Geschichte des Bergbaus in Bolivien - CCA Monatsblatt
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Titel<br />
Wir g<strong>in</strong>gen im Gänsemarsch <strong>in</strong> die enge M<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Unsere Stiefel<br />
sanken <strong>in</strong>s Wasser, als wir liefen, und unsere Füße wurden kalt. Wir liefen<br />
gebeugt und versuchten, uns nicht den Kopf an den unregelmäßigen<br />
Ste<strong>in</strong>en der Decke zu stoßen. Auf diese Weise erreichten wir e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren<br />
trockenen Teil. Unsere Füße waren jetzt nicht mehr kalt, aber der Staub<br />
<strong>in</strong> der Umgebung brachte uns die ganze Zeit zum Niesen. Der Weg<br />
wurde immer enger und wir mussten uns mehr und mehr bücken, um<br />
weiterzulaufen. Die Temperatur stieg immer mehr an, und ich war froh,<br />
dass ich nur e<strong>in</strong>e dünne Bluse anhatte.<br />
Am Ende unseres Weges fanden wir den „Tio“, den Gott der M<strong>in</strong>e.<br />
Die Bergarbeiter bieten ihm Gaben an, damit er im Gegenzug gute<br />
M<strong>in</strong>eraliengänge gibt. Es ist e<strong>in</strong>e große Teufelsstatue mit zwei Hörnern,<br />
voll mit Konfetti, Koka und anderen Gaben. Der Führer zündete e<strong>in</strong>e<br />
Zigarette an und legte sie <strong>in</strong> den Mund dieses Teufels, dann goss er Koka<br />
und Alkohol auf die Arme. Dann machten wir alle die Lichter aus und<br />
der Führer erzählte uns Erlebnisse und <strong>Geschichte</strong>n der M<strong>in</strong>e. Danach<br />
schenkten wir die Getränke und die Koka den Bergarbeitern, die an uns<br />
vorbei liefen.<br />
Wir g<strong>in</strong>gen durch e<strong>in</strong>en anderen Tunnel raus und sahen das Tageslicht<br />
nach ca. 45 m<strong>in</strong> Dunkelheit. Es ist schwer zu glauben, dass die Bergarbeiter<br />
so lange Zeit <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e bleiben und nur e<strong>in</strong>e kurze Zeit rauskommen.<br />
Raquel Orias<br />
Ich fühlte mich sehr schlecht, als wir an der M<strong>in</strong>e ankamen, wegen der<br />
Höhe, denn die M<strong>in</strong>e liegt ca. 4400m über NN. Es war kalt, obwohl die<br />
Sonne schien, weil der W<strong>in</strong>d sehr stark war. Die M<strong>in</strong>e machte mir Angst,<br />
nicht nur wegen der <strong>Geschichte</strong>n, die wir gehört hatten, sondern auch,<br />
weil ich sah, wie die Umgebung aussah und wie die Leute dort lebten. Der<br />
Besuch der M<strong>in</strong>e war freiwillig, da er wegen der Instabilität <strong>des</strong> Berges<br />
nicht ungefährlich ist, aber schließlich nahm ich me<strong>in</strong>en Mut zusammen<br />
und g<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />
Der Boden <strong>in</strong> der M<strong>in</strong>e war nass, mit jedem Schritt wurde es dunkler,<br />
bis man nichts mehr sehen konnte, aber zum Glück hatten wir e<strong>in</strong>e Lampe,<br />
die uns den Weg zeigte. Der Weg wurde immer schlechter und Staub und<br />
M<strong>in</strong>eralien schwebten <strong>in</strong> der Luft, so dass wir alle husten mussten. An<br />
manchen Stellen konnte ich kaum gehen, obwohl ich mich bückte, und<br />
<strong>Monatsblatt</strong> 1/2013<br />
41 Der Bettler auf dem goldenen Thron