Geschichte des Bergbaus in Bolivien - CCA Monatsblatt
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Kultur<br />
“Todos los días la noche” – oder: Aller<br />
Tage ist Nacht<br />
e<strong>in</strong> Dokumentarfilm von Jean-Claude Wicky<br />
Zunächst sieht man nur Gesichter, schwarz-weiβ Fotografien von Gesichtern, glatten<br />
und jungen, aber auch alten und zerfruchten, schmutzverkrusteten, verschwitzten<br />
und verhärmten Gesichtern, mit den von Coca-Blättern ausgebeulten Wangen und<br />
leuchtenden Augen, die Eschöpfung aber auch Würde und Stolz ausstrahlen. Und<br />
die Stimme von Jean-Claude Wicky aus dem Off, der erzählt.<br />
1974 kam er als junger Rucksackreisender erstmals<br />
nach <strong>Bolivien</strong>. Der Besuch e<strong>in</strong>er Bergbaum<strong>in</strong>e berührte<br />
ihn so stark, dass er entschied, e<strong>in</strong>e Fotoreportage über<br />
das Leben der Bergarbeiter <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> zu machen.<br />
10 Jahre später kam er zurück und begann mit se<strong>in</strong>en<br />
Kameras und se<strong>in</strong>er speziellen Beleuchtung <strong>in</strong> die<br />
M<strong>in</strong>en abzutauchen, um die Bergarbeiter abzulichten.<br />
Von 1984 bis 2001 kehrte er immer wieder für Monate<br />
nach <strong>Bolivien</strong>, um 30 verschiedene Bergwerke und den<br />
dazugehörigen Ortschaften kennen zu lernen, deren<br />
Arbeiter und Familien zu begleiten und ihr Leben, ihre Welt, ihre Hoffnungen, ihre<br />
Freuden und Leiden, ihren Kampf auf Fotos zu bannen.<br />
Er gewann ihr Vertrauen, <strong>in</strong>dem er Tag für Tag mit den Bergarbeitern <strong>in</strong> die<br />
Tiefen der Bergwerke abstieg, durch enge und niedrige Korridore kroch, immer mit<br />
der Angst, dass alles e<strong>in</strong>stürzen könnte. Neben diesen tagtäglichen Schwierigkeiten<br />
und Mühen wusste er selbst nicht, wie er die Feuchtigkeit, die Hitze, den Geruch<br />
<strong>des</strong> M<strong>in</strong>erals, die unglaubliche Dunkelheit würde ablichten können. E<strong>in</strong>e wahrhaft<br />
titanische Aufgabe hatte sich Wicky gestellt.<br />
Am Ende e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>er Aufenthalte, glaubte er, nicht genügend gute Fotos zu<br />
haben, so dass er sich e<strong>in</strong>e Woche lang zu zwei Schichten pro Tag <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e<br />
Colquiri gesellte. Er stieg um 6 Uhr morgens ab, als es noch dunkel war und kehrte<br />
um 23 Uhr erst wieder an die Erdoberfläche, als es bereits wieder dunkel war. Diese<br />
Erfahrung gab se<strong>in</strong>em Film den Titel „Todos los días la noche“. In dieser Woche<br />
entstand auch e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>er berühmtesten Bilder, die <strong>des</strong> Bergarbeiter, der halbnackt<br />
e<strong>in</strong>en Wagen voller M<strong>in</strong>eral durch e<strong>in</strong>en Tunnel schiebt.<br />
Se<strong>in</strong>e Arbeit über die M<strong>in</strong>en <strong>Bolivien</strong>s endeten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fotoaustellung und <strong>in</strong><br />
<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />
77 Der Bettler auf dem goldenen Thron