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Hintergrundinfo Wasserprivatisierung - BUND Landesverband ...

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Die Folgen für die BerlinerInnen sind mittlerweile deutschlandweit bekannt. In Berlin zahlt man im<br />

internationalen Städtevergleich mit die höchsten Wasserpreise, im Betrieb wurde massiv Personal abgebaut,<br />

Investitionen und Instandhaltungskosten wurden drastisch abgesenkt. Und kürzlich wurden drei Wasserwerke<br />

geschlossen, mit der Folge, dass Berlin circa 30 Quadratkilometer ökologisch wichtiges<br />

Trinkwasserschutzgebiet verliert.<br />

Nach der Privatisierungswelle der 90er Jahre gibt es nun nach Auskunft des Verbandes kommunaler<br />

Unternehmen (VKU) wieder einen klaren Trend zur Rekommunalisierung der öffentlichen Infrastruktur. Immer<br />

mehr Kommunen wollen wieder volle Kontrolle über ihre Stadtwerke gewinnen. So ist das Stuttgarter Wasser<br />

seit dem 17. Juni 2010 wieder in öffentlicher Hand. Der Gemeinderat hat am 17. Juni mit breiter Mehrheit der<br />

Forderung des Bürgerbegehrens “100-Wasser” zugestimmt: 100% kommunale Wasserversorgung unter<br />

städtischer Betriebsführung.<br />

Laut einer aktuellen Umfrage des Instituts für nachhaltige Unternehmens- und Regionalentwicklung an der FH<br />

Eberswalde wächst die Front gegen die Privatisierung kommunaler Unternehmen. 84 Prozent der<br />

Ostdeutschen wollen, dass deren Gewinne dem Gemeinwohl und nicht Aktionären dienen. Besonders stark ist<br />

die Ablehnung bei Privatisierungen von Wasser-, Energieversorgern und Schulen.<br />

In Mecklenburg-Vorpommern führte die Privatisierung der Wasserversorgung in Rostock zu Preisen, die im<br />

deutschlandweiten Vergleich mit am höchsten liegen. So kostet hier ein Kubikmeter Wasser 1,98 Euro,<br />

während in München nur 1,54 Euro zu bezahlen sind. Die Wasserversorgung ist in Rostock bereits seit 1993 in<br />

der Hand der Eurawasser, einer Tochter des französischen Mischkonzerns Suez Lyonnaise des Eaux (Paris),<br />

einem der weltweit größten Versorgungskonzerne.<br />

Auch in der Landeshauptstadt Schwerin ist Eurawasser aktiv. Seit Gründung der Wasserversorgungs- und<br />

Abwasserentsorgungsgesellschaft Schwerin mbH (WAG) im Jahr 2003 ist Eurawasser mit 49% an dieser<br />

Tochtergesellschaft der Stadtwerke Schwerin mbH beteiligt. Die Wasserpreise von Schwerin sind mit 1,87 Euro<br />

/ Kubikmeter ebenfalls vergleichsweise hoch, liegen über jenen beispielsweise von Köln (1,61 Euro /<br />

Kubikmeter) und auch Leipzig (1,82 Euro).<br />

In Schwerin war die Zusammenarbeit mit Eurawasser aus einer Zwangslage entstanden. Die Stadtwerke<br />

waren in der Finanzklemme. Das kommunale Unternehmen hatte die beiden Heizkraftwerke in Wüstmark und<br />

Lankow Anfang der 90er-Jahre mit mehr als 100 Millionen Euro Fremdkapital bauen lassen. So wurde<br />

Eigentümer und Vermieter nach mehreren fragwürdigen Millionenverträgen die HKW Pool KG, ein Fonds der<br />

1998 von der BTV in München aufgelegt wurde. Das Geld für den Bau der Schweriner Kraftwerke stammte<br />

also von 3600 Anlegern - Zahnärzte, Anwälte, Unternehmer - denen eine Rendite von neun Prozent nach<br />

Steuern versprochen wurde.<br />

Die Anleger wollten ihr Geld. Es ergaben sich Forderungen von 19 Millionen Euro an die Stadtwerke,<br />

resultierend aus den nichtgezahlten Mieten für die Kraftwerke im Jahr 2002 und im ersten Halbjahr 2003. Doch<br />

die Schweriner Stadtwerke konnten die Millionensummen, zu denen sie sich in den fragwürdigen Verträgen<br />

von 1992, 1997 und 1998 verpflichtet hatten, nicht aus dem laufenden Geschäft zahlen. Schon die Mieten für<br />

die Jahre 2000 und 2001 in Höhe von 20 Millionen Euro konnten die Stadtwerke nach Schiedsgerichtsurteil nur<br />

entrichten, weil Anteile des kommunalen Unternehmens an den Konzern Eurawasser verkauft wurden. (aus<br />

SVZ, 17.09.2003, Autor: Thomas Volgmann)<br />

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