d'r Sibratsgfäller - Bürgermeister Zeitung
d'r Sibratsgfäller - Bürgermeister Zeitung
d'r Sibratsgfäller - Bürgermeister Zeitung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Weihnachtsgedanken<br />
zum Titelbild<br />
Aus der Dorfchronik<br />
Anno dazumal<br />
Die Vorweihnachtszeit war für uns Kinder immer die schönste<br />
Zeit im Jahr. Vor allem wenn wir mit Vater unseren Christbaum<br />
im Wald holen durften. Papa schulterte seinen Rucksack, aus dem<br />
der Stiel der Axt heraus ragte. Mutter packte uns dick ein und<br />
schon marschierten wir aufgeregt mit unserem Schlitten los.<br />
Mit roten Wangen stapften wir durch den tief verschneiten Winterwald<br />
auf der Suche nach einem schönen Tannenbäumchen, das<br />
unser Christbaum werden sollte. Der Schnee klirrte und glitzerte<br />
wie Engelshaar. Was es auf diesen Streifzügen so alles zu entdecken<br />
gab: Spuren von Wildtieren, die auf Futtersuche waren, einmal<br />
sogar einen Schneehasen, der sich ein weißes Fellkleid zugelegt<br />
hatte und durch den tiefen Schnee blitzschnell verschwand.<br />
Auf unserer Suche meinte jeder von uns, den noch schöneren<br />
Baum entdeckt zu haben. Doch Vater winkte ab und suchte mit<br />
geschultem Blick den Waldrand ab. Es stach ihm ein einzeln stehendes<br />
Bäumchen ins Auge, das eine dicke Schneehaube trug.<br />
Wir bahnten uns einen Weg durch den Schnee und erreichten<br />
den Baum. Mit unseren dicken Wollhandschuhen rüttelten<br />
wir den Schnee von den Ästen. Ja, das war wirklich ein wunderschönes<br />
gleichmäßig gewachsenes Bäumchen. Das sollte<br />
unser Christbaum werden! Vater hub die Axt an und nach einigen<br />
Schlägen lag der Baum im Schnee. Gemeinsam verfrachteten<br />
wir ihn auf unseren Schlitten, banden ihn fest und traten<br />
glücklich und zufrieden den Heimweg an. Wir waren sehr stolz<br />
auf uns und unseren selbst geholten Christbaum.<br />
„Die Eggerschlacht“<br />
Konrad Wilburger kam 1850 als Pfarrer nach Sibratsgfäll. Er<br />
bemühte sich um die Verbesserung der sittlichen Zustände<br />
in Sibratsgfäll, Aufhören der früher an den Kilben häufigen<br />
Schlägereien und schließlich das Verschwinden des Hasses<br />
zwischen Vorder- und Hinterwäldern.<br />
Traurige Berühmtheit erlangte die sogenannte „Eggerschlacht“.<br />
Ende der Fünfzigerjahre sammelte sich eines Sonntags<br />
beim Ochsenwirt Konrad Rädler eine Anzahl Vorderwälder<br />
und begann wie immer mit den Hinterwäldern zu streiten.<br />
Sie jagten mit Hacken, Steinen und Zaunstecken bewaffnet, die<br />
Hinterwälder aus dem Ochsen in den Hirschen hinab und von<br />
dort über die Wiesen der Ach zu.<br />
Die Zahl der Kämpfenden mag wohl ein halbes Hundert gewesen<br />
sein. Zum Schluss lag ein Egger bewusstlos im Gras. Dieser<br />
und noch ein Kampfgenosse mussten infolge der erlittenen<br />
Verwundungen ihr Leben lassen. Die beiden Toten halfen dem<br />
Pfarrer Willburger gar sehr den Frieden dauerhaft wieder herzustellen.<br />
Und wenn dann am Heiligen Abend die Kerzen auf unserem<br />
Baum in geheimnisvollen Glanz aufleuchteten, dann strahlten<br />
die Augen von uns Kindern um die Wette.<br />
16 |