Grünland im Ahlbecker Seegrund - Institut für Botanik und ...
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<strong>Grünland</strong> <strong>im</strong><br />
NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> – Schutz <strong>und</strong> Pflege<br />
gefährdeter Pflanzengemeinschaften<br />
Diplomarbeit von Claudia Oehmke<br />
Ernst-Moritz-Arndt-Universität<br />
Greifswald<br />
2006
<strong>Grünland</strong> <strong>im</strong><br />
NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> –<br />
Schutz <strong>und</strong> Pflege gefährdeter Pflanzengemeinschaften<br />
Diplomarbeit von Claudia Oehmke<br />
vorgelegt<br />
<strong>im</strong> Hauptfach Vegetationsökologie<br />
des Studiengangs Landschaftsökologie & Naturschutz<br />
Erstgutachter: Prof. Dr. Michael Succow Zweitgutachter: Prof. Dr. Michael Manthey<br />
Ernst-Moritz-Arndt-Universität<br />
Greifswald<br />
2006
Claudia Oehmke<br />
Scharnhorststraße 20<br />
39576 Stendal<br />
claudia.oehmke @ web.de
I N H A LT<br />
1 EINLEITUNG 13<br />
2 UNTERSUCHUNGSGEBIET NSG AHLBECKER SEEGRUND 15<br />
2.1 Lage <strong>und</strong> Schutzstatus 15<br />
2.2 Postglaziale Entwicklung 15<br />
2.3 Vom <strong>Ahlbecker</strong> See zum <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> 17<br />
2.4 Kl<strong>im</strong>a 25<br />
2.5 Böden 26<br />
2.6 Vegetation 26<br />
2.7 Untersuchungsflächen 26<br />
2.7.1 Gegenseer Mähwiese 28<br />
2.7.2 Mähwiese am Kiefernforst 29<br />
2.7.3 Vorseer Mähwiese 30<br />
2.7.4 <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese 30<br />
3 MATERIAL & METHODEN 31<br />
3.1 Vegetation 31<br />
3.2 Orchideenzählung auf der <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese 32<br />
3.3 Best<strong>im</strong>mung von Nährstoff- <strong>und</strong> Wasserstufen mit Hilfe ökologischer<br />
Amplituden 32<br />
3.4 Bodenuntersuchungen 33<br />
3.5 Schutzwürdigkeit von Pflanzengesellschaften 34<br />
3.6 Höhennivellement <strong>und</strong> Pegeldaten 35<br />
3.7 GPS-Gerät <strong>und</strong> Computer-Software 35<br />
4 GRÜNLANDGESELLSCHAFTEN UND GEFÄHRDETE PFLANZENARTEN 37<br />
4.1 <strong>Grünland</strong>gesellschaften 37<br />
4.1.1 Silbergras-Pionierrasen 37<br />
4.1.2 Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen 39<br />
4.1.3 Glatthafer-Wiesen 42<br />
4.1.4 Bärenklau-Kohldistel-Wiese 46<br />
4.1.5 Honiggras-Wiese 49<br />
4.1.6 Pfeifengras-Wiesen 51<br />
4.1.7 Verteilung der <strong>Grünland</strong>gesellschaften 57<br />
4.2 Besonders gefährdete Pflanzenarten <strong>im</strong> Untersuchungsgebiet 57<br />
5
4.2.1 Zur Best<strong>im</strong>mung der Knabenkräuter 57<br />
4.2.2 Verbreitung <strong>und</strong> Standorteigenschaften von Breitblättrigem<br />
Knabenkraut (Dactylorhiza majalis (RCHB.) P.F.) <strong>und</strong> Sumpf-<br />
Herzblatt (Parnassia palustris L.) 60<br />
5 SCHLUSSFOLGERUNGEN UND DISKUSSION 65<br />
5.1 Gegenseer Mähwiese 65<br />
5.2 Vorseer Mähwiese 67<br />
5.4 Mähwiese am Kiefernforst 68<br />
5.3 <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese 68<br />
5.5 Die Mähwiesen als Bestandteil des NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es 70<br />
LITERATURVERZEICHNIS 73<br />
ZUSAMMENFASSUNG 81<br />
ANHANG 83<br />
DANKSAGUNG 87<br />
7
TA B E L L E N V E R Z E I C H N I S<br />
TAB. 1 Lage <strong>und</strong> Nutzungsformen der Untersuchungsflächen 26<br />
TAB. 2 Modifizierte Deckungsskala nach Barkman et al. (1964) 31<br />
TAB. 3 Wasserstufen 32<br />
TAB. 4 Nährstoffstufen <strong>für</strong> Moorstandorte 33<br />
TAB. 5 Säure-Basen-Stufen 34<br />
TAB. 6 Gefährdungsstufen der Pflanzengesellschaften 35<br />
TAB. 7 Naturschutzfachliche Wertstufen 35<br />
TAB. 8 Kurzcharakteristik Silbergras-Pionierrasen 37<br />
TAB. 9 Kurzcharakteristik Heidenelken-Rauhblattschwingelrasen 39<br />
TAB. 10 Kurzcharakteristik Glatthafer-Wiesen 42<br />
TAB. 11 Kurzcharakteristik Bärenklau-Kohldistel-Wiese 46<br />
TAB. 12 Kurzcharakteristik Honiggras-Wiese 49<br />
TAB. 13 Kurzcharakteristik Pfeifengras-Wiesen 51<br />
TAB. 14 Rote-Liste-Arten der Pfeifengras-Wiese I 54<br />
TAB. 15 Rote-Liste-Arten der Pfeifengras-Wiese II 54<br />
TAB. 16 <strong>Grünland</strong>gesellschaften der Gegenseer Mähwiese 57<br />
TAB. 17 Übersicht Kurzcharakteristik <strong>Grünland</strong>gesellschaften 84<br />
TAB. 18 <strong>Grünland</strong>gesellschaften <strong>und</strong> ihre Gefährdung 85<br />
TAB. 19 Bult-Braunmoos-Seggenried <strong>im</strong> ungenutzten Moorbereich des<br />
<strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es 86<br />
9
A B B I L D U N G S V E R Z E I C H N I S<br />
ABB. 1 NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> 16<br />
ABB. 2 Grenzen des nacheiszeitlichen Haffstausees 17<br />
ABB. 3 Der <strong>Ahlbecker</strong> See <strong>und</strong> seine Umgebung <strong>im</strong> Jahre 1693 19<br />
ABB. 4 Uferlinien des ehemaligen <strong>Ahlbecker</strong> Sees 20<br />
ABB. 5 Der <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> nach seiner dritten Seeablassung 1880 22<br />
ABB. 6 Der <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> heute 23<br />
ABB. 7 Kl<strong>im</strong>adaten <strong>und</strong> Kl<strong>im</strong>adiagramm der Kl<strong>im</strong>astation Ueckermünde 25<br />
ABB. 8 Lage der Untersuchungsflächen <strong>im</strong> NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> 27<br />
ABB. 9 <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese 29<br />
ABB. 10 Silbergras-Pionierrasen <strong>im</strong> Spätsommer 41<br />
ABB. 11 Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen 41<br />
ABB. 12 Schafschwingel-Glatthafer-Wiese 43<br />
ABB. 13 Bärenklau-Kohldistel-Wiese 47<br />
ABB. 14 Pfeifengras-Wiese I <strong>im</strong> Juli 2005 52<br />
ABB. 15 Pfeifengras-Wiese II mit blühenden Sumpf-Herzblatt-Pflanzen 55<br />
ABB. 16 <strong>Grünland</strong>gesellschaften der Gegenseer Mähwiese 56<br />
ABB. 17 Steifblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata) auf der Gegenseer<br />
Mähwiese 58<br />
ABB. 18 Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) am Rande der Vorseer<br />
Mähwiese 59<br />
ABB. 19 Blütenstand des Breitblättrigen Knabenkrautes (Dactylorhiza majalis) 61<br />
ABB. 20 Blühendes Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris) 63<br />
11
1<br />
E I N L E I T U N G<br />
Das NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>, gelegen an der deutsch-polnischen Grenze <strong>im</strong> Landkreis<br />
Uecker-Randow, Mecklenburg-Vorpommern, umfaßt ein 930 ha großes, durch<br />
Menschenhand entstandenes Kalkniedermoor. Wegen seiner Unzugänglichkeit finden<br />
hier viele schützenswerte Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten einen Lebensraum, wie z. B. Wiesenweihe,<br />
Kranich, Rohrdommel, Kreuzotter <strong>und</strong> Ringelnatter, sowie das Steifblättrige<br />
Knabenkraut. Die feuchten <strong>und</strong> unwegsamen Randbereiche des Moores werden seit der<br />
künstlichen Ablassung des <strong>Ahlbecker</strong> Sees <strong>im</strong> 18./19. Jahrh<strong>und</strong>ert extensiv als <strong>Grünland</strong><br />
genutzt. Die artenreichen Wiesen, die unter diesem traditionellen Nutzungsreg<strong>im</strong>e<br />
entstanden, sind in der heutigen Kulturlandschaft zur Seltenheit geworden <strong>und</strong> gelten<br />
vielen Menschen als wertvoll <strong>und</strong> schützenswert.<br />
Das Moor <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> <strong>und</strong> ein Saum umliegender Flächen wurden erstmals<br />
1987 <strong>und</strong> nochmals 1990 unter Schutz gestellt. Einige extensive <strong>Grünland</strong>flächen werden<br />
vertragsnaturschutzlich betreut, um die Mähwiesen mit ihren Beständen gefährdeter<br />
Pflanzenarten zu erhalten, darunter vor allem das Sumpf-Herzblatt (Parnassia<br />
palustris), das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) <strong>und</strong> das Steifblättrige<br />
Knabenkraut (D. incarnata). Bis heute gibt es kein umfassendes Arteninventar der<br />
<strong>Grünland</strong>flächen, das allerdings <strong>für</strong> die Festlegung eines dauerhaft erhaltenden Pflegereg<strong>im</strong>es<br />
unabdinglich ist. In den letzten Jahren wurden zwar <strong>im</strong> Auftrag des StAUN<br />
Ueckermünde einige Gutachten über das NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> erstellt (UTAG<br />
1993, 1993a, 1997), den verfügbaren Daten, wie Artenlisten der Großschmetterlinge,<br />
Vögel, Kriechtiere, Insekten <strong>und</strong> Pflanzen, sowie den Auflistungen einiger Pflanzengesellschaften,<br />
fehlen aber genaue Ortsangaben. Um <strong>für</strong> den Erhalt der gefährdeten<br />
Pflanzengesellschaften bzw. Pflanzenarten der extensiven <strong>Grünland</strong>flächen einen<br />
wohlf<strong>und</strong>ierten Pflegeplan zu erstellen, sind sie daher unzureichend.<br />
In der vorliegenden Diplomarbeit wurden vier extensive <strong>Grünland</strong>flächen des NSG<br />
<strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> untersucht, die sich durch einen augenscheinlichen Artenreichtum<br />
<strong>und</strong> dem Vorkommen gefährdeter Pflanzenarten auszeichnen. Mit der Aufnahme<br />
des Inventars der Pflanzengesellschaften <strong>und</strong> Pflanzenarten wird eine Gr<strong>und</strong>lage<br />
geschaffen, Pflegeempfehlungen <strong>für</strong> sie zu entwickeln. Es wird beurteilt, inwiefern die<br />
bisherigen Pflegemaßnahmen dem Erhalt der gefährdeten Gesellschaften <strong>und</strong> Arten<br />
dienen, oder ob Änderungen nötig sind. Um zu entscheiden, an welchen Schutzzielen<br />
sich die Pflege ausrichten sollte, wird einerseits darauf zurückgegriffen, <strong>für</strong> welche<br />
Pflanzengesellschaften das Land Mecklenburg-Vorpommern eine besondere Verantwortung<br />
trägt (nach Berg et al. 2004). Andererseits werden die Bedürfnisse der am<br />
stärksten gefährdeten Pflanzenarten gesondert berücksichtigt, sofern die Pflanzen in<br />
Bestandesstärke auftraten.<br />
Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung erlauben auch die Beantwortung der<br />
13
Frage, welche Bedeutung den extensiven <strong>Grünland</strong>flächen aus Naturschutzsicht innerhalb<br />
des NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> überhaupt zukommt.<br />
14
2<br />
U N T E R S U C H U N G S G E B I E T<br />
N S G A H L B E C K E R S E E G R U N D<br />
2.1 LAGE UND SCHUTZSTATUS<br />
Das Naturschutzgebiet <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> (53° 38´N | 43° 14´E) befindet sich am Stettiner<br />
Haff, <strong>im</strong> äußersten Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns, nahe der deutschpolnischen<br />
Grenze (ABB. 1). Es liegt <strong>im</strong> Osten der Ueckermünder Heide auf etwa<br />
3-4 m NN. Das NSG umfasst das Moor »<strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>« <strong>und</strong> die umliegenden<br />
<strong>Grünland</strong>- <strong>und</strong> Forstflächen mit einer Gesamtfläche von 1166 ha. Am Rande von Moor<br />
<strong>und</strong> Naturschutzgebiet liegen die Ortschaften Ahlbeck, Gegensee, Hintersee <strong>und</strong> Ludwigshof.<br />
Um Begriffsverwirrungen zu vermeiden, bezeichnet »<strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>«<br />
in der vorliegenden Arbeit <strong>im</strong>mer das Moor an sich. Das Naturschutzgebiet wird NSG<br />
<strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>« genannt. »Mineralische Randbereiche« gehören somit zum NSG<br />
<strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>, aber nicht zum Moorkörper des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es.<br />
Das NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> wurde erstmals 1987 <strong>und</strong> nochmals 1990, aufgr<strong>und</strong><br />
der Wiedervereinigung Deutschlands, unter Schutz gestellt. Schutzziel ist die Erhaltung<br />
des 930 ha großen Kalkniedermoores <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> (BvbN 1990). Es entwickelte<br />
sich nach der künstlichen Ablassung des <strong>Ahlbecker</strong> Sees <strong>im</strong> 18./19. Jahrh<strong>und</strong>ert. Wegen<br />
seiner Größe <strong>und</strong> Unzugänglichkeit leben relativ ungestört viele z.T. seltene Tier- <strong>und</strong><br />
Pflanzenarten, wie z.B. Wiesenweihe, Kranich, Rohrdommel, Kreuzotter, Ringelnatter,<br />
Steifblättriges- <strong>und</strong> Breitblättriges Knabenkraut, sowie viele Seggen- <strong>und</strong> Moosarten<br />
(Tab. XX, Anhang). Seit der Unterschutzstellung wurden <strong>im</strong>mer wieder sehr seltene<br />
<strong>und</strong> gefährdete Arten aufgef<strong>und</strong>en, zu denen das Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii<br />
L.), die Korallenwurz (Corallorrhiza trifida Chatel.) (in Hennicke & Kriedemann 2002,<br />
2003) <strong>und</strong> Helodium blandowii (TAB. 17, Anhang) gehören. Das Moor »<strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>«<br />
stellt ein bedeutendes Wasserreservoir in der trockenen Ueckermünder Heide<br />
dar, das außerdem eine wichtige Aufgabe als Nährstoffsenke erfüllt (BvbN 1990).<br />
Zusammen mit umliegenden Naturschutzgebieten, z.B. NSG Gottesheide, NSG Riether<br />
Werder <strong>und</strong> Eggesiner See, besteht ein internationaler Schutz. Sie sind gemeinsam<br />
FFH-Schutzgebiet bzw. Europäisches Vogelschutzgebiet (SPA Special Protected Area)<br />
(AfRL 1998, Helsinki Comission 1996, MV Regierung 2005 a/2005 b, StAUN 2005).<br />
2.2 POSTGLAZIALE ENTWICKLUNG<br />
Während der letzten Eiszeit war Mecklenburg-Vorpommern von mächtigen Eismassen<br />
bedeckt. Die Oberflächenformen, die das Eis in diesem Landstrich zurückließ,<br />
sind durch die Entstehung des sogenannten Haffstausees (ABB. 2) überprägt worden<br />
15
NSG Altwarper<br />
Binnendünen,<br />
Neuwarper See <strong>und</strong><br />
Riether Werder<br />
NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong><br />
Polen<br />
NSG<br />
Gorinsee<br />
NSG<br />
Gottesheide<br />
Naturschutzgebiete<br />
ABB. 1 NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong><br />
16
Dünenbildungsphase ist <strong>für</strong> das 13. - 19. Jahrh<strong>und</strong>ert belegt. [ALBRECHT ET AL. 1991; BRAMER 1979;<br />
BRAMER ET AL. 1991; DUPHORN ET AL. 1995; KEILHACK 1899, 1928; KÜHNE 1928; WAGENBRETH ET<br />
STEINER 1985]<br />
2 UNTERSUCHUNGSGEBIET<br />
Abbildung 2.1:<br />
Quartärgeologische ABB. 2 Grenzen Strukturkarte des nacheiszeitlichen von Haffstausees Mecklenburg-Vorpommern<br />
1 Eisrandlagen, 2 dgl. wahrscheinlicher Verlauf, 3 »Stauchkompexe«,<br />
QUELLE: GEOLOGISCHES LANDESAMT MECKLENBURG-VORPOMMERN [1994]<br />
4 Sander, 5 Urstromtal, 6 Oser, 7 Becken, 8 saalezeitliche Hochflächen<br />
Legende: 1, 2 Eisrandlagen, 4 Sander, 6 Oser, 7 Becken<br />
(Quelle: GLA M-V, )<br />
4<br />
(Schulz 1998). Um 16 500 v.h. zog sich der Odergletscher vom Rosenthaler Vorstoß<br />
nach Norden zurück. Seine Schmelzwässer sammelten sich <strong>im</strong> Becken zwischen Eisrandlage<br />
<strong>und</strong> Endmoränen <strong>und</strong> bildeten den sogenannten Haffstausee, der sich über<br />
das heutige Oderhaff nach Süden ausbreitete. Im Gebiet des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es<br />
wurde ein Toteiskörper vom Haffstausee überschwemmt. Mit der Zeit lagerten sich<br />
<strong>im</strong>mer mehr Seesed<strong>im</strong>ente darüber ab, schlossen das Toteis ein <strong>und</strong> konservierten es.<br />
Erst nachdem der Haffstausee vor 12 ooo Jahren in der Jüngeren Dryas abfloß (de Klerk<br />
2004), wurde der Toteiskörper freigelegt <strong>und</strong> taute allmählich auf. Zurück blieb eine<br />
rinnenartige Hohlform, die sich später mit Wasser füllte. Der <strong>Ahlbecker</strong> See war das<br />
größte Gewässer, das auf diese Weise in der Ueckermünder Heide entstand (Bramer<br />
1979, Wagenbreth & Steiner 1990, Katzung 2004). De Klerk (2005) beschreibt die regionale<br />
Vegetationsgeschichte seit der Entstehung des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es an einem<br />
Pollendiagramm, das <strong>für</strong> Nordostdeutschland eine außergewöhnlich hohe Auflösung<br />
zeigt. Durch die künstliche Seeablassung <strong>im</strong> 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert verlandete der <strong>Ahlbecker</strong><br />
See zu einem großen Moor, dem <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> (Hellm<strong>und</strong>t 1962).<br />
2.3 VOM AHLBECKER SEE ZUM AHLBECKER SEEGRUND<br />
Am <strong>Ahlbecker</strong> See wohnten bereits in der Mittleren Steinzeit (7000-3000 v. Ch.) Jäger,<br />
Sammler <strong>und</strong> Fischer. Die archäologischen F<strong>und</strong>e entlang des ehemaligen Seeufers<br />
stammen aus Siedlungen aller vorgeschichtlichen <strong>und</strong> geschichtlichen Epochen. Das<br />
Dorf Ahlbeck wurde wahrscheinlich um 1200 n. Chr. gegründet, wird allerdings erst<br />
17
Mitte des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts schriftlich erwähnt (Hellm<strong>und</strong>t 1962, 1964, 1993). Der <strong>Ahlbecker</strong><br />
<strong>Seegr<strong>und</strong></strong> entstand erst später <strong>im</strong> 18./19. Jahrh<strong>und</strong>ert infolge mehrerer Seeablassungen,<br />
die <strong>im</strong> folgenden beschrieben werden.<br />
DER AHLBECKER SEE VOR SEINER ABLASSUNG. Zu Beginn des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
ging der See über die Grenzen der einstigen Toteishohlform (Faulschlammgrenze) hinaus.<br />
Es wird angenommen, daß er ein eutrophes Gewässer war, da sich schon vor der<br />
Seeablassung mehrere Meter Faulschlamm abgelagert hatten. Wahrscheinlich überstauten<br />
zu dieser Zeit auch angrenzende Mineralbodenbereiche, weil sich der natürliche<br />
Abfluß zugesetzt hatte (UPG 1993 b, 1997).<br />
Die ursprüngliche Größe des <strong>Ahlbecker</strong> Sees ist laut Hellm<strong>und</strong>t (1962) schwer zu<br />
best<strong>im</strong>men. Die älteste Vermessung ist aus dem Jahre 1693 überliefert, nachdem Pommern<br />
an die Schweden gefallen war. Sie ergab eine Seefläche von 22,5 km² (ABB. 3).<br />
Hellm<strong>und</strong>t selbst trug die <strong>im</strong> Gelände erkennbaren alten Seeufer in das Meßtischblatt<br />
Rieth (alte Nr. 959, neue Nr. 2351) ein, maß die Uferfigur mit einem Plan<strong>im</strong>eter aus <strong>und</strong><br />
erhielt als bestes Maß <strong>für</strong> 1743 eine Größe von 18,5 km². Nach seiner Rekonstruktion lag<br />
der damalige Seespiegel etwas über der Fünf-Meter-Höhenlinie des Riether Meßtischblattes<br />
bei 5,53 m NN (Hellm<strong>und</strong>t 1962, 1992).<br />
Einziger natürlicher Zufluß war, damals wie heute, die Zopfenbecke, die <strong>im</strong> Südosten<br />
in den <strong>Ahlbecker</strong> See mündete. Als Abfluß verließ die Ahlbecke den See <strong>im</strong> Nordwesten,<br />
weiter durch den Eggesiner See in die Randow (ABB. 3). Im Herbst <strong>und</strong> Frühjahr<br />
schwoll der <strong>Ahlbecker</strong> See bei größeren Regenfällen merklich an, sodaß <strong>im</strong> Laufe eines<br />
Jahres seine Ufer regelmäßig wanderten (Hellm<strong>und</strong>t 1962, 1992).<br />
ERSTE SEEABLASSUNG 1744. Für die Ablassung des <strong>Ahlbecker</strong> Sees bemühte sich<br />
seit 1739 der Kriegs- <strong>und</strong> Domänenrat Christoph Ludwig Winckelmann. Er hatte schon<br />
zahlreiche Entwässerungsarbeiten in Moorgebieten Brandenburg-Preußens unter König<br />
Friedrich Wilhelm I. durchführen lassen. Das neue, fruchtbare Land sollte von angesiedelten<br />
Kolonisten bewirtschaftet werden, um die zerrüttete Landwirtschaft nach<br />
dem dreißigjährigem Krieg zu verbessern (Hellm<strong>und</strong>t 1962, 1992).<br />
Für die erste Seeablassung <strong>im</strong> Frühjahr 1744, wurde die Ahlbecke, der natürliche<br />
Abfluß des <strong>Ahlbecker</strong> Sees, ausgegraben <strong>und</strong> vertieft. Die gesamte Strecke verlief durch<br />
den Eggesiner See, die Randow <strong>und</strong> Uecker bis ins Stettiner Kleine Haff. Sie war 11 km<br />
lang. Nach der Ablassung blieb ein 10,7 km² großer Restsee zurück (Bramer 1964). Das<br />
Gefälle vom See bis zum Stettiner Haff betrug vor der Seeablassung 5,25 m. Da der<br />
Seewasserspiegel nur auf ungefähr 3 m NN abgesenkt wurde, war das Restgefälle so<br />
gering, daß der Abflußgraben regelmäßig verkrautete <strong>und</strong> versandete (Hellm<strong>und</strong>t 1962,<br />
S. 58 ff.). Bis zur zweiten Seeablassung 1802 überstauten bereits bewirtschaftete Flächen<br />
mehrmals <strong>und</strong> mußten zeitweilig aufgegeben werden (Hellm<strong>und</strong>t 1962).<br />
Vom freigelegten <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> waren zwei Drittel reiner Sand, die ein Jahr nach der<br />
Seeablassung mit einigen Gräsern <strong>und</strong> Kräutern bewachsen waren. In Gegensee war<br />
über dem Sand etwas Moder ausgebildet, worauf Binsen wuchsen. Die vegetationsarmen<br />
Sandflächen wurden wiederum, wie schon nach der letzten Eiszeit, stark verweht,<br />
wovon 2 m mächtige Ablagerungen am Rande des Riether Forsts zeugen (Hellm<strong>und</strong>t<br />
1992, S. 441).<br />
Auf den mineralischen Randbereichen des ehemaligen <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es wurden <strong>im</strong><br />
18
2 UNTERSUCHUNGSGEBIET<br />
ABB. 3 Der <strong>Ahlbecker</strong> See <strong>und</strong> seine Umgebung <strong>im</strong> Jahre 1693<br />
Die wenigen zum Dorfe gehörenden Äcker <strong>und</strong> genutzten Wiesen liegen<br />
zerstreut <strong>im</strong> angrenzenden Wald. (Quelle: Hellm<strong>und</strong>t 1993, S. 42)<br />
19
ABB. 4 Uferlinien des ehemaligen <strong>Ahlbecker</strong> Sees<br />
Der hier eingezeichnete »Kanal nach Rieth« ist als »Teufelsgraben« bekannt,<br />
der bis heute den <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> entwässert.<br />
(Quelle: Hellm<strong>und</strong>t 1934, S. 297)<br />
20
2 UNTERSUCHUNGSGEBIET<br />
Jahre 1744 über 50 Kolonistenfamilien in Dörfern angesiedelt, die heute als Gegensee,<br />
Hintersee <strong>und</strong> Ludwigshof bekannt sind. Im gleichen Jahr wurden Versuchsfelder mit<br />
Bohnen, Erbsen <strong>und</strong> verschiedenen Getreidearten angelegt. Außer etwas Hafer <strong>und</strong><br />
Buchweizen, blieben alle Aussaaten erfolglos. Einige Jahre später wurden auf Drängen<br />
des Königs Friedrich II. hin, etwa 200 Maulbeerbäume <strong>für</strong> die Seidengewinnung angepflanzt,<br />
die ebenso eingingen (Hellm<strong>und</strong>t 1962). Im Jahre 1797 forderten die Gegenseer<br />
Kolonisten eine Vergrößerung ihres Hütungsgebietes, »da der Boden zu kaltgründig<br />
sei <strong>und</strong> viel Dung erfordere« (Hellm<strong>und</strong>t 1962, S. 85). Die wirtschaftliche Lage der<br />
Kolonie war schlecht. Die meisten Menschen fanden ihr einziges Einkommen in der<br />
Forstwirtschaft. Die Kolonisten selbst kamen zu dem Schluß, daß »nur eine Ablassung<br />
des Sees oder eine Gewinnung neuen Bodens« helfen könnte, die Lage zu verbessern<br />
(Hellm<strong>und</strong>t 1962, S. 85).<br />
ZWEITE SEEABLASSUNG 1802. Für die zweite Seeablassung wurde ein künstlicher<br />
Abflußgraben von 3,7 km Länge durch den Grilup-See über Rieth in den Neuwarper<br />
See geschaffen (ABB. 1). Über den »Teufelsgraben« wurden zunächst die nassen wiederüberstauten<br />
Flächen <strong>und</strong> später auch neue Gebiete trockengelegt. Schätzungsweise<br />
belief sich der Restsee auf 1⁄3 seiner ursprünglichen Größe. Die gewonnenen Flächen<br />
wurden mit Mist gedüngt <strong>und</strong> auf den nährstoffarmen Sanden bildete sich Ackerkrume<br />
(Hellm<strong>und</strong>t 1962).<br />
DRITTE SEEABLASSUNG 1880. Der Teufelsgraben wurde <strong>im</strong> Jahre 1880 vertieft <strong>und</strong><br />
in den <strong>Ahlbecker</strong> See hinein verlängert. Daraufhin lief auch der letzte Rest des Seewassers<br />
ab <strong>und</strong> der <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> erhielt seine heutige Form (ABB. 6). Die Zopfenbecke floss<br />
nunmehr hauptsächlich in den künstlichen Randgraben <strong>und</strong> verließ den <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> wieder,<br />
ohne den nördlichen Abschnitt zu berühren (ABB. 5).<br />
Die Flächen in der Mitte des ehemaligen Sees blieben weiterhin sehr naß. Sie waren<br />
nicht nutzbar <strong>und</strong> nur in sehr trockenen Jahren zu betreten. Mit der Zeit entwickelte<br />
sich ein Verlandungsmoor, in dem Schilfröhrichte, Erlen- <strong>und</strong> Birkenbrüche aufwuchsen.<br />
Die Grenze des Moores verläuft an der Urform des Sees (Faulschlammgrenze)<br />
entlang. Die feuchten Randbereiche des Moores wurden gemäht. Die minderwertigen<br />
Sauergräser fanden nur als Stallstreu oder Pferdeheu Verwendung. Bei Ludwigshof <strong>und</strong><br />
am Gegenseer Haken sank der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel so stark ab, daß die Ackerflächen<br />
auf den mineralischen Randbereichen des <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es <strong>für</strong> die landwirtschaftliche Nutzung<br />
zu trocken wurden (Hellm<strong>und</strong>t 1962, S.94). Laut Hellm<strong>und</strong>t (1962) baute man<br />
zuvor Flachs <strong>und</strong> Leinen an.<br />
Später wurde ein Grabensystem innerhalb des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es angelegt,<br />
wodurch die Moorflächen trotzdem nicht so trocken wurden, daß sie genutzt werden<br />
konnten. In der Martrikelkarte von 1887, mit Nachträgen von 1924, ist dieses weitverzeigtes<br />
Grabensystem eingezeichnet (ABB. 5). Am Anfang des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts siedelte<br />
sich in Ludwigshof eine Ammoniakfabrik an, die <strong>im</strong> <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> Faulschlamm<br />
abbaute. Man versuchte, Stoffe zur Düngemittelherstellung zu gewinnen. Das Unternehmen<br />
war aber unrentabel <strong>und</strong> mußte sehr bald schließen. Zu dieser Zeit entstand<br />
durch die Ausbaggerung von Seemudden der Ludwigshofer See mit einer Größe von<br />
1,6 ha (Hellm<strong>und</strong>t 1992) (ABB. 6).<br />
21
ABB. 5 Der <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> nach seiner dritten Seeablassung 1880<br />
Meßtischblatt Rieth Nr. 959 (neue Nr. 2351) von 1887 mit Nachträgen von 1924<br />
(Quelle: Hellm<strong>und</strong>t 1992)<br />
22
2 UNTERSUCHUNGSGEBIET<br />
Ludwigshofer<br />
See<br />
ABB. 6 Der <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> heute<br />
Meßtischblatt Rieth Nr. 2351 von 1996<br />
(Quelle: LVM Mecklenburg-Vorpommern 1996)<br />
23
DER AHLBECKER SEEGRUND HEUTE. Der <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> wurde durch sehr<br />
unterschiedliche hydrologische Gegebenheiten beeinflußt. Er ist als Verlandungsmoor<br />
entstanden. Nach einem Wasserspiegelanstieg setzte sek<strong>und</strong>äre Moorbildung ein, wobei<br />
ein Versumpfungsmoor aufwuchs. Einige Randbereiche des Moores zeigen hydrologische<br />
Merkmale, die <strong>für</strong> Durchströmungsmoore charakteristisch sind (UPG 1997).<br />
Das oberirdische Einzugsgebiet des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es hat eine Größe von ca.<br />
56 km² (UPG 1997). Die Zopfenbeke mündet als einziger oberirdischer Zufluß <strong>im</strong> Südosten<br />
in den <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>, wo der Mühlengraben beginnt. Dieser durchquert<br />
das Moor längs nach Nordosten <strong>und</strong> mündet in den Ludwigshofer See. Außer ihm<br />
fließen noch mehrere Gräben aus Richtung Ahlbeck <strong>und</strong> Gegensee dorthin. Der Ludwigshofer<br />
See wird über den Teufelsgraben entwässert, der in den Neuwarper See bei<br />
Ried mündet (ABB. 6).<br />
In den Jahren 1993 <strong>und</strong> 1997 wurden mehrere Gutachten über den Zustand <strong>und</strong> die<br />
Entwicklungsmöglichkeiten des NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> durchgeführt (UPG 1993 b,<br />
1993 b, 1997, Schmidt 1993). Laut UPG (1997, S. 14) deuten die durchgeführten Wasserstandsuntersuchungen<br />
»auf ein weitgehend intaktes Moor hin, in dem Torfakkumulation<br />
stattfindet«. Trotzdem wird gleichzeitig davon ausgegangen, daß bei der Räumung<br />
der Grabensysteme, eine Erhöhung des Abflusses über längere Zeit möglich wäre, die<br />
das Moorwachstum hemmt, Nährstoffe freisetzt <strong>und</strong> auf höher gelegenen Teilflächen<br />
die Verbuschung verstärkt (UPG 1997, S.15). Auch in UPG (1993 a) wird darauf hingewiesen,<br />
daß »<strong>im</strong> Hinblick auf die Sicherung der naturräumlichen Standortvielfalt …<br />
das Bremsen der fortschreitenden Verbuschung <strong>und</strong> Bewaldung durch ein vorsichtiges<br />
Anheben des Wasserspiegels durchaus wünschenswert« wäre (UPG 1993 a, S.29).<br />
Anfang der 90er Jahre war das Grabensystem des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es, einschließlich<br />
des Mühlengrabens, in einem sehr schlechten Zustand (UPG 1997, S.7).<br />
»Laut Auskunft des Bürgermeisters sind in den Ortslagen Ahlbeck <strong>und</strong> Gegensee keine<br />
Vernässungsschäden infolge steigender Gr<strong>und</strong>wasserstände aufgetreten. … [Die]<br />
Orchideenwiese, die aus Artenschutzgründen offengehalten wird …, vernäßt … in den<br />
letzten Jahren zunehmend. Die Fläche war <strong>im</strong> Winter 1996/79 flach überstaut« (UPG<br />
1997, S.11). In Hintersee beschwerten sich die Anwohner <strong>im</strong> Frühjahr 1993 besonders<br />
häufig über Gebäude- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>stücksvernässungen (UPG 1993 a, S.29). Dieses Problem<br />
besteht allerdings »in der Ortslage Hintersee … schon seit der Gründung dieses<br />
Dorfes vor mehr als 200 Jahren« (Hellm<strong>und</strong>t 1934 in UPG 1997, S.29). Laut UPG (1993 a)<br />
könnte als »Ursache einer möglichen Vernässung … die aufgelassene Krautung des<br />
Mühlengrabens ebenso in Betracht [kommen] wie Eingriffe <strong>im</strong> Einzugsgebiet der Zopfenbeke«<br />
(UPG 1993 a, S.30). Das örtliche Grabensystem in Hintersee <strong>und</strong> der Mühlengraben<br />
wurden folglich 1996 geräumt. In UPG (1993 a) wird jedoch be<strong>für</strong>chtet, »das die<br />
vollständige Räumung des Mühlengrabens dem <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> »in erheblichem<br />
Maße Wasser entziehen [würde], was <strong>im</strong> Zuge der beschleunigten Bewaldung zur Verarmung<br />
der naturräumlichen Standortvielfalt beitragen würde« (UPG 1993 a, S. 30).<br />
Offensichtlich besteht ein ernster Konflikt zwischen den Belangen der Einwohner<br />
von Hintersee <strong>und</strong> denen des Naturschutzes. Um diesen nicht einseitig zu Lasten einer<br />
der beiden Parteien zu lösen, sollten laut UPG (1993 a) »zunächst … ausgehend von<br />
der tatsächlichen Schadensbilanz alle Möglichkeiten geprüft werden, die Hochwassespitzen<br />
der Zopfenbecke durch Maßnahmen <strong>im</strong> Einzugsgebiet – Schaffung von Überflutungsräumen,<br />
Regulierung durch Stauanlagen <strong>und</strong> Moorrenaturierung – zu verrin-<br />
24
2 UNTERSUCHUNGSGEBIET<br />
Monat<br />
Monatsmittel von 1961-1990 (2)<br />
(1)<br />
(3)<br />
Niederschlag<br />
(mm)<br />
Temperatur<br />
(°C)<br />
Jan. 37 –0,9<br />
Feb. 27 –0,2<br />
März 39 2,8<br />
April 40 6,7<br />
Mai 53 12,1<br />
Juni 59 15,7<br />
Juli 56 17,1<br />
Aug. 57 16,9<br />
Sept. 48 13,4<br />
Okt. 39 9,2<br />
Nov. 47 4,4<br />
Dez. 46 0,9<br />
ABB. 7 Kl<strong>im</strong>adaten <strong>und</strong> Kl<strong>im</strong>adiagramm der Kl<strong>im</strong>astation Ueckermünde (53° 45′ N | 14° 04′ E)<br />
erstellt aus den Meßdaten von 1961–1990<br />
(1) Höhenangabe m ü. NN, (2) Durchschnittstemperatur, (3) Niederschlagssumme<br />
(Quelle: Mühr 2002)<br />
gern« (UPG 1993 a, S.30). In UPG (1997) wird ebenso vorgeschlagen, den Wasserspiegel<br />
<strong>im</strong> <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> zu regulieren. Am Teufelsgraben solle da<strong>für</strong> eine feste Schwelle<br />
errichtet werden, mit der ein best<strong>im</strong>mter Mindestwasserstand <strong>im</strong> <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong><br />
zu halten wäre (UPG 1997, S.15). Eine Vorrichtung zur Regulierung des Wasserstandes<br />
wurde bis heute noch nicht errichtet. Leider fehlen auch wichtige flächig differenzierte<br />
Aussagen über den Wasserhaushalt des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es (UPG 1997, S.14).<br />
2.4 KLIMA<br />
Die Ueckermünder Heide befindet sich in der gemäßigten Kl<strong>im</strong>azone. In der Region<br />
überlagern sich zwei Kl<strong>im</strong>acharaktere. Zum einen steht die Ueckermünder Heide noch<br />
stark unter dem ausklingenden Ostseekl<strong>im</strong>a, das durch den temperaturstabilisierenden<br />
Einfluß der Ostsee, eine höhere Luftfeuchtigkeit <strong>und</strong> eine stärkere Windexposition geprägt<br />
ist. Zum anderen ist der Einfluß des Kontinentalen Kl<strong>im</strong>as deutlich zu merken.<br />
Die kontinentalen Luftmassen dringen vor allem <strong>im</strong> Winter aus dem Osten bis nach<br />
Ostmecklenburg vor <strong>und</strong> unterbrechen die sonst dominierende Westwettergestaltung<br />
(Kliewe 1951, Hurtig 1957, LAUN MV 1996).<br />
Zur Beschreibung der kl<strong>im</strong>atischen Verhältnisse eignet sich das Kl<strong>im</strong>adiagramm<br />
von Ueckermünde (ABB. 7). Es zeigt die gemittelten Niederschlags- <strong>und</strong> Temperaturwerte<br />
von 1961-1990. Das Jahresmittel der Temperatur liegt bei +18,2° C. Das tiefste<br />
Monatsmittel tritt mit –0,9° C <strong>im</strong> Januar auf. In den Monaten Januar <strong>und</strong> Februar liegen<br />
die durchschnittlichen Temperaturen unter 0° C. Das höchste Monatsmittel tritt mit<br />
+17,1° C <strong>im</strong> Juli auf. Im Untersuchungsgebiet sind die Übergangsjahreszeiten sehr deutlich<br />
ausgeprägt. Zwischen März <strong>und</strong> Mai steigt die Durchschnittstemperatur in dem<br />
Maße an, wie sie zwischen September <strong>und</strong> November absinkt. Die Niederschläge fallen<br />
über das ganze Jahr hinweg <strong>und</strong> erreichen eine Jahresmittelsumme von 548 mm. Das<br />
tiefste Monatsmittel liegt <strong>im</strong> Februar bei 27 mm. Das höchste Monatsmittel tritt mit<br />
25
59 mm <strong>im</strong> Juni auf. Die größten Niederschlagsmengen <strong>im</strong> Jahr fallen zwischen Mai <strong>und</strong><br />
September. Der Verlauf der Mittelwerte von Temperatur <strong>und</strong> Niederschlägen zeigt, daß<br />
ihre Verteilung <strong>für</strong> das Pflanzenwachstum recht günstig ist. In den wärmsten Monaten<br />
fallen auch die höchsten Niederschläge.<br />
2.5 BÖDEN<br />
Der <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> ist von Binnendünen umgeben. Diese wurden in der jüngeren<br />
Dryaszeit aus den vegetationslosen Beckensanden des Haffstausees aufgeweht (Kaiser<br />
2001). Am Rande des <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es stehen Mittel- <strong>und</strong> Feinsandschichten an, die bis zu<br />
6 m unter das Gelände reichen. Die höchste Erhebung liegt bei 5 m NN (Bramer 1979).<br />
Die Bodendecke der Randgebiete des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es besteht laut der Mittelmaßstäbigen<br />
landwirtschaftlichen Standortkartierung (LVM 2000) aus Sand-Gley, Anmoor-Gley<br />
<strong>und</strong> Sand-Rosterde. Unter der etwa 0,4 m mächtigen Torfschicht stehen <strong>im</strong><br />
oberen Bereich extrem dünnflüssige <strong>und</strong> örtlich mehr als 10 m mächtige Organo- <strong>und</strong><br />
Kalkmudden an (UPG 1997).<br />
2.6 VEGETATION<br />
Auf den nährstoffarmen Sandböden um den <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> sind Kiefernforste<br />
angelegt. Auf nährstoffreicheren <strong>und</strong> ausreichend feuchten, lehmigen Böden wachsen<br />
Stieleichen-Birkenwälder, mit beigemischten Kiefern. Rotbuchen treten nur vereinzelt<br />
auf (Jahns & Herking 2002). Der größte Teil der unbewaldeten Randbereiche des<br />
Moores wird als <strong>Grünland</strong> genutzt. Das Moor selbst ist mit Erlen- <strong>und</strong> Birkenbrüchen,<br />
Röhrichten, sowie Klein- <strong>und</strong> Großseggenrieden bestanden. Da es seit der Ablassung<br />
bis heute <strong>für</strong> den Menschen kaum zugänglich ist, konnte sich eine natürliche, <strong>für</strong> Kalkniedermoore<br />
typische Moorvegetation ausbilden.<br />
2.7 UNTERSUCHUNGSFLÄCHEN<br />
In den Randbereichen des Naturschutzgebietes <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> wurden vier Mähwiesen<br />
untersucht (ABB. 8). Sie werden extensiv bewirtschaftet (TAB. 1) <strong>und</strong> weisen<br />
TAB. 1 Lage <strong>und</strong> Nutzungsformen der Untersuchungsflächen<br />
Gegenseer<br />
Mähwiese<br />
Vorseer<br />
Mähwiese<br />
<strong>Ahlbecker</strong><br />
Orchideenwiese<br />
Mähwiese<br />
am Kiefernforst<br />
Hochwert 5948132|5948239 5951255 595087 5951312<br />
Rechtswert 4646023|4646120 4645820 464491 464599<br />
Größe (ha) 13,6 0,56 2,46 k.A.<br />
Schnittzahl 2–3 2–3 1 1<br />
Zeitpunkt<br />
Juni–Sept.<br />
anschl. Nachweide <strong>und</strong><br />
Mulchen<br />
Juni–Sept. Juli Sept.<br />
Abräumung ja ja ja ja<br />
26
2 UNTERSUCHUNGSGEBIET<br />
4<br />
3<br />
2<br />
Gegensee<br />
1<br />
Naturschutzgebiet<br />
(1) Gegenseer Mähwiese/Weide, (2) Aufnahmeflächen der Mähwiese am Kiefernforst,<br />
(3) Vorseer Mähwiese, (4) <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese<br />
Vorsee<br />
3<br />
2<br />
ABB. 8 Lage der Untersuchungsflächen <strong>im</strong> NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong><br />
27
zahlreiche Vorkommen von »gefährdeten« <strong>und</strong> »stark gefährdeten« Pflanzenarten auf<br />
(Succow & Schwill 2004, mündl.).<br />
2.7.1 Gegenseer Mähwiese<br />
LAGE. Die Gegenseer Mähwiese befindet sich <strong>im</strong> Südwesten des NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong><br />
(ABB. 8, ABB. 16). Das Moor verläuft an der östlichen Wiesengrenze entlang.<br />
Deshalb ist ein Feuchtegradient ausgeprägt, der sich von den trockenen Sandböden an<br />
der Westgrenze bis zu den nassen Moorböden <strong>im</strong> Ostteil erstreckt.<br />
NUTZUNG. Die Gegenseer Mähwiese wird von der Landwirtschaftsgenossenschaft<br />
»<strong>Seegr<strong>und</strong></strong>« e.G. Ahlbeck seit 1991 betreut. Von 1991–2004 erfolgte eine zwei- bis dre<strong>im</strong>alige<br />
Mahd mit Abräumen von Juni–September, sowie <strong>im</strong> Herbst eine Nachweide <strong>und</strong><br />
ein Mulchvorgang. Die Rinder wurden von der angrenzenden Extensivweide aufgetrieben.<br />
Für beide Wiesen besteht zwischen dem StAUN (Staatliches Amt <strong>für</strong> Umwelt <strong>und</strong><br />
Natur) in Ueckermünde <strong>und</strong> den Landwirten ein Flächennutzungsvertrag. Laut dem<br />
StAUN Ueckermünde (Paulig 2005, mündl.) dürfen sie vom 1.Mai bis zum 31.Oktober<br />
genutzt werden. Die vorgeschriebende Bestandesdichte liegt bei 1,7 GV pro ha <strong>und</strong> soll<br />
drei Rinder pro Hektar nicht überschreiten. Nach der Beweidungszeit soll eine Nachmahd<br />
erfolgen. Die mechanische Oberflächenpflege soll vom 1. Oktober–31. März<br />
durchgeführt werden.<br />
Im Jahre 2005 wurde die Gegenseer Mähwiese der angrenzenden Weide angeschlossen<br />
<strong>und</strong> beide werden seitdem extensiv beweidet. Im Frühjahr werden die Rinder der<br />
Rassen Angler, S<strong>im</strong>mentaler, L<strong>im</strong>ousin, Ueckermärker, Holstein-Rotbunt <strong>und</strong> Charolaise<br />
entsprechend dem Futteraufwuchs aufgetrieben. Der Abtrieb erfolgt <strong>im</strong> Herbst<br />
zwischen Oktober <strong>und</strong> November. Die Bestandesdichte liegt bei 1 GV pro ha. Nach dem<br />
jährlichen Umtrieb wird die Weide gemulcht <strong>und</strong> <strong>im</strong> Frühjahr gestriegelt.<br />
2.7.2 Mähwiese am Kiefernforst<br />
LAGE. Die Mähwiese am Kiefernforst, liegt <strong>im</strong> Norden des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es.<br />
Sie ist wenige Meter vom Radweg Ahlbeck-Ludwigsburg entfernt. Ihre Grenze nach<br />
Norden ist die Moorgrenze, an die sich Kiefernforste anschließen (siehe auch ABB. 8,<br />
TAB. 1).<br />
NUTZUNG. Auf der Mähwiese am Kiefernforst wurde nur ein Schnitt beobachtet.<br />
Wahrscheinlich wurde mit einem Traktor gemäht, da das Gelände eben <strong>und</strong> relativ<br />
trocken ist. Leider konnten aus Zeitgründen keine weiteren Informationen eingeholt<br />
werden.<br />
2.7.3 Vorseer Mähwiese<br />
LAGE. Die Vorseer Mähwiese liegt <strong>im</strong> Norden des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es eingebettet<br />
in ungenutzten Moorbereichen. Nördlich von der Vorseer Mähwiese wachsen Kiefernforste<br />
<strong>und</strong> Silbergrasfluren (ABB. 8).<br />
28
2 UNTERSUCHUNGSGEBIET<br />
58<br />
57<br />
56 5554<br />
m<br />
ABB. 9 <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese<br />
schwarze Quadrate: Vegetationsaufnahmeflächen mit Nr.<br />
schwarzgepunktete Fläche an der Straße: abgegrenzte Pferdekoppel<br />
NUTZUNG. Die Vorseer Mähwiese wird schon seit der Vorwendezeit, vor 1990, von<br />
einem Einwohner Ahlbecks genutzt. Das Mähgut wird heute hauptsächlich als Kaninchenfutter<br />
<strong>und</strong> Stallstreu verwendet (Klotzin 2006, mündl.). Die Mahd erfolgt auf traditionelle<br />
Weise mit der Sense zwischen Ende Juni <strong>und</strong> Ende September. Vom Ostende<br />
beginnend mäht der Besitzer bis zum anderen Ende der Wiese. Für das Mähen, Zusammenrechen<br />
<strong>und</strong> Abtransportieren des Mähgutes mit dem Traktor braucht er einige<br />
Wochen. Dann wird vorn wieder mit dem Mähen begonnen, da zwischenzeitlich die<br />
Pflanzendecke wieder aufgewachsen ist. Im Jahr erfolgen wahrscheinlich 2-3 Schnitte<br />
(TAB. 1).<br />
2.7.4 <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese<br />
LAGE.Im Nordwesten bei Ahlbeck liegt die <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese (ABB. 8). Sie<br />
ist Bestandteil des Moorgebietes <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>, wobei sie zungenartig ins Dorf<br />
Ahlbeck hineinragt. Die Dorfstraße führt direkt nordöstlich an der <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese<br />
vorbei, südlich wird sie durch einen Abflußgraben begrenzt (ABB. 9). Die<br />
Wiese liegt <strong>im</strong> Bereich des ehemaligen Seerandes, wo sich der Seeabfluß, die Ahlbecke,<br />
befand.<br />
NUTZUNG. Die <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese umfaßt 2,46 ha. Laut Klotzin (2006,<br />
mündl.) wurde die Wiese schon <strong>im</strong>mer gemäht. Seit den 90er Jahren bis 2006 gehörte<br />
die Wiese Herrn Albrecht, einem Bürger Ahlbecks. Er schloß nach 1990 einen Flächen-<br />
29
nutzungsvertrag mit dem StAUN Ueckermünde ab. Darin sind eine jährliche Mahd <strong>im</strong><br />
Juli mit Abräumen des Mähgutes festgelegt. Im Sommer 2006 wurde die <strong>Ahlbecker</strong><br />
Orchideenwiese an zwei <strong>Ahlbecker</strong> Bürger weiterverkauft. Laut dem StAUN sind sie<br />
zur Zeit mit den neuen Eigentümern noch nicht über einen Nutzungsvertrag einig geworden.<br />
Deshalb wurde die Orchideenwiese <strong>im</strong> Jahr 2006 nicht gemäht. In Zukunft soll<br />
aber weiterhin einmal <strong>im</strong> Jahr, möglichst <strong>im</strong> Juli, gemäht <strong>und</strong> das Mähgut abtransportiert<br />
werden (Paulig 2006, mündl.).<br />
30
3<br />
M AT E R I A L & M E T H O D E N<br />
3.1 VEGETATION<br />
AUFNAHME DER VEGETATION. Es wurden Vegetationsaufnahmen durchgeführt,<br />
von denen auf der Gegenseer Mähwiese, vier auf der Mähwiese am<br />
Kiefernforst, vier auf der Vorseer Mähwiese <strong>und</strong> fünf auf der Orchideenwiese<br />
liegen (ABB. 8). Die Aufnahmen der Gegenseer Mähwiese wurden entlang eines<br />
Transektes angelegt, das einem Feuchtegradienten von den trockenen Randbereichen<br />
bis zum Moor folgt (ABB. 16, KAP. 4.1.7). Auf den restlichen Wiesen wurden<br />
die Flächen zufällig verteilt. Die Vegetation wurde von Juni bis Oktober 2004 <strong>und</strong> <strong>im</strong><br />
Mai 2005 aufgenommen. Mit Ausnahme von der <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese, die etwa<br />
sechs Wochen nach der ersten Mahd aufgenommen wurde, erfolgten die restlichen<br />
Vegetationsaufnahmen vor dem ersten Schnitt.<br />
Entlang des Transektes wurden zunächst die augenscheinlich unterschiedlichen<br />
Pflanzengemeinschaften abgegrenzt. Die Quadrate <strong>für</strong> die Vegetationsaufnahmen<br />
wurden in den homogenen Bereichen angelegt. Sie waren in den Feuchtwiesen, Seggenrieden<br />
<strong>und</strong> Röhrichten 9 m 2 <strong>und</strong> <strong>im</strong> Trockenrasen 16 m 2 groß. Die Aufnahmen erfolgten<br />
nach der Methode von Braun-Blanquet (1964). Die Artmächtigkeit wurde nach<br />
der durch Barkman et al. (1964) modifizierten 9-teiligen Skala geschätzt (TAB. 2) Der<br />
Anteil von Krautschicht, Flechten-Moos-Schicht, Streu <strong>und</strong> offenen Bereichen wurde<br />
in Prozent geschätzt. Die max<strong>im</strong>ale Höhe der Krautschicht wurde in jeder Aufnahmefläche<br />
mit einem Maßband gemessen.<br />
Die Best<strong>im</strong>mung der Gefäßpflanzen erfolgte nach Lauber & Wagner (1998), Petersen<br />
(1988, 1989), Rothmaler (2000, 2002) <strong>und</strong> Schmeil (2000). Die Moose wurden von<br />
Dierk Michaelis, die Flechten von Birgit Litterski best<strong>im</strong>mt (Mitarbeiter des Botanischen<br />
<strong>Institut</strong>s, Greifswald).<br />
TAB. 2 modifizierte Deckungsskala nach Barkman et al. (1964)<br />
Deckungsgrad-<br />
Symbole<br />
mittlere<br />
Deckung [%]<br />
r 1<br />
+ 2<br />
1 3<br />
2m 4<br />
2a 8<br />
2b 18<br />
3 38<br />
4 62<br />
5 88<br />
31
KLASSIFIZIERUNG DER VEGETATION. Die Vegetationaufnahmen wurden nach<br />
dem Vegetationsformenkonzept entlang von Wasserstufen (TAB. 3) gegliedert (Koska<br />
et al. 2001). Die Pflanzenarten, die in gleichen Wasserstufen gemeinsam vorkommen<br />
oder fehlen wurden zu Artengruppen zusammengestellt. Die Vegetationsaufnahmen in<br />
denen gleiche Artengruppen mittlerer bis hoher Stetigkeit vorkommen oder gegenüber<br />
anderen fehlen kennzeichnen eine Vegetationsform. Die ökologisch-soziologischen<br />
Artengruppen <strong>und</strong> ihre Standortsbindung sind nur <strong>für</strong> das Untersuchungsgebiet repräsentativ.<br />
Die kleinräumige Untersuchung der Vegetation kann nicht die gesamte Breite<br />
der ökologischen Amplituden widerspiegeln<br />
Die ausgeschiedenen Vegetationsformen wurden schon beschriebenen Pflanzengesellschaften<br />
nach Dengler (2004), Ribbe (1976), Passarge (1964), Päzolt & Jansen (2004),<br />
Fukarek (1960) <strong>und</strong> Succow (1967) zugeordnet <strong>und</strong> deren Name übernommen. Die<br />
nach ökologischen Kriterien sortierten Vegetationsformen sind gut in die pflanzensoziologische<br />
Systematik einzuordnen. Die Pflanzengesellschaften des nordostdeutschen<br />
<strong>Grünland</strong>es wurden aufgr<strong>und</strong> ihrer wirtschaftlichen Bedeutung oft hinsichtlich ihres<br />
Standortes, wie Gr<strong>und</strong>wassergang, Trophie- <strong>und</strong> Säure-Basen-Verhältnisse, Produktivität<br />
<strong>und</strong> Nutzungsintensität, untersucht. Diese Standortfaktoren sind somit in die<br />
pflanzensoziologische Systematik eingegangen (Succow 1988 , 85). Für die Namen der<br />
Artengruppen existieren unterschiedliche Schreibweisen. Nach Drosdowski (1991,<br />
S. 26) wurde folgende Schreibweise verwendet z.B. Cladonia-pyxidata-Gruppe.<br />
3.2 ORCHIDEENZÄHLUNG AUF DER AHLBECKER ORCHIDEENWIESE<br />
Im Juni 2005 wurden die blühenden Dactylorhiza-majalis-Pflanzen auf der <strong>Ahlbecker</strong><br />
Orchideenwiese gezählt. Es wurden zwölf 9 m²-Flächen zufällig auf der Wiese verteilt<br />
<strong>und</strong> die darin wachsenden blühenden Dactylorhiza-majalis-Exemplare gezählt.<br />
3.3 BESTIMMUNG VON NÄHRSTOFF- UND WASSERSTUFEN MIT HILFE<br />
ÖKOLOGISCHER AMPLITUDEN<br />
Jede Vegetationsaufnahme wurde einer Wasser- <strong>und</strong> Nährstoffstufe (TAB. 3 <strong>und</strong> 4)<br />
zugeordnet (Jansen 2005).<br />
Die Entwicklung der Wasserstufen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung beschreibt Koska<br />
(2001 A) ausführlich. Die Nährstoffstufen werden in Succow & Stegemann (2001) näher<br />
TAB. 3 Wasserstufen<br />
nach Petersen (1952) <strong>und</strong> H<strong>und</strong>t (1957, 1964) in Koska (2001) (geändert)<br />
Wasserstufen<br />
Jahresmeridiane der Wasserstände (cm)<br />
5+ naß 20-0 über Flur<br />
4+ halbnaß/sehr feucht 0-20 unter Flur<br />
3+ feucht 20-45 unter Flur<br />
2+ mäßig feucht 45-80 unter Flur<br />
2- mäßig trocken (wechselfrisch) > 80 unter Flur<br />
3- trocken keine Angaben<br />
4- sehr trocken keine Angaben<br />
32
3 MATERIAL & METHODEN<br />
TAB. 4 Nährstoffstufen <strong>für</strong> Moorstandorte (Succow & Stegmann 2001, S. 78) (geändert)<br />
Gruppierung Bezeichnung verwendete Abkürzungen C/N-Verhältnis<br />
oligotroph<br />
sehr arm sa > 40<br />
(nährstoffarm)<br />
arm a 33–40<br />
mesotroph<br />
ziemlich arm za 26–33<br />
(mäßig nährstoffarm)<br />
mittel m 20–26<br />
eutroph<br />
kräftig k 13–20<br />
(nährstoffreich)<br />
reich r 10–13<br />
polytroph<br />
sehr reich sr 7–10<br />
(nährstoffüberlastet)<br />
extrem reich er > 7<br />
erläutert. Sie charakterisieren unterschiedliche Stickstoffanteile <strong>im</strong> Boden, die zum Beispiel<br />
als C/N-Verhältnis (TAB. 4) gemessen werden (Succow & Stegemann 2001).<br />
3.4 BODENUNTERSUCHUNGEN<br />
Die Böden wurden in Zusammenarbeit mit Anita Laube <strong>und</strong> Stefan Schwill <strong>im</strong> Oktober<br />
2004 aufgenommen. Pro Pflanzengemeinschaft wurde ein Bodenprofil gegraben <strong>und</strong><br />
Bodenproben, aus den Horizontmitten mit dem Spatel entnommen. Alle Bodenproben,<br />
gemessenen Parameter <strong>und</strong> Bodenprofile sind auf der beiliegenden CD zusammengestellt.<br />
Die nichtmineralischen Standorte, mit den Bodenprofilnummern 1, 2, 5, 6 <strong>und</strong> 6a,<br />
wurden mittels einer 7-m-Klappsonde bebohrt. Die Bodengruben der mineralischen<br />
Standorte wurden bis zu 1 m tief aufgeschlossen. Nach AG Boden (1996) wurden <strong>im</strong><br />
Feld alle Horizonte hinsichtlich Durchwurzelung, Bodenart, Bodenfarbe <strong>und</strong> Kalkgehalt,<br />
Torfe auf Zersetzung <strong>und</strong> Zusammensetzung, sowie Mudden auf Konsistenz, angesprochen.<br />
Der Kalkgehalt wurde mit Hilfe 10 %-iger Salzsäure nach der Gehörprobe<br />
geschätzt (AG Boden 1996).<br />
Die Bodenproben wurden <strong>im</strong> Labor des Botanischen <strong>Institut</strong>s Greifswald auf Humusgehalt<br />
<strong>und</strong> pH-Wert untersucht. Der Humusgehalt wurde mit Hilfe des Glühverlustes<br />
von 3-4 g der Proben best<strong>im</strong>mt, die bei 105° C getrocknet <strong>und</strong> über Nacht bei<br />
550° C <strong>im</strong> Muffelofen gebrannt wurden. Nachdem die Proben <strong>im</strong> Exsikkator abgekühlt<br />
waren, wurden sie gewogen. Der Masseverlust durch das Glühen ist gleich dem Anteil<br />
an organischer Bodensubstanz, der in Bezug auf die Masse des ofentrockenen Bodens<br />
angegeben wird (Rowell 1997).<br />
GLÜHVERLUST* = 100 · (M 1<br />
– M 2<br />
)/M 1<br />
M 1<br />
= Masse des ofentrockenen Bodens<br />
M 2<br />
= Masse des geglühten Bodens<br />
* g pro 100 g ofentrockenen Boden<br />
33
TAB. 5 Säure-Basen-Stufen nach Succow & Stegmann (2001)<br />
Gruppierung pH-Werte* Bezeichnung<br />
< 2,4 extrem sauer<br />
sauer<br />
2,4-3,2 sehr stark sauer<br />
3,2-4,0 stark sauer<br />
4,0-4,8 mäßig sauer<br />
subneutral<br />
4,8-5,6 schwach sauer<br />
5,6-6,4 sehr schwach sauer<br />
kalkhaltig<br />
6,4-7,2 neutral<br />
> 7,2 basisch<br />
* pH-Messungen in Ca 2<br />
Cl-Lösung<br />
Der pH-Wert wurde mit einer Glaselektrode gemessen. Vor der Messung wurden 10 g<br />
Mineralprobe bzw. 10 ml Torfprobe in 25 ml 0,01 M CaCl 2<br />
–Lösung aufgelöst, über<br />
Nacht stehen gelassen <strong>und</strong> am nächsten Morgen nochmals umgerührt (Rowell 1997).<br />
Den pH-Werten wurden nach Succow & Stegmann (2001, S. 75) Säure-Basen-Stufen<br />
zugeordnet (TAB. 5).<br />
3.5 SCHUTZWÜRDIGKEIT VON PFLANZENGESELLSCHAFTEN<br />
Die Gefährdung <strong>und</strong> der naturschutzfachliche Wert der untersuchten <strong>Grünland</strong>gesellschaften<br />
wurde aus Berg et al. (2004 a) entnommen. Beide Kriterien zusammen ergeben<br />
laut Abdank et al. 2004 b einen best<strong>im</strong>mten Handlungsbedarf <strong>für</strong> den Erhalt der<br />
Pflanzengesellschaften Mecklenburg-Vorpommerns. Zur Bewertung des Gefährdungsgrades<br />
von Pflanzengesellschaften wurden die folgenden Kriterien verwendet (Abdank<br />
et al. 2004 a, S. 62 ff.):<br />
(1) Bestandssituation – umfaßt die gegenwärtige Bestandsgröße <strong>und</strong> Bestandsverteilung<br />
in Mecklenburg- Vorpommern,<br />
(2) quantitative Entwicklung – beschreibt die rückblickende Zu- oder Abnahme der<br />
Bestandesflächen, <strong>und</strong><br />
(3) Bedrohung – definiert die vorrausschauende Bedrohung durch anthropogene Einwirkungen.<br />
Die naturschutzfachliche Wertstufe leitet sich von folgenden Kriterien ab (Berg et al.<br />
2004 c, S. 68 ff.):<br />
(1) Gefährdungsinhalt – definiert die durchschnittliche Dichte von Rote-Liste-Arten<br />
in Be ständen des jeweiligen Vegetationstyps, wobei der Grad ihrer Gefährdung berücksichtigt<br />
wird,<br />
(2) Natürlichkeitsgrad – beschreibt das Ausmaß der Naturnähe eines Vegetationstyps,<br />
<strong>und</strong><br />
(3) Verantwortlichkeit – ergibt sich aus dem Anteil des in Mecklenburg-Vorpommern<br />
anzutreffen den Synareals einer Pflanzengesellschaft oder ihrer Anzahl an Sippen<br />
der diagnostischen Artenkombination mit kleinen Arealen.<br />
34
3 MATERIAL & METHODEN<br />
Das Konzept <strong>und</strong> die Methoden zur Gefährdungs- sowie naturschutzfachlichen Werteinstufung<br />
wird in Abdank et al. (2004 a, S. 60 ff.) <strong>und</strong> Berg et al. (2004 c, S. 67 ff.) ausführlich<br />
erläutert. Nachstehend werden die Gefährdungs- <strong>und</strong> naturschutzfachlichen<br />
Wertstufen definiert (TAB. 6 <strong>und</strong> 7).<br />
TAB. 6 Gefährdungsstufen der Pflanzengesellschaften<br />
Gefährdungsgrade<br />
1 Vom Verschwinden bedroht<br />
2 Stark gefährdet<br />
3 Gefährdet<br />
R Durch Seltenheit gefährdet<br />
V Vorwarnliste<br />
* Ungefährdet<br />
*< Ungefährdet <strong>und</strong> in Ausbreitung<br />
(Quelle: IUCN 1994, 2001 in Berg et al. 2004, S. 66)<br />
TAB. 7 Naturschutzfachliche Wertstufen nach Berg et al. (2004)<br />
Naturschutzfachliche Wertstufen<br />
1 Höchste Wertstufe, prioritär schutzwürdig<br />
2 Hohe Wertstufe, hochgradig schutzwürdig<br />
3 Mittlere Wertstufe, mäßig schutzwürdig<br />
4 Geringe Wertstufe, mäßig schutzwürdig<br />
5 Geringste Wertstufe, wenig schutzwürdig<br />
3.6 HÖHENNIVELLEMENT UND PEGELDATEN<br />
Auf der Gegenseer Mähwiese ist entlang des Transektes nevelliert worden, daß <strong>für</strong> die<br />
Vegetations- <strong>und</strong> Bodenuntersuchungen angelegt wurde (Abb. 16). Auf der Gegenseer<br />
Mähwiese sind zwei <strong>und</strong> auf der Vorseer Wiese ein Wasserpegel errichtet worden. Die<br />
Gr<strong>und</strong>wasserstände wurden zwischen Juli 2004 <strong>und</strong> Juni 2005 abgelesen (Beilage CD).<br />
3.7 GPS-GERÄT UND COMPUTER-SOFTWARE<br />
Alle Vegetationsaufnahmen wurden in einer Datenbank von TurboVeg for Windows<br />
(Version 2.29) angelegt (Hennekens et al. 2001). Als Florenliste wurde die MVFlora2<br />
verwendet (Jansen 2006). Dabei wurde die <strong>im</strong> Programm vorgegebene Skala »Braun/<br />
Blanquet (new)« verwendet (TAB. 2). Vegetationsdaten befinden sich <strong>im</strong> Anhang ,<br />
sowie auf der beigefügten CD. Die Stetigkeitstabellen wurden mit Microsoft Excel<br />
bearbeitet. Zum Auswerten der Daten dienten die Programme ArcView, MicrosoftExel<br />
2002, TurboVeg for Windows 2.29 <strong>und</strong> GARtrip Version 206e. Als Textverarbeitungsprogramm<br />
diente OpenOffice.org 2.0. Die Diplomschrift wurde in Adobe InDesign 2.0<br />
gesetzt. Mit dem GPS-Gerät GarTrip wurden die vorliegenden GPS-Daten ermittelt,<br />
die ebenfalls in der TurboVeg-Datenbank gespeichert sind (Beilage CD).<br />
35
4<br />
G R Ü N L A N D G E S E L L S C H A F T E N U N D<br />
G E FÄ H R D E T E P F L A N Z E N A R T E N<br />
4.1 GRÜNLANDGESELLSCHAFTEN<br />
In diesem Kapitel werden die untersuchten <strong>Grünland</strong>gesellschaften des NSG <strong>Ahlbecker</strong><br />
<strong>Seegr<strong>und</strong></strong> vorgestellt (BEILAGE 1 & 2 <strong>im</strong> Innendeckel). Eine Kurzcharakteristik in Tabellenform<br />
führt zu Beginn jeder <strong>Grünland</strong>gesellschaft in die Einzelkapitel ein. Darauf<br />
folgen die Abschnitte Struktur <strong>und</strong> Artenzusammensetzung, Standorteigenschaften,<br />
syntaxonomische Einordung, sowie Gefährung <strong>und</strong> Erhalt. Eine Übersicht über alle<br />
<strong>Grünland</strong>gesellschaften geben Tabellen <strong>im</strong> Anhang. Die untersuchten Bodenparameter-<br />
<strong>und</strong> profile, sowie Gr<strong>und</strong>wassermeßwerte auf der beiliegenden CD zusammengestellt.<br />
4.1.1 Silbergras-Pionierrasen<br />
TAB. 8 Kurzcharakteristik Silbergras-Pionierrasen<br />
Pflanzensoziologische<br />
Einordnung<br />
Corniculario aculeatae -<br />
Corynephoretum canescentis<br />
Steffen 1931<br />
charakteristische Artengruppen 1, 2<br />
charakteristische<br />
Artenkombination<br />
Corynephorus canescens,<br />
Spergula morisonii,<br />
Rumex acetosella<br />
Anzahl der Aufnahmen 5<br />
mittlere Artenzahl 8<br />
mittlere Deckung [%]<br />
Gesamt 23<br />
Krautschicht 18<br />
Kryptogamenschicht 20<br />
Streuschicht 0<br />
Wasserstufe 4-<br />
Wasserreg<strong>im</strong>etyp<br />
Infiltration mit<br />
tiefem Gr<strong>und</strong>wasser<br />
Säure-Basen-Stufe<br />
sauer-stark sauer<br />
Trophie-Stufe<br />
oligotroph-arm<br />
Bodentyp<br />
vorherrschendes Bodensubstrat<br />
reliktischer Sand-Gley<br />
Ah/Ap/Go/C<br />
Feinsand<br />
37
STRUKTUR UND ARTENZUSAMMENSETZUNG. Der Silbergras-Pionierrasen ist<br />
kleinräumig ausgebildet. Er zeigt von allen untersuchten <strong>Grünland</strong>gesellschaften die<br />
lückigste Vegetation auf. Die Krautschicht deckt ca. 20% des Bodens (TAB. 8, ABB.<br />
10). Dabei fielen auf der Hälfte der vom Silbergras-Pionierrasen bewachsenen Fläche<br />
Trittspuren <strong>und</strong> Kuhfladen auf, die auf eine noch andauernde Störung hinweisen.<br />
Der Silbergras-Pionierrasen wird durch das Vorkommen der Cladonia-pyxidata-<br />
Gruppe <strong>und</strong> der Corynephorus-canescens-Gruppe charakterisiert. Beide Artengruppen<br />
kennzeichnen nährstoffarme <strong>und</strong> saure Standorte auf lockeren, durchlässigen Sandböden.<br />
Die meisten Arten, wie z.B. Corynephorus canescens, Deschampsia flexuosa, Rumex<br />
acetosella <strong>und</strong> Spergula morisonii sind Pionierpflanzen (Oberdorfer 2001, Rothmaler<br />
2000). Die Cladonia-pyxidata-Gruppe tritt sonst in keiner weiteren untersuchten <strong>Grünland</strong>gesellschaft<br />
auf. Sie beinhaltet eine Vielzahl von Flechtenarten. Die Corynephoruscanescens-Gruppe<br />
hingegen reicht mit einer geringeren Stetigkeit auch noch in den<br />
nachfolgenden Straußgras-Rasen hinein.<br />
STANDORTVERHÄLTNISSE. Der Silbergras-Pionierrasen besiedelt oligotrophe, stark<br />
saure Standorte der Wasserstufe 4-. Mit einem pH-Wert von 3,27 wächst er auf den<br />
sauersten Standorten des Untersuchungsgebietes. Im Bodenprofil sind durchgängig<br />
Feinsande zu finden. Unter der 4 cm mächtigen Humusauflage ist ein Pflughorizont bis<br />
in 20 cm Tiefe ausgebildet. Er zeigt, das die Fläche einmal landwirtschaftlich genutzt<br />
wurde. In 20 bis 50 cm Tiefe liegt ein Oxidationshorizont, der durch das einst hier anstehende<br />
<strong>und</strong> dann abgesenkte Gr<strong>und</strong>wasser entstanden ist. Die orange-roten Oxidationsmerkmale<br />
können in Sandböden lange verbleiben (Scheffer & Schachtschabel 2002,<br />
S. 508). Die aktuelle Vegetation zeigt, daß das Gr<strong>und</strong>wasser <strong>für</strong> sie heute nicht mehr<br />
verfügbar ist. Während der Gr<strong>und</strong>wassermessungen vom Juli 2004 bis Februar 2005<br />
stand das Gr<strong>und</strong>wasser <strong>im</strong> Duchschnitt 97 cm unter Flur. Innerhalb der Meßreihe erreichte<br />
das Gr<strong>und</strong>wasser mit 1,11 cm unter Flur <strong>im</strong> Oktober den tiefsten <strong>und</strong> <strong>im</strong> Februar<br />
mit 70 cm unter Flur den höchsten Stand.<br />
SYNTAXONOMISCHE EINORDNUNG. Der Silbergras-Pionierrasen entspricht dem<br />
in Dengler 2004 beschriebenen Corniculario aculeatae-Corynephoretum canescentis<br />
Steffen 1931. Unter dieser Assoziation sind alle artenarmen, in der Krautschicht sehr<br />
lückigen Silbergras-Gesellschaften des Binnenlandes <strong>und</strong> der Küstendünen zusammengefaßt<br />
(Dengler 2004, S. 305).<br />
GEFÄHRDUNG UND ERHALT. Im Silbergras-Pionierrasen kommen wenige Exemplare<br />
des Grannen-Ruchgrases Anthoxanthum aristatum vor, das in der Roten-Liste<br />
Mecklenburg-Vorpommern als gefährdet eingestuft ist (Voigtländer 2005).<br />
Silbergras-Rasen sind in ganz Mecklenburg-Vorpommern verbreitet, wobei die<br />
größten Vorkommen auf Sanderflächen <strong>und</strong> Truppenübungsplätzen wachsen. Auch<br />
hier sei wie in Dengler (2004, S. 306) darauf hingewiesen, daß zur Erhaltung <strong>und</strong> Neuentstehung<br />
von nährstoffarmen Sandpionierstandorten oft Maßnahmen beitragen, die<br />
der Naturschutz <strong>im</strong> Allgemeinen gerne unterbindet, zum Beispiel starker Vertritt durch<br />
Weidetiere, Besucherverkehr abseits der Schutzgebietswege, Reiten <strong>und</strong> Motocrossfahren<br />
<strong>und</strong> die Nicht-Rekultivierung von Sandabbauflächen.<br />
In Dengler (2004) wurde dem Silbergras-Rasen die Gefährdungskategorie V <strong>und</strong><br />
38
4 GRÜNL ANDGESELL SCHAFTEN<br />
naturschutzfachliche Wertstufe 3 zugeordnet. Demnach ergibt sich nach Abdank et<br />
al. (2004 b) <strong>für</strong> Mecklenburg-Vorpommern hinichtlich seines Schutzes ein mäßiger<br />
Handlungsbedarf (s.a. Kapitel 3.4.). Deutschlandweit ist der Silbergras-Pionierrasen<br />
nicht gefährdet (Rennwald 2000).<br />
4.1.2 Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen<br />
TAB. 9 Kurzcharakteristik Heidenelken-Rauhblattschwingelrasen<br />
Pflanzensoziologische<br />
Einordnung<br />
Diantho deltoides-<br />
Armerietum elongatae<br />
Krausch ex Pötsch 1962<br />
charakteristische Artengruppen 2, 3, 4, 5<br />
charakteristische<br />
Artenkombination<br />
Festuca brevipila,<br />
Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. elongata,<br />
Dianthus deltoides,<br />
Luzula campestris<br />
Anzahl der Aufnahmen 9<br />
mittlere Artenzahl 18<br />
mittlere Deckung [%]<br />
Gesamt 88<br />
Krautschicht 87<br />
Kryptogamenschicht 28<br />
Streuschicht 4<br />
Wasserstufe 3-<br />
Wasserreg<strong>im</strong>etyp<br />
Infiltration mit<br />
tiefem Gr<strong>und</strong>wasser<br />
Säure-Basen-Stufe<br />
sauer-stark sauer<br />
Trophie-Stufe<br />
mesotroph-mittel<br />
Bodentyp<br />
vorherrschendes Bodensubstrat<br />
reliktischer Braunerde-Gley<br />
Ah/(Ap)/Bv/Go/fAh/fBv/Go/C<br />
Feinsand<br />
STRUKTUR UND ARTENZUSAMMENSETZUNG. Die Vegetationsdecke des Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen<br />
ist nicht vollständig geschlossen (TAB. 9). Festuca<br />
brevipila, Hieracium pilosella, Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. elongata <strong>und</strong> Dianthus deltoides<br />
kommen hier gemeinsam hochstet vor. Die drei letztgenannten Arten sind kennzeichnend<br />
<strong>für</strong> magere Standorte, die beweidet werden (Meusel 1970, Oberdorfer 2001).<br />
Auffallend ist das hochstete Auftreten von Phragmites australis <strong>und</strong> Persicaria amphibia.<br />
Sie charakterisieren feuchte bis nasse Standorte. Die Wasserstufenamplitude vom<br />
Gemeinen Schilf Phragmites australis reicht von 6+ bis 2+, die vom Wasser-Knöterich<br />
Persicaria amphibia von 5+ bis 2+ (T<strong>im</strong>mermann & Succow 2001, 148). An diesem<br />
Standort zeigen sie Gr<strong>und</strong>wasser an, welches sie mit ihren Wurzeln in über einem<br />
Meter Tiefe noch erreichen. Diese Pflanzenarten sind <strong>für</strong> die Verlandungsvegetation<br />
charakteristisch, die vor der Ablassung des Sees hier ausgebildet war. Sie konnten sich<br />
hier aufgr<strong>und</strong> ihres Gr<strong>und</strong>wasseranschlusses bis heute halten.<br />
Überblickt man den Anteil der restlichen Pflanzenarten ergeben sich drei Gruppen.<br />
Einstreuende Sandtrockenrasenarten der Corynephorus-canescens-Gruppe, wie<br />
39
Corynephorus canescens, Spergula morisonii <strong>und</strong> Poa compressa, vermischen sich mit<br />
den Glatthafer-Wiesenarten der Achillea-millefolium-Gruppe, z.B. Stellaria graminea,<br />
Equisetum arvense <strong>und</strong> Poa pratensis, <strong>und</strong> den typischen Pflanzenarten des Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasens.<br />
Zu ihnen gehören Pleurozium schreberi, Brachythecium<br />
albicans, Cladonia f<strong>im</strong>briata, Veronica chamaedrys, Convolvulus arvensis <strong>und</strong><br />
Agrostis capillaris.<br />
STANDORTVERHÄLTNISSE. Der Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen besiedelt<br />
saure, trockene <strong>und</strong> mesotrophe Standorte. Der pH-Wert liegt mit 3,52 etwas unter dem<br />
<strong>für</strong> diese Gesellschaft beschriebenen Bereich von 3,7 bis 4,7 (in Dengler 1994).<br />
Alle Pflanzenarten des Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasens charakterisieren<br />
die Wasserstufe 3-, außer Persicaria amphibia, Phragmitis australis <strong>und</strong> Stellaria graminea.<br />
Das Gr<strong>und</strong>wasser stand bei den Bodenuntersuchungen <strong>im</strong> September 2004 ca.<br />
1 m unter Flur. Ab einer Tiefe von 24 cm sind reliktische Oxidationsmerkmale zu finden.<br />
Außerdem ist ein reliktischer Verbraunungshorizont mit einer Humusauflage ausgebildet,<br />
der durch Feinsande überlagert ist. Der Sand wurde wahrscheinlich nach einer<br />
der Seeablassungen von den freifallenden Seesanden verweht (Hellm<strong>und</strong>t 1962, 441).<br />
SYNTAXONOMISCHE EINORDNUNG. Der Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen<br />
wurde nach Dengler (2004) eingeordnet. Er entspricht dem Diantho deltoides-Armerietum<br />
elongatae Krausch ex Pötsch 1962. H<strong>und</strong>t & Succow (1984) beschreiben <strong>für</strong><br />
Ostdeutschland die Vegetationsform Straußgras-Rasen, in dem überwiegend Agrostis<br />
tenuis, Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. elongata, Dianthus deltoides <strong>und</strong> Cerastium arvense<br />
vorkommen. Syntaxonomisch ist dieser mit dem Diantho-Armerietum Krausch 1962<br />
vergleichbar. Die Artenzusammensetzung der Untersuchungsflächen kam der in Dengler<br />
(2004) beschriebenen Pflanzengesellschaft wesentlich näher.<br />
GEFÄHRDUNG UND ERHALT. Die Trockenrasenarten Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. elongata<br />
<strong>und</strong> Dianthus deltoides gelten laut der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns als<br />
gefährdet <strong>und</strong> sind zudem durch die B<strong>und</strong>esartenschutzverordnung geschützt. Luzula<br />
campestris steht auf der Vorwarnliste von Mecklenburg-Vorpommern (Voigtländer<br />
2005).<br />
Die vorliegende Assoziation ist neben dem Silbergras-Pionierrasen die am weitesten<br />
verbreitete Trockenrasengesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern (Dengler<br />
2004, 317). Offenflächen ehemaliger Truppenübungsplätze sind zum Teil hektarweise<br />
mit Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen bewachsen. Zum Einen sind diese durch<br />
freie Sukzession <strong>und</strong> Wiederbewaldung bedroht, zum anderen gehen großflächige Vorkommen<br />
durch den starken Rückgang der Schafbestände verloren. Der Heidenelken-<br />
Rauhblattschwingel-Rasen wird der Gefährdungskategorie V <strong>und</strong> Wertstufe 3 (Dengler<br />
2004) zugeordnet. Zu seinem Erhalt besteht ein mäßiger Handlungsbedarf (Abdank<br />
et al. 2004 b). Der Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen gehört zu den gefährdeten<br />
Pflanzengesellschaften Deutschlands (Rennwald 2000).<br />
Der Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen kann durch extensive Beweidung auf<br />
nährstoffarmen Sandböden gefördert oder sogar neuerschaffen werden. Das betrifft <strong>im</strong><br />
Allgemeinen alle Magerrasenkomplexe dieser Standorte in Mecklenburg-Vorpommern<br />
(Dengler 2004, 314).<br />
40
4 GRÜNL ANDGESELL SCHAFTEN<br />
ABB. 10 Silbergras-Pionierrasen <strong>im</strong> Spätsommer<br />
ABB. 11 Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen<br />
mit Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. elongata, Dianthus deltoides, Festuca brevipila <strong>und</strong> Phragmites australis<br />
41
4.1.3 Glatthafer-Wiesen<br />
TAB. 10 Kurzcharakteristik Glatthafer-Wiesen<br />
Pflanzensoziologische<br />
Einordnung<br />
Arrhenatherum elatioris Br.-[Bl.] 1919<br />
Subass. Festuca ovina<br />
Subass. Cirsium oleraceum<br />
charakteristische Artengruppen 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 5, 6, 7, 8, 11, 12, 13<br />
charakteristische<br />
Artenkombination<br />
Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. elongata,<br />
Dianthus deltoides, Luzula<br />
campestris, Linaria vulgaris,<br />
Veronica chamaedrys,<br />
Poa pratensis agg., Vicia<br />
angustifolia, Hypochaeris radicata,<br />
Rhytidiadelphus squarrosus<br />
Stellaria graminea,<br />
Galium mollugo, Cirsium<br />
oleraceum, Lotus pedunculatus,<br />
Cirsium arvense,<br />
Calamagrostis epigejos,<br />
Heracleum sphondylium,<br />
Urtica dioica,<br />
Lathyrus pratensis,<br />
Poa trivialis<br />
Anzahl der Aufnahmen 5 5<br />
mittlere Artenzahl 28 29<br />
mittlere Deckung [%]<br />
Gesamt 98 100<br />
Krautschicht 98 100<br />
Kryptogamenschicht 8 2<br />
Streuschicht 3 2<br />
Wasserstufe 2- 2+<br />
Wasserreg<strong>im</strong>etyp<br />
Infiltration mit<br />
-<br />
tiefem Gr<strong>und</strong>wasser<br />
Säure-Basen-Stufe sauer-mäßig sauer -<br />
Trophie-Stufe mesotroph-mittel eutroph-kräftig<br />
Bodentyp<br />
Braunerde-Gley<br />
-<br />
Ah/(Ap)/Bv/Go/C<br />
vorherrschendes Bodensubstrat Feinsand -<br />
STRUKTUR UND ARTENZUSAMMENSETZUNG. Die typischen Charakterarten wie<br />
Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), Wiesen-Glockenblume (Campanula<br />
patula) oder Pastinak (Pastinaca sativa) fehlen, wie den meisten Glatthafer-Wiesen<br />
Mecklenburg-Vorpommerns (Päzolt & Jansen 2004, S. 340), auch am <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>.<br />
In den untersuchten Glatthafer-Wiesen wachsen wertvolle Futterpflanzen, die vor allem<br />
der Vicia-cracca- <strong>und</strong> Festuca-rubra-Gruppe angehören. Im Untersuchungsgebiet<br />
sind zwei Subassoziationen zu unterscheiden. Die trockene Schafschwingel-Glatthafer-<br />
Wiese (ABB. 12) geht ohne die Ausprägung der typischen Form in die frischfeuchte<br />
Kohldistel-Glatthafer-Wiese über.<br />
Die Schafschwingel-Glatthafer-Wiese kennzeichnet die Achillea- millefolium-, Vicia-cracca-<br />
<strong>und</strong> Festuca-rubra-Gruppe, in denen wertvolle Futterpflanzen vorkommen<br />
(TAB. 10). Der Einfluß des Trockenrasens ist durch das Vorkommen von Luzula campestris,<br />
Vicia angustifolia, Veronica chamaedrys, Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. elongata <strong>und</strong><br />
Rumex acetosella deutlich gegeben. Sie kommen gemeinsam in der Armeria-marit<strong>im</strong>a-<br />
Gruppe vor <strong>und</strong> zeigen trockene <strong>und</strong> saure Standorte an. Die Vegetationsdecke ist in<br />
42
4 GRÜNL ANDGESELL SCHAFTEN<br />
ABB. 12 Schafschwingel-Glatthafer-Wiese<br />
43
dieser Glatthafer-Wiesen-Subassoziation fast geschlossen <strong>und</strong> weist die <strong>für</strong> Mähwiesen<br />
charakteristische vertikale Schichtung auf, die aber nicht so dicht ist, wie die der Kohldistel-Glatthafer-<br />
<strong>und</strong> Bärenklau-Kohldistel-Wiesen. Die Mittel- <strong>und</strong> Unterschicht sind<br />
deutlich zu erkennen. Die Oberschicht ist spärlich ausgebildet, da nur wenige hochwüchsige<br />
Gräser auftreten. Die Moose Leptodictyum riparium, Plagiomnium affine agg.<br />
<strong>und</strong> Rhytidiadelphus squarrosus decken bis zu 8% des Bodens.<br />
In der Kohldistel-Glatthafer-Wiese nehmen die Stetigkeiten der typischen<br />
Glatthafer-Wiesenarten Achillea millefolium, Galium mollugo, Equisetum arvense,<br />
Stellaria graminea, sowie Arrhenaterum elatius <strong>und</strong> Potentilla reptans gegenüber<br />
der Schafschwingel-Glatthafer-Wiese ab. Da<strong>für</strong> treten Cirsium oleraceum, Lotus pedunculatus<br />
<strong>und</strong> Potentilla anserina hinzu, die feuchte bis nasse Standorte besiedeln<br />
(siehe Tab. 10) Die Vicia-cracca-Gruppe weist hier die höchsten Stetigkeiten auf. Die<br />
Stickstoffzeiger Elymus repens, Urtica dioica <strong>und</strong> Cirsium arvense sind allein in der<br />
Kohldistel-Ausbildung hochstet. Calamagrostis epigejos kommt nur hier vor <strong>und</strong> deckt<br />
zwischen 25-50%. Es zeigt wasserzügige oder wasserstauende Verhältnisse an <strong>und</strong> breitet<br />
sich laut Dierschke (2002, 170) besonders gut auf brachgefallenen frischen Standorten<br />
aus. Lotus pedunculatus, Equisetum palustre, Lathyrus pratensis <strong>und</strong> Poa trivialis<br />
sind charakteristische Kohldistel-Wiesen-Arten, die aus der anschließenden feuchteren<br />
Pflanzengesellschaft einstreuen. Sie zeigen, daß die Kohldistel-Glatthafer-Wiese <strong>im</strong> Untersuchungsgebiet<br />
auf gr<strong>und</strong>wasserbeeinflußten Standorten wächst <strong>und</strong> in Kontakt zur<br />
Kohldistel-Feuchtwiese steht.<br />
STANDORTVERHÄLTNISSE. Die Schafschwingel- <strong>und</strong> die Kohldistel-Glatthafer-<br />
Wiese unterscheiden sich in Wasser-, Trophie- <strong>und</strong> Säure-Basen-Stufe. Gemeinsam<br />
sind ihnen die stark humosen mineralischen Sandböden.<br />
Die Schafschwingel-Glatthafer-Wiese wächst auf mäßig sauren <strong>und</strong> mesotrophen<br />
Standorten, die durch die Wasserstufe 2- gekennzeichnet sind. Im Oberboden sind in<br />
23 bis 50 cm Tiefe Oxidationsmerkmale zu sehen. In diesem Fall sind die Oxidationsmerkmale<br />
<strong>im</strong> Oberboden reliktisch. Der darunter liegende Feinsandboden ist bis in ca.<br />
60 cm Tiefe einheitlich grau <strong>und</strong> darunter ocker gefärbt. Das Gr<strong>und</strong>wasser stand zur<br />
Zeit der Bodenaufnahme <strong>im</strong> September 2004 ca. 0,94 cm unter Flur.<br />
In der Kohldistel-Glatthafer-Wiese beträgt die Wasserstufe 2+. Die Nährstoffverhältnisse<br />
sind eutroph-kräftig. An diesem Standort wurde kein Bodenprofil angelegt.<br />
SYNTAXONOMISCHE EINORDNUNG. Die untersuchten Glatthafer-Wiesen sind<br />
zweischürige Wirtschaftswiesen, die in Mecklenburg-Vorpommern gegenüber den<br />
Mitteleuropäischen floristisch verarmt sind (Meisel 1969). Sie wurden nach Ribbe<br />
(1976) der Assoziationsgruppe Arrhenatheretum elatioris Br.-[Bl.] 1919 <strong>und</strong> der Assoziation<br />
Arrhenatherum subatlanticum Tx. (1937) 1955 zugeordnet (vgl. auch Passarge<br />
1964). Ribbe charakterisiert die Glatthafer-Wiesen der Lewitz in Mecklenburg-Vorpommern<br />
mit Hilfe soziologischer Artengruppen <strong>und</strong> gliederte sie in drei verschiedene<br />
Subassoziationen, die sich aber von den am häufigsten beschriebenen Nord- <strong>und</strong> Nordwestdeutschen<br />
unterscheiden. Am <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> sind zwei Subassoziationen der<br />
Glatthafer-Wiese ausgebildet, die denen von Ribbe gleichen. Die Festuca-ovina-Subassoziation<br />
(vgl. Ribbe 1976) leitet zu den Trockenrasen über <strong>und</strong> gleicht hinsichtlich<br />
ihrer Stellung der Thymus-Subassoziation von Passarge (1964). Die feuchte Cirsium-<br />
44
4 GRÜNL ANDGESELL SCHAFTEN<br />
oleraceum-Subassoziation leitet zu den Kohldistel-Wiesen über. Innerhalb der Cirsiumoleraceum-Artengruppe<br />
tauchen viele charakteristische Kohldistel-Arten auf, die eine<br />
enge Beziehung zur Cirsium-oleraceum-Gesellschaft aufzeigen (Ribbe 1976, 117 ff.). Die<br />
Cirsium-oleraceum-Subassoziation entspricht der Alopecurus-Subassoziation Tx. 1937<br />
(in Passarge 1964).<br />
GEFÄHRDUNG UND ERHALT. In der Schafschwingel-Glatthafer-Wiese kommen<br />
die »gefährdeten« Rote-Liste-Arten Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. elongata <strong>und</strong> Dianthus<br />
deltoides vor <strong>und</strong> das auf der »Vorwarnliste« verzeichnete Luzula campestris. In der<br />
Kohldistel-Glatthafer-Wiese wachsen einige Exemplare von Plantago media, der als<br />
»gefährdet« eingestuft ist (Voigtländer 2005).<br />
Die Glatthafer-Wiesen befinden sich in Mecklenburg-Vorpommern an ihrer Verbreitungsgrenze<br />
<strong>und</strong> sind daher floristisch verarmt. Opt<strong>im</strong>ale Kl<strong>im</strong>abedingungen<br />
finden sie in ozeansisch geprägten Bereichen Mitteleuropas von der Ebene bis ins<br />
Bergland hinein (Meusel 1969). In den Mittelgebirgen <strong>und</strong> dem Alpenvorland sind<br />
sie weitaus stärker verbreitet als in Nordostdeutschland. Die nährstoffreichen, mineralischen<br />
Standorte werden hier überwiegend ackerbaulich genutzt. Ausgedehnte<br />
<strong>Grünland</strong>flächen sind meistens in vermoorten Niederungen entstanden, die entweder<br />
als Feuchwiesen oder nach entsprechender Entwässerung als Intensivgrünland genutzt<br />
werden. Trotzdem sind die Glatthafer-Wiesen in ganz Mecklenburg-Vorpommern zu<br />
finden. Der Schafschwingel-Glatthaferwiese wird die Gefährdungkategorie 3 <strong>und</strong> die<br />
Naturschutzfachliche Wertstufe 3 zugeordnet <strong>und</strong> der Kohldistel-Glatthafer-Wiese<br />
die Gefährdungskatergorie *< <strong>und</strong> Wertstufe 4 (Päzold & Jansen 2004, S. 341). Folglich<br />
ergeben sich <strong>für</strong> den Erhalt der Schafschwingel-Glatthafer-Wiese mäßiger <strong>und</strong> <strong>für</strong> die<br />
Kohldistel-Glatthafer-Wiese kein Handlungsbedarf.<br />
Die Assoziation Glatthafer-Wiese ist in die Vorwarnliste innerhalb der Roten Liste<br />
der Pflanzengesellschaften Deutschlands aufgenommen (Rennwald 2000).<br />
45
4.1.4 Bärenklau-Kohldistel-Wiese<br />
TAB. 11 Kurzcharakteristik Bärenklau-Kohldistel-Wiese<br />
Pflanzensoziologische<br />
Einordnung<br />
Cirsietum oleracei<br />
Tx (1937) 1951<br />
Subass. Heracleum sphondylium<br />
charakteristische Artengruppen 6, 7, 8, 9, 12, 13, 14, 15<br />
charakteristische<br />
Artenkombination<br />
Deschampsia cespitosa,<br />
Cirsium oleraceum, Phleum<br />
pratense, Galium uliginosum,<br />
Geum rivale, Equisetum palustre,<br />
Carex nigra, Juncus<br />
articulatus, J. effusus, Centaurea<br />
jacea ssp. jacea, Phalaris<br />
ar<strong>und</strong>inacea<br />
Anzahl der Aufnahmen 6<br />
mittlere Artenzahl 30<br />
mittlere Deckung [%]<br />
Gesamt 100<br />
Krautschicht 100<br />
Kryptogamenschicht 2<br />
Streuschicht 1<br />
Wasserstufe 2+/3+<br />
Wasserreg<strong>im</strong>etyp<br />
Gr<strong>und</strong>wasserreg<strong>im</strong>e/<br />
Wechselnässe<br />
Säure-Basen-Stufe<br />
neutral-kalkhaltig<br />
Trophie-Stufe<br />
eutroph-kräftig<br />
Bodentyp<br />
Anmoorgley<br />
Ah/Hv/Go<br />
vorherrschendes Bodensubstrat vererdeter Torf über Feinsand<br />
STRUKTUR UND ARTENZUSAMMENSETZUNG. Die Bärenklau-Kohldistel-Wiese<br />
leitet als trockenste Subassoziation der Kohldistel-Wiesen zu den Glatthafer-Wiesen<br />
über. Deshalb treten hier auch typische Glatthafer-Wiesenarten, wie Heracleum<br />
sphondylium, Arrhenatherum elatius, Potentilla reptans, Vicia cracca <strong>und</strong> Lathyrus<br />
pratensis auf. Die hinzutretenden feuchteliebenden Arten Galium uliginosum, Geum<br />
rivale, Carex nigra <strong>und</strong> Juncus articulatus stehen in der Galium-uliginosum-Gruppe<br />
zusammen (TAB. 11). Sie grenzen die Kohldistel-Wiese von der Glatthafer-Wiese ab.<br />
Die Stetigkeiten von J. effusus <strong>und</strong> Equisetum palustre steigen in dieser Gesellschaft<br />
bedeutend an <strong>und</strong> kennzeichnen zunehmende Nässe. Deschampsia cespitosa, Trifolium<br />
pratense ssp. pratense, Equisetum palustre <strong>und</strong> Festuca pratensis erreichen in der<br />
Bärenklau-Kohldistel-Wiese sehr hohe Deckungs- <strong>und</strong> Stetigkeitswerte (Deckung 15%,<br />
Stetigkeit 100%) (ABB. 13). Die Wiesenflockenblume Centaurea jacea ssp. jacea sowie<br />
das Fleischfarbene Knabenkraut Dactylorhiza incarnata kommen nur in dieser Gesellschaft<br />
vor <strong>und</strong> erreichen mittlere Stetigkeiten. Die Achillea-millefolium- <strong>und</strong> Cirsiumarvense-Gruppen<br />
der Glatthafer-Wiesen fallen ganz aus.<br />
STANDORTVERHÄLTNISSE. Die Bärenklau-Kohldistel-Wiese wächst <strong>im</strong> Untersu-<br />
46
4 GRÜNL ANDGESELL SCHAFTEN<br />
ABB. 13 Bärenklau-Kohldistel-Wiese<br />
47
chungsgebiet auf wechselfeuchten, eutrophen vererdeten Torfböden. Drei Vegetationsaufnahmen<br />
kennzeichnen die Wasserstufe 2+, zwei die Wasserstufe 3+. Die letzte<br />
der insgesamt sechs Aufnahmen konnte weder der Wasserstufe 2+ noch 3+ eindeutig<br />
zugeordnet werden, weil die vorkommenden Pflanzen beide Wasserstufen gleichstark<br />
repräsentieren. Der vererdete Torfhorizont <strong>im</strong> Oberboden ist 30 cm mächtig. Sein<br />
Humusgehalt ist mit 18% äußerst humos. Unter der Torfschicht lagern Feinsande die<br />
Oxidationsmerkmale aufweisen. Das Gr<strong>und</strong>wasser stand während der Aufnahme des<br />
Bodenprofils (1.9.2004) ca. 40 cm unter Flur. Pegeldaten von Juli bis Oktober 2004 ergaben<br />
einen Mittelwert von 40 cm unter Flur, der nach Koska (2001 a) eine Wasserstufe<br />
von 3+ charakterisiert.<br />
SYNTAXONOMISCHE EINORDNUNG. Die untersuchte Bärenklau-Kohldistel-Wiese<br />
konnten nach Passarge (1964) innerhalb der Cirsietum oleracei Tüxen (1937) 1951 der<br />
Heracleum-Subassoziation zugeordnet werden. Sie vermittelt zu den Arrhenatheretalia<br />
<strong>und</strong> besiedelt, <strong>im</strong> Gegensatz zu den anderen beiden Subassoziationen, die weniger<br />
feuchten Standorte. Nach Ellenberg (1963, S. 715) kommt die Bärenklau-Subassoziation<br />
vor allem <strong>im</strong> kontinentalen Kl<strong>im</strong>abereich vor, wo das Arrhenatheretum oft auch auf<br />
Böden mit höheren Gr<strong>und</strong>wasserständen vordringt.<br />
GEFÄHRDUNG UND ERHALT. In der Bärenklau-Kohldistel-Wiese tritt Dactylorhiza<br />
incarnata auf, die in der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns in Kategorie 1 »vom<br />
Verschwinden bedroht« eingestuft ist. Weiterhin kommen die »gefährdeten« Arten<br />
Centaurea jacea ssp. jacea <strong>und</strong> Carex nigra vor. Galium uliginosum, Geum rivale <strong>und</strong><br />
Carex nigra sind auf der Vorwarnliste vermerkt.<br />
Die Kohldistel-Wiesen sind in ganz Mitteleuropa von der planaren bis in die montanen<br />
Höhen verbreitet (Rennwald 2002, zitiert in Päzold & Jansen 2004). Die nährstoffreicheren<br />
Ausbildungen sind in Mecklenburg-Vorpommern noch häufig zu finden.<br />
Sie neigen nach Auslassung schnell dazu, sich in eutraphente Hochstaudenfluren <strong>und</strong><br />
Gebüsche umzuwandeln. Mit der Einordnung in die Gefährdungskategorie V <strong>und</strong> die<br />
naturschutzfachliche Wertstufe 3 besteht <strong>für</strong> sie mäßiger Handlungsbedarf (Pätzolt &<br />
Jansen 2004). Zur Erhaltung <strong>und</strong> Regenerierung tragen ein- bis zweischürige Mahd mit<br />
der Entfernung des Mähgutes oder auch extensive Beweidung bei. Bei intensiver Beweidung<br />
verringern sich durch den erhöhten Viehtritt die Artenzahlen. Mäßige Beweidung<br />
schafft dagegen eine lückige Vegetationsdecke in der sich konkurrenzschwache Arten<br />
ausbreiten können.<br />
Die Kohldistel-Wiesen sind in der Roten Liste der Pflanzengesellschaften Deutschlands<br />
als gefährdet eingestuft (Rennwald 2000).<br />
48
4 GRÜNL ANDGESELL SCHAFTEN<br />
4.1.5 Honiggras-Wiese<br />
TAB. 12 Kurzcharakteristik Honiggras-Wiese<br />
Pflanzensoziologische<br />
Einordnung<br />
Holcetum lanati<br />
Issler 1936<br />
charakteristische Artengruppen 7, 8, 9, 10, 13, 14, 17, 18, 19<br />
charakteristische<br />
Artenkombination<br />
Plantago lanceolata, Holcus<br />
lanatus, Festuca rubra, Rhytidiadelphus<br />
squarrosus, Cl<strong>im</strong>acium<br />
dendroides, Poa pratensis,<br />
Equisetum palustre, Geum<br />
rivale, Deschampsia cespitosa,<br />
Carex nigra, Carex panicea,<br />
Epilobium palustre, Calliergonella<br />
cuspidata, Anthoxanthum<br />
odoratum, Trifolium repens,<br />
Trifolium pratense ssp. pratense,<br />
Equisetum fluviatile<br />
Anzahl der Aufnahmen 4<br />
mittlere Artenzahl 31<br />
mittlere Deckung [%]<br />
Gesamt 100<br />
Krautschicht 100<br />
Kryptogamenschicht 41<br />
Streuschicht 3<br />
Wasserstufe 3+<br />
Wasserreg<strong>im</strong>etyp -<br />
Säure-Basen-Stufe<br />
subneutral-schwach sauer<br />
Trophie-Stufe<br />
mesotroph-mittel<br />
Bodentyp<br />
degradiertes Niedermoor<br />
Hv/F/C<br />
vorherrschendes Bodensubstrat vererdeter Torf über Feinsand<br />
STRUKTUR UND ARTENZUSAMMENSETZUNG. In der Honiggras-Wiese (TAB. 12)<br />
treten die <strong>Grünland</strong>arten der Kohldistel-Wiesen zusammen mit Pfeifengras-Wiesenarten<br />
auf. Plantago lanceolata dominiert mit Deckungswerten über 75% den gesamten<br />
Pflanzenbestand. Daneben erreichen Holcus lanatus, Festuca rubra, Equisetum palustre,<br />
Cl<strong>im</strong>acium dendroides <strong>und</strong> Rhytidiadelphus squarrosus die höchsten Deckungen<br />
von 15 bis 25%. Die Moosschicht ist gut ausgebildet <strong>und</strong> deckt ca. 50% der Aufnahmeflächen.<br />
Dem hohen Anteil an Süßgräsern (Holcus lanatus, Festuca pratensis, Poa<br />
pratensis, Deschampsia cespitosa <strong>und</strong> Anthoxantum odoratum) stehen nur wenige<br />
Sauergräser gegenüber (Carex nigra, Carex panicea, Juncus articulatus <strong>und</strong> J. effusus).<br />
Die charakteristischen <strong>Grünland</strong>arten der Festuca-rubra-Gruppe sind, wie auch in der<br />
Kohldistel-Wiese, hochstet vertreten.<br />
STANDORTVERHÄLTNISSE. Der Honiggras-Wiese wurde die Wasserstufe 3+ zugeordnet.<br />
Sie wächst auf mesotroph-mittleren, subneutralen Torfböden, die bereits degradiert<br />
sind. Für die Honiggras-Wiesen sind nach Pott (1992) feuchte, nährstoffarme,<br />
49
humose Sand- <strong>und</strong> Torfböden charakteristisch. Die Torfauflage ist 28 cm mächtig <strong>und</strong><br />
durchgängig hoch vererdet. Darunter befindet sich ein 5 cm mächtiges Muddeband<br />
unter dem Feinsande lagern.<br />
SYNTAXONOMISCHE EINHEIT. Die untersuchte Pflanzengemeinschaft wurde nach<br />
Passarge (1964) innerhalb des Calthion dem Holco-Juncion Pass. 1964 <strong>und</strong> der Assoziation<br />
Holcetum lanati Issler 1936 em. Pass. 1964 zugeordnet. Sie stellt die östliche Gruppe<br />
der ärmeren Calthion-Wiesen <strong>im</strong> gemäßigt-mitteleuropäischen bis gemäßigt-kontinentalen<br />
Kl<strong>im</strong>abereich dar. Honiggras-Wiesen wachsen hier anstelle des Scirpetum silvatici<br />
Schwick. 1944 <strong>und</strong> dem Brometum racemosi (Tx. 1951) Oberdorfer 1957, die dem<br />
gleichen Unterverband angehören (Passarge 1964). Die Honiggras-Wiesen zeichnen<br />
sich laut Passarge (1964) durch stärkere sommerliche Austrocknung aus, die etwas größere<br />
Wasserschwankungen <strong>im</strong> Oberboden aufweisen. In der untersuchten Honiggras-<br />
Wiese kommt es zur Vermischung von Pflanzenarten der Kohldistel-Wiese Cirsietum<br />
oleracei Tx (1937) 1951 <strong>und</strong> der Pfeifengras-Wiese Molinion coerulae W. Koch 1927. Die<br />
untersuchte Honiggras-Wiese ähnelt der Pfeifengras-Wiese in Petzolt & Jansen (2004),<br />
ließ sich aber nicht eindeutig zu ihnen stellen. Für Mecklenburg-Vorpommern wurden<br />
in Berg et al. (2004) keine charakteristischen Honiggras-Wiesen ausgeschieden. Nach<br />
Pott (1992) handelt es sich meistens um Mähweiden.<br />
GEFÄHRDUNG UND ERHALT. In der Honiggras-Wiese wurde von der als »stark<br />
gefährdet« eingestuften Dactylorhiza majalis nur ein abgeblühtes Exemplar gef<strong>und</strong>en.<br />
Die ebenfalls »stark gefährdeten« Arten Carex nigra, Carex panicea, Valeriana dioica<br />
<strong>und</strong> Brizia media wiesen höhere Stetigkeiten auf. Galium uliginosum <strong>und</strong> Geum rivale<br />
sind in die Vorwarnliste aufgenommen.<br />
Honiggras-Wiesen sind als syntaxonomische Einheit nicht in Berg et al. (2004) oder<br />
in der Roten Liste der Pflanzengesellschaften Deutschlands (Rennwald 2000) aufgeführt.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der vorkommenden Rote-Liste-Arten <strong>und</strong> der engen Beziehung zu den<br />
Kohldistel- <strong>und</strong> Pfeifengras-Wiesen, kann von einer Schutzwürdigkeit <strong>im</strong> Sinne des<br />
Artenschutzes ausgegangen werden.<br />
50
4 GRÜNL ANDGESELL SCHAFTEN<br />
4.1.6 Pfeifengras-Wiesen<br />
Pflanzensoziologische<br />
Einordnung<br />
TAB. 13 Kurzcharakteristik Pfeifengras-Wiesen<br />
Variante I<br />
(2-3 schürig)<br />
Molinion coerulae W. Koch 1927<br />
Variante II<br />
(einschürig)<br />
charakteristische Artengruppen 7, 10, 13, 14, 16, 18, 19, 20 7, 13, 14, 18, 21<br />
charakteristische<br />
Artenkombination<br />
Carex nigra, Geum rivale,<br />
Carex panicea, Carex rostrata,<br />
Calliergonella cuspidata,<br />
Equisetum fluviatile,<br />
Epilobium palustre,<br />
Phalaris ar<strong>und</strong>inacea,<br />
Equisetum palustre, Poa pratensis,<br />
Ranunculus acris, Festuca rubra<br />
Carex panicea, C. nigra,<br />
C. disticha, Geum rivale,<br />
Menyanthes trifoliata,<br />
Potentilla palustris,<br />
Helictotrichon pubescens,<br />
Parnassia palustris,<br />
Carex appropinquata<br />
Anzahl der Aufnahmen 4 5<br />
mittlere Artenzahl 26 29<br />
mittlere Deckung [%]<br />
Gesamt 100 100<br />
Krautschicht 91 100<br />
Kryptogamenschicht 89 2<br />
Streuschicht 0 2<br />
Wasserstufe 4+ 2+<br />
Wasserreg<strong>im</strong>etyp Gr<strong>und</strong>wasserreg<strong>im</strong>e Gr<strong>und</strong>wasserreg<strong>im</strong>e<br />
Säure-Basen-Stufe kalkhaltig-kalkhaltig kalkhaltig-neutral<br />
Trophie-Stufe mesotroph-mittel mesotroph-mittel<br />
Bodentyp<br />
Kalkniedermoor<br />
H/F/C<br />
Kalkniedermoor (degradiert)<br />
Hv/F/...<br />
vorherrschendes Bodensubstrat Torf über Mudde vererdeter Torf über Mudde<br />
STRUKTUR UND ARTENZUSAMMENSETZUNG. Die untersuchten Pfeifengras-<br />
Wiesen weisen eine geringe Zahl an Pflanzenarten auf (TAB. 13). Auch wenn typische<br />
Charakterarten wie z.B. Molinia caerulea, Potentilla erecta, Succisa pratensis, Selinum<br />
carvifolia fehlen, treten typische Pfeifengras-Wiesenarten wie Helictotrichon pubescens,<br />
Cl<strong>im</strong>acium dendroides, Carex panicea, Cardamine pratensis <strong>und</strong> Cirsium palustre auf,<br />
die mesotrophe Standorte kennzeichnen. Einige Seggenried-Arten, wie Potentilla<br />
palustris <strong>und</strong> Equisetum fluviatile sind ebenfalls vertreten. Die Carex-panicea-, Silene<br />
flos-cuculi-, Cardamine-pratensis- <strong>und</strong> Helictotrichon-pubescens-Gruppe sind <strong>für</strong> die<br />
Pfeifengras-Wiesen charakteristisch. Die höchsten Deckungsprozente erreichen in<br />
beiden Varianten Carex nigra, Deschampsia cespitosa <strong>und</strong> Geum rivale.<br />
Die Variante I zeichnet sich durch das Vorkommen von Phalaris ar<strong>und</strong>inacea <strong>und</strong><br />
Carex rostrata vor. Dazu erreichen schnittverträgliche <strong>Grünland</strong>pflanzen, wie Poa pratensis,<br />
Festuca pratensis, Ranunculus acris, Deschampsia cespitosa <strong>und</strong> Silene flos-cuculis,<br />
hohe Stetigkeiten (ABB. 14). In der Variante I ist keine Streuschicht ausgebildet.<br />
Die Kryptogamenschicht ist mit 89% fast geschlossen, wobei Cl<strong>im</strong>atium dendroides,<br />
Calliergonella cuspidata <strong>und</strong> Plagiomnium affine agg. die hochstet auftreten. Sie decken<br />
jeweils zwischen ca. 25-50%. Einzelne Exemplare von D. majalis wurden außerhalb<br />
51
ABB. 14 Pfeifengras-Wiese I <strong>im</strong> Juli 2005<br />
52
4 GRÜNL ANDGESELL SCHAFTEN<br />
der Aufnahmequadrate gef<strong>und</strong>en.<br />
Die meisten <strong>Grünland</strong>pflanzen der Festuca-rubra-Gruppe erreichen in Variante II<br />
nur noch geringe Stetigkeiten. Helictotrichon pubescens <strong>und</strong> Parnassia palustris weisen<br />
dagegen sehr hohe Deckungsprozente (Tab. 13). Das Sumpf-Herzblatt Parnassia<br />
palustris kommt in der Variante II in zwei von fünf Aufnahmen vor (siehe auch<br />
4.2.2). Es erreicht Deckungen von 15-25% (abb.4.6). Das Breitblättrige Knabenkraut<br />
Dactylorhiza majalis wächst mit mittlerer Stetigkeit in der Variante II <strong>und</strong> deckt bis<br />
zu 5% der Aufnahmeflächen. Die Streuschicht der Variante II bedeckt bis zu 80%, <strong>im</strong><br />
Durchschnitt 40% des Bodens. Die Kryptogamenschicht ist mit 11% sehr gering. An der<br />
Stelle, wo Parnassia palustris die höchste Deckung von 2b erreicht, war das Verhältnis<br />
der Kryptogamen- <strong>und</strong> Streuschicht <strong>im</strong> Vergleich zu den übrigen Aufnahmen umkehrt.<br />
Bei einer Streudeckung von 1% lag die mittlere Deckung der Kryptogamen bei 40%.<br />
STANDORTVERHÄLTNISSE. Die untersuchten Pfeifengras-Wiesen wachsen auf mesotrophen<br />
kalkhaltigen Torfböden der Wasserstufe 4+. Die Artenzusammensetzung<br />
der Variante I zeigt eine Eutrophierung an. Die Standorte sind Kalkniedermoorböden<br />
mit 20-25 cm geringmächtigen Torfschichten.<br />
In Variante I liegt eine 25 cm mächtige Torfschicht auf, die hauptsächlich aus<br />
Schachtelhalmresten besteht. Darunter lagern bis 4,25 m unter der Geländeoberfläche<br />
Muddeschichten. Die Gr<strong>und</strong>wasserstandsmessungen zwischen Juli 2004 <strong>und</strong> Juni 2005<br />
ergaben einen Mittelwert von 10 cm unter Flur. Er kennzeichet die Wasserstufe 4+<br />
(Koska 2001 a, S. 96).<br />
In Variante II ist eine 20 cm mächtige, vererdete Torfschicht ausgebildet. Sie ist sehr<br />
stark zersetzt. Unter der Torfschicht liegen Muddeschichten die über 7 m mächtig sind.<br />
Dieser Standort befindet sich am inneren Rand der Seefläche, wo der ursprüngliche<br />
Seeabfluß war. Der Gr<strong>und</strong>wasserstand lag während der Bodenuntersuchung (1.9.2004)<br />
ca. 35 cm unter Flur.<br />
SYNTAXONOMISCHE EINORDNUNG. Trotz des Fehlens typischer Molinietum-Charakterarten,<br />
konnten die Aufnahmen nach Päzolt & Jansen (2004) dem Verband Molinion<br />
caeruleae W. Koch 1926 <strong>und</strong> der Zentralassoziation, Selino-carvifoliae-Molinietum<br />
caeruleae Kuhn 1937, zugeordnet werden. Dieser entpricht auch dem Parnassietum<br />
palustris Tx. 1937 in Passarge (1964), das nur schwach mit Molinion-Arten ausgestattet<br />
ist <strong>und</strong> häufig Arten der Caricetalia davallianae Br.-[Bl.] 1949 enthält. Einige dominante<br />
Moos- <strong>und</strong> Seggenarten der untersuchten Variante II sind <strong>für</strong> die Braunmoos-Seggen-<br />
Riede (Caricetalia davallianae) charakteristisch. Sie sind Pflanzenarten der ursprünglichen<br />
Moorvegetation, die sich trotz Mahd hier halten konnten.<br />
Die nordostdeutschen Pfeifengras-Wiesen entwickelten sich nach schwacher Entwässerung<br />
<strong>und</strong> einschüriger, herbstlicher Mahd auf mesotroph-subneutralen <strong>und</strong> mesotroph-basenreichen<br />
Mooren als Sek<strong>und</strong>ärgesellschaft der Braunmoos-Kalkbinsen-<br />
Riede <strong>und</strong> der Schneidenriede (Succow 1986 a). Die ungenutzten Moorbereiche nahe<br />
den Pfeifengras-Wiesen sind Bult-Braunmoos-Seggen-Riede (Paludello palustris-Caricetum<br />
Succow 1974) (siehe TAB. 19 <strong>im</strong> Anhang). Wahrscheinlich sind die Pfeifengras-<br />
Wiesen am <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> auch aus ihnen hervorgegangen.<br />
53
GEFÄHRDUNG UND ERHALT. In beiden Varianten der Pfeifengras-Wiese kommen<br />
zahlreiche Rote-Liste-Arten vor (TAB. 14 <strong>und</strong> 15). Pflanzenarten, die nach den<br />
Roten Listen Mecklenburg-Vorpommerns (Voigtländer et al. 2005) <strong>und</strong> Deutschlands<br />
stark gefährdet sind (Rennwald 2000) kommen nur in Variante II vor. Dazu<br />
gehören Parnassia palustris, Dactylorhiza majalis <strong>und</strong> Carex cf. appropinquata .<br />
P. palustris kommt mit geringer Stetigkeit vor. Sie deckt zwischen 25-50%. Dactylorhiza<br />
majalis ist weitaus häufiger <strong>und</strong> auf der gesamten Pfeifengras-Wiesenfläche der<br />
Variante II verbreitet. Innerhalb zwölf 9 m²-Flächen wurden über 70 blühende Exemplare<br />
gef<strong>und</strong>en. Carex cf. appropinquata ist ebenfalls laut der Roten-Liste M-V stark<br />
gefährdet, kam jedoch nur in einer Vegetationsaufnahme vor.<br />
Mit der Einstufung in die Gefährdungskategorie 1 <strong>und</strong> naturschutzfachlichen Wertstufe<br />
2 besteht <strong>für</strong> das Land Mecklenburg-Vorpommern <strong>für</strong> die Erhaltung dieser <strong>Grünland</strong>gesellschaft<br />
sehr hoher Handlungsbedarf (Pätzolt & Jansen 2004, S. 350). Sie haben<br />
damit den höchsten Schutzstatus <strong>im</strong> Untersuchungsgebiet. Die Pfeifengras-Wiesen<br />
sind in der Roten Liste der Pflanzengesellschaften Deutschlands als »vom verschwinden<br />
bedroht« eingestuft.<br />
TAB. 14 Rote-Liste-Arten der Pfeifengras-Wiese I<br />
Pflanzenarten M-V Deutschland<br />
Valeriana dioica 3 V<br />
Calamagrostis stricta 3 -<br />
Cardamine pratensis 3 -<br />
Carex nigra 3 -<br />
Carex panicea 3 -<br />
Triglochin palustre 3 -<br />
Carex rostrata V V<br />
Galium uliginosum V -<br />
Geum rivale V -<br />
TAB. 15 Rote-Liste-Arten der Pfeifengras-Wiese II<br />
Pflanzenarten M-V Deutschland<br />
Carex cf. appropinquata 2 2<br />
Parnassia palustris 2 3<br />
Dactylorhiza majalis 2 3<br />
Carex nigra 3 -<br />
Carex panicea 3 -<br />
Cardamine pratensis 3 -<br />
Helictotrichon pubescens 3 -<br />
Menyanthes trifoliata 3 3<br />
Carex cf. lasiocarpa 3 3<br />
Valeriana dioica 3 V<br />
Potentilla palustris 3 V<br />
Geum rivale V -<br />
Carex disticha V -<br />
Galium uliginosum V -<br />
Carex rostrata V V<br />
Gefährdungskategorien: (2) sehr stark gefährdet, (3) stark gefährdet, (V) Vorwarnliste, (-) nicht gefährdet<br />
54
4 GRÜNL ANDGESELL SCHAFTEN<br />
ABB. 15 Pfeifengras-Wiese II mit blühenden Sumpf-Herzblatt-Pflanzen<br />
55
<strong>Grünland</strong>gesellschaften<br />
Silbergras-Pionierrasen<br />
Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen<br />
dominiert von Festuca brevipila<br />
Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen<br />
Glatthafer-Wiese<br />
Bärenklau-Kohldistel-Wiese<br />
Weidefläche<br />
Transekt<br />
ABB. 16 <strong>Grünland</strong>gesellschaften der Gegenseer Mähwiese <strong>und</strong> angrenzende Extensivweide<br />
m<br />
56<br />
<strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>
4 GRÜNL ANDGESELL SCHAFTEN<br />
4.1.7 Verteilung der <strong>Grünland</strong>gesellschaften<br />
Auf der Gegenseer Mähwiese sind entlang des Transektes von Südwesten nach Nordosten<br />
die ersten fünf der oben beschriebenen <strong>Grünland</strong>gesellschaften ausgebildet.<br />
Dazu gehören der Silbergras-Rasen, der Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen, die<br />
Glatthaferwiese, mit einer Schafschwingel- <strong>und</strong> einer Kohldistel-Subassoziation, <strong>und</strong><br />
die Bärenklau-Kohldistel-Wiese (ABB. 16, s.a. Kapitel 2.1). Da die Subassoziationen<br />
der Glatthafer-Wiesen sehr kleinflächig sind, wurden sie auf der Vegetationskarte als<br />
»Glatthafer-Wiese« zusammengefaßt. Mit 12,2 ha n<strong>im</strong>mt der Heidenelken-Rauhblatt-<br />
Schwingel-Rasen auf der Gegenseer Mähwiese die größte Fläche ein (TAB. 16). Danach<br />
folgen die Glatthafer-Wiese mit einer Fläche von 0,83 ha, die Kohldistel-Wiese mit<br />
0,37 ha <strong>und</strong> der Silbergras-Rasen mit o,28 ha.<br />
Auf der Mähwiese am Kiefernforst wurde anhand der Vegetationsaufnahmen<br />
eine Honiggras-Wiese (Kapitel 4.1.5) ausgeschieden. Die Vorseer Mähwiese umfassen<br />
0.56 ha Pfeifengras-Wiese der Variante I (Kapitel 4.1.6). Auf der <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese<br />
ist ebenfalls eine Pfeifengras-Wiese ausgebildet, die der Variante II angehört<br />
(Kapitel 4.1.6).<br />
TAB. 16 <strong>Grünland</strong>gesellschaften der Gegenseer Mähwiese<br />
<strong>Grünland</strong>gesellschaften<br />
Fläche (ha)<br />
Silbergras-Rasen 0,28<br />
Trockenrasen dominiert von Festuca brevipila 11,74<br />
Trockenrasen 0,46<br />
Glatthafer-Wiese 0,83<br />
Kohldistel-Wiese 0,37<br />
restliche Weide 10,2<br />
4.2 BESONDERS GEFÄHRDETE PFLANZENARTEN IM<br />
UNTERSUCHUNGSGEBIET<br />
4.2.1 Zur Best<strong>im</strong>mung der Knabenkräuter<br />
Orchideen der Gattung Dactylorhiza sind morphologisch sehr variabel. Da ihre Arten<br />
auch leicht zur Bastardbildung neigen, sind sie häufig schwer zu best<strong>im</strong>men. Die Best<strong>im</strong>mung<br />
der Arten sollen unter Vorbehalt betrachtet werden. Nach Rothmaler (2002),<br />
Oberdorfer (2001) <strong>und</strong> Schmeil-Fitschen (2000) konnten die Exemplare der Orchideenwiese<br />
<strong>und</strong> die, die am Rande der Vorseer Wiese wuchsen, als Dactylorhiza majalis<br />
(ABB. 18 <strong>und</strong> 19) best<strong>im</strong>mt werden. Bei den Orchideen der Gegenseer Wiese, handelt<br />
es sich um Dactylorhiza incarnata (ABB. 17).<br />
Im Untersuchungsgebiet kommen mit großer Wahrscheinlichkeit auch Exemplare<br />
von D. aschersoniana (Haussknecht) Soó vor. Dieser Hybrid ist aus der Kreuzung<br />
zwischen Dactylorhiza majalis <strong>und</strong> D. incarnata hervorgegangen <strong>und</strong> wiederum sehr<br />
formenreich. Laut Reichenbach (in Schulze 1993) kann er von seinen Ursprungsarten<br />
mehr oder weniger starke Charakterzüge tragen, so daß er der einen oder anderen viel<br />
ähnlicher sieht. Die Merkmale der Orchideen <strong>im</strong> Untersuchungsgebiet können aber mit<br />
57
ABB. 17 Steifblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata) auf der Gegenseer Mähwiese<br />
Merkmale:<br />
Seitenlappen herabgeschlagen, deutlich 3-teilig, Mittellappen wesentlich kleiner als Seitenlappen, Blätter mehr<br />
als 4 mal so lang wie breit, ungefleckt, Stengel etwas hohl, Blüten <strong>und</strong> oberer Stengelteil violett-purpurn, Stengelblätter<br />
bis an Blütenstand ragend oder sogar überragend, Blütenstand zwischen 5 <strong>und</strong> 8 cm lang, Wuchsform<br />
weder so gedrungen wie <strong>für</strong> D.majalis charakteristisch, noch so langgezogen wie <strong>für</strong> D.incarnata angegeben,<br />
zierliches Erscheinungsbild<br />
58
4 GRÜNL ANDGESELL SCHAFTEN<br />
ABB. 18 Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) am Rande der Vorseer Mähwiese<br />
Merkmale:<br />
Blätter < 4 mal so lang wie breit, gefleckt, deutlich seitlich abstsehend, oberstes Stengelblatt nicht an den Blütenstand<br />
heranreichend, Pflanze bis 60 cm hoch, Seitenlappen mit dunklem Schleifenmuster, Lippe auffällig<br />
groß, deutlich 3-teilig, Seitenlappen nicht herabgeschlagen, oberer Stengelabschnitt <strong>und</strong> Tragblätter violettpurpurn,<br />
Stengel hohl, allgemein kräftiges Erscheinungsbild<br />
59
Sicherheit auf diese beiden Arten zurückgeführt werden.<br />
4.2.2 Verbreitung <strong>und</strong> Standorteigenschaften von Breitblättrigem Knabenkraut<br />
(Dactylorhiza majalis (RCHB.) P.F.) <strong>und</strong> Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris L.)<br />
Die nachstehenden Beschreibungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie<br />
sollen in erster Linie einen Einblick über die Standorteigenschaften von Dactylorhiza<br />
majalis <strong>und</strong> Parnassia palustris geben, die <strong>für</strong> die Erhaltung von großer Wichtigkeit<br />
sind.<br />
BREITBLÄTTRIGES KNABENKRAUT. Die Orchideen gehören mit über 20 000 Pflanzenarten,<br />
übertroffen nur durch die Familie der Asteraceae, zu den weltweit größten<br />
Pflanzenfamilien. Die Gattung der Knabenkräuter (Dactylorhiza) umfaßt eine große<br />
Gruppe von Erdorchideen, die hauptsächlich in Nord- <strong>und</strong> Mitteleuropa vorkommen<br />
(Summerhayes 1951 in Rasmussen 1995). Dies entspricht auch weitestgehend dem<br />
Verbreitungsgebiet des breitblättrigen Knabenkrautes Dactylorhiza majalis (ABB. 18<br />
& 19). In Mecklenburg-Vorpommern ist sie die häufigste Wiesenorchidee, deren Vorkommen<br />
seit 1965 einen enormen Rückgang verzeichnet, zum Teil über 80% (Sluschny<br />
1994). Hauptsächliche Ursachen sind die Nutzungsaufgabe, mit einer einhergehenden<br />
Verkrautung <strong>und</strong> Wiederbewaldung der Flächen, <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasserabsenkung, die oft<br />
eine Nutzungsintensivierung als Weiden oder Ackerland nach sich zog.<br />
Die Fremdbestäubung der Dactylorhiza-majalis-Blüten erfolgt durch Bienen <strong>und</strong><br />
Hummeln (Eccarius et al. 1988). Während des Sommers reifen die staubfeinen, sehr<br />
leichten Samen heran, die durch den Wind verbreitet werden (Eccarius et al. 1988).<br />
Eine dünne Samenschale umhüllt den Embryo ohne jegliches Nährgewebe. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong>e sind sie auf die Versorgung durch Pilze (Mykorrhiza) angewiesen. Die Pilze<br />
bleiben auch bei den älteren Pflanzen vorhanden, sind <strong>für</strong> D. majalis aber nicht mehr<br />
lebensnotwendig (Pfau 1990).<br />
Die Orchideen verbreiten sich hauptsächlich über ihre Samen. Die ungeschlechtliche<br />
Vermehrung spielt eine geringere Rolle (Eberle 1965). Sie sind konkurrenzschwach <strong>und</strong><br />
wachsen meistens auf Extremstandorten, auf denen sich die konkurrenzstarken Pflanzenarten<br />
nicht ausbreiten können, wie zum Beispiel Trockenrasen, gemähte Feuchtwiesen<br />
<strong>und</strong> Moore. Dactylorhiza majalis besiedelt Lebensräume die durch extensive<br />
Mahdnutzung zur Streu- <strong>und</strong> Heugewinnung geprägt sind (Eccarius et al. 1988).<br />
Bevorzugte Böden liegen <strong>im</strong> subneutralen bis basischen Bereich. Saure Niedermoorstandorte<br />
werden von ihr gemieden (Succow 1970, Succow & Joosten 2001, Tab. 4-10<br />
Beilage). In Nordostdeutschen Mooren bevorzugt sie mesotrophe Nährstoffverhältnisse,<br />
wurde mit geringeren Stetigkeiten aber auch auf eutrophen Böden gef<strong>und</strong>en (Succow<br />
& Joosten 2001). Hinsichtlich des Wasserhaushaltes sind D.-majalis-Standorte oft<br />
druckwasserbeeinflußt, wie sie vor allem in den Talrändern auftreten. Diese sind von<br />
Natur aus elektrolytreicher <strong>und</strong> damit nährstoffreicher als die eigentlichen Moorweiten<br />
(Succow 1970). Laut Succow & Joosten (2001, TAB. 4-10 Beilage) sind die Wasserstufen<br />
4+ <strong>und</strong> 5+ <strong>für</strong> D. majalis charakteristisch. Das breitblättrige Knabenkraut hat <strong>im</strong> Vergleich<br />
zu anderen einhe<strong>im</strong>ischen Orchideen eine weite standörtliche <strong>und</strong> soziologische<br />
Amplitude (Sluschny 1994). In Nordostdeutschland gelten das Eu-Molinietum W. Koch<br />
1926, jedoch nicht die trockenen Ausbildungen, <strong>und</strong> die Kohldistel-Wiesen (Polygono-<br />
60
4 GRÜNL ANDGESELL SCHAFTEN<br />
ABB. 19 Blütenstand des Breitblättrigen Knabenkrautes (Dactylorhiza majalis)<br />
mit deutlich geteilter, großer Lippe<br />
61
Cirsietum oleracei Tx. er Prsg. 1951) als die häufigsten besiedelten pflanzensoziologischen<br />
Einheiten (Succow 1970). Untersuchungen in Schleswig-Holstein ergaben keine<br />
eindeutige Zuordnung der höchsten Orchideendichten zu best<strong>im</strong>mten Begleitpflanzen<br />
oder Vegetationseinheiten (Pfau 1990). Die Einstufung von Dactylorhiza majalis als<br />
Molinietalia Ordnungs-Charakterart (Dierßen 1988) zeigt, daß der Pflanze keine enge<br />
Bindung an niedrigere Vegetationseinheiten zugeschrieben werden (Pfau 1990).<br />
SUMPF-HERZBLATT. Das Sumpf-Herzblatt Parnassia palustris L. gehört zur einzigen<br />
Gattung der Familie der Parnassiaceen. Ihr Biodiversitätszentrum befindet sich <strong>im</strong><br />
östlichen H<strong>im</strong>alaya <strong>und</strong> in den Gebirgen West- <strong>und</strong> Ost-West-Chinas, wo die meisten<br />
der insgesamt 50 Arten vorkommen. P. palustris ist als einzige Art der Gattung über die<br />
gesamte Nordhemisphäre verbreitet <strong>und</strong> somit auch die einzige Art der Parnassiaceen<br />
in Mitteleuropa (Hultgård 1987, Borgen & Hultgård 2003).<br />
Die krautartige Pflanze besitzt gestielte <strong>und</strong> herzförmige Gr<strong>und</strong>blätter, die rosettig<br />
angeordnet sind. In den Monaten Juni/Juli schieben die Parnassia-Pflanzen ihre außergewöhnlich<br />
schönen Blüten empor (ABB. 20). Bezüglich morphologischer Merkmale<br />
zeigt das Sumpf-Herzblatt eine große Variationsbreite. Laut Hultgård 1978 sind diploide<br />
als auch triploide Zytotypen ausgebildet, wobei sie vermutet, daß in Norddeutschland<br />
nur diploide Pflanzen vorkommen (Hultgård 1987).<br />
Die Parnassia-palustris-Pflanzen vermehren sich gewöhnlich durch Fremdbestäubung.<br />
Selbstbestäubung ist bei ihnen generell möglich, wird aber durch frühzeitige<br />
Reifung der Staubblätter vor den weiblichen Fruchtblättern verhindert (Protandrie)<br />
(Hultgård 1987, 20). Als Fliegentäuschblume (Kugler 1955 in Hörcher 1993), lockt sie<br />
Insekten mit den glänzenden, jedoch ganz trockenen Köpfchen der Nektarschuppen<br />
(Scheinnektarien) an. An der Basis der Nektarschuppen wird jedoch Nektar gebildet,<br />
was <strong>für</strong> die Pflanze sehr energieaufwendig ist. Daraus schließt Hörcher (1993), daß die<br />
generative Phase <strong>für</strong> die Ausbildung des Sumpf-Herzblattes von großer Bedeutung ist.<br />
Die Wurzel von Parnassia ist eine mehrjährige, gestauchte <strong>und</strong> unterirdische Sproßbasis,<br />
die als „Mittelstock« bezeichnet wird (Kutschera & Lichtenegger 1992). Weil dieser<br />
kein Wandervermögen besitzt, kann sich die Art nicht vegetativ ausbreiten (Hörcher<br />
1993). Im Gegensatz dazu können abgelöste Teile des Mittelstocks neue Individuen<br />
hervorbringen <strong>und</strong> damit eine vegetative Vermehrung ermöglichen (Hultgård 1987).<br />
Die kleinen, leichten Samen von P. palustris werden durch Wind <strong>und</strong> Wasser ausgebreitet<br />
(Borgen & Hultgård 2003, 347). Sie lassen sich einem nur kurze Zeit bestehenden<br />
Samenpotential zuordnen, da sie absterben, wenn sie nicht spätestens in der der<br />
Ausstreuung folgenden Vegetationsperiode günstige Ke<strong>im</strong>ungsbedingungen vorfinden<br />
(Pfadenhauer & Maas 1987). Für P. palustris wurde eine strikte pr<strong>im</strong>äre Samenruhe festgestellt.<br />
Hinsichtlich des Ke<strong>im</strong>ungsverhaltens wurden höhere Ke<strong>im</strong>ungsraten <strong>im</strong> Frühling<br />
als <strong>im</strong> Herbst beobachtet. Obwohl die Art besser unter Lichteinfluß ke<strong>im</strong>t, konnte<br />
es nicht als strikte Vorraussetzung <strong>für</strong> eine Ke<strong>im</strong>ung nachgewiesen werden (Jensen<br />
2004, 163). Laut Hörcher (1993) kann P. palustris bei starker Beschattung vegetativ nur<br />
eine begrenzte Zeit überdauern. Für die generative Vermehrung ist das Licht jedoch<br />
so entscheidend, daß es an dauerhaft beschatteten Standorten ausstrirbt (Hörcher<br />
1993, 66). Dies wird dadurch bestätigt, das in sehr dichten Vegetationsbeständen mit<br />
P. palustris keine Ke<strong>im</strong>linge gef<strong>und</strong>en wurden, wogegen lichtere Bestände zahlreiche<br />
Ke<strong>im</strong>linge aufwiesen (Hörcher 1993).<br />
62
4 GRÜNL ANDGESELL SCHAFTEN<br />
ABB. 20 Blühendes Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris)<br />
P. palustris bevorzugt hinsichtlich des Bodens ständig feuchten oder überrieselten<br />
Niedermoortorf, Kalkschlamm oder nassen Kies. Laut Ellenberg (1992) <strong>und</strong> Kutschera<br />
& Lichtenegger (1992) zeichnet sie sich auch durch eine gute Verträglichkeit von starker<br />
Wechselnässe aus. In Nordostdeutschland besiedelt sie mesotrophe Standorte der<br />
Wasserstufe 5+. Sie ist dort weitaus häufiger auf kalkhaltigen als auf subneutralen Böden<br />
zu finden (Succow & Joosten 2001, TAB. 4-10 Beilage).<br />
Die stark auf generative Vermehrung angewiesene <strong>und</strong> lichtbedürftige P. palustris ist<br />
wenig konkurrenzkräftig (Sebald et al. 1992 in Hörcher 1993). Deshalb erreicht sie die<br />
höchste Populationsdichte auf niedrigwüchsigen, regelmäßig gemähten Streuwiesen<br />
(Pfadenhauer & Maas 1987). Untersuchungen von Parnassia-Standorten in Schleswig-<br />
Holstein ergaben, das sie in Dominanzbeständen einzelner Arten (hier zum Beispiel<br />
Phragmitis australis <strong>und</strong> Carex disticha) fehlt (Hörcher 1993).<br />
63
5<br />
S C H L U S S F O L G E R U N G E N U N D<br />
D I S K U S S I O N<br />
5.1 GEGENSEER MÄHWIESE<br />
Das abwechslungsreiche Vegetationsbild der Gegenseer Mähwiese rührt hauptsächlich<br />
von einem Feuchtegradienten her, der vom trockenen Silbergras-Pionierrasen bis zur<br />
feuchten Kohldistel-Wiese reicht. Die untersuchte Wiese ist 13,6 ha groß. Sie wurde<br />
von 1991 bis 2004 als Mähwiese genutzt. Jährlich wurden zwei bis drei Schnitte, eine<br />
herbstliche Nachweide, sowie ein Mulchvorgang durchgeführt. Der Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen<br />
n<strong>im</strong>mt mit 12,2 ha die größte Fläche ein. Die Glatthafer-Wiese,<br />
die Schafschwingel-Wiese <strong>und</strong> die Kohldistel-Glatthafer-Wiese folgen mit insgesamt<br />
0,83 ha, die Kohldistel-Wiese mit 0,37 ha, <strong>und</strong> der Silbergras-Pionierrasen mit 0,28 ha.<br />
(Abb. 16, Tab. 16).<br />
Auf der Gegenseer Mähwiese kommen zehn Pflanzenarten der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns<br />
vor. Als »sehr stark gefährdet« gilt das Steifblättrige Knabenkraut<br />
Dactylorhiza incarnata, das hier in einer kleinen Population am Rande der Weide in<br />
der Bärenklau-Kohldistel-Wiese wächst. Weitere sechs Arten sind als »gefährdet« eingestuft<br />
<strong>und</strong> weitere drei auf der »Vorwarnliste« vermerkt. Die Anzahl der gefährdeten<br />
Arten n<strong>im</strong>mt in Richtung der feuchten Pflanzengesellschaften zu. Für den Erhalt von<br />
Silbergras-Rasen, Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen, Schafschwingel-Glatthafer-<br />
Wiese <strong>und</strong> Bärenklau-Kohldistelwiese besteht nach Berg et al. (2004) ein »mäßiger<br />
Handlungsbedarf« (Kap. 4.1). Die Kohldistel-Glatthafer-Wiese ist in Mecklenburg-Vorpommern<br />
nicht gefährdet <strong>und</strong> muß daher nicht zwingend erhalten werden.<br />
Je nach Zielvorstellungen des Naturschutzes können sowohl ganze Pflanzengesellschaften<br />
als auch einzelne Arten geschützt werden. Aus Sicht des Artenschutzes hat<br />
der Dactylorhiza-incarnata-Bestand auf der Gegenseer Wiese die höchste Priorität.<br />
Es handelt sich jedoch vermutlich um ein Randvorkommen, das vom Hauptvorkommen<br />
<strong>im</strong> zentralen, ungenutzten Moorbereich des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es ausstreut.<br />
Durch die Unzugänglichkeit <strong>und</strong> gleichbleibende Nässe sind dort vermutlich bis heute<br />
ausgedehnte Dactylorhiza-incarnata-Bestände erhalten geblieben. Die Art wurde bei<br />
einer Besichtigung des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es durch Succow (2006, mündl.) »schon<br />
vor zwanzig Jahren in unglaublicher Dichte, auf fast jedem Bult wachsend, gef<strong>und</strong>en«.<br />
Ob sich der Bestand bis heute <strong>im</strong> <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> gehalten hat, ist unbekannt. Auf<br />
der Gegenseer Mähwiese bleibt Dactylorhiza incarnata auf den Bärenklau-Kohldistel-<br />
Wiesengürtel am Rande des Moores beschränkt. Einzelne Exemplare wurden auch <strong>im</strong><br />
angrenzenden ungenutzten Schilfgürtel gef<strong>und</strong>en. Zur trockeneren Seite hin schließt<br />
sich die Kohldistel-Glatthafer-Wiese an. Dort können hauptsächlich aufgr<strong>und</strong> zu starker<br />
Trockenheit keine Dactylorhiza-incarnata-Pflanzen wachsen. Für eine Erhaltung<br />
65
ist es notwendig, die Bärenklau-Kohldistel-Wiese weiterhin extensiv zu bewirtschaften,<br />
um die konkurrenzstarken <strong>Grünland</strong>arten zurückzudrängen. Der Dactylorhiza-incarnata-Bestand<br />
auf der Gegenseer Weide sollte jährlich beobachtet <strong>und</strong> die Zahlen der<br />
blühenden Orchideenpflanzen dokumentiert werden.<br />
Falls die vermutete Dactylorhiza-incarnata-Population in den inneren Bereichen<br />
des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es bis heute fortbesteht, muß sie untersucht <strong>und</strong> erfaßt werden.<br />
Wenn die Population vital <strong>und</strong> langfristig überlebensfähig ist, muß das Randvorkommen<br />
auf der Gegenseer Wiese nicht mit hohem Aufwand erhalten werden. D. incarnata hat<br />
ihren Verbreitungsschwerpunkt in naturnahen, nassen Groß- <strong>und</strong> Kleinseggenrieden<br />
<strong>und</strong> kommt nur noch vereinzelt <strong>und</strong> vitalitätsgeschwächt in nährstoffarmen Feuchtwiesen<br />
vor (Succow 1970). Für die Erhaltung von D. incarnata ist ein intaktes, naturnahes<br />
Moor unerläßlich. Vorrangig ist daher, den Wasserstand des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es so<br />
hoch zu halten, daß die bereits fortschreitende Verbuschung <strong>und</strong> Bewaldung gebremst<br />
wird (UPG 1993) <strong>und</strong> sich Groß- <strong>und</strong> Kleinseggenriede ausdehnen.<br />
Die übrigen »gefährdeten« Pflanzenarten, Anthoxanthum aristatum, Armeria marit<strong>im</strong>a<br />
ssp. elongata, Dianthus deltoides, Planatgo media, Centaurea jacea ssp. jacea<br />
<strong>und</strong> Carex nigra, sowie Galium uliginosum, Geum rivale <strong>und</strong> Luzula campestris, die<br />
auf der Vorwarnliste vermerkt sind, sind vor allem typische Mähwiesenarten, die durch<br />
die Weiterführung des Mahdreg<strong>im</strong>es erhalten werden. Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. elongata<br />
<strong>und</strong> Dianthus deltoides sind Weidepflanzen (Meisel 1970, S. 52), die sich auf der Gegenseer<br />
Mähweide auch unter einem jahrelangen Mahdreg<strong>im</strong>e gehalten haben.<br />
Hinsichtlich des Schutzes der Pflanzengesellschaften empfehlen sich <strong>für</strong> die unterschiedlichen<br />
Bereiche der Gegenseer Wiese unterschiedliche Bewirtschaftungsweisen.<br />
Der Rauhblattschwingel-Heidenelken-Rasen wird durch extensive Beweidung erhalten<br />
<strong>und</strong> gefördert (Dengler 2004, Nitsche 1994). Die typische Subassoziation der Glatthafer-Wiesen<br />
ist laut vielen Autoren eine Zweischnitt-Wiese, die höchstens <strong>im</strong> Herbst<br />
nachbeweidet wird (Dierschke & Briemle 2002, Nitsche 1994). Gewöhnlich liegen die<br />
Schnittzeitpunkte um Ende Mai/Anfang Juni <strong>und</strong> <strong>im</strong> August/September. Für die Kohldistel-Glatthafer-Wiese<br />
empfiehlt Nitsche (1994) dre<strong>im</strong>alige Mahd <strong>und</strong> eine Stickstoffdüngung,<br />
die den Austrag durch die Ernte ausgleicht. Die typische Kohldistel-Wiese<br />
kann durch ein- bis zweischürige Mahd mit der Entfernung des Mähgutes oder auch<br />
durch extensive Beweidung mit nachfolgender Mahd erhalten werden (Päzolt & Jansen<br />
2004).<br />
Die heute vorkommenden Pflanzengesellschaften spiegeln ein 14-jähriges Mahdreg<strong>im</strong>e<br />
wider. Durch die Aufgabe der Mahd seit Sommer 2005 <strong>und</strong> die nun ganzjährig<br />
durchgeführte extensive Weidenutzung werden sich Artenzusammensetzung <strong>und</strong><br />
Struktur der Pflanzengesellschaften ändern. Am stärksten betrifft das die Glatthafer-<br />
Wiesen <strong>und</strong> die Bärenklau-Kohldistel-Wiese, da sie typische Mähwiesen sind. Die<br />
Kühe drängen gute Futtergräser <strong>und</strong> Leguminosenarten gegenüber stacheligen Weideunkräutern,<br />
Giftpflanzen oder Rosettenartigen zurück. Ständige Beweidung lässt<br />
die Wiesen nicht in den <strong>für</strong> Mähwiesen charakteristischen, vielschichtigen Strukturen<br />
aufwachsen, sondern hält sie mehrere Monate <strong>im</strong> Jahr kurzrasig. Es verbleiben meistens<br />
Inseln von Weideunkräutern. Aufgr<strong>und</strong> der Trittbelastung durch das Vieh werden<br />
best<strong>im</strong>mte Pflanzen ausgeschlossen (Dierschke & Briemle 2002). Auf Weiden ist die<br />
Zahl der Pflanzenarten deutlich geringer als auf Mähwiesen, da die Nutzung früher <strong>im</strong><br />
Jahr beginnt. Sich spät entwickelnde Pflanzenarten werden durch frühe Nutzungster-<br />
66
5 SCHLUSSFOLGERUNGEN UND DISKUSSION<br />
mine gehemmt (Steubing & Schwantes 1981 in Briemle et al. 1991). Wenn man <strong>für</strong> die<br />
Gegenseer Mähwiese als Pflegeziele die Artenvielfalt <strong>und</strong> den Schutz gefährdeter Arten<br />
ann<strong>im</strong>mt, sollte das frühere Mahdreg<strong>im</strong>e auf den Glatthafer- <strong>und</strong> Kohldistel-Wiesen-<br />
Bereichen wieder aufgenommen werden.<br />
Der Heidenelken-Rauhblattschwingel- <strong>und</strong> der Silbergras-Pionierrasen sind nicht<br />
mähwürdig. Sie würden von einer ganzjährigen Beweidung profitieren (Dengler 2004,<br />
Nitsche 1994). Der Heidenelken-Rauhblattschwingel- <strong>und</strong> Silbergras-Rasen können<br />
dem schon beweideten Wiesenbereich angeschlossen werden.<br />
5.2 VORSEER MÄHWIESE<br />
Die Vorseer Mähwiese ist eine 0,56 ha große Pfeifengras-Wiese. Auf den Aufnahmeflächen<br />
wurden <strong>im</strong> Durchschnitt 26 Pflanzenarten festgestellt. Darunter sind neun Arten<br />
der Roten Liste M-V, von denen sechs gefährdet <strong>und</strong> drei auf der Vorwarnliste vermerkt<br />
sind (TAB. 14, KAP. 4.1.6). Pfeifengras-Wiesen sind in Mecklenburg-Vorpommern<br />
<strong>und</strong> deutschlandweit selten geworden. Laut Berg et al. (2004) besteht in Mecklenburg-<br />
Vorpommern <strong>für</strong> den Erhalt der Pfeifengras-Wiese ein sehr hoher Handlungsbedarf<br />
(siehe auch Kapitel 3, Ergebnisse).<br />
Der untersuchten Pfeifengras-Wiese fehlen typische Molinietum-Charakterarten.<br />
Durch das hochstete Auftreten von Cl<strong>im</strong>acium dendroides, Carex panicea, Cardamine<br />
pratensis <strong>und</strong> Cirsium palustre <strong>und</strong> anderen mesotraphenten Molinietum-Pflanzenarten<br />
konnten die Aufnahmen trotzdem der Pfeifengras-Wiese Molinion coerulae<br />
W. Koch 1927 zugeordnet werden (Kap. 4.1.6). Die untersuchte Fläche wird zwei- bis<br />
dre<strong>im</strong>al zwischen Juni <strong>und</strong> September/Oktober mit der Sense gemäht <strong>und</strong> das Mähgut<br />
abtransportiert.<br />
Die vorkommenden »gefährdeten« Arten, wie z.B. Valeriana dioica, Calamagrostis<br />
stricta, Carex nigra <strong>und</strong> Carex panicea kommen auch in den angrenzenden, ungenutzten<br />
Seggenrieden reichlich vor. Vermutlich waren vor der Mahdnutzung auch auf der<br />
Vorseer Wiese Seggenriede ausgebildet. Mit mehrmaliger Mahd wurden die typischen<br />
Seggenried-Arten durch schnittverträgliche <strong>Grünland</strong>pflanzen zurückgedrängt. Heute<br />
treten beide Pflanzengruppen gleich stark auf.<br />
Laut Nitsche 1994 werden Pfeifengras-Wiesen jährlich einmal ab Ende September/<br />
Oktober, je nach geographischer Lage, gemäht. »Eine Mahd alle zwei (drei) Jahre kann<br />
ausreichen, um den Typus Pfeifengras-Wiese zu erhalten. Jede Düngung ist zu unterlassen,<br />
da die Pfeifengras-Wiesen, zu den stickstoffärmsten Ausprägungen der Feuchtwiesen<br />
gehören« (Nitsche 1994, S. 121). Bei zu starker Nutzung der Pfeifengras-Wiesen,<br />
wie zum Beispiel regelmäßiger mehrmaliger Mahd, können sie sich zu Sumpfdotterblumen-Feuchtwiesen<br />
oder sogar zu Glatthafer-Wiesen entwickeln (Böhnert & Hempel<br />
1987 in Maertens & Wahler 1989, S. 166). Die Annäherung an eine Sumpfdotter-Feuchtwiese<br />
ist vermutlich auch bei der Vorseer Mähwiese zu beobachten. Ein Vergleich mit<br />
der <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese, ebenfalls eine Pfeifengras-Wiese, die aber nur einmal<br />
<strong>im</strong> Spätsommer gemäht wird, zeigt eine Verschiebung <strong>im</strong> Artenspektrum, die vermutlich<br />
auf die unterschiedliche Nutzungs zurückzuführen ist. Auf der Vorseer Mähwiese<br />
treten mahdverträgliche <strong>Grünland</strong>pflanzen stärker hervor, wie zum Beispiel Holcus<br />
lanatus, Festuca pratensis, Deschampsia cespitosa, Poa pratensis <strong>und</strong> Phalaris ar<strong>und</strong>inacea<br />
(Briemle & Ellenberg 1994). In der <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese sind diese nur<br />
67
geringstet vertreten. Sie weist dagegen eine stärkere Beziehung zum Caricetum davallianae<br />
auf. Auf der Orchideenwiese wachsen <strong>im</strong> Vergleich zur Vorseer Mähwiese mehr<br />
»gefährdete« <strong>und</strong> »stark gefährdete« Arten. Daraus kann geschlossen werden, daß eine<br />
einschürige Mahd die Artenvielfalt <strong>und</strong> den Erhalt gefährdeter Pflanzenarten auf den<br />
Pfeifengras-Wiesen am <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> begünstigt.<br />
Das Mahdreg<strong>im</strong>e der Vorseer Mähwiese sollte daher aus Artenschutzsicht <strong>und</strong> zum<br />
Erhalt der Pfeifengras-Wiesen-Gesellschaft auf einen Schnitt pro Jahr herabgesetzt<br />
werden. Es muß aber beobachtet werden, ob nach der Nutzungsextensivierung keine<br />
Verbrachung oder Eutrophierung auftritt. Laut Briemle et al. (1991) ist die Rückführung<br />
von Kohldistel-Wiesen in Pfeifengras-Wiesen kaum möglich. Da aber die Pfeifengras-<br />
Wiesen-Pflanzen reichlich vorkommen, könnten sie nach Verringerung der Eingriffe<br />
die mahdverträglichen <strong>Grünland</strong>pflanzen möglicherweise wieder zurückdrängen. Typische<br />
artenreiche Pfeifengras-Wiesen mit Molinia caerulea, Selinum carvifolia <strong>und</strong><br />
Succisa pratensis entwickeln sich <strong>im</strong> Randbereich des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es offenbar<br />
auch bei einem Schnitt pro Jahr nicht; auf einem vergleichbaren Standort, der Pfeifengras-Wiese<br />
II, auf der <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese ist dies trotz jahrzehntelanger einmaliger<br />
Mahd nicht geschehen.<br />
5.4 MÄHWIESE AM KIEFERNFORST<br />
Auf der Mähwiese am Kiefernforst ist eine Honiggras-Wiese ausgebildet. Dort wachsen<br />
sieben schützenswerte Pflanzen. Als »stark gefährdete« Pflanzenart, kommt das<br />
Breitblättrige Knabenkraut Dactylorhiza majalis vor. Es wurde aber nur ein Exemplar<br />
gef<strong>und</strong>en, das von den angrenzenden Seggenrieden einstreut. Die Honiggras-Wiese ist<br />
syntaxonomisch nicht in Berg et al. (2004) bzw. (Rennwald 2000) aufgenommen. Derzeit<br />
wird die Wiese einmal <strong>im</strong> Herbst gemäht. Da einige gefährdete Arten vorkommen,<br />
sollte die Mahd zunächst weitergeführt werden, solange sie kostengünstig bleibt.<br />
5.3 AHLBECKER ORCHIDEENWIESE<br />
Auf der Orchideenwiese, die 2,46 ha umfaßt, wurden nur fünf Vegetationsaufnahmen<br />
durchgeführt, deren Auswertung jeweils einen Pfeifengras-Wiesen-Bestand ergab.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der schlechten Datenlage wurden die Aufnahmen nur auf Assoziationsebene<br />
ausgewertet. Die nachfolgenden Schlußfolgerungen beziehen sich nur auf die untersuchten<br />
Aufnahmeflächen, auch wenn verkürzt von der <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese die<br />
Rede ist.<br />
Die untersuchten Pflanzenbestände sind mit einer mittleren Artenzahl von 19 relativ<br />
artenarm. Die mittleren Artenzahlen <strong>für</strong> die Pfeifengras-Wiesen <strong>im</strong> Nordostdeutschen<br />
Raum liegen mit mit etwa 30 wesentlich höher (Passarge 1964, Pätzolt & Jansen 2004).<br />
Es ist daher möglich, dass die sehr geringe Artenzahl pro Fläche durch die geringe Zahl<br />
der Aufnahmen bedingt ist. Vermutlich wird sich die Zahl der Pflanzenarten deutlich<br />
steigern, wenn weitere Vegetationsaufnahmen durchgeführt werden.<br />
Der <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese fehlen, wie der Vorseer Mähwiese, typische Molinietum-Charakterarten.<br />
Trotzdem steht sie den Pfeifengras-Wiesen aufgr<strong>und</strong> des Vorkommens<br />
von mesotraphenten Arten wie Helictotrichon pubescens, Carex panicea <strong>und</strong><br />
C. palustris sehr nahe. Einige Pflanzenarten weisen eine enge Beziehung zum Carice-<br />
68
5 SCHLUSSFOLGERUNGEN UND DISKUSSION<br />
tum davallianae auf, das in den angrenzenden, ungenutzten Moorstandorten ausgebildet<br />
ist. Auffallend ist der hohe Flächenanteil der Streuschicht, der teilweise bis zu 80%<br />
beträgt. Gleichzeitig macht die Moosschicht nur 2% aus, <strong>im</strong> Vergleich zu den restlichen<br />
Aufnahmen also sehr wenig.<br />
Die Orchideenwiese beherbergt von allen untersuchten Flächen die meisten Rote-<br />
Liste-Arten. Trotz der geringen mittleren Artenzahl sind 15 Pflanzenarten der Roten<br />
Liste Mecklenburg-Vorpommerns vertreten. Unter ihnen sind zwei »stark gefährdete«<br />
Arten: das Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris) <strong>und</strong> das Breitblättrige Knabenkraut<br />
(Dactylorhiza majalis). P. palustris wurde auf der Orchideenwiese nur an einer Stelle<br />
angetroffen, wo sie jedoch bis zu 20 % deckte. Der Dactylorhiza-majalis-Bestand<br />
ist über die ganze Wiese verbreitet. In zwölf 9-m²-Flächen, auf denen die Exemplare<br />
gezählt wurden, blühten <strong>im</strong> Frühsommer 2005 ca. 75 Dactylorhiza-majalis-Pflanzen.<br />
Weiterhin kommt die »stark gefährdete« Art Carex appropinquata in einer Aufnahme<br />
vor. Von den übrigen Rote-Liste-Arten sind acht als »gefährdet« eingestuft <strong>und</strong> vier auf<br />
der Vorwarnliste vermerkt.<br />
Die Pfeifengras-Wiesen gehören zu den »sehr stark gefährdeten« Pflanzengesellschaften<br />
in Mecklenburg-Vorpommern, <strong>für</strong> deren Erhalt ein sehr hoher Handlungsbedarf<br />
besteht (Pätzolt & Jansen 2004). Wie schon oben beschrieben, werden Pfeifengras-<br />
Wiesen jährlich einmal ab Ende September/Oktober gemäht. Zur Erhaltung kann auch<br />
eine Mahd alle zwei (drei) Jahre ausreichen. Jegliche Düngung sollte unterlassen werden<br />
(Nitsche 1994, S. 121).<br />
Aus der Sicht des Artenschutzes ist die Orchideenwiese so zu pflegen, das die<br />
Dactylorhiza-majalis- <strong>und</strong> Parnassia-palustris-Bestände erhalten werden. Beide sind<br />
konkurrenzschwache Arten <strong>und</strong> kommen auf extensiv beweideten oder einschürigen<br />
Feucht- <strong>und</strong> Naßwiesen vor (Dierßen 1988, Hörcher 1993).<br />
Parnassia palustris braucht viel Licht. Bei starker Beschattung, zum Beispiel durch<br />
konkurrenzkräftige Pflanzen, können die Parnassia-Pflanzen noch eine Zeit lang überdauern,<br />
sterben aber langfristig aus (Hörcher 1993, S.66). Durch besondere Wurzelanlagen<br />
können sie sich nicht vegetativ ausbreiten (Kutschera 1992) <strong>und</strong> sind deshalb<br />
ausschließlich auf generative Vermehrung angewiesen. Durch zu starke Beschattung<br />
wird diese jedoch eingeschränkt. In sehr dichten, ungemähten Beständen fand Hörcher<br />
(1993) keine Ke<strong>im</strong>linge mehr.<br />
Dactylorhiza majalis ist ebenso wie P. palustris eine lichtliebende Pflanze, die auf<br />
extensive Mahd angewiesen ist (Haas 2000). Als konkurrenzschwache Art kann sich<br />
D. majalis auf Feuchtwiesen ausbreiten, auf denen ertragreiche, konkurrenzstarke<br />
<strong>Grünland</strong>arten durch Mahd zurückgedrängt werden. Nach Bust & Reinhardt 2005, die<br />
Orchideenbestände in Thüringen untersuchten, erholten sich kümmerliche Dactylorhiza-majalis-Bestände<br />
auf Brachen durch jährliche Mahd, wobei das anfallende Streugut<br />
2-3 Wochen auf der Fläche trocknete <strong>und</strong> dann abgeräumt wurde. Die Mahd erfolgte<br />
je nach Witterung <strong>und</strong> Vegetationsverlauf zwischen Ende August <strong>und</strong> Ende September.<br />
Viele Autoren st<strong>im</strong>men mit diesen Pflegemaßnahmen weitestgehend überein (Eccarius<br />
et al. 1988, Foerster 1982, Reinecke 1988) <strong>und</strong> betonen, daß der Schnitt nicht vor dem<br />
Verblühen der Orchideen durchzuführen sei.<br />
Bis zum Sommer 2005 wurde die Orchideenwiese einmal jährlich je nach Witterung<br />
<strong>und</strong> Vegetationsausbildung <strong>im</strong> Juli oder August mit der Sense gemäht <strong>und</strong> das Mähgut<br />
abgeräumt. Im Sommer 2006 wird sie nicht gemäht, da nach dem Verkauf an zwei Ahl-<br />
69
ecker Bürger zwischen ihnen <strong>und</strong> dem StAUN Ueckermünde noch keine Einigung<br />
über einen Nutzungsvertrag erzielt werden konnte. Zum Erhalt <strong>und</strong> der Förderung der<br />
Orchideen- <strong>und</strong> Sumpf-Herzblatt-Bestände sollte die jährliche Mahd mit Abräumen<br />
des Mähgutes weitergeführt werden.<br />
Auf der Orchideenwiese sollten weitere Vegetationsaufnahmen erfolgen. Es muß<br />
dabei geprüft werden, ob die Streuschicht über die ganze Fläche so stark ausgebildet<br />
ist, daß sie auf lange Sicht zu einem Rückgang der Orchideen- <strong>und</strong> Sumpf-Herzblatt-<br />
Bestände führen kann. Bei einer starken Ansammlung von Streu fällt weniger Licht auf<br />
den Boden, so daß die Ke<strong>im</strong>ung von Parnassia palustris beeinträchtigt wird. Außerdem<br />
müssen die konkurrenzschwachen Arten durch die verfilzten Streuauflagen hindurchwachsen,<br />
vor allem die Orchideen, die ihren oberirdischen Sproß jedes Jahr vollständig<br />
neubilden. Mehrere Autoren (Presser 1995, Eccarius et al. 1988) weisen <strong>im</strong>mer wieder<br />
darauf hin, daß es <strong>für</strong> den Erhalt der Orchideen wichtig sei, das anfallende Mähgut von<br />
der Fläche zu entfernen. Weiterhin wäre es sehr wichtig, die Ergebnisse der Orchideenzählungen<br />
auszuwerten, die von Peter Markgraf vom Landschaftspflegeverband Odermündung<br />
durchgeführt werden (Scharnweber 2005, mündl.). Nur durch mehrjährige<br />
Zählungen können gesicherte Aussagen über die Gefährdung des Orchideen-Bestandes<br />
gemacht werden. Bei Orchideenpopulationen treten oft ausgesprochene Massenblühjahre<br />
auf. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e kann aus der Dactylorhiza-majalis-Zählung vom Sommer<br />
2005 kein best<strong>im</strong>mter Vitalitätsgrad der Orchideenpopulation abgeleitet werden.<br />
Sie zeigt aber, das der Bestand zahlreiche Individuen umfaßt, die durch Pflegemaßnahmen<br />
erhalten werden können.<br />
Um D. majalis <strong>und</strong> P. palustris langfristig zu erhalten, muß das sehr feuchte Wasserreg<strong>im</strong>e<br />
der Orchideenwiese weiterhin bestehen bleiben. Hierzu ist, wie schon <strong>für</strong> die<br />
Vorseer Mähwiese angemerkt, der Schutz <strong>und</strong> die Erhaltung des Moorgebietes <strong>Ahlbecker</strong><br />
<strong>Seegr<strong>und</strong></strong> unerläßlich.<br />
5.5 DIE MÄHWIESEN ALS BESTANDTEIL DES NSG AHLBECKER SEEGRUNDES<br />
Die untersuchten Mähwiesen <strong>im</strong> NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> sind Randflächen eines<br />
950 ha großen unberührten Moores <strong>und</strong> nicht, wie so häufig, »kleine Inseln« in einer<br />
ansonsten übernutzten Landschaft. Ungenutzte Moorbereiche <strong>und</strong> Mähwiesen stehen<br />
am <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> <strong>im</strong> direkten Kontakt zueinander. Die untersuchten Mähwiesen<br />
weisen 33 Rote-Liste-Arten auf, von denen die Hälfte ihr Hauptvorkommen (vermutlich)<br />
in den ungenutzten Moorteilen des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es haben <strong>und</strong> in die<br />
Mähwiesen einstreuen, wie z.B. <strong>im</strong> Falle von Carex appropinquata, C. rostrata <strong>und</strong><br />
Dactylorhiza incarnata. Im Moor selbst gibt es große Bestände zahlreicher weiterer<br />
»gefährdeter« <strong>und</strong> »stark gefährdeter« Arten, wie Helodium blandowii, Liparis loeselii<br />
<strong>und</strong> Corallorrhiza trifida (Hennicke & Kriedemann 2002 <strong>und</strong> 2003, sowie eigene Beobachtungen<br />
TAB. 19, Anhang). Die Strukturvielfalt, die sich aus dem nebeneinander von<br />
ungestörtem Moor <strong>und</strong> extensiv genutztem <strong>Grünland</strong> ergibt, stellt besonders <strong>für</strong> Vögel,<br />
Insekten, Kriechtiere <strong>und</strong> andere Tiergruppen eine Bereicherung dar (Hildebrandt &<br />
Zöckler 1996).<br />
Für das NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> wurde bisher kein Pflege- <strong>und</strong> Entwicklungsplan<br />
erstellt, in dem die Schutzziele des Naturschutzgebietes eindeutig benannt werden. Um<br />
einen solchen Plan zu erstellen, müssen Flora <strong>und</strong> Fauna des Schutzgebietes sowie die<br />
70
5 SCHLUSSFOLGERUNGEN UND DISKUSSION<br />
Standortverhältnisse in einzelnen Biotopen erfaßt werden. Danach sollte klug abgewogen<br />
werden, auf welchen Flächen Naturschutzmaßnahmen erfolgen oder unterlassen<br />
werden sollen. Da die Mähwiesen eine Bereicherung des Lebensraumes des NSG <strong>Ahlbecker</strong><br />
<strong>Seegr<strong>und</strong></strong> darstellen, sollten sie zunächst erhalten werden. Vorrrang hat jedoch<br />
die Erhaltung <strong>und</strong> der Schutz des intakten Moorgebietes <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>, das zu<br />
den größten seiner Art in Deutschland gehört.<br />
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76
LITER ATURVER ZEICHNIS<br />
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<strong>Grünland</strong>pflanzen: Pteridophyta <strong>und</strong> Dicotyledoneae 2 (1). Fischer Verlag,<br />
Stuttgart/Jena/New York.<br />
Kutschera, L. & E. Lichtenegger (1992) Anatomie. Wurzelatlas mitteleuropäischer<br />
<strong>Grünland</strong>pflanzen: Pteridophyta <strong>und</strong> Dicotyledoneae 2 (2). Fischer Verlag,<br />
Stuttgart/Jena/New York.<br />
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Stand vom<br />
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Stand<br />
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79
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80
Z U SA M M E N FA S S U N G<br />
Das NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>, das <strong>im</strong> äußersten Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns<br />
unweit der deutsch-polnischen Grenze liegt, dient in erster Linie dem Schutz<br />
des Kalkniedermoores <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>. Das Moor umfaßt 930 ha <strong>und</strong> gehört zu<br />
den größten seiner Art in Deutschland. Seine feuchten <strong>und</strong> unwegsamen Randbereiche<br />
haben sich unter jahrh<strong>und</strong>ertelanger extensiver Nutzung zu artenreichen, ebenfalls<br />
schutzwürdigen Wiesen entwickelt, in denen gefährdete Pflanzengesellschaften <strong>und</strong><br />
Pflanzenarten vorkommen.<br />
In der vorliegenden Diplomarbeit werden Pflegeempfehlungen <strong>für</strong> vier extensiv genutzte<br />
<strong>Grünland</strong>flächen ausgearbeitet. Die dabei vorausgesetzten Pflegeziele sind der<br />
Erhalt einerseits derjenigen Pflanzengesellschaften, <strong>für</strong> die Mecklenburg-Vorpommern<br />
eine besondere Verantwortung trägt; <strong>und</strong> andererseits der am stärksten gefährdeten<br />
Pflanzenarten. Als Gr<strong>und</strong>lage wurde ein Inventar der Pflanzengesellschaften <strong>und</strong> gefährdeten<br />
Pflanzenarten vorgenommen.<br />
Auf der Gegenseer Mähwiese sind entlang eines Feuchtegradienten unteschiedliche<br />
Pflanzengesellschaften ausgebildet. Die Bärenklau-Kohldistel-Wiese <strong>und</strong> die übrigen<br />
Pflanzengesellschaften der Gegenseer Mähwiese, Silbergras-Rasen, Heidenelken-<br />
Rauhblattschwingel-Rasen, Schafschwingel- <strong>und</strong> Kohldistel-Glatthafer-Wiese, sind<br />
mäßig schutzwürdig. Ihr Erhalt ist nicht zwingend, aus Artenschutzgründen jedoch<br />
wünschenswert. Dabei sollten die nicht mähwürdigen Silbergras- <strong>und</strong> Heidenelken-<br />
Rauhblattschwingel-Rasen extensiv beweidet <strong>und</strong> die übrigen Pflanzengesellschaften<br />
2–3 mal <strong>im</strong> Jahr gemäht werden. Im Bärenklau-Kohldistelwiesen-Gürtel der Gegenseer<br />
Mähwiese wurde das »stark gefährdete« Steifblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata)<br />
gef<strong>und</strong>en. Ihm kommt auf dieser Wiese die höchste Priorität zu. Eine zwei- bis<br />
dreischürige Mahd dürfte den Bestand erhalten. Es sollte in Zukunft aber untersucht<br />
werden, ob es <strong>im</strong> Innern des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es größere D.-incarnata-Bestände<br />
gibt, da dann eine kostenintensive Pflege auf den Randflächen verzichtbar wäre.<br />
Auf der Mähwiese am Kiefernforst ist eine Honiggras-Wiese ausgebildet. Die Pflanzengesellschaft<br />
ist nicht in der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns aufgenommen.<br />
Es kommen sieben schützenswerte Pflanzen, darunter Carex nigra, Carex panicea <strong>und</strong><br />
Valeriana dioica vor, von denen einige Bestandteil der angrenzenden ungenutzten<br />
Moorvegetation sind. Hinsichtlich des Artenschutzes ist die Mähwiese zwar erhaltenswert,<br />
gegenüber den übrigen untersuchten Mähwiesen kommt ihr aber die geringste<br />
Bedeutung zu.<br />
Auf der <strong>Ahlbecker</strong> Orchideenwiese <strong>und</strong> der Vorseer Mähwiese Mähwiese sind<br />
Pfeifengras-Wiesen ausgebildet, die zu den besonders gefährdeten Pflanzengesellschaften<br />
gehören. Für ihren Erhalt besteht in Mecklenburg-Vorpommern sehr hoher<br />
Handlungsbedarf. Die dreischürige Pfeifengras-Wiese bei Vorsee enthält allerdings<br />
einen hohen Anteil schnittverträglicher <strong>Grünland</strong>pflanzen. Um die typischen Pfeifengras-Wiesen-Arten<br />
zu fördern, sollte die Mahd in diesem Fall auf einen Schnitt pro Jahr<br />
begrenzt werden.<br />
Auf der einschürigen Pfeifengras-Wiese bei Ahlbeck kommen das Sumpf-Herzblatt<br />
81
(Parnassia palustris) <strong>und</strong> das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) vor, die<br />
in der Roten Liste M-V als »stark gefährdet« einstuft sind. Die bisherige Nutzung der<br />
<strong>Ahlbecker</strong> Mähwiese muß unbedingt beibehalten werden, wenn die stark gefährdeten<br />
Pflanzenarten <strong>und</strong> die Pfeifengras-Wiese als Pflanzengesellschaft erhalten bleiben soll.<br />
In den untersuchten Mähwiesen wachsen 33 Rote-Liste-Arten, von denen viele<br />
auch in den ungenutzten Moorbereichen des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es vorkommen. Das<br />
Nebeneinander von extensiven <strong>Grünland</strong>flächen <strong>und</strong> ungenutztem Moor fördert die<br />
Struktur- <strong>und</strong> Artenvielfalt des Lebensraumes NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> <strong>und</strong> stellt besonders<br />
<strong>für</strong> Vögel, Insekten, Kriechtiere <strong>und</strong> andere Tierarten eine Bereicherung dar.<br />
Die Mähwiesen sollten erhalten werden, wobei innerhalb des NSG <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong><br />
der Schutz des intakten Moorgebietes <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong> vorrangig ist.<br />
82
A N H A N G<br />
83
TAB. 17 Übersicht Kurzcharakteristik <strong>Grünland</strong>gesellschaften<br />
<strong>Grünland</strong>gesellschaft Silbergras-Pionierrasen Rauhblattschwingel-Rasen Schafschwingel-<br />
Glatthafer-Wiese<br />
Pflanzensoziologische<br />
Einordnung Corniculario aculeatae<br />
– Corynephoretum<br />
canescentis Steffen 1931<br />
Diantho deltoides-<br />
Armerietum elongatae<br />
Krausch ex Pötsch 1962<br />
Subass.<br />
Festuca ovina<br />
Arrhenatherum elatioris<br />
Br.-[Bl.] 1919<br />
Kohldistel-<br />
Glatthafer-Wiese<br />
Subass.<br />
Cirsium oleraceum<br />
Bärenklau-<br />
Kohldistel-Wiese<br />
Cirsietum oleracei<br />
Tx (1937) 1951<br />
Subass.<br />
Heracleum sphondylium<br />
Honiggras-Wiese Pfeifengras-Wiesen<br />
Holcetum lanati<br />
Issler 1936<br />
Variante I<br />
(2-3 schürig)<br />
Molinion coerulae<br />
W. Koch 1927<br />
Variante II<br />
(einschürig)<br />
charakteristische Artengruppen<br />
charakteristische Artenkombination<br />
1, 2 2, 3, 4, 5 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 5, 6, 7, 8, 11, 12, 13 6, 7, 8, 9, 12, 13, 14, 15 7, 8, 9, 10, 13, 14, 17,<br />
18, 19<br />
Corynephorus canescens,<br />
Spergula morisonii,<br />
Rumex acetosella<br />
Festuca brevipila,<br />
Armeria marit<strong>im</strong>a SSP.<br />
elongata,<br />
Dianthus deltoides,<br />
Luzula campestris<br />
Armeria marit<strong>im</strong>a ssp.<br />
elongata,<br />
Dianthus deltoides,<br />
Luzula campestris,<br />
Linaria vulgaris,<br />
Veronica chamaedrys,<br />
Poa pratensis agg.,<br />
Vicia angustifolia, Rhytidiadelphus<br />
squarrosus<br />
Stellaria graminea,<br />
Galium mollugo, Cirsium<br />
oleraceum, Lotus pedunculatus,<br />
Cirsium arvense,<br />
Calamagrostis epigejos,<br />
Heracleum sphondylium,<br />
Urtica dioica, Lamium<br />
purpureum Lathyrus<br />
pratensis, Poa trivialis<br />
Deschampsia cespitosa,<br />
Cirsium oleraceum,<br />
Phleum pratense, Galium<br />
uliginosum, Geum<br />
rivale, Equisetum palustre,<br />
Carex nigra, Juncus<br />
articulatus, J. effusus,<br />
Centaurea jacea ssp.<br />
jacea, Phalaris ar<strong>und</strong>inacea<br />
Plantago lanceolata,<br />
Holcus lanatus, Festuca<br />
rubra, Rhytidiadelphus<br />
squarrosus, Cl<strong>im</strong>acium<br />
dendroides,<br />
Poa pratensis, Equisetum<br />
palustre, Geum rivale,<br />
Carex nigra, Carex<br />
panicea, Epilobium<br />
palustre, Calliergonella<br />
cuspidata, Anthoxanthum<br />
odoratum, Trifolium<br />
repens<br />
7, 10, 13, 14, 16, 18,<br />
19, 20<br />
Carex nigra, C. panicea,<br />
C. rostrata, Geum rivale,<br />
Calliergonella cuspidata,<br />
Plagiomnium affine agg.,<br />
Cl<strong>im</strong>atium dendroides,<br />
Equisetum fluviatile,<br />
Epilobium palustre,<br />
Phalaris ar<strong>und</strong>inacea,<br />
Equisetum palustre, Poa<br />
pratensis, Ranunculus<br />
acris,<br />
Festuca rubra<br />
7, 13, 14, 18, 21<br />
Carex panicea, C. nigra,<br />
C. disticha, Geum rivale,<br />
Menyanthes trifoliata,<br />
Potentilla palustris,<br />
Helictotrichon pubescens,<br />
Parnassia palustris,<br />
Carex appropinquata<br />
Zahl der Aufnahmen 5 9 5 5 6 4 4 5<br />
mittlere Artenzahl 8 18 28 29 30 31 26 19<br />
mittlere Deckung (%)<br />
Gesamt 23 88 98 100 100 100 100<br />
Krautschicht 18 87 98 100 100 100 91 100<br />
100<br />
Kryptogamenschicht 20 28 8 2 2 41 89 11<br />
Streuschicht 0 4 3 2 1 3 0 40<br />
Wasserstufe 4- 3- 2- 2+ 2+/3+ 3+ 4+ 4+<br />
Wasserreg<strong>im</strong>etyp Infiltration mit tiefem<br />
Gr<strong>und</strong>wasser<br />
Infiltration mit tiefem<br />
Gr<strong>und</strong>wasser<br />
Infiltration mit tiefem<br />
Gr<strong>und</strong>wasser<br />
- Gr<strong>und</strong>wasserreg<strong>im</strong>e/<br />
Wechselnässe<br />
- Gr<strong>und</strong>wasserreg<strong>im</strong>e Gr<strong>und</strong>wasserreg<strong>im</strong>e<br />
Säure-Basen-Stufe sauer sauer sauer - kalkhaltig subneutral kalkhaltig kalkhaltig<br />
Trophiestufe mesotroph-ziemlich arm mesotroph-mittel mesotroph-mittel eutroph-kräftig eutroph-kräftig mesotroph-mittel mesotroph-mittel mesotroph-mittel<br />
Bodentyp reliktischer Sand-Gley<br />
Ah/Ap/Go/C<br />
reliktischer Braunerde-Gley<br />
Ah/(Ap)/Bv/Go/<br />
fAh/fBv/Go/C<br />
reliktischer Braunerde-<br />
Gley Ah/(Ap)/Bv/Go<br />
- Anmoorgley<br />
Ah/Tv/Go<br />
Niedermoor<br />
(degradiert)<br />
Hv/F/C<br />
Kalkniedermoor<br />
H/F/C<br />
Kalkniedermoor<br />
(degradiert)<br />
Hv/F/...<br />
Bodensubstrat Feinsand Feinsand Feinsand - vererdeter Torf<br />
über Feinsand<br />
vererdeter Torf<br />
über Feinsand<br />
Torf über Mudde vererdeter Torf<br />
über Mudde
<strong>Grünland</strong>gesellschaft<br />
ANHANG<br />
TAB. 18 <strong>Grünland</strong>gesellschaften <strong>und</strong> ihre Gefährdung<br />
Gefährungsstufe/<br />
naturschutz-fachl.<br />
Wertstufe<br />
Handlungsbedarf<br />
Gegenseer Mähwiese<br />
Rote-Liste-Arten<br />
Gefährdungsstufe<br />
Rote-Liste-Arten<br />
Silbergras-Pionierraen V/3 mäßig Anthoxanthum aristatum 3<br />
Heidenelken-Rauhblattschwingel-Rasen V/3 mäßig Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. elongata 3<br />
Dianthus deltoides 3<br />
Luzula campestris<br />
Schafschwingel-Glatthafer-Wiese 3/3 mäßig Armeria marit<strong>im</strong>a ssp. elongata 3<br />
Dianthus deltoides 3<br />
Luzula campestris<br />
Kohldistel-Glatthafer-Wiese *
TAB. 19 Bult-Braunmoos-Seggenried<br />
<strong>im</strong> ungenutzten Moorbereich des <strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong>es<br />
Aufnahmenr. 49 50 51<br />
Ort<br />
<strong>Ahlbecker</strong> <strong>Seegr<strong>und</strong></strong><br />
Nord<br />
Datum 19.8. 19.8. 19.8.<br />
Flächengröße (m²) 9 9 9<br />
Deckung (%)<br />
Gesamt 100 100 100<br />
Baumschicht 0 0 0<br />
Strauchschicht 0 0 0<br />
Krautschicht 95 95 97<br />
Moos-Flechten-Schicht 75 80 75<br />
Streuschicht 3 3 2<br />
Offenes Wasser 0 0 3<br />
Offener Boden 0 0 0<br />
Artenanzahl 20 20 20<br />
Wasserstufe 4+ 4+ 4+<br />
Calamagrostis stricta 2b 2b 3<br />
Plagiomnium ellipticum 2b 2b 2a<br />
Festuca rubra 3 3 2b<br />
Cl<strong>im</strong>acium dendroides 3 3 4<br />
Poa palustris 2m 2m 2m<br />
Galium uliginosum 2m 2m 2m<br />
Cardamine pratensis 1 1 2m<br />
Carex rostrata 2m 2a 1<br />
Equisetum fluviatile 2a 2m 2m<br />
Potentilla palustris 1 1 2m<br />
Cirsium oleraceum 1 + 1<br />
Epilobium palustre 2m 1 +<br />
Lotus pedunculatus 2m . .<br />
Valeriana dioica 2m . .<br />
Cirsium palustre 1 1 .<br />
Equisetum palustre 2a 2m .<br />
Carex acuta 2a 2m .<br />
Aulacomnium palustre 2m 2m .<br />
Geum rivale . 1 .<br />
Carex spec. . 2m .<br />
Helodium blandowii . 2m .<br />
Persicaria amphibia . 1 1<br />
Eriophorum angustifolium . 2m 1<br />
Galium palustre . 2m 2m<br />
Silene flos-cuculi . . 1<br />
Lycopus europaeus . . 1<br />
Calliergonella cuspidata . . 2a<br />
Carex cf. elata . . 2m<br />
Carex cf. lasiocarpa . . 2a<br />
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DA N K SAG U N G<br />
Mein allerherzlichster Dank galt<br />
Herrn Succow <strong>für</strong> das Ermöglichen der Diplomarbeit<br />
<strong>und</strong> seine Korrekturvorschläge,<br />
Michael <strong>für</strong> Rat <strong>im</strong> Fach der Vegetationsk<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> den Anmerkungen zum Text,<br />
Philipp <strong>für</strong> seinen Beistand bis zur letzten Minute<br />
<strong>und</strong> typographische Anregungen,<br />
Annette <strong>für</strong> ihre fre<strong>und</strong>schaftliche Fahrt- bzw. Wegbegleitung,<br />
Friedrich <strong>für</strong> einen friedlichen Arbeitsplatz<br />
<strong>und</strong> allemöglichen Angelegenheiten,<br />
Stefan <strong>für</strong> gemütliche Fahrten zur Arbeit <strong>und</strong> allzeitige Unterstützung,<br />
Anita <strong>für</strong> schöne Feierabende nach den Felduntersuchungen,<br />
der Familie Klotzin in Ahlbeck <strong>für</strong> die fre<strong>und</strong>liche <strong>und</strong> warme Unterkunft,<br />
sowie wertvolle Literatur über das »<strong>Ahlbecker</strong> Fenn«,<br />
Dirk <strong>für</strong> die bedächtige Moosbest<strong>im</strong>mung,<br />
Frau Literski <strong>für</strong> ihre Zeit zur Best<strong>im</strong>mung der Flechten,<br />
Franzi <strong>für</strong> ihre geduldige Leserei <strong>und</strong> den »rettenden Anker« <strong>für</strong> Nathan,<br />
Telse <strong>für</strong> ihren häuslichen Beistand,<br />
Tanja <strong>für</strong>s Zuhören,<br />
Astrid <strong>und</strong> Pauline <strong>für</strong> die zusätzlichen Arbeitsst<strong>und</strong>en,<br />
Regina <strong>für</strong> ihre aufbauende Textdurchsicht,<br />
Peggy <strong>für</strong> den ArcView Schnellkurs,<br />
Susanne <strong>für</strong> die Korrekturen aus der Ferne,<br />
Herrn Paulig <strong>und</strong> Herrn Scharnweber aus dem StAUN Ueckermünde<br />
<strong>für</strong> ihre ausführlichen <strong>und</strong> raschen Informationen ...<br />
die Liste der Mitmenschen, die mir <strong>im</strong> Großen <strong>und</strong> Kleinen,<br />
sowie <strong>im</strong> Schweren <strong>und</strong> Leichten geholfen haben ist endlos.<br />
Drum soll hier allen gemeinsam <strong>für</strong> die Hilfe bei<br />
der Fertigstellung dieser Arbeit gedankt werden<br />
<strong>und</strong> ebenso alles Gute<br />
auf zukünftigen Wegen<br />
gewünscht werden.<br />
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