VIII Kommentierte Checkliste der Fledermäuse im Saarland - Delattinia
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<strong>VIII</strong><br />
<strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong><br />
<strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
2. Fassung<br />
von<br />
Christine Harbusch und Markus Utesch<br />
263 <strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
Rote Liste_Innen.indb 263<br />
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Inhaltsverzeichnis<br />
Kurzfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265<br />
Abstract . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265<br />
Résumé . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265<br />
1. Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265<br />
2. Bezugsgebiet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266<br />
3. Bewertungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266<br />
4. Erläuterungen zur Faunenliste <strong>der</strong> <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> nachgewiesenen Fle<strong>der</strong>mäuse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266<br />
5. Gefährdungsanalyse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271<br />
6. Ausblick und Prognose. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272<br />
7. <strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273<br />
8. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279<br />
Faunenliste <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse des <strong>Saarland</strong>es . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281<br />
<strong>VIII</strong><br />
264 <strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
Rote Liste_Innen.indb 264<br />
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1. Einleitung<br />
Kurzfassung<br />
Bis heute konnten <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> 19 Fle<strong>der</strong>mausarten<br />
nachgewiesen werden. In <strong>der</strong> Arbeit wird eine Liste <strong>der</strong><br />
wissenschaftlichen Namen <strong>der</strong> <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> vorkommenden<br />
Fle<strong>der</strong>mausarten präsentiert. Danach folgt<br />
eine Darstellung <strong>der</strong> Gefährdungssituation. Anschließend<br />
werden Gefährdungsursachen sortiert nach <strong>der</strong><br />
Biologie und den Verursachern vorgestellt. In einer<br />
Gefährdungsanalyse werden verschiedene Ursachen<br />
von Bestandsrückgängen diskutiert. Im abschließenden<br />
Kapitel folgt eine kommentierte Arten-<strong>Checkliste</strong>. Die<br />
Arbeit endet mit den Literaturangaben und <strong>der</strong> Faunenliste<br />
<strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse des <strong>Saarland</strong>es.<br />
Abstract<br />
19 bat species have been recorded in the <strong>Saarland</strong> until<br />
today. The present paper gives a list of scientific names of<br />
the bat species in the <strong>Saarland</strong>, followed by a presentation<br />
of their state of endangering. Subsequently reasons<br />
for being endangered are presented arranged in respect<br />
to biology and responsible causes. Different reasons of<br />
population decline are discussed by analysis of endangering.<br />
In the final chapter follows an annotated specieschecklist.<br />
The paper concludes with references and the<br />
faunal list of bats of the <strong>Saarland</strong>.<br />
Résumé<br />
A ce jour, 19 espèces de chauves-souris ont été signalées<br />
pour le Land de la Sarre. Le présent travail donne une<br />
liste des noms scientifiques des Chiroptères observés<br />
jusqu’ici dans région. Puis la situation des menaces est<br />
discutée ainsi que les différents facteurs responsables de<br />
la régression des effectifs. Dans le <strong>der</strong>nier chapitre, une<br />
check-list des espèces est commentée. Le travail se termine<br />
avec une liste bibliographique, suivie d’une liste<br />
faunistique de toutes les espèces de chauves-souris du<br />
Land de la Sarre.<br />
Die Erfassung <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> blickt auf<br />
eine recht kurze Geschichte zurück. Die erste systematische<br />
Erfassung wurde mit <strong>der</strong> Diplomarbeit (FB<br />
Biogeographie, Universität Saarbrücken) von C. Harbusch<br />
vorgelegt (Harbusch 1987), bei <strong>der</strong> insgesamt<br />
10 Fle<strong>der</strong>mausarten erstmals für das <strong>Saarland</strong> nachgewiesen<br />
wurden. Als Hauptnachweismethoden wurden<br />
die Detektorbest<strong>im</strong>mung jagen<strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse, die<br />
Kontrolle unterirdischer Quartiere und die Kontrolle<br />
von Kirchendachböden angewandt. Bei <strong>der</strong> Erstellung<br />
<strong>der</strong> Roten Liste für das <strong>Saarland</strong> (Der Minister für<br />
Umwelt 1988) wurde damals aufgrund <strong>der</strong> mangelnden<br />
Kenntnisse über saarlandweite Vorkommen und<br />
Verbreitung <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mausarten auf eine Einstufung<br />
in Gefährdungskategorien verzichtet. Weitere Untersuchungen<br />
mit zusätzlichen Methoden wie hochwertige<br />
Detektormodelle mit computergestützter Lautanalyse,<br />
Netzfänge, weitere Quartierkontrollen und Meldungen<br />
aus <strong>der</strong> Bevölkerung, ließen die Artenzahl <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong><br />
Jahre auf heute insgesamt 19 nachgewiesene Arten anwachsen.<br />
Bundesweit kommen rezent 23 Fle<strong>der</strong>mausarten<br />
vor.<br />
Im <strong>Saarland</strong> stehen noch Nachweise weniger Arten aus,<br />
die aufgrund ihres Verbreitungsmusters <strong>im</strong> Großraum<br />
Saar-Lor-Lux und/o<strong>der</strong> ihrer ökologischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
hier vorkommen können, bzw. sich ausbreiten<br />
können. Diese sind: Kleine Hufeisennase (Rhinolophus<br />
hipposi<strong>der</strong>os) und Nymphenfle<strong>der</strong>maus (Myotis<br />
alcathoe).<br />
Auch heute ist die Datenlage für eine Einstufung <strong>der</strong><br />
gesamten saarländischen Fle<strong>der</strong>mausfauna in eine Rote<br />
Liste aus folgenden Gründen zu gering:<br />
Es sind aufgrund des kurzen Erfassungszeitraums<br />
von 20 Jahren keine Angaben über<br />
langfristige Bestandstrends möglich.<br />
Die Datenlage ist bei mehreren Arten für eine<br />
Einschätzung <strong>der</strong> aktuellen Bestandssituation<br />
und <strong>der</strong> Risikofaktoren zu gering.<br />
Danksagung<br />
Wir bedanken uns bei allen Personen, die aufgefundene<br />
Fle<strong>der</strong>mäuse gemeldet haben und somit zur besseren<br />
Kenntnis <strong>der</strong> Verbreitungsmuster verschiedener Arten,<br />
ihrer Quartiere, und auch zum Nachweis seltener Arten<br />
geführt haben. Auch sei allen Personen gedankt, die uns<br />
<strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
265<br />
Rote Liste_Innen.indb 265<br />
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Zutritt zu ihren Häusern und den dort lebenden Fle<strong>der</strong>mäusen<br />
gestattet haben, die durch umsichtiges Verhalten<br />
Fle<strong>der</strong>mauskolonien erhalten haben und somit zum<br />
Schutz <strong>der</strong> Arten beitragen.<br />
Namentlich möchten wir uns bei folgenden Personen<br />
für die langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
<strong>im</strong> Fle<strong>der</strong>mausschutz bedanken: Eckhard Bell<br />
(Einöd), Norbert Engel († - Wallerfangen), Jürgen Kölb<br />
(Neuforweiler), Dr. Gerhard Mörsch (Homburg), Dieter<br />
Niemeyer (Wallerfangen), Brigitte Scherer (Winterbach),<br />
Hubert Scherer (Güdesweiler), Manfred Weishaar<br />
(Gusterath).<br />
Für die Überlassung von Daten aus eigenen Erhebungen<br />
sind wir zu Dank verpflichtet: Julia Regnery, Katja<br />
Herrmann, Andrea Kockler, Marco Z<strong>im</strong>mermann - FB<br />
Biogeographie, Universität Trier; Prof. Reinald Skiba,<br />
Wuppertal; Corinna Bettinger, FB Biologie, Universität<br />
Kaiserslautern.<br />
2. Bezugsgebiet<br />
Die vorliegende <strong>Checkliste</strong> ist als Synopse <strong>der</strong> <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
bekannt gewordenen Fle<strong>der</strong>mausarten (Faunenliste)<br />
konzipiert.<br />
3. Bewertungsmethoden<br />
Die Bewertungsmethodik <strong>der</strong> Gefährdungsanalyse richtet<br />
sich für die ausgearbeiteten Merkmale (Häufigkeit,<br />
kurzfristiger Bestandstrend) nach dem vom Bundesamt<br />
für Naturschutz (BfN) in Zusammenarbeit mit vielen<br />
weiteren Experten in den vergangenen Jahren entwickelten<br />
Konzept (vgl. Ludwig & al. 2005).<br />
4. Erläuterungen zur Faunenliste <strong>der</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> nachgewiesenen Fle<strong>der</strong>mäuse<br />
Wissenschaftliche Namen<br />
(in alphabetischer Reihenfolge)<br />
Rhinolophidae<br />
Rhinolophus ferrumequinum (Schreber, 1774) -<br />
Große Hufeisennase<br />
Vespertilionidae<br />
Barbastella barbastellus (Schreber, 1774) - Mopsfle<strong>der</strong>maus<br />
Eptesicus nilssonii (Keyserling & Blasius, 1839) -<br />
Nordfle<strong>der</strong>maus<br />
Eptesicus serotinus (Schreber, 1774) - Breitflügelfle<strong>der</strong>maus<br />
Myotis bechsteinii (Kuhl, 1817) - Bechsteinfle<strong>der</strong>maus<br />
Myotis brandtii (Eversmann, 1845) - Große Bartfle<strong>der</strong>maus<br />
Myotis daubentonii (Kuhl, 1817) - Wasserfle<strong>der</strong>maus<br />
Myotis emarginatus (Geoffroy, 1806) - W<strong>im</strong>perfle<strong>der</strong>maus<br />
Myotis myotis (Borkhausen, 1797) - Großes Mausohr<br />
Myotis mystacinus (Kuhl, 1817) - Kleine Bartfle<strong>der</strong>maus<br />
Myotis nattereri (Kuhl, 1817) - Fransenfle<strong>der</strong>maus<br />
Nyctalus leisleri (Kuhl, 1817) - Kleiner Abendsegler<br />
Nyctalus noctula (Schreber, 1774) - Großer Abendsegler<br />
Pipistrellus nathusii (Keyserling & Blasius, 1839) -<br />
Rauhautfle<strong>der</strong>maus<br />
Pipistrellus pipistrellus (Schreber, 1774) - Zwergfle<strong>der</strong>maus<br />
Pipistrellus pygmaeus (Leach, 1825) - Mückenfle<strong>der</strong>maus<br />
Plecotus auritus (Linnaeus, 1758) - Braunes Langohr<br />
Plecotus austriacus (Fischer, 1829) - Graues Langohr<br />
Vespertilio murinus Linnaeus, 1758<br />
- Zweifarbfle<strong>der</strong>maus<br />
Status<br />
Die Statusangaben für Fle<strong>der</strong>mäuse lauten:<br />
J ganzjährig vorkommend<br />
J* ganzjährig vorkommend;<br />
Reproduktion ungesichert<br />
S Sommervorkommen<br />
S* Sommervorkommen;<br />
Reproduktion ungesichert<br />
Darstellung <strong>der</strong> Gefährdungssituation<br />
In den Spalten zur Gefährdungsanalyse werden Angaben<br />
zur heutigen Bestandssituation (Häufigkeit) <strong>der</strong><br />
Fle<strong>der</strong>mausarten <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> und zu ihrem kurzfristigen<br />
Bestandstrend gemacht.<br />
266 <strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
Rote Liste_Innen.indb 266<br />
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Wie eingangs erwähnt, reicht die Datenlage für eine Erstellung<br />
einer Roten Liste <strong>der</strong>zeit nicht aus. Trotzdem<br />
gibt es zahlreiche Hinweise, dass <strong>der</strong> Erhaltungszustand<br />
<strong>der</strong> saarländischen Fle<strong>der</strong>mausarten vielfach nicht günstig<br />
ist. Die aktuelle Situation <strong>der</strong> jeweiligen Arten wird<br />
in Kap. 7 kurz skizziert; die bekannten Gefährdungsursachen<br />
für Fle<strong>der</strong>mauspopulationen <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> sind<br />
ausführlich <strong>im</strong> Anhang aufgelistet, jeweils dargestellt<br />
nach Gefährdungsursachen gemäß <strong>der</strong> Biologie <strong>der</strong> Arten<br />
und nach Verursachern.<br />
Heutige Bestandssituation (Häufigkeit, H)<br />
Die Einstufung <strong>der</strong> Häufigkeiten richtet sich nach dem<br />
allgemein benutzten Schema (s. Einleitungsartikel <strong>im</strong><br />
gleichen Band). Dabei wurden folgende Daten zugrunde<br />
gelegt:<br />
gesicherte Detektornachweise (eindeutige<br />
Rufe, computergestütze Lautanalyse)<br />
Handbest<strong>im</strong>mung durch Netzfang, Totfund,<br />
Pflegetiere, Kastenkontrollen<br />
gesicherte Nachweise in Sommer- und Winterquartieren,<br />
sofern genaue Artbest<strong>im</strong>mungen<br />
möglich sind.<br />
Langfristiger Bestandstrend (TL)<br />
Aufgrund des relativ kurzzeitigen Bearbeitungszeitraums<br />
<strong>der</strong> Tiergruppe (20 Jahre) können keine Aussagen<br />
über langfristige Bestandstrends gemacht werden.<br />
Kurzfristiger Bestandstrend (TK)<br />
Der Bezugszeitraum des kurzfristigen Bestandstrends<br />
umfasst die letzten 20 Jahre, also ab 1985. Dieser Zeitraum<br />
umfasst die Kartiertätigkeit <strong>der</strong> Autoren. Weitere<br />
wichtige Daten wurden durch Funde und Meldungen<br />
von Privatpersonen geliefert, sowie durch die wertvolle<br />
Mitarbeit <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Danksagung genannten Personen.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Situation <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>ausbreitung<br />
<strong>der</strong> Großen Hufeisennase wird zusätzlich das<br />
Symbol „() - mäßige Zunahme o<strong>der</strong> Ausmaß unbekannt“<br />
eingeführt.<br />
Internationale Verantwortung des <strong>Saarland</strong>es für<br />
den Erhalt von Fle<strong>der</strong>mäusen<br />
Die Bundesrepublik Deutschland trägt für Populationen<br />
von fünf Fle<strong>der</strong>mausarten und ihren Erhalt große<br />
Verantwortlichkeit aus globaler Sicht. Es handelt<br />
sich hierbei um die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus<br />
hipposi<strong>der</strong>os), das Große Mausohr (Myotis myotis), die<br />
Bechsteinfle<strong>der</strong>maus (Myotis bechsteinii), den Großen<br />
Abendsegler (Nyctalus noctula) und die Mopsfle<strong>der</strong>maus<br />
(Barbastella barbastellus) (Gruttke 2004).<br />
Das <strong>Saarland</strong> muss unter den genannten Arten vor allem<br />
seinen Beitrag für den Erhalt <strong>der</strong> hier nachweislich<br />
o<strong>der</strong> mutmaßlich reproduzierenden Populationen des<br />
Großen Mausohrs, <strong>der</strong> Bechsteinfle<strong>der</strong>maus und <strong>der</strong><br />
Mopsfle<strong>der</strong>maus leisten. Dies ist vor dem Hintergrund<br />
<strong>der</strong> bestehenden Risikofaktoren und Gefährdungsursachen<br />
eine dringende Aufgabe.<br />
Aus deutscher Sicht kommt dem <strong>Saarland</strong> eine Vorreiterrolle<br />
für den Erhalt und die Wie<strong>der</strong>ausbreitung<br />
<strong>der</strong> Populationen <strong>der</strong> Großen Hufeisennasen zu. In<br />
Deutschland existiert nur noch eine Wochenstubenkolonie<br />
mit ca. 50-70 adulten Tieren in Bayern (Meschede<br />
& Rudolph 2004). Dieses Vorkommen ist<br />
isoliert und hat auf Dauer kaum eine Überlebenschance.<br />
Die saarländischen Vorkommen hingegen können in<br />
Kontakt mit den lothringischen und luxemburgischen<br />
Populationen stehen, denn die Distanz zwischen den<br />
nächsten bekannten Quartiervorkommen in den Nachbarlän<strong>der</strong>n<br />
(25 km) unterschreitet die bekannte durchschnittliche<br />
Wan<strong>der</strong>distanz dieser Art. Insofern ist die<br />
saarländische Population nicht isoliert und es gibt eine<br />
reelle Chance zur Wie<strong>der</strong>ausbreitung <strong>der</strong> Großen Hufeisennase<br />
in günstige Lebensräume <strong>im</strong> Saar- und Moseltal.<br />
Die heutige bekannte östliche Verbreitungsgrenze<br />
(Sommer- und Wintervorkommen) in unserem Großraum<br />
liegt auf einer Linie südliches Wallonien (Fairon,<br />
mdl. Mitt.), luxemburger Moseltal (Harbusch et al.<br />
2002b), rheinland-pfälzisches Moseltal bis Raum Trier<br />
(Weishaar & Weishaar 2006) und saarländischer<br />
westlicher Saargau. Mit <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> wichtigsten<br />
Winterquartiere <strong>der</strong> Art hat das <strong>Saarland</strong> einen Schritt<br />
in diese Richtung getan. Nun zeigen die aktuellen Ergebnisse,<br />
dass dringen<strong>der</strong> Handlungsbedarf für den<br />
Erhalt und die Sicherung bestehen<strong>der</strong> Sommer- und<br />
Zwischenquartiere besteht, sowie für die Bereitstellung<br />
weiterer geeigneter Gebäudequartiere. Auch ist <strong>der</strong> Erhalt<br />
<strong>der</strong> umgebenden Jagdlebensräume mit ihren traditionellen<br />
Kulturlandschaften, Bewirtschaftungsformen<br />
und naturnahen Laubwäl<strong>der</strong>n von großer Bedeutung.<br />
Der rezente Nachweis <strong>der</strong> Mopsfle<strong>der</strong>maus <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
führt ebenfalls zu <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung, dass weitere und detaillierte<br />
Untersuchungen <strong>im</strong> Nachweisgebiet, sowie in<br />
weiteren geeigneten Lebensräumen stattfinden sollten.<br />
<strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
267<br />
Rote Liste_Innen.indb 267<br />
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Diese bundesweit vom Aussterben bedrohte Art hat<br />
hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an ihren Lebensraum und geeignete<br />
Maßnahmen zur För<strong>der</strong>ung und Wie<strong>der</strong>ausbreitung<br />
<strong>der</strong> Mopsfle<strong>der</strong>maus <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> sind notwendig.<br />
Gefährdungsursachen<br />
Die verschiedenen Fle<strong>der</strong>mausarten unterliegen einer<br />
Vielzahl von Gefährdungsursachen, die je nach Quartierstandort,<br />
Jagdhabitaten und ökologischen Präferenzen<br />
unterschiedlich sein können. So ist es kaum<br />
möglich, einer Art eine genaue Liste <strong>der</strong> präzisen und<br />
lokalen Gefährdungen zuzuweisen. Jedoch kann davon<br />
ausgegangen werden, dass jede Art und jede Kolonie<br />
durch eine Reihe von akuten und potenziellen Gefährdungsursachen<br />
bedroht werden. Im Folgenden wird<br />
versucht, diese Gefährdungsursachen aufzuzeigen und<br />
sie nach ihren Verursachern zu sortieren. Diese Analyse<br />
orientiert sich an <strong>der</strong> Publikation von Günther et al.<br />
(2005).<br />
I. Gefährdungsursachen sortiert nach Biologie<br />
I.1. Winterquartiere<br />
Zerstörung von unterirdischen Quartieren<br />
durch:<br />
• natürlichen Einsturz<br />
• Bautätigkeiten: Verfüllen<br />
Verschluss von unterirdischen Quartieren durch:<br />
• Verkehrssicherungsmaßnahmen ohne geeignete<br />
Einflugmöglichkeiten (Vollverschluss,<br />
Betonplombe mit Einflugschlitz)<br />
• Naturschutzmaßnahmen ohne geeignete<br />
Einflugmöglichkeiten (zu enge<br />
Gitter, ...)<br />
• natürlichen Einsturz, Erdmassenrutschungen<br />
vor den Eingängen<br />
• Zuwachsen <strong>der</strong> Eingänge mit Gebüsch/<br />
Bäumen<br />
• Baumaßnahmen<br />
Beunruhigung in unterirdischen Quartieren<br />
durch:<br />
• geregelten Tourismus (Besucherberg werk)<br />
• durch wilden Tourismus (fehlende Absperrungen<br />
z. B. an Stollen, Tunnel)<br />
• Vandalismus (Partygelage in Höhlen,<br />
Feuer)<br />
• Naturtourismus (Fotografie)<br />
• Baumaßnahmen o<strong>der</strong> Sanierungsmaßnahmen<br />
• Landwirtschaft (z. B. Lagerhaltung in<br />
Kellern)<br />
Verän<strong>der</strong>ung von Mikrokl<strong>im</strong>aten in unterirdischen<br />
Quartieren durch:<br />
• Verkehrssicherungsmaßnahmen<br />
(Absperrung)<br />
• Baumaßnahmen<br />
• Einlagerungen (Keller)<br />
• Müllablagerungen<br />
Störung von Felsspalten-Quartieren durch:<br />
• Störungen durch Kletterer, Tourismus<br />
• Sanierungsmaßnahmen<br />
Verlust von Winterquartieren in Baumhöhlen<br />
durch:<br />
• Holzeinschlag<br />
• kurze Umtriebszeiten in <strong>der</strong> Forstwirtschaft<br />
(kaum Großhöhlen)<br />
Verlust von Landschafts-Leitelementen zu<br />
unterirdischen Quartieren durch:<br />
• Forstwirtschaft (Aufforstung, Abholzung,<br />
Umbau)<br />
• Landwirtschaft (Flurbereinigung, Hecken<br />
beseitigung)<br />
• Gewässerausbau (Beseitigung von gewässerbegleiten<strong>der</strong><br />
Vegetation)<br />
• Baumaßnahmen (Siedlung, Gewerbe,<br />
Verkehr)<br />
I.2. Wochenstuben und Sommerquartiere<br />
Verlust von Wochenstuben- und Sommerquartieren<br />
in menschlichen Bauwerken durch:<br />
• Renovierung/Sanierung mit Zerstörung<br />
<strong>der</strong> Hangplätze, Zerstörung <strong>der</strong><br />
Einflugöffnungen<br />
• Ausschlussmaßnahmen (Fle<strong>der</strong>mäuse,<br />
Tauben, Mar<strong>der</strong>)<br />
• Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen/Wärmedämmung<br />
(Abnahme von Verschalungen,<br />
Fensterläden, Verschluss <strong>der</strong> Einflug<br />
öffnungen)<br />
• Naturschutzmaßnahmen für Vögel (Eulen-Nistkästen<br />
in Kirchen)<br />
• Holzschutzmittel-Anwendung<br />
Verlust von nächtlichen Ruheplätzen (z. B.<br />
Feldscheunen)<br />
268 <strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
Rote Liste_Innen.indb 268<br />
15.09.2008 14:19:16 Uhr
Verlust von Wochenstuben- und Sommerquartieren<br />
in Bäumen durch:<br />
• Forstwirtschaft (Holzeinschlag)<br />
• kurze Umtriebszeiten in <strong>der</strong> Forstwirtschaft<br />
(kaum Großhöhlen)<br />
I.3. Schwarmquartiere (unterirdische Anlagen)<br />
<strong>im</strong> Prinzip wie bei unterirdischen Quartieren:<br />
Vergrämung durch Vandalismus, Tourismus<br />
(z. B. in Tunnel)<br />
unsachgemäße Sicherung (enge Gitter, Vollverschluss<br />
mit Einflugschlitz)<br />
I.4. Nahrungsangebot<br />
direkte Verringerung des Nahrungsangebotes<br />
durch:<br />
• Insektizideinsatz in <strong>der</strong> Land- und<br />
Forstwirtschaft<br />
• Einsatz von Entwurmungsmitteln be<strong>im</strong><br />
Weidevieh (Ausfall <strong>der</strong> koprophagen<br />
Dungfauna)<br />
indirekte Verringerung des Nahrungs angebotes<br />
durch:<br />
• Monokulturen in <strong>der</strong> Land- und Forstwirtschaft<br />
• Intensivierung in <strong>der</strong> Land- und Forstwirtschaft<br />
• Gewässerausbau<br />
• intensiven Fischbesatz in Ge wässern<br />
• Vegetationszerstörung entlang von<br />
Gewässern<br />
• Strukturarmut in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
(Flurbereinigung: Heckenbeseitigung,<br />
Feldgehölze, Uferrandgehölze)<br />
• Aufgabe extensiver Beweidung<br />
• Nutzungsumwandlung von Grünland in<br />
Ackerland o<strong>der</strong> Bauland<br />
• monotone Gärten<br />
• künstliche Beleuchtung<br />
I.5. Jagdhabitate<br />
Zerstörung von Leitlinien durch:<br />
• Flurbereinigung / Intensivierung in <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft<br />
• Baumaßnahmen (Siedlung, Ge werbe)<br />
• Verkehrswegebau<br />
• Bau von Windkraftanlagen<br />
Verlust von Jagdhabitaten durch:<br />
• Nutzungsumwandlung, Intensivierung<br />
in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
• Umwandlung in Bauland<br />
• Verkehrswegebau<br />
• Austrocknung von Fließgewässern und<br />
Feuchtgebieten durch Grundwasser-<br />
Absenkung<br />
• Zerstörung von Ufervegetation bei Gewässerausbau<br />
• Gewässerverbau<br />
• Verlanden/Verfüllen von Kleingewässern<br />
(Tümpel, Mardellen)<br />
• Bau von Windkraftanlagen<br />
I.6. Psychologie<br />
Hysterie / Panik vor Fle<strong>der</strong>mäusen<br />
Angst vor Krankheiten <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse (Tollwut)<br />
und <strong>der</strong>en Kot (Krankheitserreger)<br />
Unwille, die Präsenz <strong>der</strong> Tiere und <strong>der</strong>en Lebensäußerungen<br />
(Laute, Kot) zu tolerieren.<br />
II. Gefährdungsursachen sortiert nach Verursachern<br />
II.1 Landwirtschaft<br />
Zerstörung von Leitlinien und Jagdlebensraum<br />
durch:<br />
• Beseitigung von Hecken und Feldgehölzen,<br />
Ackerrandstreifen, Uferrandstreifen<br />
Vermin<strong>der</strong>ung des Nahrungsangebotes durch:<br />
• Pestizideinsatz;<br />
• Intensivierungen in <strong>der</strong> Landwirtschaft:<br />
Vergrößerung <strong>der</strong> Schläge bei gleichzeitiger<br />
Beseitigung von Ackerrandstreifen<br />
o<strong>der</strong> Bracheinseln; Umwandlungen<br />
von Grünland in Ackerland,<br />
Intensivierung des Anbaus (Silowiesen),<br />
Flurbereinigung;<br />
• Aufgabe extensiver Beweidung;<br />
• Aufgabe von extensiven Obstwiesen und<br />
Streuwiesen<br />
• Einsatz von Entwurmungsmittel <strong>im</strong><br />
Weidevieh<br />
Verlust von Sommerquartieren durch mo<strong>der</strong>ne<br />
Ställe<br />
<strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
269<br />
Rote Liste_Innen.indb 269<br />
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II.2 Forstwirtschaft<br />
Verlust von Bäumen mit artspezifischer Funktion<br />
(Sommerquartiere, Wochenstuben und<br />
Winterquartiere) durch Holzeinschlag<br />
Verringerung des Höhlenangebotes durch<br />
kurze Umtriebszeiten mit geringem Alt- und<br />
Totholzanteil<br />
Verringerung des Nahrungsangebotes durch:<br />
• naturraumfremde Baumarten<br />
• monotone Altersklassenbestände ohne<br />
durchlichtete Bereiche<br />
• Verlust von strukturreichen Waldmantelgehölzen<br />
• Fehlende Pioniergehölze mit reicher Insektenfauna<br />
(z. B. Kirschen, Weiden,<br />
Pappeln, …)<br />
• Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln<br />
(Insektizide)<br />
• Aufforsten von Lichtungen<br />
• Rodung von Auengehölzen<br />
Aufgabe alter Nutzungsformen (z. B. Mittelwald,<br />
Hutewald)<br />
Baumchirurgische Maßnahmen<br />
II.3 Wasserbau<br />
Nahrungsverlust durch:<br />
• Gewässerausbau (Begradigung und erhöhte<br />
Durchflussgeschwindigkeit, Verrohrungen),<br />
Uferverbau<br />
• Verlust von Kleingewässern durch Trockenlegen,<br />
Verfüllen o<strong>der</strong> Verlanden<br />
(Mardellen, Tümpel, Altgewässer)<br />
Verlust von Ruheplätzen und Deckung durch:<br />
• Uferverbau<br />
• Rodung gewässerbegleiten<strong>der</strong> Vegetation,<br />
Auengehölze<br />
II.4 Siedlung und Industrie, Verkehrswegebau<br />
Verlust von Quartieren:<br />
• Abriss alter Gebäude, Renovierungen,<br />
Sanierungsmaßnahmen, Wärmedämmungsmaßnahmen<br />
an Gebäuden<br />
• Nutzungsaufgabe alter Gebäude<br />
• Sicherung o<strong>der</strong> Zerstörung unterirdischer<br />
Quartiere (Eiskeller, Keller, Stollen)<br />
• Rodung von Bäumen mit artspezifischer<br />
Funktion<br />
Verlust dörflicher Siedlungsstrukturen als<br />
Jagdbiotop und Zwischenquartier (Schließen<br />
von Baulücken, Abriss von Scheunen, Verlust<br />
von Holzstößen, Hausgärten, Grünflächen)<br />
Verlust von Jagdhabitaten bei <strong>der</strong> Baugebietsund<br />
Gewerbegebietsausweisung, Grünordnungspläne,<br />
Landschaftsentwicklungspläne<br />
Fragmentierung von Jagdhabitaten (z. B. Zerschneidung<br />
zusammenhängen<strong>der</strong> Waldgebiete)<br />
Zerstörung von Leitlinien/Flugstraßen/<br />
Wan<strong>der</strong>korridoren<br />
Verkehrsopfer, auch verursacht durch Anlockung<br />
(Beuteangebot) an Straßenlampen<br />
fehlende, mangelnde o<strong>der</strong> unspezifische<br />
Kompensations- und Ersatzmaßnahmen in<br />
<strong>der</strong> Bauleitplanung, <strong>im</strong> Straßenbau, Schienenbau,<br />
Flugverkehr<br />
II.5 Regenerative Energiegewinnung, hier<br />
Windenergieanlagen<br />
Kollisionsopfer<br />
Verlust von Jagdhabitaten<br />
Vergrämung aus angestammten Jagdhabitaten<br />
Fragmentierung von Jagdhabitaten<br />
Zerstörung von Leitlinien/Flugstraßen/<br />
Wan<strong>der</strong>korridoren<br />
Verlust von Quartieren durch Anlagenbau<br />
II.6 Freizeitverhalten<br />
Störung von Winterquartieren durch:<br />
• Fels-Kletterer<br />
• Höhlentourismus, Naturtourismus (z. B.<br />
Fotografie in Winterquartieren)<br />
• allgemeiner Tourismus (z. B. in Tunneln)<br />
• Vandalismus<br />
II.7 Tötung<br />
Direkte o<strong>der</strong> indirekte Tötung von<br />
Fle<strong>der</strong>mäusen:<br />
• in Sommerquartieren und Wochen stuben<br />
durch wissentliche Quartierzerstörung<br />
• in Winterquartieren durch Vandalismus,<br />
gezielte Tötungen<br />
• durch Holzeinschlag<br />
270 <strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
Rote Liste_Innen.indb 270<br />
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Gesetzlicher Schutz<br />
Über die <strong>im</strong> einleitenden Artikel genannten Rechtsvorschriften<br />
hinausgehend ist an dieser Stelle noch das<br />
Abkommen zur Erhaltung <strong>der</strong> europäischen Fle<strong>der</strong>mauspopulationen<br />
(EUROBATS) zu nennen.<br />
5. Gefährdungsanalyse<br />
Bestandsrückgänge und ihre Ursachen<br />
– eine Analyse<br />
Eine ausführliche Analyse <strong>der</strong> Gefährdungsursachen für<br />
Tiergruppen in Deutschland wurde vom BfN veröffentlicht<br />
(Günther et al. 2005). Darin ist auch speziell die<br />
Artengruppe <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse behandelt. Für das <strong>Saarland</strong><br />
gelten die dort aufgeführten Gefährdungsursachen<br />
<strong>im</strong> Wesentlichen und sind lokal und kulturell bedingt<br />
von unterschiedlicher Bedeutung. Im Folgenden wird<br />
eine kurze Analyse <strong>der</strong> <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> relevanten Gefährdungsursachen<br />
dargestellt, eine detaillierte Auflistung<br />
findet sich in Kap. 4.<br />
Landwirtschaft<br />
Die Ursachen für Bestandsrückgänge ausgelöst durch<br />
die Landwirtschaft sind für Fle<strong>der</strong>mäuse naturgemäß<br />
sehr komplex. Selten sind einzelne Faktoren für den<br />
Rückgang einer Art verantwortlich, vielmehr handelt<br />
es sich um ein Wirkungsgefüge, das von an<strong>der</strong>en Verursachern<br />
mitgesteuert wird. Die wichtigsten Wirkungsfaktoren<br />
sind bei Spiegelstrich II.1. aufgelistet. Da Fle<strong>der</strong>mäuse<br />
am Ende <strong>der</strong> Nahrungskette stehen, sind für<br />
sie letztendlich auch die Faktoren von Bedeutung, die<br />
ihre Nahrungsgrundlage, die Insekten, betreffen. Deshalb<br />
wird in diesem Zusammenhang beispielhaft auf die<br />
Ausführungen zu diesem Kapitel für die Schmetterlinge<br />
in diesem Band verwiesen.<br />
Allgemein gefasst sind die Methoden <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Landwirtschaft mit Flurbereinigung und <strong>der</strong> Vernichtung<br />
von „störenden“ Feldrainen und Gehölzen,<br />
die Intensivierung und Monotonisierung des Anbaus<br />
auf vergrößerten Flächen und die Aufgabe kleinbäuerlicher<br />
und traditioneller Nutzungsformen (Streuobstwiesen,<br />
extensiv beweidete Wiesen) bedeutende<br />
Gefährdungsfaktoren.<br />
Forstwirtschaft und Waldbau<br />
Ein Drittel des <strong>Saarland</strong>es ist mit Wald bedeckt. Die<br />
Einführung <strong>der</strong> naturgemäßen Waldwirtschaft <strong>im</strong><br />
Staatsforst vor rund 15 Jahren hat zur För<strong>der</strong>ung von<br />
einigen Fle<strong>der</strong>mausarten geführt, die ihre Sommer- und<br />
Winterquartiere in Bäumen beziehen. So sollen z. B.<br />
Höhlenbäume als Quartierbäume geschont und <strong>der</strong><br />
Anteil des stehenden Totholzes weiter erhöht werden.<br />
Die weite Verbreitung Wald bewohnen<strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mausarten,<br />
wie z. B. des Kleinen Abendseglers, trägt dieser<br />
positiven Entwicklung Rechnung. Auch wurde die<br />
Mopsfle<strong>der</strong>maus bislang nur in alt- und totholzreichem<br />
Wald gefunden. Dennoch gibt es aus Sicht des Fle<strong>der</strong>mausschutzes<br />
weitere For<strong>der</strong>ungen an die Forstwirtschaft,<br />
die auch insbeson<strong>der</strong>e die Bewirtschaftung von Kommunal-<br />
und Privatwäl<strong>der</strong>n einschließt:<br />
Konsequente Schonung von Bäumen mit<br />
Höhlen (Spechthöhlen, Astausfaulungen,<br />
Blitzaufrisse...)<br />
Erhalt von stehendem Totholz (mit abgeplatzter<br />
Rinde)<br />
Erhöhung des Altholzanteils durch höhere<br />
Umtriebszeiten<br />
Aufhellung von "Dunkelwaldflächen" durch<br />
Anlage von lichten Waldteilen (Femelschlag)<br />
o<strong>der</strong> kleinräumigen (
2005b). Weitere, noch nicht gesicherte Winterquartiere<br />
sollten baldmöglichst in ein Schutzprogramm von Land<br />
o<strong>der</strong> Kommunen aufgenommen werden.<br />
Siedlung, Industrie, Verkehrswegebau<br />
Als bedeutenster Gefährdungsfaktor für die meisten<br />
he<strong>im</strong>ischen Fle<strong>der</strong>mausarten ist <strong>der</strong> Verlust von Quartieren<br />
durch Renovierungen, Sanierungen und Abriss<br />
alter Gebäude zu nennen. Hiervon sind vor allem<br />
Zwerg- und Breitflügelfle<strong>der</strong>mäuse als typische Kulturfolger<br />
betroffen. Zwergfle<strong>der</strong>mäuse beziehen gerne<br />
Quartier in Spalten an Gebäuden und sind <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
häufig hinter den typischen Eternitverkleidungen zu finden.<br />
Diese stammen meist aus den 60-iger und 70-iger<br />
Jahren und sind heute renovierungsbedürftig. Daraus<br />
resultiert ein nicht unerheblicher Quartierverlust, denn<br />
oftmals werden die Quartiere erst während <strong>der</strong> Bauarbeiten<br />
entdeckt und ein Einstellen o<strong>der</strong> Verschieben <strong>der</strong><br />
Arbeiten ist dann erschwert. Die Breitflügelfle<strong>der</strong>maus<br />
bezieht gerne ältere, Schiefer gedeckte Dachböden. Bei<br />
Renovierungsarbeiten werden oft die Einflugöffnungen<br />
verschlossen.<br />
Die öffentlich geför<strong>der</strong>ten Wärmedämmungsmaßnahmen<br />
an älteren Gebäuden führen zum Verlust von<br />
vielen Fle<strong>der</strong>mausquartieren. Da diese Maßnahmen aus<br />
energiepolitischer Sicht sicherlich sinnvoll und notwendig<br />
sind, muss jedoch ein Programm zum Erhalt o<strong>der</strong><br />
Neuanlage von geeigneten Quartieren gefor<strong>der</strong>t und<br />
umgesetzt werden, bzw. Möglichkeiten gesucht werden,<br />
um Energieeinsparung und Fle<strong>der</strong>mausschutz zu<br />
kombinieren. Ein Schritt in diese Richtung wäre z. B.<br />
die Umsetzung eines Programms zur Fle<strong>der</strong>maus gerechten<br />
Öffnung von Dachböden geeigneter Gebäude<br />
(z. B. Kirchen), die diesen Maßnahmen nicht unterworfen<br />
werden müssen, sowie eine spezielle, aufklärende<br />
Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Der Verkehrswegebau ist <strong>im</strong> dicht besiedelten und autoreichen<br />
<strong>Saarland</strong> ein nicht zu unterschätzen<strong>der</strong> Gefährdungsfaktor<br />
für die Fle<strong>der</strong>mausfauna, hier vor allem die<br />
Fragmentierung zusammenhängen<strong>der</strong> Jagdgebiete (z. B.<br />
in Wäl<strong>der</strong>n) und Verkehrsopfer.<br />
Regenerative Energien<br />
Der Einsatz von regenerativen Energieträgern, hier<br />
Windenergieanlagen (WEA), beinhaltet ein Gefährdungspotential<br />
für Fle<strong>der</strong>mäuse, das erst durch rezente<br />
alarmierende Untersuchungen in das Interesse des behördlichen<br />
und legislativen Fle<strong>der</strong>mausschutzes geraten<br />
ist. Europaweit haben Untersuchungen gezeigt, dass<br />
WEA an best<strong>im</strong>mten Standorten zu hohen Verlusten<br />
durch Kollision mit den Rotorblättern führen können.<br />
Ebenso können wan<strong>der</strong>nde Fle<strong>der</strong>mäuse durch große<br />
Windparks auf ihren angestammten Zugwegen vergrämt<br />
werden, bzw. Flugstraßen lokaler Fle<strong>der</strong>mauspopulationen<br />
können zerschnitten werden. Dieses aktuelle<br />
Thema wird <strong>der</strong>zeit intensiv seitens <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mausforscher<br />
bearbeitet; ihre Ergebnisse mündeten zum Beispiel<br />
in Richtlinien zum Bau und Betrieb von WEA, die<br />
<strong>im</strong> Rahmen des Europäischen Fle<strong>der</strong>mausabkommens<br />
(EUROBATS) und <strong>der</strong> EU (Ad-Hoc-Working Group)<br />
erarbeitet und anerkannt wurden und nun auch in den<br />
Län<strong>der</strong>n entsprechend umzusetzen sind.<br />
Im <strong>Saarland</strong> sind 22 Vorrangflächen für Windenergiegewinnung<br />
ausgewiesen, die jedoch nicht unter Berücksichtigung<br />
von lokalen Fle<strong>der</strong>mausvorkommen erstellt<br />
wurden. Windenergieanlagen in <strong>der</strong> Nähe von wichtigen<br />
Wochenstuben, an Waldrän<strong>der</strong>n und in Wäl<strong>der</strong>n,<br />
o<strong>der</strong> in stark strukturierter Landschaft können jedoch<br />
zu erheblichen negativen Beeinträchtigungen lokaler<br />
und wan<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Populationen führen. Deshalb sollten<br />
für alle geplanten Anlagenstandorte umfassende fle<strong>der</strong>mausfaunistische<br />
Verträglichkeitsuntersuchungen<br />
erfolgen, sowie nach eventuellem Bau <strong>der</strong> Anlagen ein<br />
längerfristiges Monitoring durchgeführt werden.<br />
6. Ausblick und Prognose<br />
In den letzten 10 Jahren konnte <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mausschutz<br />
<strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> bedeutende Erfolge erringen. Zunächst<br />
sei die Beteiligung des Landes <strong>im</strong> EU-LIFE Projekt<br />
„Grenzüberschreitendes Programm zum Schutz <strong>der</strong><br />
Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> westlichen Mitteleuropa“ (Projekt Nr.<br />
LIFE Natur 95/A22/EU/00045) genannt. Durch die<br />
praktische Sicherung wichtiger Winterquartiere und<br />
<strong>der</strong>en Meldung als Natura 2000 Gebiete wurden von<br />
1996 bis 1998 insgesamt 16 Anlagen gesichert (Harbusch<br />
1998). Im Rahmen weiterer Schutzgebietsausweisungen<br />
des Landes kamen noch 3 weitere Winterquartiere<br />
und 2 Wochenstubenquartiere in Gebäuden<br />
hinzu, so dass heute 21 punktförmige Natura 2000<br />
Gebiete für Fle<strong>der</strong>mäuse gesichert sind. Einige weitere<br />
unterirdische Anlagen wurden in Eigeninitiative<br />
272 <strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
Rote Liste_Innen.indb 272<br />
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von lokalen Naturschutzgruppen gesichert. Durch die<br />
Ausweisung von mehreren großflächigen Wäl<strong>der</strong>n als<br />
Natura 2000 Gebiete sind z. B. Populationen o<strong>der</strong> Jagdgebiete<br />
von Bechsteinfle<strong>der</strong>maus, Großem Mausohr,<br />
Kleinem Abendsegler, Großer Hufeisennase und Mopsfle<strong>der</strong>maus<br />
geschützt. Jedoch sind hier noch weitere<br />
Schutzgebietsausweisungen für wichtige Jagdhabitate<br />
beson<strong>der</strong>s gefährdeter Arten notwendig, so wie es auch<br />
in <strong>der</strong> FFH-Richtlinie und durch die Regelungen von<br />
EUROBATS gefor<strong>der</strong>t wird.<br />
Der in den letzten Jahren beobachtete Populationsanstieg<br />
- in geringen Zahlen - <strong>der</strong> Großen Hufeisennase<br />
ist ausschließlich in geschützten und gesicherten Quartieren<br />
zu finden und die bisher festgestellten Jagdgebiete<br />
liegen zum Teil in den angrenzenden flächenhaften<br />
FFH-Gebieten. Eine weitere Ausweisung inzwischen<br />
bekannter und bedeuten<strong>der</strong> Jagdgebiete ist jedoch dringend<br />
geboten, um den Lebensraum dieser kleinen Population<br />
dauerhaft zu sichern und die Wie<strong>der</strong>ausbreitung<br />
zu för<strong>der</strong>n.<br />
Der Neunachweis <strong>der</strong> W<strong>im</strong>perfle<strong>der</strong>maus <strong>im</strong> gleichen<br />
Naturraum und Funde in den gleichen geschützten<br />
Quartieren unterstützt nur die oben beschriebene positive<br />
Auswirkung von konsequenten Schutzmaßnahmen<br />
und die For<strong>der</strong>ung nach weiteren Schutzgebietsausweisungen,<br />
sowie einer koheränten Politik, die traditionelle<br />
Landnutzungsformen erhält und för<strong>der</strong>t.<br />
Zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Populationen Gebäude bewohnen<strong>der</strong><br />
Fle<strong>der</strong>mausarten - dies ist die Mehrzahl - sind spezielle<br />
Maßnahmen notwendig. Eine Aktion „Verbundsystem<br />
geöffneter Dachböden“, entsprechend <strong>der</strong> „Action<br />
Combles et Clochers“ in Wallonien (Fairon et al.<br />
1995), könnte einen wichtigen Beitrag leisten. Darüber<br />
hinaus ist dringend eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit<br />
notwendig, die Hausbesitzern und Bauherren den<br />
Schutz von Fle<strong>der</strong>mäusen nahe bringt und Vorurteile<br />
gegenüber diesen Mitbewohnern abbaut.<br />
Spezielle landesweite Artenschutzprogramme zur För<strong>der</strong>ung<br />
von Zielarten (z. B. Große Hufeisennase, Großes<br />
Mausohr, und Breitflügelfle<strong>der</strong>maus als Vertreter <strong>der</strong><br />
„Hausfle<strong>der</strong>mäuse“ und Bechsteinfle<strong>der</strong>maus, Mopsfle<strong>der</strong>maus,<br />
Großer und Kleiner Abendsegler als Vertreter<br />
<strong>der</strong> „Waldfle<strong>der</strong>mäuse“) sind dringend notwendig, um<br />
die lokale Verbreitung und den Erhalt <strong>der</strong> Populationen<br />
dieser Arten besser zu kennen und zu för<strong>der</strong>n.<br />
7. <strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong><br />
Rhinolophidae<br />
Rhinolophus ferrumequinum<br />
- Große Hufeisennase<br />
Die Große Hufeisennase wurde <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> erstmals<br />
1987 durch C. Harbusch und M. Weishaar (Harbusch<br />
& Weishaar 1987) in einem alten Kalkbergwerk<br />
bei Mondorf nachgewiesen. Im Zuge weiterer<br />
Untersuchungen geeigneter unterirdischer Quartiere<br />
wurden <strong>im</strong> Laufe <strong>der</strong> Jahre weitere Winterquartiere <strong>der</strong><br />
Art <strong>im</strong> westlichen Saargau gefunden. Alle Nachweise in<br />
Winterquartieren konzentrieren sich auf einen Bereich<br />
von einer nördlichen Grenze bei Silwingen - Biringen<br />
- Mondorf bis zu einer südlichen Grenze bei Wallerfangen.<br />
In Lothringen schließen sich direkt weitere ganzjährige<br />
Vorkommen in diesem geographischen Raum<br />
an (Schwaab & Borel, mdl. Mitt.). Insgesamt sind in<br />
diesem saarländischen Verbreitungsraum drei große<br />
unterirdische Bergwerke als wichtigste Quartiere von<br />
Bedeutung, hinzu kommen mindestens sechs weitere<br />
kleinere unterirdische Anlagen, in denen Einzeltiere<br />
überwintern und zum Teil auch übersommern. Bis auf<br />
zwei dieser Anlagen sind alle Quartiere während des EU-<br />
LIFE-Projektes gesichert worden, und als Natura 2000<br />
Gebiete gemeldet. Im Winter konnten in diesen Anlagen<br />
insgesamt bis zu 30 Individuen gezählt werden.<br />
Seit 2004 wird eine Ansammlung von ca. 35 Großen<br />
Hufeisennasen in einem großen Gipsbergwerk in Siersburg<br />
beobachtet, die jeweils in <strong>der</strong> Zeit von April bis<br />
Ende Mai dort vorkommen. Gleichzeitige Ausflugzählungen<br />
vor allen bekannten Quartieren <strong>der</strong> Umgebung<br />
ergaben eine Gesamtzahl <strong>der</strong> nachgewiesenen Großen<br />
Hufeisennasen <strong>im</strong> Frühling 2006 und 2007 von über 40<br />
Tieren.<br />
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Tiere sich <strong>im</strong> Frühjahr<br />
in dem Gipsbergwerk in Siersburg versammeln, um<br />
Anfang Juni ihre Wochenstubenquartiere aufzusuchen..<br />
Im Zuge aktuell durchgeführter Telemetriestudien<br />
konnten die beiden Autoren bereits zwei Hausquartiere<br />
(Scheunen) in unmittelbarer Nähe des unterirdischen<br />
Quartiers ausfindig machen, die von jeweils ca. 8 Hufeisennasen<br />
regelmäßig aufgesucht werden. In einem<br />
dieser Quartiere wird die langjährige Nutzung als Sommer-<br />
wahrscheinlich auch als Wochenstubenquartier,<br />
<strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
273<br />
Rote Liste_Innen.indb 273<br />
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durch die Kothaufen belegt. Der Fang eines hochgraviden<br />
Weibchens Mitte Juni 2007, das sich in diesem<br />
Quartier aufhielt, legt die Existenz <strong>der</strong> Reproduktion in<br />
diesen Quartieren in Siersburg nahe. Ein weiteres Sommerquartier<br />
in einem Hauskeller befindet sich in ca. 5<br />
km Entfernung in Wallerfangen. Aus Lothringen sind<br />
aus <strong>der</strong> näheren Umgebung Wochenstuben, Jagdgebiete<br />
und wichtige Winterquartiere bekannt (Schwaab &<br />
Borel, mdl. Mitt.). Ein weiteres bekanntes Wochenstubenquartier<br />
befindet sich an <strong>der</strong> Mosel bei Remich/<br />
Luxemburg, in ca. 30 km Luftlinie (Harbusch et al.<br />
2002b; Pir 1996).<br />
Die Große Hufeisennase hat sich in den letzten 20 Jahren<br />
<strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> leicht ausgebreitet und ihre Bestände<br />
haben sich von ursprünglich ca. 15 bekannten Tieren<br />
auf nunmehr fast 40 erhöht. Eine Erholung <strong>der</strong> Populationen<br />
ist auch in den Nachbarregionen zu bemerken.<br />
Ein langfristiger Schutz <strong>der</strong> Winterquartiere und das<br />
Bestehen traditioneller Kulturlandschaften mit geringem<br />
Pesitizideinsatz in <strong>der</strong> Umgebung hat <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
vermutlich dazu beigetragen, dass die Große Hufeisennase<br />
sich weiter ausbreiten und stabilisieren konnte.<br />
Diese Ausbreitung in geeignete Habitate ostwärts (z. B.<br />
Ortsteile <strong>der</strong> Stadt Merzig und umgebende strukturreiche<br />
Landschaft) wird vermutlich durch die Schiene<br />
Autobahn und Saar als Barriere verzögert. Es ist auf <strong>der</strong><br />
gegenüberliegenden Saarseite nur ein Nachweis eines<br />
Individuums bekannt.<br />
Die weitere positive Bestandsentwicklung wird hauptsächlich<br />
abhängig sein von <strong>der</strong> Gefährdung durch direkte<br />
menschliche Einwirkungen. Die Sommerquartiere in<br />
Gebäuden sind von <strong>der</strong> Toleranz <strong>der</strong> Hausbewohner<br />
abhängig. Renovierungen o<strong>der</strong> Umnutzungen <strong>der</strong><br />
leerstehenden Dachböden können zum Erlöschen des<br />
Quartierstandortes führen. Eine Schutzausweisung <strong>der</strong><br />
Quartiere und eventuell auch Unterstützung <strong>der</strong> Eigentümer<br />
ist unbedingt notwendig. Hinzu kommt <strong>der</strong> Faktor<br />
„indirekte menschliche Einwirkungen“, z. B. durch<br />
Kontamination mit Holzschutzmitteln am Hangplatz<br />
in Dachböden.<br />
Für das langfristige Überleben <strong>der</strong> saarländischen Populationen<br />
<strong>der</strong> Großen Hufeisennasen und eine erfolgreiche<br />
Ausbreitung ist ein Artenschutzprogramm unbedingt<br />
notwendig. Dieses müsste den Schutz und Erhalt<br />
<strong>der</strong> alten Streuobstbestände <strong>im</strong> gesamten Nied- und<br />
Saargau beinhalten, die För<strong>der</strong>ung extensiver Weideviehhaltung<br />
und extensiver Wiesennutzung, den Schutz<br />
bekannter Hausquartiere, und eine entsprechende Aufklärungspolitik<br />
bei den Eigentümern von Gebäuden<br />
mit geeigneten Dachräumen o<strong>der</strong> unterirdischen Anlagen.<br />
In dem heutigen Verbreitungsgebiet sind noch<br />
Siedlungskerne mit alten Bauernhäusern verbreitet;<br />
das typische Lothringer Bauernhaus verfügt über einen<br />
Heuspeicher mit offenen Lüftungsluken, die als Einflugöffnungen<br />
für die Große Hufeisennase dienen können.<br />
Typischerweise verfügt eines <strong>der</strong> bekannten Quartiere<br />
über ein großes Einflugsfenster. Diese Art nutzt nur frei<br />
befliegbare Quartiere, die jedoch ein warmes, ausgeglichenes<br />
Mikrokl<strong>im</strong>a aufweisen müssen. Ein Programm<br />
zur Öffnung geeigneter Dachböden (z. B. ungestörte<br />
Kirchendachböden) ist dringend erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Vespertilionidae<br />
Barbastella barbastellus - Mopsfle<strong>der</strong>maus<br />
Die Mopsfle<strong>der</strong>maus wurde <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> erstmals <strong>im</strong><br />
Juni 2006 mittels Netzfang durch die Verfasser nachgewiesen<br />
(Harbusch 2006a). Insgesamt drei adulte<br />
Männchen wurden <strong>im</strong> FFH-Gebiet „Beruser Wald“<br />
(Kreis Saarlouis) gefangen, zwei davon telemetrisch<br />
verfolgt. Die beiden besen<strong>der</strong>ten Mopsfle<strong>der</strong>mäuse<br />
nutzten Höhlungen in alten, kronenkahlen Eichen und<br />
abgeplatzte Rinde als Tagesquartier und wechselten<br />
fast täglich ihr Quartier. Als Jagdgebiete wurden breite<br />
Waldwege und Schneisen aufgesucht. Dieses Vorkommen<br />
grenzt an Lothringen. Aus gesicherten Stollen <strong>im</strong><br />
Großraum Warndt sind hier bereits Vorkommen von<br />
Einzeltieren <strong>im</strong> Winter bekannt (Schwaab, mdl. Mitt.).<br />
Der Beruser Wald mit seinen Naturwaldzellen, die in<br />
Steillagen seit Jahrzehnten nicht mehr wirtschaftlich<br />
genutzt werden, zeichnet sich durch ein sehr hohes Vorkommen<br />
an stehendem Totholz aus. Abgestorbene Bäume<br />
mit abgeplatzter Rinde und die beschriebenen kronenkahlen<br />
alten Eichen sind bevorzugte Quartiertypen<br />
<strong>der</strong> Mopsfle<strong>der</strong>maus (Meschede & Heller 2000).<br />
Im Sommer 2007 gelang ein weiterer Nachweis eines<br />
adulten Männchens <strong>im</strong> Merziger „Kammerforst“. Das<br />
über 2 Wochen telemetrierte Tier jagte jede Nacht in<br />
einem Buchenwald über Waldwegen in einem relativ<br />
kleinen Jagdrevier. Tagesquartiere befanden sich hinter<br />
abgeplatzter Rinde von toten stehenden Fichten (Borkenkäferbefall)<br />
und Kiefern.<br />
Anhand dieser geringen Nachweisdichte und rezenten<br />
Funden lassen sich nur allgemein gültige Einschätzun-<br />
274 <strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
Rote Liste_Innen.indb 274<br />
15.09.2008 14:19:16 Uhr
gen <strong>der</strong> Gefährdungslage ableiten. Die Populationen<br />
<strong>der</strong> Mopsfle<strong>der</strong>maus werden insbeson<strong>der</strong>e durch forstwirtschaftliche<br />
Maßnahmen betroffen. Die Bestände an<br />
stehendem Totholz und hohlen Bäumen (insbeson<strong>der</strong>e<br />
in Eichen) sollten erhöht werden. Die Art braucht eine<br />
große Auswahl an Quartieren, da dieser Quartiertyp naturgemäß<br />
einer erhöhten Dynamik unterliegt.<br />
Weitere detaillierte Untersuchungen in zusammenhängenden<br />
Waldgebieten (z. B. Warndt, Waldgebiete des<br />
Nordwest-<strong>Saarland</strong>es) sind notwendig, um die Populationsgröße<br />
einschätzen zu können und den eventuellen<br />
Fortpflanzungsnachweis zu erbringen.<br />
Eptesicus nilssonii - Nordfle<strong>der</strong>maus<br />
Die Nordfle<strong>der</strong>maus wurde erstmals ab 1992 <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
nachgewiesen und scheint sich seither weiter nach<br />
Westen auszubreiten (Skiba 2000). Weitere Detektorerfassungen<br />
ergaben, dass die Art vor allem in den<br />
waldreichen Regionen wie Warndt, Saar-Kohle-Wald<br />
und Hunsrück regelmäßig vorkommt, ohne jedoch<br />
häufig zu sein (Harbusch et al. 2002a, Skiba 1997,<br />
1999). Im Warndt (Differten) gelang <strong>im</strong> Juli 2004 ein<br />
Wochenstubennachweis durch den Fund eines gerade<br />
flugfähigen Jungtieres. Im Sommer 2007 wurde ein<br />
Jungtier bei Sulzbach aufgefunden. Wegen <strong>der</strong> ähnlichen<br />
Quartierwahl sind diesselben Gefährdungsfaktoren<br />
wie für die Breitflügelfle<strong>der</strong>maus vorhanden.<br />
Eptesicus serotinus - Breitflügelfle<strong>der</strong>maus<br />
Diese Art bevorzugt die traditionelle, strukturreiche<br />
Kulturlandschaft mit hohem Waldanteil zur Jagd und<br />
bezieht fast ausschließlich Gebäude zur Jungenaufzucht.<br />
Diese Vorlieben machen sie <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> zur zweithäufigsten<br />
Art neben <strong>der</strong> Zwergfle<strong>der</strong>maus.<br />
Wochenstubenquartiere sind aus dem ganzen Land bekannt,<br />
wobei Schwerpunkte in den kleinräumig landwirtschaftlich<br />
genutzten und somit reich strukturierten<br />
Gebieten liegen. Die Breitflügelfle<strong>der</strong>maus jagt gerne<br />
über Viehweiden, entlang von Waldrän<strong>der</strong>n und Hecken,<br />
aber auch <strong>im</strong> durchgrünten Siedlungsraum. Wochenstubenquartiere<br />
finden sich vor allem auf älteren<br />
Dachböden, die über genügend Einschlupföffnungen<br />
verfügen; sie bevorzugt Schiefer gedeckte Dächer, die<br />
bessere mikrokl<strong>im</strong>atische Bedingungen für die Jungenaufzucht<br />
aufweisen (Harbusch 2003, 2006b).<br />
Großflächig offene landwirtschaftliche Gebiete sowie<br />
große Nadelwaldforsten werden als Jagdgebiete gemieden.<br />
Städte werden hingegen besiedelt, sofern geeignete<br />
Jagdlebensräume erreichbar sind; so ist die Art in z. B.<br />
in Saarbrücken, Saarlouis o<strong>der</strong> St. Wendel regelmäßig<br />
anzutreffen.<br />
Trotz ihrer weiten Verbreitung sind konkrete Risikofaktoren<br />
für die Breitflügelfle<strong>der</strong>maus vorhanden. Direkte<br />
menschliche Einwirkungen wie Renovierungen von alten<br />
Dächern, Sanierungs- und Wärmedämmungsmaßnahmen,<br />
reduzieren ständig die Anzahl verfügbarer<br />
Quartiere und beeinträchtigen somit die Populationen.<br />
Durch den direkten Kontakt mit behandeltem Dachgebälk<br />
sind Breitflügelfle<strong>der</strong>mäuse auch <strong>der</strong> Gefährdung<br />
durch Kontamination mit Holzschutzmitteln<br />
ausgesetzt.<br />
Die Breitflügelfle<strong>der</strong>maus gilt als Hauptvektor <strong>der</strong><br />
Fle<strong>der</strong>maustollwut, Typ EBLV 1. Im <strong>Saarland</strong> wurden<br />
bislang 3 positive Fälle bekannt, die uns als Fundtiere gebracht<br />
wurden. Eine Aufklärung <strong>der</strong> Bevölkerung über<br />
die potenziellen Ansteckungsmöglichkeiten, jedoch<br />
auch das vergleichsweise geringe Risiko bei umsichtigem<br />
Umgang, verbunden mit dem absoluten Schutz<br />
von Kolonien, ist erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Myotis bechsteinii - Bechsteinfle<strong>der</strong>maus<br />
Über die Verbreitung <strong>der</strong> Bechsteinfle<strong>der</strong>maus sind <strong>im</strong><br />
<strong>Saarland</strong> bislang nur geringe Kenntnisse vorhanden.<br />
Dies ist in <strong>der</strong> schwierigen Nachweisbarkeit <strong>der</strong> Art begründet.<br />
Mit dem Detektor ist die leise rufende Bechsteinfle<strong>der</strong>maus<br />
nur auf kurze Distanz erfassbar und<br />
selbst per computergestützter Lautanalyse sind Rufbest<strong>im</strong>mungen<br />
nicht <strong>im</strong>mer eindeutig möglich (Ahlén<br />
& Baagøe, 1999; Barataud, 2005). Die sicherste<br />
Nachweismethode bleibt die Hand- o<strong>der</strong> Sichtbest<strong>im</strong>mung.<br />
Durch Netzfänge gelangen mehrere Nachweise<br />
<strong>der</strong> Bechsteinfle<strong>der</strong>maus, auch laktieren<strong>der</strong> Weibchen<br />
(Harbusch 2005c). Es ist anzunehmen, dass die Art<br />
<strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> in naturnahen Laubwäl<strong>der</strong>n verbreitet ist,<br />
wenn auch nicht häufig, so wie es auch in geeigneten<br />
Biotopen in den angrenzenden Regionen <strong>der</strong> Fall ist.<br />
Weitere gezielte Studien sind jedoch notwendig, um<br />
die Verbreitung und Abhängigkeit von Waldstrukturen<br />
und -bewirtschaftungsformen abzuklären. Im Allgemeinen<br />
profitiert die Bechsteinfle<strong>der</strong>maus von einer<br />
naturnahen Forstwirtschaft, in <strong>der</strong> eine hohe Anzahl an<br />
Baumhöhlen und stehendem Totholz zur Quartierwahl<br />
zur Verfügung steht und eine hohe Baumartendiversität<br />
eine geeignete Nahrungsgrundlage für Beuteinsek-<br />
<strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
275<br />
Rote Liste_Innen.indb 275<br />
15.09.2008 14:19:16 Uhr
ten bietet (siehe auch Meschede & Heller 2000).<br />
Eine Hauptgefährdung ist durch den Holzeinschlag<br />
von Quartierbäumen und allgemeiner Reduktion einer<br />
ausreichenden Auswahl an geeigneten Quartierbäumen<br />
zu erwarten. Weitere systematische Untersuchungen in<br />
den saarländischen Wäl<strong>der</strong>n sind notwendig, um die<br />
Bestandssituation <strong>der</strong> Bechsteinfle<strong>der</strong>maus realistisch<br />
einschätzen zu können.<br />
Myotis brandtii - Große Bartfle<strong>der</strong>maus<br />
Die einzigen gesicherten Nachweise <strong>der</strong> Großen Bartfle<strong>der</strong>maus<br />
liegen durch Netzfänge von adulten Männchen<br />
in Waldgebieten bei Tholey vor, sowie Winterquartiernachweise<br />
<strong>im</strong> selben Raum.<br />
Myotis daubentonii - Wasserfle<strong>der</strong>maus<br />
Die Wasserfle<strong>der</strong>maus ist <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> an stehenden und<br />
fließenden Gewässern ausreichen<strong>der</strong> Größe weit verbreitet<br />
und relativ häufig. Nachweise gelingen in <strong>der</strong> Regel<br />
durch Sichtbeobachtungen und Detektornachweise.<br />
In den bekannten Winterquartieren wird sie regelmäßig<br />
in geringen Zahlen nachgewiesen, die jedoch nicht<br />
den <strong>im</strong> Sommer vorgefundenen Zahlen entsprechen. Es<br />
sind keine Wochenstubenquartiere bekannt. Die Art<br />
wird potenziell durch Gewässerverbau (siehe Kap. 4,<br />
Spiegelstrich II.3) und Quartiermangel und -verluste<br />
(Holzeinschlag, Gebäude- und Brückensanierungen)<br />
gefährdet.<br />
Myotis emarginatus - W<strong>im</strong>perfle<strong>der</strong>maus<br />
Die W<strong>im</strong>perfle<strong>der</strong>maus wurde <strong>im</strong> Herbst 2004 erstmals<br />
<strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> nachgewiesen (Harbusch 2005a, c). Alle<br />
Nachweise wurden vor unterirdischen Kalksteinbrüchen<br />
(gemeldete FFH-Gebiete) <strong>im</strong> westlichen Saargau<br />
geführt, die zuvor bereits langjährig kontrolliert worden<br />
waren. Insgesamt sechs adulte Tiere, darunter Weibchen,<br />
die <strong>im</strong> Sommer am Fortpflanzungsgeschehen teilgenommen<br />
hatten, wurden <strong>im</strong> September und Oktober<br />
2004 gefangen. Im Frühjahr 2005 gelangen hier weitere<br />
Nachweise durch Netzfänge, sowie <strong>im</strong> September 2005<br />
<strong>im</strong> Jagdgebiet <strong>im</strong> Wald (FFH-Gebiet „Atzbüsch“, Gemeinde<br />
Perl).<br />
Die nächste bekannte Wochenstube <strong>der</strong> W<strong>im</strong>perfle<strong>der</strong>maus<br />
mit ca. 400 adulten Weibchen befindet sich<br />
in Luxemburg bei Remich, zusammen mit <strong>der</strong> Kolonie<br />
Großer Hufeisennasen (Pir 2004). Die nachgewiesenen<br />
Tiere könnten eventuell aus dieser Kolonie stammen,<br />
<strong>der</strong>en Entfernung mit max<strong>im</strong>al ca. 20 km Luftlinie<br />
noch innerhalb <strong>der</strong> möglichen Wan<strong>der</strong>distanz dieser<br />
ortstreuen Art liegt. In dieser luxemburgischen Kolonie<br />
wird in den letzten Jahren ein deutlicher Bestandsanstieg<br />
beobachtet, so dass eine Ausbreitungstendenz in<br />
geeignete umliegende Lebensräume denkbar ist. Um<br />
dieser auch in Luxemburg vom Aussterben bedrohten<br />
Fle<strong>der</strong>mausart (Harbusch et al. 2002b) <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
eine Chance zur Wie<strong>der</strong>ansiedlung zu bieten, ist - wie<br />
auch schon bei den vorher besprochenen Arten - eine<br />
systematische Öffnung geeigneter Dachräume zur Etablierung<br />
von Kolonien unbedingt notwendig. Auch<br />
für die W<strong>im</strong>perfle<strong>der</strong>maus ist ein gezieltes Artenhilfsprogramm<br />
zur För<strong>der</strong>ung geeigneter Lebensräume und<br />
Quartiere notwendig.<br />
Myotis myotis - Großes Mausohr<br />
Das Große Mausohr wird verbreitet in rund 20 unterirdischen<br />
Quartieren <strong>im</strong> Winter nachgewiesen. Die<br />
meisten <strong>der</strong> bekannten Quartiere sind <strong>im</strong> Rahmen des<br />
EU-LIFE-Projektes durch Gittertore gesichert worden<br />
und als Natura 2000 Gebiete gemeldet. In einigen<br />
<strong>der</strong> solchermaßen geschützten Quartieren haben sich<br />
die Bestandszahlen nach <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> Eingänge<br />
deutlich erhöht (Harbusch 2005b). Lei<strong>der</strong> sind die<br />
Kenntnisse über Wochenstubenquartiere gering. Bislang<br />
sind nur vier solche Quartiere mit insgesamt ca.<br />
500 adulten Weibchen bekannt. Verglichen mit den<br />
Bestandszahlen <strong>der</strong> Nachbarregionen (Lothringen,<br />
Luxemburg, Rheinland-Pfalz) sind dies geringe Zahlen<br />
und nicht mit kl<strong>im</strong>atischen Bedingungen o<strong>der</strong> mangelnden<br />
Jagdbiotopen erklärbar. Das Große Mausohr<br />
bevorzugt Laubwäl<strong>der</strong> mit geringem Unterwuchs, in<br />
denen es Jagd auf Laufkäfer macht. Die saarländischen<br />
Buchen-Hallenwäl<strong>der</strong> sollten hier geeigneten Lebensraum<br />
bieten. Kritisch erscheint jedoch die Verfügbarkeit<br />
von geeigneten Sommerquartieren. Das Große<br />
Mausohr benötigt zur Jungenaufzucht ungestörte, großräumige,<br />
warme und thermisch stabile Quartiere. In den<br />
Nachbarregionen finden sich Wochenstubenquartiere<br />
oft in den Dachräumen von Kirchen, Schlössern o<strong>der</strong><br />
Gutshäusern. Der systematische Verschluss von Kirchen<br />
<strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> gegen Tauben und Dohlen hat die Verfügbarkeit<br />
dieses Quartiertypes sehr stark reduziert. Hinzu<br />
kommt die systematische Ansiedlung von Schleiereulen<br />
durch Nisthilfen in Kirchen. Die Schleiereule ist <strong>der</strong><br />
Hauptbeutegreifer dieser Fle<strong>der</strong>mausart und ihre An-<br />
276 <strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
Rote Liste_Innen.indb 276<br />
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wesenheit führt zur Vergrämung vorher hier leben<strong>der</strong><br />
Tiere, bzw. zur Nichtbesiedlung ansonsten geeigneter<br />
Quartiere (siehe auch Fairon et al. 1996; Harbusch<br />
et al. 2002b; Harbusch 2003). In einigen kontrollierten<br />
Kirchen, <strong>der</strong>en Öffnungen mit Gittern gegen Tauben<br />
gesichert sind, konnten die Verfasser zwar alten Kot<br />
vom Mausohr finden, aber keine rezenten Spuren. Typischerweise<br />
befinden sich die bekannten Wochenstuben<br />
<strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> in Quartieren, die nicht solchermaßen gestört<br />
werden: in einem Dachraum des Klinikums Homburg,<br />
<strong>im</strong> Beton-Hohlkörper einer Autobahnbrücke bei<br />
Eppelborn sowie in einer Brücke bei Merzig-Weiler,<br />
und in einem Privathaus in Schmelz. Ein weiteres Sommerquartier<br />
(kein Reproduktionsnachweis) in dem<br />
Hohlkörper einer Autobahnbrücke <strong>im</strong> Nordsaarland<br />
(Utesch 2000) wurde bereits durch Sanierungsarbeiten<br />
gestört. Für die weitere Bestandsentwicklung des<br />
Mausohres – wie auch <strong>der</strong> Großen Hufeisennase – ist es<br />
unabdingbar, dass genügend geeignete Dachräume für<br />
Fle<strong>der</strong>mäuse zugänglich gemacht werden und als potenzielle<br />
Wochenstubenquartiere zur Verfügung stehen.<br />
Myotis mystacinus - Kleine Bartfle<strong>der</strong>maus<br />
Wegen <strong>der</strong> schwierigen Best<strong>im</strong>mbarkeit <strong>der</strong> beiden<br />
Bartfle<strong>der</strong>maus-Arten (siehe auch Dietz et al. 2007)<br />
sind sichere Artnachweise relativ selten und müssen<br />
in <strong>der</strong> Hand erfolgen. Der Artenkomplex <strong>der</strong> „Bartfle<strong>der</strong>mäuse“<br />
ist nicht anhand <strong>der</strong> Ultraschallrufe voneinan<strong>der</strong><br />
zu unterscheiden. „Bartfle<strong>der</strong>mäuse“ werden <strong>im</strong><br />
Sommer in geeigneten Biotopen (Gewässer) regelmäßig<br />
per Detektor nachgewiesen. In den Winterquartieren<br />
treten sie regelmäßig, etwas häufiger als Wasserfle<strong>der</strong>mäuse<br />
und in gleichbleibenden Bestandszahlen auf.<br />
Nach dem äußeren Erscheinungsbild (Größe, Fellfarbe,<br />
Pigmentierung <strong>der</strong> Ohren und Flughäute) handelt<br />
es sich anscheinend fast ausschließlich um die Kleine<br />
Bartfle<strong>der</strong>maus. Sichere Best<strong>im</strong>mungen Kleiner Bartfle<strong>der</strong>mäuse<br />
gelingen landesweit durch Sommerquartierfunde,<br />
Netzfänge und Fundtiere (auch Jungtiere). Ein<br />
Wochenstubenquartier mit ca. 80 adulten Weibchen<br />
(belegt durch Netzfang) wurde hinter alten Fensterläden<br />
eines bislang leerstehenden Hauses an <strong>der</strong> Nied gefunden.<br />
Auch dieses Quartier ist aktuell durch Renovierungsarbeiten<br />
gefährdet und abhängig von <strong>der</strong> Toleranz<br />
<strong>der</strong> neuen Hausbewohner.<br />
Myotis nattereri - Fransenfle<strong>der</strong>maus<br />
Die Fransenfle<strong>der</strong>maus wurde bislang <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> nur<br />
vereinzelt durch Netzfang und mittels Detektor nachgewiesen.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> versteckten Baum bewohnenden<br />
Lebensweise und <strong>der</strong> leisen, mit an<strong>der</strong>en kleinen Myotis-Arten<br />
verwechselbaren Ultraschallrufe, sind Nachweise<br />
schwierig zu führen (Ahlén & Baagøe 1999;<br />
Barataud 2005). In den bekannten unterirdischen<br />
Quartieren gelang trotz langjähriger Untersuchungen<br />
(Netzfang <strong>im</strong> Herbst, Winterkontrollen) nur ein Nachweis,<br />
und Sommerquartierfunde fehlen gänzlich. Die<br />
Datengrundlage ist für eine verlässliche Einschätzung<br />
<strong>der</strong> Populationsgröße nicht ausreichend und weitere,<br />
speziell ausgerichtete Erfassungen sind notwendig.<br />
Nyctalus leisleri - Kleiner Abendsegler<br />
Der Kleine Abendsegler ist <strong>im</strong> waldreichen <strong>Saarland</strong><br />
verbreitet, jedoch erreicht er nicht die lokalen Häufigkeiten<br />
des Großen Abendseglers. Es sind mehrere Wochenstubenquartiere<br />
und Paarungsquartiere bekannt.<br />
Diese befinden sich vor allem in Fle<strong>der</strong>mauskästen, aber<br />
auch vereinzelt unter Holzverkleidungen an Gebäuden.<br />
Alle Quartiere sind <strong>im</strong> Wald o<strong>der</strong> in dessen unmittelbarer<br />
Nähe. Wochenstuben wurden <strong>im</strong> Warndt, um<br />
Saarbrücken, bei St. Wendel und <strong>im</strong> Homburger Raum<br />
festgestellt. Jagdgebiete befinden sich oft <strong>im</strong> Wald, gerne<br />
über Lichtungen und Wasserflächen, aber auch an<br />
Straßenlampen (siehe auch Harbusch et al. 2002 a).<br />
Winterquartiere sind nicht bekannt.<br />
Der Kleine Abendsegler benötigt einen höhlenreichen<br />
Waldbestand und ist deshalb vor allem durch den Holzeinschlag<br />
und die Reduktion einer ausreichenden Auswahl<br />
an Höhlenquartieren gefährdet.<br />
Nyctalus noctula - Großer Abendsegler<br />
Auch <strong>der</strong> Große Abendsegler ist <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> weit verbreitet<br />
und wird regelmäßig nachgewiesen. Wegen des hohen<br />
Waldflächenanteils (33%) sind alle Landesteile besiedelt.<br />
Schwerpunkte sind die Talräume von Mosel, Saar und<br />
ihren Zuflüssen (z. B. Nied, Pr<strong>im</strong>s, Blies), sowie größere<br />
Feuchtgebiete und Weiher (z. B. Jägersburger Weiher,<br />
Weiher <strong>im</strong> Netzbach- und Fischbachtal - siehe auch<br />
Utesch 1998). Nachweise gelingen überwiegend durch<br />
Sicht- und Detektorbest<strong>im</strong>mungen. Beobachtungen<br />
liegen aus <strong>der</strong> gesamten Aktivitätszeit vor, werden aber<br />
gehäuft <strong>im</strong> Frühjahr (Mai-Anfang Juni) und Herbst (August/September)<br />
geführt, was auf ein Durchzugsgesche-<br />
<strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
277<br />
Rote Liste_Innen.indb 277<br />
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hen schließen läßt. Es liegt ein Überwinterungsnachweis<br />
vor durch die Fällung eines Quartierbaumes bei Lebach<br />
mit insgesamt 5 Tieren, wovon 2 beringt waren. Diese<br />
stammten aus Sommerquartieren in Ost-Brandenburg.<br />
Ein weiterer Ringfund eines Verkehrsopfers aus Wochern<br />
(Perl) <strong>im</strong> September 2004 belegt die Wan<strong>der</strong>ung des<br />
adulten Weibchens aus ihrem Wochenstubengebiet in<br />
Brandenburg von rund 660 km.<br />
Wochenstubenquartiere sind <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> nicht bekannt<br />
und nicht zu erwarten.<br />
Pipistrellus nathusii - Rauhautfle<strong>der</strong>maus<br />
Neben sommerlichen Detektornachweisen aus Waldgebieten<br />
(z. B. Warndt, bei Homburg) liegen zwei Handnachweise<br />
von Rauhautfle<strong>der</strong>mäusen vor (Reisbach und<br />
Saarbrücken), jeweils zur Durchzugszeit <strong>im</strong> März und<br />
November. Diese weit wan<strong>der</strong>nde Art hat ihre Reproduktionsgebiete<br />
vorwiegend in Ost-Europa. In unserem Raum<br />
halten sich <strong>im</strong> Sommer vorwiegend männliche Tiere auf.<br />
Pipistrellus pipistrellus - Zwergfle<strong>der</strong>maus<br />
Wie in an<strong>der</strong>en Regionen Deutschlands und Europas ist<br />
die Zwergfle<strong>der</strong>maus auch <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> die häufigste Fle<strong>der</strong>mausart.<br />
Sie ist flächendeckend verbreitet mit Nachweisen<br />
von Wochenstuben- und Winterquartieren.<br />
Trotz dieser relativen Häufigkeit bleibt ein hohes Gefährdungspotenzial<br />
für die Art. Die ehrenamtliche<br />
Betreuung von Rat suchenden Privatpersonen zeigt,<br />
dass <strong>der</strong> Gefährdungsfaktor „direkte menschliche Einwirkungen“<br />
höher ist, als für alle an<strong>der</strong>en Fle<strong>der</strong>mausarten.<br />
Renovierungen von Gebäuden, Sanierungen von<br />
Außenverkleidungen u. ä. führen fast täglich zu Verlusten<br />
von Quartieren <strong>der</strong> Zwergfle<strong>der</strong>maus. Nicht <strong>im</strong>mer<br />
sind Hausbesitzer geneigt, das Quartier zu erhalten und<br />
oft hilft nur <strong>der</strong> Druck bestehen<strong>der</strong> Gesetze, dass Wochenstubenquartiere<br />
nicht zur Zeit <strong>der</strong> Jungenaufzucht<br />
zerstört werden. Die Dunkelziffer nicht erkannter o<strong>der</strong><br />
wissentlich zerstörter Quartiere ist als hoch einzustufen.<br />
Es ist vor allem <strong>der</strong> flexiblen Lebensweise <strong>der</strong> Zwergfle<strong>der</strong>maus<br />
zu verdanken, dass sie diese Einschnitte in<br />
ihre Populationsdynamik zur Zeit noch verkraftet. Eine<br />
systematische und gezielte Öffentlichkeitsarbeit, die die<br />
Zielgruppe <strong>der</strong> Bauherren und Hausbesitzer anspricht,<br />
ist dringend behördlicherseits notwendig.<br />
Pipistrellus pygmaeus - Mückenfle<strong>der</strong>maus<br />
Trotz intensiver Suche liegt <strong>der</strong>zeit nur ein Detektornachweis<br />
<strong>der</strong> Mückenfle<strong>der</strong>maus aus dem Warndt vor<br />
(Skiba, briefl. Mitt.).<br />
Plecotus auritus - Braunes Langohr<br />
Das Braune Langohr ist <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> weit verbreitet.<br />
Wegen <strong>der</strong> versteckten Lebensweise gelingen oftmals<br />
nur Zufallsfunde. Detektornachweise mit Unterscheidungen<br />
zum Grauen Langohr sind nur sehr eingeschränkt<br />
möglich. Nachweise von Sommer- und Wochenstubenquartieren<br />
gelingen durch Kontrollen von<br />
Gebäuden, meist Kirchendachböden, sowie Meldungen<br />
von Fundtieren. Obwohl das Braune Langohr eine ursprünglich<br />
Wald bewohnende Art ist, sind Wochenstuben<br />
und Sommerquartiere von Einzeltieren <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
öfters in Gebäuden (Dachstühlen) zu finden. Netzfänge<br />
in Wäl<strong>der</strong>n bringen regelmäßige Nachweise jagen<strong>der</strong><br />
Langohren, daneben wird aber auch <strong>der</strong> Siedlungsraum<br />
(z. B. Gärten, Grünflächen und Parks) genutzt. Vor unterirdischen<br />
Quartieren, die auch als Winterquartiere<br />
dienen, werden vor allem <strong>im</strong> September und Oktober<br />
paarungsbereite Braune Langohren gefangen. In den<br />
Winterquartieren sind sie regelmäßig und landesweit<br />
in Einzelexemplaren zu finden. Die Best<strong>im</strong>mung von<br />
Langohren <strong>im</strong> Winterquartier ist jedoch nur bei in<br />
Sichtweite ruhenden Exemplaren möglich.<br />
Plecotus austriacus - Graues Langohr<br />
Vom Grauen Langohr sind nur wenige Einzeltierfunde<br />
bekannt. Da beide Arten ähnliche Quartierbedingungen<br />
suchen (Wochenstuben in Dachstühlen, Schwarm- und<br />
Winterquartiere in unterirdischen Anlagen), sollte die<br />
Fundwahrscheinlichkeit für diese Art ähnlich hoch sein<br />
wie für das Braune Langohr. Das Fehlen von Nachweisen<br />
rechtfertigt die Einschätzung als extrem selten. Konkrete<br />
Gründe für die Seltenheit des Grauen Langohrs auch in<br />
wärmebegünstigten Lagen sind uns nicht bekannt.<br />
Vespertilio murinus - Zweifarbfle<strong>der</strong>maus<br />
Diese Art zählt in unserem Großraum wahrscheinlich<br />
lediglich zu den Durchzüglern. Es liegen nur zwei<br />
Handnachweise von Einzeltieren vor (ein Sommer-, ein<br />
Winternachweis) und einzelne Detektor-/Sichtnachweise<br />
zur Durchzugszeit <strong>im</strong> September. Eine Einschätzung<br />
<strong>der</strong> Populationsgröße ist auf dieser mangelnden<br />
Datenbasis nicht möglich.<br />
278 <strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
Rote Liste_Innen.indb 278<br />
15.09.2008 14:19:16 Uhr
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Rote Liste_Innen.indb 279<br />
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(Mammalia, Chiroptera) au Luxembourg.<br />
— Bulletin de la Société des Naturalistes Luxembourgeois<br />
97: 147-154.<br />
Pir, J.B., (2004): Untersuchungen zur Ökologie <strong>der</strong><br />
W<strong>im</strong>perfle<strong>der</strong>maus (Myotis emarginatus, Geoffroy<br />
1806). — Travail de Canditature, Ministère de<br />
l’Education Nationale, Luxembourg. Unveröff.<br />
Skiba, R. (1997): Nachweise <strong>der</strong> Nordfle<strong>der</strong>maus, Eptesicus<br />
nilssonii (Keyserling & Blasius, 1839),<br />
<strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> mittels Ultraschallanalyse. — Decheniana<br />
150: 219-227.<br />
Skiba, R., (1999): Die Erfassung <strong>der</strong> Vorkommen <strong>der</strong><br />
Nordfle<strong>der</strong>maus, Eptesicus nilssonii, in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
Deutschland mit Hilfe von Ultraschall.<br />
Methodisches Vorgehen, Ergebnisse, Probleme. —<br />
Trav. sci. Mus. nat. hist. nat. Lux. 31: 35-50.<br />
Skiba, R., (2000): Zur Verbreitung <strong>der</strong> Nordfle<strong>der</strong>maus,<br />
Eptesicus nilssonii (Keyserling & Blasius,<br />
1839), <strong>im</strong> Nordosten von Frankreich. — Myotis 37:<br />
77-87.<br />
Utesch, M., (1998): Jagdhabitatnutzung von Fle<strong>der</strong>mäusen<br />
(Chiroptera) <strong>im</strong> Forstrevier Fischbach,<br />
Stadtverband Saarbrücken. — unveröff. Diplomarbeit,<br />
Universität des <strong>Saarland</strong>es, Biogeographie, 129<br />
S., Saarbrücken.<br />
Utesch, M., (2000): Untersuchungen über Fle<strong>der</strong>mausquartiere<br />
<strong>im</strong> Stadtverband Saarbrücken.<br />
Teilbericht I: Erfassung von Autobahnbrücken als<br />
Fle<strong>der</strong>mausquartiere. — unveröff. Gutachten <strong>im</strong><br />
Auftrag des Amts für Bauen, Umwelt und Planung,<br />
Stadtverband Saarbrücken. 37 S.<br />
Weishaar, R. & M. Weishaar (2006): Ergebnisse<br />
<strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mauswinterkontrollen 2004/2005 in <strong>der</strong><br />
Region Trier. — Dendrocopos 33: 17-19.<br />
Anschrift <strong>der</strong> Autoren<br />
Dr. Christine Harbusch, Orscholzer Straße 15,<br />
66706 Perl-Kesslingen, ProChirop@aol.com<br />
Dipl. Geogr. Markus Utesch, Am Burenweg 12,<br />
66780 Rehlingen-Siersburg,<br />
markus.utesch@t-online.de<br />
Foto: François Schwab<br />
280 <strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
Rote Liste_Innen.indb 280<br />
15.09.2008 14:19:16 Uhr
Faunenliste <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse des <strong>Saarland</strong>es<br />
wissenschaftlicher Name Stat. H TL TK Ri SL GU D § deutscher Name<br />
Rhinolophus ferrumequinum J es () I 1-6; II 1-7 §§FII,IV Große Hufeisennase<br />
Barbastella barbastellus S* ? ? ! I 1-6; II 1-7 §§FII,IV Mopsfle<strong>der</strong>maus<br />
Eptesicus nilssonii S ss = I 1-6; II 1-7 §§FIV Nordfle<strong>der</strong>maus<br />
Eptesicus serotinus J mh = I 1-6; II 1-7 §§FIV Breitflügelfle<strong>der</strong>maus<br />
Myotis bechsteinii J ? ? ! I 1-6; II 1-7 §§FII,IV Bechsteinfle<strong>der</strong>maus<br />
Myotis brandtii J* ? ? ? §§FIV Große Bartfle<strong>der</strong>maus<br />
Myotis daubentonii J mh = I 1-5; II 1-7 §§FIV Wasserfle<strong>der</strong>maus<br />
Myotis emarginatus J* ? ? I 1-6; II 1 -7 §§FII,IV W<strong>im</strong>perfle<strong>der</strong>maus<br />
Myotis myotis J s = ! I 1-6; II 1--7 §§FII,IV Großes Mausohr<br />
Myotis mystacinus J mh = I 1-6; II 1-7 §§FIV Kleine Bartfle<strong>der</strong>maus<br />
Myotis nattereri J* ? ? I 1-6; II 1-7 §§FIV Fransenfle<strong>der</strong>maus<br />
Nyctalus leisleri S s = I 1-6; II 1-7 §§FIV Kleiner Abendsegler<br />
Nyctalus noctula J* mh = I 1-6; II 1-7 §§FIV Großer Abendsegler<br />
Pipistrellus nathusii J* es ? I 1-2,4-6; II 1-7 §§FIV Rauhautfle<strong>der</strong>maus<br />
Pipistrellus pipistrellus J h = I 1-6; II 1-7 §§FIV Zwergfle<strong>der</strong>maus<br />
Pipistrellus pygmaeus S* ? ? ? §§FIV Mückenfle<strong>der</strong>maus<br />
Plecotus auritus J mh = I 1-6; II 1-7 §§FIV Braunes Langohr<br />
Plecotus austriacus J es = I 1-6; II 1-7 §§FIV Graues Langohr<br />
Vespertilio murinus J* ? ? I 1-2,4-6; II 1-2,4-7 §§FIV Zweifarbfle<strong>der</strong>maus<br />
Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum)<br />
<strong>im</strong> Winterschlaf. Die Population <strong>im</strong> westlichen Saarund<br />
Niedgau ist von bundesweiter Bedeutung und<br />
Maßnahmen zum Quartierschutz sind für den guten<br />
Erhaltungszustand <strong>der</strong> Art notwendig.<br />
<strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
281<br />
Rote Liste_Innen.indb 281<br />
15.09.2008 14:19:17 Uhr
Foto: Nina Utesch<br />
Mopsfle<strong>der</strong>maus (Barbastella barbastellus): <strong>der</strong><br />
Erstnachweis dieser hochspezialisierten Baum<br />
bewohnenden Art <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong> unterstreicht die<br />
Bedeutung <strong>der</strong> naturgemäßen Waldwirtschaft mit<br />
Erhalt von Tot- und Altholz.<br />
Foto: Nina Utesch<br />
W<strong>im</strong>perfle<strong>der</strong>maus (Myotis emarginatus) <strong>im</strong><br />
Winterschlaf: Die Sicherung von wichtigen<br />
Winterquartieren <strong>im</strong> westlichen Saargau bietet<br />
dieser bundesweit seltenen Fle<strong>der</strong>mausart geschützte<br />
Lebensstätten .<br />
282 <strong>Kommentierte</strong> <strong>Checkliste</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse <strong>im</strong> <strong>Saarland</strong><br />
Rote Liste_Innen.indb 282<br />
15.09.2008 14:19:17 Uhr