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Sektionsmitteilung 2007 - DAV Sektion Meiningen

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Auf dem breit ausgetretenen Normalweg stiegen<br />

wir Richtung Feejoch (3.826 m) ab. Dort<br />

angekommen verließen wir die "Allalinhornautobahn"<br />

und spurteten Richtung Feechopf<br />

(3.888 m). Den Berg erreicht man über einen<br />

nicht allzu langen, aber auf Grund des sehr<br />

brüchigen, vereisten Plattengesteins nicht zu<br />

unterschätzenden Felsgrat. Eine Fotopause am<br />

Gipfel war nicht drin. Wir mussten nun wirklich<br />

"Vollgas" geben, denn Richtung Zermatt<br />

begannen langsam erste Wolken aufzuziehen,<br />

und die Gipfel von Matterhorn und Weißhorn<br />

hüllten sich wattebällchenähnlich ein. Wabernd<br />

sanken sie entlang der Flanken in die<br />

Tiefe.<br />

Nach dem sanften, erholsamen Abstieg zum<br />

Alphubeljoch (3.772 m) folgte der steile Anstieg<br />

über den Firngrat des Alphubel (4.206<br />

m). Berti trieb mächtig voran. Die Wolkenfront<br />

hatte die Zermatter Berge völlig verschlungen,<br />

wir jedoch erst ca. die Hälfte des Grates überwunden.<br />

Nun begannen sich auch noch bei uns<br />

erste "Verschleißerscheinungen" zu zeigen.<br />

Die anstrengende Etappe vorher, das schwere<br />

Gepäck - jetzt mussten wir gegen den inneren<br />

Schweinehund ankämpfen. Die Beine wurden<br />

schwerer und schwerer. Nach einiger Zeit<br />

musste ich jeden Schritt bewusst setzen -<br />

Schritt - Schritt - Pickel einrammen - Schritt -<br />

Schritt - Pickel setzen. Mir kam der Grat nun<br />

irgendwie endlos vor. Nach einer empfundenen<br />

Ewigkeit kam der Gipfel endlich in greifbare<br />

Nähe, die Schlechtwetterfront aber auch. Wenige<br />

Höhenmeter vor unserem Ziel haben wir<br />

das "Wett(er)rennen" verloren. Wir wurden in<br />

dichte Wolken eingehüllt, Sichtweite gegen<br />

Null. Trotzdem war die Freude über unseren 3.<br />

4000er gewaltig, die Strapazen wie weg geblasen.<br />

über den zerklüfteten, spaltenreichen Feegletscher<br />

geirrt. Spuren von Vorgängerseilschaften<br />

waren auch nicht zu erkennen. Aber,<br />

wie gesagt, wir wurden von Profis geführt.<br />

Zielsicher machten wir uns auf den Weg zur<br />

Längfluhhütte (2.869 m). Der lange Abstieg<br />

verlangte uns noch einmal einiges ab. Steiles<br />

Gefälle, teilweise tiefer sulziger Schnee und<br />

viele Spalten, die oft im vollen "Sprung" genommen<br />

werden mussten. Am frühen Abend<br />

kamen wir völlig ermattet an der Hütte an. Als<br />

ich meinen Rucksack absetzte, kam ich mir<br />

vor, als ob ich in der Luft schweben würde.<br />

Von nun an war totales fFaulenzen angesagt.<br />

Keinen Schritt mehr vor die Hütte. Ach ja, die<br />

Hütte ... die gesamte Inneneinrichtung verströmte<br />

einen recht morbiden Charme. Es gab<br />

nur eine einzige modrige Waschgelegenheit<br />

und das Lager hatte auch schon mal bessere<br />

Zeiten gesehen. Dafür war das bereit gestellte<br />

Büffett ausgezeichnet und reichhaltig. Wir<br />

hatten den gesamten Gastraum für uns alleine.<br />

Die Hütte hatte zu diesem Zeitpunkt bereits für<br />

nichtgebuchte Gäste geschlossen und die Bedienung<br />

war mit der letzten Gondel ins Tal<br />

gefahren. So konnten wir völlig ungestört bei<br />

einem urigen Hüttenabend die vergangenen<br />

Tage noch einmal durchdiskutieren.<br />

Am folgenden Morgen fuhren wir mit der ersten<br />

Gondel ins Tal und verabschiedeten uns in<br />

einem gemütlichen Kaffeehaus mit einem allerletzten<br />

"Bergsteigertratsch".<br />

Am Schluss zwei wichtige Hinweise an alle:<br />

1. Meidet die Stadt Bregenz an Freitagnachmittagen.<br />

Hier ist kein Durchkommen -<br />

2 ¾ Stunden vom Schweizer Grenzübergang<br />

bis zur Deutschen Grenze sind der<br />

normale Wahnsinn dort. Lieber die sieben<br />

Euro für eine Kurzzeitvignette und die paar<br />

Kilometer über die Autobahn gefahren. Das<br />

schont die Nerven.<br />

2. Wer einen kompetenten, einsatzfreudigen<br />

Bergführer buchen will, unser Berti führt<br />

auch gerne private Touren.<br />

Ohne unsere beiden Bergführer wären wir nun<br />

aber recht ratlos. Ein Abstieg auf der Aufstiegsroute<br />

wäre die einzige logische Konsequenz<br />

gewesen. Die vorgesehene Route zur<br />

Längfluhhütte hätten wir alleine, unter diesen<br />

Bedingungen, nie gefunden. Wir wären ziellos<br />

Berti Stöckl<br />

Max Reger Str. 1<br />

CH-95700 Neusorg<br />

Tel.: 09234 6398 974240<br />

Steffen Weibrecht

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