Geschichte des Bergbaus in Bolivien - CCA Monatsblatt

Titel
Potosí und Rio Mulatos mit vulkanischen Aschen und Laven überdeckte,
sondern auch mit der „Karikari“ eine riesige Caledera hinterließ. Am
nordwestlichen Rand dieses Einbruchskraters liegt der legendäre Cerro
Rico de Potosí, die wohl immer noch größte bekannte Silberlagerstätte der
Welt.
Die Ansichten über die Geologie der Anden haben sich erst
in den letzten 20 Jahren völlig verändert und zu einem neuen
Verständnis der Lagerstättenbildung geführt. Daraus wurden dann
neue Explorationsmethoden entwickelt, die in vielen Ländern sehr
erfolgreich angewendet wurden. Leider hat Bolivien auch im Bereich der
Grundlagenforschung den Zug verpasst, so dass die Forschung auf dem
Stand von Ende des 20. Jahrhunderts stehen geblieben ist. Erschwerend
kommt noch hinzu, dass die wenigen gut ausgebildeten Fachkräfte in besser
bezahlte Jobs ins benachbarte Ausland gewechselt sind. Dieser „braindrain“
konsolidiert den niedrigen Kenntnis- und Ausbildungsstand in diesem für
Bolivien so wichtigen Sektor, zumal die staatlichen Bemühungen dies zu
verbessern eher begrenzt sind.
Wenn man an Rohstoffe und Bergbau denkt, denken wir dabei oft nicht
an die Stoffe, mit denen jeder von uns täglich zu tun hat: Industrieminerale,
Baurohstoffe, Ornamentgesteine und andere nichtmetallische Rohstoffe.
Tatsächlich ist jedoch deren volkswirtschaftliche Bedeutung deutlich
größer als die der metallischen Rohstoffe. Die Wertschöpfung aller
Rohstoffe – mit Ausnahme der Energierohstoffe – wird weltweit von über
80 % von solchen nichtmetallischen Rohstoffen und Eisen (oft in Form
von Baustahl) geschaffen. Gerade in einem Entwicklungsland wie Bolivien
sollte solchen Rohstoffen größere Beachtung geschenkt werden, da die
wirtschaftliche Entwicklung zu einem großen Teil von Maßnahmen in
Infrastruktur und Bauwirtschaft getragen wird. Lithium ist wohl wertvoll,
man kann damit aber keine Straßen bauen, und mit Gold und Silber lassen
sich keine Krankenhäuser oder Schulen erstellen. Dafür werden andere
Rohstoffe benötigt, die uns meist irrtümlich als trivial erscheinen.
Dr. Reinhard Rössling
Diplomgeologe
Monatsblatt 1/2013
15 Der Bettler auf dem goldenen Thron