Geschichte des Bergbaus in Bolivien - CCA Monatsblatt
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Titel<br />
In Potosí wurde das Silber nicht nur abgebaut, sondern auch zu Münzen<br />
geprägt. Hier wurde im Jahre 1572 die Casa Real de la Moneda, die königliche<br />
Münze, errichtet, die lange Zeit e<strong>in</strong>e der wichtigsten Münzprägungsstätten<br />
der damaligen Welt war. Die spanischen Kolonisatoren förderten riesige<br />
Edelmetallmengen aus dem Berg, die sie <strong>in</strong> die ganze Welt verschifften.<br />
Der Reichtum der M<strong>in</strong>e zog ungeheure Menschenmassen <strong>in</strong> die unwirtliche<br />
Hochgebirgssteppe. Zwischen 1611 und 1650 zählte Potosí 120.000 bis<br />
150.000 E<strong>in</strong>wohner, wovon ca. 13.500 Menschen unter Tage Silber fördern.<br />
Da <strong>in</strong> der kargen Umgebung der Puna auf 4.000 m über dem<br />
Meeresspiegel ke<strong>in</strong>e Landwirtschaft im großen Stil möglich war und<br />
e<strong>in</strong>e relativ kaufkräftige große E<strong>in</strong>wohnerzahl versorgt werden musste,<br />
entstand e<strong>in</strong>e völlig andersartige Wirtschafts- und Sozialstruktur: Der<br />
größte Teil der Bevölkerung beschäftigte sich mit dem Heranschaffen<br />
und Handeln von Lebensmitteln und anderen Gütern, wie Bau- und<br />
Brennholz, Schwarzpulver, Coca und dem Abtransport <strong>des</strong> Silbers auf<br />
weite Distanzen. So wurde das Silber über Lima nach Europa oder über<br />
Mexico und Manila nach Ch<strong>in</strong>a verschifft. Alle<strong>in</strong> nach Ch<strong>in</strong>a flossen<br />
circa 50 % <strong>des</strong> <strong>in</strong> Potosí gewonnen Silbers im Tausch gegen Luxusgüter<br />
wie Seide und Porzellan. Die Veränderungen der Sozialstruktur aufgrund<br />
der veränderten Wirtschaftsweise hatten tiefgreifende Folgen, sie<br />
zerstörten bestehende Sozialsysteme und Produktionsweisen. Ganze<br />
Regionen wurden entvölkert, da der Bergbau unter Tage Arbeitskräfte<br />
verschlang. Zudem führte der spanische Vize-König Francisco Toledo<br />
auf se<strong>in</strong>er Reise durch das heutige <strong>Bolivien</strong> 1572-1576 das System der<br />
präkolumbianischen Zwangsarbeit wieder e<strong>in</strong> (die sogenannte „Mita“).<br />
Um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen, mussten die arbeitsfähigen<br />
Männer aller <strong>in</strong>digenen Dorfgeme<strong>in</strong>schaften e<strong>in</strong>e festgelegte Anzahl an<br />
Arbeitstagen pro Jahr an die Krone <strong>in</strong> den Bergwerken ableisten.<br />
Zu Lasten der Umwelt<br />
Durch den Abbau <strong>des</strong> Silbers entstanden irreversible Schäden an der Umwelt,<br />
die bis auf den heutigen Tag sichtbar s<strong>in</strong>d. So schätzen Historiker wie D.<br />
Bocangel (2007), dass zur Silbergew<strong>in</strong>nung alle<strong>in</strong> zwischen 1572 und 1650<br />
mehr als 40.000 Tonnen Quecksilber e<strong>in</strong>gesetzt wurden. Dieses wurde mit<br />
der E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> Amalgamprozesses ab 1572 aus der Quecksilberm<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />
Huancavelica, Perú, herbeigeschafft. Quecksilber ist höchst giftig, gelangt<br />
über die Atemwege und die Haut <strong>in</strong> den menschlichen Organismus und<br />
lagert sich über das Abwasser auch <strong>in</strong> der Nahrungsmittelkette ab. Zum<br />
Der Bettler auf dem goldenen Thron<br />
6<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013