Geschichte des Bergbaus in Bolivien - CCA Monatsblatt
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Aktuell<br />
Gruppe II: Interviewpartner mit Berufserfahrung<br />
Zunächst wurden <strong>in</strong> dieser Gruppe die selben Fragen gestellt wie bei den<br />
„voluntarios“. Im Anschluss daran kamen aber noch weiterführende Fragen<br />
<strong>in</strong> Bezug auf ihre langjährige, professionelle Auslandserfahrung auf.<br />
Obwohl alle diese Europäer ihre unterschiedlichen Interessen und<br />
H<strong>in</strong>tergründe haben, die sie nach Chuquisaca gebracht haben, ist ihnen<br />
doch e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>sam: die Selbstbestimmtheit und der manchmal geradezu<br />
trotzig erkämpfte eigene Weg fernab von allen ausgetretenen Pfaden. Auch<br />
hier war oft nicht Südamerika das erste Ziel <strong>des</strong> Auslandsaufenthalts. So<br />
bei Christ<strong>in</strong>a zum Beispiel, die vorher mehrere Male <strong>in</strong> Australien war,<br />
bevor sie sich den Wunsch e<strong>in</strong>es Late<strong>in</strong>amerikaaufenthaltes erfüllte.<br />
Andere wiederum s<strong>in</strong>d auf der Suche nach e<strong>in</strong>em alternativen Leben. E<strong>in</strong>er<br />
Alternative zu Europa als e<strong>in</strong>e Flucht aus der post<strong>in</strong>dustriellen Gesellschaft<br />
mit ihrem hohen Organisationsgrad und ihrem enormen Ausbildungs- und<br />
Berufsstress, gleichermaßen für Frauen wie für Männer.<br />
<strong>Bolivien</strong> ist nach wie vor agrarisch geprägt, an manchen kle<strong>in</strong>en Orten<br />
sche<strong>in</strong>t die Zeit stehen geblieben zu se<strong>in</strong>. Straßenecken mit Frauen, die auf<br />
der Erde sitzen und ihre selbst gezogenen Bohnen und Rettiche <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />
Häufchen vor sich aufgetürmt haben, könnten auch aus dem europäischen<br />
Mittelalter se<strong>in</strong>. Überall Babies <strong>in</strong> Schultertüchern und tollpatschige<br />
Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der, die auf der Erde krabbeln und jeden anlächeln - ist das e<strong>in</strong><br />
Versprechen von mehr Glück? Alte Menschen an Kirchenpforten, denen<br />
von den Gläubigen Almosen gegeben werden - zeigt das mehr Nähe unter<br />
Menschen? In Europa wird Armut schließlich vom Sozialamt bürokratisch<br />
weggeregelt. Christ<strong>in</strong>e hat bei ihrem ersten Aufenthalt genau das erlebt:<br />
“…diese Freundlichkeit, diese Offenheit, dieses entspannte, stressfreie,<br />
dieses andere Leben…. Ich hab meditiert, gelesen und lauter nette, liebe<br />
Menschen waren um mich rum…ich war verzaubert, ich war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
anderen Welt!“<br />
Vieles wird nach dem <strong>Bolivien</strong>aufenthalt als überflüssig angesehen:<br />
„Die Geschäfte (<strong>in</strong> Deutschland), der Überkonsum hat mich erschlagen.<br />
70 (!) Duschgels im Drogeriemarkt Müller!, ich war total erschlagen,<br />
ch habe das <strong>in</strong> Frage gestellt….“ Die Hotelmanager<strong>in</strong>, die über<br />
Urlaubsaufenthalte den Weg <strong>in</strong> die bolivianische Arbeitsrealität gegangen<br />
ist, blickt nach e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong> <strong>Bolivien</strong> mit realistischeren Augen auf die<br />
alltäglichen Herausforderungen. Im Arbeitsleben kommen schon e<strong>in</strong>mal<br />
Enttäuschungen und Frustrationen auf, die das Bild vom Leben auf dem<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />
57 Der Bettler auf dem goldenen Thron