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Wer Ohren hat zu hören ...

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<strong>Wer</strong> <strong>Ohren</strong> <strong>hat</strong> <strong>zu</strong> <strong>hören</strong> ...<br />

Christoph Kreitz<br />

Darmstadt 15. Mai 1994<br />

Liebe Gemeinde,<br />

Ausgangspunkt meiner heutigen Predigt ist das Gleichnis vom Sämann, das den meisten<br />

von uns ziemlich vertraut sein dürfte. Ich lese es in der Form, die Lukas in Kapitel 8,<br />

Verse 4–15 aufgeschrieben <strong>hat</strong>.<br />

Als sich aber eine große Volksmenge versammelte und sie aus jeder Stadt <strong>zu</strong> ihm<br />

hinkamen, da sprach er in einem Gleichnis: “Ein Sämann ging aus, seinen Samen<br />

<strong>zu</strong> säen; und als er säte, fiel einiges auf den Weg und es wurde zertreten und die<br />

Vögel des Himmels fraßen es auf. Anderes fiel auf den Felsen und als es aufging,<br />

verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit <strong>hat</strong>te. Wieder anderes fiel mitten unter die<br />

Dornen und als die Dornen mit aufwuchsen, erstickten sie es. Und anderes fiel in<br />

die gute Erde und ging auf und brachte hundertfache Frucht”<br />

Und als er dies sagte, rief er aus “<strong>Wer</strong> <strong>Ohren</strong> <strong>hat</strong> <strong>zu</strong> <strong>hören</strong>, der höre”<br />

Bevor ich weiterlese, laßt uns doch einmal versuchen, uns die Situation vor<strong>zu</strong>stellen, die<br />

Jesus hier beschreibt.<br />

Er schildert einen Ackerboden, auf den ein Sämann seinen Samen aussät. Dieser Sämann<br />

<strong>hat</strong> natürlich eine Absicht dabei. Aus dem Samen soll etwas wachsen, denn sonst wäre<br />

es ja ziemlich sinnlos ihn aus<strong>zu</strong>streuen. Der Sämann erwartet also, daß Frucht aus dem<br />

Samen entsteht – z.B. Getreide oder Gemüse. Dafür ist der Boden da, auf den er den<br />

Samen ausstreut, und <strong>zu</strong> nichts anderem. Er soll den Samen aufnehmen und <strong>zu</strong>r Reife<br />

bringen.<br />

Ob das allerdings tatsächlich funktioniert, hängt wesentlich davon ab, wie dieser Boden<br />

beschaffen ist. Auf dem Weg, auf Felsen, oder unter Dornen – da kann nichts wachsen.<br />

Frucht kann nur entstehen, wenn die Erde auch gut ist.<br />

Das ist ganz einleuchtend und jeder Zuhörer Jesu konnte diesen Zusammenhang sehr gut<br />

verstehen. Nur – warum erzählt Jesus dieses Gleichnis? Und vor allem, was soll dieser<br />

seltsame Nachsatz “<strong>Wer</strong> <strong>Ohren</strong> <strong>hat</strong> <strong>zu</strong> <strong>hören</strong>, der höre”? Was <strong>hat</strong> denn Aussäen mit<br />

Hören <strong>zu</strong> tun?<br />

Nun, wir haben Glück, denn die Jünger Jesu wußten auch nicht so recht, was das bedeuten<br />

sollte. Deshalb wird uns <strong>zu</strong>sätzlich eine Deutung des Ganzen überliefert. Denn die Jünger<br />

taten das einzig Richtige, was man tun kann, wenn man das Wort Gottes nicht versteht:<br />

sie gingen hin <strong>zu</strong> Jesus und fragten ihn, was denn das Gleichnis bedeuten solle.<br />

Und Jesus gab ihnen eine Erklärung für das Gleichnis, die ich im folgenden etwas frei<br />

wiedergeben möchte:<br />

Der Same ist das Wort Gottes und der Boden sind die Menschen, die es <strong>hören</strong>.<br />

1


Der Weg steht für die Menschen, die das Wort <strong>hören</strong>, aber nicht annehmen. Bevor<br />

das Wort wirken kann, kommt der Teufel und nimmt es von ihren Herzen weg, auf<br />

daß sie nicht glauben und errettet werden.<br />

Der felsige Boden steht für diejenigen, die das Wort mit Freuden aufnehmen, aber<br />

keine Wurzel haben. Für eine Zeit glauben sie, aber wenn Schwierigkeiten oder Versuchungen<br />

auftreten, fallen sie ab.<br />

Der dornige Boden steht für die, welche das Wort <strong>hören</strong> und aufnehmen. Sie bringen<br />

aber nichts <strong>zu</strong>r Reife, weil Sorgen und Reichtum und Vergnügungen des Lebens alles<br />

wieder ersticken.<br />

Die guten Erde aber, das sind diejenigen, die das Wort in einem redlichen und guten<br />

Herzen <strong>hören</strong>, es bewahren und mit Ausdauer Frucht bringen.<br />

Jesus vergleicht also Menschen mit Ackerböden, auf die als Samen das Wort Gottes fällt.<br />

In einem übertragenen Sinne sind wir also der Nährboden für das Wort Gottes. Und damit<br />

steht auch fest, welches Ziel Gott mit uns verfolgt.<br />

Was ist nun dieses Ziel?<br />

Nun, wir sollen dafür sorgen, daß aus dem Gottes Wort Frucht entsteht. So etwas ist nun<br />

einmal die Aufgabe eines Ackerbodens. Er soll dem Samen und der entstehenden Pflanze<br />

Nähstoffe <strong>zu</strong>führen und sie <strong>zu</strong>r Reife bringen. Dafür ist er da und für nichts anderes.<br />

Der oberste Zweck unseres Daseins ist es also, Frucht <strong>zu</strong> bringen um Gott <strong>zu</strong> verherrlichen.<br />

Dafür leben wir, denn Jesus <strong>hat</strong> uns “erwählt, damit wir hingehen und Frucht bringen und<br />

unsere Frucht bleibe” – wie er selbst in Johannes 15:16 sagt. Alles andere in unserem Leben<br />

ist – wenn man es genau betrachtet – von geringerer Bedeutung.<br />

Ich verstehe dieses “Frucht bringen” auf zwei Arten.<br />

1. Zum einen besteht unsere “Frucht” darin, daß wir selber wachsen, also in unserer<br />

Art und in unserem Charakter Jesus immer ähnlicher werden.<br />

2. Zum anderen aber können wir Frucht bringen, indem wir andere Menschen <strong>zu</strong> Jesus<br />

bringen.<br />

Jeder von uns kann in diesem Sinne noch wachsen. Es gibt keinen, der dies nicht mehr<br />

nötig hätte oder etwa da<strong>zu</strong> nicht in der Lage wäre. Denn wenn Jesus sagt, daß Frucht<br />

bringen unsere eigentliche Aufgabe ist, dann können wir diese natürlich auch erfüllen.<br />

Niemand ist hier, der das nicht könnte. Keiner ist, <strong>zu</strong> schwach, <strong>zu</strong> einfach, <strong>zu</strong> ungebildet,<br />

<strong>zu</strong> unerfahren, <strong>zu</strong> jung oder <strong>zu</strong> alt dafür. Die Fähigkeit, Frucht <strong>zu</strong> bringen besitzt jeder<br />

hier im Raum – nicht etwa nur ein paar Auserwählte. Jeder kann und jeder soll Frucht<br />

bringen.<br />

Aber, es gibt natürlich auch eine Vorausset<strong>zu</strong>ng dafür. Frucht bringen kann ein Boden<br />

nicht aus sich selbst. Er muß schon den Samen, aus dem sie entstehen soll, aufnehmen<br />

und versorgen. Den Samen, das Wort Gottes bekommen wir umsonst und da steckt auch<br />

die ganze Kraft der Frucht schon drin. Aber wie diese Frucht wachsen kann, wie groß sie<br />

wird, daß hängt davon ab, wie der Boden beschaffen ist, auf den der Samen fällt. Das<br />

Maß, mit dem wir Frucht bringen, hängt also davon ab, welche Art Boden wir für Gottes<br />

Wort darstellen.<br />

Um dies deutlich <strong>zu</strong> machen, beschreibt Jesus in seinem Gleichnis die verschiedenen Arten,<br />

wie Menschen auf das Wort Gottes reagieren können. Was aber will er damit erreichen<br />

und vor allem – was bezweckt er mit dem Satz “<strong>Wer</strong> <strong>Ohren</strong> <strong>hat</strong> <strong>zu</strong> <strong>hören</strong>, der höre”?<br />

2


Nun, es gibt zwei Möglichkeiten, wie unsere Antwort darauf ausfallen kann, und diese<br />

hängen davon ab, wie unsere Sicht auf diese Welt ist.<br />

Wenn wir da<strong>zu</strong> neigen, mehr auf die Vergangenheit <strong>zu</strong> schauen und Gründe und Erklärungen<br />

für unsere jetzige Situation <strong>zu</strong> suchen, dann würden wir vielleicht sagen, daß Jesus die<br />

Menschen in verschiedene Kategorien einteilt, von denen nur eine wirklich Frucht bringt.<br />

Und wir würden uns vielleicht ängstlich fragen, <strong>zu</strong> welcher Kategorie wir wohl ge<strong>hören</strong>.<br />

Und wenn wir im Moment gerade keine Frucht, keine Weiterentwicklung, kein Wachstum<br />

in unserem Glauben sehen, dann würden wir uns fragen, warum das so ist und uns flugs<br />

in einer der drei Schubladen wiederfinden. “Ich habe einfach keine Wurzel” würden wir<br />

dann traurig sagen – oder “meine Sorgen und Belastungen erdrücken mich nun einmal”.<br />

“Ich schaffe es nicht – es ist einfach <strong>zu</strong> viel für mich” würden wir dann nach einer Weile<br />

sagen und resigniert feststellen, daß wir wohl <strong>zu</strong> denjenigen ge<strong>hören</strong>, die einfach keine<br />

echte Frucht bringen können. Und diese “fromme Selbsterkenntnis” würde uns erklären,<br />

warum Gott uns so oft im Stich läßt. Wir würden uns elend fühlen, nutzlos und schuldig<br />

– ohne Ausweg –. Die Begegnung mit der Bibel hätte uns wieder einmal erdrückt anstatt<br />

uns auf<strong>zu</strong>bauen.<br />

Ich schildere das so ausführlich, weil diese Haltung gar nicht so selten ist und ich deutlich<br />

machen will, daß uns diese Sicht auf die Bibel nicht weiterbringt. Sie treibt uns statt<br />

dessen nur in Resignation und in Angst davor, daß Gott uns verdammt, weil er ja genug<br />

Gründe dafür <strong>hat</strong>.<br />

Das aber ist nicht, was Gott mit seinem Wort erreichen will. Er will uns aufbauen, nicht<br />

zerstören. Er will uns das Ziel vor Augen halten, an das er uns führen will. Er will, daß wir<br />

in die Zukunft schauen und nicht in die Vergangenheit. Nur die Gründe <strong>zu</strong> analysieren,<br />

warum wir da stehen, wo wir jetzt sind, und warum es nicht vorwärtsgeht, bringt uns<br />

kein bißchen weiter im Glauben. Und deshalb sagt Paulus <strong>zu</strong>m Beispiel im Philipperbrief,<br />

Kapitel 3 Vers 13: “Ich vergesse, was hinter mir liegt und strecke mich aus nach dem, was<br />

vor mir liegt, und jage auf das Ziel <strong>zu</strong>, <strong>zu</strong> dem Gott mich gerufen <strong>hat</strong>”.<br />

Also – <strong>hören</strong> wir auf, in der Vergangenheit <strong>zu</strong> wühlen. Fragen wir uns lieber, wo wir denn<br />

überhaupt hinwollen und wie wir dahinkommen können. Nur wenn wir mit diesen Fragen<br />

an die Bibel herangehen, können wir mit dem Gleichnis etwas anfangen. Dann erst sehen<br />

wir, daß uns Jesus einen Weg weist, wie wir Frucht bringen können, und daß wir alle<br />

prinzipiell die Fähigkeit besitzen, gute Ackerböden <strong>zu</strong> sein, die viel Frucht bringen.<br />

Die drei Arten, wie wir nicht <strong>zu</strong>m Ziel kommen, beschreibt Jesus nicht, um Menschen in<br />

Schubladen <strong>zu</strong> packen. Denn jeder von uns wird sich einmal in Situationen vorfinden, in<br />

denen er in eine dieser Schubladen paßt. Mal höre ich nicht richtig hin, mal flammt die<br />

Begeisterung nur für eine kurze Zeit auf, mal wird so mancher gute Plan von anderen<br />

Sorgen und Plänen erstickt. Das ist nun einmal so, denn fehlerlos kann ich nicht sein.<br />

Aber das heißt nicht, daß ich daran nichts verbessern kann. Zu wissen, welche Wege<br />

mich nicht weiterbringen, zeigt mir deutlicher, was Jesus mit dem vierten, dem einzig<br />

richtigen Weg, meint und auf welche Hindernisse ich achten sollte. Die Gegenüberstellung<br />

von falschen und richtigen Wegen benutzt Jesus nur, um uns klar <strong>zu</strong> machen, wie wir<br />

gewinnbringend mit dem Wort Gottes umgehen können, damit wir mehr oder weniger<br />

automatisch und ohne übermenschliche Anstrengungen Frucht bringen können.<br />

Es geht ihm – und das sagt der Schlußsatz sehr deutlich – um das Hören des Wortes<br />

Gottes. Das Maß, wie Gott in unserem Leben Raum bekommt, hängt davon ab, wie wir<br />

3


sein Wort <strong>hören</strong> und wie wir damit umgehen. Wenn wir das nicht berücksichtigen, kann<br />

es keinen Fortschritt im Glauben und keine persönliche Entwicklung geben. Wir mühen<br />

uns nur ab und erreichen nichts Sinnvolles, weil wir einfach den falschen Weg verfolgen.<br />

Natürlich geht es um mehr als das akustische Phänomen, sonst würde Jesus nicht diejenigen,<br />

die <strong>hören</strong> können, noch einmal gesondert da<strong>zu</strong> auffordern. Es geht darum, daß wir<br />

richtig <strong>hören</strong> – in einer Art also, daß wir das Wort aufnehmen, bewahren und <strong>zu</strong>r Wirkung<br />

kommen lassen.<br />

Hierbei kommt es auf drei Aspekte an, die ich im folgenden genauer besprechen will:<br />

1. auf die Wahl dessen, was wir uns überhaupt an<strong>hören</strong>,<br />

2. auf unsere innere Einstellung, wenn wir “das richtige” <strong>hören</strong>, und<br />

3. auf unseren Umgang mit dem, was wir gehört haben.<br />

1 Was <strong>hören</strong>?<br />

Das erste: was <strong>hören</strong> wir uns an?<br />

Eigentlich sollte es jedem klar sein, wie wichtig es ist, darauf <strong>zu</strong> achten, was wir uns<br />

überhaupt an<strong>hören</strong>. Denn was wir uns an<strong>hören</strong>, das wird uns auch prägen.<br />

Kein Landmann wird erwarten, daß Weizen wächst, wenn er Unkraut gesät <strong>hat</strong>. Es wäre<br />

einfach widersinnig. Und genausowenig können wir erwarten, daß wir im Glauben Wachstum<br />

erleben, wenn wir uns ständig Dinge an<strong>hören</strong>, die nicht von Gott sind.<br />

Und es gibt viele Dinge, die einfach nicht <strong>hören</strong>swert sind: gottloses Gerede; falsche Lehren,<br />

die nichts mit dem Wort Gottes <strong>zu</strong> tun haben, und vor allem Jammern und negatives<br />

Reden – all das wird uns weder aufbauen noch weiterbringen. Und wenn wir nicht gerade<br />

einen seelsorgerlichen Auftrag haben, sollten wir uns soetwas gar nicht erst an<strong>hören</strong>.<br />

Gerade das negative Reden über andere Personen ist etwas sehr Gefährliches. Klagen,<br />

tratschen, kritisieren und verächtlich reden über andere Gemeindemitglieder, den Pastor<br />

oder Leute, die in Verantwortung stehen – soetwas kommt auch in unseren Gemeinden<br />

immer häufiger vor. Gibt es einen Grund, warum wir uns das an<strong>hören</strong> sollten? Bringt uns<br />

das weiter? Können wir daraus etwas für unser Glaubensleben lernen? Bestimmt nicht!<br />

Machen wir uns nichts vor. <strong>Wer</strong> sich ständig nur Klagen anhört, der wird auf die Dauer<br />

depressiv. Wenn wir uns immer nur negative Dinge an<strong>hören</strong>, dann werden wir selber<br />

anfangen, so <strong>zu</strong> denken. Wir werden nur noch auf die negativen Dinge im Leben achten<br />

und überhaupt kein Auge mehr dafür haben, was Gott in unserem Leben tut. Und dann<br />

wird für uns das Negative <strong>zu</strong> einer größeren Realität als Gottes Verheißungen. Dann wird<br />

unser Gottvertrauen nahe bei Null enden – darüber brauchen wir uns nicht <strong>zu</strong> wundern.<br />

Wollen wir das?<br />

Wir haben es selbst in der Hand <strong>zu</strong> entscheiden, ob wir diesen negativen Dingen Raum<br />

geben wollen. Ja ich weiß, wir können dem nicht immer aus dem Weg gehen – besonders<br />

am Arbeitsplatz nicht. Aber meistens können wir doch selbst entscheiden, was wir uns<br />

an<strong>hören</strong>. Und wir könen ruhig auch einmal klarstellen, daß wir manche Dinge nicht <strong>hören</strong><br />

wollen. Wenn wir wachsen wollen im Glauben, dann sollte das, was wir uns an<strong>hören</strong>, von<br />

Gott sein und nicht vom Teufel.<br />

4


2 Wie <strong>hören</strong>?<br />

Aber nicht nur was wir <strong>hören</strong>, ist wichtig, sondern auch wie wir <strong>hören</strong>, – und damit bin<br />

ich beim zweiten Punkt.<br />

Mit welcher inneren Einstellung sind wir dabei? Welche Haltung haben wir, wenn uns<br />

jemand das Wort Gottes nahebringen will – sei es nun in einer Predigt, im Hauskreis, in<br />

der Seelsorge, oder einem persönlichen Gespräch? Worauf achten wir, wenn wir <strong>zu</strong><strong>hören</strong>?<br />

Ist es uns wichtig, daß es gut an<strong>zu</strong><strong>hören</strong> ist, daß wir uns wohlfühlen dabei, daß wir in<br />

unserer Haltung bestätigt werden – oder versuchen wir heraus<strong>zu</strong><strong>hören</strong>, was Gott uns durch<br />

diesen Menschen sagen will?<br />

Im 1. Thessalonicherbrief, Kapitel 2, Vers 13 beschreibt uns die Bibel, welche Haltung uns<br />

weiterbringt. Es heißt dort: Wir danken Gott unablässig, daß Ihr das Wort der Kunde<br />

von Gott, was Ihr von uns empfangen habt, nicht als Menschenwort aufnahmt, sondern,<br />

wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort, das in Euch, den Glaubenden, auch wirkt”.<br />

Was haben die Thessalonicher gemacht? Sie haben die Worte des Paulus nicht als seine<br />

persönliche Meinung angesehen, die er Ihnen überstülpen möchte, sondern akzeptiert,<br />

daß Ihnen Gott durch Paulus sein Wort nahebringen wollte. Sie haben sich nicht daran<br />

gestört, daß Paulus einen sehr drastischen Stil <strong>zu</strong> reden und scheinbar extreme Ansichten<br />

<strong>hat</strong>te. Sie haben sich auch nicht von seinem Auftreten, seinem Aussehen und manchen<br />

anderen Eigenarten von dem Kern seiner Aussagen ablenken lassen. Nein, sie haben<br />

unvoreingenommen in seinen Aussagen das Wort Gottes gesucht – und gefunden.<br />

Genau das sollten wir auch lernen. Wir sollten auf<strong>hören</strong>, auf vordergründige Dinge <strong>zu</strong><br />

achten, wenn jemand <strong>zu</strong> uns spricht – etwa darauf, ob der Pastor schon wieder denselben<br />

An<strong>zu</strong>g an<strong>hat</strong> und ob die Krawatte da<strong>zu</strong> paßt oder nicht; ob <strong>zu</strong>weilen Störgeräusche in der<br />

Mikrophonalage vorkommen; ob neben mir ein Kind etwas unruhig ist; ob mir die Predigt<br />

etwas <strong>zu</strong> lang vorkommt; ob es schon wieder 11 Uhr ist; ob die Wortwahl des Predigers<br />

etwas seltsam ist; ob es Begriffe dabei gibt, die mich ärgern; und so weiter – all dies sind<br />

doch Nebensächlichkeiten, die mit der eigentlichen Aussage nichts <strong>zu</strong> tun haben.<br />

Ob ich etwas aus einer Predigt etwas mitnehme, hängt nicht von diesen störende Nebensächlichkeiten<br />

sondern von meiner Einstellung beim Zu<strong>hören</strong>. Wenn ich Belehrung durch<br />

Gott suche, dann kann ich Störungen ignorieren und auf die wirklichen Aussagen achten.<br />

Bin ich dagegen negativ eingestellt, dann werde ich mein Augenmerk auch auf negative<br />

Dinge lenken und das Positive über<strong>hören</strong>. Das gilt für Predigten genauso wie für Gespäche<br />

im Alltag.<br />

Also – laßt uns lernen darauf <strong>zu</strong> achten, was die wirklichen Aussagen sind. Sind sie schriftgemäß?<br />

Geben sie mir Antworten auf meine derzeitigen Fragen? Eine Ermutigung? Eine<br />

Korrektur? Was kann ich mit nach Hause nehmen? Das ist, was wirklich zählt!<br />

Genauso wichtig ist es, aufmerksam dabei<strong>zu</strong>sein, wenn das Wort Gottes gesprochen wird,<br />

und die Gedanken nicht etwa bei ganz anderen Dingen <strong>zu</strong> haben. Es gibt so viele Dinge, die<br />

uns beschäftigen und die wir auch während eines Gottesdienstes nicht loslassen können:<br />

Sorgen und Frust; Streit und Ärger mit anderen Leuten; Angelegenheiten, die unmittelbar<br />

nach dem Gottesdienst anstehen, wie Haushalt und Mittagesssen; Pläne, die uns durch den<br />

Kopf gehen; Arbeit, die noch <strong>zu</strong> erledigen ist; Angst vor Dingen, die auf uns <strong>zu</strong>kommen –<br />

ich habe mich selbst schon öfter dabei ertappt, daß ich plötzlich ganz woanders war mit<br />

meinen Gedanken. Aber das ist nicht gut so.<br />

5


Wir sollte darauf aufpassen, daß wir solchen Ablenkungen keinen Raum geben, denn<br />

sonst verpassen wir das entscheidende Wort, das uns weiterbringt. Statt selbst <strong>zu</strong> grübeln,<br />

sollten wir darauf <strong>hören</strong>, ob in dem Gesagten eine Antwort Gottes <strong>zu</strong> finden ist.<br />

Wenn Gott spricht, dann erwartet er, daß wir mit ganzem Herzen dabei sind. Unaufmerksamkeit,<br />

wenn Gott spricht, ist ein Zeichen von Mißachtung und Hochmut – Aufmerksamkeit<br />

dagegen ist ein Zeichen unserer Liebe, unseres Respekts, und unserer Ehrfurcht<br />

Gott gegenüber. Wenn Gott spricht, dann legen wir besser alles andere beiseite – sonst<br />

kann das wahrhaftige Wort Gottes in uns nicht wirken.<br />

Ich will Euch einmal eine Stelle aus Sprüche, Kapitel 2 vorlesen, die eindrucksvoll den<br />

Segen deutlich macht, der hinter einem aufmerksamen Hören steht.<br />

Mein Sohn, wenn Du meine Worte annimmst und meine Gebote beherzigst, der<br />

Weisheit Gehör schenkst, Dein Herz der Einsicht <strong>zu</strong>neigst, nach Erkenntnis rufst<br />

und mit lauter Stimme um Einsicht bittest, wenn Du sie suchst wie Silber und nach<br />

Ihr forschst wie nach Schätzen, — dann wirst Du die Gottesfurcht begreifen und<br />

Gotteserkenntnis finden; ... dann begreifst Du, was Recht und Gerechtigkeit ist,<br />

Redlichkeit und jedes gute Verhalten. Denn Weisheit zieht in Dein Herz, Erkenntnis<br />

beglückt Deine Seele, Besonnenheit wacht über Dir und Einsicht behütet Dich.<br />

All das stellt sich automatisch ein, wenn wir mit vollem Herzen <strong>zu</strong><strong>hören</strong>. Das Wort Gottes<br />

<strong>hat</strong> Kraft, Leben <strong>zu</strong> schaffen und Heilung <strong>zu</strong> bringen, wenn wir es nur aufnehmen. Wenn<br />

wir <strong>zu</strong>m Gottesdienst kommen, um von Gott Antworten und Hilfe <strong>zu</strong> erhalten, dann<br />

finden wir das auch. Deshalb sollten wir ganz dabeisein, wenn er <strong>zu</strong> uns spricht.<br />

Statt selbst über Antworten und Lösungen für schwierige Situationen <strong>zu</strong> grübeln und<br />

über die eigene Schwäche <strong>zu</strong> klagen, sollten wir lieber unsere gesamte Energie darauf<br />

richten, uns darauf <strong>zu</strong> konzentrieren, was Gott sagt. Denn das Wort Gottes ist lebendig und<br />

wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert (Hebräer 4:12) – es dringt überall<br />

hindurch, wo wir längst keine Chance mehr haben, etwas <strong>zu</strong> erreichen. Da bekommen wir,<br />

was wir brauchen, und nirgendwo anders!<br />

Spornt uns das nicht an, richtig <strong>zu</strong><strong>zu</strong><strong>hören</strong> und alles auf<strong>zu</strong>nehmen, was uns das Wort<br />

Gottes geben kann?<br />

3 Wie mit dem Gehörten umgehen?<br />

Ein drittes gehört allerdings auch noch <strong>zu</strong>m Hören da<strong>zu</strong>. Wie gehen wir mit dem Wort<br />

Gottes um, nachdem wir es gehört haben? Sagen wir “welch ein ermutigendes Wort!”,<br />

gehen dann nach Hause, vergessen es und verhalten uns genauso wie <strong>zu</strong>vor? Das wäre<br />

sicherlich nicht sehr sinnvoll, denn erst das Bewahren des Wortes führt <strong>zu</strong>r Frucht –<br />

darum geht es ja gerade in diesem Gleichnis.<br />

Wir müssen also dafür sorgen, daß wir das Wort so in uns aufnehmen, daß es in uns bleibt<br />

und, wie man so sagt, Wurzeln schlägt. Dabei gibt es allerdings ein paar Hindernisse <strong>zu</strong><br />

überwinden, vor denen Jesus uns warnt. Es gibt <strong>zu</strong>m Beispiel Situationen, da haben wir<br />

ein Wort gehört, das uns anspricht und dann kommt der Teufel und nimmt das Wort von<br />

unseren Herzen weg, auf daß wir nicht glauben und Frucht davontragen. Jesus selbst sagt<br />

uns das: genau dann wenn wir etwas sehr Wichtiges gehört haben, wird der Teufel versuchen,<br />

das Gehörte für uns wieder unwirksam <strong>zu</strong> machen – darauf sollten wir vorbereitet<br />

sein, um es <strong>zu</strong> verhindern.<br />

6


Es gibt ein paar typische Methoden, wie er das versucht.<br />

• Eine davon ist die folgende.<br />

Gerade hast Du etwas gehört, was Dich anspricht. Du siehst den Weg, den Gott Dir<br />

vorschlägt, klar vor Augen.<br />

Plötzlich aber schießen Dir Bedenken und Einwände durch den Kopf: “Bei mir<br />

funktioniert das nicht. Bei mir funktioniert nie etwas. Ich kann das nicht; ich bin <strong>zu</strong><br />

alt dafür, <strong>zu</strong> schwach. Andere Menschen werden mir das unmöglich machen – bei<br />

anderen mag das klappen, aber in meiner Situation ist das anders”. Du sagst “Ja<br />

aber” anstatt – wie es wirklich sein sollte – “Ja Amen”.<br />

Diese ständigen Einwände sind ein beliebter Versuch , Gott nicht <strong>zu</strong> gehorchen <strong>zu</strong><br />

müssen. Statt ihm <strong>zu</strong> glauben, bringen wir unsere Bedenken vor, warum das, was<br />

er verspricht, in unserem Falle nicht klappen soll.<br />

Und schon ist das kostbare Wort wieder weg. Wir haben es achtlos weggeworfen<br />

und der Teufel <strong>hat</strong> es flugs mitgenommen.<br />

• Sehr ähnlich da<strong>zu</strong> ist der ängstliche Unglaube und die Angst vor Enttäuschung,<br />

wenn es darum geht, eine Zusage Gottes ernst<strong>zu</strong>nehmen.<br />

Du betest für etwas, von dem Du sicher sein kannst, daß Gott es Dir versprochen<br />

<strong>hat</strong>. Innerlich denkst Du aber dabei: “Oh, hoffentlich klappt es diesmal”. Schon ist<br />

das Wort, die Zusage Gottes, wieder weg – der Zweifel <strong>hat</strong> es <strong>zu</strong>nichte gemacht.<br />

<strong>Wer</strong> beim Beten zweifelt, der gleicht einer Meereswoge, die vom Wind hin- und<br />

hergetrieben wird, und wird nichts vom Herrn empfangen – heißt es im Jakobusbrief.<br />

Wenn wir Gott nicht <strong>zu</strong>trauen, daß er sein Wort einhält, auch wenn wir nicht sehen,<br />

wie das denn klappen soll, dann trägt der Teufel die Verheißung weg. Für uns <strong>hat</strong><br />

sie keine Wirkung mehr, weil wir ihr nicht glauben.<br />

• Eine dritte Form ist Unaufmerksamkeit. Wie oft vergessen wir schon während der<br />

Predigt, was wir gehört haben? Gerade wenn es wichtig war, dann versucht uns<br />

der Satan, mit allen möglichen anderen Gedanken ab<strong>zu</strong>lenken, auf daß das Gehörte<br />

gleich wieder verschwindet.<br />

Wenn wir auf diese Punkte achten, werden wir die meisten Störversuche des Satans schnell<br />

als solche identifizieren. Und wenn wir darauf vorbereitet sind, können wir verhindern,<br />

daß wertvolle Worte verlorengehen.<br />

Wie aber können wir dafür sorgen, daß das Wort auch Wurzeln schlägt und nicht von den<br />

“Dornen des Lebens” erstickt wird? Was können wir dafür tun, daß wir es so bewahren,<br />

daß es wirklich Frucht bringt?<br />

Nun, das <strong>hat</strong> etwas mit Ausdauer und Verbindlichkeit <strong>zu</strong> tun. Es reicht nicht aus, das Wort<br />

einfach nur <strong>zu</strong> <strong>hören</strong> und sich vor<strong>zu</strong>nehmen, später einmal genauer darüber nach<strong>zu</strong>denken.<br />

Nein, schon während des Gottesdienstes oder auch während des Hauskreises muß eine<br />

Reaktion auf das Gehörte stattfinden. Wir müssen uns festlegen – festlegen darauf, wie<br />

wir das Wort Gottes, das wir verstanden haben, umsetzen wollen. Erst, wenn wir uns<br />

festlegen, daß wir das Wort Gottes wirklich ernstnehmen wollen, kann es in uns Wurzeln<br />

schlagen.<br />

Ich will ein paar einfache Beispiele nennen:<br />

7


• Wenn ich begriffen habe, daß ich bestimmten Menschen vergeben muß oder sie um<br />

Vergebung bitten sollte, dann lege ich mich fest, dies noch in dieser Woche <strong>zu</strong> tun<br />

• Wenn ich begriffen habe, daß ich im Glauben nur wachsen kann, wenn mich öfter als<br />

einmal in der Woche mit anderen Christen treffe, dann sollte ich mich festlegen, mich<br />

einem der kleineren Kreise an<strong>zu</strong>sschließen – einem Hauskreis, je nach Alter auch der<br />

Jugend oder dem Seniorenkreis – oder wenigstens verbindlich <strong>zu</strong>m Gemeindeabend<br />

an jedem zweiten Donnerstag <strong>zu</strong> kommen.<br />

• Wenn ich erkannt habe, daß mein Glaube ohne praktische Umset<strong>zu</strong>ng wirkungslos<br />

wird – hier<strong>zu</strong> empfehle ich Jakobus 2:26 und denn Kontext <strong>zu</strong> lesen – dann sollte ich<br />

mich festlegen und einmal in der Gemeinde fragen, wo<strong>zu</strong> ich gebraucht werden kann,<br />

und dann auch einmal tun, was man mir vorschlägt, selbst wenn es mir unvertraut<br />

ist. Das kann durchaus sehr praktisch sein – Gelegenheiten gibt es hier<strong>zu</strong> genug.<br />

• Wenn mir klar wird, daß ich mein Leben Gottes Führung unterordnen sollte und<br />

noch nie verbindlich festgelegt habe, daß ich dies wirklich tun will, dann sollte ich<br />

den Entschluß fassen, mich in aller Öffentlichkeit – <strong>zu</strong>m Beispiel durch die Taufe –<br />

<strong>zu</strong> Jesus Christus als meinem Herren <strong>zu</strong> bekennen.<br />

Ich könnte diese Liste beliebig fortsetzen. Wichtig ist, daß eine konkrete Reaktion erfolgt.<br />

Ansonsten bleibt es bei frommen Gedanken, die nachher nicht verwirklicht werden und<br />

uns in ein schlechtes Gewissen treiben.<br />

Hilfreich ist vielleicht auch, wenn wir uns notieren, worauf wir uns festgelegt haben, oder es<br />

einer Person unseres Vertrauens mitteilen. Das ist immer dann gut, wenn die ursprüngliche<br />

Begeisterung nach einigen Tagen wieder weggehen und unser Entschluß kraftlos werden<br />

möchte. Denn es hilft uns, erneut mit dem konkreten Entschluß in die Gegenwart <strong>zu</strong> Gottes<br />

gehen und eine Zuversicht <strong>zu</strong> entwickeln, die tragfähiger ist als der spontane Gedanke.<br />

Und dann werden wir sehen, wie das Wort, auf das wir uns verlassen haben, tatsächlich<br />

in Erfüllung geht. Denn wir haben das Versprechen Gottes, glauben daran, gehen unsere<br />

kleinen Schritte, und überlassen die endgültige Erfüllung des Versprechens Gott selbst –<br />

ohne Angst davor, enttäuscht <strong>zu</strong> werden.<br />

Genau das ist Frucht bringen mit Ausdauer.<br />

Das Vertrauen und die Hoffnung auf Gottes Verheißungen und die Freude darauf, das Ziel<br />

eines Tages erfüllt <strong>zu</strong> sehen, werden uns dann die Kraft geben, auch über längere Zeit auf<br />

ein Ziel <strong>zu</strong><strong>zu</strong>gehen, bei dem es eine ganze Zeit lang kaum Fortschritte gibt.<br />

Deshalb meine Bitte <strong>zu</strong>m Schluß: laß Dich von Gott dahin stellen, wo er Dich brauchen<br />

will, und Du wirst sehen, daß Du wachsen und Frucht bringen wirst. Gott <strong>hat</strong> noch viel<br />

für Dich in Reserve – nimm es in Anspruch!<br />

AMEN<br />

8

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