30.12.2013 Aufrufe

Grundlagen primärer Prävention oraler Krankheiten Das behinderte ...

Grundlagen primärer Prävention oraler Krankheiten Das behinderte ...

Grundlagen primärer Prävention oraler Krankheiten Das behinderte ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Berlin 23.und 24. April 2004<br />

Internationales Symposium zur zahnärztlichen Betreuung<br />

von Menschen mit Behinderungen<br />

Möglichkeiten zahnmedizinischer Prophylaxe für<br />

Patienten mit Behinderungen<br />

Universitätsmedizin Berlin Charité<br />

Zentrum für Zahnmedizin<br />

Abt. Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin<br />

(stellv. Leiter: Prof. Dr. K.-R. Jahn)<br />

Dr. Imke Kaschke


Besondere Bedeutung der Zahnärztlichen Prophylaxe<br />

Der Patient mit Behinderungen:<br />

• Häufig mangelnde Behandlungskooperativität<br />

• Angst vor der Behandlung<br />

• Fehlende Akzeptanz für Zahnersatz<br />

• Oft eingeschränkte Zahn- und Mundhygiene<br />

• Erhöhtes Risiko für Karies- und Parodontalerkrankungen<br />

• Notwendigkeit der Unterstützung durch Dritte<br />

Ziel<br />

- Gewährleistung des langfristigen Zahnerhalts<br />

- eine der Behinderung angepasste Zahn- und Mundgesundheit


Präventiv - zahnärztliche Maßnahmen<br />

• Zahn- und<br />

Mundhygiene<br />

2. Fluoridierung<br />

• Ernährungslenkung<br />

4. Regelmäßiger<br />

Zahnarztbesuch/<br />

Recall<br />

Lebenslange individuelle und mehrstufige<br />

zahnmedizinische Prophylaxe !


1. Zahn- und Mundhygiene<br />

• Auswahl der richtigen<br />

Zahnbürste<br />

• Anwendung von Hilfsmitteln<br />

• Geeignete Putztechniken<br />

• Die geeignete Zahnpasta<br />

• Die richtige Putzzeit<br />

• Durchführung der täglichen<br />

Zahnpflege


Die Auswahl der Zahnbürsten<br />

Zähnebürsten als einfachste<br />

und effektive Methode der<br />

Plaqueentfernung und zur<br />

Vermeidung von<br />

Zahnhartgewebs- und<br />

Parodontalerkrankungen.<br />

Körperliche und / oder geistige Behinderungen<br />

Können häufig Ursache für ungenügende<br />

Zahnputzergebnisse sein.


Anforderungen an moderne<br />

Zahnbürsten:<br />

Zahnbürsten<br />

• Abgerundetes Kopfende, um<br />

Verletzungen zu vermeiden.<br />

• Nicht zu kleiner Bürstenkopf,<br />

um bei verkürzter<br />

Putzzeit eine angepasste<br />

Reinigung zu ermöglichen.<br />

• Verdickter Bürstengriff,<br />

da bei vielen Patienten mit<br />

Behinderungen gestörte<br />

Feinmotorik vorliegt.


Kaschke I., Zeller A., Roulet J.-F.: Nov. 2000<br />

Die Putzeffektivität unterschiedlicher Zahnbürsten in einer<br />

Gruppe von Patienten mit speziellen Behinderungen<br />

Ziel der Studie:<br />

Bestimmung der klinischen<br />

Effektivität und Eignung zur<br />

Plaqueentfernung von<br />

zwei Hand- und<br />

einer elektronischen<br />

Zahnbürste<br />

für Menschen mit<br />

körperlichen und/oder<br />

geistigen Behinderungen.<br />

• Dreiköpfige<br />

Zahnbürste<br />

(Superbrush)<br />

• Elektronische<br />

Zahnbürste<br />

(Teledyne Water<br />

Pik Sonic Speed<br />

Plaque Remover /<br />

Sen Sonic)<br />

• herkömmliche<br />

Handzahnbürste<br />

(Oral-B 35)


Probandengruppen<br />

36 Patienten mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung<br />

( 18 - 45 Jahre)<br />

Gruppe A: Patienten, die selbständig<br />

die Zahnpflege vornehmen können.<br />

„ Selbstputzer“<br />

Gruppe B: Behinderte, die in der<br />

Lage sind, durch Fürsorge und Hilfe<br />

Dritter ihre Zähne selbst zu<br />

reinigen . „Hilfsputzer“<br />

Gruppe C : Schwer- und Schwerst<strong>behinderte</strong>,<br />

die bei der Zahnpflege<br />

ständig auf Hilfen Dritter<br />

angewiesen sind. „Fremdputzer“


Ergebnisse: Plaqueindex (PI)<br />

Gruppe B und C<br />

(„Hilfsputzer“ und „Fremdputzer“)<br />

QUIGLEY-HEIN-INDEX<br />

QHvest-Superbrush S<br />

Differenzen wurden hinsichtlich des<br />

Plaqueindex (PI) festgestellt:<br />

QH-S,-O,-T**<br />

QH-S


Schlußfolgerungen: Plaqueindex<br />

Dreiköpfige Zahnbürste<br />

“Superbrush”:<br />

Plaque wird effektiver<br />

von Glattflächen bei<br />

Patienten entfernt, die<br />

ihre Zähne mit Hilfe einer<br />

anderen Person bürsten<br />

oder die nicht selbst<br />

bürsten können und das<br />

Zähneputzen durch<br />

Hilfspersonen ausgeführt<br />

wird.<br />

5<br />

QH-S,-O,-T**<br />

10<br />

15<br />

20<br />

QUIGLEY-HEIN-INDEX Fremdputzen<br />

QH-S


Zahnputztechnik<br />

Rotationstechnik (Fonestechnik)<br />

• Ist relativ einfach zu erlernen.<br />

• Bringt gute<br />

Reinigungsergebnisse.<br />

• Kann gut geübt werden:<br />

Fingerspiele und Malen kleiner Kreise<br />

zur Verbesserung der Feinmotorik<br />

• Für viele Betreuer/Angehörige<br />

ist Rotationstechnik gut<br />

anwendbar.<br />

Individuelle Entscheidung !


Die Arbeit mit den Patienten<br />

• Menschen mit Schwerund<br />

Schwerstbehinderungen,<br />

die bei<br />

der Zahnpflege<br />

teilweise oder ständig<br />

auf Hilfen Dritter<br />

angewiesen sind<br />

• Menschen mit<br />

Behinderungen, die in<br />

der Lage sind, durch<br />

Fürsorge und Hilfe<br />

Dritter ihre Zähne<br />

selbst zu reinigen<br />

• Patienten, die<br />

selbständig die<br />

Zahnpflege vornehmen<br />

können.<br />

• 1. Gruppe:<br />

nur mit besonderer<br />

Zuwendung in<br />

Einzelbetreuung<br />

• 2. Gruppe:<br />

ständige Hinweise und<br />

Hilfen<br />

• 3. Gruppe:<br />

Einweisung,<br />

Motivation,<br />

selbständige<br />

Zahnpflege


Hilfsmittel


Die geeignete Zahnpasta<br />

individuelle Auswahl<br />

Dabei beachten:<br />

- Viele Behinderte können<br />

nicht richtig ausspülen !<br />

- Häufig wird Wasser mit<br />

Pastenresten verschluckt !<br />

- Zahnpasta kann von vielen<br />

Behinderten selbst nicht<br />

richtig dosiert werden.


Die Motivation der Angehörigen und Betreuer<br />

Grundvoraussetzung für<br />

dauerhaften Erfolg !<br />

Information und Instruktion über:<br />

• Entstehung von Zahn- und<br />

Mundkrankheiten<br />

• deren Vorbeugung durch<br />

Mundhygiene,<br />

Ernährungsverhalten,<br />

• Anwendung von Fluoriden und<br />

antimikrobiellen Stoffen


2. Lebenslange Fluoridprophylaxe<br />

Empfehlungen zur Basisprophylaxe<br />

• Tägliche Zahnpflege<br />

(mit fluoridhaltiger Zahnpasta),<br />

zusätzlich:<br />

• Wöchentliches häusliches Einbürsten<br />

mit Fluoridgelee oder tägliches Spülen<br />

mit Fluorid- Mundspüllösung<br />

(0,05% NaF, wöchentlich mit 0,2% NaF<br />

Spüllösung, ab dem 6. Lj.)<br />

• Zweimal jährliche Anwendung von<br />

Fluoridlacken in der Zahnarztpraxis<br />

(Gruppen- oder Individualprophylaxe)<br />

• Kochsalzfluoridierung,<br />

Trinkwasserfluoridierung


Empfehlungen zur Intensivprophylaxe<br />

Wann ?<br />

• Unfähigkeit zu gezielter Oralhygiene<br />

• bei besonders hoher<br />

Retentionskapazität für Plaque<br />

Zusätzlich zur Basisprophylaxe:<br />

häufigere Anwendung höher<br />

konzentrierter Präparate unter<br />

Berücksichtigung des<br />

Lebensalters und der<br />

individuellen Situation


Einsatz von Chlorhexidin<br />

Chlorhexidin-Gel<br />

- Einbürsten<br />

- Touchierung<br />

- Applikation in Schienen<br />

Chlorhexidinlack<br />

Chlorhexidin-Mundspüllösungen<br />

Chlorhexidin-Spray<br />

Medikament der Wahl für einen ausgesuchten<br />

Patientenkreis !<br />

- wenn ein hohes Maß an Mundhygiene erforderlich ist,<br />

- wenn beim Patienten keine oder nur unzureichende mechanische<br />

Reinigung erfolgen kann.


3. Ernährungslenkung<br />

• Problematik von Großküchen<br />

(Einsatz von Zuckeraustausch-und<br />

Zuckerersatzstoffen, Verwendung<br />

fluoridierten Speiesesalzes)<br />

•Kauzwingende Ernährung<br />

• Passiertes Essen nur in<br />

Ausnahmefällen<br />

• Problematik zuckerhaltiger<br />

Zwischenmahlzeiten,<br />

v.a. zuckerhaltiger Getränke


4. Regelmäßiger Zahnarztbesuch<br />

• Information, Motivation,<br />

individuelle Instruktion der<br />

Patienten und Angehörigen<br />

oder Betreuer<br />

in Abhängigkeit und entsprechend<br />

der Behinderung :<br />

• Plaquediagnostik<br />

• Methoden der mechanischen<br />

Plaqueentfernung (Zahnstein,<br />

Konkremente mit<br />

Handinstrumenten o. Ultraschall)<br />

• regelmäßige Recalls


Behandlungsmöglichkeiten<br />

• 40% der Menschen mit<br />

körperlichen u./o. geistigen<br />

Behinderungen können in<br />

der„normalen“<br />

Zahnarztpraxis behandelt<br />

werden.<br />

• 40% bedürfen zusätzlicher<br />

Hilfen und gelten als<br />

„begrenzt“<br />

behandlungsfähig.<br />

• 20% bedürfen intensiver<br />

Einzelbetreuung.


Die Behandlung von Patienten mit Behinderungen<br />

unterscheidet sich von der anderer Patienten durch:<br />

• Höheren Zeitaufwand,<br />

• kleinere Behandlungsintervalle,<br />

• deutlich höheren Personalaufwand,<br />

• oft notwendige medikamentöse Vorbehandlung,<br />

• oftmalige Behandlung in Allgemeinanaesthesie und<br />

Sedation<br />

• besondere Planungsgrundsätze, die nicht immer<br />

mit den Vorgaben der gesetzlichen Krankenkassen<br />

vereinbar sind<br />

• Problematik der Finanzierung zahnärztlicher<br />

Prophylaxe bei Patienten nach dem 18.Lj.<br />

(nach Holthaus, 2001)


Ziel<br />

Lebenslang:<br />

• kontinuierliche zahnärztliche Betreuung<br />

von Menschen mit Behinderungen<br />

• Gewährleistung von Gruppenprophylaxe und<br />

behinderungsabhängiger individueller<br />

Prophylaxe unter Berücksichtigung von<br />

Grunderkrankungen und Progression <strong>oraler</strong><br />

Erkrankungen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!