30.12.2013 Aufrufe

Fortsetzung folgt - Der Fels

Fortsetzung folgt - Der Fels

Fortsetzung folgt - Der Fels

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Der</strong> Widerstand der katholischen Kirche gegen<br />

den Nationalsozialismus<br />

Von P. Anselm Reichhold<br />

Gegen Legenden wie Hochhuths<br />

„Stellvertreter“ und ähnliche Elaborate,<br />

die allenfalls künstlerische Freiheit,<br />

aber keinesfalls die Wahrheit für<br />

sich in Anspruch nehmen können, haben<br />

manchmal seriöse Zeitzeugen und<br />

einwandfreie Dokumente einen<br />

schweren Stand. Dies um so mehr,<br />

wenn diese Legenden von antikirchlichen<br />

Medien immer neu aufgewärmt<br />

und kolportiert werden. Um so verdienstvoller<br />

ist es , daß Pater Anselm<br />

Reichhold OSB von Kloster Scheyern<br />

die wichtigsten Belege für jeden, der<br />

im Widerstreit der Meinungen Wahrheit<br />

und Orientierung sucht, in diesem<br />

Beitrag zusammengestellt hat.<br />

Die umfassendere Dokumentation findet<br />

sich in seinem im EOS-Verlag, St<br />

Ottilien, erschienenen Werk mit gleichem<br />

Titel.<br />

Immer wieder, wenn über die Zeit<br />

des Nationalsozialismus diskutiert<br />

wird, taucht auch der Vorwurf auf, daß<br />

sich der Papst und die Bischöfe durch<br />

„Schweigen“ mitschuldig gemacht<br />

hätten. Großes Aufsehen erregte insbesondere<br />

das Schauspiel „<strong>Der</strong> Stellvertreter“,<br />

in dem der Verfasser<br />

Hochhuth Papst Pius XII. Mitschuld<br />

an der Ermordung der Juden zuschob,<br />

weil er „geschwiegen“ hätte. Kein geringerer<br />

als der jüdische Historiker<br />

Pinchas Lapide hat gegen diese Verdrehung<br />

der Wahrheit protestiert: „Die<br />

katholische Kirche ermöglichte unter<br />

dem Pontifikat von Pius XII. die Rettung<br />

von 700 000, wahrscheinlich sogar<br />

860 000 Juden vor dem gewissen<br />

Tod von den Händen der Nationalsozialisten...<br />

Diese Zahlen übersteigen<br />

bei weitem die der von allen anderen<br />

kirchlichen Gemeinschaften, religiösen<br />

Einrichtungen und Hilfsorganisationen<br />

zusammengenommen...“<br />

(Konrad Löw, Die kath. Kirche und<br />

das NS-Regime, 1991)<br />

Für die nachkommende Generation<br />

ist es begreiflicherweise schwierig,<br />

sich in die völlig anders geartete<br />

Lage der damaligen Zeit hineinzudenken.<br />

Gerade darum ist es wichtig,<br />

diejenigen Menschen, die alles hautnah<br />

miterlebt haben, selber zu Wort<br />

kommen zu lassen. - Ein solcher unverdächtiger<br />

Zeuge ist sicher der ehemalige<br />

Münchener Weihbischof Johannes<br />

Neuhäusler. Er war 3 1/2 Jahre<br />

im KZ Dachau inhaftiert. Neuhäusler<br />

darf schon deshalb als berufener<br />

Zeuge gelten, weil er maßgebend<br />

beteiligt war am Protest des Auslands<br />

gegen das Regime. 1940 erschien<br />

in London ein umfangreiches<br />

Buch mit dem Titel „The persecution<br />

of the Catholic Church in the Third<br />

Reich“, -“Die Verfolgung der Katholischen<br />

Kirche im Dritten Reich“. Das<br />

Material dazu hatte zum größten Teil<br />

Johannes Neuhäusler gesammelt und<br />

dem bayerischen Botschafter beim<br />

Vatikan, Josef Müller, auch „Ochsensepp“<br />

genannt, übergeben, der es nach<br />

England lieferte.<br />

Johannes Neuhäusler hat bereits<br />

1946 ein Buch von etwa 800 Seiten<br />

geschrieben „Kreuz und Hakenkreuz“.<br />

Im ersten Teil schildert er den<br />

„Kampf des Nationalsozialismus gegen<br />

die katholische Kirche“ und im<br />

zweiten Teil den „Widerstand der katholischen<br />

Kirche gegen den Nationalsozialismus“<br />

(abgek. Neuhäusler).- Er<br />

schreibt dazu:<br />

„Über alldem merkte ich nach Gesprächen<br />

mit Laien aller Kreise, daß<br />

die meisten keine Ahnung hatten von<br />

der Schwere, dem Umfang, der Hinterlist,<br />

der Systematik und Zielstrebigkeit<br />

des Kampfes vom Anfang bis zum<br />

Ende. - Man ging oder ist daran, gelegentliche,<br />

anerkennende Äusserungen,<br />

vereinzelte zeitnotwendige Zugeständnisse,<br />

Erfüllung bloßer Anstandspflichten<br />

zu sammeln und daraus<br />

kirchlichen Persönlichkeiten einen<br />

Strick zu drehen. Man übersieht<br />

aber dabei die feste grundsätzlich ablehnende<br />

Haltung, die in Hunderten<br />

von Dokumenten zum Ausdruck<br />

kommt.“ (Neuhäusler 1,9).<br />

An diesen Feststellungen des Widerstandskämpfers<br />

Neuhäusler hat<br />

sich heute, nach 50 Jahren, nicht viel<br />

geändert. Seine Darlegungen in seinem<br />

Buch „Kreuz und Hakenkreuz“<br />

haben auch heute noch Gültigkeit. Die<br />

Dokumente sind in der Zwischenzeit<br />

erheblich erweitert und bestätigt, vor<br />

allem durch die „Veröffentlichungen<br />

der Kommission für Zeitgeschichte“,<br />

die über hundert Bände enthält. Darunter<br />

sind unter anderen die Akten der<br />

deutschen Bischöfe; weiterhin die<br />

„Berichte des SD und der Gestapo“;<br />

und „Priester unter Hitlers Terror“.<br />

Sehr aufschlußreich ist auch die<br />

Sammlung „Ursachen und Folgen,<br />

Vom deutschen Zusammenbruch<br />

1918 und 1945 bis zur staatlichen<br />

Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart“,<br />

25 Bände (Ursachen).<br />

Geschlossene Einheit im Episkopat,<br />

trotz Meinungsverschiedenheiten<br />

Sehr treffend heißt es in „Ursachen<br />

und Folgen“ (Ursachen, IX,186): „Die<br />

geschlossene Einheit der katholischen<br />

Kirche gegenüber dem nationalsozialistischen<br />

Regime blieb trotz Meinungsverschiedenheiten<br />

im Episkopat<br />

bewahrt ... Nach wie vor griff der Heilige<br />

Stuhl durch zahlreiche Noten in<br />

die Auseinandersetzungen ein. Er unterstützte<br />

offen die von den Bischöfen<br />

vorgebrachten Beschwerden und<br />

griff den erzieherischen Totalitätsanspruch<br />

der NSDAP an ... Die Enzyklika<br />

»Mit brennender Sorge« (21.<br />

März 1937) bedeutete den Ausbruch<br />

des offenen Kampfes. Sie kritisierte<br />

scharf die Praktiken des Nationalsozialismus<br />

und ermunterte die Gläubigen<br />

zum Widerstand gegen den Staat<br />

und seine neuheidnischen Irrlehren ...“<br />

Bezeichnend ist auch das Urteil des<br />

DER FELS 7-8/1997 217

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!