Sektionsmitteilung 2007 - DAV Sektion Meiningen

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30.12.2013 Aufrufe

4. Tag Diesen Tag verbrachten wir fast ausschließlich in der Hütte am mollig warmen großen Kaminfeuer. Die Zeit vertrieben wir uns mit lesen, dösen und den üblichen Hüttenspielen. Als es mir dann endgültig zu viel wurde, nutzte ich eine kurze Wetteraufhellung und brach zu einer "großen" Gipfeltour, zum Kleinen Allalin auf. Den Gipfel erreicht man, von der Theke der Britanniahütte gerechnet, in ca. 5 Minuten. In der Hüttenkarte ist er jedoch als eigener Gipfel aufgeführt. In meinem Tourenbuch wird er jedoch nicht auftauchen - das einzige Ziel war es, die Chance zu nutzen, ein Foto von der Hütte zu bekommen. 5. Tag Wir hockten immer noch wie die Orgelpfeifen in der nunmehr rappelvollen Hütte. Am Morgen trafen Teilnehmermassen eines Ausbildungskurses der Bergschule Uri ein und machten sich mächtig breit. Rund 20 Personen, die in der Gaststube mit Karte und Kompass "Amok" laufen, ist auch nicht so mein Fall. Zur Abwechslung führten dann unsere Bergführer in einem geräumigen Zimmer im Parterrebereich der Hütte diverse theoretische alpine Schulungen mit uns durch und stellten neueste Entwicklungen von Bergausrüstungen und Sicherungsgeräten vor. Am Abend diskutierten wir wieder einmal, wie es nun weitergehen soll. Abreisen oder weiter ausharren? Unsere beiden Führer informierten sich dazu noch einmal direkt beim Wetterdienst in Innsbruck. Die Prognose stimmte nicht gerade optimistisch. Es war nun obendrein ein Sturmtief für den folgenden Tag angekündigt. Allerdings machten uns die Wetterfrösche einen kleinen Hoffnungsschimmer: Kommt das Tief mehr von der italienischen Seite, schiebt es ein "Fönloch" von max. 12 Stunden vor sich her. Kommt es allerdings mehr westlich, von der Zermatter Seite, können wir sofort abreisen. Denn dann kommt die Schlechtwetterfront sofort. Da stellte sich mir unweigerlich die Frage, wie sich das momentane Scheißwetter eigentlich noch weiter verschlechtern kann? Wir entschlossen uns daher zu bleiben. Sollten wir Glück haben, war die Zeitspanne für das vorgesehene Ziel, das Strahlhorn, zu knapp. So wurde auf das Allalinhorn (4.027 m) umgeplant. Als es um die Aufstiegsroute ging, fragte Berti auf seine unvergleichliche Art: "... Manderl! wollt ’s ihr nur auf’n Gipfl odr wollds bergsteig ...?". Wir entschieden uns natürlich vehement für das Bergsteigen. So wurde dann der Gipfelanstieg über den Hohlaubgrat angesetzt. 6. Tag Lange vor der (eventuellen) vereinbarten Weckzeit von 04.30 Uhr war ich schon hellwach. Ich hörte gespannt auf jedes Geräusch in der Hütte. Als es nach einer empfundenen Ewigkeit bereits 05.00 Uhr war, gab ich die Hoffnung auf einen Bergtag auf. Plötzlich stand unbemerkt die Hüttenwirtin in unserem Zimmer mit dem für uns alle besten, ersehnten, erhofften Weckspruch "... Lid staahts uff, i gloab, das aufi gaht, sollts euch beeile ...". Sofort waren alle auf "Vollgas". Ein wildes Durcheinandergewusel in dem engen Zimmer war die Folge. Zum Glück haben wir uns nicht alle völlig "verkeilt". Bereits kurz nach halb sechs standen wir vor der Hütte. Mist! – Nebel, immer noch dichter Nebel - die Lichtkegel unserer Stirnlampen verschwanden nach wenigen Metern im dunkelgrauen, trüben Nichts. Trotz alledem machten wir uns vorsichtig an den schmierig rutschigen Abstieg zum Hohlaubgletscher. Auf dem Gletscher angekommen ging es dann doch recht flott voran.

Es wurde allmählich heller und der Gletscher war recht eben und ohne nennenswerte Spalten. Als die Eisfläche allmählich in Firn und Schnee überging, machten wir Rast, um uns die Steigeisen anzulegen und uns einzuseilen. Als ich mit meinen Eisen beschäftigt war, bemerkte ich plötzlich direkt vor mir meinen Schatten. Ich dachte, noch so ein Schatten im Nebel?? Komisch, geht doch gar nicht! Dann passierte etwas, was ich bis dato noch nie erlebte, ja nicht einmal für möglich gehalten hätte: Innerhalb von Sekunden, ja Sekunden (kein Schreibfehler!) brach die noch recht tief stehende Sonne durch den Nebel und hüllte uns und den Gletscher in gleißendes Licht. Gletscherbrille, öh?. Wo hab’ ich das verflixte Ding verstaut? Natürlich im Rucksack ganz, ganz unten. Naja, die vergangenen Tage war das Teil ja höchst überflüssig. Die Sucherei hatte aber auch sein Gutes. Vor der Brille fand ich obendrein noch die Sonnencreme. Es geht doch nichts über einen "aufgeräumten" Rucksack. Das FÖNLOCH - es war da. Kein Wölkchen, nichts, nur tiefblauer Himmel und ein leichtes angenehmes Lüftchen. In der Ferne erhob sich unser Ziel, das Allalinhorn. Man konnte bereits im Großen und Ganzen die Anstiegsroute einsehen. "... Dort drobn der dunkla Flega, des is d’ Kraxloabschnitt, von dem i verzeult hoab ...". Berti deutete mit weit ausgestrecktem Arm in Richtung des Allalinhorns. Er hatte Recht. In der Ferne war zwischen all dem gleißenden Weiß eine kleine dunkle Stelle auszumachen. Wie sich dann viel später herausstellte, war dieser "Fleck" der Unterschied bei Bernis Frage vom Vortag, ob wir nur auf den Gipfel wollen oder ob wir Bergsteigen möchten. Wenig später stiegen wir dann schon recht steil Richtung Hohlaubgrat auf. Von hier hatten wir schon eine beeindruckende Rundumsicht: auf das Mischabel, Weißmies, Lagginhorn, Strahlhorn und tief unter uns den Mattmarksee. Mit der Zeit wurde der Fleck am Grat immer beeindruckender. Als wir an ihm angekommen waren, zeigte sich, dass es sich um eine ausgewachsene, senkrechte Felspassage handelte. Der Schwierigkeitsgrad, rein vom Fels gesehen, bewegte sich so im II. und teilweise III. Grad. Das schlechte Wetter der Vortage zeigte nun eine weitere Schattenseite. Die Aufstiegsroute war unangenehm vereist und teilweise obendrein noch mit Schnee bedeckt. Dadurch waren wir gezwungen, die Passage weiter mit angelegten Steigeisen zu bewältigen. Dies war für mich eine völlig neue ungewohnte Erfahrung, die einiges an Geschick abverlangte, zumal der Rucksack ganz schön nach hinten zog. Hier lief Berti zur absoluten Höchstform auf. Behende kletterte er voraus und sicherte uns Nachsteiger äußerst umsichtig und zügig ab. Nach der anstrengenden Klettereinlage ging es dann wesentlich entspannter Richtung Gipfel weiter. Als wir uns dem langgezogenen Gipfelplateau näherten, meinte Berti mit einem Augenzwinkern: "... heit samma net de erschtn, was meint’s en was von dr Bahn vom Mittelallalin alles aufa kimmt, des sand die, die an 4000er Gipfl bracha ...". So war es dann auch. Der Gipfel war nicht schneeweiß sondern quitschbunt. Vom "Normalweg" aus Richtung Feejoch kommend strömten unablässig Seilschaften Richtung Gipfel. Die nervigen Kollegen der Bergschule Uri waren auch schon da - lustigerweise alle an einem Seil, sozusagen der Lindwurm des Allalinhorns. Wir machten vor dem Gipfel unsere "Mittagspause", um den Moment abzupassen, an dem unsere beiden Seilschaften alleine am Berg waren. Hat sogar für wenige Minuten geklappt! Nach einer längeren Beratung unse-rer Bergführer kam Berti auf uns zu und fragte "...Mander’l wie seids noch beisamm? Pressierts euch Hoam zu kimma? ...". Da wir alle noch gut drauf waren und das Wetter nach wie vor gut war, hatte keiner Lust auf Heim-reise. Berti fuhr daraufhin zufrieden fort "...des guate Wetter holt sich noch a Woeil. Wollemer n Alphuoabl no mitnahm? ...". Mit einem Freudenausbruch gaben wir alle unsere volle Zustimmung. Berti mahnte aber auch gleichzeitig, dass wir dann "Gas" geben müssen. Denn so schnell, wie der Fön gekommen war, kann er auch wieder zusammenbrechen. Also gaben wir "Gas".

Es wurde allmählich heller und der Gletscher<br />

war recht eben und ohne nennenswerte Spalten.<br />

Als die Eisfläche allmählich in Firn und<br />

Schnee überging, machten wir Rast, um uns<br />

die Steigeisen anzulegen und uns einzuseilen.<br />

Als ich mit meinen Eisen beschäftigt war, bemerkte<br />

ich plötzlich direkt vor mir meinen<br />

Schatten. Ich dachte, noch so ein Schatten im<br />

Nebel?? Komisch, geht doch gar nicht! Dann<br />

passierte etwas, was ich bis dato noch nie erlebte,<br />

ja nicht einmal für möglich gehalten<br />

hätte: Innerhalb von Sekunden, ja Sekunden<br />

(kein Schreibfehler!) brach die noch recht tief<br />

stehende Sonne durch den Nebel und hüllte<br />

uns und den Gletscher in gleißendes Licht.<br />

Gletscherbrille, öh?. Wo hab’ ich das verflixte<br />

Ding verstaut? Natürlich im Rucksack ganz,<br />

ganz unten. Naja, die vergangenen Tage war<br />

das Teil ja höchst überflüssig. Die Sucherei<br />

hatte aber auch sein Gutes. Vor der Brille fand<br />

ich obendrein noch die Sonnencreme. Es geht<br />

doch nichts über einen "aufgeräumten" Rucksack.<br />

Das FÖNLOCH - es war da. Kein Wölkchen,<br />

nichts, nur tiefblauer Himmel und ein leichtes<br />

angenehmes Lüftchen. In der Ferne erhob sich<br />

unser Ziel, das Allalinhorn. Man konnte bereits<br />

im Großen und Ganzen die Anstiegsroute einsehen.<br />

"... Dort drobn der dunkla Flega, des is<br />

d’ Kraxloabschnitt, von dem i verzeult hoab<br />

...". Berti deutete mit weit ausgestrecktem Arm<br />

in Richtung des Allalinhorns. Er hatte Recht.<br />

In der Ferne war zwischen all dem gleißenden<br />

Weiß eine kleine dunkle Stelle auszumachen.<br />

Wie sich dann viel später herausstellte, war<br />

dieser "Fleck" der Unterschied bei Bernis Frage<br />

vom Vortag, ob wir nur auf den Gipfel wollen<br />

oder ob wir Bergsteigen möchten.<br />

Wenig später stiegen wir dann schon recht steil<br />

Richtung Hohlaubgrat auf. Von hier hatten wir<br />

schon eine beeindruckende Rundumsicht: auf<br />

das Mischabel, Weißmies, Lagginhorn, Strahlhorn<br />

und tief unter uns den Mattmarksee. Mit<br />

der Zeit wurde der Fleck am Grat immer beeindruckender.<br />

Als wir an ihm angekommen waren,<br />

zeigte sich, dass es sich um eine ausgewachsene,<br />

senkrechte Felspassage handelte.<br />

Der Schwierigkeitsgrad, rein vom Fels gesehen,<br />

bewegte sich so im II. und teilweise III.<br />

Grad.<br />

Das schlechte Wetter der Vortage zeigte nun<br />

eine weitere Schattenseite. Die Aufstiegsroute<br />

war unangenehm vereist und teilweise obendrein<br />

noch mit Schnee bedeckt. Dadurch waren<br />

wir gezwungen, die Passage weiter mit angelegten<br />

Steigeisen zu bewältigen. Dies war für<br />

mich eine völlig neue ungewohnte Erfahrung,<br />

die einiges an Geschick abverlangte, zumal der<br />

Rucksack ganz schön nach hinten zog. Hier<br />

lief Berti zur absoluten Höchstform auf. Behende<br />

kletterte er voraus und sicherte uns<br />

Nachsteiger äußerst umsichtig und zügig ab.<br />

Nach der anstrengenden Klettereinlage ging es<br />

dann wesentlich entspannter Richtung Gipfel<br />

weiter. Als wir uns dem langgezogenen Gipfelplateau<br />

näherten, meinte Berti mit einem Augenzwinkern:<br />

"... heit samma net de erschtn,<br />

was meint’s en was von dr Bahn vom Mittelallalin<br />

alles aufa kimmt, des sand die, die an<br />

4000er Gipfl bracha ...". So war es dann auch.<br />

Der Gipfel war nicht schneeweiß sondern<br />

quitschbunt. Vom "Normalweg" aus Richtung<br />

Feejoch kommend strömten unablässig Seilschaften<br />

Richtung Gipfel. Die nervigen Kollegen<br />

der Bergschule Uri waren auch schon da -<br />

lustigerweise alle an einem Seil, sozusagen der<br />

Lindwurm des Allalinhorns.<br />

Wir machten vor dem Gipfel unsere "Mittagspause",<br />

um den Moment abzupassen, an dem<br />

unsere beiden Seilschaften alleine am Berg<br />

waren. Hat sogar für wenige Minuten geklappt!<br />

Nach einer längeren Beratung unse-rer<br />

Bergführer kam Berti auf uns zu und fragte<br />

"...Mander’l wie seids noch beisamm? Pressierts<br />

euch Hoam zu kimma? ...". Da wir alle<br />

noch gut drauf waren und das Wetter nach wie<br />

vor gut war, hatte keiner Lust auf Heim-reise.<br />

Berti fuhr daraufhin zufrieden fort "...des guate<br />

Wetter holt sich noch a Woeil. Wollemer n<br />

Alphuoabl no mitnahm? ...". Mit einem Freudenausbruch<br />

gaben wir alle unsere volle Zustimmung.<br />

Berti mahnte aber auch gleichzeitig,<br />

dass wir dann "Gas" geben müssen.<br />

Denn so schnell, wie der Fön gekommen war,<br />

kann er auch wieder zusammenbrechen. Also<br />

gaben wir "Gas".

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