Geschichte des Bergbaus in Bolivien - CCA Monatsblatt
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Reise<br />
kurzen, weiten Ärmeln e<strong>in</strong>en zweiten roten Poncho, dazu die rote Chullu.<br />
Die langen Haare s<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>em Zopf geflochten. „Die Frauen s<strong>in</strong>d ähnlich<br />
angezogen, über schwarzen Unterkleidern leuchtet e<strong>in</strong> hellroter Überhang,<br />
der mit großen silbernen Löffeln (topos) zusammengehalten wird und am<br />
Kopf f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> rotes Stirnband (hu<strong>in</strong>cha)“. Was f<strong>in</strong>den wir vor? E<strong>in</strong><br />
ziemlich verlassenes und fast verkommenes Dorf, die Häuser heute mit<br />
Wellblech bedeckt und die Gruppe von Männern, die vor e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />
Laden an der Plaza ihren Nachdurst vom Wochenende stillen, tragen ke<strong>in</strong>e<br />
roten Ponchos und Chullus mehr, vielleicht noch zu den Festen? Wie sich<br />
die Zeiten ändern.<br />
H<strong>in</strong>ter Amarete führt der Weg weiter bergauf. Wir passieren e<strong>in</strong>en<br />
ersten Pass auf 4700 m Höhe mit dem typischen Gletschersee Tolcacola,<br />
folgen dann e<strong>in</strong>er Verebnung mit halbwüstenhafter Vegetation. Die<br />
zweite Passhöhe, Alba genannt, liegt nur unwesentlich tiefer, sie bildet<br />
die Wasserscheide zwischen dem Rio Camata im Norden und dem Rio<br />
Llica, später Rio Consata im Süden. Hier am Pass kreuzen sich uralte<br />
Verb<strong>in</strong>dungswege, die bis zum Anfang <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts aus Pfaden<br />
für die Mulakarawanen bestanden. So wurde Fleisch und Wolle aus dem<br />
südperuanischem Altiplano <strong>in</strong> die fruchtbaren Talregionen am Osthang der<br />
bolivianischen Kordillere transportiert und im Gegenzug Mais und Zucker<br />
nach Peru.<br />
Die Wege s<strong>in</strong>d erstaunlich gut und zum Teil gepflastert, da ist, jedenfalls<br />
<strong>in</strong> dieser Gegend, <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren viel <strong>in</strong> den ländlichen Straßenbau<br />
<strong>in</strong>vestiert worden. Und dann geht es langsam aber beständig wieder<br />
bergab, die Vegetation wird üppiger, wir durchfahren die Buschzone mit<br />
immergrünen Sträuchern und reichlich Kronleucher-Kakteeen, noch weiter<br />
unten schalten sich richtige Bäume wie u.a. Quewiña, Molle, Algarrobos<br />
sowie dem Johannisbrotbaum Pacay e<strong>in</strong>. Kurz nach 16.00 Uhr treffen wir<br />
Aucapata e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Ort hoch über demTal <strong>des</strong> Rio Llica gelegen.<br />
Von hier aus werden wir am folgenden Tag die Stadt und Festung Iskanwaya<br />
der Mollo-Kultur besichtigen. Darüber und über unsere Rückreise nach<br />
Cochabamba wird im nächsten <strong>Monatsblatt</strong> berichtet werden.<br />
Christian Neumann-Redl<strong>in</strong><br />
Cochabamba<br />
Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />
90<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013