Geschichte des Bergbaus in Bolivien - CCA Monatsblatt
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Serie<br />
Deutsch-Bolivianische Begegnung beim Pflügen <strong>des</strong> Kartoffelackers<br />
Im Juni und Juli werden <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> die kle<strong>in</strong>en Äcker für die nächste<br />
Kartoffelaussaat gepflügt. Vor zwei Jahren habe ich selbst zur Spitzhacke<br />
gegriffen und die groben Schollen zerkle<strong>in</strong>ert. Bei e<strong>in</strong>er Wanderung von<br />
Pampahasi nach Irpavi kam ich an e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Acker vorbei. Ich grüßte<br />
die Leute und e<strong>in</strong>e Frau zeigte mir ihre Spitzhacke mit der Aufforderung,<br />
mitzuhelfen. Ich legte me<strong>in</strong>e Sachen ab und half bis zum Schluss mit.<br />
Die Menschen waren natürlich überrascht, dass ich an diesem Steilhang so<br />
problemlos mitarbeiten konnte. Sie konnten ja nicht wissen, dass ich <strong>in</strong> der<br />
Landwirtschaft ohne Traktor, aber mit Pferdefuhrwerk und viel Handarbeit<br />
aufgewachsen b<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> junger Mann führte das Ochsengespann und der<br />
andere lenkte den e<strong>in</strong>fachen hölzernen E<strong>in</strong>schar-Pflug. Wir anderen acht<br />
Personen mussten immer wieder die größeren Brocken mit der Spitzhacke<br />
zerkle<strong>in</strong>ern. Nachdem das Feld umgeackert war, wurden die Ochsen<br />
ausgespannt und bekamen e<strong>in</strong> Büschel Hafer. Neben dem Feld wurde e<strong>in</strong><br />
großes Tuch ausgebreitet und es gab Mittagessen. Es gab verschiedene<br />
Kartoffelsorten, e<strong>in</strong>e halbe Kochbanane und e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Stück Fleisch.<br />
Nach Aussaat oder Ernte verlassen immer wieder Bauern auf dem<br />
Altiplano ihre Geme<strong>in</strong>den für viele Wochen. Im Tiefland <strong>des</strong> Chapare<br />
verd<strong>in</strong>gen sie sich als Tagelöhner, um Kokablätter zu ernten. Andere<br />
arbeiten im benachbarten Chile als Handlanger auf dem Bau. S<strong>in</strong>d die<br />
Ernten schlecht oder gehen die Nahrungsmittelvorräte zu Ende, bleiben die<br />
Bauern länger von zu Hause fern, um Geld für Lebensmittel zu verdienen.<br />
Existenzgrundlage ist und bleibt der kle<strong>in</strong>e Bauernhof, wo alles produziert<br />
wird, was zum Überleben nötig ist. Nur den wenigsten Bauern gel<strong>in</strong>gt es,<br />
Ernteüberschüsse auf dem Markt zu verkaufen.<br />
Das größte Problem auf dem Altiplano ist die Wasserknappheit. Regnet<br />
es nicht, dann wachsen ke<strong>in</strong>e Gräser mehr auf den Weideflächen und<br />
man kann se<strong>in</strong>e Schafe, Lamas, R<strong>in</strong>der und Esel nicht mehr ernähren.<br />
Auch der nahegelegene Fluss wird dann zum R<strong>in</strong>nsal. Natürlich haben<br />
die Aymaras verblüffende Konservierungstechniken z.B. für Kartoffeln<br />
und Hülsenfrüchte entwickelt. Aber wenn die Trockenzeiten zu lange<br />
werden, gehen auch die Vorräte zur Neige. Dann herrscht Hunger. Durch<br />
Bewässerungskanäle kann man das Schlimmste verh<strong>in</strong>dern und es kommen<br />
an e<strong>in</strong>igen Orten dann noch e<strong>in</strong> paar Ackerflächen für Kartoffeln h<strong>in</strong>zu.<br />
Doch das ist nicht überall möglich.<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />
65 Der Bettler auf dem goldenen Thron