Geschichte des Bergbaus in Bolivien - CCA Monatsblatt

Serie
und sind Gemeinschaftsbesitz der Dorfgemeinde. In Fronarbeit werden die
Kartoffeln gegraben, erlesen und nach einem vorbestimmten Schlüssel unter
die Gemeindeglieder aufgeteilt. Am meisten erhalten die alteingesessenen
Familien, die «originarios», weniger die «agregados», das sind diejenigen,
die später Land in der Gemeinde gekauft haben, und noch weniger die
«kantu runa», die zugezogenen Bewohner ohne Besitzansprüche.
Früher mühevolle Handarbeit in Deutschland
Auch in Deutschland lief die Ernte über Generation in der gleichen
mühevollen Handarbeit ab wie in Bolivien. Die Kartoffel erfordert
schon beim Pflanzen, Häufeln, Hacken bis hin zur Ernte einen hohen
Arbeitsaufwand. Wenn sich das Kartoffelkraut gelb oder braun färbt, dann
ist Zeit für die Ernte.
Kartoffelernte 1925 bei Zwiesel in Bayern
Kartoffelernte 1977 in Franken - mit
Kartoffelroder und Pferdegespann
Die ganze Familie, Verwandte und Nachbarn waren mit eingespannt.
Meine Eltern bekamen noch als Schulkinder „Kartoffelferien“ und mussten
statt zur Schule zu gehen wochenlang Kartoffeln auflesen. Dies war nicht
immer leicht, vor allem bei tagelangem Regenwetter oder wenn der
Nachtfrost zu früh kam und die Frucht geschädigt war. So musste auch ich
noch als Schuljunge erst am Nachmittag die Kartoffeln mühevoll von der oft
nassen Scholle heraus holen und in den Körben nach Größen sortieren. Erst
wenn abends die Säcke im Keller ausgeleert waren, ging es in der nächsten
Schicht an die Hausaufgaben. Mit der Einführung von Kartoffelrodern,
die zunächst von Pferden und später vom Traktor gezogen wurden, fiel
die Spitzhacke weg und die Arbeit wurde spürbar erleichtert. Erst in den
letzten vier Jahrzehnten kam mehr Technik dazu und nun erledigen die
einst mühevolle Arbeit die vollautomatischen Erntemaschinen. So hat sich
der Arbeitsaufwand im Kartoffelanbau deutlich gesenkt.
Der Bettler auf dem goldenen Thron
64
Monatsblatt 1/2013