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Fortsetzung folgt - Der Fels

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In ihrer Seele wurzelt die Sehnsucht nach Liebe,<br />

Geborgenheit und Treue<br />

Die neue Nachdenklichkeit Jugendlicher – eine Chance<br />

Von Univ.-Prof. Dr. Reinhold Ortner<br />

Was denkt die heutige Jugend über<br />

Liebe, Freundschaft und Treue ? Diese<br />

Frage ist der Ausgangspunkt der<br />

Überlegungen des Autors. Er untersucht<br />

den Einfluß gesellschaftlicher<br />

Wirkfaktoren auf die Jugend, die zu<br />

einer Bewußtseinsveränderung geführt<br />

haben, die immer noch nicht zum<br />

Stillstand gekommen ist. Das, was in<br />

der Wechselwirkungsspirale von Verhaltensvorgaben<br />

und Verhaltensbegründungen<br />

zu Tage gefördert wird,<br />

zeigt, daß christlich zentrierte Werte<br />

vielfach als „überholt“ angesehen<br />

werden. Trotzdem signalisieren die<br />

Untersuchungsbefunde, daß es eine<br />

wachsende Sehnsucht nach Bindung<br />

in Treue, das heißt auf Dauer gibt.<br />

Diese Sehnsucht ist aber nicht in jedem<br />

Fall mit dem Wunsch nach ehelicher<br />

Bindung verknüpft. Aber das zunehmende<br />

Nachdenken darüber, warum<br />

Liebe und Ehe nicht mehr halten<br />

und die Infragestellung gängiger<br />

Wertemuster eröffnet nach dem Autor<br />

eine Chance für Erziehung und Jugendarbeit<br />

im christlichen Geist.<br />

Immer drängender werden im<br />

kirchlichen Raum Fragen zur Problematik<br />

pastoraler Probleme im Zusammenhang<br />

mit Liebe, Ehe und Familie.<br />

Eine wichtige Rolle spielt dabei<br />

die Frage: „Wie denkt eigentlich<br />

die heutige Jugend über Freundschaft,<br />

Liebe und Treue?“ Wir müssen hierzu<br />

nüchterne Fakten ebenso zur<br />

Kenntnis nehmen wie einen spürbaren<br />

Aufbruch zu zeitlos gültigen Werten.<br />

Kinder und Jugendliche leben innerhalb<br />

des Einflußfeldes der jeweiligen<br />

Gesellschaft. Zum Verständnis<br />

ihres Verhaltens und ihrer Wertorientierung<br />

inbezug auf Liebe und<br />

Treue sind zunächst die entsprechenden<br />

gesellschaftlichen Wirkfaktoren<br />

zu analysieren. Das, was jungen<br />

Menschen heute an Liebe und Treue<br />

in ihrem Umfeld geboten wird, übt<br />

ohne Zweifel einen verhängnisvollen<br />

Sog der Verhaltensbeeinflussung aus.<br />

Kennzeichen hierfür sind „Befreiung<br />

von Tabus“ , Verfrühung sexueller Praxis,<br />

Verrohung in der partnerschaftlichen<br />

Begegnung, Abspaltung<br />

des Sexualtriebs aus seiner Integration<br />

in die Gesamtpersönlichkeit,<br />

Loslösung sexueller Betätigung von<br />

der Bindung an die Ehe, zunehmende<br />

Bejahung wechselnder Verhältnisse,<br />

Verlust der Treue und Pervertierung<br />

der Liebe zum sexuellen Hedonismus.<br />

Im Gefolge einer solchen um sich<br />

greifenden Bewußtseinsveränderung<br />

steigt die Zahl unverbindlicher (auch<br />

wechselnder) Partnergemeinschaften<br />

und die Scheidungsrate. Letztere trägt<br />

eine wesentliche Mitschuld an der Zunahme<br />

von Scheidungswaisen und<br />

schweren Verhaltensnöten bei Kindern.<br />

Diese schmerzhafte Entwicklung<br />

ist offensichtlich noch nicht zum<br />

Stillstand gekommen. Sie wirkt sich<br />

nicht nur verhängsnisvoll auf Ehen<br />

und Familien aus, sondern gefährdet<br />

in ihrer Langzeitwirkung (zum Teil<br />

gravierend) seelische Gesundheit, Tatkraft<br />

und Lebensharmonie unserer<br />

jungen Generation.<br />

Die Wechselwirkungsspirale von<br />

Verhaltensvorgaben und<br />

Verhaltensbegründung<br />

Gesellschaftspolitiker beklagen heute<br />

auf Grund zunehmender Kriminalität<br />

das Schwinden des sittlichen Bewußtseins.<br />

Ethik ist wieder im Kommen.<br />

Aber Ethik wird heute weitgehend<br />

anthropozentrisch begründet. In<br />

Wahrheit greift ihre Schutzfunktion<br />

jedoch nur, wenn sie auf Gott bezogen<br />

bleibt. Dies gilt auch in Bezug auf<br />

Werte, die es mit der Sexualität des<br />

Menschen zu tun haben. Wir erlebten<br />

in den letzten Jahrzehnten ein klassisches<br />

Beispiel der Zerstörung dieser<br />

Wertebasis durch empirisch-soziologische<br />

Werteermittlung. Mit Hilfe<br />

massiver bis subtiler Verhaltensvorgaben<br />

durch gesellschaftsideologische<br />

Einflüsse, Printmedien, elektronische<br />

Medien, schulische wie außerschulische<br />

Erziehungsansätze (auch solche<br />

der kirchlichen Jugendarbeit) haben<br />

ideologische Gesellschaftsveränderer<br />

und materialistische Geschäftemacher<br />

neue, als „progressiv“ deklarierte, Verhaltensweisen<br />

im Bereich menschlicher<br />

Sexualität als „richtig“ vorgestellt<br />

und im Bewußtsein breiter<br />

Bevölkerungsschichten verankert. Die<br />

Menschen begannen, sich den vorgegebenen<br />

Verhaltensmustern anzupassen.<br />

Parallel hierzu er<strong>folgt</strong>en weitere<br />

empirisch-soziologische Erhebungen.<br />

<strong>Der</strong>en Ergebnisse wurden als „Wertesystem<br />

einer sich wandelnden Gesellschaft“<br />

bezeichnet. Die Richtigkeit<br />

der so ermittelten Wertenormen wurde<br />

mit dem statistischen „Mehrheitskonsens“<br />

und der mehrheitlichen Akzeptanz<br />

begründet. Auf diesen Mechanismen<br />

entwickelte sich eine Wechselwirkungsspirale<br />

weiter, in deren<br />

Verlauf ein Verhalten, das zuvor als<br />

ethisch bedenklich und negativ galt,<br />

nunmehr als positiv und richtig bezeichnet<br />

wurde. Inzwischen droht eine<br />

Situation, in der zeitlos gültige absolute<br />

Werte (z.B. theozentrierte, biblische,<br />

christliche) als „überholt“, bezeichnet<br />

werden, das Negativ-Zerstörerische<br />

jedoch als „richtig“ und<br />

normativ zu wirken beginnt. Dies<br />

kann nicht ohne Einfluß auf unsere<br />

Jugendlichen bleiben.<br />

Evolutive Prozesse begründen<br />

keine Norm<br />

Gott hat ins Herz eines jeden Menschen<br />

die Sehnsucht nach Verwirklichung<br />

ewig gültiger Werte gesenkt.<br />

Dazu gehören auch Liebe, Treue und<br />

Geborgenheit. Man spricht heute so<br />

oft von einem „Wertewandel“ im Bereich<br />

menschlicher Sexualität. Er wird<br />

206 DER FELS 7-8/1997

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