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PDF zum Download - Denkmalpflege Baden-Württemberg

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E 6594 F<br />

DENKMALPFLEGE<br />

IN BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

NACH RICHTEN BLATT DES LAN DES DENKMALAMTES ■ 1/1995


Inhalt<br />

Dieter Planck Jahresbilanz 1<br />

Anja Stangl 900 Jahre Kloster Alpirsbach 3<br />

Sabine Kraume-Probst Riedlingen 9<br />

Die Altstadt als Denkmal<br />

Wolfgang Frey Die Restaurierung der Hölzer aus dem römischen<br />

Weihebezirk von Osterburken 15<br />

Wolfgang Kaiser Das „Sommercafe" in <strong>Baden</strong>weiler<br />

Ein frühes Beispiel progressiver Nachkriegsarchitektur 20<br />

Ute Fahrbach Warum nicht konservieren? 25<br />

Leo Schmidt Die Skulpturen am Freiburger Flughafengebäude:<br />

Zum Umgang mit Nazikunst unmittelbar nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg 28<br />

Mitteilungen 34<br />

Tagungsbericht 34<br />

Buchbesprechung 35<br />

Titelbild<br />

Riedlingen, Kr. Biberach, Luftaufnahme von Südwesten. Aufnahme 1987. Zum Beitrag Sabine Kraume-Probst: Riedlingen. Die Altstadt<br />

als Denkmal.<br />

DENKMALPFLEGE IN BADEN-WÜRTTEMBERG • Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes<br />

Herausgeber: Landesdenkmalamt <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, Mörikestraße 12, 70178 Stuttgart ■ Verantwortlich im Sinne des Presserechts:<br />

Präsident Prof. Dr. Dieter Planck ■ Schriftleitung: Dr. Doris Ast • Stellvertreter: Dr. Christoph Unz ■ Redaktionsausschuß:<br />

Dr. H. C. Brand, Dr. J. Breuer, Dr. D. Lutz, Dr. J. Ronke, Prof. Dr. W. Stopfel, Dr. J. Wilhelm • Produktion: Verlagsbüro Wais & Partner,<br />

Stuttgart • Druck: Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1-15, 70771 Leinfelden-Echterdingen • Postverlagsort: 70178 Stuttgart •<br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich ■ Auflage 20000 ■ Gedruckt auf holzfreiem, chlorfrei gebleichtem Papier - Beim Nachdruck sind<br />

Quellenangaben und die Überlassung von zwei Belegexemplaren an die Schriftleitung erforderlich.


Jahresbilanz<br />

Dieter Planck<br />

Ende Februar 1994 ging der Präsident<br />

des Landesdenkmalamtes, Prof. Dr.<br />

August Cebeßler, in den Ruhestand.<br />

Er bestimmte knapp 16 Jahre die Geschicke<br />

des Amtes, in einer Zeit, die<br />

geprägt war von einerstarken öffentlichen<br />

und politischen Zuwendung<br />

zur <strong>Denkmalpflege</strong>. Diese ist nicht zuletzt<br />

angesichts knapper werdender<br />

finanzieller Ressourcen in letzter Zeit<br />

einer zunehmend kritischen Beurteilung<br />

gewichen. Jeder, der die <strong>Denkmalpflege</strong><br />

längerfristig beobachtet<br />

und sich auch mit ihrer Geschichte<br />

auseinandergesetzt hat, weiß aber,<br />

daß es immer wieder Zeiten gab und<br />

geben wird, wo man sich mehr oder<br />

weniger intensiv dieser Aufgabe verpflichtet<br />

sieht.<br />

Mit dem Amtswechsel am 1. März<br />

1994 hat sich im Landesdenkmalamt<br />

nichts grundlegend verändert. Meine<br />

Absicht ist es, die sachbezogene und<br />

qualifizierte Arbeit aller Fachbereiche<br />

innerhalb des Landesdenkmalamtes<br />

fortzusetzen, wobei es mir ganz besonders<br />

ein Anliegen ist, draußen bei<br />

der Bevölkerung Vertrauen und Verständnis<br />

für die Aufgaben und Ziele<br />

der Staatlichen <strong>Denkmalpflege</strong> zu fördern<br />

und auszubauen. Diese Aufgaben<br />

werden in engster Zusammenarbeit<br />

und im gegenseitigen Vertrauen<br />

zwischen den Kolleginnen und Kollegen<br />

der <strong>Denkmalpflege</strong> aller drei<br />

Fachabteilungen und dem für die<br />

<strong>Denkmalpflege</strong> zuständigen Wirtschaftministerium<br />

wahrgenommen.<br />

Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

besteht dabei auch mit<br />

den Denkmalschutzbehörden, wobei<br />

es die Aufgabe des Landesdenkmalamtes<br />

als Landesbehörde für den<br />

Denkmalschutz ist, die fachlichen Belange<br />

des Denkmalschutzes gegenüber<br />

den Denkmalschutzbehörden<br />

zu vertreten.<br />

Das Jahr 1994 brachte dem Landesdenkmalamt<br />

<strong>zum</strong> zweitenmal in seiner<br />

Geschichte nach 1980/81 eine<br />

umfassende Organisationsuntersuchung,<br />

die Teil einer Organisationsuntersuchung<br />

der Denkmalschutzverwaltung<br />

insgesamt ist. Fragen der<br />

Effizienz der Behörde, aber auch Fra-<br />

gen der denkmalschutzrechtlichen<br />

Verfahren, wie das bisher mit großem<br />

Erfolg praktizierte Einvernehmen bei<br />

denkmalschutzrechtlichen Entscheidungen<br />

mit der Unteren Denkmalschutzbehörde,<br />

stehen auf dem Prüfstand.<br />

Desgleichen werden auch die<br />

Verlagerung von Zuständigkeiten<br />

und die Privatisierung einzelner Aufgaben<br />

der <strong>Denkmalpflege</strong> untersucht.<br />

Ich gehe davon aus, daß beim<br />

Landesdenkmalamt keine weiteren<br />

Stellenstreichungen erfolgen, nachdem<br />

im Rahmen der Funktionalreform<br />

in den Jahren 1993 bis 1996 bereits<br />

20 Planstellen einzusparen sind.<br />

Hierbei handelt es sich um Personal,<br />

das nach unserer Auffassung dringend<br />

zur Fortführung einer qualifizierten<br />

<strong>Denkmalpflege</strong> notwendig wäre.<br />

Im Bereich der Baudenkmalpflege<br />

bedarf es neben der Ausarbeitung<br />

von Stellungnahmen im Rahmen<br />

denkmalschutzrechtlicher Verfahren<br />

vor allen Dingen auch einer dringend<br />

notwendigen Beratung der Bauherren<br />

vor Ort, die derzeit angesichts<br />

der sonstigen Arbeitsbelastung zu<br />

kurz kommt. Es ist nicht nur Aufgabe<br />

des <strong>Denkmalpflege</strong>rs, Auflagen zu<br />

formulieren, sondern Denkmaleigentümer<br />

und deren Beauftragte in fachlichen<br />

Fragen zu beraten, damit das<br />

Denkmal unter Beibehaltung weitgehender<br />

originaler historischer Bausubstanz<br />

erhalten und zugleich eine<br />

den Interessen des Bauherren gerechtwerdende<br />

denkmalverträgliche<br />

Nutzung gefunden werden kann.<br />

Die Aufgabe des <strong>Denkmalpflege</strong>rs in<br />

der Archäologie ist, neben der Ausarbeitung<br />

von Fachgutachten, die wissenschaftliche<br />

Betreuung und Aufarbeitung<br />

archäologischer Rettungsgrabungen.<br />

Die wissenschaftliche Auswertung<br />

von Ergebnissen archäologischer<br />

Rettungsgrabungen und damit<br />

die Aufbereitung des Dokumentationsmaterials<br />

für die weitere wissenschaftliche<br />

Arbeit gehört zu den wichtigsten<br />

Aufgaben der Archäologischen<br />

<strong>Denkmalpflege</strong>. Dies wird<br />

auch in Zukunft so bleiben.<br />

Im Bereich der Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />

konnten im vergangenen<br />

Jahr eine Fülle von hervorragenden<br />

Maßnahmen am Denkmalbestand in<br />

unserem Lande durchgeführt werden.<br />

Aus der großen Zahl sei die<br />

Sankt Sylvester Kapelle in Goldbach<br />

bei Überlingen hervorgehoben. Ab<br />

1990 wurde hier der bedeutende Malereibestand<br />

der Reichenauer Schule<br />

untersucht. Eine umfassende Bestandsaufnahme<br />

bildete die Grundlage<br />

für die Untersuchung und für<br />

das Restaurierungskonzept. Wegen<br />

der unterschiedlichen Erhaltungszustände<br />

und differenzierten Schadensbilder<br />

waren bauphysikalische und<br />

chemische Untersuchungen notwendig,<br />

um die Schadensphänomene<br />

einzuengen. Starke Durchfeuchtung<br />

des Mauerwerks und der Mörtelschichten<br />

bis zu einer Höhe von 3 m<br />

gefährdeten den hervorragenden<br />

Malereibestand. Im Chor erhielten<br />

die Malereien Anfang der 60er Jahre<br />

eine Fixierung, die im Laufe der Zeit<br />

reagiert und einen dichten weißgrauen<br />

Belag gebildet hatte. Durch<br />

ständige Durchfeuchtung der auf einer<br />

Kalkschlemme liegenden Malerei<br />

der zweiten Ausmalungsphase<br />

der unteren Bildzone war es zu erheblichen<br />

Substanzverlusten gekommen.<br />

Ab Mai 1993 hat ein Restauratorenteam<br />

den Malereibestand gesichert,<br />

baubegleitende Maßnahmen<br />

sind von Handwerkern ausgeführt<br />

worden, das Landesdenkmalamt hat<br />

die Konservierung und Restaurierung<br />

fachlich begleitet. Die Arbeiten konnten<br />

im Dezember 1994 <strong>zum</strong> Abschluß<br />

gebracht werden.<br />

Im Bereich der Baudenkmalpflege<br />

konnte das Landesdenkmalamt im<br />

Jahre 1994 insgesamt rd. 1100 Maßnahmen<br />

mit einem Zuschuß des Landes<br />

unterstützen. Für diese freiwillige<br />

Leistung des Landes standen insgesamt<br />

60,4 Mill, zur Verfügung. Ein beachtlicher<br />

Betrag, der natürlich andererseits<br />

bei weitem nicht ausreicht,<br />

alle Zuschußanträge zu befriedigen.<br />

Insgesamt konnten rd. 73% der beantragten<br />

Zuschüsse bewilligt werden.<br />

Die Inventarisation der Baudenkmale<br />

wie auch der Archäologischen<br />

Denkmale wurde im vergangenen<br />

1


Jahr weiter fortgeführt. Seit 1972<br />

konnten insgesamt bis Ende 1994<br />

57870 Baudenkmale in Listen erfaßt<br />

werden. Die geschätzte Gesamtzahl<br />

der in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> vorhandenen<br />

Denkmale liegt bei ca. 80000,<br />

so daß insgesamt über 70% der Baudenkmälererfaßt<br />

und den kommunalen<br />

Dienststellen wie auch den Planungsträgern<br />

bekanntgemacht werden<br />

konnten.<br />

Die geschätzte Zahl der bekannten<br />

Bodendenkmäler liegt bei ca. 60000,<br />

wobei hier erst etwa 40% erfaßt sind.<br />

Dazu kommt eine sicher große Zahl<br />

bis heute unbekannter Denkmäler.<br />

Gerade der Listeninventarisation<br />

kommt eine wichtige Aufgabe im täglichen<br />

Umgang mit dem Denkmalbestand<br />

zu. Sie bildet insbesondere die<br />

Grundlage für eine qualifizierte Arbeit<br />

der Konservatoren und der<br />

Denkmalschutzbehörden. Es ist eine<br />

wichtige Aufgabe des Landesdenkmalamtes,<br />

wissenschaftliche Inventare<br />

und Publikationen herauszugeben.<br />

So konnte der erste Band des<br />

Großinventars der Stadt Schwäbisch<br />

Gmünd im Manuskript abgeschlossen<br />

werden. In der Reihe der Hefte<br />

des Ortskernatlasses wurde das Heft<br />

Überlingen im letzten Sommer der<br />

Öffentlichkeit vorgelegt. Es ist notwendig,<br />

diesen Bereich weiter auszubauen,<br />

da die Vorlage wissenschaftlicher<br />

Dokumentationen und Auswertungen<br />

nicht nur für die denkmalpflegerische<br />

Arbeit unverzichtbar ist, sondern<br />

auch wichtige Hinweise für weiterführende<br />

Forschungen liefert.<br />

Im Bereich der Archäologischen<br />

<strong>Denkmalpflege</strong> standen die zahlreichen<br />

Rettungsgrabungen im Vordergrund.<br />

Von den mehr als 40 großen<br />

Rettungsgrabungen seien großflächige<br />

Untersuchungen eines bandkeramischen<br />

Dorfes mit Dorfbefestigung<br />

bei Vaihingen-Ensingen (Kr.<br />

Ludwigsburg) sowie die Untersuchungen<br />

am Bodensee bei Sipplingen<br />

mit der Entdeckung eines zweiten<br />

jungneolithischen Kulthauses erwähnt.<br />

Aus den jüngeren Epochen<br />

galten Untersuchungen einem keltischen<br />

Fürstengrabhügel bei Gündlingen<br />

(Kr. Breisgau-Hochschwarzwald)<br />

und der keltischen Viereckschanze<br />

bei Riedlingen (Kr. Biberach). Aus der<br />

römischen, frühmittelalterlichen und<br />

mittelalterlichen Zeit seien die Grabungen<br />

im römischen Stadtgebiet<br />

von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> mit dem Nachweis<br />

einer neuen Militärstation und<br />

die Untersuchungen in der römischen<br />

Gutsanlage von Oberndorf-<br />

Bochingen (Kr. Rottweil) mit bisher<br />

kaum beobachteten baulichen Besonderheiten<br />

hervorgehoben. In<br />

Kirchheim am Neckar (Kr. Ludwigs-<br />

burg) und vor allem in Lauchheim<br />

(Ostalbkreis) konnten alamannischfränkische<br />

Gräber mit reichen Beigaben<br />

aufgedeckt werden. Die mittelalterlichen<br />

Stadtgrabungen in Konstanz<br />

und Heidelberg sowie die Untersuchungen<br />

einer mittelalterlichen<br />

Wüstung bei Schwieberdingen (Kr.<br />

Ludwigsburg) erbrachten weitere Erkenntnisse<br />

zur mittelalterlichen Stadtund<br />

Siedlungsforschung.<br />

Daneben konnten zahlreiche wichtige<br />

archäologische Denkmäler<br />

durch Grunderwerb als archäologische<br />

Reservate gesichert werden. Besonders<br />

zu erwähnen ist die Ausweisung<br />

des Grabungsschutzgebietes Ladenburg-Innenstadt.<br />

Damit konnte<br />

erstmals in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine<br />

gesamte Stadt unter Grabungsschutz<br />

gestellt werden. Damit wird die einmalige<br />

Fundlandschaft dieser bedeutenden<br />

römischen, früh- und hochmittelalterlichen<br />

Stadt für die zukünftige<br />

archäologische Forschung gesichert.<br />

Wir hoffen und wünschen,<br />

daß weitere ähnliche Schutzmaßnahmen<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bald eingerichtet<br />

werden können. Dabei<br />

wird die Prospektion mit Hilfe der<br />

Geophysik, des Erdradars und der<br />

Luftbildarchäologie eine wesentliche<br />

Voraussetzung bilden. Es gilt hier<br />

nicht etwa den Verzicht auf Baumaßnahmen<br />

durchzusetzen, sondern<br />

diese Schutzmaßnahme ist notwendig,<br />

um alle Erdeingriffe rechtzeitig<br />

mit der Fachbehörde abzustimmen<br />

und die entsprechenden Rettungsgrabungen<br />

einzuleiten.<br />

Das Jahr 1995 wird sicherlich alle<br />

Kräfte erforderlich machen, die vor<br />

uns stehenden Aufgaben zu bewältigen.<br />

Die Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit,<br />

die weitere Steigerung<br />

der Beratung durch Konservatoren<br />

bei der Instandsetzung der Baudenkmale<br />

und die Sicherung gefährdeter<br />

archäologischer Kulturdenkmale werden<br />

wichtige Aufgaben für die Zukunft<br />

bleiben. Im Bereich der Baudenkmalpflege<br />

wurde vor allen Dingen<br />

in den letzten Jahren deutlich,<br />

daß durch die multifunktionale Nutzung<br />

von Kirchenräumen wie etwa<br />

für Gottesdienste, Konzerte, Veranstaltungen<br />

es notwendig geworden<br />

ist, diese mit technischen Hilfsmitteln<br />

auszustatten, um einen möglichst bedarfsgerechten<br />

Gebrauch zu gewährleisten.<br />

Häufig erhielten diese Räume<br />

eine überdimensionierte Heizungsanlage,<br />

die es ermöglicht, kurzfristig<br />

einen Kirchenraum aufzuheizen.<br />

Nicht selten entstanden dadurch<br />

Temperatursprünge von 10—15 Grad<br />

innerhalb von wenigen Stunden.<br />

Diese verursachten vor allen Dingen<br />

im Wandbereich erhebliche klimatische<br />

Veränderungen, die teilweise<br />

auch zu Kondenswasserbildung führten.<br />

Diese sprunghaften klimatischen<br />

Veränderungen in den Kirchenräumen<br />

verursachen an den Ausstattungsgegenständen<br />

teilweise erhebliche<br />

Schäden. Die in der Regel aus<br />

Holz gefertigten Altäre, Tafelbilder<br />

und Skulpturen mit ihren empfindlichen<br />

Mal- und Fassungsscnichten<br />

reagieren mit zeitlicher Verzögerung<br />

auf Temperatur- und Feuchteschwankungen.<br />

Durch den ständigen Klimawechsel<br />

verändern die Trägermaterialien<br />

ihr Volumen; dadurch werden<br />

die darüberliegenden Schichten mitbewegt.<br />

Es kommt zur Ablösung von<br />

Mal- und Fassungsschichten an den<br />

Kunstobjekten bis hin zu flächigen<br />

Verlusten. Jüngere Beispiele von erheblichen<br />

Substanzverlusten an Ausstattungsgegenständen<br />

sind in den<br />

Großkirchen St. Michael in Schwäbisch<br />

Hall und im Münster in Schwäbisch<br />

Gmünd festzustellen. In Schwäbisch<br />

Hall ist davon die gesamte Ausstattung<br />

betroffen, sie mußte in einer<br />

kurzfristig angesetzten Kampagne<br />

notgesichert werden. Der zu erwartende<br />

Konservierungsaufwand wird<br />

über 1 Mio. DM betragen.<br />

Um in Zukunft solche immensen<br />

Schäden an den Kunstwerken zu vermeiden,<br />

ist ein Umdenken zur Nutzung<br />

der Sakralräume von allen Beteiligten<br />

geboten. Die technischen Voraussetzungen<br />

zur Temperierung mit<br />

einem ausgewogenen Klima sind gegeben.<br />

Die Richtwerte für eine denkmalverträgliche<br />

Nutzung liegen seit<br />

1986 vor. Die Gefahr auftretender<br />

Schäden an den Ausstattungsgegenständen<br />

kann somit auf ein Minimum<br />

begrenzt werden.<br />

Es besteht der Wunsch des <strong>Denkmalpflege</strong>rs<br />

an die politisch Verantwortlichen<br />

in der Landesregierung, im<br />

Landtag, wie auch in den kommunalen<br />

Parlamenten und Verwaltungen<br />

auch in Zukunft der Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />

wie der Archäologischen<br />

<strong>Denkmalpflege</strong> das notwendige<br />

Interesse und Verständnis entgegenzubringen,<br />

damit sie ihre Arbeit<br />

zur Erhaltung der gefährdeten Kulturdenkmale<br />

im erforderlichen Umfang<br />

fortsetzen können.<br />

Prof. Dr. D. Planck<br />

Landesdenkmalamt<br />

Mörikestraße 12<br />

70178 Stuttgart<br />

2


900 Jahre Kloster Alpirsbach<br />

Anja Stangl<br />

■ 1 Ansicht der Klosteranlage von Osten,<br />

Foto von Johann August Lorent, 1866 publiziert.<br />

Am 16. Januar 1995 feiert Alpirsbach<br />

die 900. Wiederkehr der ersten<br />

Weihe einer Klosterkirche am Ort.<br />

Stadt, Kirchengemeinden, die durch<br />

die Oberfinanzdirektion Karlsruhe<br />

vertretenen staatlichen Behörden<br />

der Bau- und Liegenschaftsverwaltung<br />

und das Landesdenkmalamt<br />

nahmen das Jubiläum <strong>zum</strong> Anlaß, einerseits<br />

lange anstehende, nötige Reparaturen<br />

und Pflegearbeiten in Angriff<br />

zu nehmen, und andererseits<br />

die Geschichte dieses in der Forschung<br />

bisher recht stiefmütterlich<br />

behandelten Schwarzwaldklosters etwas<br />

zu beleuchten und soweit als<br />

möglich während des Jubiläumsjahres<br />

der Öffentlichkeit zugänglich zu<br />

machen.<br />

I. Zur Klostergeschichte<br />

Der Vorstellung der vorbereiteten Initiativen<br />

sei <strong>zum</strong> besseren Verständnis<br />

ein knapper Abriß der Geschichte<br />

des Klosters vorangestellt. Die in den<br />

letzten Jahren vermehrt zu feiernden<br />

Klosterjubiläen erinnern eindrücklich<br />

an eine lebhafte Phase von Klostergründungen<br />

im letzten Viertel<br />

des 11. Jahrhunderts, die vor dem<br />

Hintergrund des Investiturstreites zu<br />

sehen sind. In dieser Zeit religiöser<br />

Spannungen und des Bürgerkrieges,<br />

der heftigen Kontroversen um das<br />

rechte Verhältnis zwischen Kirche<br />

und weltlicher Gewalt entstanden im<br />

deutschen Südwesten zahlreiche<br />

dem päpstlichen Reformgedanken<br />

zuneigende Klöster. Erinnert sei hier<br />

nur an Blaubeuren (1085), St.<br />

Georgen (1083), Gottesaue (Stadt<br />

Karlsruhe, 1094), Klosterreichenbach<br />

bei Baiersbronn (1085), Komburg bei<br />

Hall (1078), Neresheim (ca. 1095),<br />

Ochsenhausen (ca. 1093), St. Peter<br />

(1093), Wiblingen (1093) und Zwiefalten<br />

(zw. 1085 und 1093). Für sie alle<br />

galt das zuerst für Kloster Hirsau 1075<br />

erwirkte Privileg der freien Vogt- und<br />

Abtswahl, das sie aus der Abhängigkeit<br />

ihrer adeligen Stifter befreite.<br />

Diese konnten nicht mehr wie zuvor<br />

uneingeschränkt weltliche Herrschaftsrechte<br />

ausüben, durch die die<br />

Klöster zu einer Art „Hauskloster"<br />

wurden. Ein Kloster mit diesen Privilegien<br />

wurde zugleich zu einem Dokument<br />

des reformerischen Anliegens<br />

der kirchlichen Partei.<br />

Kloster Alpirsbach gehört zur<br />

Gruppe der Reformklöster. Drei Adelige<br />

traten hier als Klosterstifter auf.<br />

3


Dieser etwas ungewöhnliche Fall<br />

mochte dadurch entstanden sein,<br />

daß Graf Alwig von Sulz, Graf Adalbert<br />

von Zollern und Ruotmann von<br />

Neckarhausen gemeinsam ein Hofgut<br />

im oberen Kinzigtal geerbt hatten.<br />

Vor allem die Sulzer Familie, die<br />

eine starke Position zwischen Neckar<br />

und Schwarzwald hielt, war wohl entscheidend<br />

an der Entstehung des<br />

Hofgutes Alpirsbach beteiligt gewesen<br />

und besaß in unmittelbarer Nähe<br />

weitere Besitzungen. Außerdem übten<br />

sie im oberen Kinzigtal die Grafenrechte<br />

aus. Die Besitzanteile der<br />

beiden anderen Stifter waren wahrscheinlich<br />

durch Einheirat in die Sulzer<br />

Familie an diese gelangt. Alle drei<br />

Stifter hatten ihre Herrscnaftsmittelpunkte<br />

nicht im Kinziggebiet, sondern<br />

am oberen Neckar, wo sich ihr<br />

Besitz konzentrierte. In diesem Raum<br />

befand sich auch der größte Teil der<br />

zusätzlichen Erstausstattung außerhalb<br />

des unmittelbaren Stiftungsbesitzes<br />

um Alpirsbach.<br />

Die Gründung beschreiben zwei erhaltene<br />

Stiftungsurkunden, deren erste<br />

zur Zeit der Weihe 1095, die<br />

zweite überarbeitete Version ungefähr<br />

30 Jahre später entstanden ist.<br />

Sie geben Auskunft über Rechte und<br />

Besitz des neuen Klosters und über<br />

die Klosterweihe. Die drei Stifter sowie<br />

Bischof Gebhard von Konstanz,<br />

in dessen Diözese das zukünftige Kloster<br />

lag, und Abt Uto von St. Blasien,<br />

dessen Abtei als Mutterkloster fungierte,<br />

konnten den Verzicht auf eigenkirchliche<br />

Ansprüche, die Unterstellung<br />

unter den päpstlichen<br />

Schutz, die freie Abts- und Vogtswahl<br />

und ein unbeschränktes Besitzund<br />

Verwaltungsrecht festschreiben.<br />

Der unmittelbare Stiftungsbesitz umfaßte<br />

das Gebiet des Hofgutes Alpirsbach<br />

und wird in beiden Stiftungsurkunden<br />

beschrieben. Er erstreckte<br />

sich zwischen dem Heimbach im<br />

Osten und der Wasserscheide <strong>zum</strong><br />

Wolftal im Westen und umfaßte das<br />

Kinzigtal von Ehlenbogen abwärts<br />

■ 2 Blick von der Westgalerie In den Kirchenraum<br />

vor der Renovierung ab 1956. Die<br />

in den Jahren 1878 bis 1881 unter der Leitung<br />

von Baurat Berner durchgeführte Renovierung<br />

schmückte den Kirchenraum mit einerstrengen,<br />

historisierenden Bemalung, deren<br />

Quaderung mit den zwischengestellten<br />

plakativen Ornamenten die Flächen kleinteilig<br />

gliederte. Als Zutaten sind die farbig gefaßten<br />

Kassettendecken, die byzantinisierende<br />

Steinkanzel mit ihrem mächtigen<br />

Schalldeckel am westlichen Vierungspfeiler<br />

sowie das strenge, den romanischen Chorbänken<br />

nachempfundene Gestühl ebenso<br />

raumprägend wie der <strong>zum</strong> Zeitpunkt der<br />

Aufnahme vor den Mittelkonchen aufgestellte<br />

spätgotische Hochaltar. Die Renovierung<br />

nach 1956 verzichtete zugunsten einer<br />

materialorientierten Purifikation auf Teile der<br />

historistischen Ausstattung und wies dem Altarschrein<br />

einen untergeordneten Standort<br />

im Seitenschiff zu.<br />

4


is zu einem heute nicht mehr zu<br />

identifizierenden „Wagodenstein",<br />

der vermutlich zwischen der Einmündung<br />

des Rötenbachs und der Kleinen<br />

Kinzig zu suchen ist. Außerdem<br />

wurde das Kloster mit weiteren Rechten<br />

und Gütern ausgestattet: <strong>zum</strong> Stiftungsbesitz<br />

gehörten Güter und<br />

Rechte in Dornhan, Hochmössingen,<br />

Höffendorf, Großgartach, Haslach,<br />

Vöhringen und Nordweil im<br />

Breisgau. Von 1101 stammt das Privileg<br />

Papst Paschalis' II., in dem Stiftung<br />

und Besitz gesichert und der Schutz<br />

durch den Papst gewährt wurden.<br />

Die Bestätigung durch Kaiser Heinrich<br />

V. erfolgte erst 1123 nach dem<br />

Ende des Investiturstreites.<br />

Am 16. Januar 1095 fand die feierliche<br />

Übergabe der Schenkung und<br />

die Weihe eines vermutlich hölzernen<br />

Oratoriums durch Bischof Gebhard<br />

von Konstanz statt. Bereits vier<br />

Jahre nach der Gründung, also 1099,<br />

konnte das Kloster eine kleine Steinkirche<br />

weihen. Von dieser sogenannten<br />

Leutkirche, die später als Pfarrkirche<br />

diente, blieb der Turm erhalten.<br />

Ihr Schiff wurde 1649 wegen Baufäiligkeit<br />

abgerissen.<br />

Die beeindruckende Klosterkirche<br />

wurde um 1130 dem hl. Nikolaus geweiht,<br />

dessen Kult sich nach der 1087<br />

erfolgten Übertragung seiner Gebeine<br />

nach Bari rasch im gesamten<br />

Abendland verbreitete. Neben dieser<br />

Weihenachricht legen auch stilistische<br />

Kriterien bei den Skulpturen<br />

und Vergleiche mit anderen zeitgenössischen<br />

Kirchenbauten diese zeitliche<br />

Einordnung nahe. Die Erbauungszeit<br />

der Kirche kann vor allem in<br />

Verbindung mit der Abfassungszeit<br />

der zweiten Stiftungsurkunde zwischen<br />

1125 und 1133 gesehen werden.<br />

Über die Ereignisse zwischen der<br />

Mitte des 12. und dem beginnenden<br />

15. Jahrhundert sind wir leider recht<br />

mangelhaft unterrichtet. Am Ende<br />

dieses Zeitraumes scheinen die Verhältnisse<br />

in Alpirsbach jedoch so wenig<br />

ersprießlich gewesen zu sein, daß<br />

die nunmehr das Amt des Klostervogtes<br />

bekleidenden Grafen von <strong>Württemberg</strong><br />

energisch auf Reformen<br />

drangen. Vor allem der wirtschaftliche<br />

Niedergang des Klosters, <strong>zum</strong><br />

Teil bedingt durch die Aufsplitterung<br />

des Klostervermögens als Folge einer<br />

nicht mehr strikt gelebten „vita communis"<br />

(klösterliche Lebensgemeinschaft),<br />

schien kaum noch aufzuhalten<br />

zu sein. Eine wirkliche Änderung<br />

trat erst mit Abt Georg Schwarz ein,<br />

unter dessen Leitung Alpirsbach 1471<br />

der Melker Reform beitrat. Zehn<br />

Jahre später schloß es sich unter der<br />

Leitung von Abt Hieronymus Hulzing<br />

der Bursfelder Kongregation an. Offensichtlich<br />

hatte dieser Schritt Erfolg,<br />

denn Alpirsbach gelangte dank neu<br />

durchorganisierter und vereinheitlichter<br />

Verwaltung des Klosterbesitzes<br />

zu neuer wirtschaftlicher Blüte.<br />

Dieser Aufschwung war vor allem<br />

deshalb bedeutsam, weil er die verschiedenen<br />

Bauvorhaben des Abtes<br />

begünstigte. Ein beinahe kompletter<br />

Umbau der Klausurgebäude erfolgte<br />

zwischen 1480 und 1495. Wohl als<br />

letzte Maßnahme wurde zu Beginn<br />

des 16. Jahrhunderts die Marienkapelle<br />

neu aufgebaut und über dem<br />

Gottesdienstraum, ähnlich wie heute<br />

noch in Hirsau erhalten, eine Bibliothek<br />

eingerichtet. Die Klosterkirche<br />

wurde <strong>zum</strong>indest teilweise neu ausgestattet,<br />

ein prächtiges und gut erhaltenes<br />

Beispiel ist der Marienaltar von<br />

Nikolaus Weckmann aus der Zeit um<br />

1520 und das in Fragmenten erhaltene<br />

figürlich geschnitzte Chorgestühl.<br />

Der Erfolg der Reformbemühungen<br />

war von kurzer Dauer, denn schon<br />

bald hatte das Kloster mit neuen<br />

Schwierigkeiten zu kämpfen, deren<br />

Ursachen in der Reformation Luthers<br />

zu suchen sind. Der Anschluß <strong>Württemberg</strong>s<br />

an die Reformation und<br />

die bereits zuvor durchgesetzte Landsässigkeit<br />

des Klosters boten die<br />

Handhabe, das Kloster zu säkularisieren.<br />

Im November 1534 standen deshalb<br />

die Kommissäre Herzog Ulrichs<br />

von <strong>Württemberg</strong> vor der Tür, um die<br />

befohlene Inventur des Klosterver-<br />

■ 3 Ein Hemdkragen des 16. Jahrhunderts.<br />

Es ist ein Glücksfall, daß der Alpirsbacher<br />

Fund verschiedene erstaunlich gut erhaltene<br />

Kleidungsstücke enthält. Dazu gehört<br />

auch ein Hemdkragen aus weißem Leinenstoff.<br />

Er ist mit einer dichten Klöppelspitze<br />

verziert, deren fortlaufende Verflechtung in<br />

einem Musterbuch von 1561 als „Rosenmodel"<br />

bezeichnet wird. Der Stehbund schließt<br />

oben mit einer Rüsche ab, die einen schmalen<br />

Rollsaum hat und durch zwei eingezogene<br />

Fäden sehr gleichmäßig angekraust erscheint.<br />

Auch der untere FHemdansatz ist auf<br />

diese Weise angekraust, später dann unsachgemäß<br />

abgeschnitten worden. Nach dem<br />

geringen Kragenumfang und der Datierung<br />

des Stücks aufgrund von Kragenform und<br />

Spitze kommt als Träger des Hemdkragens<br />

einer der Schüler der Alpirsbacher Klosterschule<br />

in Frage.<br />

■ 4 Mühlebrett. Unter den Holzfunden<br />

aus dem Fußboden im Dorment gibt es etliche<br />

Objekte, die als Vesperbrettchen zu deuten<br />

sind. Eines davon wurde durch Einritzungen<br />

auf Vorder- und Rückseite in ein Spielbrett<br />

umfunktioniert. Die hier abgebildete<br />

Seite diente <strong>zum</strong> Mühlespielen. Die geringe<br />

Größe des Brettchens, es mißt 17,5 auf<br />

15 cm, legt die Vermutung nahe, daß diese<br />

Spiele heimlich betrieben wurden. Wahrscheinlich<br />

stammt es, wie die Masse der übrigen<br />

Funde, aus der Zeit der Klosterschule.<br />

5


mögens durchzuführen. Weder gegen<br />

diese Maßnahme noch gegen<br />

die Anwesenheit von evangelischen<br />

Prädikanten konnten sich Abt Ulrich<br />

Hamma und sein Konvent wehren.<br />

Wie bei den anderen württembergischen<br />

Klöstern wurde auch in Alpirsbach<br />

nach dem Interim die Reformation<br />

vollständig durchgesetzt. Herzog<br />

Christoph machte aus den bestehenden<br />

Klosterherrschaften selbständige<br />

Verwaltungsbezirke, die ihren festen<br />

Platz in der Landesverfassung<br />

und -Verwaltung bekamen. 1556<br />

wurde eine niedere Klosterschule eingerichtet,<br />

deren Schüler sich auf das<br />

Studium in Tübingen bzw. auf .eine<br />

Laufbahn als evangelische Geistliche<br />

vorzubereiten hatten. Allerdings<br />

mußte sie 1595, um Kosten zu sparen,<br />

geschlossen und nach Kloster<br />

Adelberg zwischen Schorndorf und<br />

Göppingen verlegt werden. Der Klosterbesitz<br />

wurde bis 1806 als selbständiges<br />

Klosteramt verwaltet, dem nominell<br />

ein evangelischer Abt vorstand,<br />

der gewöhnlich dem Konsistorium<br />

in Stuttgart angehörte. Die praktische<br />

Arbeit lag jedoch in Händen eines<br />

Klosteramtmanns. In der Folge<br />

der Ereignisse nach der Auflösung<br />

des Heiligen Römischen Reiches<br />

wurde das Klosteramt Alpirsbach aufgehoben<br />

und dem Oberamt Oberndorf<br />

einverleibt.<br />

II. Ereignisse<br />

im Jubiläumsjahr 1995<br />

Anläßlich des Klosterjubiläums werden<br />

in Alpirsbach in Zusammenarbeit<br />

mit der Staatlichen Schlösserund<br />

Gärtenverwaltung der Oberfinanzdirektion<br />

Karlsruhe, dem Landesdenkmalamt<br />

Karlsruhe, der Toto-<br />

Lotto-GmbH, dem Hochbauamt<br />

Galw und der Stadt Alpirsbach zahlreiche<br />

Veranstaltungen organisiert<br />

bzw. Einrichtungen erneuert, die<br />

kurz vorgestellt werden sollen.<br />

— Eine vom 29. April bis 11. Juni 1995<br />

stattfindende Sonderausstellung<br />

wendet sich an die Einwohner und<br />

Besucher von Alpirsbach. Im Mittelpunkt<br />

dieser Ausstellung stehen die<br />

aussagekräftigen und gut erhaltenen<br />

Funde aus den Gewölbezwickeln<br />

über dem Ostflügel des Kreuzgangs<br />

und dem Seitenschiff der Kirche, die<br />

bisher nicht erwartete Einblicke in<br />

die Spätzeit des Klosters und in die<br />

Klosterschule erlauben. Zu dieser<br />

Ausstellung erscheint eine Broschüre.<br />

— Durch die Einrichtung einer Dauerausstellung<br />

im Westflügel des Klosters<br />

sollen die bestehenden Informationsmöglichkeiten<br />

für Besucher —<br />

Besichtigung der Klosterkirche und<br />

Führung durch die Klausurgebäude —<br />

erweitert werden.<br />

— Nach intensiver Vorbereitung wird<br />

das Landesdenkmalamt am 19. und<br />

20. Mai 1995 in Alpirsbach ein wissenschaftliches<br />

Kolloquium abhalten, an<br />

dem namhafte Fachleute die Ergebnisse<br />

ihrer Forschungen sowohl der<br />

Fachwelt als auch der interessierten<br />

Öffentlichkeit vorstellen. Es wird sich<br />

mit Fragen zur Alpirsbacher Kunst-,<br />

Bau-, Landes- und Kirchengeschichte<br />

beschäftigen. Seine Ergebnisse<br />

sollen anschließend in einem<br />

Sammelband publiziert werden.<br />

— Während des Jubiläumsjahres werden<br />

Konzerte, besondere Führungen<br />

und Vorträge zur Alpirsbacher Geschichte<br />

und vieles andere mehr geboten.<br />

Genaue Termine und Inhalte<br />

können dem gemeinsamen Veranstaltungskalender<br />

entnommen werden,<br />

der bei der Kurverwaltung Alpirsbach<br />

erhältlich ist.<br />

— Liegenschaftsamt und Bauverwaltung<br />

haben die Sicherung des Klosters<br />

und der unmittelbaren Umgebung<br />

energisch vorangetrieben. Dabei<br />

standen die Erhebung und — soweit<br />

als möglich — Beseitigung der<br />

Schäden der Malereien in Kirche und<br />

Klausur sowie die Reparatur der künftigen<br />

Museumsräume im Vordergrund.<br />

III. Zum Inhalt<br />

der Ausstellungen<br />

1. Die Dauerausstellung im Westflügel<br />

des Klosters<br />

Die Dauerausstellung bietet eine<br />

grundlegende Einführung in die Bauund<br />

Klostergeschichte von Alpirsbach.<br />

Das Angebot kann von jedem<br />

Besucher als individuelle Vorbereitung<br />

zu einem anschließenden Rundgang<br />

durch das Kloster genutzt werden.<br />

Zugleich soll es für die Klosterführungen<br />

Anschauungsmaterial als<br />

Einstieg bieten. Dieser einführende<br />

Charakter soll auch im Hinblick auf<br />

das geplante Klostermuseum entstehen,<br />

in dem einzelne Themen, der<br />

Sonderausstellung vergleichbar, vertieft<br />

werden können. Klimatische, sicherheitstechnische<br />

und personelle<br />

Voraussetzungen lassen es nur in<br />

sehr begrenztem Umfang zu, hier Originale<br />

zu zeigen. Die Vermittlung der<br />

Ausstellungsinhalte wird vor allem<br />

über Pläne, Bilder und Texte stattfinden.<br />

Die Dauerausstellung besteht<br />

im Erdgeschoß aus zwei Räumen,<br />

dem ehemaligen Cellarium und dem<br />

davor liegenden kleinen Gewölberaum.<br />

Gewölberaum<br />

Im Gewölberaum wird eine Fotoausstellung<br />

zu sehen sein, die Ansichten<br />

von Kloster und Stadt Alpirsbach aus<br />

dem Zeitraum 1860 bis 1920 zeigt. Er-<br />

staunlicherweise gab es drei voneinander<br />

unabhängige Fotografen, die<br />

sich in dieser Zeit mit Alpirsbach beschäftigt<br />

haben. Von Johann August<br />

Lorent sind sechs Fotos überliefert:<br />

eine Ansicht des Klosters, des Kreuzganggartens,<br />

des Kreuzgangs, des<br />

Dorments und eine Innenansicht der<br />

Kirche, die in „Denkmale des Mittelalters<br />

im Königreich <strong>Württemberg</strong>" mit<br />

einem Text von C. B. A. Fickler im<br />

Jahre 1866 veröffentlicht wurden.<br />

Von Paul Sinner, einem Fotografen<br />

aus Tübingen, haben sich ebenfalls<br />

sechs Fotos im Stadtmuseum von Alpirsbach<br />

erhalten: Ansicht des Klosters,<br />

Innenansichten der Klosterkirche,<br />

die die historistische Ausmalung<br />

der Jahre 1878 bis 1881 erkennen lassen<br />

und eine Ansicht des Hauptportals.<br />

Am ausführlichsten hat der ortsansässige<br />

Theodor Bessler Kloster und Ort<br />

photographisch dokumentiert. Über<br />

Jahrzehnte hinweg ging er aufmerksam<br />

beobachtend durch den Ort<br />

und hat viele Veränderungen oder<br />

Neuerungen festgehalten. Eine Auswahl<br />

der Arbeiten wird den Besuchern<br />

einen lebhaften Eindruck des<br />

„alten" Alpirsbach vermitteln können.<br />

Cellarium<br />

Der erste Themenbereich im Cellarium<br />

beschäftigt sich mit der Baugeschichte.<br />

Im Mittelpunkt steht der<br />

vom Landesdenkmalamt Karlsruhe<br />

erarbeitete neue Klostergesamtplan<br />

im Maßstab 1:200, ein Erdgeschoßgrundriß,<br />

der die Bautätigkeit der<br />

Jahre 1481 bis 1534, also die Entstehung<br />

der spätgotischen Klausurgebäude,<br />

zeigt. Wichtige Hinweise zur<br />

romanischen Bausubstanz sind in<br />

den spätgotischen Plan eingearbeitet.<br />

Die romanische Klosterkirche<br />

wird mit Hilfe einer Isometrie näher<br />

erläutert. In diesem Zusammenhang<br />

wird das zur Zeit in der Klosterkirche<br />

stehende Klostermodell, das Kloster<br />

und oberes Dorf um 1800 zeigt, aufgestellt<br />

werden.<br />

Als Ergänzung zur Baugeschichte werden<br />

die Spolien des einzigen gotischen<br />

Fensters der Klosterkirche (das<br />

ehemalige Lettnerfenster) zu sehen<br />

sein, an denen wertvolle und interessante<br />

Informationen zur Entwurfsarbeit<br />

eines solchen Fensters und zur<br />

Steinbearbeitung abzulesen sind. Außerdem<br />

können Teile eines romanischen<br />

Fensters aus dem 1882 abgerissenen<br />

romanischen Gebäude gezeigt<br />

werden. Weitere Spolien, ein<br />

Stück eines Ortgangs, ein Kämpfer,<br />

ein Kapitell aus dem romanischen<br />

Kreuzgang und verschiedene Schlußsteine<br />

geben Auskunft zur Bauplastik<br />

des Klosters und leiten zur Ausstattung<br />

der Klosterkirche über.<br />

6


■ 5 Grabmal. Die Grabplatte des Abtes<br />

Walter Schenk von Schenkenberg, der von<br />

1303 bis 1337 Abt von Alpirsbach war, befindet<br />

sich an der Südwand in der Sakristei der<br />

Klosterkirche. Auf der Rechteckplatte aus rotem<br />

Sandstein ist Abt Walter mit Abtsstab<br />

und Buch unter einem hochgotischen Baldachin<br />

dargestellt. Die Gestalt wird in Flachrelief<br />

wiedergegeben, die Buchstaben der lateinischen<br />

Umschrift in gotischer Majuskel —<br />

+ ANNO // DOMINI/. M". CCC. - \°X°X°.<br />

VII . II IDVS AVGVSTI / [...]// O(BIIT). WAL-<br />

THERVS ABBAS D(I)C(TV)S SCHE(N)K. / (Im<br />

jähr des Herrn 1337 am 2. Tag vor den Iden<br />

des August (12. August) starb Abt Walter genannt<br />

Schenk) — sind flach eingetieft und waren<br />

möglicherweise mit schwarzer Füllmasse<br />

oder Blei gefüllt. Die das Schriftband<br />

rahmenden Linien wurden ursprünglich<br />

durch Leisten aus Metall gebildet, deren Dübellöcher<br />

noch in regelmäßigen Abständen<br />

sichtbar sind.<br />

Der zweite Themenbereich beschäftigt<br />

sich mit dem Leben im Kloster.<br />

Dem Besucher soll mit Hilfe eines<br />

Schemaplanes die Funktion der einzelnen<br />

Klausurbereiche erklärt werden.<br />

Informationen über das Leben<br />

im Kloster, den Tagesablauf, Essen,<br />

Trinken, Kleidung, Hygiene ergänzen<br />

das Bild.<br />

Der dritte Themenbereich widmet<br />

sich der Klostergeschichte: wichtige<br />

Ereignisse, angefangen bei der Gründung,<br />

über den Aufbau der Wirtschaft,<br />

die Reformen des 15. Jahrhun-<br />

derts bis zu den Auswirkungen der<br />

Reformation und der Einrichtung des<br />

evangelischen Klosteramtes werden<br />

dargestellt.<br />

Der vierte Themenbereich ermöglicht<br />

einen Einblick in die Entwicklung<br />

Alpirsbachs nach dem Ende des<br />

Klosteramtes 1805.<br />

Im hinteren Bereich des Cellariums<br />

wird außerdem ein Medienraum eingerichtet,<br />

der den Besuchern die<br />

Möglichkeit bietet, Videofilme <strong>zum</strong><br />

Thema zu sehen.<br />

Abtszimmer mit Nebenraum<br />

Den Besuchern soll der Zugang zu<br />

diesen beiden herausgehobenen<br />

Räumen im ersten Stock ermöglicht<br />

werden. Im Abtszimmer sollen die<br />

Vertäfelung renoviert und alle Zutaten<br />

seit den fünfziger Jahren entfernt<br />

werden. Zum Schutz des Erkers und<br />

der Vertäfelung wird dieser Raum<br />

nicht vollständig zu betreten sein, im<br />

kleinen Nebenzimmer werden Informationen<br />

zur Prälatur und über die<br />

Äbte von Alpirsbach angeboten. Außerdem<br />

werden bekannte Personen<br />

vorgestellt, die sich entweder im Konvent<br />

oder als Klosterschüler oder als<br />

Bürger der Stadt einen Namen gemacht<br />

haben. Die Einrichtung des<br />

Raumes wird relativ beweglich und<br />

leicht zu ändern sein, um ihn später<br />

in das geplante Klostermuseum einbeziehen<br />

zu können.<br />

2. Die Sonderausstellung in der Alpirsbacher<br />

Galerie<br />

Bei der durch das Landesdenkmalamt<br />

angeregten wissenschaftlichen<br />

Bearbeitung der Funde aus den Gewölbezwickeln,<br />

die anläßlich des Jubiläums<br />

endlich in Angriff genommen<br />

werden konnte, zeigte sich sehr<br />

rasch, daß sie eine unschätzbare<br />

7


■ 6 Ofenkachel mit Figur des Joseph in<br />

Ägypten, Die Kachel aus dem Anfang des 17.<br />

Jahrhunderts ist mit Graphit beschichtet und<br />

gehörte zu einem Ofen mit gußeisernem Unterteil<br />

und keramischem Aufbau. In dem puttenbesetzten<br />

Rahmen steht Joseph in Ägypten,<br />

gekleidet in antiker Rüstung. Die ihm<br />

beigegebenen Attribute beziehen sich auf<br />

den Traum des Pharao von den sieben fetten<br />

und den sieben mageren Jahren. Erstellt<br />

die Verkörperung einer der sieben Tugenden<br />

dar: die Inschrift „FIRSICHTIGKEIT"<br />

ebenso wie das doppelgesichtige gekrönte<br />

Haupt zeigen dies.<br />

Quelle vor allem für den Alltag in der<br />

Klosterschule darstellen, wie er sonst<br />

nirgends in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

wirklich dokumentiert ist. Es lag deshalb<br />

nahe, einen Teil dieser Stücke zusammen<br />

mit anderen Dokumenten<br />

der Klostergeschichte hier der Öffentlichkeit<br />

erstmals zugänglich zu machen.<br />

Die Bearbeitung der Funde zeitigte<br />

Informationen zu den verschiedensten<br />

Lebensbereichen der Mönche<br />

und der Klosterschüler.<br />

Hierzu wurden die Fundstücke in folgende<br />

Bereiche gegliedert, zu denen<br />

sie jeweils Aussagen liefern:<br />

Bauen und Wohnen: Dachziegel<br />

und Bodenfliesen, Ofenkacheln, Bleifensterfassung<br />

und Butzenscheiben,<br />

Windeisen, Kerzenhalter, Kastenund<br />

Vorhängeschloß.<br />

Holz: Holzfunde, die zu zwei verschwundenen<br />

Altären und <strong>zum</strong> fragmentarisch<br />

erhaltenen Chorgestünl<br />

gehören.<br />

Kochen, Essen, Trinken und Sanitär:<br />

Fragmente verschiedenster Keramik,<br />

Löffel, Holzgeschirr, Gläser, Fragmente<br />

eines Albarellos, eines Alembiks<br />

und eines Schröpfkopfes.<br />

Spielen: Spiel- und Wahrsagekarten,<br />

Spielbretter, Spieljetons, Puppengeschirr.<br />

Papier: Hausaufgaben, Vokabellisten,<br />

Strafarbeiten, persönliche Briefe der<br />

Klosterschüler, die ersten authentischen<br />

Dokumente aus dem Alltag einer<br />

württembergischen Klosterschule,<br />

die zugleich Einblicke in das<br />

pädagogische Programm und den Tagesablauf<br />

der Schule geben.<br />

Textilien und Schuhe: Hemden,<br />

Wams und Hose, Schuhe und andere<br />

Lederutensilien, die aus der späten<br />

Klosterzeit und aus der Zeit der<br />

Klosterschule stammen.<br />

Das Spektrum der Funde wird ergänzt<br />

durch Informationen und Anschauungsmaterial<br />

zur spätmittelalterlichen<br />

Klosterzeit (Bibliothek, Liturgie<br />

und Verwaltung), zur Klosterschule<br />

(Tagesablauf, Unterrichtsinhalte, Organisation),<br />

zur aktuellen Bauforschung<br />

und zur Bauausstattung.<br />

Neben der Präsentation der Funde<br />

wird ein bisher wenig beachtetes<br />

Thema zusätzlich vorgestellt: Alpirsbach<br />

im 19. Jahrhundert. Die Wieder-<br />

entdeckung des Klosters als romanisches<br />

und gotisches Baudenkmal<br />

von nationalem Rang läßt sich anhand<br />

von im Landesdenkmalamt erhaltenen<br />

Bauaufnahmen, Zeichnungen,<br />

Publikationen und von Zeitungsberichten<br />

nachzeichnen. Hand in<br />

Hand mit der Wiederentdeckung<br />

ging die Renovierung und Umgestaltung<br />

der Klosterkirche: die Wiederherstellung<br />

der Klosterkirche, die Ausmalung,<br />

die Kopien der romanischen<br />

Bänke — die Ausstellung soll<br />

die nicht mehr erhaltenen Elemente<br />

der historistischen Ausstattung vorstellen.<br />

Problematisch war der Umgang mit<br />

dem wiederentdeckten Denkmal allemal:<br />

Einerseits wurde Alpirsbach<br />

als „Wiege der Hohenzollern" empfunden<br />

und anläßlich des 800jährigen<br />

Jubiläums 1898 entsprechend gefeiert,<br />

andererseits fielen Teile des engeren<br />

Klosterbereiches der für die Industrialisierung<br />

als äußerst wichtig angesehenen<br />

Verkehrsplanung <strong>zum</strong><br />

Opfer. Die neue Eisenbahnlinie und<br />

die Reichsstraße erforderten aus damaliger<br />

Sicht den Abriß des romanischen<br />

Gebäudes und des daneben<br />

stehenden romanischen Torhauses.<br />

IV. Das zukünftige<br />

Klostermuseum<br />

In Ergänzung und Fortführung der<br />

1995 eröffneten Dauerausstellung ist<br />

die Einrichtung eines Klostermuseums<br />

geplant. Bei der Verwirklichung<br />

des Projektes werden Gewölberaum<br />

und Cellarium im Erdgeschoß,<br />

das Abtszimmer mit Nebenzimmer<br />

im ersten Stock und eine<br />

Folge von Räumen im zweiten Stock<br />

als Museum zusammengefaßt. In<br />

den neuen Räumen lassen sich Themenbereiche<br />

präsentieren, die über<br />

eine einführende Ausstellung hinausgehen<br />

und aufgrund der klimatischen<br />

Gefährdung der dazugehörigen<br />

Objekte im Erdgeschoß nicht gezeigt<br />

werden können. Im wesentlichen<br />

wird das Klostermuseum auf<br />

der Bearbeitung und Präsentation<br />

der Funde für die Sonderausstellung<br />

beruhen.<br />

Anja Stangl M. A.<br />

Ausstellungssekretariat Alpirsbach<br />

Staatliche Schlösser- und<br />

Gärtenverwaltung/Landesdenkmalamt<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Durmersheimer Straße 55<br />

76185 Karlsruhe<br />

8


Riedlingen<br />

Die Altstadt als Denkmal<br />

Sabine Kraume-Probst<br />

■ 1 Große repräsentative Fachwerkhäuser<br />

prägen den Marktplatz: links die sog. Veielsche<br />

Apotheke, daneben das frühere Gasthaus<br />

Fuchs, rechts der ehem. „Schwarze Adler".<br />

Eine Kulturdenkmalliste für die Stadt<br />

Riedlingen wurde vom Landesdenkmalamt<br />

1992 erarbeitet. Dabei bestätigte<br />

es sich, daß Riedlingen einen außerordentlich<br />

gut überlieferten historischen<br />

Stadtkern mit einer Vielzahl<br />

hervorragender Kulturdenkmale besitzt.<br />

Der Gemeinderat beschloß am<br />

5. juli 1993 einstimmig, der Empfehlung<br />

des Landesdenkmalamtes gemäß<br />

eine Satzung <strong>zum</strong> Schutz ihrer<br />

Altstadt zu erlassen, wie dies in §19<br />

des Denkmalschutzgesetzes vorgesehen<br />

ist:<br />

„(1) Die Gemeinden können im Benehmen<br />

mit dem Landesdenkmalamt<br />

Gesamtanlagen, insbesondere<br />

Straßen-, Platz- und Ortsbiider, an deren<br />

Erhaltung aus wissenschaftlichen,<br />

künstlerischen oder heimatgeschichtlichen<br />

Gründen ein besonderes öffentliches<br />

Interesse besteht, durch<br />

Satzung unter Denkmalschutz stellen."<br />

Riediingen ist nicht die erste Altstadt<br />

im Regierungsbezirk Tübingen, die<br />

als Gesamtanlage ausgewiesen ist.<br />

Bereits seit 1954 genießt die Stadt<br />

Meersburg einen Ortsbildschutz.<br />

Nach Inkrafttreten des Denkmal-<br />

schutzgesetzes folgte vor allem in<br />

den 70er und 80er Jahren eine Reihe<br />

von Orten, nach Größe und Anlage<br />

sind mit Riedlingen vergleichbar die<br />

Städte Wangen/Allgäu (1976), Leutkirch<br />

(1982) und Isny (1983).<br />

Abgrenzung<br />

der Gesamtanlage<br />

Als äußere Begrenzung wurde die im<br />

frühen 14. Jahrhundert errichtete<br />

Stadtmauer festgelegt, die, im späten<br />

15. Jahrhundert noch einmal verbessert,<br />

bis in das 19. Jahrhundert das<br />

Stadtgebiet markierte. Heute noch<br />

sind einige der Mauern und Türme<br />

sowie Teile des Wehrgangs erhalten.<br />

Eindrucksvoll ist die Ansicht von Norden<br />

mit dem weitgehend intakten,<br />

ehemals mit Wasser gefüllten Stadtgraben.<br />

Schon im späten Mittelalter<br />

entstanden zwei Vorstädte (Mühlvorstadt<br />

und Weiiervorstadt). Alten Ansichten<br />

zufolge war auch die Mühlvorstadt<br />

<strong>zum</strong>indest teilweise ummauert.<br />

Da eine parzellenscharfe Abgrenzung<br />

der in jüngere Bebauung übergehenden<br />

Vorstädte auf ihren historischen<br />

Bestand nicht festgelegt werden<br />

kann, sind sie nicht Bestandteil<br />

der Gesamtanlage.<br />

9


■ 2 Riedlingen 1992. Stadtplan mit eingezeichneten<br />

Kulturdenkmalen. Die Bebauung<br />

der Altstadt ist bis heute nahezu unverändert.<br />

(Kartengrundlage Landesvermessungsamt<br />

Stuttgart, mit frdl. Genehmigung.)<br />

Geschichtlicher Überblick<br />

Schon in keltischer Zeit war die Region<br />

besiedelt, wie jüngste Ausgrabungen<br />

im heutigen Gewann<br />

„Klinge" ergaben. Eine Ansiedlung namens<br />

„Hruodininga" wird im Jahre<br />

835 urkundlich erwähnt. Oberhalb<br />

dieses Ortes gründeten dann um<br />

1250 die Grafen von Veringen eine<br />

Stadt, die einen annähernd rechteckigen<br />

Grundriß besaß und natürlich<br />

ummauert war. Nach dem Übergang<br />

Riedlingens an das Haus Habsburg<br />

1291 wurde eine neue Stadtbefestigung<br />

errichtet, die nun zwei Siedlungen<br />

unterhalb der Gründungsstadt<br />

am Ufer der Donau in die Ummauerung<br />

mit einschloß: den sehr viel älteren<br />

Weiler sowie die inzwischen entlang<br />

der Verkehrsstraße entstandene<br />

Bebauung. Riedlingen blieb eine der<br />

fünf Donaustädte Vorderösterreichs<br />

bis in das frühe 19. Jahrhundert; eine<br />

Ausweitung des befestigten Stadtgebietes<br />

fand nicht mehr statt.<br />

Strukturen einer mittelalterlichen<br />

Stadt: Im Bereich<br />

des älteren Weilers<br />

Der ehemalige Weiler im Westen der<br />

heutigen Altstadt entstand an einer<br />

Donaufurt. Seine bis heute unregelmäßige<br />

Bebauung ist bezeichnend<br />

für solche allmählich gewachsenen<br />

Ansiedlungen. Hier stehen meist relativ<br />

bescheidene Handwerker- und<br />

Ackerbürgerhäuser. Daneben finden<br />

sich entlang der Durchgangsstraße allerdings<br />

auch stattliche Bürger- und<br />

Gasthäuser, einige von ihnen sind<br />

mit Zierfachwerk geschmückt. Das<br />

„Weilertor", das die Stadt von Westen<br />

her erschloß, ist längst abgebrochen,<br />

doch hat sich die anschließende<br />

Stadtmauer teilweise in voller Höhe<br />

mit kleinen Rundtürmen und Wehrgang<br />

erhalten.<br />

In der Cründungsstadt<br />

Während die sehr frühen mittelalterlichen<br />

Städte allmählich aus einer Ansiedlung<br />

(<strong>zum</strong> Beispiel im Schutz einer<br />

Burg oder eines Klosters) herangewachsen<br />

sind, ist das hohe Mittelalter<br />

die Zeit zahlreicher herrschaftlicher<br />

Neugründungen. Für den Landesherrn<br />

waren diese Städte zunächst<br />

nichts anderes als große Befestigungsanlagen<br />

in seinem Besitz,<br />

die, strategisch geschickt plaziert,<br />

seine Wehrhaftigkeit vergrößerten,<br />

eine Straße, Brücke oder einen Marktplatz<br />

sicherten und zudem hohe Einkünfte<br />

in Form von Zöllen und Zinsen<br />

aus den Baugrundstücken abwarfen.<br />

Auch für die Neubürger war das<br />

Leben innerhalb der Stadt von großem<br />

Vorteil: Die Mauer bot Sicher-<br />

»jcm<br />

ijüa i<br />

Kulturdenkmale in Riedlingen:<br />

nach S 2 DSchG<br />

■i nach S 12 bzw. 28.1.2 DSchG<br />

RIFDf 1NGFN Kartierung LDA Tü/Noveinber 1992<br />

't2t2/C<br />

10


■ 3 Das mittelalterliche Riedlingen, Umzeichnung<br />

nach der ersten Flurkarte von<br />

1822.<br />

1 Pfarrkirche St. Georg, 2 Weilerkapelle,<br />

3 Michaelskapelle, heute Zwiefalter Tor,<br />

4 Kornhaus, heute Rathaus, 5 Spital, 6 Stadtwaage,<br />

7 Weilertor, 8 Mühltor, 9 Mühltörle,<br />

10 Brucktor, 11 Veitstörle, 12Cründungsstadt,<br />

13 Weiler, 14 Weilervorstadt, 15 Mühlvorstadt.<br />

DONAU<br />

heit und zudem machte Stadtluft<br />

„frei", das heißt, nach einem Jahr als<br />

Stadtbewohner erlosch die Leibeigenschaft<br />

unfreier Bauern.<br />

Bezeichnend für die Anlage einer solchen<br />

planmäßig gegründeten Stadt<br />

ist ihre regelmäßige Struktur mit rechtwinklig<br />

zueinander verlaufenden<br />

Straßen. In Riediingen bildet der westliche<br />

Marktplatzbereich das historische<br />

Stadtzentrum. (Der östliche Teil<br />

des Marktplatzes entstand erst 1804,<br />

als nach einem Brand in diesem<br />

Stadtteil einige Häuser nicht wieder<br />

aufgebaut wurden.) Die Hauptstraße<br />

der Cründungsstadt ist die vom ehemaligen<br />

Weiler <strong>zum</strong> Marktplatz führende<br />

Lange Straße, flankiert von stattlichen,<br />

überwiegend giebelständigen<br />

Bürgerhäusern, Patrizierhäusern,<br />

Klosterhöfen und Gasthäusern. In<br />

den parallel verlaufenden Seitengassen<br />

dahinter stehen die zugehörigen<br />

Nebengebäude: Ställe, Scheunen,<br />

Magazine. In einem weiteren Ring liegen<br />

die Ackerbürgerhäuser, also<br />

Wohn- und Nutzgebäude von Bauern,<br />

die im Schutz der Stadtmauern<br />

lebten und aufgrund des begrenzten<br />

Raumangebotes spezielle, vom landwirtschaftlichen<br />

Betrieb im Dorf abweichende<br />

Cebäudeformen entwikkelt<br />

hatten (Rößlegasse, auch Fuchsgasse).<br />

Dem weltlichen Bereich steht ein<br />

Geistlicher gegenüber: Das Siedlungsild<br />

wird im Nordosten der Veringerstadt<br />

bestimmt durch die annähernd<br />

geostete und damit das Rasterschema<br />

unterbrechende katholische<br />

Pfarrkirche St. Georg. Wohl schon<br />

mit der Stadtgründung erbaut, war<br />

sie jedoch bis 1439 Filialkirche von<br />

Altheim — ein Hinweis für die Besiedlung<br />

Riedlingens von dort aus. Das<br />

Gotteshaus erhielt sein heutiges Erscheinungsbild<br />

1486, als das Langhaus<br />

etwa um das Doppelte verlängert<br />

wurde. In einem weiten Bogen<br />

um die Pfarrkirche sind die Gebäude<br />

angeordnet, deren Bewohner durch<br />

ihre Aufgabenbereiche direkt oder indirekt<br />

mit ihr in Verbindung stehen.<br />

Er erstreckt sich vom ehemaligen,<br />

einst ummauerten Franziskanerinnenkloster<br />

im Südosten (sogenann-<br />

11


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■ 4 Jahrhundertelang machte die Stadt einen<br />

äußerst wehrhaften Eindruck. Scheinbar<br />

dich gedrängt reihen sich die Häuser hinter<br />

der schützenden Stadtmauer. Der Stich von<br />

1716 ist heute in städtischem Besitz.<br />

tes Seelschwesternhaus, heute Teil<br />

des Rathauses) zur früheren Michaelskapelle<br />

(seit 1804 Zwiefalter Tor) und<br />

<strong>zum</strong> Kaplaneihaus (Kirchstraße 2), beziehungsweise<br />

auf der anderen Seite<br />

der Pfarrkirche <strong>zum</strong> ehemaligen Mesnerhaus<br />

(Marktplatz 2) und <strong>zum</strong> Pfarrhaus<br />

mit Scheune (Kirchstraße 1+3).<br />

In der westlich anschließenden Schulstraße<br />

finden sich neben der früheren<br />

Lateinschule zahlreiche, einst<br />

von Kaplänen bewohnte Gebäude,<br />

sogenannte Pfründhäuser (zwischen<br />

1340 und 1515 wurden in Riedlingen<br />

15 Kaplaneien geschaffen); weitere,<br />

wohl ebenfalls einmal von Geistlichen<br />

bewohnte Häuser stehen in der<br />

Pfaffengasse, die auf das 1377 vom<br />

Priester Konrad Manopp gestiftete,<br />

ehemalige Spital am heutigen Wochenmarkt<br />

zuführt.<br />

Im Bereich der Cründungsstadt, im<br />

äußersten Osten des hier verdoppelten<br />

Mauerverlaufes, steht der am besten<br />

überlieferte Riedlinger Stadtturm,<br />

der schlanke, hohe „Zellemeesturm".<br />

Ein weiterer Rundturm, der die<br />

Westecke der Veringerstadt markierte,<br />

ist in der Rückfassade des Spitalgebäudes<br />

erhalten. Gut überliefert<br />

ist die historische Stadtbefestigung<br />

im nördlichen Bereich; hier existiert<br />

an einigen Stellen noch der zur Innenseite<br />

offene Wehrgang.<br />

Am Marktplatz steht als stattlichstes<br />

Profangebäude Riedlingens das mit<br />

Staffelgiebeln versehene ehemalige<br />

Kauf- und Kornhaus (1447 erstmals<br />

als „Kaufhaus" bezeichnet), das seit<br />

1812 als Rathaus dient. Sein Dach<br />

ziert seit eh und je ein Storchennest,<br />

das inzwischen fast zu einem Wahrzeichen<br />

der Stadt geworden ist. Das<br />

erste Riedlinger Rathaus befand sich<br />

erstaunlicherweise nicht in der<br />

„Oberstadt"!<br />

In der Straßensiedlung<br />

Die Veringerstadt lag, ursprünglich<br />

ohne Ausgänge nach Norden und<br />

Osten, als abgeschlossener Bezirk<br />

oberhalb einer Hauptverkehrsstraße<br />

an der Donau (heute Donau-ZHaldenstraße).<br />

Entlang dieser Fernstraße entstand<br />

schon bald eine zunächst unbefestigte<br />

Ansiedlung, die zu Beginn<br />

des 14. Jahrhunderts in die Stadtummauerung<br />

einbezogen wurde. Erst<br />

damals durften sich die Riedlinger<br />

ein Rathaus bauen. Sein Standort ist<br />

nicht mehr überliefert, ein zweites<br />

Rathaus wurde 1379 errichtet. Es<br />

stand bis 1740 an der Stelle des heutigen<br />

Wasserwirtschaftsamtes (Haldenstraße<br />

7). Der Hauptzugang in die mittelalterliche<br />

Stadt erfolgte über die<br />

Donaubrücke und durch das „Brucktor^';<br />

im Nordosten führte das „Mühltor<br />

und das erhaltene malerische<br />

„Mühltörle" in die Mühlvorstadt. Ein<br />

Teil der Stadtmauer steckt noch in<br />

den Rückfassaden der Häuser am Donauufer.<br />

Haustypen<br />

Trotz unterschiedlicher sozialer Strukturen<br />

innerhalb der alten Siedlungskerne,<br />

die sich teilweise überJahrhunderte<br />

unverändert erhalten haben,<br />

gibt es doch sehr viele grundsätzliche<br />

Gemeinsamkeiten: So sind die<br />

Riedlinger Bürgerhäuser in der Regel<br />

giebelständige, heute verputzte Fachwerkbauten<br />

mit massivem Erdgeschoß.<br />

Ebenerdig waren üblicherweise<br />

Ställe, meist eine Werkstatt sowie<br />

Nebenräume untergebracht; gewohnt<br />

wurde in den Obergeschossen.<br />

Nur wenige Gebäude mit besonderer<br />

Funktion waren massiv gebaut:<br />

neben Kirche und einstigem Kornhaus<br />

der ehemalige Heiligkreuztaler<br />

Klosterhof (Lange Straße 16), dessen<br />

älteste Bauteile noch aus dem Mittelalter<br />

stammen, oder die frühere Stadt-<br />

12


waage (Lange Straße 6). Auffallend ist<br />

die besonders große Zahl von Gastwirtschaften,<br />

ein Zeugnis für die Bedeutung<br />

der Riedlinger Märkte. Die<br />

Gaststuben liegen auch heute noch<br />

meist im ersten Obergeschoß. Sehr<br />

reiche Bürger- und Gasthäuser verfügten<br />

über ein separates, üblicherweise<br />

in der dahinterliegenden Nebengasse<br />

errichtetes Ökonomiegebäude<br />

(wie <strong>zum</strong> Beispiel das zu Marktplatz<br />

18 gehörende Nebengebäude Fuchsgasse<br />

1). Die Ackerbürgerhäuser, bei<br />

denen Wohnung, Ställe und<br />

Scheune in einem Gebäude untergebracht<br />

sind, unterscheiden sich äußerlich<br />

oft nicht von den Bürgerhäusern<br />

(beispielsweise das Gebäude<br />

mit der „Schönen Stiege", Rösslegasse<br />

1). Für die außerordentliche<br />

Prachtentfaltung, die das oberschwäbische<br />

Fachwerk in der zweiten<br />

Hälfte des 17. Jahrhunderts auszeichnet,<br />

ist das ehemalige Ackerbürgerhaus<br />

Rösslegasse 2 (sogenannte Mohrenscheuer<br />

oder Alte Kaserne) ein<br />

herausragendes Beispiel.<br />

Plätze<br />

Vom schon genannten Marktplatz<br />

führt die Lange Straße <strong>zum</strong> Weibermarkt,<br />

der sich im einstigen Weiler<br />

unmittelbar vor der Gründungsstadt<br />

findet. Er wird von einem repräsentativen<br />

Gebäude beherrscht, das der<br />

frühere Riedlinger Bürgermeister<br />

Wegscheider im 18. Jahrhundert erbauen<br />

ließ. Der Wochenmarkt wird<br />

an drei Seiten eingefaßt vom Spital<br />

und seinen Nebengebäuden. Klein,<br />

aber ursprünglich von großer Bedeutung<br />

ist der Haldenplatz, der direkt<br />

neben dem früheren Rathaus liegt.<br />

Hier standen die Brotlauben, außerdem<br />

ein Vorgänger des heutigen<br />

Schwedenbrunnens, von dem 1836<br />

berichtet wird, daß an ihm auf einer<br />

doppelten Bank Fische verkauft worden<br />

seien. Ein großer Platz innerhalb<br />

der Altstadt ist heute auch der<br />

Raum zwischen Rathaus und Kirche.<br />

Hier lag bis 1787 der ummauerte<br />

Friedhof.<br />

■ Zahlreiche Türme beherrschten einst die Silhouette der Stadt, wie<br />

hier Im Osten der Zellemeesturm und der Kirchturm von St. Georg.<br />

■ Das Zwiefalter Tor, entstanden durch einen Umbau der St. Michaelskapelle<br />

1803.<br />

13


■ In diesen beiden Häusern am östlichen Marktplatz ist heute die<br />

Stadtverwaltung untergebracht: bei dem Fachwerkbau handelt es<br />

sich um das einstige „Seelschwesternhaus", der Massivbau mit Staffelgiebel<br />

diente ursprünglich als Korn- und Kaufhaus.<br />

■ In der Rößlegasse stehen die beiden schönsten Ackerbürgerhäuser<br />

der Stadt: rechts die „Rößlescheuer", links das „Haus mit der schönen<br />

Stiege".<br />

Die besondere Bedeutung<br />

des Ortsbildes<br />

Die Stadt Riedlingen hat in beispielhafter<br />

Weise ihr historisches Stadtbild<br />

erhalten. Die wirkungsvolle Höhenlage<br />

über der Donau, die in Teilen<br />

noch erhaltene, die Stadt einst<br />

eindrucksvoll umschließende Befestigung,<br />

historische Ortsstrukturen,<br />

enge Gassen im Wechsel mit weiten<br />

Platzräumen, größtenteils noch mittelalterliche<br />

Bausubstanz und eine<br />

große Zahl hervorragender Einzelbaudenkmale<br />

ergeben ein anspruchsvolles<br />

städtebauliches Gesamtbild.<br />

Die Riedlinger Altstadt ist<br />

daher ein Kulturdenkmal aus wissenschaftlichen,<br />

künstlerischen und heimatgeschichtlichen<br />

Gründen, an dessen<br />

Erhaltung ein besonderes öffentliches<br />

Interesse besteht.<br />

Am 27. Juni 1994 trat die Satzung zur<br />

Erhaltung der Gesamtanlage „Innenstadt"<br />

in Kraft.<br />

Sabine Kraume-Probst M. A.<br />

IDA • Inventarisation<br />

Gartenstraße 79<br />

72074 Tübingen<br />

14


Die Restaurierung der Hölzer<br />

aus dem römischen Weihebezirk<br />

von Osterburken<br />

Wolfgang Frey<br />

Beim Bau einer Straßenbrücke im<br />

Stadtkern von Osterburken (Neckar-<br />

Odenwald-Kreis) wurde 1982 zufällig<br />

ein römischer Inschriftstein entdeckt<br />

— Anlaß zu einer der wichtigsten<br />

Notgrabungen in den 80er Jahren.<br />

Dieser Stein gehörte zu vier Reihen<br />

weiterer Inschriftsteine eines Benefiziarier-Weihebezirks<br />

aus dem<br />

2.Jh. n.Chr. In der Umgebung der<br />

Steine fanden sich viele, gut erhaltene<br />

Baureste aus Holz. Es handelt<br />

sich dabei im wesentlichen um die<br />

hölzernen Fundamente einer Tempelanlage<br />

und eines Fachwerkhauses.<br />

Zwischen den beiden Gebäuderesten<br />

fanden sich auf einem Crabungsareal<br />

von 11 x17 m, das 1983<br />

noch nach Südosten erweitert<br />

wurde, außerdem Ausschalungshölzer<br />

von Abwassergräben, Bretterlagen<br />

verschiedener Bohienwege, hölzerne<br />

Einzäunungen und zahlreiche<br />

bearbeitete Holzstücke, die als Baureste<br />

anzusprechen sind (Abb. 1). Insgesamt<br />

wurde ein Volumen von etwa<br />

11 m 3 Feuchtholz geborgen, darunter<br />

Eichenbalken von bis zu 8 m<br />

Länge und 0,35 m Stärke. Die größten<br />

Stücke waren grob behauene<br />

Wurzelstöcke, die — unter einem<br />

Schwellbalken des Fachwerkhauses —<br />

sein Absacken im Morast verhindern<br />

sollten, immer wieder hat die Kirnau,<br />

die durch Osterburken fließt, den Talgrund<br />

überschwemmt. So bildete<br />

sich seit römischer Zeit bis heute eine<br />

drei bis vier Meter dicke Schwemmschicht,<br />

in der das Gelände mitsamt<br />

den Bauten des römischen Weihebezirks<br />

allmählich versunken war. Die<br />

Ablagerungen blieben wasserführend<br />

und waren das ideale Medium<br />

für die Erhaltung des darin eingeschlossenen<br />

organischen Materials.<br />

Auch während der Ausgrabung<br />

mußte ständig Wasser abgepumpt<br />

werden, das aus den tieferen Bodenschichten<br />

sprudelte.<br />

Die Konservierung von<br />

Feuchtholz<br />

Hölzerne Objekte, die sich in feuchtem<br />

bis nassem Boden erhalten haben,<br />

können nicht einfach an der<br />

Luft getrocknet werden. Man muß ihnen<br />

vor dem Trocknungsvorgang<br />

eine spezielle Behandlung zukommen<br />

lassen. Frisches Baumholz besteht<br />

aus Zellen, die von einem harten<br />

Stützgerüst, dem Lignit, umge-<br />

15


en sind. Ein System von Kapillaren<br />

versorgt die Zellen mit Wasser und<br />

den nötigen Nährstoffen. Im trockenen<br />

oder erdfeuchten Boden werden<br />

Hölzer durch die dort vorhandenen<br />

Organismen vollständig abgebaut.<br />

Liegen die Hölzer jedoch im<br />

Wasser oder in stark wässrigem,<br />

sumpfigem Boden, so findet nur ein<br />

Teilabbau statt. Das Zellplasma wird<br />

allmählich durch Wasser ersetzt und<br />

das Lignit aufgeweicht. Äußerlich<br />

sieht das Holzstück bis auf eine mögliche<br />

Dunkelfärbung oft völlig intakt<br />

aus. Wird es aber getrocknet, dann<br />

verdunstet das Wasser aus den Zellen<br />

durch feinste Öffnungen. Im Zellinneren<br />

entsteht ein Unterdruck, weil die<br />

Poren zu eng sind, um einen Druckausgleich<br />

zuzulassen. Die weiche<br />

Stützsubstanz um die Zelle gibt nach,<br />

und die Zelle fällt zusammen. Das<br />

Material zieht sich zusammen und<br />

bedingt starke Verformungen und<br />

Risse In den Objekten. Das Schadensbild<br />

reicht von Schrumpfungen quer<br />

zur Faser über Ablösungen ganzer<br />

Teile bis hin zur völligen Zerstörung<br />

des Objekts. Wie kann man aber verhindern,<br />

daß die Zellen kollabieren?<br />

Einerseits kann man das Wasser so<br />

schonend aus der Zelle entfernen,<br />

daß sich kein Druckunterschied zwischen<br />

innen und außen aufbaut; andererseits<br />

kann man aber auch versuchen,<br />

eine wasserverträgliche Substanz<br />

eindringen zu lassen, die beim<br />

Trocknen fest wird und die Zellwand<br />

stützt. Im folgenden sollen die wichtigsten<br />

Konservierungsverfahren kurz<br />

vorgestellt werden.<br />

Das Gefriertrocknungs-Verfahren ist<br />

eine Technik, die aus der Lebensmittelindustrie<br />

kommt (Anwendung<br />

z. B. bei der Herstellung von löslichem<br />

Kaffee). Das Objekt wird tiefgefroren<br />

und im Vakuum getrocknet.<br />

Dabei geht das Wasser vom eisförmigen<br />

Zustand sofort in den gasförmigen<br />

über. Ein Zusammenfallen der<br />

Zellen wird verhindert, da sich im Vakuum<br />

kein Druckunterschied aufbauen<br />

kann. Bis jetzt konnten aber<br />

nur kleinere Holzobjekte mit diesem<br />

Verfahren behandelt werden.<br />

Bei den folgenden Methoden wird<br />

eine Stützsubstanz in die Zellen einelagert.<br />

Hier kann man auf ein gröeres<br />

Repertoire an Verfahrensweisen<br />

zurückgreifen, für die auch<br />

schon eine langjährige Erfahrung besteht.<br />

Es wurde bereits erfolgreich mit<br />

wasserlöslichen Stoffen gearbeitet.<br />

Auch wasserverträgliche Kunstharze,<br />

die in den Zellen <strong>zum</strong> Aushärten gebracht<br />

werden, kamen <strong>zum</strong> Einsatz.<br />

Der bekannteste dieser Einlagerungsstoffe<br />

ist wohl das Polyethylenglykol,<br />

kurz PEG genannt. Es wurde <strong>zum</strong> ersten<br />

Mal als Konservierungsstoff für<br />

das 1961 aus dem Stockholmer Hafen<br />

■ 2 Holzkonservierung in der Garage des<br />

LDA in Karlsruhe; rechts großes Becken, im<br />

Hintergrund kleines Becken.<br />

16


geborgene schwedische Kriegsschriff<br />

„Wasa" aus dem 17. Jh. verwendet.<br />

PEG ist ein zweiwertiger Alkohol, der<br />

in Molekülketten verschiedener Länge<br />

vorliegt und sehr gut wasserlöslich<br />

ist. Je nach Größe der Moleküle ist er<br />

flüssig bis wachsartig. Die großen<br />

Schiffsteile der „Wasa" besprühte<br />

man mit einer PEC-Lösung, während<br />

die kleineren komplett in die Lösung<br />

eingelegt wurden. Nach dreißig Jahren<br />

Restaurierung ist das Schiff unlängst<br />

fertig restauriert worden.<br />

Aus der Textilindustrie stammen wasserverträgliche<br />

Kunststoffe, mit denen<br />

gute Konservierungsergebnisse<br />

erzielt wurden. Sie gelangen über<br />

das Tränkungswasser in die Zellen,<br />

wo sie nach dem Aushärten die Zellwände<br />

versteifen. Das Holz wird<br />

nach dem Trocknen sehr hell, aber<br />

auch leicht wie Balsahoiz. Der Nachteil<br />

ist, daß die Kunststoffe, was ihre<br />

Verarbeitung betrifft, gesundheitlich<br />

nicht unbedenklich sind. Weiter ist<br />

nur noch ein Fabrikat erhältlich, und<br />

auch dieses wurde eine Zeitlang<br />

nicht mehr hergestellt.<br />

Seit einiger Zeit setzt sich Haushaltszucker<br />

als Konservierungsmittel für<br />

Feuchthölzer durch. Er ist sehr gut<br />

wasserlöslich, dringt gut ins Holz ein<br />

und kristallisiert beim Trocknen in<br />

der Zelle aus. Das Holz hat anschließend<br />

eine natürliche Farbe, behält<br />

sein Gewicht und schrumpft kaum<br />

oder überhaupt nicht. Dieses Verfahren<br />

ist keineswegs neu, ist aber in<br />

Westeuropa in Vergessenheit geraten,<br />

weil man hier einen besseren Zugang<br />

zu den Produkten der chemischen<br />

Industrie hatte. In Osteuropa,<br />

wo die Geldmittel rar waren, mußte<br />

man sich nach billigeren Stoffen umsehen<br />

und hat deshalb schon länger<br />

mit Zucker gearbeitet.<br />

Die Einrichtung der Holzkonservierungsanlage<br />

in<br />

Karlsruhe<br />

Wegen der Bedeutung des Osterburkener<br />

Befundes für die Erforschung<br />

der römischen Holzbautechnik war<br />

es von Anfang an klar, daß nahezu<br />

alle Holzfunde erhaltenswürdig sind.<br />

Ihre Konservierung sollte in Karlsruhe<br />

bei der Archäologischen <strong>Denkmalpflege</strong><br />

durchgeführt werden. Nun<br />

war das Referat gerade in ein neues<br />

Haus eingezogen, in dem auch eine<br />

neu konzipierte Werkstatt untergebracht<br />

ist. Wohl war vorgesehen, daß<br />

man etwaige Feuchtholzfunde in der<br />

Werkstatt behandeln könnte. Mit soviel<br />

Material auf einmal hatte aber niemand<br />

gerechnet. Wir überlegten<br />

uns, welcher Raum überhaupt Platz<br />

für die Aufstellung großer Tränkungs-<br />

becken bot und fanden als einzige Alternative<br />

die für den Dienstwagen<br />

vorgesehene Garage.<br />

Freundlicherweise erklärte sich das<br />

Badische Landesmuseum Karlsruhe<br />

bereit, Räume für die Zwischenlagerung<br />

der Hölzer zur Verfügung zu stellen,<br />

die nicht sofort restauriert werden<br />

konnten.<br />

Wir schätzten, daß jeweils etwa ein<br />

Viertel oder ein Drittel des Materials je<br />

Tränkungsgang in unsere Konservierungswannen<br />

passen würde. Der Rest<br />

mußte bis zur Behandlung im Wasser<br />

gelagert werden. Dazu bestellten wir<br />

zwei Kinderplanschbecken mit je<br />

9000 Liter Fassungsvermögen, die unsere<br />

Hölzer bequem aufnahmen<br />

(Abb. 3). Die Becken wurden bis zur<br />

vollständigen Bedeckung des Fundgutes<br />

mit Wasser aufgefüllt, in das wir<br />

zur Verhinderung von Algenbefall ein<br />

Desinfektionsmittel gaben.<br />

Bei der Konservierung entschieden<br />

wir uns für eine Kalttränkung mit<br />

PEG. Das schien uns Mitte der 80er<br />

Jahre die Methode zu sein, die am<br />

einfachsten und schnellsten realisierbar<br />

war. Heute hätten wir uns wahrscheinlich<br />

für die Zuckertränkung entschieden.<br />

Damals war dieses Verfahren<br />

hier jedoch noch nicht bekannt.<br />

Beeinflußt wurde unsere Entscheidung<br />

auch durch die Tatsache, daß<br />

■ 3 Kinderplanschbecken als Zwischenlager<br />

im Depotraum; links fertig konservierte<br />

Hölzer, in Regalen sortiert.<br />

17


■ 4 Gereinigte und konservierte Teile eines<br />

Holzbretts, für die Dokumentation zusammengelegt.<br />

man am <strong>Württemberg</strong>ischen Landesmuseum<br />

in Stuttgart schon lange<br />

Jahre mit PEG arbeitete, und uns<br />

freundlicherweise die dortigen Erfahrungen<br />

mitteilte. Im wesentlichen haben<br />

wir uns an dieser Anlage orientiert.<br />

Als Tränkungsbehälter bestellten wir<br />

zwei große, glasfaserverstärkte Kunststoffwannen<br />

(Abb. 2). Die kleinere<br />

Wanne mit einem Fassungsvermögen<br />

von 2500 Litern kam aus der Serienproduktion<br />

und war vergleichsweise<br />

preisgünstig. Die größere mit<br />

3,5 m Länge und 3500 Litern Inhalt,<br />

die die langen Schwellbalken aufnehmen<br />

sollte, mußte extra angefertigt<br />

werden, da sie bei den verlangten<br />

Maßen besondere Verstärkungen<br />

brauchte. Weiter besorgten wir einen<br />

Werkstattkran mit einer Tragkraft von<br />

maximal 500 kg. Das erschien damals<br />

als günstigste Lösung, um die<br />

schweren Balken in die Wannen zu<br />

heben. Für die Durchmischung des<br />

Tränkungsmittels installierten wir<br />

eine Schraubenspindelpumpe. Das<br />

Gerät wurde zwar von der Herstellerfirma<br />

als für unsere Zwecke geeignet<br />

bezeichnet; wir halten inzwischen<br />

aber eine einfache Wasserpumpe für<br />

landwirtschaftliche Zwecke für geeigneter.<br />

Die Bergung der Hölzer<br />

Allen Hölzern war eines gemeinsam:<br />

sie durften nicht austrocknen. Deshalb<br />

wurden sie gleich nach der Bergung<br />

in Baufolie eingepackt, die<br />

auch <strong>zum</strong> Schutz vor Beschädigung<br />

beim Transport diente. Mit einem Folienschweißgerät<br />

wurden die Hüllen<br />

schließlich luftdicht verschlossen.<br />

Während die kleineren Teile nach ihrer<br />

Dokumentation einfach geborgen<br />

werden konnten, mußten bei<br />

den Balken andere Maßnahmen ergriffen<br />

werden. Zuerst zerteilten wir<br />

die langen Schwellbalken in Stücke,<br />

die in unsere Tränkungswanne paßten.<br />

Da der größere Teil des römischen<br />

Fachwerkhauses unter einer<br />

modernen Straße liegt und nicht ausgegraben<br />

werden konnte, mußten<br />

die Balken auf jeden Fall abgesägt<br />

werden. Zudem wurden an den<br />

Trennstellen gleich die Proben für die<br />

dendrochronologischen Untersuchungen<br />

entnommen.<br />

Problematischer gestaltete sich die<br />

Bergung der langen Grabenauskleidungen<br />

und Zäune: sie bestehen aus<br />

Brettern, die mit Eisennägeln auf Latten<br />

befestigt sind. Auch diese Elemente<br />

haben wir geteilt, die Partien<br />

jeweils in der Befundanordnung auf<br />

Schalbretter gelegt und in Folie luftdicht<br />

verschweißt. Ein aufgenagelter<br />

Rand aus Dachlatten verhinderte ein<br />

Verrutschen auf der Unterlage. Alle<br />

getrennten Teile sollen, nachdem sie<br />

konserviert sind, wieder zusammengesetzt<br />

werden.<br />

Die Dokumentation<br />

Vor der Einlagerung der Objekte in<br />

die verschiedenen Becken (für die<br />

Zwischenlagerung wie auch für die<br />

Konservierung) wurden die Teile von<br />

anhaftender Erde gereinigt und vermessen<br />

(Abb. 4). Für die Markierung<br />

verwendeten wir Buchstabenprägeband,<br />

in das mit einer Prägemaschine<br />

die Fundnummer eingedrückt<br />

wurde. Diese Schildchen haben wir<br />

mit Messingnägeln befestigt, weil das<br />

PEG Eisenstifte sehr schnell auflöst.<br />

Von ausgewählten Stücken entnahmen<br />

wir Proben für die Alters- und<br />

Holzartenbestimmung, die an der<br />

Universität Hohenheim durchgeführt<br />

wurde. Die Proben sollen später<br />

wieder eingesetzt werden.<br />

Von den Bauteilen, die wir als Teilkomplexe<br />

auf Schalbrettern gesichert<br />

hatten, fertigten wir Zustandsskizzen<br />

an, um sie später wieder richtig<br />

zusammensetzen zu können. Für<br />

die bautechnische Auswertung wurden<br />

außerdem noch sämtliche Fundstücke<br />

auf Videoband festgehalten<br />

(Abb. 5).<br />

Ferner legten wir für die Stücke in<br />

den Becken eine Inventarliste an, die<br />

wir jeweils bei Umlagerung der<br />

Funde auf den neuesten Stand bringen.<br />

In einer weiteren Liste werden<br />

alle Angaben über Tränkungsmittel<br />

und die Konservierungsvorgänge notiert.<br />

Konservierungsverlauf<br />

und Probleme<br />

Die zu behandelnden Hölzer werden<br />

in Wasser eingelegt, dann wird<br />

solange PEG zugegeben, bis etwa<br />

80% Konzentration erreicht sind. Das<br />

erfolgt zweckmäßigerweise so, daß<br />

man immer wieder verdunstetes Wasser<br />

durch Tränkungsmittel ersetzt.<br />

Man verwendet eine Mischung aus<br />

nieder- und hochmolekularem Alkohol,<br />

wobei der hygroskopische, niedermolekulare<br />

Alkohol tief in den<br />

Holzkern eindringt und als Regulator<br />

für den Wasserhaushalt sorgt, während<br />

der härtere, höhermolekulare<br />

der Festigung der meist weicheren<br />

Außenschichten dient. Nach Beendigung<br />

der Tränkung werden die Hölzer<br />

schonend getrocknet, wobei<br />

aber eine vollständige Trocknung<br />

nicht erreicht wird und <strong>zum</strong> Zweck<br />

der Regulierung des Feuchtigkeitshaushalts<br />

im Holz auch nicht erwünscht<br />

ist.<br />

18


Die Tränkung begannen wir mit einer<br />

zehnprozentigen PEC-Wasser-<br />

Mischung. War genügend Wasser<br />

aus den Becken verdunstet, wurde<br />

mit reinem PEG nachgefüllt. Unsere<br />

Garage ist aber klein und schlecht<br />

durchlüftet, so daß die Verdunstung<br />

nur langsam vonstatten ging. Deshalb<br />

ließen wir einen Heizkörper installieren.<br />

So konnte während der<br />

Heizperiode im Winter eine deutliche<br />

Beschleunigung der Wasserverdunstung<br />

erreicht werden, was sich<br />

entsprechend auf die ganze Konservierungszeit<br />

auswirkte. Trotzdem dauerte<br />

die Konservierung aber noch<br />

doppelt so lange wie die erwarteten<br />

drei Jahre, nämlich sechs Jahre für<br />

den ersten Durchgang!<br />

Ein weiteres Problem tauchte bei den<br />

Kinderplanschbecken auf. Nach acht<br />

Jahren stellten wir bei der Leerung eines<br />

Beckens zu unserer Überraschung<br />

fest, daß die in die Blechzarge<br />

des Beckens eingehängte Folie<br />

sehr schnell gealtert und hart und brüchig<br />

geworden war. Es war nur noch<br />

eine Frage der Zeit, wann die Folie<br />

aufgebrochen und das Wasser ausgelaufen<br />

wäre. Das eine verbliebene<br />

Becken bekam daraufhin von einer<br />

Spezialfirma eine neue, dauerhafte<br />

Auskleidung.<br />

Aufbewahrung der fertig<br />

konservierten Hölzer<br />

Die fertigen Hölzer werden aus den<br />

Becken entnommen, überschüssiges<br />

Tränkungsmittel abgewaschen<br />

(Abb. 6). Im Depot des Badischen<br />

Landesmuseums wurden für die Lagerung<br />

der kleineren Hölzer Regale<br />

aufgestellt, die, um ein allzu rasches<br />

Austrocknen zu verhindern, mit Malerfolie<br />

abgedeckt wurden (Abb. 3).<br />

■ 5 Dokumentation der Konservierung<br />

der Bauhölzer mit Videofilm.<br />

So lagern die Objekte luftig, bei<br />

gleichbleibenden klimatischen Verhältnissen.<br />

In den Fächern sind sie<br />

nach Fundnummern sortiert, so daß<br />

ein Bearbeiter leicht das gesuchte<br />

Stück finden kann. Eine weitere restauratorische<br />

Bearbeitung wird sich<br />

dann evtl. anschließen, wenn, wie geplant,<br />

bestimmte Stücke im Osterburkener<br />

Museum ausgestellt werden.<br />

Wird Feuchtholz in Zukunft<br />

nur noch mit Zucker konserviert?<br />

Bei einer weiteren Notgrabung im<br />

Weihebezirk von Osterburken im<br />

Jahr 1986 kamen nochmals kleinere<br />

Holzobjekte zutage. Sie wurden zusammen<br />

mit anderen Fundstücken —<br />

jetzt aber mit Zuckerlösung — konserviert.<br />

Bereits nach etwa halbjähriger<br />

Behandlung waren sie fertig konserviert<br />

und trocken. Die Stabilität der<br />

Funde ist ausgezeichnet, und ihr Aussehen<br />

ist sehr natürlich. Es stellt sich<br />

die Frage, ob nicht der verbliebene<br />

Rest der Hölzer aus dem Weihebezirk<br />

mit Zucker getränkt werden soll.<br />

Bis jetzt ist aber noch nicht bekanntgeworden,<br />

daß Balken dieser Größe<br />

auf diese Weise konserviert worden<br />

sind. Auch haben wir noch genügend<br />

PEG für den dritten und letzten<br />

Behandlungsgang, mit dem dann<br />

alle Osterburkener Hölzer fertig behandelt<br />

sind. Die Entscheidung über<br />

das weitere Vorgehen muß allerdings<br />

erst in drei Jahren gefällt werden,<br />

wenn der jetzt laufende zweite<br />

Durchgang mit PEG beendet sein<br />

wird. Nach den bisherigen positiven<br />

Erfahrungen kann die Konservierung<br />

mit Rübenzucker aber auch bei uns<br />

das Verfahren der Zukunft sein.<br />

Literatur:<br />

E. Schallmayer u. a.. Der römische Weihebezirk<br />

von Osterburken. Bd. 1 u. II. Forschungen<br />

und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 40 u. 49<br />

(Stuttgart 1990; 1994).<br />

E. Schallmayer, Ein Kultzentrum der Römer<br />

in Osterburken, In: Der Keltenfürst von<br />

Hochdorf, Methoden und Ergebnisse der<br />

Landesarchäologie (Stuttgart 1985) 377ff.<br />

B. Urbon, Eine Einrichtung für die Konservierung<br />

feuchter Hölzer mit Polyglykol. Arbeitsblätter<br />

für Restauratoren, 2, 1971, Gruppe 8,<br />

50ff.<br />

D. Ankner, Zur Konservierung vorgeschichtlicher<br />

Feuchtholzfunde. Arbeitsblätter für Restauratoren,<br />

1,1972, Gruppe 8, 58 ff.<br />

Anna M. Rosenqvist, Versuche zur Konservierung<br />

von Naßhölzern durch Gefriertrocknung.<br />

Arbeitsblätter für Restauratoren, 2,<br />

1973, Gruppe 8, 69 ff.<br />

H. Ebert, Zur Feuchtholzkonservierung. Arbeitsblätter<br />

für Restauratoren, 1, 1977,<br />

Gruppe 8, 78ff.<br />

■ 6 Fertig restaurierte Teile von Zaunpfosten<br />

aus dem Weihebezirk.<br />

P. Hoffmann, Zur Restaurierung mittelalterlicher<br />

Daubengefäße mit Polyetylenglykol. Arbeitsblätter<br />

für Restauratoren, 2, 1984,<br />

Gruppe 8, 98ff.<br />

Hans-Otto Nielsen, Die Konsetvierung des<br />

Wikingerschiffes und der Naßholzfunde aus<br />

dem Hafen von Haitabu. Arbeitsblätter für<br />

Restauratoren, 1, 1985, Gruppe 8,128ff.<br />

M. Dumkow und H. Preuß, Konservierung<br />

von Naßholz mit Rübenzucker. Arbeitsblätter<br />

für Restauratoren, 1, 1990, Gruppe 8,<br />

186 ff.<br />

Lars-Ake Kvarning, Bergung und Restaurierung<br />

der „Wasa". Spektrum der Wissenschaft,<br />

Dezember 1993, 76 ff.<br />

Wolfgang Frey<br />

LDA • Archäologische dIo<br />

<strong>Denkmalpflege</strong><br />

Amalienstraße 36<br />

76133 Karlsuhre<br />

19


Das „Sommercafe'' in <strong>Baden</strong>weiler,<br />

Ein frühes Beispiel progressiver Nachkriegsarchitektur<br />

Wolfgang Kaiser<br />

■ 1 Hauptfassade des Sommercates. Es<br />

steht heute unter hochgewachsenen Bäumen.<br />

Nahe dem östlichen Ortsrand von <strong>Baden</strong>weifer<br />

steht ein kleines, elegant<br />

geschwungenes, großzügig durchfenstertes<br />

Gebäude, dessen ursprüngliche<br />

Bestimmung und architekturgeschichtliche<br />

Bedeutung<br />

kaum einer der Vorübergehenden<br />

erahnt. Seine Entstehung reicht zurück<br />

in die frühe Nachkriegszeit, die<br />

geprägt war durch allgegenwärtigen<br />

Mangel und bittere Not.<br />

Vorgeschichte<br />

Relativ unbeschadet hatte der Kurort<br />

<strong>Baden</strong>weiler als sogenannter Lazarettort<br />

den Weltkrieg überdauert, als er<br />

Mitte April 1945 von französischen<br />

Truppen besetzt wurde. Viele der großen<br />

Hotels und Sanatorien waren in<br />

Militärkrankenhäuser umgewandelt<br />

und durch Schwerstverwundete belegt.<br />

Das am östlichen Ortsrand befindliche<br />

Sanatorium „Haus Waldeck",<br />

in dessen unmittelbarer Nähe<br />

das uns beschäftigende Gebäude errichtet<br />

wurde, hatte eben dieses<br />

Schicksal erfahren; nach 1945 wurde<br />

es durch die französische Besatzung<br />

beschlagnahmt.<br />

Im Gegensatz <strong>zum</strong> unversehrt gebliebenen<br />

Kur- bzw. „Lazarettort" <strong>Baden</strong>weiler<br />

hatte die Universitätsstadt Freiburg<br />

schreckliche Zerstörungen erfahren.<br />

Freiburg war am 1. Dezember<br />

1945 Regierungs- bzw. Verwaltungszentrum<br />

des französisch besetzten<br />

„Pays Bade" geworden. In dieser<br />

größtenteils in Trümmern liegenden<br />

Stadt traf 1947 der ein Jahr zuvor aus<br />

der Kriegsgefangenschaft entlassene<br />

35jährige Architekt Horst Linde, der<br />

unseren kleinen Bau in <strong>Baden</strong>weiler<br />

als Erstlingswerk bauen sollte, den<br />

Physiker Professor Gentner, Prorektor<br />

der Universität. Gentner machte<br />

Linde das Angebot, beim Wiederaufbau<br />

der Universität mitzuwirken.<br />

Etwa zur gleichen Zeit lernte Horst<br />

Linde den von der französischen Besatzung<br />

eingesetzten Bürgermeister<br />

von <strong>Baden</strong>weiler, Dr. Ernst Eisenlohr,<br />

kennen. Eisenlohr bat Linde, damals<br />

noch gültige Bebauungs- bzw. Entwicklungspläne<br />

aus den dreißiger<br />

und vierziger Jahren für den Kurort<br />

um- bzw. neuzubearbeiten. Auf die<br />

vorhandenen Grünanlagen und Freiflächen<br />

Rücksicht nehmend und so<br />

das unverwechselbare Ortsbild <strong>Baden</strong>weilers<br />

wahrend, entwarf Linde<br />

ein neues Konzept. Wie der Architekt<br />

betont, fanden begleitende Gespräche<br />

mit Mitgliedern des <strong>Baden</strong>weiler<br />

Gemeinderates statt, dem auch Dr.<br />

Steffen und Hilly Reiff, ehemals Geschäftsführer<br />

und örtliche Leiterin<br />

des oben erwähnten „Haus Waldeck"<br />

angehörten. Auf diese Weise<br />

wurde Linde mit den Leitern des beschlagnahmten<br />

Sanatoriums bekannt.<br />

20


■ 2 Zum Tal hin ist der Castraum durch<br />

große Fenster weit geöffnet.<br />

■ 3 V-förmige Streben gliedern die Fassade<br />

und steifen das Gebäude aus.<br />

Entsteh u ngsgeschichte<br />

Durch die Requirierung von „Haus<br />

Waldeck" war Oberschwester Reiff<br />

brotlos geworden. Um sich ein<br />

neues Auskommen zu schaffen,<br />

spielte sie mit dem Gedanken, sich<br />

ein Cafe einzurichten bzw. erbauen<br />

zu lassen. Als Baugelände war an ein<br />

gesellschaftseigenes Grundstück —<br />

gegenüber dem Hauptbau des Sanatoriums<br />

— in der Badstraße gedacht.<br />

Mit der Bitte um Baupläne wandte<br />

sich H. Reiff an den ihr aus den Gemeinderatssitzungen<br />

bekannten<br />

Horst Linde. Vorgabe und wesentliches<br />

Anliegen war, daß der Bau mit<br />

möglichst geringem finanziellem Aufwand<br />

verwirklicht werden sollte.<br />

Horst Linde erklärte sich bereit, Entwürfe<br />

zu fertigen. Dies war nach seiner<br />

eigenen Auskunft Ende 1947, Anfang<br />

1948. Ende 1949 muß das Bauvorhaben<br />

in ein realisierbares Sta-<br />

dium getreten sein — erinnern wir<br />

uns kurz: die Währungsreform war inzwischen<br />

vollzogen, der Parlamentarische<br />

Rat hatte das Grundgesetz verabschiedet,<br />

die Bundesrepublik war<br />

gegründet, eine gewisse Konsolidierung<br />

war eingetreten. So gelang es,<br />

wie die Bauakte beim Gemeindeverwaltungsverband<br />

Müllheim-<strong>Baden</strong>weiler<br />

ausweist, im Frühjahr 1950<br />

den Bauantrag beim Landratsamt<br />

Müllheim zu stellen. Horst Linde war<br />

inzwischen Baurat im Wiederaufbaubüro<br />

der Universität Freiburg. Da<br />

man das Cafe am Waldrand, außerhalb<br />

des Ortsetters, zu errichten<br />

dachte, waren Ausnahmegenehmigungen<br />

seitens der Gemeinde und<br />

der Forstbehörde erforderlich.<br />

Der damals — heute kaum noch vorstellbare<br />

— Mangel an allen Baustoffen<br />

brachte Horst Linde auf den Gedanken,<br />

Backsteine — sie machen ei-<br />

21


■ 4 Die Sparren des Vordaches verjüngen<br />

sich elegant. Ihnen ist eine Matte aus hölzernem<br />

Flechtwerk übergelegt.<br />

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nen wesentlichen Teil des Bauwerkes<br />

aus — eigens von Richard Bampi<br />

fertigen zu lassen. (Richard Bampi,<br />

ein Schüler Max Laeugers, war ein Keramikkünstler,<br />

der in den ersten Nachkriegsjahren<br />

ohne Aufträge und dementsprechend<br />

in größter wirtschaftlicher<br />

Not lebte.) Die einzelnen Steine<br />

wurden handgefertigt, alle in Nuancen<br />

farblich unterschieden. Sie waren<br />

glasiert und an ihren Vorderseiten<br />

teilweise mit abstrakten Reliefierungen<br />

versehen. Unter persönlicher<br />

Aufsicht von Richard Bampi vermauerte<br />

ein örtlicher Handwerker nach einer<br />

genau durchdachten Komposition<br />

des Künstlers die Backsteine.<br />

Für die Fundamente des Baus sah<br />

man Stampfbeton vor. Der zur Talseite<br />

hin als kleine Terrasse vorkragende<br />

Fußboden des Gebäudes<br />

sollte in Spannbeton hergestellt werden.<br />

Da der örtliche Maurermeister<br />

in der Spannbetontechnik noch völlig<br />

unerfahren war, war es nötig, ihn<br />

unmittelbar anzuleiten. Dies übernahm,<br />

wie Linde heute erzählt, in seinem<br />

Auftrag der Architekt Albrecht<br />

Haas. Haas ist später selbst durch<br />

Schul- und Universitätsbauten (u. a.<br />

die Robert-Koch-Klinik und die Universitätsbibliothek<br />

Freiburg) bekannt<br />

geworden. Im Baugesuch hieß es,<br />

daß das Cafe im Aufgehenden aus<br />

sichtbarem, sauber gemauertem<br />

Backsteinmauerwerk gefertigt werde,<br />

das Holzwerk natur bleiben solle<br />

und es nicht beabsichtigt sei, eine<br />

Heizung einzubauen. Wie der Entwurf<br />

aber ausweist, war an einen offenen<br />

Kamin als Heizmöglichkeit gedacht.<br />

Das „Sommercafe" — es wird<br />

auf den Entwürfen auch „Sonnencafe"<br />

genannt — wurde noch im Jahre<br />

1950 vollendet und erfreute sich großer<br />

Beliebtheit, insbesondere bei<br />

Spaziergängern, die auf der Wald-<br />

straße von <strong>Baden</strong>weiler nach dem nahen<br />

Dorf Schweighof promenierten.<br />

Um den Bauaufwand so niedrig wie<br />

möglich zu halten, verzichtete man<br />

auf eine große Küche; Kuchen und<br />

Konditoreiwaren dachte man andernorts,<br />

angeblich im Haus von Schwester<br />

Reif, herzustellen. Bereits nach<br />

kurzer Zeit stellte sich heraus, daß die<br />

Küche, die lediglich aus Anrichte und<br />

Spüle bestand, zu klein war, und so<br />

vergrößerte der <strong>Baden</strong>weiler Architekt<br />

Otto Schweizer, nach Abstimmung<br />

mit Horst Linde, 1958 das Cafe<br />

geringfügig.<br />

Das Sommercafe hat die Jahrzehnte<br />

relativ unbeschadet überdauert. In<br />

den siebziger Jahren gelangte der<br />

Bau zusammen mit dem Sanatorium<br />

„Haus Waldeck" an die Landesversicherungsanstalt<br />

<strong>Baden</strong>, die im Cafe<br />

einen therapeutischen Werkraum<br />

eingerichtet hat. Für die neue Nutzung<br />

als Werkraum wurden die innere<br />

Klinkerwand mit einem weißen<br />

Anstrich versehen und andere kleinere<br />

Veränderungen durchgeführt.<br />

Schäden zeigen sich inzwischen am<br />

hölzernen Flechtwerk des Dachüberstandes,<br />

die jedoch in nächster Zeit<br />

behoben werden sollen. Bäume und<br />

Sträucher in unmittelbarer Umgebung<br />

des Gebäudes sind mittlerweile<br />

so hoch gewachsen, daß das<br />

ehemalige Cafe zu verschwinden<br />

droht und kaum noch Sonnenlicht<br />

zu ihm durchdringen kann. Die<br />

Folge sind erste Anzeichen von<br />

Feuchtigkeit am Verputz der bergseitigen<br />

Wand, gegen die ein Durchforsten<br />

des Baum- und Strauchbestandes<br />

Abhilfe schaffen würde.<br />

Das Bauwerk<br />

Der elegant ausschwingende Caferaum<br />

ist <strong>zum</strong> Tal hin durch große.<br />

22


dreiteilige Fenster stark geöffnet. Auf<br />

diese Weise konnten die Gäste den<br />

freien Ausblick ins Weilertal und zu<br />

den Vogesen genießen. Die großen<br />

Fensterflächen — teilweise sind sie als<br />

Schiebetüren ausgebildet und weit<br />

zu öffnen — werden durch hölzerne<br />

Ständer und verdoppelte Brettstreben<br />

voneinander geschieden. An<br />

den Fußpunkten der Ständer und an<br />

den Sparren des weit vorspringenden<br />

Daches befestigte man die nach<br />

oben leicht ausladenden verdoppelten<br />

Brettstreben. Die aus statischen<br />

Gründen so entstandene V-Form<br />

dient in erster Linie der Aussteifung<br />

des Gebäudes, doch geben die aufsteigenden<br />

Streben dem Cafe etwas<br />

Leichtes, Schwebendes. Leicht zurückversetzt<br />

und untergeordnet ist<br />

die verbretterte Fassade des Küchenteils.<br />

Der Grundriß des Gebäudes macht<br />

deutlich, daß das Cafe fast nur aus<br />

dem elegant geschwungenen, langgezogenen<br />

Gastraum besteht, wobei<br />

letzterer zusammen mit den Küchenund<br />

Toilettenanlagen den Eindruck<br />

zweier sich überschneidender Segmentscheiben<br />

assoziiert. Man betritt<br />

den Gastraum durch eine Tür an der<br />

Schmalseite, zu der eine kleine, vierstufige<br />

Treppe führt. Das Innere<br />

wurde entscheidend durch die von<br />

Richard Bampi geschaffenen Backsteinwände<br />

geprägt. Die Plazierung<br />

der Steine, ihre unterschiedliche Farbgebung<br />

und Reliefierung, auch ihre<br />

Komposition war, wie schon oben gesagt,<br />

künstlerisch gewollt, sozusagen<br />

ein Beispiel für „Kunst am Bau". Etwa<br />

die Mitte der rückwärtigen Backsteinwand<br />

markiert der offene Kamin. Er<br />

ist in seinem unteren Bereich ebenfalls<br />

aus Backsteinen von Bampi gemauert,<br />

oben, als Gegensatz dazu,<br />

mit Rauhputz versehen. Nachdem in<br />

den 80er Jahren der Gastraum weitgehend<br />

weiß gestrichen wurde, kann<br />

man einzig am Kamin die ursprüngliche,<br />

nuancenreiche Farbigkeit der<br />

Bampischen Keramiksteine erkennen.<br />

Relativ dünne, zu den Fenstern<br />

hin strahlenförmig auseinanderlaufende<br />

Sparren gliedern die Decke<br />

des Cafes. Die Felder zwischen den<br />

Sparren sind im Innenraum verputzt,<br />

außen, wo die Balken über die ausschwingenden<br />

Glaswände ausladen<br />

und sich verjüngen, ist ihnen ein hölzernes<br />

Flechtwerk übergelegt, das<br />

die Leichtigkeit und Feinheit des<br />

Baus noch unterstreicht. Zierliche<br />

Korbsessel und Tische, mit denen<br />

das Cafe möbliert war und die von<br />

Horst Linde ausgewählt worden waren,<br />

sind leider nicht mehr vorhanden.<br />

Heute noch wirkt der ehemalige<br />

Gastraum angenehm proportioniert,<br />

nie kommt ein Gefühl von<br />

Enge und Gedrücktheit auf. Durch<br />

die vollständige Durchfensterung<br />

der Talseite fühlte sich derjenige, der<br />

■ 5 Der Aufriß der Hauptfassade vermittelt<br />

eindrucksvoll die Leichtigkeit des Baukörpers.<br />

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23


■ 6 Das Innere des Gastraumes heute.<br />

Strahlenförmig auseinanderlaufende Sparren<br />

gliedern die Decke.<br />

im Gastraum saß, gleichsam in die<br />

freie Natur versetzt, in sie hinausgezogen.<br />

Sein Blick schweifte weit über<br />

das rebenbewachsene Weilertal und<br />

die Rheinebene.<br />

Die Idee<br />

Wer sich mit Kunstwerken, wer sich<br />

mit Architektur beschäftigt, stellt sich<br />

die Frage, welche Vorgaben, Anliegen<br />

und Ziele der Künstler bei der<br />

Konzeption seines Werkes verfolgt.<br />

In der Regel sind wir auf die gewissenhafte<br />

Befragung des Werkes selbst,<br />

auf die Untersuchung der erhaltenen<br />

schriftlichen, bildlichen oder gebauten<br />

Quellen angewiesen. Was das<br />

kleine Cafe in <strong>Baden</strong>weiler betrifft, so<br />

haben wir das Glück, den Architekten<br />

selbst nach seinen damaligen Vorstellungen<br />

und Gedanken fragen zu<br />

können. Wie Horst Linde betont, war<br />

es der Ort mit der herrlichen Aussicht,<br />

welcher ihn dazu bewog, diese<br />

elegant ausschwingende, sich nach<br />

außen öffnende Architektur mit direktem<br />

Bezug zur Natur zu schaffen, das<br />

heißt, die Architektur aus dem Erlebnis<br />

des Ortes zu entwickeln. Wie er<br />

hervorhebt, war das Empfinden des<br />

Bauortes und seiner Lage ein ganz<br />

entscheidendes Kriterium für die<br />

Form des Cafes. Gleichzeitig waren<br />

für ihn aber auch wirtschaftliche Erwägungen<br />

von großer Bedeutung, ein<br />

besonderes Anliegen, das Bauwerk<br />

mit einfachsten Mitteln zu realisieren:<br />

kurze Bauzeit, kostengünstige<br />

Ausführung durch Backstein, Holz,<br />

Beton und Glas. Der Rohbau war<br />

schon Endprodukt. Angestrebt war<br />

eine Reduktion auf das Wesentliche.<br />

Wie Prof. Linde heute ausführt, war<br />

es ihm darüberhinaus ein Anliegen,<br />

Konstruktion und Form miteinander<br />

in Einklang zu bringen. Wichtig für einen<br />

Entwurf war ihm die geistige<br />

Grundlage des betreffenden Gebäudes;<br />

Achitektur war und ist für Linde<br />

nicht in erster Linie ein ästhetisches<br />

Problem; die Auseinandersetzung<br />

mit der Form wird verstanden als Teil<br />

eines umfassenden geistigen Prozesses,<br />

zu dem die Analyse des sozialen<br />

und gesellschaftlichen Umfeldes gehört,<br />

zu dem die angemessene Konstruktion<br />

und das treffende Material<br />

zählen und bei dem nicht zuletzt die<br />

zur Verfügung stehenden Finanzmittel<br />

zu berücksichtigen sind.<br />

In der Tat trägt das „Sommercafe" als<br />

früher Vertreter der progressiven Stilrichtung<br />

der Nachkriegsarchitektur<br />

im Südwesten schon Baugedanken<br />

und Prinzipien in sich, die Linde und<br />

sein Umkreis im Wiederaufbaubüro<br />

der Universität Freiburg sowie in der<br />

Staatlichen Hochbauverwaltung Freiburg<br />

in der Folgezeit immer wieder<br />

vertraten. Gerade in Freiburg und seinem<br />

Umland stehen diese progressiven<br />

Bauten als Gegengewicht zur<br />

konservativen Architekturauffassung,<br />

die insbesondere durch Joseph<br />

Schlippe vertreten wurde. Den Charakter<br />

der Baukunst Lindes, die Leichtigkeit<br />

seiner Architektur — in Grundzügen<br />

schon im „Sommercafe" angedeutet<br />

— vermitteln noch heute eindrucksvoll<br />

u. a. die umlaufende Stützenstellung<br />

im Innern der Ludwigskirche<br />

in Freiburg oder das vermeintlich<br />

schwebende Wellendach des Neuen<br />

Badehauses in <strong>Baden</strong>weiler.<br />

Die Art und Weise, wie sich das „Sommercafe"<br />

seiner Umgebung öffnet,<br />

wie seinem Baukörper jede nennenswerte<br />

Schwere fehlt, ist charakteristisch<br />

für die nach Leichtigkeit, Transparenz<br />

und Weltoffenheit strebende,<br />

an Gedanken des Bauhauses anknüpfende<br />

Nachkriegsarchitektur. In seiner<br />

Form, Konstruktion und Materialauswahl<br />

steht das kleine, an der<br />

Wende von den vierziger zu den fünfziger<br />

Jahren entstandene „Sommercafe"<br />

als beredtes Zeugnis dieser<br />

neuen, progressiven Arcnitekturauffassung.<br />

Dr. Wolfgang Kaiser<br />

LDA • Inventarisation<br />

Sternwaldstraße 14<br />

79102 Freiburg<br />

24


Warum nicht konservieren?<br />

Ute Fahrbach<br />

■ 1 Katholische Kapelle in Haßmersheim-<br />

Hochhausen.<br />

Im Neckar-Odenwald-Kreis wurden<br />

zwischen 1989 und 1993 drei Kirchen<br />

mit Wandmalereien der Jahrhundertwende<br />

saniert. Ihre Problematik<br />

und die unterschiedlichen Restaurierungen<br />

sollen kurz vorgestellt<br />

werden.<br />

Zunächst die katholische Kapelle in<br />

Hoch hausen, einem Ortsteil von<br />

Haßmersheim im Neckartal. Die anspruchslose<br />

Saalkirche von 1815 mit<br />

Dachreiter und angebauter Sakristei<br />

besitzt als größten Schmuck eine Ausmalung<br />

in Leimfarbentechnik. Ihre<br />

genaue Datierung ist unbekannt,<br />

aber der neogotische Stil läßt auf die<br />

Zeit der Jahrhundertwende schließen.<br />

Die Ausmalung ist für diese Zeit<br />

ungewöhnlich hell, sonst aber typisch<br />

mit kräftigen Grundfarben der<br />

Wände und Decken in gelblichem<br />

Ocker, Hellblau, Rosa und Weiß mit<br />

zahlreichen vegetabilischen und architektonischen<br />

Ornamenten in<br />

Schablonentechnik. Später angebracht<br />

wurde ein gemaltes Epitaph<br />

mit Pietä, ebenfalls in neogotischem<br />

Stil. Weiter sind in der Kapelle Fenster<br />

mit Heiligendarstellungen, der neogotische<br />

Altar, eine ältere Kanzel und<br />

Kirchenbänke aus verschiedenen<br />

Epochen erhalten. Da die katholische<br />

Kirchengemeinde von Hochhausen<br />

stets klein und arm war, blieb<br />

der Kapelle das große Ausräumen<br />

und „Weißmachen" der Nachkriegszeit<br />

erspart. Andererseits hatte das<br />

zur Folge, daß der Bauunterhalt vernachlässigt<br />

und die Kirche zuletzt jahrelang<br />

nicht benutzt wurde, wodurch<br />

beträchtliche Schäden entstanden.<br />

Durch Wassereinbrüche sind einige<br />

Fehlstellen an der Malerei zu beklagen.<br />

Allgemeine Feuchtigkeit und<br />

Pilzbefall hatten das Bindemittel der<br />

Farbe gelöst und <strong>zum</strong> Abpudern gebracht.<br />

Das galt besonders für die<br />

dunklen, pigmentreichen Farbschichten.<br />

An der Hangseite waren der Putz<br />

in Sockelhöhe durch aufsteigende<br />

Feuchtigkeit völlig versalzen und die<br />

Malschicht abgefallen.<br />

In den Jahren 1992 und 1993 wurde<br />

die Restaurierung durchgeführt. Die<br />

25


pudernden Farbschichten wurden<br />

gefestigt und an den am meisten reduzierten<br />

Steilen retuschiert. Der abgängige<br />

Sockelputz wurde entfernt<br />

und seine Bemalung rekonstruiert,<br />

ebenso wurde bei den Fehlstellen<br />

verfahren. Retuschen schienen in diesem<br />

Fall angebracht; Bei schablonierter<br />

Malerei gerät man nicht in Gefahr,<br />

die Handschrift eines Künstlers zu verunklären.<br />

Da weite Farbflächen unretuschiert<br />

blieben und die Retuschen<br />

unauffällig angebracht wurden, blieb<br />

der Raumeindruck erhalten. Ein Betrachter<br />

erkennt, daß die Malereien<br />

„alt" sind.<br />

Anders verfuhr man im Falle der katholischen<br />

Kapelle des Hofgutes Kudach,<br />

das zu Walldürn-Altheim im<br />

Bauland gehört. 1278 erstmals erwähnt,<br />

blieb das Hofgut bis heute ein<br />

großer landwirtschaftlicher Betrieb,<br />

auf dem selten mehr als die Familie<br />

des Verwalters bzw. Pächters und das<br />

Gesinde gewohnt haben dürften. Entsprechend<br />

klein ist die 1797 erbaute<br />

Kapelle: Ein Raum von 16 Quadratmetern<br />

mit abgeschrägten Ecken an<br />

der Chorseite, aus Kalk- und Buntsandsteinen<br />

gemauert, nur mit einem<br />

Fugenbestich versehen. Archivalisch<br />

belegt ist eine Renovierung im<br />

Jahr 1852. Damals entstand wohl der<br />

Dachreiter. Schriftliche Quellen über<br />

die heute sichtbare Ausmalung in<br />

Leimfarbentechnik, <strong>zum</strong> Teil frei gemalt,<br />

<strong>zum</strong> Teil schabloniert, gibt es<br />

nicht. Auch sie entstand vermutlich<br />

um die Jahrhundertwende.<br />

Bis <strong>zum</strong> Beginn der Renovierung im<br />

Jahr 1992 war die Kapelle in ziemlich<br />

verwahrlostem Zustand. Durch Erbteilung<br />

gab es mehrere Eigentümer,<br />

weshalb die längst fällige Sanierung<br />

nicht vorgenommen wurde. Schließlich<br />

konnte 1992 der jetzige Pächter<br />

des Hofgutes die Kapelle erwerben<br />

und zusammen mit dem Heimatverein<br />

Altheim und der Stadt Walldürn<br />

sanieren. Augenfälliges Problem waren<br />

die Wandmalereien. Weitgehend<br />

ornamental zeigen sie über einem<br />

rötlichen Sockel gelblich-ockerfarbene<br />

Wände, die mit einem Fugennetz<br />

versehen und in sogenannter<br />

Wickeltechnik belebt sind. Dabei<br />

wird ein Stofflappen in Farbe getaucht<br />

und locker über die andersfarbige<br />

Wandfläche gerollt oder „gewikkelt".<br />

Sockel, Wände, Fensterrahmen<br />

und Decke werden von meist schablonierten,<br />

mehrfarbigen Friesen getrennt.<br />

Ebenfalls von Ornamentbändern<br />

eingefaßt erscheinen an der<br />

Decke frei gemalt das Haupt Christi<br />

und Symbole von Gottvater und Hei-<br />

ligem Geist. Hinter dem, wohl zeitgleich<br />

geschaffenen, Mensenaltar befindet<br />

sich ein gemaltes, dreiteiliges<br />

Maßwerkfenster, das scheinbar den<br />

Blick auf blauen Himmel freigibt.<br />

Verglichen mit Hochhausen waren<br />

die Schäden weit schwerer. Von dem<br />

Putz der Decke war etwa ein halber<br />

Quadratmeter heruntergefallen, entsprechend<br />

waren die Schäden an<br />

den Restflächen. Am Sockel war der<br />

Putz durch Salzausblühungen großflächig<br />

abgeplatzt. Vor allem im Bereich<br />

des gemalten Fensters am Chor<br />

hatte sich die Malschicht blasenförmig<br />

aufgeworfen, durch Wasserflekken<br />

verunklärt, und der Putz war <strong>zum</strong><br />

Teil abgefallen. Durchgehend war<br />

das Bindemittel der Malschicht zerstört,<br />

die Farben kreideten stark ab.<br />

Trotz des schlechten Erscheinungsbildes<br />

beschränkte man sich auf eine<br />

fast nur konservierende Behandlung:<br />

Putz und Malschicht wurden gefestigt<br />

und gereinigt, Retuschen auf der<br />

Malschicht nicht angebracht. Die<br />

stark versalzenen Teile des Sockelputzes<br />

wurden entfernt und zusammen<br />

mit den übrigen Fehlstellen neu verputzt.<br />

Nur diese Stellen wurden im<br />

Grundton der Bemalung retuschiert,<br />

auf weitere Ergänzung wurde verzichtet.<br />

Diese zurückhaltende Behandlung<br />

verdankt die Kapelle übrigens<br />

nicht der Überzeugungsarbeit von<br />

Restaurator und <strong>Denkmalpflege</strong>, sondern<br />

allein den Finanzen: Eine weitere<br />

Retusche hätte der Eigentümer<br />

nicht bezahlen können. Interessanterweise<br />

wurde die Sanierung von allen<br />

Beteiligten und der Bevölkerung<br />

begeistert aufgenommen. Das Landesdenkmalamt<br />

hatte eher Unmut<br />

über den fragmentarischen Zustand<br />

der Malereien befürchtet, <strong>zum</strong>al das<br />

finanzielle Opfer und der Arbeitseinsatz<br />

für die Beteiligten verhältnismäßig<br />

hoch waren.<br />

Bei der 1891 bis 1894 erbauten Katholischen<br />

Pfarrkirche St. Alban in Hardheim,<br />

an der Grenze von Odenwald<br />

und Bauland gelegen, kam derlei Vorgehensweise<br />

zu spät. Die zwischen<br />

1900 und 1916 geschaffenen Wandmalereien<br />

von Augustin Kolb wurden<br />

in den Jahren 1964bis 1968 im Zuge einer<br />

purifizierenden Renovierung weitgehend<br />

abgewaschen. Bei der Untersuchung<br />

wurden nur noch Farbpartikel<br />

und schemenhafte Umrisse gefunden.<br />

Der Kirche, einem gewaltigen<br />

neoromanischen Bau, blieb glücklicherweise<br />

die Innenausstattung mit<br />

Orgel, Gestühl, Verglasung, Altären<br />

usw. erhalten. Die Ausmalung von<br />

Kolb war überaus reich gewesen: Bilderzyklen<br />

in den Kuppeln, der Triforienzone<br />

und dem Chorwaren gemalte<br />

Quader auf den Stützen und Wänden<br />

sowie komplizierte, großflächige<br />

Bandornamente in Gold, Grün, Blau,<br />

Rot und Gelb beigegeben. Ohne diese<br />

Ausmalung, auf Naturstein und<br />

weiß gestrichenen Putz reduziert,<br />

wirkte der Raum langweilig und<br />

plump, was, durch die Verschmutzung<br />

verstärkt, für die Kirchgänger<br />

schließlich unerträglich wurde. Verständlich<br />

war der Wunsch nach einer<br />

dekorativen Neugestaltung des Raumes<br />

anstelle eines bloßen Neuanstrichs.<br />

Die Pfarrgemeinde hätte den<br />

Raum am liebsten „wie früher^' ge-<br />

■ 2 Katholische Kapelle des Hofgutes Kudach.<br />

26


■ Katholische Pfarrkirche St, Alban in Hardheim vor der Purifizierung.<br />

■ Katholische Pfarrrkirche St. Alban in Hardheim<br />

habt, aber das war mangels Befunden<br />

und Dokumentation des alten Zustandes<br />

nicht möglich. Im Laufe der Überlegungen<br />

entstand das Konzept, die<br />

Ornamentik möglichst originalgetreu<br />

zu rekonstruieren und die figürlichen<br />

Darstellungen entweder neu zu gestalten<br />

oder durch Ornamente zu ersetzen.<br />

So wurden in den Kuppeln anstelle<br />

der Szenen aus dem Leben Jesu große,<br />

stilisierte Blumen aufgemalt, im<br />

Chor dagegen Engels- und Apostelfiguren,<br />

die deutlich die Handschrift<br />

des Restaurators zeigen. Ein ganz neuer<br />

Akzent wurde in der Triforienzone<br />

und den Konchen der Seitenchöre gesetzt.<br />

Moderne Mosaiken aus Natursteinen<br />

ersetzen die ehemals gemalten<br />

Bildzyklen. Die farblich zurückhaltenden<br />

Mosaiken passen sich hervorragend<br />

dem lasierend gestrichenen<br />

Buntsandstein und den gemalten Kalksteinquadern<br />

an und sind trotzdem<br />

als Kunstwerke unserer Zeit zu erkennen.<br />

Wir glauben, daß in diesem Fall ein<br />

brauchbarer Kompromiß zwischen<br />

dem Wunsch der Pfarrgemeinde<br />

nach Wiederherstellung des zerstörten<br />

Originals und der Forderung der<br />

<strong>Denkmalpflege</strong>, gewachsene Zustände<br />

nicht durch Rekonstruktionen<br />

zu verunklären, gefunden wurde. Gerade<br />

eine solche Verunklärung haben<br />

wir uns bei der Kapelle in Hochhausen<br />

vorzuwerfen, obwohl oder<br />

vielleicht gerade weil die dortige Restaurierung<br />

sehr zurückhaltend vorgenommen<br />

wurde. Selten konsequent<br />

wurde die Forderung „Konservieren<br />

statt Restaurieren" bei der Kapelle<br />

des Hofgutes Kudach befolgt. Auf<br />

den Punkt brachte es der Vorsitzende<br />

des örtlichen Heimatvereins.<br />

Er meinte <strong>zum</strong> Ergebnis: „Wenn das<br />

alles so perfekt gemalt wäre wie früher,<br />

müßte man ja gar nichts mehr<br />

denken."<br />

Ute Fahrbach<br />

LDA • Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />

Durmersheimer Straße 55<br />

76185 Karlsruhe<br />

27


Die Skulpturen am Freiburger Flughafen-<br />

gebäude: Zum Umgang mit Nazikunst<br />

unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

Leo Schmidt<br />

■ 1 Das ehemalige Empfangsgebäude am<br />

Ortsrand des Freiburger Flugplatzes, erbaut<br />

1939—42, vom Flugfeld aus gesehen. Der verglaste<br />

Anbau vor der Cebäudemitte stammt<br />

aus den 50er Jahren. Zur vorgelagerten Terrasse<br />

führt eine breite, von zwei Skulpturen<br />

flankierte Freitreppe. Foto 1994.<br />

Der Aktenfaszikel C4 Bausachen 11/12/<br />

1 im Stadtarchiv Freiburg erzählt die<br />

Geschichte des ehemaligen Empfangsgebäudes<br />

am Ostrand des Freiburger<br />

Flughafengeländes. Dieser<br />

breit gelagerte, verputzte Bau mit<br />

überhöhtem Mittelabschnitt glänzt<br />

nicht gerade durch anspruchsvolle<br />

oder auch nur interessante Gestaltung;<br />

bemerkenswert ist nur die<br />

große Freitreppe, die von einer dem<br />

Rollfeld zugewandten Terrasse herunter<br />

führt. Auffälligstes Beiwerk dieser<br />

Freitreppe sind zwei Skulpturen auf<br />

den Treppenwangen: Überlebensgroße<br />

Figuren, ein Mann und eine<br />

Frau, die sich <strong>zum</strong> Flugfeld wenden.<br />

Mit vorgereckten Oberkörpern, zurückgeworfenen<br />

Köpfen und angewinkelten<br />

Beinen scheinen die beiden<br />

zu fliegen; Der Wind zerrt an ihren<br />

spärlichen Gewändern, an ihren<br />

Haaren. Nur an wenigen Punkten<br />

sind die beiden durch ihr flatterndes<br />

Gewand mit den schmalen Fronten<br />

der aus großen Blöcken desselben<br />

Sandsteins zusammengefügten Stelen<br />

verbunden, die sie tragen.<br />

Diese Skulpturen und die ganze Treppensituation<br />

sind leicht datierbar: Sie<br />

folgen einem antikischen Repräsentationsmuster,<br />

aber in der kalten Ausprägung,<br />

die für das Dritte Reich typisch<br />

ist. In der Entstehungsgeschichte<br />

des Bauwerks, vor allem in<br />

der Geschichte seines Skulpturenschmuckes<br />

spiegeln sich allerdings<br />

bei genauerer Betrachtung doch<br />

auch einige unerwartete Verbindungen<br />

und Vorgänge wider.<br />

Das Gebäude<br />

Erste Überlegungen der städtischen<br />

Flughafenverwaltung zur Notwendigkeit<br />

eines neuen „Aufnahmegebäudes"<br />

für den Flugverkehr werden im<br />

September 1936 aktenkundig; erste<br />

Entwürfe datieren vom Oktober<br />

1936. Das projektierte Gebäude<br />

sollte einer Vielzahl von Funktionen<br />

dienen. Das Erdgeschoß des Projektes<br />

nennt neben der Empfangs- und<br />

Wartehalle für die Flugreisenden<br />

auch Räume für zahlreiche Dienststellen<br />

wie Flugleitung, Flugplatzkommandant<br />

und Flugleitzentrale, Post,<br />

Zoll, Sanität, Wache, Wetterdienst,<br />

Funkleiter. Das Obergeschoß enthält<br />

insbesondere ein Restaurant nebst<br />

Wohnung für den Wirt und Gästezimmer;<br />

im obersten Geschoß des überhöhten<br />

Mittelabschnitts sollte die<br />

Kreisklimastelle Aufnahme finden.<br />

Für die weitere Bearbeitung des Entwurfs<br />

schlägt der Bauamtsleiter Joseph<br />

Schlippe im Februar 1937 den<br />

Architekten Rudolf Schmid vor, wobei<br />

er sich auf eine Weisung des<br />

Oberbürgermeisters bezieht, daß<br />

freie Architekten für solche Arbeiten<br />

heranzuziehen seien.<br />

Damit treten in der Entstehungsgeschichte<br />

des „Lufthansagebäudes"<br />

zwei Personen auf, die beide von großer<br />

Bedeutung für die Freiburger Architekturgeschichte<br />

im 20. Jahrhundert<br />

sind. Der damals rund 70jährige<br />

Schmid war vor dem Ersten Weltkrieg<br />

der — kunstgeschichtlich gese-<br />

28


■ 2 Die Skulpturen zu beiden Seiten der<br />

Freitreppe entstanden 1939/40, wurden aber<br />

erst 1946 vor dem damaligen französischen<br />

Pilotenkasino aufgestellt.<br />

hen — mit Abstand wichtigste und<br />

kreativste Architekt in Freiburg: Vor allem<br />

Villen, aber auch einige Geschäftshäuser<br />

entstanden nach seinen<br />

Entwürfen. Bemerkenswert ist dabei<br />

seine schrittweise stilistische Entwicklung<br />

vom Jugendstil zu einer Architektur<br />

nach dem Vorbild der Zeit<br />

„um 1800", die allerdings gleichsam<br />

in der Luft liegt, vor allem aber auch<br />

die gestalterische Qualität und individuelle<br />

Gestaltung von Schmids einzelnen<br />

Gebäuden. Nach 1914 baut<br />

Schmid praktisch nichts mehr, obwohl<br />

er noch öfter an Wettbewerben<br />

teilnimmt: Seine Entwürfe bleiben<br />

jetzt aber farblos und schwach — als<br />

ob er seine Kreativität mit der furiosen<br />

Serie von Villenbauten vor dem<br />

Ersten Weltkrieg aufgebraucht hätte.<br />

So weist Schlippe 1937 mit Recht auf<br />

Schmids „totale Arbeitslosigkeit' hin<br />

und darauf, daß dieser seit über zwei<br />

Jahrzehnten keinen städtischen Auftrag<br />

mehr erhalten hat.<br />

Der 1885 geborene Joseph Schlippe<br />

war 1925 als Nachfolger des gleichaltrigen<br />

Karl Gruber in das Amt des Bauamtsvorstandes<br />

berufen worden: Ein<br />

in Baugeschichte promovierter Architekt,<br />

der sich immer auch als <strong>Denkmalpflege</strong>r<br />

verstand. Neben der Fortführung<br />

der Aktivitäten im Siedlungsbau,<br />

die sein Vorgänger schon eingeleitet<br />

hatte, ist Schuppes Hauptleistung<br />

sicherlich die Entwicklung eines<br />

Sanierungs- und Gestaltungskonzeptes<br />

für die Freiburger Altstadt in<br />

den 30er Jahren: Eines Konzeptes,<br />

das er nach 1945 <strong>zum</strong> Wiederaufbauplan<br />

für die kriegszerstörte Innen-<br />

29


stadt weiterentwickelte. Nach seiner<br />

Pensionierung amtierte er noch zwischen<br />

1950 und 1955 als Leiter der<br />

staatlichen <strong>Denkmalpflege</strong> in Südbaden.<br />

In Schmid sieht Schlippe, wie man<br />

späteren Äußerungen entnehmen<br />

kann, einen geistigen Vorläufer; für<br />

ihn repräsentiert er zusammen mit<br />

Karl Cruber und C. A. Meckel die<br />

konservative „Freiburger Schule", der<br />

er selbst sich verpflichtet fühlt. Der<br />

Auftrag an Schmid, den allzu nüchtern-gesichtslosen<br />

Entwurf des Hochbauamtes<br />

künstlerisch zu überarbeiten,<br />

kann Ausdruck dieses Respekts<br />

sein. Jedenfalls liefert Schmid innerhalb<br />

weniger Wochen elf Pläne mit —<br />

so Schlippe — verbesserten, jedenfalls<br />

ganz anders interpretierten Aufrissen<br />

und Grundrissen für das Gebäude.<br />

Die offenkundigsten äußeren<br />

Veränderungen betreffen die Fenster,<br />

die im Erdgeschoß nun Rahmungen<br />

und klassizistische Verdachungen erhalten<br />

haben, und die Traufzone, die<br />

durch ein hohes Brüstungsgesims kaschiert<br />

wird.<br />

Diesen Entwürfen ist aber kein Erfolg<br />

beschieden. Ende Juli 1937 verlautet<br />

aus Berlin, die Ausführung des Gebäudes<br />

sei wegen der Rohstofflage<br />

bis auf weiteres unerwünscht. Gleichzeitig<br />

äußert sich die Landesplanungsgemeinschaft<br />

<strong>Baden</strong> in Karlsrune<br />

zwar lobend über die Standortwahl<br />

des Bauvorhabens und seine Wirkung<br />

in der Landschaft, kritisiert aber<br />

die Architektur, da der Charakter des<br />

reinen Zweckbaus besser <strong>zum</strong> Ausdruck<br />

gebracht werden sollte. Außerdem<br />

sollte auch die Möglichkeit einer<br />

späteren Erweiterung offen blei-<br />

ben, was bei dem gewählten Baustil<br />

nicht gegeben sei. Auch neue, vereinfachte<br />

Pläne von Schmid vom März<br />

1938 finden keine Gnade.<br />

Anfang 1939 wird das Nutzungs- und<br />

Raumprogramm erweitert: Neue<br />

Pläne des Hochbauamtes zeigen<br />

nun zusätzlich ein hohes Sockelgeschoß<br />

aus grobem Sichtquaderwerk,<br />

das eine <strong>zum</strong> Flugfeld vorgelagerte<br />

Terrasse trägt: Eine bisher nicht vorgesehene,<br />

in der Mittelachse vorgelagerte<br />

Freitreppe verbindet Terrasse<br />

und Flugfeld. Dieser Entwurf wird<br />

nun zur Grundlage der Ausführung,<br />

die im Sommer 1939 beginnt.<br />

Der Versuch der städtischen Politiker<br />

und des Bauamtsleiters, dem Gebäude<br />

ein repräsentatives, qualitätvolles<br />

Erscheinungsbild zu geben<br />

und es damit seiner Bedeutung für<br />

den — wie man damals noch home —<br />

zukunftsträchtigen Verkehrsflugplatz<br />

entsprechend zu gestalten, war also<br />

weitgehend fehlgeschlagen. Im Oktober<br />

1939, bereits nach Ausbruch<br />

des Krieges, wurde dennoch ein weiterer<br />

Versuch in dieser Richtung unternommen,<br />

und zwar nunmehr auf<br />

dem Gebiet der „Kunst am Bau".<br />

Die Skulpturen<br />

Aus einer Notiz Schlippes vom 9. Oktober<br />

1939 erfahren wir, daß die Freitreppe<br />

durch flankierende Adler geschmückt<br />

werden sollte; die vorliegenden<br />

Entwürfe des Bildhauers Merten<br />

seien jedoch unbefriedigend.<br />

Auf Vorschlag des Bürgermeisters Dr.<br />

Hofer wünsche der Oberbürgermeister<br />

nunmehr, daß der Bildhauer Hellmuth<br />

Hopp mit der Anfertigung von<br />

Entwürfen zu beauftragen sei. Offen-<br />

■ 3 u. 4 „Der Fliegende" und „Die Schwebende",<br />

von Hellmuth Hopp, 1939/40. Fotos<br />

1994.<br />

30


ar gelingt es, den bereits zur Wehrmacnt<br />

eingezogenen Künstler von<br />

seiner Baukompanie abzuziehen<br />

und für die Aufgabe freizustellen,<br />

denn der Bildhauer vermeldet kurz<br />

darauf in einem enthusiastischen persönlichen<br />

Brief an den Oberbürgermeister<br />

Dr. Kerber, wie erfreut er über<br />

diese Arbeit sei, die gut vorangehe:<br />

Es ist doch etwas anderes, wieder<br />

bildhauerisch mit Dreck umzugehen!<br />

... mit den besten Grüßen, auch<br />

an Ihre Frau, verbleibt mit Heil Hitler!<br />

Ihr ergebener Hellmut Hopp".<br />

Am 17. November 1939 beschreibt<br />

Schlippe die Modelle zu drei Entwürfen,<br />

die der Bildhauer inzwischen fertiggestellt<br />

hat und zur Wahl stellt. Alle<br />

drei beschäftigen sich in unterschiedlicher<br />

Weise mit dem naheliegenden<br />

Thema „Fliegen":<br />

— Der erste und preisgünstigste Vorschlag<br />

ist wiederum ein Adler; „Die<br />

straffe Modellierung des sehnigen<br />

Adlers scheint uns vorzüglich gelungen",<br />

kommentiert Schlippe.<br />

— Der zweite Vorschlag stellt eine sitzende<br />

weibliche Gestalt dar, die mit<br />

der Hand über den Augen <strong>zum</strong> Himmel<br />

aufsieht.<br />

— Die aufwendigste Lösung repräsentiert<br />

eine schwebende weibliche<br />

Gestalt; „Hier hat der Bildhauer sich<br />

in gewissem Sinn an ähnliche Beispiele<br />

auf dem Reichssportfeld erinnert,<br />

bei denen die Plastik nicht als<br />

Freifigur ausgebildet, sondern nahezu<br />

vollplastisch vor den mächtigen<br />

Steinblock gestellt ist, als dessen<br />

Teil sie ausaehauen ist". Die „besonders<br />

gut gelungene" Gestalt erinnere<br />

in ihrer schwAenden Haltung entfernt<br />

an die Nike von Samothrake im<br />

Louvre. „Wenn unsere Mittel diese in<br />

materieller Hinsicht wesentlich größere<br />

Plastik gestatten, würde ich unbedingt<br />

diesen 3. Vorschlag zur Ausführung<br />

empfehlen".<br />

Am 28. November 1939 wird berichtet,<br />

der Oberbürgermeister Dr. Kerber<br />

sowie der Bürgermeister Dr. Hofer<br />

hätten sich nach Atelierbesuch für<br />

den dritten Entwurf entschieden. Der<br />

bisherige knappe Kostenrahmen<br />

wird erweitert; für eine künstlerisch<br />

wertvolle Lösung müsse auch mehr<br />

Geld bereitgestellt werden können.<br />

Man macht sich nun Gedanken über<br />

die Ausführung: Im Gespräch ist zunächst<br />

Kunststein der Firma Brenzinger,<br />

wie er auch schon für zwei Figuren<br />

Hopps am Eingang der Universitätsklinik<br />

verwendet worden sei. Im<br />

Dezember fällt wiederum eine politische<br />

Entscheidung für den bedeutend<br />

teureren Naturstein. Statt des zu-<br />

nächst erwogenen gelblichen Muschelkalks<br />

denkt man im Januar 1940<br />

an roten Untersberger Marmor, aber:<br />

„die Brüche haben auf absehbare<br />

Zeit all ihr Material für die in Berlin anfallenden<br />

Bauaufgaben und Plastiken<br />

dem Generalinspektor der Reichshauptstadt<br />

zugesagt". Hopp legt Proben<br />

von schwärzlich-grünem Odenwälder<br />

Granit und von hellgrauem<br />

Porphyr mit leicht grünlichem Einschlag<br />

aus der Umgebung von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

vor — doch der Granit ist<br />

schwierig zu beschaffen und der<br />

Porphyr mißfällt wegen seiner langweiligen<br />

und leblosen Farbgebung.<br />

Nachdem auch roter Sandstein aus<br />

Alpirsbach, wie ihn die Münsterbauhütte<br />

verwendet, ebenfalls nicht lieferbar<br />

ist, trifft der Oberbürgermeister<br />

schließlich eine Entscheidung zugunsten<br />

von rotem Sandstein aus<br />

dem Maintal.<br />

Inzwischen fertigt Hopp das männliche<br />

Pendant zu der „Schwebenden",<br />

nämlich den „Fliegenden": Bezeichnend,<br />

daß dem Mann jedenfalls im Titel<br />

das aktive Fliegen, der Frau nur<br />

das passive Schweben zugeordnet<br />

wird, wobei jedoch am ausgeführten<br />

Werk kein Unterschied in der Dynamik<br />

der Figuren erkennbar wird.<br />

Auch am Entwurf der weiblichen Figur<br />

wird noch gefeilt. Am 4. März<br />

1940 schreibt Hopp an den Bürgermeister<br />

Dr. Hofer: „Ich wollte Ihnen<br />

nur einige geglückte Photos von der<br />

„Schwebenden" senden. Das Gesicht<br />

habe ich — <strong>zum</strong> Vorteil — ein wenig<br />

noch ,versauert" — eine interessante<br />

Bemerkung, aus der man schließen<br />

darf, daß hinter der arrogant und<br />

kalt wirkenden Miene der Figur wohl<br />

künstlerische Absicht steckt.<br />

Am 22. Juni 1940 wird festgehalten,<br />

daß das Steinmaterial angekommen<br />

und zu dem Bildhauer Messerschmid<br />

gebracht worden ist. Dieser<br />

werde in den nächsten drei bis vier<br />

Wochen die grobe Form der Schwebenden<br />

aushauen; in weiteren vier<br />

Wochen werde dann Hopp die<br />

künstlerische Feinarbeit ausführen.<br />

Die gleiche Arbeit folge dann für die<br />

männliche Figur. Im Spätherbst sei<br />

mit der Aufstellung zu rechnen.<br />

Dieser letzte Satz stellt sich allerdings<br />

als zu optimistisch heraus. Am 20.<br />

März 1941 veröffentlicht die Freiburger<br />

Zeitung — ohne nennenswerten<br />

Kommentar — drei Fotos der Figuren,<br />

die sich immer noch in der Werkstatt<br />

Messerschmids befinden.<br />

Das Umfeld der Figuren<br />

Das Gesamtwerk des Bildhauers<br />

Hopp, der den Krieg nicht überlebt<br />

hat, ist offenbar nicht groß. Zum Ver-<br />

■ 5 Das Modell der „Schwebenden". Foto<br />

wohl 1940, Stadtarchiv Freiburg, M 7023.<br />

■ 6 Die ausgeführte weibliche Figur vor<br />

der Bildhauerwerkstatt, Foto wohl 1940,<br />

Stadtarchiv Freiburg, M 7023.<br />

31


gleich mit den Flugplatzplastiken lassen<br />

sich immerhin einige vorher entstandene<br />

Werke heranziehen: Da ist<br />

zunächst eine monumentale Figur in<br />

der Fassadenmitte des wohl 1938<br />

neuerbauten Kaufhauses Oberpaur<br />

in der Freiburger Kaiser-Josef-Straße,<br />

Die Plastik wurde zusammen mit<br />

dem Gebäude im Bombenkrieg zerstört,<br />

ist aber in guten Fotos überliefert.<br />

Hinzukommen zwei Figuren in<br />

der gewölbten Hauptzufahrt <strong>zum</strong> Gelände<br />

der Universitätsklinik. Diese<br />

nur ein oder zwei Jahre vor den Flugplatzskulpturen<br />

entstandenen Beispiele<br />

bieten aufschlußreiche Möglichkeiten,<br />

die jeweilige Formauffassung<br />

zu vergleichen; Auch hier sind<br />

die menschlichen Figuren — wie die<br />

am Flugplatz — stilisiert und abstrahiert.<br />

Anders ist — natürlich auch themenbedingt<br />

— die ruhige, ruhende<br />

und statische Auffassung der früheren<br />

Figuren, vor allem aber die recht<br />

weiche und rundliche Modellierung<br />

der Gestalten. Die Formenauffassung<br />

erlaubt im Freiburger Kontext den<br />

Vergleich der Oberpaur-Figur etwa<br />

mit der Sitzenden von Arnold Rickert<br />

von 1928, die vor dem Kollegiengebäude<br />

I der Universität an die im Ersten<br />

Weltkrieg gefallenen Hochschulangehörigen<br />

erinnert.<br />

Dagegen thematisieren die Figuren<br />

auf dem Flugplatz die Dynamik des<br />

Fliegens, was natürlich für die Gestaltung<br />

eine andere Ausgangssituation<br />

ergibt. Dennoch ist der Unterschied<br />

in der Körperauffassung und in der Linienführung<br />

unübersehbar: Diese<br />

entblößten Körper zeigen die damals<br />

offiziell geschätzten jugendlichen<br />

Idealgestalten. Die Formen sind abstrahiert,<br />

hart und kantig; die scharfgeschnittene<br />

Linienführung des Faltenwurfs<br />

übersteigert das von Schlippe<br />

ganz richtig gesehene antike Vorbild.<br />

Auch der Vergleich mit zeitgleichen<br />

MonumentalpTastiken der Staatskünstler<br />

Breker und Thorak liegt nicht<br />

fern, wenn auch die Freiburger Skulpturen<br />

glücklicherweise nicht ganz deren<br />

Aggressivität und deren unerträgliches<br />

Pathos ausdünsten.<br />

Das weitere Schicksal der<br />

Skulpturen<br />

Zwischen August 1941 und April<br />

1942 wird das Empfangsgebäude offenbar<br />

mit beträcntlichem Aufwand<br />

<strong>zum</strong> Kasino für die auf dem Freiburger<br />

Flugplatz stationierten Luftwaffenoffiziere<br />

umgebaut. Die Figuren aber<br />

sind selbst im Juli 1942 immer noch<br />

in Messerschmids Atelier. Der Freiburger<br />

Oberbürgermeister versucht nun,<br />

den längst wieder bei der Wehrmacht<br />

diensttuenden Hopp für einen<br />

Arbeitsurlaub von 12—14 Tagen<br />

nach Freiburg zu bekommen, damit<br />

■ 7 Modell des „Fliegenden". Foto wohl<br />

1940, Stadtarchiv Freiburg, M 7023.<br />

er an den „fast fertigen Figuren...<br />

eine letzte Oberflächenbehandlung"<br />

durchführt. Hopp selbst meldet sich<br />

am 25. August brieflich aus dem besetzten<br />

Frankreich beim Oberbürgermeister<br />

und gibt Hinweise, wie seine<br />

Freistellung zu arrangieren sei. Er fügt<br />

hinzu: „Mir und meinen Händen<br />

geht es soweit gut, wenn ich auch bei<br />

Eintritt der nassen und kalten Witterung<br />

wieder Beschwerden in den<br />

Händen bekommen werde. Ich<br />

sehne mich halt ganz mächtig nach<br />

meiner Arbeit und mein stärkster<br />

Wunsch wäre, ganz im Verborgenen<br />

zu leben".<br />

Am 22. September 1942 erhält der<br />

Oberbürgermeister vom Stab des Infanterie-Ersatz-Bataillons<br />

195 einen<br />

militärisch knappen Brief des Inhalts,<br />

daß die Beurlaubung des Gefreiten<br />

Hopp aus dienstlichen Gründen<br />

nicht möglich sei. Danach enthält die<br />

Akte nur noch ein einziges Schreiben:<br />

Am 23. Februar 1946 wendet<br />

sich Schlippe an Lieutenant-Colonel<br />

Pichon, Chef des 33. Escadre de Reconnaissance,<br />

das inzwischen auf<br />

dem Freiburger Flugplatz stationiert<br />

worden ist:<br />

„Das Aufnahmegebäude des Lufthafens,<br />

das kurz vor Kriegsausbruch begonnen<br />

und erst während des Krieges<br />

vollendet wurde, dient derzeit als<br />

Casino. Von dem Gebäude führt<br />

eine breite Freitreppe <strong>zum</strong> Flugplatz<br />

hinab. Beiderseits dieser Freitreppe<br />

sind auf den Treppenwangen Podeste<br />

vorgesehen für zwei Statuen, die<br />

der Bildhauer Hellmuth Hopp als<br />

künstlerischen Schmuck des Gebäu-<br />

des geschaffen hat. Die Figuren versinnbildlichen<br />

das Fliegen und stellen<br />

zwei schwebende Gestalten,<br />

eine männliche und eine weibliche,<br />

dar. Die Plastiken sind vom Künstler<br />

selbst in rotem Sandstein gehauen<br />

worden. Wegen der gerade bei einem<br />

Flughafen zu befürchtenden Bedrohung<br />

durch Fliegerangriffe wurden<br />

diese beiden Kunstwerke noch<br />

nicht aufgestellt, sondern vielmehr<br />

an einem Bergungsort aufbewahrt.<br />

Jetzt ist jedoch wohl die Zeit gekommen,<br />

die beiden Figuren an dem<br />

Platz, für den sie bestimmt und geschaffen<br />

sind, aufzustellen. Das gegenwärtig<br />

von Ihnen benützte Gebäude<br />

wird dadurch einen gewiß<br />

auch Ihnen willkommenen künstlerischen<br />

Schmuck erhalten. Wir sind<br />

auch deshalb an der Aufstellung interessiert,<br />

weil der Bildhauer Hellmuth<br />

Hopp, der künstlerisch begabteste<br />

Bildhauer unserer Stadt, als Soldat in<br />

Cherbourg gefallen ist, wie jetzt wohl<br />

mit Sicherheit angenommen werden<br />

muß. Es ist deshalb auch ein Akt der<br />

Pietät, das letzte Werk dieses jugendlichen<br />

Künstlers an dem Platz aufzustellen,<br />

für den es geschaffen wurde.<br />

■ 8 Figur von Hellmuth Hopp an der Fassade<br />

des 1938 neu erbauten Kaufhauses<br />

Oberpaur an der Kaiser-Joseph-Straße in<br />

Freiburg; zerstört 1944. Foto: Stadtarchiv Freiburg,<br />

M 7513.<br />

32


■ 9 Ausschnitt aus dem 1937 gemalten<br />

Wandbild von Adolf Riedlin im Kantinengebäude<br />

der Freiburger Stadtwerke, Zustand<br />

1989.<br />

Ich darf wohl Ihrer Zustimmung zu<br />

meinem Vorschlag entgegensehen<br />

und würde alsdann das weitere veranlassen.<br />

Mit der Versicherung meiner vorzüglichen<br />

Hochachtung!<br />

Ihr sehr ergebener<br />

(Schlippe)<br />

Oberbaudirektor"<br />

Der Brief wirft ein interessantes<br />

Schlaglicht auf den Umgang mit der<br />

Kunst des Dritten Reiches unmittelbar<br />

nach dem Krieg. Uns heute erscheint<br />

es offenkundig, daß sich<br />

Werke wie die „Fliegenden" von<br />

Hopp oder auch das Wandbild von<br />

Adolf Riedlin in der Kantine der Freiburger<br />

Stadtwerke in die NS-Propaganda<br />

einreihen und daß sie — ungeachtet<br />

formaler Qualitäten — völkische,<br />

rassistische und antidemokratische<br />

Aussagen und Ideale verherrli-<br />

chen; Kunst, die sich in den Dienst einer<br />

totalitären Ideologie stellt.<br />

Man weiß nicht recht, worüber man<br />

mehr staunen soll; über den geradezu<br />

naiven, unbefangen wirkenden<br />

Brief Schlippes, in dem er dem französischen<br />

Ceschwaderchef die Nazi-<br />

Skulpturen andient, oder über die Tatsache,<br />

daß dieses Ansinnen offenkundig<br />

problemlos Erfolg hatte und das<br />

französische Militär die Skulpturen<br />

gerne installieren ließ. Offenkundig<br />

empfanden beide Seiten die Skulpturen<br />

nicht als problematisch. Die Sensibilität<br />

für die politische Seite der bildenden<br />

Kunst reichte in dieser unmittelbaren<br />

Nachkriegszeit nur aus, um<br />

Hoheitszeichen, Nazisymbole und<br />

den „Deutschen Gruß" wahrzunehmen,<br />

den Adolf Riedlin in seinem<br />

Wandbild für die Kantine der Stadtwerke<br />

nach dem Krieg so kompetent<br />

retouchierte, daß der ursprüngliche<br />

■ 10 Dieselbe Szene in der ursprünglich<br />

ausgeführten Fassung. Foto; Josef Erich Weinmann,<br />

1937.<br />

Zustand am Objekt selbst nicht mehr<br />

zu ahnen ist.<br />

Die Zukunft der Figuren ist offen. Seit<br />

das französische Militär den Standort<br />

Freiburg und damit auch den Flugplatz<br />

geräumt hat, gibt es vielerlei Planungen<br />

für das Flugplatzgelände und<br />

seine Bauten. Auch das ehemalige<br />

Empfangsgebäude, das beim besten<br />

Willen kein Kulturdenkmal im Sinne<br />

des Denkmalschutzgesetzes ist, steht<br />

dabei zur Disposition. Die Freitreppe<br />

mit den erst 1946 von der französischen<br />

Besatzungsarmee aufgestellten<br />

Naziskulpturen wird jedoch auch<br />

weiterhin ein Beispiel für ein „Denkmal<br />

des Unerfreulichen" sein.<br />

Dr. Leo Schmidt<br />

LDA ■ Inventarisation<br />

Sternwaldstraße 14<br />

79102 Freiburg<br />

33


Mitteilungen<br />

Kooperation zwischen dem Landesdenkmalamt<br />

und der Forschungsund<br />

Materialprüfungsanstalt <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> (Otto-Graf-Institut)<br />

Die <strong>Denkmalpflege</strong> ist ein Paradebeispiel<br />

für die interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

von Konservator, Kunsthistoriker,<br />

Architekt, Bauingenieur, Materialwissenschaftler,<br />

Präparator, Restaurator<br />

und anderen. Jeder Beteiligte<br />

hat sein eigenes Spezialgebiet,<br />

das bei jeder denkmaipflegerischen<br />

Aufgabe zur Lösung eines kleinen<br />

Teils der Gesamtaufgabe beiträgt.<br />

Kein Gebiet darf fehlen, jedes hat<br />

sein spezifisches Gewicht bei den gestellten<br />

Aufgaben. Jeder Fall ist individuell<br />

und verlangt eine eigene Lösung.<br />

Ein Denkmalamt könnte so eingerichtet<br />

sein, daß alle Spezialisten vertreten<br />

sind. Das Landesdenkmalamt <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

beschritt einen anderen<br />

Weg: die Kooperation mit einer<br />

anderen Landesbehörde, die auf<br />

dem Gebiet der Werkstoffwissenschaft<br />

des Bauwesens, der Materialprüfung<br />

und naturwissenschaftlicher<br />

Untersuchungen zu Hause ist. Die<br />

FMPA BW (Otto-Graf-Institut) in Stuttgart<br />

besitzt die vier Abteilungen Baustoffe,<br />

Baukonstruktionen, Bautenschutz/Chemie<br />

und Geotechnik und<br />

verfügt über die modernsten Untersuchungsanlagen<br />

und Analysetechniken.<br />

In den Jahren 1986—1990 war von der<br />

Landesregierung ein Sonderprogramm<br />

zur Steinkonservierung aufgelegt<br />

worden. Dieses Programm war<br />

mit zwei Mitarbeitern (ein Steinrestaurator<br />

und ein Naturwissenschaftler)<br />

und erheblichen Geldmitteln ausgestattet<br />

worden. Es wurden im Rahmen<br />

dieses Programms zahlreiche<br />

einzelne Schadensfälle, aber auch systematische<br />

Untersuchungen zu den<br />

Schadensprozessen durchgeführt.<br />

Als Fazit muß gesagt werden, daß leider,<br />

im Gegensatz zur ursprünglichen<br />

Absicht und Erwartung, keine allgemeine<br />

Vorgehensweise bei Steinschadensfällen<br />

möglich ist, sondern weiterhin<br />

Einzeluntersuchungen erfolgen<br />

müssen. Allerdings werden zu<br />

zahlreichen Punkten neue Ergebnisse<br />

gewonnen, die die Vorgehensweisen<br />

klarer und gezielter machen und Fehlanzeigen<br />

verhüten können.<br />

Um diesen Aufgabenstellungen weiterhin<br />

gerecht zu werden, wurde der<br />

genannte Kooperationsvertrag geschlossen<br />

und an der FMPA speziell<br />

für die <strong>Denkmalpflege</strong> ein neues Referat<br />

eingerichtet, das von der Mineralogin<br />

Frau Dr. Grassegger geleitet<br />

wird. Gesteinsuntersuchungen, Beurteilung<br />

von Verwitterungserscheinungen,<br />

Schadensmechanismen, Schutzmaßnahmen,<br />

Instandsetzungsverfahren<br />

für alle mineralischen Baustoffe<br />

sind Aufgaben des Referats. Daneben<br />

besitzt das Otto-Graf-Institut<br />

Spezialisten auf dem Gebiet der Metallkorrosion,<br />

des Holzschutzes und<br />

der Geotechnik u. a., die auch bereits<br />

auf dem Gebiet des Denkmalschutzes<br />

tätig waren und sind. Alle Werkstoff-Fragen,<br />

die mit der <strong>Denkmalpflege</strong><br />

zusammenhängen, können<br />

somit behandelt werden. Die Kooperation<br />

zwischen dem LDA und der<br />

FMPA wurde in einem Vertrag zwischen<br />

den übergeordneten Landesministerien<br />

(Innenministerium und<br />

Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand<br />

und Technologie) abgeschlossen.<br />

Der Vertrag wurde abgeschlossen<br />

„in Anbetracht der zunehmenden<br />

Umweltschäden an Bau- und<br />

Kunstdenkmalen und in der Überzeugung,<br />

daß zur Erhaltung der historischen<br />

Bausubstanz verstärkte Anstrengungen<br />

in der wissenschaftlichen<br />

Erforschung der Schädigungsprozesse<br />

sowie der Restaurierungsund<br />

Konservierungsmethoden erforderlich<br />

sind".<br />

Die Kooperation zwischen dem LDA<br />

und der FMPA soll also der sachkundigen<br />

technischen Unterstützung bei<br />

den Aufgaben der <strong>Denkmalpflege</strong><br />

dienen. An dieser Stelle sollen nun in<br />

loser Folge Beiträge veröffentlicht<br />

werden, die aus der gemeinsamen<br />

Arbeit berichten.<br />

<strong>Württemberg</strong>ischer Archäologiepreis<br />

1994 verliehen<br />

Der 1982 von den <strong>Württemberg</strong>ischen<br />

Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />

gestiftete <strong>Württemberg</strong>ische<br />

Archäologiepreis wurde 1994 <strong>zum</strong><br />

13. Mal verliehen: Preisträger war<br />

Herr A. Schwarzkopf, Schwaigern, Kr.<br />

Heilbronn.<br />

Herr Schwarzkopf ist seit über zwei<br />

Jahrzehnten als Ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />

der Archäologischen <strong>Denkmalpflege</strong><br />

im Großraum Heilbronn tätig.<br />

Er hat zahlreiche Fundstellen neu entdeckt<br />

und kleinere Rettungsgrabungen<br />

durchgeführt. Dabei hat er immer<br />

eng mit allen Institutionen der<br />

südwestdeutschen Landesarchäologie<br />

zusammengearbeitet. Durch seinen<br />

großen persönlichen Einsatz hat<br />

sich unser Wissen um die vor- und<br />

frühgeschichtliche Besiedlung des<br />

Heilbronner Raumes entscheidend<br />

verändert.<br />

Die Preisverleihung fand am 29. November<br />

1994 im Neuen Schloß in<br />

Stuttgart vor zahlreichen Ehrengästen<br />

und Freunden der württembergischen<br />

Archäologie statt. In seiner Laudatio<br />

betonte Staatssekretär Rainer<br />

Brechtken MdL besonders die bürgerschaftliche<br />

Bedeutung der Ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter der <strong>Denkmalpflege</strong>.<br />

Nachdrücklich gab er seiner<br />

Hoffnung Ausdruck, daß die <strong>Denkmalpflege</strong><br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

trotz der Sparmaßnahmen ihren hohen,<br />

international anerkannten Leistungsstand<br />

bewahren werden<br />

könne.<br />

Tagungsbericht<br />

Vom 5.-7. Oktober 1994 fand in Dresden<br />

die 14. „Wissenschaftlich-Technische<br />

Jahrestagung" der „Deutschen<br />

Gesellschaft für Photogram metrie<br />

und Fernerkundung" statt. Die Vorträge<br />

und die Mitgliederversammlung<br />

wurden in der Technischen Universität<br />

abgehalten, ein Nachmittag<br />

war für Exkursionen vorbehalten. Parallel<br />

dazu zeigten in einer Fachausstellung<br />

Firmen ihre neuesten Entwicklungen.<br />

In den Plenarvorträgen wurden vom<br />

Institut für Photogrammetrie und<br />

Fernerkundung der Technischen Universität<br />

Dresden die Integration von<br />

Fernerkundungsdaten in geographische<br />

Informationssysteme erläutert<br />

und von Anwendern der praktische<br />

Einsatz von Photogrammetrie und<br />

Fernerkundung beim Braunkohletagebergbau<br />

aufgezeigt. Weiterhin wurden<br />

die Aktivitäten der benachbarten<br />

polnischen, tschechischen und<br />

slowakischen Gesellschaften für Photogrammetrie<br />

und Fernerkundung<br />

von den entsprechenden Landesvertretern<br />

vorgestellt.<br />

Bei den insgesamt acht Arbeitskreisen<br />

fanden jeweils zwei bis drei Veranstaltungen<br />

parallel statt, so daß anhand<br />

der ausgelegten Vortrags listen<br />

bei der Teilnahme eine Auswahl getroffen<br />

werden mußte. Der Arbeitskreis<br />

Geoinformationssysteme befaßte<br />

sich mit der Datenqualität, somit<br />

ging es in erster Linie um theoretische<br />

Grundlagen und weniger um<br />

Eraktische Anwendungen. Im Areitskreis<br />

Ingenieur- und Industriephotogrammetrie,<br />

in dem auch die<br />

Architekturphotogrammetrie eingebunden<br />

ist, wurden ausschließlich digitale<br />

Anwendungen vorgestellt. Die<br />

Aufnahmen werden im Idealfall mit<br />

Digitalkameras hergestellt, einem<br />

34


Rechner zugeführt und automatisch<br />

ohne Zeitverzögerung ausgewertet.<br />

Diese photogrammetrischen Meßmethoden<br />

sind bei der industriellen<br />

Fertigungskontrolle heute schon im<br />

Einsatz, Themenschwerpunkt war, inwieweit<br />

interaktive Eingriffe noch notwendig<br />

sind.<br />

Auch wenn in der Architekturphotogrammetrie<br />

diese Automationsprozesse<br />

noch Zukunftsträume sind,<br />

konnten dennoch wertvolle Impulse<br />

für die Arbeit in der <strong>Denkmalpflege</strong>,<br />

insbesondere auf dem Gebiet der digitalen<br />

Bildverarbeitung und der Verknüpfung<br />

mit Ceoinformationssystemen,<br />

gewonnen werden. So ist es<br />

heute möglich, mit entsprechenden<br />

Konvertierungs- und Transformationsprogrammen<br />

Bildpläne, z. B.<br />

von Fassaden, digital zu erstellen und<br />

mit Vektordaten innerhalb eines<br />

CAD-Systems zu überlagern und<br />

gleichzeitig die Informationen in einer<br />

Datenbank abzulegen.<br />

Bei den Fachexkursionen wurden<br />

die Führung durch die Ruine der<br />

Frauenkirche und die Besichtigung<br />

der Meßbildstelle CmbH ausgewählt,<br />

andere Angebote wie Führungen<br />

durch das Crüne Cewölbe oder<br />

durch die Semperoper konnten deshalb<br />

leider nicht wahrgenommen<br />

werden.<br />

In der Frauenkirche war die „archäologische<br />

Enttrümmerung" bereits<br />

abgeschlossen. Es wurde anschaulich<br />

erläutert, wie die einzelnen<br />

Steine, bis zu 10000 registrierte Fundstücke,<br />

in ihrer originalen Lage eingemessen<br />

und anschließend photogrammetrisch<br />

erfaßt wurden. Auch<br />

hier wurde natürlich die neueste<br />

Technik eines „multimedialen Informationssystems"<br />

mit digitaler Aufnahme<br />

und Speicherung der Bilder<br />

und Meßwerte in einer Datenbank<br />

eingesetzt.<br />

Bei der Besichtigung der Meßbildstelle<br />

CmbH, die privatwirtschaftliche<br />

Nachfolgeorganisation der 1968<br />

gegründeten Meßbildstelle in der<br />

DDR, kam neben den technischen<br />

Vorstellungen zur Sprache, daß das<br />

photogrammetrische Archiv mit<br />

rund 45 000 Negativen auf Glasplatten<br />

vom sächsischen Landeskonservator<br />

unter Denkmalschutz gestellt<br />

wurde und somit zusammenhängend<br />

weitergeführt wird. Im nächsten<br />

Schritt soll nun, vorbehaltlich einer<br />

gesicherten Finanzierung, ein<br />

neues Ordnungssystem aufgebaut<br />

werden, so daß ein verbesserter Zugriff<br />

und ein schonender Umgang<br />

mit den Beständen ermöglicht wird.<br />

Cünter Eckstein<br />

Buchbesprechung<br />

Günther Binding, Das Dachwerk auf<br />

Kirchen im deutschen Sprachraum<br />

vom Mittelalter bis <strong>zum</strong> 18. Jahrhundert,<br />

Deutscher Kunstverlag München<br />

1991.<br />

Das Kirchendach, womit man gewöhnlich<br />

nur die Dachdeckung<br />

oder die Dachhaut meint, gehört so<br />

selbstverständlich <strong>zum</strong> Bau, daß man<br />

sich kaum Gedanken darüber macht,<br />

wie es getragen und gehalten wird.<br />

Kein Wunder: Schwer zugänglich,<br />

also meist unsichtbar für den Kirchenbesucher,<br />

ruht das Dachwerk in sich<br />

über der Decke und den Gewölben.<br />

Unverzichtbar, dennoch unbeachtet<br />

durch die Jahrhunderte wird es außer<br />

zur Entstehungszeit nur noch interessant,<br />

wenn Schäden auftreten. Oder<br />

wenn es abgebrannt war, wie Fotos<br />

von Kriegsgreueln dokumentieren.<br />

Dabei haben alte Dachwerke etwas<br />

ungemein Faszinierendes an sich. Für<br />

den Laien ist es stets ein besonderes<br />

Erlebnis, wenn er ein Kirchendach<br />

von innen betrachten darf. Auch für<br />

den Fachmann, den Bauhistoriker<br />

oder Dachwerkspezialisten hält der<br />

Aufstieg in ein unbekanntes Dachgeschoß<br />

stets Überraschungen bereit,<br />

direkte durch Besonderheiten der<br />

Konstruktion und indirekte durch Einsichten<br />

in die Baugeschichte.<br />

Natürlich hat die Konstruktion vieler<br />

Kirchendächer das zeichnend-messende<br />

und beschreibende Interesse<br />

der Fachleute, neuerdings der Gefügeforscher<br />

gefunden. Aber eine zusammenfassende<br />

aktuelle Darstellung<br />

gab es bisher nicht. Man war da<br />

immer noch auf das in seiner Art stupend-materialreiche<br />

Werk von Friedrich<br />

Ostendorf angewiesen „Die Geschichte<br />

des Dachwerks" 1908, seit<br />

1982 durch Reprint wieder zugänglicher.<br />

Nun hat sich dem mühsamen Unterfangen<br />

eines neuen Überblicks Günther<br />

Binding unterzogen, indem er<br />

zahlreiche Spezialarbeiten, Monographien,<br />

Inventare und noch unpubliziertes<br />

Material zusammenstellt, auswertet<br />

und systematisch aufbereitet.<br />

Möglich und sinnvoll geworden ist<br />

das Unternehmen durch eine Fülle<br />

erst in den beiden letzten Jahrzehnten<br />

dendrochronologisch gesicherter<br />

Dachwerke. Im Südwesten sind<br />

diese Arbeiten besonders gefördert<br />

worden durch Burghard Lohrum/Ettenheimmünster<br />

und die theoretischen<br />

Grundlagen des leider 1994<br />

verstorbenen Bernd Becker, Forstbo-<br />

tanisches Institut der Universität Stuttgart-Hohenheim.<br />

Vorweg kann gesagt<br />

werden, daß ohne diese präzisen<br />

Holzdatierungen und die gefügekundlichen<br />

Detailbeobachtungen<br />

das neue Buch in vielen Abschnitten<br />

nicht sinnvoll zu schreiben gewesen<br />

wäre.<br />

Für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist die Arbeit<br />

deshalb besonders wertvoll,<br />

weil über 30 Dachwerke des Landes<br />

angeführt und kurz charakterisiert<br />

werden. Darunter sind so frühe und<br />

sicher datierte des 12. und 13. Jahrhunderts<br />

wie Sindelfingen (1132), Reichenau-Niederzell<br />

(1134), Billigheim<br />

bei Mosbach (1180/90), Bebenhausen<br />

(1191), Sinsheim (1233) oder das<br />

Konstanzer Münster (1236 und 1239).<br />

Die einzelnen Kapitel betreffen zunächst<br />

Kehlbalken-Sparrendächer<br />

als älteste erhaltene Konstruktionen,<br />

dann deren Weiterentwicklung und<br />

Anpassung an neue Bauaufgaben<br />

mit Kreuzstreben, Säulen, Aufständerungen<br />

über dreischiffigen Kirchen,<br />

deren typologische Sonderung vom<br />

stehenden Stuhl schwerfällt, geht<br />

man von der Definition des die Kehlbalken<br />

unterstützenden Ständers =<br />

Stuhlsäule aus. Der stehende Stuhl<br />

wurde als selbständige Stützkonstruktion<br />

seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts<br />

eingeführt. Frühe Beispiele sind<br />

der Münsterdachstuhl von Schwäbisch<br />

Gmünd (1341) und die Totenkapelle<br />

in Neckarbischofsheim (1364).<br />

Es folgen die liegenden Stühle, bei<br />

denen die Stuhlsäulen parallel zu<br />

den Sparren angeordnet schräg gestellt<br />

sind. Das tritt zunächst noch vermischt<br />

mit älteren Konstruktionen<br />

auf, so in Handschuhsheim (1483,<br />

Abb. 165). Schließlich gibt es kurze<br />

Ausblicke auf die barocken Dachwerke<br />

des 17/18. Jahrhunderts, die<br />

recht komplizierte und raffinierte<br />

Konstruktionen aufweisen können<br />

wie Wiblingen (1774/76). Aber das<br />

Schwergewicht liegt auf der Darstellung<br />

mittelalterlicher Dachwerke, deren<br />

Vielfalt und Variationsbreite erst<br />

im Überblick deutlich werden.<br />

Bei soviel Material können terminologische<br />

Schwierigkeiten nicht ausbleiben.<br />

Ferner scheint die Kluft zwischen<br />

Fach(= Geheim)sprache und<br />

Gemeinverständlichkeit unüberwindbar.<br />

Das Glossar (die Erklärung<br />

der Fachausdrücke) ist zwar hilfreich,<br />

müßte aber in einigen Punkten auf<br />

Vollständigkeit überprüft werden<br />

(u. a. Stichworte wie Gebinde, Kreuzstrebe,<br />

Ständerwand, Waldkante,<br />

Wechselbalken sowie verschiedene<br />

Querverweise). Unbefriedigend<br />

wirkt die aus anderem Zusammenhang<br />

übernommene Typenzeichnung<br />

(Seite 18), die so vereinfacht<br />

35


nur für den Hausbau und auch dort<br />

nur eingeschränkt hilfreich ist. Auch<br />

die scheinbar so sicheren Aussagen<br />

<strong>zum</strong> Pfettendach (Seite 15 ff.) mit Belegen<br />

aus Glas- und Buchmalerei mögen<br />

überflüssig erscheinen, weiß<br />

man doch, wie „abstrakt" bei diesen<br />

frühen zeitgenössischen Darstellungen<br />

„Dach" gemeint ist unter Verzicht<br />

auf konstruktive Genauigkeit.<br />

Bei der Frage nach den Längsaussteifungen<br />

vermißt man den Hinweis auf<br />

die eminent wichtigen Giebel- und<br />

Chorbogenmauern, die als unentbehrliches<br />

Auflager für das Rähm<br />

dienten. Vorbehalte gegen hypothetische<br />

Entwicklungskonstrukte, von denen<br />

eine ältere Haus- und Gefügeforschung<br />

innerhalb der Volkskunde unbekümmert<br />

gelebt hat, sind nicht oft<br />

genug zu formulieren. Erst bei Wiedergabe<br />

präziser Bauaufnahmen und<br />

der Erörterung auch scheinbar kleinster<br />

Details wird das Anliegen terminologischer<br />

und entwicklungsgeschicntlicher<br />

Klarheit deutlich. Umgekehrt<br />

gilt dasselbe bei den Datierungsversuchen<br />

an Dachwerken, deren<br />

Einordnung im konstruktiven<br />

und funktionalen Ablauf genau dann<br />

unscharf wird, wenn keine Dendro-<br />

Daten vorliegen und man allein auf<br />

Schätzungen angewiesen ist. Auch<br />

das unterschiedlich erschlossene Material<br />

— man vermißt z. B. wichtige<br />

bayerische und österreichische Dacnwerke<br />

wie Landshut St. Martin, Heiligenkreuz,<br />

oder man würde gerne<br />

Bauaufnahmen verbrannter Dachwerke<br />

zugänglich gemacht wissen —<br />

wird künftig kleinere Korrekturen<br />

nicht ausschließen.<br />

Vor die Frage gestellt, ob man noch<br />

weiter sammeln und sichten oder publizieren<br />

soll, hat sich der Autor gewiß<br />

richtig entschieden. Die Verdienste<br />

des Buches sind vielfältig. Erst im<br />

Überblick der einzelnen Dachwerke<br />

werden Vergleichbarkeit und Unterschiede<br />

nachvollziehbar. Die reichlichen<br />

Abbildungen machen nur ganz<br />

selten das mühsame Nachschlagen<br />

in der Fachliteratur nötig. Die Verweise<br />

auf die Spezialliteratur, besonders<br />

die entlegenere wie ungedruckte<br />

Dissertationen, vermerkt<br />

man dankbar. Besonders wertvoll<br />

sind noch unpublizierte Mitteilungen,<br />

die mit Zeichnungen und gesicherten<br />

Dendro-Daten den Stellenwert<br />

von Quellenpublikationen bekommen.<br />

Die Ausolicke auf französische<br />

und englische Dachwerke sind<br />

entgegen dem Titel häufig und hilfreich.<br />

Sie lassen den Wunsch nach<br />

entsprechenden Übersichten in kleineren<br />

Landschaften auch für den Profanbau<br />

laut werden.<br />

Ferner wird die Frage nach Darstellungsweisen<br />

in Inventaren durch die-<br />

ses Buch aktuell. Während man sich<br />

früher häufig um das Dachwerk<br />

drückte und leere oder dunkle Flächen,<br />

manchmal auch schematische<br />

Skizzen hinterließ, gibt es in neueren<br />

oder entsprechend sorgfältig gearbeiteten<br />

älteren Inventaren präzise<br />

Schnitte. Bereits Ostendorf pflegte in<br />

Fußnoten seinen Groll auf fehlende<br />

oder falsch gezeichnete Dach werke<br />

loszuwerden. Binding enthält sich<br />

dieses schnellen Tadels, wohl wissend,<br />

wie arbeitsintensiv die Beobachtung<br />

und Aufmessung von Dachwerken<br />

ist, wie schwer die Balance<br />

zwischen detaillierter Befunderfassung<br />

und notwendiger Schematisierung<br />

zu halten ist. Die Lehre wird<br />

man daraus ziehen können, daß künftig<br />

kein Schnitt durch Kirchen ohne<br />

Dachwerk publiziert werden sollte.<br />

Das Dachwerk — das unbekannte Wesen.<br />

Es bleibt das Hauptverdienst des<br />

Autors, ein außer bei den Spezialisten<br />

bisher unbeachtetes Gebiet neu<br />

zugänglich gemacht und übersichtlich<br />

vorgelegt zu haben. Seinen Ergebnissen<br />

möchte man möglichst<br />

weite Verbreitung und Kenntnisnahme<br />

wünschen. Um es nutzbar<br />

werden zu lassen und später einmal<br />

fortschreiben, auch ergänzen zu können,<br />

möchte man es allen Bauforschern<br />

und Architekten, möglichst allen<br />

bauhistorisch Interessierten dringlich<br />

empfehlen.<br />

Richard Strobel<br />

Abbildungsnachweis<br />

J. Feist, Pliezhausen 5 Abb. 3;<br />

Inschriften-Kommission der Heidelberger<br />

Akademie der Wissenschaften,<br />

Heidelberg 7;<br />

J. Jeras, Freiburg 33 Abb. 9;<br />

Photo-Bessler, Alpirsbach 4;<br />

LDA-Freiburg 20—24, 28—30;<br />

LDA-Karlsruhe 15-19, 25-27;<br />

LDA-Stuttgart Titelbild (Foto;<br />

O. Braasch), 3, 5 Abb. 4, 8;<br />

LDA-Tübingen 9—14.<br />

36


Veröffentlichungen<br />

DES LANDESDENKMALAMTES<br />

Sämtliche Veröffentlichungen können nur<br />

durch den Buchhandel bezogen werden<br />

(der „Ortskernatlas" auch über das Landes-<br />

vermessungsamt).<br />

Die Kunstdenkmäler in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Deutscher Kunstverlag<br />

Die Kunstdenkmäler<br />

des ehemaligen Oberamts<br />

Ulm — ohne die<br />

Gemarkung Ulm<br />

Bearbeitet von<br />

Hans Andreas Klaiber,<br />

Reinhard Wortmann<br />

München/Berlin 1978<br />

Die Kunstdenkmäler<br />

des Stadtkreises<br />

Mannheim<br />

Bearbeitet von Hans Huth.<br />

Mit Beiträgen von<br />

E. Cropengießer,<br />

B. Kommer, E. Reinhard,<br />

M.Schaab<br />

München/Berlin 1982<br />

Adolf Schahl<br />

Die Kunstdenkmäler<br />

des Rems-Murr-Kreises<br />

München/Berlin 1983<br />

Arbeitshefte des<br />

Landesdenkmalamtes<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Konrad Theiss Verlag,<br />

Stuttgart<br />

Heftl, 1986<br />

Richard Strobel und<br />

Felicitas Buch<br />

Ortsanalyse<br />

Heft 2,1989<br />

Ulrich Schnitzer<br />

Schwarzwaldhäuser<br />

von gestern<br />

für die Landwirtschaft<br />

von morgen<br />

Ortskernatlas<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Landesdenkmalamt<br />

Landesvermessungsamt<br />

Stuttgart<br />

Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

(2.2,199)<br />

bearb. v. W. Deiseroth<br />

Stadt Bietigheim-Bissingen<br />

(1.8., 1988)<br />

bearb. v. P. Findeisen<br />

Stadt Esslingen a. N.<br />

(1.1., 1985)<br />

bearb. v. P. Wichmann<br />

Stadt Herrenberg<br />

(1.5., 1986)<br />

bearb. v. H. Reidel/<br />

W. Deiseroth<br />

Stadt Ladenburg<br />

(2.1., 1984)<br />

bearb. v. W. Deiseroth<br />

Stadt Leonberg<br />

(1.4., 1986)<br />

bearb. v. P. Wichmann/<br />

W. Deiseroth<br />

Stadt Markgröningen<br />

(1.7.1987)<br />

bearb. v. P. Findeisen<br />

Stadt Meersburg<br />

(4.2., 1988)<br />

bearb. v. H. Reidel/<br />

W. Deiseroth<br />

Stadt Ravensburg (4.1.,<br />

1988)<br />

bearb. v. W. Deiseroth/<br />

J. Breuer<br />

Stadt Rottweil<br />

(3.1., 1989)<br />

bearb. v. P. Findeisen<br />

Stadt Schorndorf<br />

(1.9., 1989)<br />

bearb. v. E. Geiger<br />

Stadt Schwäbisch<br />

Gmünd (1.2., 1985)<br />

bearb. v. J. Breuer<br />

Stadt Schwäbisch Hall<br />

(1.3., 1986)<br />

bearb. v. W Deiseroth<br />

Stadt Überlingen<br />

(4.3., 1994)<br />

bearb. v. P. Findeisen<br />

Stadt Vaihingen a. d.<br />

Enz (1.10., 1992)<br />

bearb. v. E. Geiger<br />

Stadt Villingen-<br />

Schwenningen<br />

(3.2., 1991)<br />

bearb. v. P. Findeisen<br />

Stadt Waiblingen<br />

(1.6., 1987)<br />

bearb. v. E. Geiger<br />

Forschungen und<br />

Berichte der Archäologie<br />

des Mittelalters<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Kommissionsverlag<br />

Konrad Tlieiss Verlag,<br />

Stuttgart<br />

Band 1,1972<br />

Günter P. Fehring<br />

Unterregenbach<br />

Kirchen, Herrensitz,<br />

Siedlungsbereiche<br />

Band 2,1974<br />

Antonin Hejna<br />

Das „Schlößle" zu<br />

Hummertsried.<br />

Ein Burgstall des 13.<br />

bis 17. Jahrhunderts<br />

Band 6,1979<br />

Forschungen und Berichte<br />

der Archäologie<br />

des Mittelalters in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Band 7,1981<br />

Forschungen und Berichte<br />

der Archäologie<br />

des Mittelalters in<br />

Bad en - Wü rttem berg<br />

Band 8,1983<br />

Forschungen und Berichte<br />

der Archäologie<br />

des Mittelalters in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Band 9,1986<br />

Volker Roeser und<br />

Horst-Gottfried Rathke<br />

St. Remigius in Nagold<br />

Band 10,1991<br />

Hirsau, St. Peter und<br />

Paul, 1091—1991<br />

Band 11,1993<br />

Michael Schmaedecke<br />

Der Breisacher Münsterberg<br />

Band 12,1991<br />

Uwe Gross<br />

Mittelalterliche<br />

Keramik zwischen<br />

Neckarmündung und<br />

Schwäbischer Alb<br />

Band 14,1993<br />

Eleonore Landgraf<br />

Ornamentierte Bodenfliesen<br />

des Mittelalters<br />

in Süd- und Westdeutschland<br />

Band 15,1992<br />

Ilse Fingerlin,<br />

Die Grafen von Sulz<br />

und ihr Begräbnis in<br />

Tiengen am Hochrhein<br />

Band 16,1993<br />

Dorothee Ade-Rademacher,<br />

Reinhard Rademacher<br />

Der Veitsberg bei<br />

Ravensburg<br />

Fundberichte aus<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

E. Schweizerbarfsehe<br />

Verlagsbuchhandlung<br />

(Nägele & Obermiller,<br />

Stuttgart)<br />

Bd. 1,1974-Bd. 19,<br />

1994<br />

Forschungen und<br />

Berichte zur Vor- und<br />

Frühgeschichte in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Kommissionsverlag<br />

Konrad Theiss Verlag,<br />

Stuttgart<br />

Band 1,1972-10,1978<br />

Band 11,1981<br />

Wolfang Czysz u. a.<br />

Römische Keramik<br />

aus dem Vicus<br />

Wimpfen im Tal<br />

Band 12,1982<br />

Ursula Koch<br />

Die fränkischen<br />

Gräberfelder von<br />

Bargen und Berghausen<br />

in Nordbaden<br />

Band 13,1982<br />

Mostefa Kokabi<br />

Arae Flaviae II<br />

Viehhaltung und<br />

Jagd im römischen<br />

Rottweil<br />

Band 14,1983<br />

U. Körber-Grohne,<br />

M. Kokabi, U. Piening,<br />

D. Planck<br />

Flora und Fauna<br />

im Ostkastell von<br />

Welzheim<br />

Band 15,1983<br />

Christiane Neuffer-Müller<br />

Der alamannische<br />

Adelsbestattungsplatz<br />

und die Reihengräberfriedhöfe<br />

von<br />

Kirchheim am Ries<br />

(Ostalbkreis)<br />

Band 16,1983<br />

Eberhard Wagner<br />

Das Mitelpaläolithikum<br />

der Großen<br />

Grotte bei Blaubeuren<br />

(Aib-Donau-Kreis)<br />

Band 17,1984<br />

Joachim Hahn<br />

Die steinzeitliche<br />

Besiedlung des<br />

Eselsburger Tales bei<br />

Heidenheim<br />

Band 18,1986<br />

Margot Klee<br />

Arae Flaviae III<br />

Der Nordvicus von<br />

Arae Flaviae<br />

Band 19,1985<br />

Udelgard Körber-Grohne,<br />

Hansjörg Küster<br />

Hochdorf I<br />

Band 20,1986<br />

Studien zu den<br />

Militärgrenzen Roms III<br />

Vorträge des<br />

13. Internationalen<br />

Limeskongresses,<br />

Aalen 1983<br />

Band 21,1987<br />

Alexandra von Schnurbein<br />

Der alamannische<br />

Friedhof bei<br />

Fridingen an der<br />

Donau (Kr. Tuttlingen)<br />

Band 22,1986<br />

Gerhard Fingerlin<br />

Dangstetten I<br />

Band 23,1987<br />

Claus Joachim Kind<br />

Das Felsställe<br />

Band 24,1987<br />

Jörg Biel<br />

Vorgeschichtliche<br />

Höhensiedlungen<br />

in Südwürttemberg-<br />

Hohenzollern<br />

Band 25,1987<br />

Hartwig Zürn<br />

Hallstattzeitliche Grabfunde<br />

in <strong>Württemberg</strong><br />

und Hohenzollern<br />

Band 26,1988<br />

Joachim Hahn<br />

Die Geißenklösterie-<br />

Höhle im Achtal bei<br />

Blaubeuren I<br />

Band 27,1988<br />

Erwin Keefer<br />

Hochdorf II<br />

Die Schussenrieder<br />

Siedlung<br />

Band 28,1988<br />

Arae Flaviae IV<br />

Mit Beiträgen von<br />

Margot Klee,<br />

Mostefa Kokabi,<br />

Elisabeth Nuber<br />

Band 29,1988<br />

Joachim Wahl,<br />

Mostefa Kokabi<br />

Das römische<br />

Gräberfeld von<br />

Stettfeld I<br />

Band 30,1988<br />

Wolfgang Kimmig<br />

Das Kleinaspergle<br />

Band 31,1988<br />

Der prähistorische<br />

Mensch und seine<br />

Umwelt.<br />

Festschrift für Udelgard<br />

Körber-Grohne<br />

Band 32,1988<br />

Rüdiger Krause<br />

Grabfunde von Singen<br />

am Hohentwiel I<br />

Band 33,1989<br />

Rudolf Aßkamp<br />

Das südliche<br />

Oberrheintal in<br />

frührömischer Zeit<br />

Band 34,1989<br />

Claus Joachim Kind<br />

Ulm-Eggingen —<br />

bandkeramische<br />

Siedlung<br />

und mittelalterliche<br />

Wüstung<br />

Band 35,1990<br />

Jörg Heiligmann<br />

Der „Alb-Limes"<br />

Band 36,1990<br />

Helmut Schlichtherie<br />

Siedlungsarchäologie<br />

im Alpenvorland I<br />

Band 37,1990<br />

Siedlungsarchäologie<br />

im Alpenvorland II<br />

Band 38,1990<br />

Ursula Koch<br />

Das fränkische<br />

Gräberfeld<br />

von Klepsau im<br />

Hohenlohekreis<br />

Band 39,1991<br />

Siegried Frey<br />

Bad Wimpfen I<br />

Band 40,1990<br />

Egon Schallmayer u. a.<br />

Der römische<br />

Weihebezirk von<br />

Osterburken I<br />

Band 41/1,1992<br />

Siegwalt Schiek<br />

Das Gräberfeld der<br />

Merowingerzeit bei<br />

Oberflacht (Gemeinde<br />

Seitingen-Oberflacht,<br />

Lkr. Tuttlingen)<br />

Band 41/2,1992<br />

Peter Paulsen<br />

Die Holzfunde aus<br />

dem Gräberfeld bei<br />

Oberflacht und ihre<br />

kulturhistorische<br />

Bedeutung<br />

Band 43,1994<br />

Rüdiger Rothkegel<br />

Der römische Gutshof<br />

von Laufenburg/<strong>Baden</strong><br />

Band 45,1994<br />

Akten der 10. Tagung<br />

über antike Bronzen<br />

Band 48,1993<br />

Matthias Knaut<br />

Die alamannischen<br />

Gräberfelder von<br />

Neresheim und<br />

Kösingen, Ostalbkreis<br />

Band 49,1994<br />

Der römische<br />

Weihebezirk von<br />

Osterburken II.<br />

Kolloquium 1990 und<br />

paläobotanisch-osteologische<br />

Untersuchungen.<br />

Band 50,1994<br />

Hartmut Kaiser,<br />

C. Sebastian Sommer<br />

LOPODVNUM I<br />

Band 51,1994<br />

Anita Gaubatz-Sattler<br />

Die Villa rustica von<br />

Bondorf (Lkr. Böblingen).<br />

Band 52,1993<br />

Dieter Quast<br />

Die merowingerzeitlichen<br />

Grabfunde aus<br />

Gültlingen (Stadt Wildberg,<br />

Kreis Calw)<br />

Band 53,1994<br />

Beiträge zur Archäozoologie<br />

und Prähistorischen<br />

Archäologie<br />

Atlas archäologischer<br />

Geländedenkmäler in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Kommissionsverlag<br />

Konrad Theiss Verlag,<br />

Stuttgart<br />

Band 1,1990<br />

Kurt Bittel,<br />

Siegwalt Schiek,<br />

Dieter Müller<br />

Die keltischen<br />

Viereckschanzen<br />

Band 2,1993<br />

Claus Oeftiger,<br />

Dieter Müller<br />

Vor- und frühgeschichtliche<br />

Befestigungen<br />

Hefte 2-4<br />

Materialhefte zur<br />

Archäologie in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong><br />

Kommissionverlag<br />

Konrad Theiss Verlag,<br />

Stuttgart<br />

H. 5,1985 - H. 30,<br />

1995<br />

Archäologische Ausgrabungen<br />

in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong><br />

Konrad Theiss Verlag,<br />

Stuttgart<br />

Band 1985 Band 1986<br />

Band 1987 Band 1988<br />

Band 1989 Band 1990<br />

Band 1991 Band 1992<br />

Band 1993


E 6594 F<br />

DENKMALPFLEGE<br />

IN BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Mörikestraße 12, 70178 Stuttgart<br />

ISSN 0342-0027<br />

1/1995 24, Jahrgang Januar—März 1995<br />

Die Dienststellen des Landesdenkmalamtes<br />

Das Landesdenkmalamt ist Landesoberbehörde<br />

für Denkmalschutz und <strong>Denkmalpflege</strong><br />

mit Sitz in Stuttgart; die örtlich zuständigen<br />

Referate der Fachabteilungen<br />

Bau- und Kunstdenkmalpflege (I) und Archäologische<br />

<strong>Denkmalpflege</strong> (II) sind<br />

nach dem Zuständigkeitsbereich der Regierungspräsidien<br />

jeweils in Außenstellen<br />

zusammengefaßt.<br />

Hauptaufgaben des Landesdenkmalamtes<br />

als Fachbehörde sind: Überwachung<br />

des Zustandes der Kulturdenkmale; fachkonservatorische<br />

Beratung der Denkmalschutzbehörden<br />

(Landratsämter; Untere<br />

Baurechtsbehörden; Regierungspräsidien;<br />

Wirtschaftsministerium), Beteiligung<br />

als Träger öffentlicher Belange und<br />

Planungsberatung zur Wahrung denkmalpflegerischer<br />

Belange insbesondere bei<br />

Ortsplanung und Sanierung; Beratung<br />

der Eigentümer von Kulturdenkmalen<br />

und Betreuung von Instandsetzungsmaßnahmen;<br />

Gewährung von Zuschüssen für<br />

Erhaltungsmaßnahmen; Bergung von Bodenfunden<br />

aus vor- und frühgeschichtlicher<br />

Zeit und dem Mittelalter, planmäßige<br />

Durchführung und Auswertung von<br />

archäologischen Ausgrabungen; wissenschaftliche<br />

Erarbeitung der Grundlagen<br />

der <strong>Denkmalpflege</strong> und Erforschung der<br />

vorhandenen Kulturdenkmale (Inventarisation).<br />

Alle Fragen in Sachen der <strong>Denkmalpflege</strong><br />

und des Zuschußwesens sind entsprechend<br />

bei der für den jeweiligen Regierungsbezirk<br />

zuständigen Dienststelle des<br />

LDA vorzutragen.<br />

Landesdenkmalamt <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Amtsleitung, Abteilungsleitung, Verwaltung, Inventarisation,<br />

Öffentlichkeitsarbeit, Technische Dienste, Mörikestraße 12,<br />

70178 Stuttgart, Telefon (0711) 647-1, Telefax (0711) 647-2734<br />

Dienststelle Stuttgart (zuständig für den Regierungsbezirk Stuttgart)<br />

Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />

Zentrale Planungsberatung<br />

Zentrale Restaurierungsberatung<br />

Mörikestraße 12<br />

70178 Stuttgart<br />

Telefon (0711) 647-1<br />

Telefax (0711) 647-2734<br />

Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />

Durmersheimer Straße 55<br />

76185 Karlsruhe<br />

Telefon (0721) 5008-0<br />

Telefax (0721)5008-100<br />

Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />

Sternwaldstraße 14<br />

79102 Freiburg/Br.<br />

Telefon (0761) 20 50<br />

Telefax (0761)205-2755<br />

Archäologische <strong>Denkmalpflege</strong><br />

Abteilungsleitung<br />

Archäologische Zentralbibliothek<br />

Silberburgstraße 193<br />

70178 Stuttgart<br />

Telefon (0711) 647-1<br />

Telefax (0711)647-25 57<br />

Arbeitsstelle Hemmenhofen<br />

Fischersteig 9<br />

78343 Gaienhofen-Hemmenhofen<br />

Telefon (07735) 3001<br />

Telefax (07735)1650<br />

Außenstelle Karlsruhe (zuständig für den Regierungsbezirk Karlsruhe)<br />

Archäologische <strong>Denkmalpflege</strong><br />

Amalienstraße 36<br />

76133 Karlsruhe<br />

Telefon (0721) 91 85-4 00<br />

Telefax (0721)91 85-410<br />

Archäologie des Mittelalters<br />

Durmersheimer Straße 55<br />

76185 Karlsruhe<br />

Telefon (0721) 5008-205<br />

Telefax (07 21)50 08-100<br />

Außenstelle Freiburg (zuständig für den Regierungsbezirk Freiburg)<br />

Archäologische <strong>Denkmalpflege</strong><br />

Marienstraße 10 a<br />

79098 Freiburg/Br.<br />

Telefon (0761) 205-2781<br />

Telefax (0761) 205-2791<br />

Archäologie des Mittelalters<br />

Kirchzartener Straße 25<br />

79117 Freiburg/Br.<br />

Telefon (0761) 67996<br />

Telefax (0761) 67998<br />

Außenstelle Tübingen (zuständig für den Regierungsbezirk Tübingen)<br />

1/1995<br />

Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />

Gartenstraße 79<br />

72074 Tübingen<br />

Telefon (07071) 2 00-1<br />

Telefax (07071)2 00-26 00<br />

Archäologische <strong>Denkmalpflege</strong><br />

Archäologie des Mittelalters<br />

Alexanderstraße 48<br />

72070 Tübingen<br />

Telefon (07071) 913-0<br />

Telefax (07071)913-201

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