br />

sondern daß viele Menschen heute<br />

damit beschenkt werden, und daß<br />

sie zugleich eine tiefe persönliche<br />

Erneuerung ihres religiösen Lebens<br />

erfahren.<br />

Dr. Hansmartin Lochner unser<br />

Gesprächspartner<br />

Wie diagnostizieren Sie die Situation<br />

der kath. Kirche in Deutschland<br />

und was hat zu dieser Situation geführt?<br />

Ich kann mich nicht des Eindrucks<br />

erwehren, daß die katholische Kirche<br />

in Deutschland auf eine Spaltung zugeht<br />

bzw. bereits gespalten ist. Auch<br />

Kardinal Ratzinger hat in seinem<br />

jüngst erschienen Buch darauf verwiesen.<br />

Auf der einen Seite stehen diejenigen,<br />

die am überkommenen Glauben<br />

festhalten - auf der anderen Seite jene,<br />

die man als „Neomodernisten“ bezeichnen<br />

könnte und die die Glaubensgrundlagen<br />

von A bis Z in Frage<br />

stellen, die also eine andere, neue Kirche<br />

wollen, in der letztlich Mehrheiten<br />

bestimmen, was geglaubt und was<br />

getan werden soll. Dazu kommt, daß<br />

eine immer breiter werdende Schicht<br />

unter den katholisch Getauften sich<br />

von der Kirche und ihrem Glauben<br />

distanzieren, was heute auch gern als<br />

„Verdunsten des Glaubens“ bezeichnet<br />

wird. Die heutigen Kirchenaustritte<br />

sind meiner Meinung nach nur die<br />

Spitze eines Eisberges der tatsächlichen<br />

kirchlichen Entfremdung.<br />

Zu dieser Entwicklung haben viele<br />

Faktoren beigetragen, die man in Kürze<br />

gar nicht alle aufzählen kann. Da<br />

ist etwa der heutige Wohlstand mit<br />

seinen ungezählten Ersatzbefriedigungen<br />

oder sind die Medien, die<br />

Glaube und Kirche nicht nur unaufhörlich<br />

attackieren, sondern auch ein<br />

Weltbild zeigen, in dem Gott nicht<br />

mehr vorkommt. Ein wesentlicher<br />

Faktor sind in meinen Augen auch die<br />

theologischen Fakultäten und Hochschulen,<br />

in denen ungehindert seit vielen<br />

Jahren Irrlehren verbreitet worden<br />

sind und die im kirchlichen und schulischen<br />

Bereich einen Nachwuchs herangebildet<br />

haben, der z. T. nicht mehr<br />

auf dem Boden des katholischen<br />

Glaubens steht. Besonders verheerend<br />

hat sich dies m.E. im schulischen Re-<br />

DER FELS 7-8/1997 221

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