PDF zum Download - Denkmalpflege Baden-Württemberg
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E 6594 F<br />
DENKMALPFLEGE<br />
IN BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
NACH RICHTEN BLATT DES LAN DES DENKMALAMTES ■ 1/1995
Inhalt<br />
Dieter Planck Jahresbilanz 1<br />
Anja Stangl 900 Jahre Kloster Alpirsbach 3<br />
Sabine Kraume-Probst Riedlingen 9<br />
Die Altstadt als Denkmal<br />
Wolfgang Frey Die Restaurierung der Hölzer aus dem römischen<br />
Weihebezirk von Osterburken 15<br />
Wolfgang Kaiser Das „Sommercafe" in <strong>Baden</strong>weiler<br />
Ein frühes Beispiel progressiver Nachkriegsarchitektur 20<br />
Ute Fahrbach Warum nicht konservieren? 25<br />
Leo Schmidt Die Skulpturen am Freiburger Flughafengebäude:<br />
Zum Umgang mit Nazikunst unmittelbar nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg 28<br />
Mitteilungen 34<br />
Tagungsbericht 34<br />
Buchbesprechung 35<br />
Titelbild<br />
Riedlingen, Kr. Biberach, Luftaufnahme von Südwesten. Aufnahme 1987. Zum Beitrag Sabine Kraume-Probst: Riedlingen. Die Altstadt<br />
als Denkmal.<br />
DENKMALPFLEGE IN BADEN-WÜRTTEMBERG • Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes<br />
Herausgeber: Landesdenkmalamt <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, Mörikestraße 12, 70178 Stuttgart ■ Verantwortlich im Sinne des Presserechts:<br />
Präsident Prof. Dr. Dieter Planck ■ Schriftleitung: Dr. Doris Ast • Stellvertreter: Dr. Christoph Unz ■ Redaktionsausschuß:<br />
Dr. H. C. Brand, Dr. J. Breuer, Dr. D. Lutz, Dr. J. Ronke, Prof. Dr. W. Stopfel, Dr. J. Wilhelm • Produktion: Verlagsbüro Wais & Partner,<br />
Stuttgart • Druck: Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1-15, 70771 Leinfelden-Echterdingen • Postverlagsort: 70178 Stuttgart •<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich ■ Auflage 20000 ■ Gedruckt auf holzfreiem, chlorfrei gebleichtem Papier - Beim Nachdruck sind<br />
Quellenangaben und die Überlassung von zwei Belegexemplaren an die Schriftleitung erforderlich.
Jahresbilanz<br />
Dieter Planck<br />
Ende Februar 1994 ging der Präsident<br />
des Landesdenkmalamtes, Prof. Dr.<br />
August Cebeßler, in den Ruhestand.<br />
Er bestimmte knapp 16 Jahre die Geschicke<br />
des Amtes, in einer Zeit, die<br />
geprägt war von einerstarken öffentlichen<br />
und politischen Zuwendung<br />
zur <strong>Denkmalpflege</strong>. Diese ist nicht zuletzt<br />
angesichts knapper werdender<br />
finanzieller Ressourcen in letzter Zeit<br />
einer zunehmend kritischen Beurteilung<br />
gewichen. Jeder, der die <strong>Denkmalpflege</strong><br />
längerfristig beobachtet<br />
und sich auch mit ihrer Geschichte<br />
auseinandergesetzt hat, weiß aber,<br />
daß es immer wieder Zeiten gab und<br />
geben wird, wo man sich mehr oder<br />
weniger intensiv dieser Aufgabe verpflichtet<br />
sieht.<br />
Mit dem Amtswechsel am 1. März<br />
1994 hat sich im Landesdenkmalamt<br />
nichts grundlegend verändert. Meine<br />
Absicht ist es, die sachbezogene und<br />
qualifizierte Arbeit aller Fachbereiche<br />
innerhalb des Landesdenkmalamtes<br />
fortzusetzen, wobei es mir ganz besonders<br />
ein Anliegen ist, draußen bei<br />
der Bevölkerung Vertrauen und Verständnis<br />
für die Aufgaben und Ziele<br />
der Staatlichen <strong>Denkmalpflege</strong> zu fördern<br />
und auszubauen. Diese Aufgaben<br />
werden in engster Zusammenarbeit<br />
und im gegenseitigen Vertrauen<br />
zwischen den Kolleginnen und Kollegen<br />
der <strong>Denkmalpflege</strong> aller drei<br />
Fachabteilungen und dem für die<br />
<strong>Denkmalpflege</strong> zuständigen Wirtschaftministerium<br />
wahrgenommen.<br />
Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
besteht dabei auch mit<br />
den Denkmalschutzbehörden, wobei<br />
es die Aufgabe des Landesdenkmalamtes<br />
als Landesbehörde für den<br />
Denkmalschutz ist, die fachlichen Belange<br />
des Denkmalschutzes gegenüber<br />
den Denkmalschutzbehörden<br />
zu vertreten.<br />
Das Jahr 1994 brachte dem Landesdenkmalamt<br />
<strong>zum</strong> zweitenmal in seiner<br />
Geschichte nach 1980/81 eine<br />
umfassende Organisationsuntersuchung,<br />
die Teil einer Organisationsuntersuchung<br />
der Denkmalschutzverwaltung<br />
insgesamt ist. Fragen der<br />
Effizienz der Behörde, aber auch Fra-<br />
gen der denkmalschutzrechtlichen<br />
Verfahren, wie das bisher mit großem<br />
Erfolg praktizierte Einvernehmen bei<br />
denkmalschutzrechtlichen Entscheidungen<br />
mit der Unteren Denkmalschutzbehörde,<br />
stehen auf dem Prüfstand.<br />
Desgleichen werden auch die<br />
Verlagerung von Zuständigkeiten<br />
und die Privatisierung einzelner Aufgaben<br />
der <strong>Denkmalpflege</strong> untersucht.<br />
Ich gehe davon aus, daß beim<br />
Landesdenkmalamt keine weiteren<br />
Stellenstreichungen erfolgen, nachdem<br />
im Rahmen der Funktionalreform<br />
in den Jahren 1993 bis 1996 bereits<br />
20 Planstellen einzusparen sind.<br />
Hierbei handelt es sich um Personal,<br />
das nach unserer Auffassung dringend<br />
zur Fortführung einer qualifizierten<br />
<strong>Denkmalpflege</strong> notwendig wäre.<br />
Im Bereich der Baudenkmalpflege<br />
bedarf es neben der Ausarbeitung<br />
von Stellungnahmen im Rahmen<br />
denkmalschutzrechtlicher Verfahren<br />
vor allen Dingen auch einer dringend<br />
notwendigen Beratung der Bauherren<br />
vor Ort, die derzeit angesichts<br />
der sonstigen Arbeitsbelastung zu<br />
kurz kommt. Es ist nicht nur Aufgabe<br />
des <strong>Denkmalpflege</strong>rs, Auflagen zu<br />
formulieren, sondern Denkmaleigentümer<br />
und deren Beauftragte in fachlichen<br />
Fragen zu beraten, damit das<br />
Denkmal unter Beibehaltung weitgehender<br />
originaler historischer Bausubstanz<br />
erhalten und zugleich eine<br />
den Interessen des Bauherren gerechtwerdende<br />
denkmalverträgliche<br />
Nutzung gefunden werden kann.<br />
Die Aufgabe des <strong>Denkmalpflege</strong>rs in<br />
der Archäologie ist, neben der Ausarbeitung<br />
von Fachgutachten, die wissenschaftliche<br />
Betreuung und Aufarbeitung<br />
archäologischer Rettungsgrabungen.<br />
Die wissenschaftliche Auswertung<br />
von Ergebnissen archäologischer<br />
Rettungsgrabungen und damit<br />
die Aufbereitung des Dokumentationsmaterials<br />
für die weitere wissenschaftliche<br />
Arbeit gehört zu den wichtigsten<br />
Aufgaben der Archäologischen<br />
<strong>Denkmalpflege</strong>. Dies wird<br />
auch in Zukunft so bleiben.<br />
Im Bereich der Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />
konnten im vergangenen<br />
Jahr eine Fülle von hervorragenden<br />
Maßnahmen am Denkmalbestand in<br />
unserem Lande durchgeführt werden.<br />
Aus der großen Zahl sei die<br />
Sankt Sylvester Kapelle in Goldbach<br />
bei Überlingen hervorgehoben. Ab<br />
1990 wurde hier der bedeutende Malereibestand<br />
der Reichenauer Schule<br />
untersucht. Eine umfassende Bestandsaufnahme<br />
bildete die Grundlage<br />
für die Untersuchung und für<br />
das Restaurierungskonzept. Wegen<br />
der unterschiedlichen Erhaltungszustände<br />
und differenzierten Schadensbilder<br />
waren bauphysikalische und<br />
chemische Untersuchungen notwendig,<br />
um die Schadensphänomene<br />
einzuengen. Starke Durchfeuchtung<br />
des Mauerwerks und der Mörtelschichten<br />
bis zu einer Höhe von 3 m<br />
gefährdeten den hervorragenden<br />
Malereibestand. Im Chor erhielten<br />
die Malereien Anfang der 60er Jahre<br />
eine Fixierung, die im Laufe der Zeit<br />
reagiert und einen dichten weißgrauen<br />
Belag gebildet hatte. Durch<br />
ständige Durchfeuchtung der auf einer<br />
Kalkschlemme liegenden Malerei<br />
der zweiten Ausmalungsphase<br />
der unteren Bildzone war es zu erheblichen<br />
Substanzverlusten gekommen.<br />
Ab Mai 1993 hat ein Restauratorenteam<br />
den Malereibestand gesichert,<br />
baubegleitende Maßnahmen<br />
sind von Handwerkern ausgeführt<br />
worden, das Landesdenkmalamt hat<br />
die Konservierung und Restaurierung<br />
fachlich begleitet. Die Arbeiten konnten<br />
im Dezember 1994 <strong>zum</strong> Abschluß<br />
gebracht werden.<br />
Im Bereich der Baudenkmalpflege<br />
konnte das Landesdenkmalamt im<br />
Jahre 1994 insgesamt rd. 1100 Maßnahmen<br />
mit einem Zuschuß des Landes<br />
unterstützen. Für diese freiwillige<br />
Leistung des Landes standen insgesamt<br />
60,4 Mill, zur Verfügung. Ein beachtlicher<br />
Betrag, der natürlich andererseits<br />
bei weitem nicht ausreicht,<br />
alle Zuschußanträge zu befriedigen.<br />
Insgesamt konnten rd. 73% der beantragten<br />
Zuschüsse bewilligt werden.<br />
Die Inventarisation der Baudenkmale<br />
wie auch der Archäologischen<br />
Denkmale wurde im vergangenen<br />
1
Jahr weiter fortgeführt. Seit 1972<br />
konnten insgesamt bis Ende 1994<br />
57870 Baudenkmale in Listen erfaßt<br />
werden. Die geschätzte Gesamtzahl<br />
der in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> vorhandenen<br />
Denkmale liegt bei ca. 80000,<br />
so daß insgesamt über 70% der Baudenkmälererfaßt<br />
und den kommunalen<br />
Dienststellen wie auch den Planungsträgern<br />
bekanntgemacht werden<br />
konnten.<br />
Die geschätzte Zahl der bekannten<br />
Bodendenkmäler liegt bei ca. 60000,<br />
wobei hier erst etwa 40% erfaßt sind.<br />
Dazu kommt eine sicher große Zahl<br />
bis heute unbekannter Denkmäler.<br />
Gerade der Listeninventarisation<br />
kommt eine wichtige Aufgabe im täglichen<br />
Umgang mit dem Denkmalbestand<br />
zu. Sie bildet insbesondere die<br />
Grundlage für eine qualifizierte Arbeit<br />
der Konservatoren und der<br />
Denkmalschutzbehörden. Es ist eine<br />
wichtige Aufgabe des Landesdenkmalamtes,<br />
wissenschaftliche Inventare<br />
und Publikationen herauszugeben.<br />
So konnte der erste Band des<br />
Großinventars der Stadt Schwäbisch<br />
Gmünd im Manuskript abgeschlossen<br />
werden. In der Reihe der Hefte<br />
des Ortskernatlasses wurde das Heft<br />
Überlingen im letzten Sommer der<br />
Öffentlichkeit vorgelegt. Es ist notwendig,<br />
diesen Bereich weiter auszubauen,<br />
da die Vorlage wissenschaftlicher<br />
Dokumentationen und Auswertungen<br />
nicht nur für die denkmalpflegerische<br />
Arbeit unverzichtbar ist, sondern<br />
auch wichtige Hinweise für weiterführende<br />
Forschungen liefert.<br />
Im Bereich der Archäologischen<br />
<strong>Denkmalpflege</strong> standen die zahlreichen<br />
Rettungsgrabungen im Vordergrund.<br />
Von den mehr als 40 großen<br />
Rettungsgrabungen seien großflächige<br />
Untersuchungen eines bandkeramischen<br />
Dorfes mit Dorfbefestigung<br />
bei Vaihingen-Ensingen (Kr.<br />
Ludwigsburg) sowie die Untersuchungen<br />
am Bodensee bei Sipplingen<br />
mit der Entdeckung eines zweiten<br />
jungneolithischen Kulthauses erwähnt.<br />
Aus den jüngeren Epochen<br />
galten Untersuchungen einem keltischen<br />
Fürstengrabhügel bei Gündlingen<br />
(Kr. Breisgau-Hochschwarzwald)<br />
und der keltischen Viereckschanze<br />
bei Riedlingen (Kr. Biberach). Aus der<br />
römischen, frühmittelalterlichen und<br />
mittelalterlichen Zeit seien die Grabungen<br />
im römischen Stadtgebiet<br />
von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> mit dem Nachweis<br />
einer neuen Militärstation und<br />
die Untersuchungen in der römischen<br />
Gutsanlage von Oberndorf-<br />
Bochingen (Kr. Rottweil) mit bisher<br />
kaum beobachteten baulichen Besonderheiten<br />
hervorgehoben. In<br />
Kirchheim am Neckar (Kr. Ludwigs-<br />
burg) und vor allem in Lauchheim<br />
(Ostalbkreis) konnten alamannischfränkische<br />
Gräber mit reichen Beigaben<br />
aufgedeckt werden. Die mittelalterlichen<br />
Stadtgrabungen in Konstanz<br />
und Heidelberg sowie die Untersuchungen<br />
einer mittelalterlichen<br />
Wüstung bei Schwieberdingen (Kr.<br />
Ludwigsburg) erbrachten weitere Erkenntnisse<br />
zur mittelalterlichen Stadtund<br />
Siedlungsforschung.<br />
Daneben konnten zahlreiche wichtige<br />
archäologische Denkmäler<br />
durch Grunderwerb als archäologische<br />
Reservate gesichert werden. Besonders<br />
zu erwähnen ist die Ausweisung<br />
des Grabungsschutzgebietes Ladenburg-Innenstadt.<br />
Damit konnte<br />
erstmals in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine<br />
gesamte Stadt unter Grabungsschutz<br />
gestellt werden. Damit wird die einmalige<br />
Fundlandschaft dieser bedeutenden<br />
römischen, früh- und hochmittelalterlichen<br />
Stadt für die zukünftige<br />
archäologische Forschung gesichert.<br />
Wir hoffen und wünschen,<br />
daß weitere ähnliche Schutzmaßnahmen<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bald eingerichtet<br />
werden können. Dabei<br />
wird die Prospektion mit Hilfe der<br />
Geophysik, des Erdradars und der<br />
Luftbildarchäologie eine wesentliche<br />
Voraussetzung bilden. Es gilt hier<br />
nicht etwa den Verzicht auf Baumaßnahmen<br />
durchzusetzen, sondern<br />
diese Schutzmaßnahme ist notwendig,<br />
um alle Erdeingriffe rechtzeitig<br />
mit der Fachbehörde abzustimmen<br />
und die entsprechenden Rettungsgrabungen<br />
einzuleiten.<br />
Das Jahr 1995 wird sicherlich alle<br />
Kräfte erforderlich machen, die vor<br />
uns stehenden Aufgaben zu bewältigen.<br />
Die Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit,<br />
die weitere Steigerung<br />
der Beratung durch Konservatoren<br />
bei der Instandsetzung der Baudenkmale<br />
und die Sicherung gefährdeter<br />
archäologischer Kulturdenkmale werden<br />
wichtige Aufgaben für die Zukunft<br />
bleiben. Im Bereich der Baudenkmalpflege<br />
wurde vor allen Dingen<br />
in den letzten Jahren deutlich,<br />
daß durch die multifunktionale Nutzung<br />
von Kirchenräumen wie etwa<br />
für Gottesdienste, Konzerte, Veranstaltungen<br />
es notwendig geworden<br />
ist, diese mit technischen Hilfsmitteln<br />
auszustatten, um einen möglichst bedarfsgerechten<br />
Gebrauch zu gewährleisten.<br />
Häufig erhielten diese Räume<br />
eine überdimensionierte Heizungsanlage,<br />
die es ermöglicht, kurzfristig<br />
einen Kirchenraum aufzuheizen.<br />
Nicht selten entstanden dadurch<br />
Temperatursprünge von 10—15 Grad<br />
innerhalb von wenigen Stunden.<br />
Diese verursachten vor allen Dingen<br />
im Wandbereich erhebliche klimatische<br />
Veränderungen, die teilweise<br />
auch zu Kondenswasserbildung führten.<br />
Diese sprunghaften klimatischen<br />
Veränderungen in den Kirchenräumen<br />
verursachen an den Ausstattungsgegenständen<br />
teilweise erhebliche<br />
Schäden. Die in der Regel aus<br />
Holz gefertigten Altäre, Tafelbilder<br />
und Skulpturen mit ihren empfindlichen<br />
Mal- und Fassungsscnichten<br />
reagieren mit zeitlicher Verzögerung<br />
auf Temperatur- und Feuchteschwankungen.<br />
Durch den ständigen Klimawechsel<br />
verändern die Trägermaterialien<br />
ihr Volumen; dadurch werden<br />
die darüberliegenden Schichten mitbewegt.<br />
Es kommt zur Ablösung von<br />
Mal- und Fassungsschichten an den<br />
Kunstobjekten bis hin zu flächigen<br />
Verlusten. Jüngere Beispiele von erheblichen<br />
Substanzverlusten an Ausstattungsgegenständen<br />
sind in den<br />
Großkirchen St. Michael in Schwäbisch<br />
Hall und im Münster in Schwäbisch<br />
Gmünd festzustellen. In Schwäbisch<br />
Hall ist davon die gesamte Ausstattung<br />
betroffen, sie mußte in einer<br />
kurzfristig angesetzten Kampagne<br />
notgesichert werden. Der zu erwartende<br />
Konservierungsaufwand wird<br />
über 1 Mio. DM betragen.<br />
Um in Zukunft solche immensen<br />
Schäden an den Kunstwerken zu vermeiden,<br />
ist ein Umdenken zur Nutzung<br />
der Sakralräume von allen Beteiligten<br />
geboten. Die technischen Voraussetzungen<br />
zur Temperierung mit<br />
einem ausgewogenen Klima sind gegeben.<br />
Die Richtwerte für eine denkmalverträgliche<br />
Nutzung liegen seit<br />
1986 vor. Die Gefahr auftretender<br />
Schäden an den Ausstattungsgegenständen<br />
kann somit auf ein Minimum<br />
begrenzt werden.<br />
Es besteht der Wunsch des <strong>Denkmalpflege</strong>rs<br />
an die politisch Verantwortlichen<br />
in der Landesregierung, im<br />
Landtag, wie auch in den kommunalen<br />
Parlamenten und Verwaltungen<br />
auch in Zukunft der Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />
wie der Archäologischen<br />
<strong>Denkmalpflege</strong> das notwendige<br />
Interesse und Verständnis entgegenzubringen,<br />
damit sie ihre Arbeit<br />
zur Erhaltung der gefährdeten Kulturdenkmale<br />
im erforderlichen Umfang<br />
fortsetzen können.<br />
Prof. Dr. D. Planck<br />
Landesdenkmalamt<br />
Mörikestraße 12<br />
70178 Stuttgart<br />
2
900 Jahre Kloster Alpirsbach<br />
Anja Stangl<br />
■ 1 Ansicht der Klosteranlage von Osten,<br />
Foto von Johann August Lorent, 1866 publiziert.<br />
Am 16. Januar 1995 feiert Alpirsbach<br />
die 900. Wiederkehr der ersten<br />
Weihe einer Klosterkirche am Ort.<br />
Stadt, Kirchengemeinden, die durch<br />
die Oberfinanzdirektion Karlsruhe<br />
vertretenen staatlichen Behörden<br />
der Bau- und Liegenschaftsverwaltung<br />
und das Landesdenkmalamt<br />
nahmen das Jubiläum <strong>zum</strong> Anlaß, einerseits<br />
lange anstehende, nötige Reparaturen<br />
und Pflegearbeiten in Angriff<br />
zu nehmen, und andererseits<br />
die Geschichte dieses in der Forschung<br />
bisher recht stiefmütterlich<br />
behandelten Schwarzwaldklosters etwas<br />
zu beleuchten und soweit als<br />
möglich während des Jubiläumsjahres<br />
der Öffentlichkeit zugänglich zu<br />
machen.<br />
I. Zur Klostergeschichte<br />
Der Vorstellung der vorbereiteten Initiativen<br />
sei <strong>zum</strong> besseren Verständnis<br />
ein knapper Abriß der Geschichte<br />
des Klosters vorangestellt. Die in den<br />
letzten Jahren vermehrt zu feiernden<br />
Klosterjubiläen erinnern eindrücklich<br />
an eine lebhafte Phase von Klostergründungen<br />
im letzten Viertel<br />
des 11. Jahrhunderts, die vor dem<br />
Hintergrund des Investiturstreites zu<br />
sehen sind. In dieser Zeit religiöser<br />
Spannungen und des Bürgerkrieges,<br />
der heftigen Kontroversen um das<br />
rechte Verhältnis zwischen Kirche<br />
und weltlicher Gewalt entstanden im<br />
deutschen Südwesten zahlreiche<br />
dem päpstlichen Reformgedanken<br />
zuneigende Klöster. Erinnert sei hier<br />
nur an Blaubeuren (1085), St.<br />
Georgen (1083), Gottesaue (Stadt<br />
Karlsruhe, 1094), Klosterreichenbach<br />
bei Baiersbronn (1085), Komburg bei<br />
Hall (1078), Neresheim (ca. 1095),<br />
Ochsenhausen (ca. 1093), St. Peter<br />
(1093), Wiblingen (1093) und Zwiefalten<br />
(zw. 1085 und 1093). Für sie alle<br />
galt das zuerst für Kloster Hirsau 1075<br />
erwirkte Privileg der freien Vogt- und<br />
Abtswahl, das sie aus der Abhängigkeit<br />
ihrer adeligen Stifter befreite.<br />
Diese konnten nicht mehr wie zuvor<br />
uneingeschränkt weltliche Herrschaftsrechte<br />
ausüben, durch die die<br />
Klöster zu einer Art „Hauskloster"<br />
wurden. Ein Kloster mit diesen Privilegien<br />
wurde zugleich zu einem Dokument<br />
des reformerischen Anliegens<br />
der kirchlichen Partei.<br />
Kloster Alpirsbach gehört zur<br />
Gruppe der Reformklöster. Drei Adelige<br />
traten hier als Klosterstifter auf.<br />
3
Dieser etwas ungewöhnliche Fall<br />
mochte dadurch entstanden sein,<br />
daß Graf Alwig von Sulz, Graf Adalbert<br />
von Zollern und Ruotmann von<br />
Neckarhausen gemeinsam ein Hofgut<br />
im oberen Kinzigtal geerbt hatten.<br />
Vor allem die Sulzer Familie, die<br />
eine starke Position zwischen Neckar<br />
und Schwarzwald hielt, war wohl entscheidend<br />
an der Entstehung des<br />
Hofgutes Alpirsbach beteiligt gewesen<br />
und besaß in unmittelbarer Nähe<br />
weitere Besitzungen. Außerdem übten<br />
sie im oberen Kinzigtal die Grafenrechte<br />
aus. Die Besitzanteile der<br />
beiden anderen Stifter waren wahrscheinlich<br />
durch Einheirat in die Sulzer<br />
Familie an diese gelangt. Alle drei<br />
Stifter hatten ihre Herrscnaftsmittelpunkte<br />
nicht im Kinziggebiet, sondern<br />
am oberen Neckar, wo sich ihr<br />
Besitz konzentrierte. In diesem Raum<br />
befand sich auch der größte Teil der<br />
zusätzlichen Erstausstattung außerhalb<br />
des unmittelbaren Stiftungsbesitzes<br />
um Alpirsbach.<br />
Die Gründung beschreiben zwei erhaltene<br />
Stiftungsurkunden, deren erste<br />
zur Zeit der Weihe 1095, die<br />
zweite überarbeitete Version ungefähr<br />
30 Jahre später entstanden ist.<br />
Sie geben Auskunft über Rechte und<br />
Besitz des neuen Klosters und über<br />
die Klosterweihe. Die drei Stifter sowie<br />
Bischof Gebhard von Konstanz,<br />
in dessen Diözese das zukünftige Kloster<br />
lag, und Abt Uto von St. Blasien,<br />
dessen Abtei als Mutterkloster fungierte,<br />
konnten den Verzicht auf eigenkirchliche<br />
Ansprüche, die Unterstellung<br />
unter den päpstlichen<br />
Schutz, die freie Abts- und Vogtswahl<br />
und ein unbeschränktes Besitzund<br />
Verwaltungsrecht festschreiben.<br />
Der unmittelbare Stiftungsbesitz umfaßte<br />
das Gebiet des Hofgutes Alpirsbach<br />
und wird in beiden Stiftungsurkunden<br />
beschrieben. Er erstreckte<br />
sich zwischen dem Heimbach im<br />
Osten und der Wasserscheide <strong>zum</strong><br />
Wolftal im Westen und umfaßte das<br />
Kinzigtal von Ehlenbogen abwärts<br />
■ 2 Blick von der Westgalerie In den Kirchenraum<br />
vor der Renovierung ab 1956. Die<br />
in den Jahren 1878 bis 1881 unter der Leitung<br />
von Baurat Berner durchgeführte Renovierung<br />
schmückte den Kirchenraum mit einerstrengen,<br />
historisierenden Bemalung, deren<br />
Quaderung mit den zwischengestellten<br />
plakativen Ornamenten die Flächen kleinteilig<br />
gliederte. Als Zutaten sind die farbig gefaßten<br />
Kassettendecken, die byzantinisierende<br />
Steinkanzel mit ihrem mächtigen<br />
Schalldeckel am westlichen Vierungspfeiler<br />
sowie das strenge, den romanischen Chorbänken<br />
nachempfundene Gestühl ebenso<br />
raumprägend wie der <strong>zum</strong> Zeitpunkt der<br />
Aufnahme vor den Mittelkonchen aufgestellte<br />
spätgotische Hochaltar. Die Renovierung<br />
nach 1956 verzichtete zugunsten einer<br />
materialorientierten Purifikation auf Teile der<br />
historistischen Ausstattung und wies dem Altarschrein<br />
einen untergeordneten Standort<br />
im Seitenschiff zu.<br />
4
is zu einem heute nicht mehr zu<br />
identifizierenden „Wagodenstein",<br />
der vermutlich zwischen der Einmündung<br />
des Rötenbachs und der Kleinen<br />
Kinzig zu suchen ist. Außerdem<br />
wurde das Kloster mit weiteren Rechten<br />
und Gütern ausgestattet: <strong>zum</strong> Stiftungsbesitz<br />
gehörten Güter und<br />
Rechte in Dornhan, Hochmössingen,<br />
Höffendorf, Großgartach, Haslach,<br />
Vöhringen und Nordweil im<br />
Breisgau. Von 1101 stammt das Privileg<br />
Papst Paschalis' II., in dem Stiftung<br />
und Besitz gesichert und der Schutz<br />
durch den Papst gewährt wurden.<br />
Die Bestätigung durch Kaiser Heinrich<br />
V. erfolgte erst 1123 nach dem<br />
Ende des Investiturstreites.<br />
Am 16. Januar 1095 fand die feierliche<br />
Übergabe der Schenkung und<br />
die Weihe eines vermutlich hölzernen<br />
Oratoriums durch Bischof Gebhard<br />
von Konstanz statt. Bereits vier<br />
Jahre nach der Gründung, also 1099,<br />
konnte das Kloster eine kleine Steinkirche<br />
weihen. Von dieser sogenannten<br />
Leutkirche, die später als Pfarrkirche<br />
diente, blieb der Turm erhalten.<br />
Ihr Schiff wurde 1649 wegen Baufäiligkeit<br />
abgerissen.<br />
Die beeindruckende Klosterkirche<br />
wurde um 1130 dem hl. Nikolaus geweiht,<br />
dessen Kult sich nach der 1087<br />
erfolgten Übertragung seiner Gebeine<br />
nach Bari rasch im gesamten<br />
Abendland verbreitete. Neben dieser<br />
Weihenachricht legen auch stilistische<br />
Kriterien bei den Skulpturen<br />
und Vergleiche mit anderen zeitgenössischen<br />
Kirchenbauten diese zeitliche<br />
Einordnung nahe. Die Erbauungszeit<br />
der Kirche kann vor allem in<br />
Verbindung mit der Abfassungszeit<br />
der zweiten Stiftungsurkunde zwischen<br />
1125 und 1133 gesehen werden.<br />
Über die Ereignisse zwischen der<br />
Mitte des 12. und dem beginnenden<br />
15. Jahrhundert sind wir leider recht<br />
mangelhaft unterrichtet. Am Ende<br />
dieses Zeitraumes scheinen die Verhältnisse<br />
in Alpirsbach jedoch so wenig<br />
ersprießlich gewesen zu sein, daß<br />
die nunmehr das Amt des Klostervogtes<br />
bekleidenden Grafen von <strong>Württemberg</strong><br />
energisch auf Reformen<br />
drangen. Vor allem der wirtschaftliche<br />
Niedergang des Klosters, <strong>zum</strong><br />
Teil bedingt durch die Aufsplitterung<br />
des Klostervermögens als Folge einer<br />
nicht mehr strikt gelebten „vita communis"<br />
(klösterliche Lebensgemeinschaft),<br />
schien kaum noch aufzuhalten<br />
zu sein. Eine wirkliche Änderung<br />
trat erst mit Abt Georg Schwarz ein,<br />
unter dessen Leitung Alpirsbach 1471<br />
der Melker Reform beitrat. Zehn<br />
Jahre später schloß es sich unter der<br />
Leitung von Abt Hieronymus Hulzing<br />
der Bursfelder Kongregation an. Offensichtlich<br />
hatte dieser Schritt Erfolg,<br />
denn Alpirsbach gelangte dank neu<br />
durchorganisierter und vereinheitlichter<br />
Verwaltung des Klosterbesitzes<br />
zu neuer wirtschaftlicher Blüte.<br />
Dieser Aufschwung war vor allem<br />
deshalb bedeutsam, weil er die verschiedenen<br />
Bauvorhaben des Abtes<br />
begünstigte. Ein beinahe kompletter<br />
Umbau der Klausurgebäude erfolgte<br />
zwischen 1480 und 1495. Wohl als<br />
letzte Maßnahme wurde zu Beginn<br />
des 16. Jahrhunderts die Marienkapelle<br />
neu aufgebaut und über dem<br />
Gottesdienstraum, ähnlich wie heute<br />
noch in Hirsau erhalten, eine Bibliothek<br />
eingerichtet. Die Klosterkirche<br />
wurde <strong>zum</strong>indest teilweise neu ausgestattet,<br />
ein prächtiges und gut erhaltenes<br />
Beispiel ist der Marienaltar von<br />
Nikolaus Weckmann aus der Zeit um<br />
1520 und das in Fragmenten erhaltene<br />
figürlich geschnitzte Chorgestühl.<br />
Der Erfolg der Reformbemühungen<br />
war von kurzer Dauer, denn schon<br />
bald hatte das Kloster mit neuen<br />
Schwierigkeiten zu kämpfen, deren<br />
Ursachen in der Reformation Luthers<br />
zu suchen sind. Der Anschluß <strong>Württemberg</strong>s<br />
an die Reformation und<br />
die bereits zuvor durchgesetzte Landsässigkeit<br />
des Klosters boten die<br />
Handhabe, das Kloster zu säkularisieren.<br />
Im November 1534 standen deshalb<br />
die Kommissäre Herzog Ulrichs<br />
von <strong>Württemberg</strong> vor der Tür, um die<br />
befohlene Inventur des Klosterver-<br />
■ 3 Ein Hemdkragen des 16. Jahrhunderts.<br />
Es ist ein Glücksfall, daß der Alpirsbacher<br />
Fund verschiedene erstaunlich gut erhaltene<br />
Kleidungsstücke enthält. Dazu gehört<br />
auch ein Hemdkragen aus weißem Leinenstoff.<br />
Er ist mit einer dichten Klöppelspitze<br />
verziert, deren fortlaufende Verflechtung in<br />
einem Musterbuch von 1561 als „Rosenmodel"<br />
bezeichnet wird. Der Stehbund schließt<br />
oben mit einer Rüsche ab, die einen schmalen<br />
Rollsaum hat und durch zwei eingezogene<br />
Fäden sehr gleichmäßig angekraust erscheint.<br />
Auch der untere FHemdansatz ist auf<br />
diese Weise angekraust, später dann unsachgemäß<br />
abgeschnitten worden. Nach dem<br />
geringen Kragenumfang und der Datierung<br />
des Stücks aufgrund von Kragenform und<br />
Spitze kommt als Träger des Hemdkragens<br />
einer der Schüler der Alpirsbacher Klosterschule<br />
in Frage.<br />
■ 4 Mühlebrett. Unter den Holzfunden<br />
aus dem Fußboden im Dorment gibt es etliche<br />
Objekte, die als Vesperbrettchen zu deuten<br />
sind. Eines davon wurde durch Einritzungen<br />
auf Vorder- und Rückseite in ein Spielbrett<br />
umfunktioniert. Die hier abgebildete<br />
Seite diente <strong>zum</strong> Mühlespielen. Die geringe<br />
Größe des Brettchens, es mißt 17,5 auf<br />
15 cm, legt die Vermutung nahe, daß diese<br />
Spiele heimlich betrieben wurden. Wahrscheinlich<br />
stammt es, wie die Masse der übrigen<br />
Funde, aus der Zeit der Klosterschule.<br />
5
mögens durchzuführen. Weder gegen<br />
diese Maßnahme noch gegen<br />
die Anwesenheit von evangelischen<br />
Prädikanten konnten sich Abt Ulrich<br />
Hamma und sein Konvent wehren.<br />
Wie bei den anderen württembergischen<br />
Klöstern wurde auch in Alpirsbach<br />
nach dem Interim die Reformation<br />
vollständig durchgesetzt. Herzog<br />
Christoph machte aus den bestehenden<br />
Klosterherrschaften selbständige<br />
Verwaltungsbezirke, die ihren festen<br />
Platz in der Landesverfassung<br />
und -Verwaltung bekamen. 1556<br />
wurde eine niedere Klosterschule eingerichtet,<br />
deren Schüler sich auf das<br />
Studium in Tübingen bzw. auf .eine<br />
Laufbahn als evangelische Geistliche<br />
vorzubereiten hatten. Allerdings<br />
mußte sie 1595, um Kosten zu sparen,<br />
geschlossen und nach Kloster<br />
Adelberg zwischen Schorndorf und<br />
Göppingen verlegt werden. Der Klosterbesitz<br />
wurde bis 1806 als selbständiges<br />
Klosteramt verwaltet, dem nominell<br />
ein evangelischer Abt vorstand,<br />
der gewöhnlich dem Konsistorium<br />
in Stuttgart angehörte. Die praktische<br />
Arbeit lag jedoch in Händen eines<br />
Klosteramtmanns. In der Folge<br />
der Ereignisse nach der Auflösung<br />
des Heiligen Römischen Reiches<br />
wurde das Klosteramt Alpirsbach aufgehoben<br />
und dem Oberamt Oberndorf<br />
einverleibt.<br />
II. Ereignisse<br />
im Jubiläumsjahr 1995<br />
Anläßlich des Klosterjubiläums werden<br />
in Alpirsbach in Zusammenarbeit<br />
mit der Staatlichen Schlösserund<br />
Gärtenverwaltung der Oberfinanzdirektion<br />
Karlsruhe, dem Landesdenkmalamt<br />
Karlsruhe, der Toto-<br />
Lotto-GmbH, dem Hochbauamt<br />
Galw und der Stadt Alpirsbach zahlreiche<br />
Veranstaltungen organisiert<br />
bzw. Einrichtungen erneuert, die<br />
kurz vorgestellt werden sollen.<br />
— Eine vom 29. April bis 11. Juni 1995<br />
stattfindende Sonderausstellung<br />
wendet sich an die Einwohner und<br />
Besucher von Alpirsbach. Im Mittelpunkt<br />
dieser Ausstellung stehen die<br />
aussagekräftigen und gut erhaltenen<br />
Funde aus den Gewölbezwickeln<br />
über dem Ostflügel des Kreuzgangs<br />
und dem Seitenschiff der Kirche, die<br />
bisher nicht erwartete Einblicke in<br />
die Spätzeit des Klosters und in die<br />
Klosterschule erlauben. Zu dieser<br />
Ausstellung erscheint eine Broschüre.<br />
— Durch die Einrichtung einer Dauerausstellung<br />
im Westflügel des Klosters<br />
sollen die bestehenden Informationsmöglichkeiten<br />
für Besucher —<br />
Besichtigung der Klosterkirche und<br />
Führung durch die Klausurgebäude —<br />
erweitert werden.<br />
— Nach intensiver Vorbereitung wird<br />
das Landesdenkmalamt am 19. und<br />
20. Mai 1995 in Alpirsbach ein wissenschaftliches<br />
Kolloquium abhalten, an<br />
dem namhafte Fachleute die Ergebnisse<br />
ihrer Forschungen sowohl der<br />
Fachwelt als auch der interessierten<br />
Öffentlichkeit vorstellen. Es wird sich<br />
mit Fragen zur Alpirsbacher Kunst-,<br />
Bau-, Landes- und Kirchengeschichte<br />
beschäftigen. Seine Ergebnisse<br />
sollen anschließend in einem<br />
Sammelband publiziert werden.<br />
— Während des Jubiläumsjahres werden<br />
Konzerte, besondere Führungen<br />
und Vorträge zur Alpirsbacher Geschichte<br />
und vieles andere mehr geboten.<br />
Genaue Termine und Inhalte<br />
können dem gemeinsamen Veranstaltungskalender<br />
entnommen werden,<br />
der bei der Kurverwaltung Alpirsbach<br />
erhältlich ist.<br />
— Liegenschaftsamt und Bauverwaltung<br />
haben die Sicherung des Klosters<br />
und der unmittelbaren Umgebung<br />
energisch vorangetrieben. Dabei<br />
standen die Erhebung und — soweit<br />
als möglich — Beseitigung der<br />
Schäden der Malereien in Kirche und<br />
Klausur sowie die Reparatur der künftigen<br />
Museumsräume im Vordergrund.<br />
III. Zum Inhalt<br />
der Ausstellungen<br />
1. Die Dauerausstellung im Westflügel<br />
des Klosters<br />
Die Dauerausstellung bietet eine<br />
grundlegende Einführung in die Bauund<br />
Klostergeschichte von Alpirsbach.<br />
Das Angebot kann von jedem<br />
Besucher als individuelle Vorbereitung<br />
zu einem anschließenden Rundgang<br />
durch das Kloster genutzt werden.<br />
Zugleich soll es für die Klosterführungen<br />
Anschauungsmaterial als<br />
Einstieg bieten. Dieser einführende<br />
Charakter soll auch im Hinblick auf<br />
das geplante Klostermuseum entstehen,<br />
in dem einzelne Themen, der<br />
Sonderausstellung vergleichbar, vertieft<br />
werden können. Klimatische, sicherheitstechnische<br />
und personelle<br />
Voraussetzungen lassen es nur in<br />
sehr begrenztem Umfang zu, hier Originale<br />
zu zeigen. Die Vermittlung der<br />
Ausstellungsinhalte wird vor allem<br />
über Pläne, Bilder und Texte stattfinden.<br />
Die Dauerausstellung besteht<br />
im Erdgeschoß aus zwei Räumen,<br />
dem ehemaligen Cellarium und dem<br />
davor liegenden kleinen Gewölberaum.<br />
Gewölberaum<br />
Im Gewölberaum wird eine Fotoausstellung<br />
zu sehen sein, die Ansichten<br />
von Kloster und Stadt Alpirsbach aus<br />
dem Zeitraum 1860 bis 1920 zeigt. Er-<br />
staunlicherweise gab es drei voneinander<br />
unabhängige Fotografen, die<br />
sich in dieser Zeit mit Alpirsbach beschäftigt<br />
haben. Von Johann August<br />
Lorent sind sechs Fotos überliefert:<br />
eine Ansicht des Klosters, des Kreuzganggartens,<br />
des Kreuzgangs, des<br />
Dorments und eine Innenansicht der<br />
Kirche, die in „Denkmale des Mittelalters<br />
im Königreich <strong>Württemberg</strong>" mit<br />
einem Text von C. B. A. Fickler im<br />
Jahre 1866 veröffentlicht wurden.<br />
Von Paul Sinner, einem Fotografen<br />
aus Tübingen, haben sich ebenfalls<br />
sechs Fotos im Stadtmuseum von Alpirsbach<br />
erhalten: Ansicht des Klosters,<br />
Innenansichten der Klosterkirche,<br />
die die historistische Ausmalung<br />
der Jahre 1878 bis 1881 erkennen lassen<br />
und eine Ansicht des Hauptportals.<br />
Am ausführlichsten hat der ortsansässige<br />
Theodor Bessler Kloster und Ort<br />
photographisch dokumentiert. Über<br />
Jahrzehnte hinweg ging er aufmerksam<br />
beobachtend durch den Ort<br />
und hat viele Veränderungen oder<br />
Neuerungen festgehalten. Eine Auswahl<br />
der Arbeiten wird den Besuchern<br />
einen lebhaften Eindruck des<br />
„alten" Alpirsbach vermitteln können.<br />
Cellarium<br />
Der erste Themenbereich im Cellarium<br />
beschäftigt sich mit der Baugeschichte.<br />
Im Mittelpunkt steht der<br />
vom Landesdenkmalamt Karlsruhe<br />
erarbeitete neue Klostergesamtplan<br />
im Maßstab 1:200, ein Erdgeschoßgrundriß,<br />
der die Bautätigkeit der<br />
Jahre 1481 bis 1534, also die Entstehung<br />
der spätgotischen Klausurgebäude,<br />
zeigt. Wichtige Hinweise zur<br />
romanischen Bausubstanz sind in<br />
den spätgotischen Plan eingearbeitet.<br />
Die romanische Klosterkirche<br />
wird mit Hilfe einer Isometrie näher<br />
erläutert. In diesem Zusammenhang<br />
wird das zur Zeit in der Klosterkirche<br />
stehende Klostermodell, das Kloster<br />
und oberes Dorf um 1800 zeigt, aufgestellt<br />
werden.<br />
Als Ergänzung zur Baugeschichte werden<br />
die Spolien des einzigen gotischen<br />
Fensters der Klosterkirche (das<br />
ehemalige Lettnerfenster) zu sehen<br />
sein, an denen wertvolle und interessante<br />
Informationen zur Entwurfsarbeit<br />
eines solchen Fensters und zur<br />
Steinbearbeitung abzulesen sind. Außerdem<br />
können Teile eines romanischen<br />
Fensters aus dem 1882 abgerissenen<br />
romanischen Gebäude gezeigt<br />
werden. Weitere Spolien, ein<br />
Stück eines Ortgangs, ein Kämpfer,<br />
ein Kapitell aus dem romanischen<br />
Kreuzgang und verschiedene Schlußsteine<br />
geben Auskunft zur Bauplastik<br />
des Klosters und leiten zur Ausstattung<br />
der Klosterkirche über.<br />
6
■ 5 Grabmal. Die Grabplatte des Abtes<br />
Walter Schenk von Schenkenberg, der von<br />
1303 bis 1337 Abt von Alpirsbach war, befindet<br />
sich an der Südwand in der Sakristei der<br />
Klosterkirche. Auf der Rechteckplatte aus rotem<br />
Sandstein ist Abt Walter mit Abtsstab<br />
und Buch unter einem hochgotischen Baldachin<br />
dargestellt. Die Gestalt wird in Flachrelief<br />
wiedergegeben, die Buchstaben der lateinischen<br />
Umschrift in gotischer Majuskel —<br />
+ ANNO // DOMINI/. M". CCC. - \°X°X°.<br />
VII . II IDVS AVGVSTI / [...]// O(BIIT). WAL-<br />
THERVS ABBAS D(I)C(TV)S SCHE(N)K. / (Im<br />
jähr des Herrn 1337 am 2. Tag vor den Iden<br />
des August (12. August) starb Abt Walter genannt<br />
Schenk) — sind flach eingetieft und waren<br />
möglicherweise mit schwarzer Füllmasse<br />
oder Blei gefüllt. Die das Schriftband<br />
rahmenden Linien wurden ursprünglich<br />
durch Leisten aus Metall gebildet, deren Dübellöcher<br />
noch in regelmäßigen Abständen<br />
sichtbar sind.<br />
Der zweite Themenbereich beschäftigt<br />
sich mit dem Leben im Kloster.<br />
Dem Besucher soll mit Hilfe eines<br />
Schemaplanes die Funktion der einzelnen<br />
Klausurbereiche erklärt werden.<br />
Informationen über das Leben<br />
im Kloster, den Tagesablauf, Essen,<br />
Trinken, Kleidung, Hygiene ergänzen<br />
das Bild.<br />
Der dritte Themenbereich widmet<br />
sich der Klostergeschichte: wichtige<br />
Ereignisse, angefangen bei der Gründung,<br />
über den Aufbau der Wirtschaft,<br />
die Reformen des 15. Jahrhun-<br />
derts bis zu den Auswirkungen der<br />
Reformation und der Einrichtung des<br />
evangelischen Klosteramtes werden<br />
dargestellt.<br />
Der vierte Themenbereich ermöglicht<br />
einen Einblick in die Entwicklung<br />
Alpirsbachs nach dem Ende des<br />
Klosteramtes 1805.<br />
Im hinteren Bereich des Cellariums<br />
wird außerdem ein Medienraum eingerichtet,<br />
der den Besuchern die<br />
Möglichkeit bietet, Videofilme <strong>zum</strong><br />
Thema zu sehen.<br />
Abtszimmer mit Nebenraum<br />
Den Besuchern soll der Zugang zu<br />
diesen beiden herausgehobenen<br />
Räumen im ersten Stock ermöglicht<br />
werden. Im Abtszimmer sollen die<br />
Vertäfelung renoviert und alle Zutaten<br />
seit den fünfziger Jahren entfernt<br />
werden. Zum Schutz des Erkers und<br />
der Vertäfelung wird dieser Raum<br />
nicht vollständig zu betreten sein, im<br />
kleinen Nebenzimmer werden Informationen<br />
zur Prälatur und über die<br />
Äbte von Alpirsbach angeboten. Außerdem<br />
werden bekannte Personen<br />
vorgestellt, die sich entweder im Konvent<br />
oder als Klosterschüler oder als<br />
Bürger der Stadt einen Namen gemacht<br />
haben. Die Einrichtung des<br />
Raumes wird relativ beweglich und<br />
leicht zu ändern sein, um ihn später<br />
in das geplante Klostermuseum einbeziehen<br />
zu können.<br />
2. Die Sonderausstellung in der Alpirsbacher<br />
Galerie<br />
Bei der durch das Landesdenkmalamt<br />
angeregten wissenschaftlichen<br />
Bearbeitung der Funde aus den Gewölbezwickeln,<br />
die anläßlich des Jubiläums<br />
endlich in Angriff genommen<br />
werden konnte, zeigte sich sehr<br />
rasch, daß sie eine unschätzbare<br />
7
■ 6 Ofenkachel mit Figur des Joseph in<br />
Ägypten, Die Kachel aus dem Anfang des 17.<br />
Jahrhunderts ist mit Graphit beschichtet und<br />
gehörte zu einem Ofen mit gußeisernem Unterteil<br />
und keramischem Aufbau. In dem puttenbesetzten<br />
Rahmen steht Joseph in Ägypten,<br />
gekleidet in antiker Rüstung. Die ihm<br />
beigegebenen Attribute beziehen sich auf<br />
den Traum des Pharao von den sieben fetten<br />
und den sieben mageren Jahren. Erstellt<br />
die Verkörperung einer der sieben Tugenden<br />
dar: die Inschrift „FIRSICHTIGKEIT"<br />
ebenso wie das doppelgesichtige gekrönte<br />
Haupt zeigen dies.<br />
Quelle vor allem für den Alltag in der<br />
Klosterschule darstellen, wie er sonst<br />
nirgends in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
wirklich dokumentiert ist. Es lag deshalb<br />
nahe, einen Teil dieser Stücke zusammen<br />
mit anderen Dokumenten<br />
der Klostergeschichte hier der Öffentlichkeit<br />
erstmals zugänglich zu machen.<br />
Die Bearbeitung der Funde zeitigte<br />
Informationen zu den verschiedensten<br />
Lebensbereichen der Mönche<br />
und der Klosterschüler.<br />
Hierzu wurden die Fundstücke in folgende<br />
Bereiche gegliedert, zu denen<br />
sie jeweils Aussagen liefern:<br />
Bauen und Wohnen: Dachziegel<br />
und Bodenfliesen, Ofenkacheln, Bleifensterfassung<br />
und Butzenscheiben,<br />
Windeisen, Kerzenhalter, Kastenund<br />
Vorhängeschloß.<br />
Holz: Holzfunde, die zu zwei verschwundenen<br />
Altären und <strong>zum</strong> fragmentarisch<br />
erhaltenen Chorgestünl<br />
gehören.<br />
Kochen, Essen, Trinken und Sanitär:<br />
Fragmente verschiedenster Keramik,<br />
Löffel, Holzgeschirr, Gläser, Fragmente<br />
eines Albarellos, eines Alembiks<br />
und eines Schröpfkopfes.<br />
Spielen: Spiel- und Wahrsagekarten,<br />
Spielbretter, Spieljetons, Puppengeschirr.<br />
Papier: Hausaufgaben, Vokabellisten,<br />
Strafarbeiten, persönliche Briefe der<br />
Klosterschüler, die ersten authentischen<br />
Dokumente aus dem Alltag einer<br />
württembergischen Klosterschule,<br />
die zugleich Einblicke in das<br />
pädagogische Programm und den Tagesablauf<br />
der Schule geben.<br />
Textilien und Schuhe: Hemden,<br />
Wams und Hose, Schuhe und andere<br />
Lederutensilien, die aus der späten<br />
Klosterzeit und aus der Zeit der<br />
Klosterschule stammen.<br />
Das Spektrum der Funde wird ergänzt<br />
durch Informationen und Anschauungsmaterial<br />
zur spätmittelalterlichen<br />
Klosterzeit (Bibliothek, Liturgie<br />
und Verwaltung), zur Klosterschule<br />
(Tagesablauf, Unterrichtsinhalte, Organisation),<br />
zur aktuellen Bauforschung<br />
und zur Bauausstattung.<br />
Neben der Präsentation der Funde<br />
wird ein bisher wenig beachtetes<br />
Thema zusätzlich vorgestellt: Alpirsbach<br />
im 19. Jahrhundert. Die Wieder-<br />
entdeckung des Klosters als romanisches<br />
und gotisches Baudenkmal<br />
von nationalem Rang läßt sich anhand<br />
von im Landesdenkmalamt erhaltenen<br />
Bauaufnahmen, Zeichnungen,<br />
Publikationen und von Zeitungsberichten<br />
nachzeichnen. Hand in<br />
Hand mit der Wiederentdeckung<br />
ging die Renovierung und Umgestaltung<br />
der Klosterkirche: die Wiederherstellung<br />
der Klosterkirche, die Ausmalung,<br />
die Kopien der romanischen<br />
Bänke — die Ausstellung soll<br />
die nicht mehr erhaltenen Elemente<br />
der historistischen Ausstattung vorstellen.<br />
Problematisch war der Umgang mit<br />
dem wiederentdeckten Denkmal allemal:<br />
Einerseits wurde Alpirsbach<br />
als „Wiege der Hohenzollern" empfunden<br />
und anläßlich des 800jährigen<br />
Jubiläums 1898 entsprechend gefeiert,<br />
andererseits fielen Teile des engeren<br />
Klosterbereiches der für die Industrialisierung<br />
als äußerst wichtig angesehenen<br />
Verkehrsplanung <strong>zum</strong><br />
Opfer. Die neue Eisenbahnlinie und<br />
die Reichsstraße erforderten aus damaliger<br />
Sicht den Abriß des romanischen<br />
Gebäudes und des daneben<br />
stehenden romanischen Torhauses.<br />
IV. Das zukünftige<br />
Klostermuseum<br />
In Ergänzung und Fortführung der<br />
1995 eröffneten Dauerausstellung ist<br />
die Einrichtung eines Klostermuseums<br />
geplant. Bei der Verwirklichung<br />
des Projektes werden Gewölberaum<br />
und Cellarium im Erdgeschoß,<br />
das Abtszimmer mit Nebenzimmer<br />
im ersten Stock und eine<br />
Folge von Räumen im zweiten Stock<br />
als Museum zusammengefaßt. In<br />
den neuen Räumen lassen sich Themenbereiche<br />
präsentieren, die über<br />
eine einführende Ausstellung hinausgehen<br />
und aufgrund der klimatischen<br />
Gefährdung der dazugehörigen<br />
Objekte im Erdgeschoß nicht gezeigt<br />
werden können. Im wesentlichen<br />
wird das Klostermuseum auf<br />
der Bearbeitung und Präsentation<br />
der Funde für die Sonderausstellung<br />
beruhen.<br />
Anja Stangl M. A.<br />
Ausstellungssekretariat Alpirsbach<br />
Staatliche Schlösser- und<br />
Gärtenverwaltung/Landesdenkmalamt<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Durmersheimer Straße 55<br />
76185 Karlsruhe<br />
8
Riedlingen<br />
Die Altstadt als Denkmal<br />
Sabine Kraume-Probst<br />
■ 1 Große repräsentative Fachwerkhäuser<br />
prägen den Marktplatz: links die sog. Veielsche<br />
Apotheke, daneben das frühere Gasthaus<br />
Fuchs, rechts der ehem. „Schwarze Adler".<br />
Eine Kulturdenkmalliste für die Stadt<br />
Riedlingen wurde vom Landesdenkmalamt<br />
1992 erarbeitet. Dabei bestätigte<br />
es sich, daß Riedlingen einen außerordentlich<br />
gut überlieferten historischen<br />
Stadtkern mit einer Vielzahl<br />
hervorragender Kulturdenkmale besitzt.<br />
Der Gemeinderat beschloß am<br />
5. juli 1993 einstimmig, der Empfehlung<br />
des Landesdenkmalamtes gemäß<br />
eine Satzung <strong>zum</strong> Schutz ihrer<br />
Altstadt zu erlassen, wie dies in §19<br />
des Denkmalschutzgesetzes vorgesehen<br />
ist:<br />
„(1) Die Gemeinden können im Benehmen<br />
mit dem Landesdenkmalamt<br />
Gesamtanlagen, insbesondere<br />
Straßen-, Platz- und Ortsbiider, an deren<br />
Erhaltung aus wissenschaftlichen,<br />
künstlerischen oder heimatgeschichtlichen<br />
Gründen ein besonderes öffentliches<br />
Interesse besteht, durch<br />
Satzung unter Denkmalschutz stellen."<br />
Riediingen ist nicht die erste Altstadt<br />
im Regierungsbezirk Tübingen, die<br />
als Gesamtanlage ausgewiesen ist.<br />
Bereits seit 1954 genießt die Stadt<br />
Meersburg einen Ortsbildschutz.<br />
Nach Inkrafttreten des Denkmal-<br />
schutzgesetzes folgte vor allem in<br />
den 70er und 80er Jahren eine Reihe<br />
von Orten, nach Größe und Anlage<br />
sind mit Riedlingen vergleichbar die<br />
Städte Wangen/Allgäu (1976), Leutkirch<br />
(1982) und Isny (1983).<br />
Abgrenzung<br />
der Gesamtanlage<br />
Als äußere Begrenzung wurde die im<br />
frühen 14. Jahrhundert errichtete<br />
Stadtmauer festgelegt, die, im späten<br />
15. Jahrhundert noch einmal verbessert,<br />
bis in das 19. Jahrhundert das<br />
Stadtgebiet markierte. Heute noch<br />
sind einige der Mauern und Türme<br />
sowie Teile des Wehrgangs erhalten.<br />
Eindrucksvoll ist die Ansicht von Norden<br />
mit dem weitgehend intakten,<br />
ehemals mit Wasser gefüllten Stadtgraben.<br />
Schon im späten Mittelalter<br />
entstanden zwei Vorstädte (Mühlvorstadt<br />
und Weiiervorstadt). Alten Ansichten<br />
zufolge war auch die Mühlvorstadt<br />
<strong>zum</strong>indest teilweise ummauert.<br />
Da eine parzellenscharfe Abgrenzung<br />
der in jüngere Bebauung übergehenden<br />
Vorstädte auf ihren historischen<br />
Bestand nicht festgelegt werden<br />
kann, sind sie nicht Bestandteil<br />
der Gesamtanlage.<br />
9
■ 2 Riedlingen 1992. Stadtplan mit eingezeichneten<br />
Kulturdenkmalen. Die Bebauung<br />
der Altstadt ist bis heute nahezu unverändert.<br />
(Kartengrundlage Landesvermessungsamt<br />
Stuttgart, mit frdl. Genehmigung.)<br />
Geschichtlicher Überblick<br />
Schon in keltischer Zeit war die Region<br />
besiedelt, wie jüngste Ausgrabungen<br />
im heutigen Gewann<br />
„Klinge" ergaben. Eine Ansiedlung namens<br />
„Hruodininga" wird im Jahre<br />
835 urkundlich erwähnt. Oberhalb<br />
dieses Ortes gründeten dann um<br />
1250 die Grafen von Veringen eine<br />
Stadt, die einen annähernd rechteckigen<br />
Grundriß besaß und natürlich<br />
ummauert war. Nach dem Übergang<br />
Riedlingens an das Haus Habsburg<br />
1291 wurde eine neue Stadtbefestigung<br />
errichtet, die nun zwei Siedlungen<br />
unterhalb der Gründungsstadt<br />
am Ufer der Donau in die Ummauerung<br />
mit einschloß: den sehr viel älteren<br />
Weiler sowie die inzwischen entlang<br />
der Verkehrsstraße entstandene<br />
Bebauung. Riedlingen blieb eine der<br />
fünf Donaustädte Vorderösterreichs<br />
bis in das frühe 19. Jahrhundert; eine<br />
Ausweitung des befestigten Stadtgebietes<br />
fand nicht mehr statt.<br />
Strukturen einer mittelalterlichen<br />
Stadt: Im Bereich<br />
des älteren Weilers<br />
Der ehemalige Weiler im Westen der<br />
heutigen Altstadt entstand an einer<br />
Donaufurt. Seine bis heute unregelmäßige<br />
Bebauung ist bezeichnend<br />
für solche allmählich gewachsenen<br />
Ansiedlungen. Hier stehen meist relativ<br />
bescheidene Handwerker- und<br />
Ackerbürgerhäuser. Daneben finden<br />
sich entlang der Durchgangsstraße allerdings<br />
auch stattliche Bürger- und<br />
Gasthäuser, einige von ihnen sind<br />
mit Zierfachwerk geschmückt. Das<br />
„Weilertor", das die Stadt von Westen<br />
her erschloß, ist längst abgebrochen,<br />
doch hat sich die anschließende<br />
Stadtmauer teilweise in voller Höhe<br />
mit kleinen Rundtürmen und Wehrgang<br />
erhalten.<br />
In der Cründungsstadt<br />
Während die sehr frühen mittelalterlichen<br />
Städte allmählich aus einer Ansiedlung<br />
(<strong>zum</strong> Beispiel im Schutz einer<br />
Burg oder eines Klosters) herangewachsen<br />
sind, ist das hohe Mittelalter<br />
die Zeit zahlreicher herrschaftlicher<br />
Neugründungen. Für den Landesherrn<br />
waren diese Städte zunächst<br />
nichts anderes als große Befestigungsanlagen<br />
in seinem Besitz,<br />
die, strategisch geschickt plaziert,<br />
seine Wehrhaftigkeit vergrößerten,<br />
eine Straße, Brücke oder einen Marktplatz<br />
sicherten und zudem hohe Einkünfte<br />
in Form von Zöllen und Zinsen<br />
aus den Baugrundstücken abwarfen.<br />
Auch für die Neubürger war das<br />
Leben innerhalb der Stadt von großem<br />
Vorteil: Die Mauer bot Sicher-<br />
»jcm<br />
ijüa i<br />
Kulturdenkmale in Riedlingen:<br />
nach S 2 DSchG<br />
■i nach S 12 bzw. 28.1.2 DSchG<br />
RIFDf 1NGFN Kartierung LDA Tü/Noveinber 1992<br />
't2t2/C<br />
10
■ 3 Das mittelalterliche Riedlingen, Umzeichnung<br />
nach der ersten Flurkarte von<br />
1822.<br />
1 Pfarrkirche St. Georg, 2 Weilerkapelle,<br />
3 Michaelskapelle, heute Zwiefalter Tor,<br />
4 Kornhaus, heute Rathaus, 5 Spital, 6 Stadtwaage,<br />
7 Weilertor, 8 Mühltor, 9 Mühltörle,<br />
10 Brucktor, 11 Veitstörle, 12Cründungsstadt,<br />
13 Weiler, 14 Weilervorstadt, 15 Mühlvorstadt.<br />
DONAU<br />
heit und zudem machte Stadtluft<br />
„frei", das heißt, nach einem Jahr als<br />
Stadtbewohner erlosch die Leibeigenschaft<br />
unfreier Bauern.<br />
Bezeichnend für die Anlage einer solchen<br />
planmäßig gegründeten Stadt<br />
ist ihre regelmäßige Struktur mit rechtwinklig<br />
zueinander verlaufenden<br />
Straßen. In Riediingen bildet der westliche<br />
Marktplatzbereich das historische<br />
Stadtzentrum. (Der östliche Teil<br />
des Marktplatzes entstand erst 1804,<br />
als nach einem Brand in diesem<br />
Stadtteil einige Häuser nicht wieder<br />
aufgebaut wurden.) Die Hauptstraße<br />
der Cründungsstadt ist die vom ehemaligen<br />
Weiler <strong>zum</strong> Marktplatz führende<br />
Lange Straße, flankiert von stattlichen,<br />
überwiegend giebelständigen<br />
Bürgerhäusern, Patrizierhäusern,<br />
Klosterhöfen und Gasthäusern. In<br />
den parallel verlaufenden Seitengassen<br />
dahinter stehen die zugehörigen<br />
Nebengebäude: Ställe, Scheunen,<br />
Magazine. In einem weiteren Ring liegen<br />
die Ackerbürgerhäuser, also<br />
Wohn- und Nutzgebäude von Bauern,<br />
die im Schutz der Stadtmauern<br />
lebten und aufgrund des begrenzten<br />
Raumangebotes spezielle, vom landwirtschaftlichen<br />
Betrieb im Dorf abweichende<br />
Cebäudeformen entwikkelt<br />
hatten (Rößlegasse, auch Fuchsgasse).<br />
Dem weltlichen Bereich steht ein<br />
Geistlicher gegenüber: Das Siedlungsild<br />
wird im Nordosten der Veringerstadt<br />
bestimmt durch die annähernd<br />
geostete und damit das Rasterschema<br />
unterbrechende katholische<br />
Pfarrkirche St. Georg. Wohl schon<br />
mit der Stadtgründung erbaut, war<br />
sie jedoch bis 1439 Filialkirche von<br />
Altheim — ein Hinweis für die Besiedlung<br />
Riedlingens von dort aus. Das<br />
Gotteshaus erhielt sein heutiges Erscheinungsbild<br />
1486, als das Langhaus<br />
etwa um das Doppelte verlängert<br />
wurde. In einem weiten Bogen<br />
um die Pfarrkirche sind die Gebäude<br />
angeordnet, deren Bewohner durch<br />
ihre Aufgabenbereiche direkt oder indirekt<br />
mit ihr in Verbindung stehen.<br />
Er erstreckt sich vom ehemaligen,<br />
einst ummauerten Franziskanerinnenkloster<br />
im Südosten (sogenann-<br />
11
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■ 4 Jahrhundertelang machte die Stadt einen<br />
äußerst wehrhaften Eindruck. Scheinbar<br />
dich gedrängt reihen sich die Häuser hinter<br />
der schützenden Stadtmauer. Der Stich von<br />
1716 ist heute in städtischem Besitz.<br />
tes Seelschwesternhaus, heute Teil<br />
des Rathauses) zur früheren Michaelskapelle<br />
(seit 1804 Zwiefalter Tor) und<br />
<strong>zum</strong> Kaplaneihaus (Kirchstraße 2), beziehungsweise<br />
auf der anderen Seite<br />
der Pfarrkirche <strong>zum</strong> ehemaligen Mesnerhaus<br />
(Marktplatz 2) und <strong>zum</strong> Pfarrhaus<br />
mit Scheune (Kirchstraße 1+3).<br />
In der westlich anschließenden Schulstraße<br />
finden sich neben der früheren<br />
Lateinschule zahlreiche, einst<br />
von Kaplänen bewohnte Gebäude,<br />
sogenannte Pfründhäuser (zwischen<br />
1340 und 1515 wurden in Riedlingen<br />
15 Kaplaneien geschaffen); weitere,<br />
wohl ebenfalls einmal von Geistlichen<br />
bewohnte Häuser stehen in der<br />
Pfaffengasse, die auf das 1377 vom<br />
Priester Konrad Manopp gestiftete,<br />
ehemalige Spital am heutigen Wochenmarkt<br />
zuführt.<br />
Im Bereich der Cründungsstadt, im<br />
äußersten Osten des hier verdoppelten<br />
Mauerverlaufes, steht der am besten<br />
überlieferte Riedlinger Stadtturm,<br />
der schlanke, hohe „Zellemeesturm".<br />
Ein weiterer Rundturm, der die<br />
Westecke der Veringerstadt markierte,<br />
ist in der Rückfassade des Spitalgebäudes<br />
erhalten. Gut überliefert<br />
ist die historische Stadtbefestigung<br />
im nördlichen Bereich; hier existiert<br />
an einigen Stellen noch der zur Innenseite<br />
offene Wehrgang.<br />
Am Marktplatz steht als stattlichstes<br />
Profangebäude Riedlingens das mit<br />
Staffelgiebeln versehene ehemalige<br />
Kauf- und Kornhaus (1447 erstmals<br />
als „Kaufhaus" bezeichnet), das seit<br />
1812 als Rathaus dient. Sein Dach<br />
ziert seit eh und je ein Storchennest,<br />
das inzwischen fast zu einem Wahrzeichen<br />
der Stadt geworden ist. Das<br />
erste Riedlinger Rathaus befand sich<br />
erstaunlicherweise nicht in der<br />
„Oberstadt"!<br />
In der Straßensiedlung<br />
Die Veringerstadt lag, ursprünglich<br />
ohne Ausgänge nach Norden und<br />
Osten, als abgeschlossener Bezirk<br />
oberhalb einer Hauptverkehrsstraße<br />
an der Donau (heute Donau-ZHaldenstraße).<br />
Entlang dieser Fernstraße entstand<br />
schon bald eine zunächst unbefestigte<br />
Ansiedlung, die zu Beginn<br />
des 14. Jahrhunderts in die Stadtummauerung<br />
einbezogen wurde. Erst<br />
damals durften sich die Riedlinger<br />
ein Rathaus bauen. Sein Standort ist<br />
nicht mehr überliefert, ein zweites<br />
Rathaus wurde 1379 errichtet. Es<br />
stand bis 1740 an der Stelle des heutigen<br />
Wasserwirtschaftsamtes (Haldenstraße<br />
7). Der Hauptzugang in die mittelalterliche<br />
Stadt erfolgte über die<br />
Donaubrücke und durch das „Brucktor^';<br />
im Nordosten führte das „Mühltor<br />
und das erhaltene malerische<br />
„Mühltörle" in die Mühlvorstadt. Ein<br />
Teil der Stadtmauer steckt noch in<br />
den Rückfassaden der Häuser am Donauufer.<br />
Haustypen<br />
Trotz unterschiedlicher sozialer Strukturen<br />
innerhalb der alten Siedlungskerne,<br />
die sich teilweise überJahrhunderte<br />
unverändert erhalten haben,<br />
gibt es doch sehr viele grundsätzliche<br />
Gemeinsamkeiten: So sind die<br />
Riedlinger Bürgerhäuser in der Regel<br />
giebelständige, heute verputzte Fachwerkbauten<br />
mit massivem Erdgeschoß.<br />
Ebenerdig waren üblicherweise<br />
Ställe, meist eine Werkstatt sowie<br />
Nebenräume untergebracht; gewohnt<br />
wurde in den Obergeschossen.<br />
Nur wenige Gebäude mit besonderer<br />
Funktion waren massiv gebaut:<br />
neben Kirche und einstigem Kornhaus<br />
der ehemalige Heiligkreuztaler<br />
Klosterhof (Lange Straße 16), dessen<br />
älteste Bauteile noch aus dem Mittelalter<br />
stammen, oder die frühere Stadt-<br />
12
waage (Lange Straße 6). Auffallend ist<br />
die besonders große Zahl von Gastwirtschaften,<br />
ein Zeugnis für die Bedeutung<br />
der Riedlinger Märkte. Die<br />
Gaststuben liegen auch heute noch<br />
meist im ersten Obergeschoß. Sehr<br />
reiche Bürger- und Gasthäuser verfügten<br />
über ein separates, üblicherweise<br />
in der dahinterliegenden Nebengasse<br />
errichtetes Ökonomiegebäude<br />
(wie <strong>zum</strong> Beispiel das zu Marktplatz<br />
18 gehörende Nebengebäude Fuchsgasse<br />
1). Die Ackerbürgerhäuser, bei<br />
denen Wohnung, Ställe und<br />
Scheune in einem Gebäude untergebracht<br />
sind, unterscheiden sich äußerlich<br />
oft nicht von den Bürgerhäusern<br />
(beispielsweise das Gebäude<br />
mit der „Schönen Stiege", Rösslegasse<br />
1). Für die außerordentliche<br />
Prachtentfaltung, die das oberschwäbische<br />
Fachwerk in der zweiten<br />
Hälfte des 17. Jahrhunderts auszeichnet,<br />
ist das ehemalige Ackerbürgerhaus<br />
Rösslegasse 2 (sogenannte Mohrenscheuer<br />
oder Alte Kaserne) ein<br />
herausragendes Beispiel.<br />
Plätze<br />
Vom schon genannten Marktplatz<br />
führt die Lange Straße <strong>zum</strong> Weibermarkt,<br />
der sich im einstigen Weiler<br />
unmittelbar vor der Gründungsstadt<br />
findet. Er wird von einem repräsentativen<br />
Gebäude beherrscht, das der<br />
frühere Riedlinger Bürgermeister<br />
Wegscheider im 18. Jahrhundert erbauen<br />
ließ. Der Wochenmarkt wird<br />
an drei Seiten eingefaßt vom Spital<br />
und seinen Nebengebäuden. Klein,<br />
aber ursprünglich von großer Bedeutung<br />
ist der Haldenplatz, der direkt<br />
neben dem früheren Rathaus liegt.<br />
Hier standen die Brotlauben, außerdem<br />
ein Vorgänger des heutigen<br />
Schwedenbrunnens, von dem 1836<br />
berichtet wird, daß an ihm auf einer<br />
doppelten Bank Fische verkauft worden<br />
seien. Ein großer Platz innerhalb<br />
der Altstadt ist heute auch der<br />
Raum zwischen Rathaus und Kirche.<br />
Hier lag bis 1787 der ummauerte<br />
Friedhof.<br />
■ Zahlreiche Türme beherrschten einst die Silhouette der Stadt, wie<br />
hier Im Osten der Zellemeesturm und der Kirchturm von St. Georg.<br />
■ Das Zwiefalter Tor, entstanden durch einen Umbau der St. Michaelskapelle<br />
1803.<br />
13
■ In diesen beiden Häusern am östlichen Marktplatz ist heute die<br />
Stadtverwaltung untergebracht: bei dem Fachwerkbau handelt es<br />
sich um das einstige „Seelschwesternhaus", der Massivbau mit Staffelgiebel<br />
diente ursprünglich als Korn- und Kaufhaus.<br />
■ In der Rößlegasse stehen die beiden schönsten Ackerbürgerhäuser<br />
der Stadt: rechts die „Rößlescheuer", links das „Haus mit der schönen<br />
Stiege".<br />
Die besondere Bedeutung<br />
des Ortsbildes<br />
Die Stadt Riedlingen hat in beispielhafter<br />
Weise ihr historisches Stadtbild<br />
erhalten. Die wirkungsvolle Höhenlage<br />
über der Donau, die in Teilen<br />
noch erhaltene, die Stadt einst<br />
eindrucksvoll umschließende Befestigung,<br />
historische Ortsstrukturen,<br />
enge Gassen im Wechsel mit weiten<br />
Platzräumen, größtenteils noch mittelalterliche<br />
Bausubstanz und eine<br />
große Zahl hervorragender Einzelbaudenkmale<br />
ergeben ein anspruchsvolles<br />
städtebauliches Gesamtbild.<br />
Die Riedlinger Altstadt ist<br />
daher ein Kulturdenkmal aus wissenschaftlichen,<br />
künstlerischen und heimatgeschichtlichen<br />
Gründen, an dessen<br />
Erhaltung ein besonderes öffentliches<br />
Interesse besteht.<br />
Am 27. Juni 1994 trat die Satzung zur<br />
Erhaltung der Gesamtanlage „Innenstadt"<br />
in Kraft.<br />
Sabine Kraume-Probst M. A.<br />
IDA • Inventarisation<br />
Gartenstraße 79<br />
72074 Tübingen<br />
14
Die Restaurierung der Hölzer<br />
aus dem römischen Weihebezirk<br />
von Osterburken<br />
Wolfgang Frey<br />
Beim Bau einer Straßenbrücke im<br />
Stadtkern von Osterburken (Neckar-<br />
Odenwald-Kreis) wurde 1982 zufällig<br />
ein römischer Inschriftstein entdeckt<br />
— Anlaß zu einer der wichtigsten<br />
Notgrabungen in den 80er Jahren.<br />
Dieser Stein gehörte zu vier Reihen<br />
weiterer Inschriftsteine eines Benefiziarier-Weihebezirks<br />
aus dem<br />
2.Jh. n.Chr. In der Umgebung der<br />
Steine fanden sich viele, gut erhaltene<br />
Baureste aus Holz. Es handelt<br />
sich dabei im wesentlichen um die<br />
hölzernen Fundamente einer Tempelanlage<br />
und eines Fachwerkhauses.<br />
Zwischen den beiden Gebäuderesten<br />
fanden sich auf einem Crabungsareal<br />
von 11 x17 m, das 1983<br />
noch nach Südosten erweitert<br />
wurde, außerdem Ausschalungshölzer<br />
von Abwassergräben, Bretterlagen<br />
verschiedener Bohienwege, hölzerne<br />
Einzäunungen und zahlreiche<br />
bearbeitete Holzstücke, die als Baureste<br />
anzusprechen sind (Abb. 1). Insgesamt<br />
wurde ein Volumen von etwa<br />
11 m 3 Feuchtholz geborgen, darunter<br />
Eichenbalken von bis zu 8 m<br />
Länge und 0,35 m Stärke. Die größten<br />
Stücke waren grob behauene<br />
Wurzelstöcke, die — unter einem<br />
Schwellbalken des Fachwerkhauses —<br />
sein Absacken im Morast verhindern<br />
sollten, immer wieder hat die Kirnau,<br />
die durch Osterburken fließt, den Talgrund<br />
überschwemmt. So bildete<br />
sich seit römischer Zeit bis heute eine<br />
drei bis vier Meter dicke Schwemmschicht,<br />
in der das Gelände mitsamt<br />
den Bauten des römischen Weihebezirks<br />
allmählich versunken war. Die<br />
Ablagerungen blieben wasserführend<br />
und waren das ideale Medium<br />
für die Erhaltung des darin eingeschlossenen<br />
organischen Materials.<br />
Auch während der Ausgrabung<br />
mußte ständig Wasser abgepumpt<br />
werden, das aus den tieferen Bodenschichten<br />
sprudelte.<br />
Die Konservierung von<br />
Feuchtholz<br />
Hölzerne Objekte, die sich in feuchtem<br />
bis nassem Boden erhalten haben,<br />
können nicht einfach an der<br />
Luft getrocknet werden. Man muß ihnen<br />
vor dem Trocknungsvorgang<br />
eine spezielle Behandlung zukommen<br />
lassen. Frisches Baumholz besteht<br />
aus Zellen, die von einem harten<br />
Stützgerüst, dem Lignit, umge-<br />
15
en sind. Ein System von Kapillaren<br />
versorgt die Zellen mit Wasser und<br />
den nötigen Nährstoffen. Im trockenen<br />
oder erdfeuchten Boden werden<br />
Hölzer durch die dort vorhandenen<br />
Organismen vollständig abgebaut.<br />
Liegen die Hölzer jedoch im<br />
Wasser oder in stark wässrigem,<br />
sumpfigem Boden, so findet nur ein<br />
Teilabbau statt. Das Zellplasma wird<br />
allmählich durch Wasser ersetzt und<br />
das Lignit aufgeweicht. Äußerlich<br />
sieht das Holzstück bis auf eine mögliche<br />
Dunkelfärbung oft völlig intakt<br />
aus. Wird es aber getrocknet, dann<br />
verdunstet das Wasser aus den Zellen<br />
durch feinste Öffnungen. Im Zellinneren<br />
entsteht ein Unterdruck, weil die<br />
Poren zu eng sind, um einen Druckausgleich<br />
zuzulassen. Die weiche<br />
Stützsubstanz um die Zelle gibt nach,<br />
und die Zelle fällt zusammen. Das<br />
Material zieht sich zusammen und<br />
bedingt starke Verformungen und<br />
Risse In den Objekten. Das Schadensbild<br />
reicht von Schrumpfungen quer<br />
zur Faser über Ablösungen ganzer<br />
Teile bis hin zur völligen Zerstörung<br />
des Objekts. Wie kann man aber verhindern,<br />
daß die Zellen kollabieren?<br />
Einerseits kann man das Wasser so<br />
schonend aus der Zelle entfernen,<br />
daß sich kein Druckunterschied zwischen<br />
innen und außen aufbaut; andererseits<br />
kann man aber auch versuchen,<br />
eine wasserverträgliche Substanz<br />
eindringen zu lassen, die beim<br />
Trocknen fest wird und die Zellwand<br />
stützt. Im folgenden sollen die wichtigsten<br />
Konservierungsverfahren kurz<br />
vorgestellt werden.<br />
Das Gefriertrocknungs-Verfahren ist<br />
eine Technik, die aus der Lebensmittelindustrie<br />
kommt (Anwendung<br />
z. B. bei der Herstellung von löslichem<br />
Kaffee). Das Objekt wird tiefgefroren<br />
und im Vakuum getrocknet.<br />
Dabei geht das Wasser vom eisförmigen<br />
Zustand sofort in den gasförmigen<br />
über. Ein Zusammenfallen der<br />
Zellen wird verhindert, da sich im Vakuum<br />
kein Druckunterschied aufbauen<br />
kann. Bis jetzt konnten aber<br />
nur kleinere Holzobjekte mit diesem<br />
Verfahren behandelt werden.<br />
Bei den folgenden Methoden wird<br />
eine Stützsubstanz in die Zellen einelagert.<br />
Hier kann man auf ein gröeres<br />
Repertoire an Verfahrensweisen<br />
zurückgreifen, für die auch<br />
schon eine langjährige Erfahrung besteht.<br />
Es wurde bereits erfolgreich mit<br />
wasserlöslichen Stoffen gearbeitet.<br />
Auch wasserverträgliche Kunstharze,<br />
die in den Zellen <strong>zum</strong> Aushärten gebracht<br />
werden, kamen <strong>zum</strong> Einsatz.<br />
Der bekannteste dieser Einlagerungsstoffe<br />
ist wohl das Polyethylenglykol,<br />
kurz PEG genannt. Es wurde <strong>zum</strong> ersten<br />
Mal als Konservierungsstoff für<br />
das 1961 aus dem Stockholmer Hafen<br />
■ 2 Holzkonservierung in der Garage des<br />
LDA in Karlsruhe; rechts großes Becken, im<br />
Hintergrund kleines Becken.<br />
16
geborgene schwedische Kriegsschriff<br />
„Wasa" aus dem 17. Jh. verwendet.<br />
PEG ist ein zweiwertiger Alkohol, der<br />
in Molekülketten verschiedener Länge<br />
vorliegt und sehr gut wasserlöslich<br />
ist. Je nach Größe der Moleküle ist er<br />
flüssig bis wachsartig. Die großen<br />
Schiffsteile der „Wasa" besprühte<br />
man mit einer PEC-Lösung, während<br />
die kleineren komplett in die Lösung<br />
eingelegt wurden. Nach dreißig Jahren<br />
Restaurierung ist das Schiff unlängst<br />
fertig restauriert worden.<br />
Aus der Textilindustrie stammen wasserverträgliche<br />
Kunststoffe, mit denen<br />
gute Konservierungsergebnisse<br />
erzielt wurden. Sie gelangen über<br />
das Tränkungswasser in die Zellen,<br />
wo sie nach dem Aushärten die Zellwände<br />
versteifen. Das Holz wird<br />
nach dem Trocknen sehr hell, aber<br />
auch leicht wie Balsahoiz. Der Nachteil<br />
ist, daß die Kunststoffe, was ihre<br />
Verarbeitung betrifft, gesundheitlich<br />
nicht unbedenklich sind. Weiter ist<br />
nur noch ein Fabrikat erhältlich, und<br />
auch dieses wurde eine Zeitlang<br />
nicht mehr hergestellt.<br />
Seit einiger Zeit setzt sich Haushaltszucker<br />
als Konservierungsmittel für<br />
Feuchthölzer durch. Er ist sehr gut<br />
wasserlöslich, dringt gut ins Holz ein<br />
und kristallisiert beim Trocknen in<br />
der Zelle aus. Das Holz hat anschließend<br />
eine natürliche Farbe, behält<br />
sein Gewicht und schrumpft kaum<br />
oder überhaupt nicht. Dieses Verfahren<br />
ist keineswegs neu, ist aber in<br />
Westeuropa in Vergessenheit geraten,<br />
weil man hier einen besseren Zugang<br />
zu den Produkten der chemischen<br />
Industrie hatte. In Osteuropa,<br />
wo die Geldmittel rar waren, mußte<br />
man sich nach billigeren Stoffen umsehen<br />
und hat deshalb schon länger<br />
mit Zucker gearbeitet.<br />
Die Einrichtung der Holzkonservierungsanlage<br />
in<br />
Karlsruhe<br />
Wegen der Bedeutung des Osterburkener<br />
Befundes für die Erforschung<br />
der römischen Holzbautechnik war<br />
es von Anfang an klar, daß nahezu<br />
alle Holzfunde erhaltenswürdig sind.<br />
Ihre Konservierung sollte in Karlsruhe<br />
bei der Archäologischen <strong>Denkmalpflege</strong><br />
durchgeführt werden. Nun<br />
war das Referat gerade in ein neues<br />
Haus eingezogen, in dem auch eine<br />
neu konzipierte Werkstatt untergebracht<br />
ist. Wohl war vorgesehen, daß<br />
man etwaige Feuchtholzfunde in der<br />
Werkstatt behandeln könnte. Mit soviel<br />
Material auf einmal hatte aber niemand<br />
gerechnet. Wir überlegten<br />
uns, welcher Raum überhaupt Platz<br />
für die Aufstellung großer Tränkungs-<br />
becken bot und fanden als einzige Alternative<br />
die für den Dienstwagen<br />
vorgesehene Garage.<br />
Freundlicherweise erklärte sich das<br />
Badische Landesmuseum Karlsruhe<br />
bereit, Räume für die Zwischenlagerung<br />
der Hölzer zur Verfügung zu stellen,<br />
die nicht sofort restauriert werden<br />
konnten.<br />
Wir schätzten, daß jeweils etwa ein<br />
Viertel oder ein Drittel des Materials je<br />
Tränkungsgang in unsere Konservierungswannen<br />
passen würde. Der Rest<br />
mußte bis zur Behandlung im Wasser<br />
gelagert werden. Dazu bestellten wir<br />
zwei Kinderplanschbecken mit je<br />
9000 Liter Fassungsvermögen, die unsere<br />
Hölzer bequem aufnahmen<br />
(Abb. 3). Die Becken wurden bis zur<br />
vollständigen Bedeckung des Fundgutes<br />
mit Wasser aufgefüllt, in das wir<br />
zur Verhinderung von Algenbefall ein<br />
Desinfektionsmittel gaben.<br />
Bei der Konservierung entschieden<br />
wir uns für eine Kalttränkung mit<br />
PEG. Das schien uns Mitte der 80er<br />
Jahre die Methode zu sein, die am<br />
einfachsten und schnellsten realisierbar<br />
war. Heute hätten wir uns wahrscheinlich<br />
für die Zuckertränkung entschieden.<br />
Damals war dieses Verfahren<br />
hier jedoch noch nicht bekannt.<br />
Beeinflußt wurde unsere Entscheidung<br />
auch durch die Tatsache, daß<br />
■ 3 Kinderplanschbecken als Zwischenlager<br />
im Depotraum; links fertig konservierte<br />
Hölzer, in Regalen sortiert.<br />
17
■ 4 Gereinigte und konservierte Teile eines<br />
Holzbretts, für die Dokumentation zusammengelegt.<br />
man am <strong>Württemberg</strong>ischen Landesmuseum<br />
in Stuttgart schon lange<br />
Jahre mit PEG arbeitete, und uns<br />
freundlicherweise die dortigen Erfahrungen<br />
mitteilte. Im wesentlichen haben<br />
wir uns an dieser Anlage orientiert.<br />
Als Tränkungsbehälter bestellten wir<br />
zwei große, glasfaserverstärkte Kunststoffwannen<br />
(Abb. 2). Die kleinere<br />
Wanne mit einem Fassungsvermögen<br />
von 2500 Litern kam aus der Serienproduktion<br />
und war vergleichsweise<br />
preisgünstig. Die größere mit<br />
3,5 m Länge und 3500 Litern Inhalt,<br />
die die langen Schwellbalken aufnehmen<br />
sollte, mußte extra angefertigt<br />
werden, da sie bei den verlangten<br />
Maßen besondere Verstärkungen<br />
brauchte. Weiter besorgten wir einen<br />
Werkstattkran mit einer Tragkraft von<br />
maximal 500 kg. Das erschien damals<br />
als günstigste Lösung, um die<br />
schweren Balken in die Wannen zu<br />
heben. Für die Durchmischung des<br />
Tränkungsmittels installierten wir<br />
eine Schraubenspindelpumpe. Das<br />
Gerät wurde zwar von der Herstellerfirma<br />
als für unsere Zwecke geeignet<br />
bezeichnet; wir halten inzwischen<br />
aber eine einfache Wasserpumpe für<br />
landwirtschaftliche Zwecke für geeigneter.<br />
Die Bergung der Hölzer<br />
Allen Hölzern war eines gemeinsam:<br />
sie durften nicht austrocknen. Deshalb<br />
wurden sie gleich nach der Bergung<br />
in Baufolie eingepackt, die<br />
auch <strong>zum</strong> Schutz vor Beschädigung<br />
beim Transport diente. Mit einem Folienschweißgerät<br />
wurden die Hüllen<br />
schließlich luftdicht verschlossen.<br />
Während die kleineren Teile nach ihrer<br />
Dokumentation einfach geborgen<br />
werden konnten, mußten bei<br />
den Balken andere Maßnahmen ergriffen<br />
werden. Zuerst zerteilten wir<br />
die langen Schwellbalken in Stücke,<br />
die in unsere Tränkungswanne paßten.<br />
Da der größere Teil des römischen<br />
Fachwerkhauses unter einer<br />
modernen Straße liegt und nicht ausgegraben<br />
werden konnte, mußten<br />
die Balken auf jeden Fall abgesägt<br />
werden. Zudem wurden an den<br />
Trennstellen gleich die Proben für die<br />
dendrochronologischen Untersuchungen<br />
entnommen.<br />
Problematischer gestaltete sich die<br />
Bergung der langen Grabenauskleidungen<br />
und Zäune: sie bestehen aus<br />
Brettern, die mit Eisennägeln auf Latten<br />
befestigt sind. Auch diese Elemente<br />
haben wir geteilt, die Partien<br />
jeweils in der Befundanordnung auf<br />
Schalbretter gelegt und in Folie luftdicht<br />
verschweißt. Ein aufgenagelter<br />
Rand aus Dachlatten verhinderte ein<br />
Verrutschen auf der Unterlage. Alle<br />
getrennten Teile sollen, nachdem sie<br />
konserviert sind, wieder zusammengesetzt<br />
werden.<br />
Die Dokumentation<br />
Vor der Einlagerung der Objekte in<br />
die verschiedenen Becken (für die<br />
Zwischenlagerung wie auch für die<br />
Konservierung) wurden die Teile von<br />
anhaftender Erde gereinigt und vermessen<br />
(Abb. 4). Für die Markierung<br />
verwendeten wir Buchstabenprägeband,<br />
in das mit einer Prägemaschine<br />
die Fundnummer eingedrückt<br />
wurde. Diese Schildchen haben wir<br />
mit Messingnägeln befestigt, weil das<br />
PEG Eisenstifte sehr schnell auflöst.<br />
Von ausgewählten Stücken entnahmen<br />
wir Proben für die Alters- und<br />
Holzartenbestimmung, die an der<br />
Universität Hohenheim durchgeführt<br />
wurde. Die Proben sollen später<br />
wieder eingesetzt werden.<br />
Von den Bauteilen, die wir als Teilkomplexe<br />
auf Schalbrettern gesichert<br />
hatten, fertigten wir Zustandsskizzen<br />
an, um sie später wieder richtig<br />
zusammensetzen zu können. Für<br />
die bautechnische Auswertung wurden<br />
außerdem noch sämtliche Fundstücke<br />
auf Videoband festgehalten<br />
(Abb. 5).<br />
Ferner legten wir für die Stücke in<br />
den Becken eine Inventarliste an, die<br />
wir jeweils bei Umlagerung der<br />
Funde auf den neuesten Stand bringen.<br />
In einer weiteren Liste werden<br />
alle Angaben über Tränkungsmittel<br />
und die Konservierungsvorgänge notiert.<br />
Konservierungsverlauf<br />
und Probleme<br />
Die zu behandelnden Hölzer werden<br />
in Wasser eingelegt, dann wird<br />
solange PEG zugegeben, bis etwa<br />
80% Konzentration erreicht sind. Das<br />
erfolgt zweckmäßigerweise so, daß<br />
man immer wieder verdunstetes Wasser<br />
durch Tränkungsmittel ersetzt.<br />
Man verwendet eine Mischung aus<br />
nieder- und hochmolekularem Alkohol,<br />
wobei der hygroskopische, niedermolekulare<br />
Alkohol tief in den<br />
Holzkern eindringt und als Regulator<br />
für den Wasserhaushalt sorgt, während<br />
der härtere, höhermolekulare<br />
der Festigung der meist weicheren<br />
Außenschichten dient. Nach Beendigung<br />
der Tränkung werden die Hölzer<br />
schonend getrocknet, wobei<br />
aber eine vollständige Trocknung<br />
nicht erreicht wird und <strong>zum</strong> Zweck<br />
der Regulierung des Feuchtigkeitshaushalts<br />
im Holz auch nicht erwünscht<br />
ist.<br />
18
Die Tränkung begannen wir mit einer<br />
zehnprozentigen PEC-Wasser-<br />
Mischung. War genügend Wasser<br />
aus den Becken verdunstet, wurde<br />
mit reinem PEG nachgefüllt. Unsere<br />
Garage ist aber klein und schlecht<br />
durchlüftet, so daß die Verdunstung<br />
nur langsam vonstatten ging. Deshalb<br />
ließen wir einen Heizkörper installieren.<br />
So konnte während der<br />
Heizperiode im Winter eine deutliche<br />
Beschleunigung der Wasserverdunstung<br />
erreicht werden, was sich<br />
entsprechend auf die ganze Konservierungszeit<br />
auswirkte. Trotzdem dauerte<br />
die Konservierung aber noch<br />
doppelt so lange wie die erwarteten<br />
drei Jahre, nämlich sechs Jahre für<br />
den ersten Durchgang!<br />
Ein weiteres Problem tauchte bei den<br />
Kinderplanschbecken auf. Nach acht<br />
Jahren stellten wir bei der Leerung eines<br />
Beckens zu unserer Überraschung<br />
fest, daß die in die Blechzarge<br />
des Beckens eingehängte Folie<br />
sehr schnell gealtert und hart und brüchig<br />
geworden war. Es war nur noch<br />
eine Frage der Zeit, wann die Folie<br />
aufgebrochen und das Wasser ausgelaufen<br />
wäre. Das eine verbliebene<br />
Becken bekam daraufhin von einer<br />
Spezialfirma eine neue, dauerhafte<br />
Auskleidung.<br />
Aufbewahrung der fertig<br />
konservierten Hölzer<br />
Die fertigen Hölzer werden aus den<br />
Becken entnommen, überschüssiges<br />
Tränkungsmittel abgewaschen<br />
(Abb. 6). Im Depot des Badischen<br />
Landesmuseums wurden für die Lagerung<br />
der kleineren Hölzer Regale<br />
aufgestellt, die, um ein allzu rasches<br />
Austrocknen zu verhindern, mit Malerfolie<br />
abgedeckt wurden (Abb. 3).<br />
■ 5 Dokumentation der Konservierung<br />
der Bauhölzer mit Videofilm.<br />
So lagern die Objekte luftig, bei<br />
gleichbleibenden klimatischen Verhältnissen.<br />
In den Fächern sind sie<br />
nach Fundnummern sortiert, so daß<br />
ein Bearbeiter leicht das gesuchte<br />
Stück finden kann. Eine weitere restauratorische<br />
Bearbeitung wird sich<br />
dann evtl. anschließen, wenn, wie geplant,<br />
bestimmte Stücke im Osterburkener<br />
Museum ausgestellt werden.<br />
Wird Feuchtholz in Zukunft<br />
nur noch mit Zucker konserviert?<br />
Bei einer weiteren Notgrabung im<br />
Weihebezirk von Osterburken im<br />
Jahr 1986 kamen nochmals kleinere<br />
Holzobjekte zutage. Sie wurden zusammen<br />
mit anderen Fundstücken —<br />
jetzt aber mit Zuckerlösung — konserviert.<br />
Bereits nach etwa halbjähriger<br />
Behandlung waren sie fertig konserviert<br />
und trocken. Die Stabilität der<br />
Funde ist ausgezeichnet, und ihr Aussehen<br />
ist sehr natürlich. Es stellt sich<br />
die Frage, ob nicht der verbliebene<br />
Rest der Hölzer aus dem Weihebezirk<br />
mit Zucker getränkt werden soll.<br />
Bis jetzt ist aber noch nicht bekanntgeworden,<br />
daß Balken dieser Größe<br />
auf diese Weise konserviert worden<br />
sind. Auch haben wir noch genügend<br />
PEG für den dritten und letzten<br />
Behandlungsgang, mit dem dann<br />
alle Osterburkener Hölzer fertig behandelt<br />
sind. Die Entscheidung über<br />
das weitere Vorgehen muß allerdings<br />
erst in drei Jahren gefällt werden,<br />
wenn der jetzt laufende zweite<br />
Durchgang mit PEG beendet sein<br />
wird. Nach den bisherigen positiven<br />
Erfahrungen kann die Konservierung<br />
mit Rübenzucker aber auch bei uns<br />
das Verfahren der Zukunft sein.<br />
Literatur:<br />
E. Schallmayer u. a.. Der römische Weihebezirk<br />
von Osterburken. Bd. 1 u. II. Forschungen<br />
und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 40 u. 49<br />
(Stuttgart 1990; 1994).<br />
E. Schallmayer, Ein Kultzentrum der Römer<br />
in Osterburken, In: Der Keltenfürst von<br />
Hochdorf, Methoden und Ergebnisse der<br />
Landesarchäologie (Stuttgart 1985) 377ff.<br />
B. Urbon, Eine Einrichtung für die Konservierung<br />
feuchter Hölzer mit Polyglykol. Arbeitsblätter<br />
für Restauratoren, 2, 1971, Gruppe 8,<br />
50ff.<br />
D. Ankner, Zur Konservierung vorgeschichtlicher<br />
Feuchtholzfunde. Arbeitsblätter für Restauratoren,<br />
1,1972, Gruppe 8, 58 ff.<br />
Anna M. Rosenqvist, Versuche zur Konservierung<br />
von Naßhölzern durch Gefriertrocknung.<br />
Arbeitsblätter für Restauratoren, 2,<br />
1973, Gruppe 8, 69 ff.<br />
H. Ebert, Zur Feuchtholzkonservierung. Arbeitsblätter<br />
für Restauratoren, 1, 1977,<br />
Gruppe 8, 78ff.<br />
■ 6 Fertig restaurierte Teile von Zaunpfosten<br />
aus dem Weihebezirk.<br />
P. Hoffmann, Zur Restaurierung mittelalterlicher<br />
Daubengefäße mit Polyetylenglykol. Arbeitsblätter<br />
für Restauratoren, 2, 1984,<br />
Gruppe 8, 98ff.<br />
Hans-Otto Nielsen, Die Konsetvierung des<br />
Wikingerschiffes und der Naßholzfunde aus<br />
dem Hafen von Haitabu. Arbeitsblätter für<br />
Restauratoren, 1, 1985, Gruppe 8,128ff.<br />
M. Dumkow und H. Preuß, Konservierung<br />
von Naßholz mit Rübenzucker. Arbeitsblätter<br />
für Restauratoren, 1, 1990, Gruppe 8,<br />
186 ff.<br />
Lars-Ake Kvarning, Bergung und Restaurierung<br />
der „Wasa". Spektrum der Wissenschaft,<br />
Dezember 1993, 76 ff.<br />
Wolfgang Frey<br />
LDA • Archäologische dIo<br />
<strong>Denkmalpflege</strong><br />
Amalienstraße 36<br />
76133 Karlsuhre<br />
19
Das „Sommercafe'' in <strong>Baden</strong>weiler,<br />
Ein frühes Beispiel progressiver Nachkriegsarchitektur<br />
Wolfgang Kaiser<br />
■ 1 Hauptfassade des Sommercates. Es<br />
steht heute unter hochgewachsenen Bäumen.<br />
Nahe dem östlichen Ortsrand von <strong>Baden</strong>weifer<br />
steht ein kleines, elegant<br />
geschwungenes, großzügig durchfenstertes<br />
Gebäude, dessen ursprüngliche<br />
Bestimmung und architekturgeschichtliche<br />
Bedeutung<br />
kaum einer der Vorübergehenden<br />
erahnt. Seine Entstehung reicht zurück<br />
in die frühe Nachkriegszeit, die<br />
geprägt war durch allgegenwärtigen<br />
Mangel und bittere Not.<br />
Vorgeschichte<br />
Relativ unbeschadet hatte der Kurort<br />
<strong>Baden</strong>weiler als sogenannter Lazarettort<br />
den Weltkrieg überdauert, als er<br />
Mitte April 1945 von französischen<br />
Truppen besetzt wurde. Viele der großen<br />
Hotels und Sanatorien waren in<br />
Militärkrankenhäuser umgewandelt<br />
und durch Schwerstverwundete belegt.<br />
Das am östlichen Ortsrand befindliche<br />
Sanatorium „Haus Waldeck",<br />
in dessen unmittelbarer Nähe<br />
das uns beschäftigende Gebäude errichtet<br />
wurde, hatte eben dieses<br />
Schicksal erfahren; nach 1945 wurde<br />
es durch die französische Besatzung<br />
beschlagnahmt.<br />
Im Gegensatz <strong>zum</strong> unversehrt gebliebenen<br />
Kur- bzw. „Lazarettort" <strong>Baden</strong>weiler<br />
hatte die Universitätsstadt Freiburg<br />
schreckliche Zerstörungen erfahren.<br />
Freiburg war am 1. Dezember<br />
1945 Regierungs- bzw. Verwaltungszentrum<br />
des französisch besetzten<br />
„Pays Bade" geworden. In dieser<br />
größtenteils in Trümmern liegenden<br />
Stadt traf 1947 der ein Jahr zuvor aus<br />
der Kriegsgefangenschaft entlassene<br />
35jährige Architekt Horst Linde, der<br />
unseren kleinen Bau in <strong>Baden</strong>weiler<br />
als Erstlingswerk bauen sollte, den<br />
Physiker Professor Gentner, Prorektor<br />
der Universität. Gentner machte<br />
Linde das Angebot, beim Wiederaufbau<br />
der Universität mitzuwirken.<br />
Etwa zur gleichen Zeit lernte Horst<br />
Linde den von der französischen Besatzung<br />
eingesetzten Bürgermeister<br />
von <strong>Baden</strong>weiler, Dr. Ernst Eisenlohr,<br />
kennen. Eisenlohr bat Linde, damals<br />
noch gültige Bebauungs- bzw. Entwicklungspläne<br />
aus den dreißiger<br />
und vierziger Jahren für den Kurort<br />
um- bzw. neuzubearbeiten. Auf die<br />
vorhandenen Grünanlagen und Freiflächen<br />
Rücksicht nehmend und so<br />
das unverwechselbare Ortsbild <strong>Baden</strong>weilers<br />
wahrend, entwarf Linde<br />
ein neues Konzept. Wie der Architekt<br />
betont, fanden begleitende Gespräche<br />
mit Mitgliedern des <strong>Baden</strong>weiler<br />
Gemeinderates statt, dem auch Dr.<br />
Steffen und Hilly Reiff, ehemals Geschäftsführer<br />
und örtliche Leiterin<br />
des oben erwähnten „Haus Waldeck"<br />
angehörten. Auf diese Weise<br />
wurde Linde mit den Leitern des beschlagnahmten<br />
Sanatoriums bekannt.<br />
20
■ 2 Zum Tal hin ist der Castraum durch<br />
große Fenster weit geöffnet.<br />
■ 3 V-förmige Streben gliedern die Fassade<br />
und steifen das Gebäude aus.<br />
Entsteh u ngsgeschichte<br />
Durch die Requirierung von „Haus<br />
Waldeck" war Oberschwester Reiff<br />
brotlos geworden. Um sich ein<br />
neues Auskommen zu schaffen,<br />
spielte sie mit dem Gedanken, sich<br />
ein Cafe einzurichten bzw. erbauen<br />
zu lassen. Als Baugelände war an ein<br />
gesellschaftseigenes Grundstück —<br />
gegenüber dem Hauptbau des Sanatoriums<br />
— in der Badstraße gedacht.<br />
Mit der Bitte um Baupläne wandte<br />
sich H. Reiff an den ihr aus den Gemeinderatssitzungen<br />
bekannten<br />
Horst Linde. Vorgabe und wesentliches<br />
Anliegen war, daß der Bau mit<br />
möglichst geringem finanziellem Aufwand<br />
verwirklicht werden sollte.<br />
Horst Linde erklärte sich bereit, Entwürfe<br />
zu fertigen. Dies war nach seiner<br />
eigenen Auskunft Ende 1947, Anfang<br />
1948. Ende 1949 muß das Bauvorhaben<br />
in ein realisierbares Sta-<br />
dium getreten sein — erinnern wir<br />
uns kurz: die Währungsreform war inzwischen<br />
vollzogen, der Parlamentarische<br />
Rat hatte das Grundgesetz verabschiedet,<br />
die Bundesrepublik war<br />
gegründet, eine gewisse Konsolidierung<br />
war eingetreten. So gelang es,<br />
wie die Bauakte beim Gemeindeverwaltungsverband<br />
Müllheim-<strong>Baden</strong>weiler<br />
ausweist, im Frühjahr 1950<br />
den Bauantrag beim Landratsamt<br />
Müllheim zu stellen. Horst Linde war<br />
inzwischen Baurat im Wiederaufbaubüro<br />
der Universität Freiburg. Da<br />
man das Cafe am Waldrand, außerhalb<br />
des Ortsetters, zu errichten<br />
dachte, waren Ausnahmegenehmigungen<br />
seitens der Gemeinde und<br />
der Forstbehörde erforderlich.<br />
Der damals — heute kaum noch vorstellbare<br />
— Mangel an allen Baustoffen<br />
brachte Horst Linde auf den Gedanken,<br />
Backsteine — sie machen ei-<br />
21
■ 4 Die Sparren des Vordaches verjüngen<br />
sich elegant. Ihnen ist eine Matte aus hölzernem<br />
Flechtwerk übergelegt.<br />
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i i'f L j u'J' {iiljj t ;,f.<br />
nen wesentlichen Teil des Bauwerkes<br />
aus — eigens von Richard Bampi<br />
fertigen zu lassen. (Richard Bampi,<br />
ein Schüler Max Laeugers, war ein Keramikkünstler,<br />
der in den ersten Nachkriegsjahren<br />
ohne Aufträge und dementsprechend<br />
in größter wirtschaftlicher<br />
Not lebte.) Die einzelnen Steine<br />
wurden handgefertigt, alle in Nuancen<br />
farblich unterschieden. Sie waren<br />
glasiert und an ihren Vorderseiten<br />
teilweise mit abstrakten Reliefierungen<br />
versehen. Unter persönlicher<br />
Aufsicht von Richard Bampi vermauerte<br />
ein örtlicher Handwerker nach einer<br />
genau durchdachten Komposition<br />
des Künstlers die Backsteine.<br />
Für die Fundamente des Baus sah<br />
man Stampfbeton vor. Der zur Talseite<br />
hin als kleine Terrasse vorkragende<br />
Fußboden des Gebäudes<br />
sollte in Spannbeton hergestellt werden.<br />
Da der örtliche Maurermeister<br />
in der Spannbetontechnik noch völlig<br />
unerfahren war, war es nötig, ihn<br />
unmittelbar anzuleiten. Dies übernahm,<br />
wie Linde heute erzählt, in seinem<br />
Auftrag der Architekt Albrecht<br />
Haas. Haas ist später selbst durch<br />
Schul- und Universitätsbauten (u. a.<br />
die Robert-Koch-Klinik und die Universitätsbibliothek<br />
Freiburg) bekannt<br />
geworden. Im Baugesuch hieß es,<br />
daß das Cafe im Aufgehenden aus<br />
sichtbarem, sauber gemauertem<br />
Backsteinmauerwerk gefertigt werde,<br />
das Holzwerk natur bleiben solle<br />
und es nicht beabsichtigt sei, eine<br />
Heizung einzubauen. Wie der Entwurf<br />
aber ausweist, war an einen offenen<br />
Kamin als Heizmöglichkeit gedacht.<br />
Das „Sommercafe" — es wird<br />
auf den Entwürfen auch „Sonnencafe"<br />
genannt — wurde noch im Jahre<br />
1950 vollendet und erfreute sich großer<br />
Beliebtheit, insbesondere bei<br />
Spaziergängern, die auf der Wald-<br />
straße von <strong>Baden</strong>weiler nach dem nahen<br />
Dorf Schweighof promenierten.<br />
Um den Bauaufwand so niedrig wie<br />
möglich zu halten, verzichtete man<br />
auf eine große Küche; Kuchen und<br />
Konditoreiwaren dachte man andernorts,<br />
angeblich im Haus von Schwester<br />
Reif, herzustellen. Bereits nach<br />
kurzer Zeit stellte sich heraus, daß die<br />
Küche, die lediglich aus Anrichte und<br />
Spüle bestand, zu klein war, und so<br />
vergrößerte der <strong>Baden</strong>weiler Architekt<br />
Otto Schweizer, nach Abstimmung<br />
mit Horst Linde, 1958 das Cafe<br />
geringfügig.<br />
Das Sommercafe hat die Jahrzehnte<br />
relativ unbeschadet überdauert. In<br />
den siebziger Jahren gelangte der<br />
Bau zusammen mit dem Sanatorium<br />
„Haus Waldeck" an die Landesversicherungsanstalt<br />
<strong>Baden</strong>, die im Cafe<br />
einen therapeutischen Werkraum<br />
eingerichtet hat. Für die neue Nutzung<br />
als Werkraum wurden die innere<br />
Klinkerwand mit einem weißen<br />
Anstrich versehen und andere kleinere<br />
Veränderungen durchgeführt.<br />
Schäden zeigen sich inzwischen am<br />
hölzernen Flechtwerk des Dachüberstandes,<br />
die jedoch in nächster Zeit<br />
behoben werden sollen. Bäume und<br />
Sträucher in unmittelbarer Umgebung<br />
des Gebäudes sind mittlerweile<br />
so hoch gewachsen, daß das<br />
ehemalige Cafe zu verschwinden<br />
droht und kaum noch Sonnenlicht<br />
zu ihm durchdringen kann. Die<br />
Folge sind erste Anzeichen von<br />
Feuchtigkeit am Verputz der bergseitigen<br />
Wand, gegen die ein Durchforsten<br />
des Baum- und Strauchbestandes<br />
Abhilfe schaffen würde.<br />
Das Bauwerk<br />
Der elegant ausschwingende Caferaum<br />
ist <strong>zum</strong> Tal hin durch große.<br />
22
dreiteilige Fenster stark geöffnet. Auf<br />
diese Weise konnten die Gäste den<br />
freien Ausblick ins Weilertal und zu<br />
den Vogesen genießen. Die großen<br />
Fensterflächen — teilweise sind sie als<br />
Schiebetüren ausgebildet und weit<br />
zu öffnen — werden durch hölzerne<br />
Ständer und verdoppelte Brettstreben<br />
voneinander geschieden. An<br />
den Fußpunkten der Ständer und an<br />
den Sparren des weit vorspringenden<br />
Daches befestigte man die nach<br />
oben leicht ausladenden verdoppelten<br />
Brettstreben. Die aus statischen<br />
Gründen so entstandene V-Form<br />
dient in erster Linie der Aussteifung<br />
des Gebäudes, doch geben die aufsteigenden<br />
Streben dem Cafe etwas<br />
Leichtes, Schwebendes. Leicht zurückversetzt<br />
und untergeordnet ist<br />
die verbretterte Fassade des Küchenteils.<br />
Der Grundriß des Gebäudes macht<br />
deutlich, daß das Cafe fast nur aus<br />
dem elegant geschwungenen, langgezogenen<br />
Gastraum besteht, wobei<br />
letzterer zusammen mit den Küchenund<br />
Toilettenanlagen den Eindruck<br />
zweier sich überschneidender Segmentscheiben<br />
assoziiert. Man betritt<br />
den Gastraum durch eine Tür an der<br />
Schmalseite, zu der eine kleine, vierstufige<br />
Treppe führt. Das Innere<br />
wurde entscheidend durch die von<br />
Richard Bampi geschaffenen Backsteinwände<br />
geprägt. Die Plazierung<br />
der Steine, ihre unterschiedliche Farbgebung<br />
und Reliefierung, auch ihre<br />
Komposition war, wie schon oben gesagt,<br />
künstlerisch gewollt, sozusagen<br />
ein Beispiel für „Kunst am Bau". Etwa<br />
die Mitte der rückwärtigen Backsteinwand<br />
markiert der offene Kamin. Er<br />
ist in seinem unteren Bereich ebenfalls<br />
aus Backsteinen von Bampi gemauert,<br />
oben, als Gegensatz dazu,<br />
mit Rauhputz versehen. Nachdem in<br />
den 80er Jahren der Gastraum weitgehend<br />
weiß gestrichen wurde, kann<br />
man einzig am Kamin die ursprüngliche,<br />
nuancenreiche Farbigkeit der<br />
Bampischen Keramiksteine erkennen.<br />
Relativ dünne, zu den Fenstern<br />
hin strahlenförmig auseinanderlaufende<br />
Sparren gliedern die Decke<br />
des Cafes. Die Felder zwischen den<br />
Sparren sind im Innenraum verputzt,<br />
außen, wo die Balken über die ausschwingenden<br />
Glaswände ausladen<br />
und sich verjüngen, ist ihnen ein hölzernes<br />
Flechtwerk übergelegt, das<br />
die Leichtigkeit und Feinheit des<br />
Baus noch unterstreicht. Zierliche<br />
Korbsessel und Tische, mit denen<br />
das Cafe möbliert war und die von<br />
Horst Linde ausgewählt worden waren,<br />
sind leider nicht mehr vorhanden.<br />
Heute noch wirkt der ehemalige<br />
Gastraum angenehm proportioniert,<br />
nie kommt ein Gefühl von<br />
Enge und Gedrücktheit auf. Durch<br />
die vollständige Durchfensterung<br />
der Talseite fühlte sich derjenige, der<br />
■ 5 Der Aufriß der Hauptfassade vermittelt<br />
eindrucksvoll die Leichtigkeit des Baukörpers.<br />
500 i •<br />
I<br />
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1 loo<br />
ANSICHT<br />
■ 1 ' 100<br />
60NNENKAFFEE WALDECK<br />
23
■ 6 Das Innere des Gastraumes heute.<br />
Strahlenförmig auseinanderlaufende Sparren<br />
gliedern die Decke.<br />
im Gastraum saß, gleichsam in die<br />
freie Natur versetzt, in sie hinausgezogen.<br />
Sein Blick schweifte weit über<br />
das rebenbewachsene Weilertal und<br />
die Rheinebene.<br />
Die Idee<br />
Wer sich mit Kunstwerken, wer sich<br />
mit Architektur beschäftigt, stellt sich<br />
die Frage, welche Vorgaben, Anliegen<br />
und Ziele der Künstler bei der<br />
Konzeption seines Werkes verfolgt.<br />
In der Regel sind wir auf die gewissenhafte<br />
Befragung des Werkes selbst,<br />
auf die Untersuchung der erhaltenen<br />
schriftlichen, bildlichen oder gebauten<br />
Quellen angewiesen. Was das<br />
kleine Cafe in <strong>Baden</strong>weiler betrifft, so<br />
haben wir das Glück, den Architekten<br />
selbst nach seinen damaligen Vorstellungen<br />
und Gedanken fragen zu<br />
können. Wie Horst Linde betont, war<br />
es der Ort mit der herrlichen Aussicht,<br />
welcher ihn dazu bewog, diese<br />
elegant ausschwingende, sich nach<br />
außen öffnende Architektur mit direktem<br />
Bezug zur Natur zu schaffen, das<br />
heißt, die Architektur aus dem Erlebnis<br />
des Ortes zu entwickeln. Wie er<br />
hervorhebt, war das Empfinden des<br />
Bauortes und seiner Lage ein ganz<br />
entscheidendes Kriterium für die<br />
Form des Cafes. Gleichzeitig waren<br />
für ihn aber auch wirtschaftliche Erwägungen<br />
von großer Bedeutung, ein<br />
besonderes Anliegen, das Bauwerk<br />
mit einfachsten Mitteln zu realisieren:<br />
kurze Bauzeit, kostengünstige<br />
Ausführung durch Backstein, Holz,<br />
Beton und Glas. Der Rohbau war<br />
schon Endprodukt. Angestrebt war<br />
eine Reduktion auf das Wesentliche.<br />
Wie Prof. Linde heute ausführt, war<br />
es ihm darüberhinaus ein Anliegen,<br />
Konstruktion und Form miteinander<br />
in Einklang zu bringen. Wichtig für einen<br />
Entwurf war ihm die geistige<br />
Grundlage des betreffenden Gebäudes;<br />
Achitektur war und ist für Linde<br />
nicht in erster Linie ein ästhetisches<br />
Problem; die Auseinandersetzung<br />
mit der Form wird verstanden als Teil<br />
eines umfassenden geistigen Prozesses,<br />
zu dem die Analyse des sozialen<br />
und gesellschaftlichen Umfeldes gehört,<br />
zu dem die angemessene Konstruktion<br />
und das treffende Material<br />
zählen und bei dem nicht zuletzt die<br />
zur Verfügung stehenden Finanzmittel<br />
zu berücksichtigen sind.<br />
In der Tat trägt das „Sommercafe" als<br />
früher Vertreter der progressiven Stilrichtung<br />
der Nachkriegsarchitektur<br />
im Südwesten schon Baugedanken<br />
und Prinzipien in sich, die Linde und<br />
sein Umkreis im Wiederaufbaubüro<br />
der Universität Freiburg sowie in der<br />
Staatlichen Hochbauverwaltung Freiburg<br />
in der Folgezeit immer wieder<br />
vertraten. Gerade in Freiburg und seinem<br />
Umland stehen diese progressiven<br />
Bauten als Gegengewicht zur<br />
konservativen Architekturauffassung,<br />
die insbesondere durch Joseph<br />
Schlippe vertreten wurde. Den Charakter<br />
der Baukunst Lindes, die Leichtigkeit<br />
seiner Architektur — in Grundzügen<br />
schon im „Sommercafe" angedeutet<br />
— vermitteln noch heute eindrucksvoll<br />
u. a. die umlaufende Stützenstellung<br />
im Innern der Ludwigskirche<br />
in Freiburg oder das vermeintlich<br />
schwebende Wellendach des Neuen<br />
Badehauses in <strong>Baden</strong>weiler.<br />
Die Art und Weise, wie sich das „Sommercafe"<br />
seiner Umgebung öffnet,<br />
wie seinem Baukörper jede nennenswerte<br />
Schwere fehlt, ist charakteristisch<br />
für die nach Leichtigkeit, Transparenz<br />
und Weltoffenheit strebende,<br />
an Gedanken des Bauhauses anknüpfende<br />
Nachkriegsarchitektur. In seiner<br />
Form, Konstruktion und Materialauswahl<br />
steht das kleine, an der<br />
Wende von den vierziger zu den fünfziger<br />
Jahren entstandene „Sommercafe"<br />
als beredtes Zeugnis dieser<br />
neuen, progressiven Arcnitekturauffassung.<br />
Dr. Wolfgang Kaiser<br />
LDA • Inventarisation<br />
Sternwaldstraße 14<br />
79102 Freiburg<br />
24
Warum nicht konservieren?<br />
Ute Fahrbach<br />
■ 1 Katholische Kapelle in Haßmersheim-<br />
Hochhausen.<br />
Im Neckar-Odenwald-Kreis wurden<br />
zwischen 1989 und 1993 drei Kirchen<br />
mit Wandmalereien der Jahrhundertwende<br />
saniert. Ihre Problematik<br />
und die unterschiedlichen Restaurierungen<br />
sollen kurz vorgestellt<br />
werden.<br />
Zunächst die katholische Kapelle in<br />
Hoch hausen, einem Ortsteil von<br />
Haßmersheim im Neckartal. Die anspruchslose<br />
Saalkirche von 1815 mit<br />
Dachreiter und angebauter Sakristei<br />
besitzt als größten Schmuck eine Ausmalung<br />
in Leimfarbentechnik. Ihre<br />
genaue Datierung ist unbekannt,<br />
aber der neogotische Stil läßt auf die<br />
Zeit der Jahrhundertwende schließen.<br />
Die Ausmalung ist für diese Zeit<br />
ungewöhnlich hell, sonst aber typisch<br />
mit kräftigen Grundfarben der<br />
Wände und Decken in gelblichem<br />
Ocker, Hellblau, Rosa und Weiß mit<br />
zahlreichen vegetabilischen und architektonischen<br />
Ornamenten in<br />
Schablonentechnik. Später angebracht<br />
wurde ein gemaltes Epitaph<br />
mit Pietä, ebenfalls in neogotischem<br />
Stil. Weiter sind in der Kapelle Fenster<br />
mit Heiligendarstellungen, der neogotische<br />
Altar, eine ältere Kanzel und<br />
Kirchenbänke aus verschiedenen<br />
Epochen erhalten. Da die katholische<br />
Kirchengemeinde von Hochhausen<br />
stets klein und arm war, blieb<br />
der Kapelle das große Ausräumen<br />
und „Weißmachen" der Nachkriegszeit<br />
erspart. Andererseits hatte das<br />
zur Folge, daß der Bauunterhalt vernachlässigt<br />
und die Kirche zuletzt jahrelang<br />
nicht benutzt wurde, wodurch<br />
beträchtliche Schäden entstanden.<br />
Durch Wassereinbrüche sind einige<br />
Fehlstellen an der Malerei zu beklagen.<br />
Allgemeine Feuchtigkeit und<br />
Pilzbefall hatten das Bindemittel der<br />
Farbe gelöst und <strong>zum</strong> Abpudern gebracht.<br />
Das galt besonders für die<br />
dunklen, pigmentreichen Farbschichten.<br />
An der Hangseite waren der Putz<br />
in Sockelhöhe durch aufsteigende<br />
Feuchtigkeit völlig versalzen und die<br />
Malschicht abgefallen.<br />
In den Jahren 1992 und 1993 wurde<br />
die Restaurierung durchgeführt. Die<br />
25
pudernden Farbschichten wurden<br />
gefestigt und an den am meisten reduzierten<br />
Steilen retuschiert. Der abgängige<br />
Sockelputz wurde entfernt<br />
und seine Bemalung rekonstruiert,<br />
ebenso wurde bei den Fehlstellen<br />
verfahren. Retuschen schienen in diesem<br />
Fall angebracht; Bei schablonierter<br />
Malerei gerät man nicht in Gefahr,<br />
die Handschrift eines Künstlers zu verunklären.<br />
Da weite Farbflächen unretuschiert<br />
blieben und die Retuschen<br />
unauffällig angebracht wurden, blieb<br />
der Raumeindruck erhalten. Ein Betrachter<br />
erkennt, daß die Malereien<br />
„alt" sind.<br />
Anders verfuhr man im Falle der katholischen<br />
Kapelle des Hofgutes Kudach,<br />
das zu Walldürn-Altheim im<br />
Bauland gehört. 1278 erstmals erwähnt,<br />
blieb das Hofgut bis heute ein<br />
großer landwirtschaftlicher Betrieb,<br />
auf dem selten mehr als die Familie<br />
des Verwalters bzw. Pächters und das<br />
Gesinde gewohnt haben dürften. Entsprechend<br />
klein ist die 1797 erbaute<br />
Kapelle: Ein Raum von 16 Quadratmetern<br />
mit abgeschrägten Ecken an<br />
der Chorseite, aus Kalk- und Buntsandsteinen<br />
gemauert, nur mit einem<br />
Fugenbestich versehen. Archivalisch<br />
belegt ist eine Renovierung im<br />
Jahr 1852. Damals entstand wohl der<br />
Dachreiter. Schriftliche Quellen über<br />
die heute sichtbare Ausmalung in<br />
Leimfarbentechnik, <strong>zum</strong> Teil frei gemalt,<br />
<strong>zum</strong> Teil schabloniert, gibt es<br />
nicht. Auch sie entstand vermutlich<br />
um die Jahrhundertwende.<br />
Bis <strong>zum</strong> Beginn der Renovierung im<br />
Jahr 1992 war die Kapelle in ziemlich<br />
verwahrlostem Zustand. Durch Erbteilung<br />
gab es mehrere Eigentümer,<br />
weshalb die längst fällige Sanierung<br />
nicht vorgenommen wurde. Schließlich<br />
konnte 1992 der jetzige Pächter<br />
des Hofgutes die Kapelle erwerben<br />
und zusammen mit dem Heimatverein<br />
Altheim und der Stadt Walldürn<br />
sanieren. Augenfälliges Problem waren<br />
die Wandmalereien. Weitgehend<br />
ornamental zeigen sie über einem<br />
rötlichen Sockel gelblich-ockerfarbene<br />
Wände, die mit einem Fugennetz<br />
versehen und in sogenannter<br />
Wickeltechnik belebt sind. Dabei<br />
wird ein Stofflappen in Farbe getaucht<br />
und locker über die andersfarbige<br />
Wandfläche gerollt oder „gewikkelt".<br />
Sockel, Wände, Fensterrahmen<br />
und Decke werden von meist schablonierten,<br />
mehrfarbigen Friesen getrennt.<br />
Ebenfalls von Ornamentbändern<br />
eingefaßt erscheinen an der<br />
Decke frei gemalt das Haupt Christi<br />
und Symbole von Gottvater und Hei-<br />
ligem Geist. Hinter dem, wohl zeitgleich<br />
geschaffenen, Mensenaltar befindet<br />
sich ein gemaltes, dreiteiliges<br />
Maßwerkfenster, das scheinbar den<br />
Blick auf blauen Himmel freigibt.<br />
Verglichen mit Hochhausen waren<br />
die Schäden weit schwerer. Von dem<br />
Putz der Decke war etwa ein halber<br />
Quadratmeter heruntergefallen, entsprechend<br />
waren die Schäden an<br />
den Restflächen. Am Sockel war der<br />
Putz durch Salzausblühungen großflächig<br />
abgeplatzt. Vor allem im Bereich<br />
des gemalten Fensters am Chor<br />
hatte sich die Malschicht blasenförmig<br />
aufgeworfen, durch Wasserflekken<br />
verunklärt, und der Putz war <strong>zum</strong><br />
Teil abgefallen. Durchgehend war<br />
das Bindemittel der Malschicht zerstört,<br />
die Farben kreideten stark ab.<br />
Trotz des schlechten Erscheinungsbildes<br />
beschränkte man sich auf eine<br />
fast nur konservierende Behandlung:<br />
Putz und Malschicht wurden gefestigt<br />
und gereinigt, Retuschen auf der<br />
Malschicht nicht angebracht. Die<br />
stark versalzenen Teile des Sockelputzes<br />
wurden entfernt und zusammen<br />
mit den übrigen Fehlstellen neu verputzt.<br />
Nur diese Stellen wurden im<br />
Grundton der Bemalung retuschiert,<br />
auf weitere Ergänzung wurde verzichtet.<br />
Diese zurückhaltende Behandlung<br />
verdankt die Kapelle übrigens<br />
nicht der Überzeugungsarbeit von<br />
Restaurator und <strong>Denkmalpflege</strong>, sondern<br />
allein den Finanzen: Eine weitere<br />
Retusche hätte der Eigentümer<br />
nicht bezahlen können. Interessanterweise<br />
wurde die Sanierung von allen<br />
Beteiligten und der Bevölkerung<br />
begeistert aufgenommen. Das Landesdenkmalamt<br />
hatte eher Unmut<br />
über den fragmentarischen Zustand<br />
der Malereien befürchtet, <strong>zum</strong>al das<br />
finanzielle Opfer und der Arbeitseinsatz<br />
für die Beteiligten verhältnismäßig<br />
hoch waren.<br />
Bei der 1891 bis 1894 erbauten Katholischen<br />
Pfarrkirche St. Alban in Hardheim,<br />
an der Grenze von Odenwald<br />
und Bauland gelegen, kam derlei Vorgehensweise<br />
zu spät. Die zwischen<br />
1900 und 1916 geschaffenen Wandmalereien<br />
von Augustin Kolb wurden<br />
in den Jahren 1964bis 1968 im Zuge einer<br />
purifizierenden Renovierung weitgehend<br />
abgewaschen. Bei der Untersuchung<br />
wurden nur noch Farbpartikel<br />
und schemenhafte Umrisse gefunden.<br />
Der Kirche, einem gewaltigen<br />
neoromanischen Bau, blieb glücklicherweise<br />
die Innenausstattung mit<br />
Orgel, Gestühl, Verglasung, Altären<br />
usw. erhalten. Die Ausmalung von<br />
Kolb war überaus reich gewesen: Bilderzyklen<br />
in den Kuppeln, der Triforienzone<br />
und dem Chorwaren gemalte<br />
Quader auf den Stützen und Wänden<br />
sowie komplizierte, großflächige<br />
Bandornamente in Gold, Grün, Blau,<br />
Rot und Gelb beigegeben. Ohne diese<br />
Ausmalung, auf Naturstein und<br />
weiß gestrichenen Putz reduziert,<br />
wirkte der Raum langweilig und<br />
plump, was, durch die Verschmutzung<br />
verstärkt, für die Kirchgänger<br />
schließlich unerträglich wurde. Verständlich<br />
war der Wunsch nach einer<br />
dekorativen Neugestaltung des Raumes<br />
anstelle eines bloßen Neuanstrichs.<br />
Die Pfarrgemeinde hätte den<br />
Raum am liebsten „wie früher^' ge-<br />
■ 2 Katholische Kapelle des Hofgutes Kudach.<br />
26
■ Katholische Pfarrkirche St, Alban in Hardheim vor der Purifizierung.<br />
■ Katholische Pfarrrkirche St. Alban in Hardheim<br />
habt, aber das war mangels Befunden<br />
und Dokumentation des alten Zustandes<br />
nicht möglich. Im Laufe der Überlegungen<br />
entstand das Konzept, die<br />
Ornamentik möglichst originalgetreu<br />
zu rekonstruieren und die figürlichen<br />
Darstellungen entweder neu zu gestalten<br />
oder durch Ornamente zu ersetzen.<br />
So wurden in den Kuppeln anstelle<br />
der Szenen aus dem Leben Jesu große,<br />
stilisierte Blumen aufgemalt, im<br />
Chor dagegen Engels- und Apostelfiguren,<br />
die deutlich die Handschrift<br />
des Restaurators zeigen. Ein ganz neuer<br />
Akzent wurde in der Triforienzone<br />
und den Konchen der Seitenchöre gesetzt.<br />
Moderne Mosaiken aus Natursteinen<br />
ersetzen die ehemals gemalten<br />
Bildzyklen. Die farblich zurückhaltenden<br />
Mosaiken passen sich hervorragend<br />
dem lasierend gestrichenen<br />
Buntsandstein und den gemalten Kalksteinquadern<br />
an und sind trotzdem<br />
als Kunstwerke unserer Zeit zu erkennen.<br />
Wir glauben, daß in diesem Fall ein<br />
brauchbarer Kompromiß zwischen<br />
dem Wunsch der Pfarrgemeinde<br />
nach Wiederherstellung des zerstörten<br />
Originals und der Forderung der<br />
<strong>Denkmalpflege</strong>, gewachsene Zustände<br />
nicht durch Rekonstruktionen<br />
zu verunklären, gefunden wurde. Gerade<br />
eine solche Verunklärung haben<br />
wir uns bei der Kapelle in Hochhausen<br />
vorzuwerfen, obwohl oder<br />
vielleicht gerade weil die dortige Restaurierung<br />
sehr zurückhaltend vorgenommen<br />
wurde. Selten konsequent<br />
wurde die Forderung „Konservieren<br />
statt Restaurieren" bei der Kapelle<br />
des Hofgutes Kudach befolgt. Auf<br />
den Punkt brachte es der Vorsitzende<br />
des örtlichen Heimatvereins.<br />
Er meinte <strong>zum</strong> Ergebnis: „Wenn das<br />
alles so perfekt gemalt wäre wie früher,<br />
müßte man ja gar nichts mehr<br />
denken."<br />
Ute Fahrbach<br />
LDA • Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />
Durmersheimer Straße 55<br />
76185 Karlsruhe<br />
27
Die Skulpturen am Freiburger Flughafen-<br />
gebäude: Zum Umgang mit Nazikunst<br />
unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
Leo Schmidt<br />
■ 1 Das ehemalige Empfangsgebäude am<br />
Ortsrand des Freiburger Flugplatzes, erbaut<br />
1939—42, vom Flugfeld aus gesehen. Der verglaste<br />
Anbau vor der Cebäudemitte stammt<br />
aus den 50er Jahren. Zur vorgelagerten Terrasse<br />
führt eine breite, von zwei Skulpturen<br />
flankierte Freitreppe. Foto 1994.<br />
Der Aktenfaszikel C4 Bausachen 11/12/<br />
1 im Stadtarchiv Freiburg erzählt die<br />
Geschichte des ehemaligen Empfangsgebäudes<br />
am Ostrand des Freiburger<br />
Flughafengeländes. Dieser<br />
breit gelagerte, verputzte Bau mit<br />
überhöhtem Mittelabschnitt glänzt<br />
nicht gerade durch anspruchsvolle<br />
oder auch nur interessante Gestaltung;<br />
bemerkenswert ist nur die<br />
große Freitreppe, die von einer dem<br />
Rollfeld zugewandten Terrasse herunter<br />
führt. Auffälligstes Beiwerk dieser<br />
Freitreppe sind zwei Skulpturen auf<br />
den Treppenwangen: Überlebensgroße<br />
Figuren, ein Mann und eine<br />
Frau, die sich <strong>zum</strong> Flugfeld wenden.<br />
Mit vorgereckten Oberkörpern, zurückgeworfenen<br />
Köpfen und angewinkelten<br />
Beinen scheinen die beiden<br />
zu fliegen; Der Wind zerrt an ihren<br />
spärlichen Gewändern, an ihren<br />
Haaren. Nur an wenigen Punkten<br />
sind die beiden durch ihr flatterndes<br />
Gewand mit den schmalen Fronten<br />
der aus großen Blöcken desselben<br />
Sandsteins zusammengefügten Stelen<br />
verbunden, die sie tragen.<br />
Diese Skulpturen und die ganze Treppensituation<br />
sind leicht datierbar: Sie<br />
folgen einem antikischen Repräsentationsmuster,<br />
aber in der kalten Ausprägung,<br />
die für das Dritte Reich typisch<br />
ist. In der Entstehungsgeschichte<br />
des Bauwerks, vor allem in<br />
der Geschichte seines Skulpturenschmuckes<br />
spiegeln sich allerdings<br />
bei genauerer Betrachtung doch<br />
auch einige unerwartete Verbindungen<br />
und Vorgänge wider.<br />
Das Gebäude<br />
Erste Überlegungen der städtischen<br />
Flughafenverwaltung zur Notwendigkeit<br />
eines neuen „Aufnahmegebäudes"<br />
für den Flugverkehr werden im<br />
September 1936 aktenkundig; erste<br />
Entwürfe datieren vom Oktober<br />
1936. Das projektierte Gebäude<br />
sollte einer Vielzahl von Funktionen<br />
dienen. Das Erdgeschoß des Projektes<br />
nennt neben der Empfangs- und<br />
Wartehalle für die Flugreisenden<br />
auch Räume für zahlreiche Dienststellen<br />
wie Flugleitung, Flugplatzkommandant<br />
und Flugleitzentrale, Post,<br />
Zoll, Sanität, Wache, Wetterdienst,<br />
Funkleiter. Das Obergeschoß enthält<br />
insbesondere ein Restaurant nebst<br />
Wohnung für den Wirt und Gästezimmer;<br />
im obersten Geschoß des überhöhten<br />
Mittelabschnitts sollte die<br />
Kreisklimastelle Aufnahme finden.<br />
Für die weitere Bearbeitung des Entwurfs<br />
schlägt der Bauamtsleiter Joseph<br />
Schlippe im Februar 1937 den<br />
Architekten Rudolf Schmid vor, wobei<br />
er sich auf eine Weisung des<br />
Oberbürgermeisters bezieht, daß<br />
freie Architekten für solche Arbeiten<br />
heranzuziehen seien.<br />
Damit treten in der Entstehungsgeschichte<br />
des „Lufthansagebäudes"<br />
zwei Personen auf, die beide von großer<br />
Bedeutung für die Freiburger Architekturgeschichte<br />
im 20. Jahrhundert<br />
sind. Der damals rund 70jährige<br />
Schmid war vor dem Ersten Weltkrieg<br />
der — kunstgeschichtlich gese-<br />
28
■ 2 Die Skulpturen zu beiden Seiten der<br />
Freitreppe entstanden 1939/40, wurden aber<br />
erst 1946 vor dem damaligen französischen<br />
Pilotenkasino aufgestellt.<br />
hen — mit Abstand wichtigste und<br />
kreativste Architekt in Freiburg: Vor allem<br />
Villen, aber auch einige Geschäftshäuser<br />
entstanden nach seinen<br />
Entwürfen. Bemerkenswert ist dabei<br />
seine schrittweise stilistische Entwicklung<br />
vom Jugendstil zu einer Architektur<br />
nach dem Vorbild der Zeit<br />
„um 1800", die allerdings gleichsam<br />
in der Luft liegt, vor allem aber auch<br />
die gestalterische Qualität und individuelle<br />
Gestaltung von Schmids einzelnen<br />
Gebäuden. Nach 1914 baut<br />
Schmid praktisch nichts mehr, obwohl<br />
er noch öfter an Wettbewerben<br />
teilnimmt: Seine Entwürfe bleiben<br />
jetzt aber farblos und schwach — als<br />
ob er seine Kreativität mit der furiosen<br />
Serie von Villenbauten vor dem<br />
Ersten Weltkrieg aufgebraucht hätte.<br />
So weist Schlippe 1937 mit Recht auf<br />
Schmids „totale Arbeitslosigkeit' hin<br />
und darauf, daß dieser seit über zwei<br />
Jahrzehnten keinen städtischen Auftrag<br />
mehr erhalten hat.<br />
Der 1885 geborene Joseph Schlippe<br />
war 1925 als Nachfolger des gleichaltrigen<br />
Karl Gruber in das Amt des Bauamtsvorstandes<br />
berufen worden: Ein<br />
in Baugeschichte promovierter Architekt,<br />
der sich immer auch als <strong>Denkmalpflege</strong>r<br />
verstand. Neben der Fortführung<br />
der Aktivitäten im Siedlungsbau,<br />
die sein Vorgänger schon eingeleitet<br />
hatte, ist Schuppes Hauptleistung<br />
sicherlich die Entwicklung eines<br />
Sanierungs- und Gestaltungskonzeptes<br />
für die Freiburger Altstadt in<br />
den 30er Jahren: Eines Konzeptes,<br />
das er nach 1945 <strong>zum</strong> Wiederaufbauplan<br />
für die kriegszerstörte Innen-<br />
29
stadt weiterentwickelte. Nach seiner<br />
Pensionierung amtierte er noch zwischen<br />
1950 und 1955 als Leiter der<br />
staatlichen <strong>Denkmalpflege</strong> in Südbaden.<br />
In Schmid sieht Schlippe, wie man<br />
späteren Äußerungen entnehmen<br />
kann, einen geistigen Vorläufer; für<br />
ihn repräsentiert er zusammen mit<br />
Karl Cruber und C. A. Meckel die<br />
konservative „Freiburger Schule", der<br />
er selbst sich verpflichtet fühlt. Der<br />
Auftrag an Schmid, den allzu nüchtern-gesichtslosen<br />
Entwurf des Hochbauamtes<br />
künstlerisch zu überarbeiten,<br />
kann Ausdruck dieses Respekts<br />
sein. Jedenfalls liefert Schmid innerhalb<br />
weniger Wochen elf Pläne mit —<br />
so Schlippe — verbesserten, jedenfalls<br />
ganz anders interpretierten Aufrissen<br />
und Grundrissen für das Gebäude.<br />
Die offenkundigsten äußeren<br />
Veränderungen betreffen die Fenster,<br />
die im Erdgeschoß nun Rahmungen<br />
und klassizistische Verdachungen erhalten<br />
haben, und die Traufzone, die<br />
durch ein hohes Brüstungsgesims kaschiert<br />
wird.<br />
Diesen Entwürfen ist aber kein Erfolg<br />
beschieden. Ende Juli 1937 verlautet<br />
aus Berlin, die Ausführung des Gebäudes<br />
sei wegen der Rohstofflage<br />
bis auf weiteres unerwünscht. Gleichzeitig<br />
äußert sich die Landesplanungsgemeinschaft<br />
<strong>Baden</strong> in Karlsrune<br />
zwar lobend über die Standortwahl<br />
des Bauvorhabens und seine Wirkung<br />
in der Landschaft, kritisiert aber<br />
die Architektur, da der Charakter des<br />
reinen Zweckbaus besser <strong>zum</strong> Ausdruck<br />
gebracht werden sollte. Außerdem<br />
sollte auch die Möglichkeit einer<br />
späteren Erweiterung offen blei-<br />
ben, was bei dem gewählten Baustil<br />
nicht gegeben sei. Auch neue, vereinfachte<br />
Pläne von Schmid vom März<br />
1938 finden keine Gnade.<br />
Anfang 1939 wird das Nutzungs- und<br />
Raumprogramm erweitert: Neue<br />
Pläne des Hochbauamtes zeigen<br />
nun zusätzlich ein hohes Sockelgeschoß<br />
aus grobem Sichtquaderwerk,<br />
das eine <strong>zum</strong> Flugfeld vorgelagerte<br />
Terrasse trägt: Eine bisher nicht vorgesehene,<br />
in der Mittelachse vorgelagerte<br />
Freitreppe verbindet Terrasse<br />
und Flugfeld. Dieser Entwurf wird<br />
nun zur Grundlage der Ausführung,<br />
die im Sommer 1939 beginnt.<br />
Der Versuch der städtischen Politiker<br />
und des Bauamtsleiters, dem Gebäude<br />
ein repräsentatives, qualitätvolles<br />
Erscheinungsbild zu geben<br />
und es damit seiner Bedeutung für<br />
den — wie man damals noch home —<br />
zukunftsträchtigen Verkehrsflugplatz<br />
entsprechend zu gestalten, war also<br />
weitgehend fehlgeschlagen. Im Oktober<br />
1939, bereits nach Ausbruch<br />
des Krieges, wurde dennoch ein weiterer<br />
Versuch in dieser Richtung unternommen,<br />
und zwar nunmehr auf<br />
dem Gebiet der „Kunst am Bau".<br />
Die Skulpturen<br />
Aus einer Notiz Schlippes vom 9. Oktober<br />
1939 erfahren wir, daß die Freitreppe<br />
durch flankierende Adler geschmückt<br />
werden sollte; die vorliegenden<br />
Entwürfe des Bildhauers Merten<br />
seien jedoch unbefriedigend.<br />
Auf Vorschlag des Bürgermeisters Dr.<br />
Hofer wünsche der Oberbürgermeister<br />
nunmehr, daß der Bildhauer Hellmuth<br />
Hopp mit der Anfertigung von<br />
Entwürfen zu beauftragen sei. Offen-<br />
■ 3 u. 4 „Der Fliegende" und „Die Schwebende",<br />
von Hellmuth Hopp, 1939/40. Fotos<br />
1994.<br />
30
ar gelingt es, den bereits zur Wehrmacnt<br />
eingezogenen Künstler von<br />
seiner Baukompanie abzuziehen<br />
und für die Aufgabe freizustellen,<br />
denn der Bildhauer vermeldet kurz<br />
darauf in einem enthusiastischen persönlichen<br />
Brief an den Oberbürgermeister<br />
Dr. Kerber, wie erfreut er über<br />
diese Arbeit sei, die gut vorangehe:<br />
Es ist doch etwas anderes, wieder<br />
bildhauerisch mit Dreck umzugehen!<br />
... mit den besten Grüßen, auch<br />
an Ihre Frau, verbleibt mit Heil Hitler!<br />
Ihr ergebener Hellmut Hopp".<br />
Am 17. November 1939 beschreibt<br />
Schlippe die Modelle zu drei Entwürfen,<br />
die der Bildhauer inzwischen fertiggestellt<br />
hat und zur Wahl stellt. Alle<br />
drei beschäftigen sich in unterschiedlicher<br />
Weise mit dem naheliegenden<br />
Thema „Fliegen":<br />
— Der erste und preisgünstigste Vorschlag<br />
ist wiederum ein Adler; „Die<br />
straffe Modellierung des sehnigen<br />
Adlers scheint uns vorzüglich gelungen",<br />
kommentiert Schlippe.<br />
— Der zweite Vorschlag stellt eine sitzende<br />
weibliche Gestalt dar, die mit<br />
der Hand über den Augen <strong>zum</strong> Himmel<br />
aufsieht.<br />
— Die aufwendigste Lösung repräsentiert<br />
eine schwebende weibliche<br />
Gestalt; „Hier hat der Bildhauer sich<br />
in gewissem Sinn an ähnliche Beispiele<br />
auf dem Reichssportfeld erinnert,<br />
bei denen die Plastik nicht als<br />
Freifigur ausgebildet, sondern nahezu<br />
vollplastisch vor den mächtigen<br />
Steinblock gestellt ist, als dessen<br />
Teil sie ausaehauen ist". Die „besonders<br />
gut gelungene" Gestalt erinnere<br />
in ihrer schwAenden Haltung entfernt<br />
an die Nike von Samothrake im<br />
Louvre. „Wenn unsere Mittel diese in<br />
materieller Hinsicht wesentlich größere<br />
Plastik gestatten, würde ich unbedingt<br />
diesen 3. Vorschlag zur Ausführung<br />
empfehlen".<br />
Am 28. November 1939 wird berichtet,<br />
der Oberbürgermeister Dr. Kerber<br />
sowie der Bürgermeister Dr. Hofer<br />
hätten sich nach Atelierbesuch für<br />
den dritten Entwurf entschieden. Der<br />
bisherige knappe Kostenrahmen<br />
wird erweitert; für eine künstlerisch<br />
wertvolle Lösung müsse auch mehr<br />
Geld bereitgestellt werden können.<br />
Man macht sich nun Gedanken über<br />
die Ausführung: Im Gespräch ist zunächst<br />
Kunststein der Firma Brenzinger,<br />
wie er auch schon für zwei Figuren<br />
Hopps am Eingang der Universitätsklinik<br />
verwendet worden sei. Im<br />
Dezember fällt wiederum eine politische<br />
Entscheidung für den bedeutend<br />
teureren Naturstein. Statt des zu-<br />
nächst erwogenen gelblichen Muschelkalks<br />
denkt man im Januar 1940<br />
an roten Untersberger Marmor, aber:<br />
„die Brüche haben auf absehbare<br />
Zeit all ihr Material für die in Berlin anfallenden<br />
Bauaufgaben und Plastiken<br />
dem Generalinspektor der Reichshauptstadt<br />
zugesagt". Hopp legt Proben<br />
von schwärzlich-grünem Odenwälder<br />
Granit und von hellgrauem<br />
Porphyr mit leicht grünlichem Einschlag<br />
aus der Umgebung von <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
vor — doch der Granit ist<br />
schwierig zu beschaffen und der<br />
Porphyr mißfällt wegen seiner langweiligen<br />
und leblosen Farbgebung.<br />
Nachdem auch roter Sandstein aus<br />
Alpirsbach, wie ihn die Münsterbauhütte<br />
verwendet, ebenfalls nicht lieferbar<br />
ist, trifft der Oberbürgermeister<br />
schließlich eine Entscheidung zugunsten<br />
von rotem Sandstein aus<br />
dem Maintal.<br />
Inzwischen fertigt Hopp das männliche<br />
Pendant zu der „Schwebenden",<br />
nämlich den „Fliegenden": Bezeichnend,<br />
daß dem Mann jedenfalls im Titel<br />
das aktive Fliegen, der Frau nur<br />
das passive Schweben zugeordnet<br />
wird, wobei jedoch am ausgeführten<br />
Werk kein Unterschied in der Dynamik<br />
der Figuren erkennbar wird.<br />
Auch am Entwurf der weiblichen Figur<br />
wird noch gefeilt. Am 4. März<br />
1940 schreibt Hopp an den Bürgermeister<br />
Dr. Hofer: „Ich wollte Ihnen<br />
nur einige geglückte Photos von der<br />
„Schwebenden" senden. Das Gesicht<br />
habe ich — <strong>zum</strong> Vorteil — ein wenig<br />
noch ,versauert" — eine interessante<br />
Bemerkung, aus der man schließen<br />
darf, daß hinter der arrogant und<br />
kalt wirkenden Miene der Figur wohl<br />
künstlerische Absicht steckt.<br />
Am 22. Juni 1940 wird festgehalten,<br />
daß das Steinmaterial angekommen<br />
und zu dem Bildhauer Messerschmid<br />
gebracht worden ist. Dieser<br />
werde in den nächsten drei bis vier<br />
Wochen die grobe Form der Schwebenden<br />
aushauen; in weiteren vier<br />
Wochen werde dann Hopp die<br />
künstlerische Feinarbeit ausführen.<br />
Die gleiche Arbeit folge dann für die<br />
männliche Figur. Im Spätherbst sei<br />
mit der Aufstellung zu rechnen.<br />
Dieser letzte Satz stellt sich allerdings<br />
als zu optimistisch heraus. Am 20.<br />
März 1941 veröffentlicht die Freiburger<br />
Zeitung — ohne nennenswerten<br />
Kommentar — drei Fotos der Figuren,<br />
die sich immer noch in der Werkstatt<br />
Messerschmids befinden.<br />
Das Umfeld der Figuren<br />
Das Gesamtwerk des Bildhauers<br />
Hopp, der den Krieg nicht überlebt<br />
hat, ist offenbar nicht groß. Zum Ver-<br />
■ 5 Das Modell der „Schwebenden". Foto<br />
wohl 1940, Stadtarchiv Freiburg, M 7023.<br />
■ 6 Die ausgeführte weibliche Figur vor<br />
der Bildhauerwerkstatt, Foto wohl 1940,<br />
Stadtarchiv Freiburg, M 7023.<br />
31
gleich mit den Flugplatzplastiken lassen<br />
sich immerhin einige vorher entstandene<br />
Werke heranziehen: Da ist<br />
zunächst eine monumentale Figur in<br />
der Fassadenmitte des wohl 1938<br />
neuerbauten Kaufhauses Oberpaur<br />
in der Freiburger Kaiser-Josef-Straße,<br />
Die Plastik wurde zusammen mit<br />
dem Gebäude im Bombenkrieg zerstört,<br />
ist aber in guten Fotos überliefert.<br />
Hinzukommen zwei Figuren in<br />
der gewölbten Hauptzufahrt <strong>zum</strong> Gelände<br />
der Universitätsklinik. Diese<br />
nur ein oder zwei Jahre vor den Flugplatzskulpturen<br />
entstandenen Beispiele<br />
bieten aufschlußreiche Möglichkeiten,<br />
die jeweilige Formauffassung<br />
zu vergleichen; Auch hier sind<br />
die menschlichen Figuren — wie die<br />
am Flugplatz — stilisiert und abstrahiert.<br />
Anders ist — natürlich auch themenbedingt<br />
— die ruhige, ruhende<br />
und statische Auffassung der früheren<br />
Figuren, vor allem aber die recht<br />
weiche und rundliche Modellierung<br />
der Gestalten. Die Formenauffassung<br />
erlaubt im Freiburger Kontext den<br />
Vergleich der Oberpaur-Figur etwa<br />
mit der Sitzenden von Arnold Rickert<br />
von 1928, die vor dem Kollegiengebäude<br />
I der Universität an die im Ersten<br />
Weltkrieg gefallenen Hochschulangehörigen<br />
erinnert.<br />
Dagegen thematisieren die Figuren<br />
auf dem Flugplatz die Dynamik des<br />
Fliegens, was natürlich für die Gestaltung<br />
eine andere Ausgangssituation<br />
ergibt. Dennoch ist der Unterschied<br />
in der Körperauffassung und in der Linienführung<br />
unübersehbar: Diese<br />
entblößten Körper zeigen die damals<br />
offiziell geschätzten jugendlichen<br />
Idealgestalten. Die Formen sind abstrahiert,<br />
hart und kantig; die scharfgeschnittene<br />
Linienführung des Faltenwurfs<br />
übersteigert das von Schlippe<br />
ganz richtig gesehene antike Vorbild.<br />
Auch der Vergleich mit zeitgleichen<br />
MonumentalpTastiken der Staatskünstler<br />
Breker und Thorak liegt nicht<br />
fern, wenn auch die Freiburger Skulpturen<br />
glücklicherweise nicht ganz deren<br />
Aggressivität und deren unerträgliches<br />
Pathos ausdünsten.<br />
Das weitere Schicksal der<br />
Skulpturen<br />
Zwischen August 1941 und April<br />
1942 wird das Empfangsgebäude offenbar<br />
mit beträcntlichem Aufwand<br />
<strong>zum</strong> Kasino für die auf dem Freiburger<br />
Flugplatz stationierten Luftwaffenoffiziere<br />
umgebaut. Die Figuren aber<br />
sind selbst im Juli 1942 immer noch<br />
in Messerschmids Atelier. Der Freiburger<br />
Oberbürgermeister versucht nun,<br />
den längst wieder bei der Wehrmacht<br />
diensttuenden Hopp für einen<br />
Arbeitsurlaub von 12—14 Tagen<br />
nach Freiburg zu bekommen, damit<br />
■ 7 Modell des „Fliegenden". Foto wohl<br />
1940, Stadtarchiv Freiburg, M 7023.<br />
er an den „fast fertigen Figuren...<br />
eine letzte Oberflächenbehandlung"<br />
durchführt. Hopp selbst meldet sich<br />
am 25. August brieflich aus dem besetzten<br />
Frankreich beim Oberbürgermeister<br />
und gibt Hinweise, wie seine<br />
Freistellung zu arrangieren sei. Er fügt<br />
hinzu: „Mir und meinen Händen<br />
geht es soweit gut, wenn ich auch bei<br />
Eintritt der nassen und kalten Witterung<br />
wieder Beschwerden in den<br />
Händen bekommen werde. Ich<br />
sehne mich halt ganz mächtig nach<br />
meiner Arbeit und mein stärkster<br />
Wunsch wäre, ganz im Verborgenen<br />
zu leben".<br />
Am 22. September 1942 erhält der<br />
Oberbürgermeister vom Stab des Infanterie-Ersatz-Bataillons<br />
195 einen<br />
militärisch knappen Brief des Inhalts,<br />
daß die Beurlaubung des Gefreiten<br />
Hopp aus dienstlichen Gründen<br />
nicht möglich sei. Danach enthält die<br />
Akte nur noch ein einziges Schreiben:<br />
Am 23. Februar 1946 wendet<br />
sich Schlippe an Lieutenant-Colonel<br />
Pichon, Chef des 33. Escadre de Reconnaissance,<br />
das inzwischen auf<br />
dem Freiburger Flugplatz stationiert<br />
worden ist:<br />
„Das Aufnahmegebäude des Lufthafens,<br />
das kurz vor Kriegsausbruch begonnen<br />
und erst während des Krieges<br />
vollendet wurde, dient derzeit als<br />
Casino. Von dem Gebäude führt<br />
eine breite Freitreppe <strong>zum</strong> Flugplatz<br />
hinab. Beiderseits dieser Freitreppe<br />
sind auf den Treppenwangen Podeste<br />
vorgesehen für zwei Statuen, die<br />
der Bildhauer Hellmuth Hopp als<br />
künstlerischen Schmuck des Gebäu-<br />
des geschaffen hat. Die Figuren versinnbildlichen<br />
das Fliegen und stellen<br />
zwei schwebende Gestalten,<br />
eine männliche und eine weibliche,<br />
dar. Die Plastiken sind vom Künstler<br />
selbst in rotem Sandstein gehauen<br />
worden. Wegen der gerade bei einem<br />
Flughafen zu befürchtenden Bedrohung<br />
durch Fliegerangriffe wurden<br />
diese beiden Kunstwerke noch<br />
nicht aufgestellt, sondern vielmehr<br />
an einem Bergungsort aufbewahrt.<br />
Jetzt ist jedoch wohl die Zeit gekommen,<br />
die beiden Figuren an dem<br />
Platz, für den sie bestimmt und geschaffen<br />
sind, aufzustellen. Das gegenwärtig<br />
von Ihnen benützte Gebäude<br />
wird dadurch einen gewiß<br />
auch Ihnen willkommenen künstlerischen<br />
Schmuck erhalten. Wir sind<br />
auch deshalb an der Aufstellung interessiert,<br />
weil der Bildhauer Hellmuth<br />
Hopp, der künstlerisch begabteste<br />
Bildhauer unserer Stadt, als Soldat in<br />
Cherbourg gefallen ist, wie jetzt wohl<br />
mit Sicherheit angenommen werden<br />
muß. Es ist deshalb auch ein Akt der<br />
Pietät, das letzte Werk dieses jugendlichen<br />
Künstlers an dem Platz aufzustellen,<br />
für den es geschaffen wurde.<br />
■ 8 Figur von Hellmuth Hopp an der Fassade<br />
des 1938 neu erbauten Kaufhauses<br />
Oberpaur an der Kaiser-Joseph-Straße in<br />
Freiburg; zerstört 1944. Foto: Stadtarchiv Freiburg,<br />
M 7513.<br />
32
■ 9 Ausschnitt aus dem 1937 gemalten<br />
Wandbild von Adolf Riedlin im Kantinengebäude<br />
der Freiburger Stadtwerke, Zustand<br />
1989.<br />
Ich darf wohl Ihrer Zustimmung zu<br />
meinem Vorschlag entgegensehen<br />
und würde alsdann das weitere veranlassen.<br />
Mit der Versicherung meiner vorzüglichen<br />
Hochachtung!<br />
Ihr sehr ergebener<br />
(Schlippe)<br />
Oberbaudirektor"<br />
Der Brief wirft ein interessantes<br />
Schlaglicht auf den Umgang mit der<br />
Kunst des Dritten Reiches unmittelbar<br />
nach dem Krieg. Uns heute erscheint<br />
es offenkundig, daß sich<br />
Werke wie die „Fliegenden" von<br />
Hopp oder auch das Wandbild von<br />
Adolf Riedlin in der Kantine der Freiburger<br />
Stadtwerke in die NS-Propaganda<br />
einreihen und daß sie — ungeachtet<br />
formaler Qualitäten — völkische,<br />
rassistische und antidemokratische<br />
Aussagen und Ideale verherrli-<br />
chen; Kunst, die sich in den Dienst einer<br />
totalitären Ideologie stellt.<br />
Man weiß nicht recht, worüber man<br />
mehr staunen soll; über den geradezu<br />
naiven, unbefangen wirkenden<br />
Brief Schlippes, in dem er dem französischen<br />
Ceschwaderchef die Nazi-<br />
Skulpturen andient, oder über die Tatsache,<br />
daß dieses Ansinnen offenkundig<br />
problemlos Erfolg hatte und das<br />
französische Militär die Skulpturen<br />
gerne installieren ließ. Offenkundig<br />
empfanden beide Seiten die Skulpturen<br />
nicht als problematisch. Die Sensibilität<br />
für die politische Seite der bildenden<br />
Kunst reichte in dieser unmittelbaren<br />
Nachkriegszeit nur aus, um<br />
Hoheitszeichen, Nazisymbole und<br />
den „Deutschen Gruß" wahrzunehmen,<br />
den Adolf Riedlin in seinem<br />
Wandbild für die Kantine der Stadtwerke<br />
nach dem Krieg so kompetent<br />
retouchierte, daß der ursprüngliche<br />
■ 10 Dieselbe Szene in der ursprünglich<br />
ausgeführten Fassung. Foto; Josef Erich Weinmann,<br />
1937.<br />
Zustand am Objekt selbst nicht mehr<br />
zu ahnen ist.<br />
Die Zukunft der Figuren ist offen. Seit<br />
das französische Militär den Standort<br />
Freiburg und damit auch den Flugplatz<br />
geräumt hat, gibt es vielerlei Planungen<br />
für das Flugplatzgelände und<br />
seine Bauten. Auch das ehemalige<br />
Empfangsgebäude, das beim besten<br />
Willen kein Kulturdenkmal im Sinne<br />
des Denkmalschutzgesetzes ist, steht<br />
dabei zur Disposition. Die Freitreppe<br />
mit den erst 1946 von der französischen<br />
Besatzungsarmee aufgestellten<br />
Naziskulpturen wird jedoch auch<br />
weiterhin ein Beispiel für ein „Denkmal<br />
des Unerfreulichen" sein.<br />
Dr. Leo Schmidt<br />
LDA ■ Inventarisation<br />
Sternwaldstraße 14<br />
79102 Freiburg<br />
33
Mitteilungen<br />
Kooperation zwischen dem Landesdenkmalamt<br />
und der Forschungsund<br />
Materialprüfungsanstalt <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> (Otto-Graf-Institut)<br />
Die <strong>Denkmalpflege</strong> ist ein Paradebeispiel<br />
für die interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
von Konservator, Kunsthistoriker,<br />
Architekt, Bauingenieur, Materialwissenschaftler,<br />
Präparator, Restaurator<br />
und anderen. Jeder Beteiligte<br />
hat sein eigenes Spezialgebiet,<br />
das bei jeder denkmaipflegerischen<br />
Aufgabe zur Lösung eines kleinen<br />
Teils der Gesamtaufgabe beiträgt.<br />
Kein Gebiet darf fehlen, jedes hat<br />
sein spezifisches Gewicht bei den gestellten<br />
Aufgaben. Jeder Fall ist individuell<br />
und verlangt eine eigene Lösung.<br />
Ein Denkmalamt könnte so eingerichtet<br />
sein, daß alle Spezialisten vertreten<br />
sind. Das Landesdenkmalamt <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
beschritt einen anderen<br />
Weg: die Kooperation mit einer<br />
anderen Landesbehörde, die auf<br />
dem Gebiet der Werkstoffwissenschaft<br />
des Bauwesens, der Materialprüfung<br />
und naturwissenschaftlicher<br />
Untersuchungen zu Hause ist. Die<br />
FMPA BW (Otto-Graf-Institut) in Stuttgart<br />
besitzt die vier Abteilungen Baustoffe,<br />
Baukonstruktionen, Bautenschutz/Chemie<br />
und Geotechnik und<br />
verfügt über die modernsten Untersuchungsanlagen<br />
und Analysetechniken.<br />
In den Jahren 1986—1990 war von der<br />
Landesregierung ein Sonderprogramm<br />
zur Steinkonservierung aufgelegt<br />
worden. Dieses Programm war<br />
mit zwei Mitarbeitern (ein Steinrestaurator<br />
und ein Naturwissenschaftler)<br />
und erheblichen Geldmitteln ausgestattet<br />
worden. Es wurden im Rahmen<br />
dieses Programms zahlreiche<br />
einzelne Schadensfälle, aber auch systematische<br />
Untersuchungen zu den<br />
Schadensprozessen durchgeführt.<br />
Als Fazit muß gesagt werden, daß leider,<br />
im Gegensatz zur ursprünglichen<br />
Absicht und Erwartung, keine allgemeine<br />
Vorgehensweise bei Steinschadensfällen<br />
möglich ist, sondern weiterhin<br />
Einzeluntersuchungen erfolgen<br />
müssen. Allerdings werden zu<br />
zahlreichen Punkten neue Ergebnisse<br />
gewonnen, die die Vorgehensweisen<br />
klarer und gezielter machen und Fehlanzeigen<br />
verhüten können.<br />
Um diesen Aufgabenstellungen weiterhin<br />
gerecht zu werden, wurde der<br />
genannte Kooperationsvertrag geschlossen<br />
und an der FMPA speziell<br />
für die <strong>Denkmalpflege</strong> ein neues Referat<br />
eingerichtet, das von der Mineralogin<br />
Frau Dr. Grassegger geleitet<br />
wird. Gesteinsuntersuchungen, Beurteilung<br />
von Verwitterungserscheinungen,<br />
Schadensmechanismen, Schutzmaßnahmen,<br />
Instandsetzungsverfahren<br />
für alle mineralischen Baustoffe<br />
sind Aufgaben des Referats. Daneben<br />
besitzt das Otto-Graf-Institut<br />
Spezialisten auf dem Gebiet der Metallkorrosion,<br />
des Holzschutzes und<br />
der Geotechnik u. a., die auch bereits<br />
auf dem Gebiet des Denkmalschutzes<br />
tätig waren und sind. Alle Werkstoff-Fragen,<br />
die mit der <strong>Denkmalpflege</strong><br />
zusammenhängen, können<br />
somit behandelt werden. Die Kooperation<br />
zwischen dem LDA und der<br />
FMPA wurde in einem Vertrag zwischen<br />
den übergeordneten Landesministerien<br />
(Innenministerium und<br />
Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand<br />
und Technologie) abgeschlossen.<br />
Der Vertrag wurde abgeschlossen<br />
„in Anbetracht der zunehmenden<br />
Umweltschäden an Bau- und<br />
Kunstdenkmalen und in der Überzeugung,<br />
daß zur Erhaltung der historischen<br />
Bausubstanz verstärkte Anstrengungen<br />
in der wissenschaftlichen<br />
Erforschung der Schädigungsprozesse<br />
sowie der Restaurierungsund<br />
Konservierungsmethoden erforderlich<br />
sind".<br />
Die Kooperation zwischen dem LDA<br />
und der FMPA soll also der sachkundigen<br />
technischen Unterstützung bei<br />
den Aufgaben der <strong>Denkmalpflege</strong><br />
dienen. An dieser Stelle sollen nun in<br />
loser Folge Beiträge veröffentlicht<br />
werden, die aus der gemeinsamen<br />
Arbeit berichten.<br />
<strong>Württemberg</strong>ischer Archäologiepreis<br />
1994 verliehen<br />
Der 1982 von den <strong>Württemberg</strong>ischen<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
gestiftete <strong>Württemberg</strong>ische<br />
Archäologiepreis wurde 1994 <strong>zum</strong><br />
13. Mal verliehen: Preisträger war<br />
Herr A. Schwarzkopf, Schwaigern, Kr.<br />
Heilbronn.<br />
Herr Schwarzkopf ist seit über zwei<br />
Jahrzehnten als Ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />
der Archäologischen <strong>Denkmalpflege</strong><br />
im Großraum Heilbronn tätig.<br />
Er hat zahlreiche Fundstellen neu entdeckt<br />
und kleinere Rettungsgrabungen<br />
durchgeführt. Dabei hat er immer<br />
eng mit allen Institutionen der<br />
südwestdeutschen Landesarchäologie<br />
zusammengearbeitet. Durch seinen<br />
großen persönlichen Einsatz hat<br />
sich unser Wissen um die vor- und<br />
frühgeschichtliche Besiedlung des<br />
Heilbronner Raumes entscheidend<br />
verändert.<br />
Die Preisverleihung fand am 29. November<br />
1994 im Neuen Schloß in<br />
Stuttgart vor zahlreichen Ehrengästen<br />
und Freunden der württembergischen<br />
Archäologie statt. In seiner Laudatio<br />
betonte Staatssekretär Rainer<br />
Brechtken MdL besonders die bürgerschaftliche<br />
Bedeutung der Ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter der <strong>Denkmalpflege</strong>.<br />
Nachdrücklich gab er seiner<br />
Hoffnung Ausdruck, daß die <strong>Denkmalpflege</strong><br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
trotz der Sparmaßnahmen ihren hohen,<br />
international anerkannten Leistungsstand<br />
bewahren werden<br />
könne.<br />
Tagungsbericht<br />
Vom 5.-7. Oktober 1994 fand in Dresden<br />
die 14. „Wissenschaftlich-Technische<br />
Jahrestagung" der „Deutschen<br />
Gesellschaft für Photogram metrie<br />
und Fernerkundung" statt. Die Vorträge<br />
und die Mitgliederversammlung<br />
wurden in der Technischen Universität<br />
abgehalten, ein Nachmittag<br />
war für Exkursionen vorbehalten. Parallel<br />
dazu zeigten in einer Fachausstellung<br />
Firmen ihre neuesten Entwicklungen.<br />
In den Plenarvorträgen wurden vom<br />
Institut für Photogrammetrie und<br />
Fernerkundung der Technischen Universität<br />
Dresden die Integration von<br />
Fernerkundungsdaten in geographische<br />
Informationssysteme erläutert<br />
und von Anwendern der praktische<br />
Einsatz von Photogrammetrie und<br />
Fernerkundung beim Braunkohletagebergbau<br />
aufgezeigt. Weiterhin wurden<br />
die Aktivitäten der benachbarten<br />
polnischen, tschechischen und<br />
slowakischen Gesellschaften für Photogrammetrie<br />
und Fernerkundung<br />
von den entsprechenden Landesvertretern<br />
vorgestellt.<br />
Bei den insgesamt acht Arbeitskreisen<br />
fanden jeweils zwei bis drei Veranstaltungen<br />
parallel statt, so daß anhand<br />
der ausgelegten Vortrags listen<br />
bei der Teilnahme eine Auswahl getroffen<br />
werden mußte. Der Arbeitskreis<br />
Geoinformationssysteme befaßte<br />
sich mit der Datenqualität, somit<br />
ging es in erster Linie um theoretische<br />
Grundlagen und weniger um<br />
Eraktische Anwendungen. Im Areitskreis<br />
Ingenieur- und Industriephotogrammetrie,<br />
in dem auch die<br />
Architekturphotogrammetrie eingebunden<br />
ist, wurden ausschließlich digitale<br />
Anwendungen vorgestellt. Die<br />
Aufnahmen werden im Idealfall mit<br />
Digitalkameras hergestellt, einem<br />
34
Rechner zugeführt und automatisch<br />
ohne Zeitverzögerung ausgewertet.<br />
Diese photogrammetrischen Meßmethoden<br />
sind bei der industriellen<br />
Fertigungskontrolle heute schon im<br />
Einsatz, Themenschwerpunkt war, inwieweit<br />
interaktive Eingriffe noch notwendig<br />
sind.<br />
Auch wenn in der Architekturphotogrammetrie<br />
diese Automationsprozesse<br />
noch Zukunftsträume sind,<br />
konnten dennoch wertvolle Impulse<br />
für die Arbeit in der <strong>Denkmalpflege</strong>,<br />
insbesondere auf dem Gebiet der digitalen<br />
Bildverarbeitung und der Verknüpfung<br />
mit Ceoinformationssystemen,<br />
gewonnen werden. So ist es<br />
heute möglich, mit entsprechenden<br />
Konvertierungs- und Transformationsprogrammen<br />
Bildpläne, z. B.<br />
von Fassaden, digital zu erstellen und<br />
mit Vektordaten innerhalb eines<br />
CAD-Systems zu überlagern und<br />
gleichzeitig die Informationen in einer<br />
Datenbank abzulegen.<br />
Bei den Fachexkursionen wurden<br />
die Führung durch die Ruine der<br />
Frauenkirche und die Besichtigung<br />
der Meßbildstelle CmbH ausgewählt,<br />
andere Angebote wie Führungen<br />
durch das Crüne Cewölbe oder<br />
durch die Semperoper konnten deshalb<br />
leider nicht wahrgenommen<br />
werden.<br />
In der Frauenkirche war die „archäologische<br />
Enttrümmerung" bereits<br />
abgeschlossen. Es wurde anschaulich<br />
erläutert, wie die einzelnen<br />
Steine, bis zu 10000 registrierte Fundstücke,<br />
in ihrer originalen Lage eingemessen<br />
und anschließend photogrammetrisch<br />
erfaßt wurden. Auch<br />
hier wurde natürlich die neueste<br />
Technik eines „multimedialen Informationssystems"<br />
mit digitaler Aufnahme<br />
und Speicherung der Bilder<br />
und Meßwerte in einer Datenbank<br />
eingesetzt.<br />
Bei der Besichtigung der Meßbildstelle<br />
CmbH, die privatwirtschaftliche<br />
Nachfolgeorganisation der 1968<br />
gegründeten Meßbildstelle in der<br />
DDR, kam neben den technischen<br />
Vorstellungen zur Sprache, daß das<br />
photogrammetrische Archiv mit<br />
rund 45 000 Negativen auf Glasplatten<br />
vom sächsischen Landeskonservator<br />
unter Denkmalschutz gestellt<br />
wurde und somit zusammenhängend<br />
weitergeführt wird. Im nächsten<br />
Schritt soll nun, vorbehaltlich einer<br />
gesicherten Finanzierung, ein<br />
neues Ordnungssystem aufgebaut<br />
werden, so daß ein verbesserter Zugriff<br />
und ein schonender Umgang<br />
mit den Beständen ermöglicht wird.<br />
Cünter Eckstein<br />
Buchbesprechung<br />
Günther Binding, Das Dachwerk auf<br />
Kirchen im deutschen Sprachraum<br />
vom Mittelalter bis <strong>zum</strong> 18. Jahrhundert,<br />
Deutscher Kunstverlag München<br />
1991.<br />
Das Kirchendach, womit man gewöhnlich<br />
nur die Dachdeckung<br />
oder die Dachhaut meint, gehört so<br />
selbstverständlich <strong>zum</strong> Bau, daß man<br />
sich kaum Gedanken darüber macht,<br />
wie es getragen und gehalten wird.<br />
Kein Wunder: Schwer zugänglich,<br />
also meist unsichtbar für den Kirchenbesucher,<br />
ruht das Dachwerk in sich<br />
über der Decke und den Gewölben.<br />
Unverzichtbar, dennoch unbeachtet<br />
durch die Jahrhunderte wird es außer<br />
zur Entstehungszeit nur noch interessant,<br />
wenn Schäden auftreten. Oder<br />
wenn es abgebrannt war, wie Fotos<br />
von Kriegsgreueln dokumentieren.<br />
Dabei haben alte Dachwerke etwas<br />
ungemein Faszinierendes an sich. Für<br />
den Laien ist es stets ein besonderes<br />
Erlebnis, wenn er ein Kirchendach<br />
von innen betrachten darf. Auch für<br />
den Fachmann, den Bauhistoriker<br />
oder Dachwerkspezialisten hält der<br />
Aufstieg in ein unbekanntes Dachgeschoß<br />
stets Überraschungen bereit,<br />
direkte durch Besonderheiten der<br />
Konstruktion und indirekte durch Einsichten<br />
in die Baugeschichte.<br />
Natürlich hat die Konstruktion vieler<br />
Kirchendächer das zeichnend-messende<br />
und beschreibende Interesse<br />
der Fachleute, neuerdings der Gefügeforscher<br />
gefunden. Aber eine zusammenfassende<br />
aktuelle Darstellung<br />
gab es bisher nicht. Man war da<br />
immer noch auf das in seiner Art stupend-materialreiche<br />
Werk von Friedrich<br />
Ostendorf angewiesen „Die Geschichte<br />
des Dachwerks" 1908, seit<br />
1982 durch Reprint wieder zugänglicher.<br />
Nun hat sich dem mühsamen Unterfangen<br />
eines neuen Überblicks Günther<br />
Binding unterzogen, indem er<br />
zahlreiche Spezialarbeiten, Monographien,<br />
Inventare und noch unpubliziertes<br />
Material zusammenstellt, auswertet<br />
und systematisch aufbereitet.<br />
Möglich und sinnvoll geworden ist<br />
das Unternehmen durch eine Fülle<br />
erst in den beiden letzten Jahrzehnten<br />
dendrochronologisch gesicherter<br />
Dachwerke. Im Südwesten sind<br />
diese Arbeiten besonders gefördert<br />
worden durch Burghard Lohrum/Ettenheimmünster<br />
und die theoretischen<br />
Grundlagen des leider 1994<br />
verstorbenen Bernd Becker, Forstbo-<br />
tanisches Institut der Universität Stuttgart-Hohenheim.<br />
Vorweg kann gesagt<br />
werden, daß ohne diese präzisen<br />
Holzdatierungen und die gefügekundlichen<br />
Detailbeobachtungen<br />
das neue Buch in vielen Abschnitten<br />
nicht sinnvoll zu schreiben gewesen<br />
wäre.<br />
Für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist die Arbeit<br />
deshalb besonders wertvoll,<br />
weil über 30 Dachwerke des Landes<br />
angeführt und kurz charakterisiert<br />
werden. Darunter sind so frühe und<br />
sicher datierte des 12. und 13. Jahrhunderts<br />
wie Sindelfingen (1132), Reichenau-Niederzell<br />
(1134), Billigheim<br />
bei Mosbach (1180/90), Bebenhausen<br />
(1191), Sinsheim (1233) oder das<br />
Konstanzer Münster (1236 und 1239).<br />
Die einzelnen Kapitel betreffen zunächst<br />
Kehlbalken-Sparrendächer<br />
als älteste erhaltene Konstruktionen,<br />
dann deren Weiterentwicklung und<br />
Anpassung an neue Bauaufgaben<br />
mit Kreuzstreben, Säulen, Aufständerungen<br />
über dreischiffigen Kirchen,<br />
deren typologische Sonderung vom<br />
stehenden Stuhl schwerfällt, geht<br />
man von der Definition des die Kehlbalken<br />
unterstützenden Ständers =<br />
Stuhlsäule aus. Der stehende Stuhl<br />
wurde als selbständige Stützkonstruktion<br />
seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts<br />
eingeführt. Frühe Beispiele sind<br />
der Münsterdachstuhl von Schwäbisch<br />
Gmünd (1341) und die Totenkapelle<br />
in Neckarbischofsheim (1364).<br />
Es folgen die liegenden Stühle, bei<br />
denen die Stuhlsäulen parallel zu<br />
den Sparren angeordnet schräg gestellt<br />
sind. Das tritt zunächst noch vermischt<br />
mit älteren Konstruktionen<br />
auf, so in Handschuhsheim (1483,<br />
Abb. 165). Schließlich gibt es kurze<br />
Ausblicke auf die barocken Dachwerke<br />
des 17/18. Jahrhunderts, die<br />
recht komplizierte und raffinierte<br />
Konstruktionen aufweisen können<br />
wie Wiblingen (1774/76). Aber das<br />
Schwergewicht liegt auf der Darstellung<br />
mittelalterlicher Dachwerke, deren<br />
Vielfalt und Variationsbreite erst<br />
im Überblick deutlich werden.<br />
Bei soviel Material können terminologische<br />
Schwierigkeiten nicht ausbleiben.<br />
Ferner scheint die Kluft zwischen<br />
Fach(= Geheim)sprache und<br />
Gemeinverständlichkeit unüberwindbar.<br />
Das Glossar (die Erklärung<br />
der Fachausdrücke) ist zwar hilfreich,<br />
müßte aber in einigen Punkten auf<br />
Vollständigkeit überprüft werden<br />
(u. a. Stichworte wie Gebinde, Kreuzstrebe,<br />
Ständerwand, Waldkante,<br />
Wechselbalken sowie verschiedene<br />
Querverweise). Unbefriedigend<br />
wirkt die aus anderem Zusammenhang<br />
übernommene Typenzeichnung<br />
(Seite 18), die so vereinfacht<br />
35
nur für den Hausbau und auch dort<br />
nur eingeschränkt hilfreich ist. Auch<br />
die scheinbar so sicheren Aussagen<br />
<strong>zum</strong> Pfettendach (Seite 15 ff.) mit Belegen<br />
aus Glas- und Buchmalerei mögen<br />
überflüssig erscheinen, weiß<br />
man doch, wie „abstrakt" bei diesen<br />
frühen zeitgenössischen Darstellungen<br />
„Dach" gemeint ist unter Verzicht<br />
auf konstruktive Genauigkeit.<br />
Bei der Frage nach den Längsaussteifungen<br />
vermißt man den Hinweis auf<br />
die eminent wichtigen Giebel- und<br />
Chorbogenmauern, die als unentbehrliches<br />
Auflager für das Rähm<br />
dienten. Vorbehalte gegen hypothetische<br />
Entwicklungskonstrukte, von denen<br />
eine ältere Haus- und Gefügeforschung<br />
innerhalb der Volkskunde unbekümmert<br />
gelebt hat, sind nicht oft<br />
genug zu formulieren. Erst bei Wiedergabe<br />
präziser Bauaufnahmen und<br />
der Erörterung auch scheinbar kleinster<br />
Details wird das Anliegen terminologischer<br />
und entwicklungsgeschicntlicher<br />
Klarheit deutlich. Umgekehrt<br />
gilt dasselbe bei den Datierungsversuchen<br />
an Dachwerken, deren<br />
Einordnung im konstruktiven<br />
und funktionalen Ablauf genau dann<br />
unscharf wird, wenn keine Dendro-<br />
Daten vorliegen und man allein auf<br />
Schätzungen angewiesen ist. Auch<br />
das unterschiedlich erschlossene Material<br />
— man vermißt z. B. wichtige<br />
bayerische und österreichische Dacnwerke<br />
wie Landshut St. Martin, Heiligenkreuz,<br />
oder man würde gerne<br />
Bauaufnahmen verbrannter Dachwerke<br />
zugänglich gemacht wissen —<br />
wird künftig kleinere Korrekturen<br />
nicht ausschließen.<br />
Vor die Frage gestellt, ob man noch<br />
weiter sammeln und sichten oder publizieren<br />
soll, hat sich der Autor gewiß<br />
richtig entschieden. Die Verdienste<br />
des Buches sind vielfältig. Erst im<br />
Überblick der einzelnen Dachwerke<br />
werden Vergleichbarkeit und Unterschiede<br />
nachvollziehbar. Die reichlichen<br />
Abbildungen machen nur ganz<br />
selten das mühsame Nachschlagen<br />
in der Fachliteratur nötig. Die Verweise<br />
auf die Spezialliteratur, besonders<br />
die entlegenere wie ungedruckte<br />
Dissertationen, vermerkt<br />
man dankbar. Besonders wertvoll<br />
sind noch unpublizierte Mitteilungen,<br />
die mit Zeichnungen und gesicherten<br />
Dendro-Daten den Stellenwert<br />
von Quellenpublikationen bekommen.<br />
Die Ausolicke auf französische<br />
und englische Dachwerke sind<br />
entgegen dem Titel häufig und hilfreich.<br />
Sie lassen den Wunsch nach<br />
entsprechenden Übersichten in kleineren<br />
Landschaften auch für den Profanbau<br />
laut werden.<br />
Ferner wird die Frage nach Darstellungsweisen<br />
in Inventaren durch die-<br />
ses Buch aktuell. Während man sich<br />
früher häufig um das Dachwerk<br />
drückte und leere oder dunkle Flächen,<br />
manchmal auch schematische<br />
Skizzen hinterließ, gibt es in neueren<br />
oder entsprechend sorgfältig gearbeiteten<br />
älteren Inventaren präzise<br />
Schnitte. Bereits Ostendorf pflegte in<br />
Fußnoten seinen Groll auf fehlende<br />
oder falsch gezeichnete Dach werke<br />
loszuwerden. Binding enthält sich<br />
dieses schnellen Tadels, wohl wissend,<br />
wie arbeitsintensiv die Beobachtung<br />
und Aufmessung von Dachwerken<br />
ist, wie schwer die Balance<br />
zwischen detaillierter Befunderfassung<br />
und notwendiger Schematisierung<br />
zu halten ist. Die Lehre wird<br />
man daraus ziehen können, daß künftig<br />
kein Schnitt durch Kirchen ohne<br />
Dachwerk publiziert werden sollte.<br />
Das Dachwerk — das unbekannte Wesen.<br />
Es bleibt das Hauptverdienst des<br />
Autors, ein außer bei den Spezialisten<br />
bisher unbeachtetes Gebiet neu<br />
zugänglich gemacht und übersichtlich<br />
vorgelegt zu haben. Seinen Ergebnissen<br />
möchte man möglichst<br />
weite Verbreitung und Kenntnisnahme<br />
wünschen. Um es nutzbar<br />
werden zu lassen und später einmal<br />
fortschreiben, auch ergänzen zu können,<br />
möchte man es allen Bauforschern<br />
und Architekten, möglichst allen<br />
bauhistorisch Interessierten dringlich<br />
empfehlen.<br />
Richard Strobel<br />
Abbildungsnachweis<br />
J. Feist, Pliezhausen 5 Abb. 3;<br />
Inschriften-Kommission der Heidelberger<br />
Akademie der Wissenschaften,<br />
Heidelberg 7;<br />
J. Jeras, Freiburg 33 Abb. 9;<br />
Photo-Bessler, Alpirsbach 4;<br />
LDA-Freiburg 20—24, 28—30;<br />
LDA-Karlsruhe 15-19, 25-27;<br />
LDA-Stuttgart Titelbild (Foto;<br />
O. Braasch), 3, 5 Abb. 4, 8;<br />
LDA-Tübingen 9—14.<br />
36
Veröffentlichungen<br />
DES LANDESDENKMALAMTES<br />
Sämtliche Veröffentlichungen können nur<br />
durch den Buchhandel bezogen werden<br />
(der „Ortskernatlas" auch über das Landes-<br />
vermessungsamt).<br />
Die Kunstdenkmäler in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Deutscher Kunstverlag<br />
Die Kunstdenkmäler<br />
des ehemaligen Oberamts<br />
Ulm — ohne die<br />
Gemarkung Ulm<br />
Bearbeitet von<br />
Hans Andreas Klaiber,<br />
Reinhard Wortmann<br />
München/Berlin 1978<br />
Die Kunstdenkmäler<br />
des Stadtkreises<br />
Mannheim<br />
Bearbeitet von Hans Huth.<br />
Mit Beiträgen von<br />
E. Cropengießer,<br />
B. Kommer, E. Reinhard,<br />
M.Schaab<br />
München/Berlin 1982<br />
Adolf Schahl<br />
Die Kunstdenkmäler<br />
des Rems-Murr-Kreises<br />
München/Berlin 1983<br />
Arbeitshefte des<br />
Landesdenkmalamtes<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Konrad Theiss Verlag,<br />
Stuttgart<br />
Heftl, 1986<br />
Richard Strobel und<br />
Felicitas Buch<br />
Ortsanalyse<br />
Heft 2,1989<br />
Ulrich Schnitzer<br />
Schwarzwaldhäuser<br />
von gestern<br />
für die Landwirtschaft<br />
von morgen<br />
Ortskernatlas<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Landesdenkmalamt<br />
Landesvermessungsamt<br />
Stuttgart<br />
Stadt <strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
(2.2,199)<br />
bearb. v. W. Deiseroth<br />
Stadt Bietigheim-Bissingen<br />
(1.8., 1988)<br />
bearb. v. P. Findeisen<br />
Stadt Esslingen a. N.<br />
(1.1., 1985)<br />
bearb. v. P. Wichmann<br />
Stadt Herrenberg<br />
(1.5., 1986)<br />
bearb. v. H. Reidel/<br />
W. Deiseroth<br />
Stadt Ladenburg<br />
(2.1., 1984)<br />
bearb. v. W. Deiseroth<br />
Stadt Leonberg<br />
(1.4., 1986)<br />
bearb. v. P. Wichmann/<br />
W. Deiseroth<br />
Stadt Markgröningen<br />
(1.7.1987)<br />
bearb. v. P. Findeisen<br />
Stadt Meersburg<br />
(4.2., 1988)<br />
bearb. v. H. Reidel/<br />
W. Deiseroth<br />
Stadt Ravensburg (4.1.,<br />
1988)<br />
bearb. v. W. Deiseroth/<br />
J. Breuer<br />
Stadt Rottweil<br />
(3.1., 1989)<br />
bearb. v. P. Findeisen<br />
Stadt Schorndorf<br />
(1.9., 1989)<br />
bearb. v. E. Geiger<br />
Stadt Schwäbisch<br />
Gmünd (1.2., 1985)<br />
bearb. v. J. Breuer<br />
Stadt Schwäbisch Hall<br />
(1.3., 1986)<br />
bearb. v. W Deiseroth<br />
Stadt Überlingen<br />
(4.3., 1994)<br />
bearb. v. P. Findeisen<br />
Stadt Vaihingen a. d.<br />
Enz (1.10., 1992)<br />
bearb. v. E. Geiger<br />
Stadt Villingen-<br />
Schwenningen<br />
(3.2., 1991)<br />
bearb. v. P. Findeisen<br />
Stadt Waiblingen<br />
(1.6., 1987)<br />
bearb. v. E. Geiger<br />
Forschungen und<br />
Berichte der Archäologie<br />
des Mittelalters<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Kommissionsverlag<br />
Konrad Tlieiss Verlag,<br />
Stuttgart<br />
Band 1,1972<br />
Günter P. Fehring<br />
Unterregenbach<br />
Kirchen, Herrensitz,<br />
Siedlungsbereiche<br />
Band 2,1974<br />
Antonin Hejna<br />
Das „Schlößle" zu<br />
Hummertsried.<br />
Ein Burgstall des 13.<br />
bis 17. Jahrhunderts<br />
Band 6,1979<br />
Forschungen und Berichte<br />
der Archäologie<br />
des Mittelalters in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Band 7,1981<br />
Forschungen und Berichte<br />
der Archäologie<br />
des Mittelalters in<br />
Bad en - Wü rttem berg<br />
Band 8,1983<br />
Forschungen und Berichte<br />
der Archäologie<br />
des Mittelalters in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Band 9,1986<br />
Volker Roeser und<br />
Horst-Gottfried Rathke<br />
St. Remigius in Nagold<br />
Band 10,1991<br />
Hirsau, St. Peter und<br />
Paul, 1091—1991<br />
Band 11,1993<br />
Michael Schmaedecke<br />
Der Breisacher Münsterberg<br />
Band 12,1991<br />
Uwe Gross<br />
Mittelalterliche<br />
Keramik zwischen<br />
Neckarmündung und<br />
Schwäbischer Alb<br />
Band 14,1993<br />
Eleonore Landgraf<br />
Ornamentierte Bodenfliesen<br />
des Mittelalters<br />
in Süd- und Westdeutschland<br />
Band 15,1992<br />
Ilse Fingerlin,<br />
Die Grafen von Sulz<br />
und ihr Begräbnis in<br />
Tiengen am Hochrhein<br />
Band 16,1993<br />
Dorothee Ade-Rademacher,<br />
Reinhard Rademacher<br />
Der Veitsberg bei<br />
Ravensburg<br />
Fundberichte aus<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
E. Schweizerbarfsehe<br />
Verlagsbuchhandlung<br />
(Nägele & Obermiller,<br />
Stuttgart)<br />
Bd. 1,1974-Bd. 19,<br />
1994<br />
Forschungen und<br />
Berichte zur Vor- und<br />
Frühgeschichte in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Kommissionsverlag<br />
Konrad Theiss Verlag,<br />
Stuttgart<br />
Band 1,1972-10,1978<br />
Band 11,1981<br />
Wolfang Czysz u. a.<br />
Römische Keramik<br />
aus dem Vicus<br />
Wimpfen im Tal<br />
Band 12,1982<br />
Ursula Koch<br />
Die fränkischen<br />
Gräberfelder von<br />
Bargen und Berghausen<br />
in Nordbaden<br />
Band 13,1982<br />
Mostefa Kokabi<br />
Arae Flaviae II<br />
Viehhaltung und<br />
Jagd im römischen<br />
Rottweil<br />
Band 14,1983<br />
U. Körber-Grohne,<br />
M. Kokabi, U. Piening,<br />
D. Planck<br />
Flora und Fauna<br />
im Ostkastell von<br />
Welzheim<br />
Band 15,1983<br />
Christiane Neuffer-Müller<br />
Der alamannische<br />
Adelsbestattungsplatz<br />
und die Reihengräberfriedhöfe<br />
von<br />
Kirchheim am Ries<br />
(Ostalbkreis)<br />
Band 16,1983<br />
Eberhard Wagner<br />
Das Mitelpaläolithikum<br />
der Großen<br />
Grotte bei Blaubeuren<br />
(Aib-Donau-Kreis)<br />
Band 17,1984<br />
Joachim Hahn<br />
Die steinzeitliche<br />
Besiedlung des<br />
Eselsburger Tales bei<br />
Heidenheim<br />
Band 18,1986<br />
Margot Klee<br />
Arae Flaviae III<br />
Der Nordvicus von<br />
Arae Flaviae<br />
Band 19,1985<br />
Udelgard Körber-Grohne,<br />
Hansjörg Küster<br />
Hochdorf I<br />
Band 20,1986<br />
Studien zu den<br />
Militärgrenzen Roms III<br />
Vorträge des<br />
13. Internationalen<br />
Limeskongresses,<br />
Aalen 1983<br />
Band 21,1987<br />
Alexandra von Schnurbein<br />
Der alamannische<br />
Friedhof bei<br />
Fridingen an der<br />
Donau (Kr. Tuttlingen)<br />
Band 22,1986<br />
Gerhard Fingerlin<br />
Dangstetten I<br />
Band 23,1987<br />
Claus Joachim Kind<br />
Das Felsställe<br />
Band 24,1987<br />
Jörg Biel<br />
Vorgeschichtliche<br />
Höhensiedlungen<br />
in Südwürttemberg-<br />
Hohenzollern<br />
Band 25,1987<br />
Hartwig Zürn<br />
Hallstattzeitliche Grabfunde<br />
in <strong>Württemberg</strong><br />
und Hohenzollern<br />
Band 26,1988<br />
Joachim Hahn<br />
Die Geißenklösterie-<br />
Höhle im Achtal bei<br />
Blaubeuren I<br />
Band 27,1988<br />
Erwin Keefer<br />
Hochdorf II<br />
Die Schussenrieder<br />
Siedlung<br />
Band 28,1988<br />
Arae Flaviae IV<br />
Mit Beiträgen von<br />
Margot Klee,<br />
Mostefa Kokabi,<br />
Elisabeth Nuber<br />
Band 29,1988<br />
Joachim Wahl,<br />
Mostefa Kokabi<br />
Das römische<br />
Gräberfeld von<br />
Stettfeld I<br />
Band 30,1988<br />
Wolfgang Kimmig<br />
Das Kleinaspergle<br />
Band 31,1988<br />
Der prähistorische<br />
Mensch und seine<br />
Umwelt.<br />
Festschrift für Udelgard<br />
Körber-Grohne<br />
Band 32,1988<br />
Rüdiger Krause<br />
Grabfunde von Singen<br />
am Hohentwiel I<br />
Band 33,1989<br />
Rudolf Aßkamp<br />
Das südliche<br />
Oberrheintal in<br />
frührömischer Zeit<br />
Band 34,1989<br />
Claus Joachim Kind<br />
Ulm-Eggingen —<br />
bandkeramische<br />
Siedlung<br />
und mittelalterliche<br />
Wüstung<br />
Band 35,1990<br />
Jörg Heiligmann<br />
Der „Alb-Limes"<br />
Band 36,1990<br />
Helmut Schlichtherie<br />
Siedlungsarchäologie<br />
im Alpenvorland I<br />
Band 37,1990<br />
Siedlungsarchäologie<br />
im Alpenvorland II<br />
Band 38,1990<br />
Ursula Koch<br />
Das fränkische<br />
Gräberfeld<br />
von Klepsau im<br />
Hohenlohekreis<br />
Band 39,1991<br />
Siegried Frey<br />
Bad Wimpfen I<br />
Band 40,1990<br />
Egon Schallmayer u. a.<br />
Der römische<br />
Weihebezirk von<br />
Osterburken I<br />
Band 41/1,1992<br />
Siegwalt Schiek<br />
Das Gräberfeld der<br />
Merowingerzeit bei<br />
Oberflacht (Gemeinde<br />
Seitingen-Oberflacht,<br />
Lkr. Tuttlingen)<br />
Band 41/2,1992<br />
Peter Paulsen<br />
Die Holzfunde aus<br />
dem Gräberfeld bei<br />
Oberflacht und ihre<br />
kulturhistorische<br />
Bedeutung<br />
Band 43,1994<br />
Rüdiger Rothkegel<br />
Der römische Gutshof<br />
von Laufenburg/<strong>Baden</strong><br />
Band 45,1994<br />
Akten der 10. Tagung<br />
über antike Bronzen<br />
Band 48,1993<br />
Matthias Knaut<br />
Die alamannischen<br />
Gräberfelder von<br />
Neresheim und<br />
Kösingen, Ostalbkreis<br />
Band 49,1994<br />
Der römische<br />
Weihebezirk von<br />
Osterburken II.<br />
Kolloquium 1990 und<br />
paläobotanisch-osteologische<br />
Untersuchungen.<br />
Band 50,1994<br />
Hartmut Kaiser,<br />
C. Sebastian Sommer<br />
LOPODVNUM I<br />
Band 51,1994<br />
Anita Gaubatz-Sattler<br />
Die Villa rustica von<br />
Bondorf (Lkr. Böblingen).<br />
Band 52,1993<br />
Dieter Quast<br />
Die merowingerzeitlichen<br />
Grabfunde aus<br />
Gültlingen (Stadt Wildberg,<br />
Kreis Calw)<br />
Band 53,1994<br />
Beiträge zur Archäozoologie<br />
und Prähistorischen<br />
Archäologie<br />
Atlas archäologischer<br />
Geländedenkmäler in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Kommissionsverlag<br />
Konrad Theiss Verlag,<br />
Stuttgart<br />
Band 1,1990<br />
Kurt Bittel,<br />
Siegwalt Schiek,<br />
Dieter Müller<br />
Die keltischen<br />
Viereckschanzen<br />
Band 2,1993<br />
Claus Oeftiger,<br />
Dieter Müller<br />
Vor- und frühgeschichtliche<br />
Befestigungen<br />
Hefte 2-4<br />
Materialhefte zur<br />
Archäologie in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong><br />
Kommissionverlag<br />
Konrad Theiss Verlag,<br />
Stuttgart<br />
H. 5,1985 - H. 30,<br />
1995<br />
Archäologische Ausgrabungen<br />
in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong><br />
Konrad Theiss Verlag,<br />
Stuttgart<br />
Band 1985 Band 1986<br />
Band 1987 Band 1988<br />
Band 1989 Band 1990<br />
Band 1991 Band 1992<br />
Band 1993
E 6594 F<br />
DENKMALPFLEGE<br />
IN BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Mörikestraße 12, 70178 Stuttgart<br />
ISSN 0342-0027<br />
1/1995 24, Jahrgang Januar—März 1995<br />
Die Dienststellen des Landesdenkmalamtes<br />
Das Landesdenkmalamt ist Landesoberbehörde<br />
für Denkmalschutz und <strong>Denkmalpflege</strong><br />
mit Sitz in Stuttgart; die örtlich zuständigen<br />
Referate der Fachabteilungen<br />
Bau- und Kunstdenkmalpflege (I) und Archäologische<br />
<strong>Denkmalpflege</strong> (II) sind<br />
nach dem Zuständigkeitsbereich der Regierungspräsidien<br />
jeweils in Außenstellen<br />
zusammengefaßt.<br />
Hauptaufgaben des Landesdenkmalamtes<br />
als Fachbehörde sind: Überwachung<br />
des Zustandes der Kulturdenkmale; fachkonservatorische<br />
Beratung der Denkmalschutzbehörden<br />
(Landratsämter; Untere<br />
Baurechtsbehörden; Regierungspräsidien;<br />
Wirtschaftsministerium), Beteiligung<br />
als Träger öffentlicher Belange und<br />
Planungsberatung zur Wahrung denkmalpflegerischer<br />
Belange insbesondere bei<br />
Ortsplanung und Sanierung; Beratung<br />
der Eigentümer von Kulturdenkmalen<br />
und Betreuung von Instandsetzungsmaßnahmen;<br />
Gewährung von Zuschüssen für<br />
Erhaltungsmaßnahmen; Bergung von Bodenfunden<br />
aus vor- und frühgeschichtlicher<br />
Zeit und dem Mittelalter, planmäßige<br />
Durchführung und Auswertung von<br />
archäologischen Ausgrabungen; wissenschaftliche<br />
Erarbeitung der Grundlagen<br />
der <strong>Denkmalpflege</strong> und Erforschung der<br />
vorhandenen Kulturdenkmale (Inventarisation).<br />
Alle Fragen in Sachen der <strong>Denkmalpflege</strong><br />
und des Zuschußwesens sind entsprechend<br />
bei der für den jeweiligen Regierungsbezirk<br />
zuständigen Dienststelle des<br />
LDA vorzutragen.<br />
Landesdenkmalamt <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Amtsleitung, Abteilungsleitung, Verwaltung, Inventarisation,<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Technische Dienste, Mörikestraße 12,<br />
70178 Stuttgart, Telefon (0711) 647-1, Telefax (0711) 647-2734<br />
Dienststelle Stuttgart (zuständig für den Regierungsbezirk Stuttgart)<br />
Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />
Zentrale Planungsberatung<br />
Zentrale Restaurierungsberatung<br />
Mörikestraße 12<br />
70178 Stuttgart<br />
Telefon (0711) 647-1<br />
Telefax (0711) 647-2734<br />
Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />
Durmersheimer Straße 55<br />
76185 Karlsruhe<br />
Telefon (0721) 5008-0<br />
Telefax (0721)5008-100<br />
Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />
Sternwaldstraße 14<br />
79102 Freiburg/Br.<br />
Telefon (0761) 20 50<br />
Telefax (0761)205-2755<br />
Archäologische <strong>Denkmalpflege</strong><br />
Abteilungsleitung<br />
Archäologische Zentralbibliothek<br />
Silberburgstraße 193<br />
70178 Stuttgart<br />
Telefon (0711) 647-1<br />
Telefax (0711)647-25 57<br />
Arbeitsstelle Hemmenhofen<br />
Fischersteig 9<br />
78343 Gaienhofen-Hemmenhofen<br />
Telefon (07735) 3001<br />
Telefax (07735)1650<br />
Außenstelle Karlsruhe (zuständig für den Regierungsbezirk Karlsruhe)<br />
Archäologische <strong>Denkmalpflege</strong><br />
Amalienstraße 36<br />
76133 Karlsruhe<br />
Telefon (0721) 91 85-4 00<br />
Telefax (0721)91 85-410<br />
Archäologie des Mittelalters<br />
Durmersheimer Straße 55<br />
76185 Karlsruhe<br />
Telefon (0721) 5008-205<br />
Telefax (07 21)50 08-100<br />
Außenstelle Freiburg (zuständig für den Regierungsbezirk Freiburg)<br />
Archäologische <strong>Denkmalpflege</strong><br />
Marienstraße 10 a<br />
79098 Freiburg/Br.<br />
Telefon (0761) 205-2781<br />
Telefax (0761) 205-2791<br />
Archäologie des Mittelalters<br />
Kirchzartener Straße 25<br />
79117 Freiburg/Br.<br />
Telefon (0761) 67996<br />
Telefax (0761) 67998<br />
Außenstelle Tübingen (zuständig für den Regierungsbezirk Tübingen)<br />
1/1995<br />
Bau- und Kunstdenkmalpflege<br />
Gartenstraße 79<br />
72074 Tübingen<br />
Telefon (07071) 2 00-1<br />
Telefax (07071)2 00-26 00<br />
Archäologische <strong>Denkmalpflege</strong><br />
Archäologie des Mittelalters<br />
Alexanderstraße 48<br />
72070 Tübingen<br />
Telefon (07071) 913-0<br />
Telefax (07071)913-201