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Das <strong>Magazin</strong> der Orell Füssli Bu<strong>ch</strong>handlungen<br />

Nr. 2/2013<br />

Ihr persönli<strong>ch</strong>es<br />

Exemplar –<br />

mit Wettbewerb!<br />

Lügen ist<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

«Das Vers<strong>ch</strong>wiegene»<br />

von Linn Ullmann<br />

Es muss ni<strong>ch</strong>t immer<br />

«Shades» sein<br />

Erotis<strong>ch</strong>e<br />

Neuers<strong>ch</strong>einungen<br />

Verbindung über Ra<strong>um</strong><br />

und Zeit<br />

«Die vierzig Geheimnisse der<br />

Liebe» von Elif Shafak<br />

Und ausserdem:<br />

Neue Bildbände, neue<br />

Kinderbü<strong>ch</strong>er, neue<br />

Reiseführer


STARTER<br />

PAKET<br />

eReader, Hülle, Ladegerät und Fr. 25.– Prepaid Card<br />

187.–<br />

statt 212.–<br />

Angebot solange Vorrat<br />

BOOKEEN ODYSSEY 2013 EDITION<br />

INTEGRIERTER SHOP – ÜBER 400’000000 eBOOKS<br />

DOWNLOAD VIA WLAN<br />

PAPIEROPTIK – LESEN AUCH BEI SONNE


Editorial | 3<br />

Inhalt<br />

András Németh<br />

Mitglied der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />

Bü<strong>ch</strong>er sind erotis<strong>ch</strong><br />

Liebe Leserin<br />

Lieber Leser<br />

Im vergangenen Jahr war eine erotis<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

der weltweit grösste Bu<strong>ch</strong>erfolg: «Shades of Grey».<br />

70 Millionen Exemplare der Trilogie von E.L. James<br />

wurden verkauft. Seit «Harry Potter» hat keine<br />

Bu<strong>ch</strong>serie mehr derart abgerä<strong>um</strong>t.<br />

Dass erotis<strong>ch</strong>e Literatur die Bestseller-Listen<br />

anführt, ist ungewöhnli<strong>ch</strong> – dass sie gut ankommt,<br />

hingegen ni<strong>ch</strong>t. Einige der ältesten Werke der Weltliteratur<br />

sind erotis<strong>ch</strong>en Inhalts, und viele Longseller<br />

gehören <strong>zu</strong> diesem Genre. Bei der Erotik spielt<br />

das Bu<strong>ch</strong> eben alle seine Stärken aus: Es kann<br />

uns ins Welten entführen, die uns im wirkli<strong>ch</strong>en<br />

Leben vers<strong>ch</strong>lossen bleiben. Bü<strong>ch</strong>er kennen keine<br />

S<strong>ch</strong>am und beurteilen uns ni<strong>ch</strong>t. Mit ihnen können<br />

wir Abenteuer erleben, au<strong>ch</strong> wenn wir selber keine<br />

Helden sind.<br />

Und ist ni<strong>ch</strong>t das Lesen per se erotis<strong>ch</strong>? Do<strong>ch</strong>, findet<br />

Alex Ps<strong>ch</strong>era: «Lesen ist ein erotis<strong>ch</strong>er Akt», s<strong>ch</strong>reibt<br />

der deuts<strong>ch</strong>e Publizist. «Besitz und Vereinigung sind<br />

seine Merkmale. Das Rie<strong>ch</strong>en am Druckwerk ist Vorspiel<br />

des Kommenden. Das Bu<strong>ch</strong> ist ein Körper. Jedes<br />

Bu<strong>ch</strong> hat seinen eigenen Geru<strong>ch</strong>, wie au<strong>ch</strong> jeder<br />

geliebte Mens<strong>ch</strong> seinen eigenen Geru<strong>ch</strong> hat.»<br />

Wir, die wir tägli<strong>ch</strong> mit Bü<strong>ch</strong>ern <strong>zu</strong> tun haben, teilen<br />

diese Meinung natürli<strong>ch</strong>: Bü<strong>ch</strong>er bereiten tiefe<br />

Freude und ma<strong>ch</strong>en stets Lust auf mehr. Und weil<br />

Bü<strong>ch</strong>er so erotis<strong>ch</strong> sind, widmen wir den Hauptbeitrag<br />

in diesem «<strong>Books</strong>» der erotis<strong>ch</strong>en Literatur. I<strong>ch</strong><br />

wüns<strong>ch</strong>e Ihnen damit viel Vergnügen!<br />

Verbindung über Ra<strong>um</strong> und Zeit<br />

«Die vierzig Geheimnisse<br />

der Liebe» von<br />

Elif Shafak<br />

Seite 10<br />

Reisebü<strong>ch</strong>er-Spezial<br />

Vorfreude und Hilfe<br />

vor Ort<br />

Seite 23<br />

© Muammer Yanmaz<br />

Erotis<strong>ch</strong>e Literatur:<br />

Es muss ni<strong>ch</strong>t<br />

immer «Shades»<br />

sein<br />

Seite 14<br />

4 Notizen<br />

20 Neue Bildbände S<strong>ch</strong>ön,<br />

s<strong>ch</strong>öner, Krauthammer<br />

32 Kaffeepause Die Debatte<br />

36 Fantastis<strong>ch</strong>!<br />

Fantasy-Neuers<strong>ch</strong>einungen<br />

40 Im S<strong>ch</strong>aufenster<br />

«Das Vers<strong>ch</strong>wiegene» von<br />

Linn Ullmann<br />

42 Kinderwelt<br />

Freunde ma<strong>ch</strong>en Freude<br />

44 Neues von Orell Füssli<br />

45 Mein Bu<strong>ch</strong><br />

46 Ko<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>er «Jerusalem»<br />

48 Kreuzworträtsel<br />

49 Veranstaltungen<br />

51 Kol<strong>um</strong>ne<br />

Dar<strong>um</strong> s<strong>ch</strong>reibe i<strong>ch</strong> –<br />

von Linus Rei<strong>ch</strong>lin<br />

Jetzt Fan werden:<br />

www.facebook.com/OrellFuessli<br />

Die nä<strong>ch</strong>ste Ausgabe von <strong>Books</strong>, dem <strong>Magazin</strong> der Orell-Füssli-Bu<strong>ch</strong>handlungen,<br />

ers<strong>ch</strong>eint am 13. September 2013. Sie erhalten <strong>Books</strong> kostenlos in jeder Filiale.<br />

Bestellungen nehmen wir gern entgegen über www.books.<strong>ch</strong>, orders@books.<strong>ch</strong><br />

und Telefon 0848 849 848. Bu<strong>ch</strong>handlungen von Orell Füssli finden Sie in Basel,<br />

Bern, Frauenfeld, St.Gallen, Winterthur und Züri<strong>ch</strong> sowie am Flughafen Züri<strong>ch</strong>.<br />

Preisänderungen vorbehalten. Unsere aktuellen Verkaufspreise und eine <strong>um</strong>fassende<br />

Auswahl an Bü<strong>ch</strong>ern, Filmen und Spielen finden Sie auf www.books.<strong>ch</strong>.<br />

Impress<strong>um</strong><br />

Herausgeber:<br />

Orell Füssli Bu<strong>ch</strong>handlungs AG, Dietzingerstrasse 3, Postfa<strong>ch</strong>, 8036 Züri<strong>ch</strong><br />

Gesamtherstellung: Media Tune AG, Züri<strong>ch</strong><br />

Redaktion: Die Blattma<strong>ch</strong>er GmbH, Züri<strong>ch</strong><br />

Gestaltungskonzept/Layout: Stri<strong>ch</strong>punkt GmbH, Winterthur<br />

Coverfoto: Agnete Brun<br />

Alle so gekennzei<strong>ch</strong>neten Bü<strong>ch</strong>er sind auf www.books.<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> <strong>als</strong> eBook erhältli<strong>ch</strong>.


4 | NOTIZEN <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Notizen<br />

Marius Leutenegger<br />

Die Ernährung gehört <strong>zu</strong> den Fundamenten des Mens<strong>ch</strong>seins. Entspre<strong>ch</strong>end<br />

gross ist denn au<strong>ch</strong> das Angebot an Rats<strong>ch</strong>lägen, Tipps und Ideen rund <strong>um</strong> die<br />

Ernährung. Die vielen Informationen ma<strong>ch</strong>en es zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong> aber viellei<strong>ch</strong>t<br />

nötig, si<strong>ch</strong> ein wenig <strong>zu</strong> erden – und das gelingt hervorragend mit dem Bu<strong>ch</strong><br />

«Essen Sie ni<strong>ch</strong>ts, was Ihre Grossmutter ni<strong>ch</strong>t <strong>als</strong> Essen erkannt hätte»,<br />

ers<strong>ch</strong>ienen bei Kunstmann. Mit erfris<strong>ch</strong>ender Unoriginalität erinnert uns Autor<br />

Mi<strong>ch</strong>ael Pollan darin an die Binsenwahrheiten rund <strong>um</strong>s Essen: Die ganze<br />

westli<strong>ch</strong>e Ernährung ist ungesund, weil <strong>zu</strong> fett, <strong>zu</strong> süss und <strong>zu</strong> künstli<strong>ch</strong>. Wie<br />

soll man darauf reagieren? Pollan antwortet mit einfa<strong>ch</strong>en Rezepten: Meiden<br />

Sie Produkte mit Zutaten, die ein Drittklässler ni<strong>ch</strong>t ausspre<strong>ch</strong>en kann; meiden<br />

Sie Nahrungsmittel, für die im Fernsehen geworben wird; meiden sie Esswaren,<br />

die in allen Spra<strong>ch</strong>en denselben Namen haben. Und besonders sinnvoll: «Zahlen<br />

Sie mehr, essen Sie weniger.» Die s<strong>ch</strong>önen Illustrationen von Maira Kalman<br />

ma<strong>ch</strong>en das Bu<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> einem optis<strong>ch</strong>en Vergnügen.<br />

Man<strong>ch</strong>e Wörter<br />

kann man ka<strong>um</strong><br />

no<strong>ch</strong> hören, weil sie<br />

bis z<strong>um</strong> Gehtni<strong>ch</strong>tmehr<br />

ge- und missbrau<strong>ch</strong>t<br />

werden.<br />

Da<strong>zu</strong> zählt «Na<strong>ch</strong>haltigkeit».<br />

Und darüber<br />

soll man glei<strong>ch</strong><br />

ein ganzes Bu<strong>ch</strong> <strong>lesen</strong>?<br />

Unbedingt –<br />

denn Ulri<strong>ch</strong> Grober gibt in «Die Entdeckung<br />

der Na<strong>ch</strong>haltigkeit», ers<strong>ch</strong>ienen bei Kunstmann,<br />

dem Begriff seine Würde und sein Gewi<strong>ch</strong>t<br />

<strong>zu</strong>rück. Auf faszinierende Weise legt<br />

der Autor dar, wie alt das Konzept ist, das<br />

heute <strong>als</strong> modernes Mass aller Dinge gilt.<br />

1994 definierte z<strong>um</strong> Beispiel die UNO Na<strong>ch</strong>haltigkeit<br />

<strong>als</strong> ein Dreieck aus ökologis<strong>ch</strong>em<br />

Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t, ökonomis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>erheit und<br />

sozialer Gere<strong>ch</strong>tigkeit – exakt so <strong>um</strong>s<strong>ch</strong>rieb<br />

Hans Carl von Carlowitz den Begriff bereits<br />

1713. Die Notwendigkeit, na<strong>ch</strong>haltig <strong>zu</strong> handeln,<br />

ist <strong>als</strong>o s<strong>ch</strong>on lange bekannt, und Grober<br />

zeigt auf, war<strong>um</strong> es so s<strong>ch</strong>wer ist, dieses<br />

Wissen in konkretes Handeln <strong>zu</strong> übertragen.<br />

Ein kulturhistoris<strong>ch</strong>es Sa<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong>, das man<br />

ni<strong>ch</strong>t so s<strong>ch</strong>nell vergisst.<br />

Mit seinem<br />

Erstling «Flieg,<br />

Hitler, flieg!»<br />

rä<strong>um</strong>te der<br />

junge britis<strong>ch</strong>e<br />

Autor Ned<br />

Bea<strong>um</strong>an<br />

ziemli<strong>ch</strong> ab – er<br />

gewann damit<br />

unzählige Preise, die internationale<br />

Kritik übers<strong>ch</strong>lug si<strong>ch</strong> gerade<strong>zu</strong> vor<br />

Begeisterung. Jetzt liegt der neue<br />

Roman von Bea<strong>um</strong>an vor, und er ist<br />

ähnli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>illernd, böse und vergnügli<strong>ch</strong><br />

wie das Debüt. Der gezwungen<br />

originelle Titel der bei D<strong>um</strong>ont<br />

publizierten Überset<strong>zu</strong>ng sollte einen<br />

ni<strong>ch</strong>t vom Lesen abs<strong>ch</strong>recken: «Egon<br />

Loesers erstaunli<strong>ch</strong>er Me<strong>ch</strong>anismus<br />

<strong>zu</strong>r beinahe augenblickli<strong>ch</strong>en Beförderung<br />

eines Mens<strong>ch</strong>en von Ort <strong>zu</strong><br />

Ort», im Englis<strong>ch</strong>en «The Teleportion<br />

Accident», ist eine Art Road-Movie,<br />

der si<strong>ch</strong> über mehrere Jahrzehnte<br />

hinzieht. Der Bühnenbildner Egon<br />

Loeser, der ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong>fälligerweise einen<br />

Namen wie ein S<strong>ch</strong>impfwort trägt,<br />

verfolgt seine Tra<strong>um</strong>frau Adele Hitler<br />

(«weder verwandt no<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>wägert»)<br />

von Berlin über Paris na<strong>ch</strong> Los<br />

Angeles. Er ist von zwei Dingen<br />

besessen: Adele endli<strong>ch</strong> ins Bett <strong>zu</strong><br />

kriegen – und hinter die Geheimnisse<br />

des Grössten seiner Zunft <strong>zu</strong> kommen:<br />

Dem venezianis<strong>ch</strong>en Bühnenbildner<br />

Lavicini soll es nämli<strong>ch</strong> einst<br />

gelungen sein, eine barocke Mas<strong>ch</strong>ine<br />

z<strong>um</strong> Beamen von Mens<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong><br />

bauen. Au<strong>ch</strong> KGB und Fors<strong>ch</strong>er in<br />

Kalifornien sind hinter dem Teleportionsgerät<br />

her, s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> herrs<strong>ch</strong>t<br />

Krieg. Bea<strong>um</strong>an staffiert seinen<br />

bizarren Plot mit einem Ideenrei<strong>ch</strong>t<strong>um</strong><br />

aus, der locker für drei Romane<br />

gerei<strong>ch</strong>t hätte; das dur<strong>ch</strong>wegs<br />

exzentris<strong>ch</strong>e Personal wä<strong>ch</strong>st einem<br />

ziemli<strong>ch</strong> ans Herz, obwohl es aus<br />

ausnahmslos unsympathis<strong>ch</strong>en<br />

Neurotikern besteht. Das Bu<strong>ch</strong> ist<br />

brillant ges<strong>ch</strong>rieben und hat seinen<br />

Platz auf der Longlist des Booker<br />

Prizes mehr <strong>als</strong> verdient.


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf NOTIZEN | 5<br />

Leute, die das mögen,<br />

mögen au<strong>ch</strong> ...<br />

© Joy Matter<br />

Oft ist die letzte Seite eines Bu<strong>ch</strong>s jene,<br />

die man am wenigsten mag – weil man<br />

ni<strong>ch</strong>t mö<strong>ch</strong>te, dass das Lesevergnügen<br />

s<strong>ch</strong>on <strong>zu</strong> Ende ist. Glückli<strong>ch</strong>erweise<br />

gibt es Fa<strong>ch</strong>leute, die einem in sol<strong>ch</strong>en<br />

Momenten Bü<strong>ch</strong>er<br />

mit verglei<strong>ch</strong>baren<br />

Qualitäten empfehlen<br />

können – Fa<strong>ch</strong>leute<br />

wie Marcel<br />

Rauber. Der 42-Jährige<br />

arbeitet <strong>als</strong> Abteilungsleiter<br />

im<br />

Parterre bei Rösslitor<br />

Bü<strong>ch</strong>er in St.Gallen.<br />

Das Lesen entdeckte<br />

er während<br />

seiner Lehre z<strong>um</strong><br />

Bäcker-Konditor.<br />

«Wegen der Arbeitszeiten<br />

lebte i<strong>ch</strong> an<br />

meinen Bekannten<br />

vorbei – und so füllte<br />

i<strong>ch</strong> mir die freie Zeit<br />

mit Lesen», erinnert er si<strong>ch</strong>. Bü<strong>ch</strong>er begeisterten<br />

ihn s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> derart, dass<br />

er si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Bu<strong>ch</strong>händler<br />

ausbilden liess.<br />

«‹Ts<strong>ch</strong>ick› des Berliner S<strong>ch</strong>riftstellers<br />

Wolfgang Herrndorf war 2010 eines<br />

der erfolgrei<strong>ch</strong>sten deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen<br />

Bü<strong>ch</strong>er; die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te einer ungewöhnli<strong>ch</strong>en<br />

Freunds<strong>ch</strong>aft zwis<strong>ch</strong>en einem<br />

14-Jährigen aus bürgerli<strong>ch</strong>en Verhältnissen<br />

und einem verwahrlosten<br />

jugendli<strong>ch</strong>en Spätaussiedler aus Russland,<br />

die ein wenig an ‹Huckleberry<br />

Finn› von Mark Twain erinnert, gewann<br />

unzählige Preise. Wer ‹Ts<strong>ch</strong>ick› mo<strong>ch</strong>te,<br />

wird au<strong>ch</strong> ‹Wunder› der US-Amerikanerin<br />

Raquel J. Palacio lieben. Beide<br />

Romane erzählen vom Erwa<strong>ch</strong>senwerden,<br />

von den S<strong>ch</strong>wierigkeiten,<br />

si<strong>ch</strong> im Leben<br />

<strong>zu</strong>re<strong>ch</strong>t<strong>zu</strong>finden – und<br />

beide Bü<strong>ch</strong>er vergisst<br />

man <strong>als</strong> Leser ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr. ‹Wunder› ist ein<br />

Debütroman und hat<br />

das Potential z<strong>um</strong> Lieblingsbu<strong>ch</strong>.<br />

Im Mittelpunkt<br />

steht der zehnjährige<br />

August, der mit<br />

seinen Eltern und seiner<br />

grossen S<strong>ch</strong>wester in<br />

New York lebt. Weil er<br />

seit seiner Geburt mindestens<br />

27-mal am Gesi<strong>ch</strong>t<br />

operiert werden<br />

musste, ist er no<strong>ch</strong> nie<br />

auf eine ri<strong>ch</strong>tige S<strong>ch</strong>ule<br />

gegangen. Aber jetzt soll er in die 5.<br />

Klasse kommen. August ist es gewohnt,<br />

angestarrt <strong>zu</strong> werden, und er weiss,<br />

dass die meisten S<strong>ch</strong>üler ni<strong>ch</strong>t absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

gemein <strong>zu</strong> ihm sind. Sein sehnli<strong>ch</strong>ster<br />

Wuns<strong>ch</strong> ist es aber, ni<strong>ch</strong>t weiter auf<strong>zu</strong>fallen,<br />

ein ganz normaler Junge <strong>zu</strong><br />

sein und Freunde <strong>zu</strong> finden. Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

auf<strong>zu</strong>fallen ist ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t, wenn man<br />

so viel Mut und Kraft besitzt, so witzig,<br />

klug und grosszügig ist wie August …<br />

Tun Sie si<strong>ch</strong> einen Gefallen und <strong>lesen</strong><br />

Sie dieses Bu<strong>ch</strong>!»<br />

Mani Matter ist ein S<strong>ch</strong>weizer<br />

Mythos. Die Ausstellung «Mani<br />

Matter (1936-1972)» war ein so<br />

grosser Erfolg, dass sie na<strong>ch</strong> einer<br />

langen Tournee dur<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz<br />

no<strong>ch</strong> einmal – und bis September<br />

– im Landesmuse<strong>um</strong> in Züri<strong>ch</strong> <strong>zu</strong><br />

sehen ist. Mitgearbeitet an der<br />

faszinierenden S<strong>ch</strong>au hat au<strong>ch</strong><br />

Wilfried Mei<strong>ch</strong>try; der Historiker<br />

ist vor allem bekannt für sein Bu<strong>ch</strong><br />

über Iris Roten, «Verliebte Feinde»,<br />

das au<strong>ch</strong> verfilmt wurde. Dur<strong>ch</strong><br />

seine Tätigkeit für die Ausstellung<br />

lernte Mei<strong>ch</strong>try die Witwe von<br />

Mani Matter kennen, Joy Matter.<br />

«Und eines Tages sagte i<strong>ch</strong> ihr,<br />

dass i<strong>ch</strong> gern eine Biographie über<br />

Mani Matter s<strong>ch</strong>reiben würde»,<br />

erzählte der Autor in einem Interview.<br />

Diese Biographie ist jetzt von<br />

Nagel&Kim<strong>ch</strong>e veröffentli<strong>ch</strong><br />

worden – und sie ist ein Genuss<br />

ni<strong>ch</strong>t nur für die vielen Matter-<br />

Fans. Mei<strong>ch</strong>try hat eine literaris<strong>ch</strong>e<br />

Biographie verfasst, die<br />

einem einen überaus sympathis<strong>ch</strong>en<br />

Mens<strong>ch</strong>en in seiner ganzen<br />

Viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tigkeit näher bringt –<br />

denn der Autor konnte erstm<strong>als</strong><br />

auf 31 Ar<strong>ch</strong>ivs<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>teln von Joy<br />

Matter <strong>zu</strong>greifen; <strong>zu</strong>dem präsentiert<br />

einem «Mani Matter» au<strong>ch</strong><br />

ein Panoptik<strong>um</strong> der Na<strong>ch</strong>kriegss<strong>ch</strong>weiz<br />

zwis<strong>ch</strong>en<br />

Tradition und<br />

Aufbru<strong>ch</strong>. Der<br />

Erfolg, den dieses<br />

Bu<strong>ch</strong> zweifellos<br />

haben wird, ist ihm<br />

<strong>zu</strong> gönnen.


6 | NOTIZEN <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Hollywood – der Glanz dieses Namens<br />

rührt ni<strong>ch</strong>t von den heutigen Blockbuster-Produktionen<br />

her, sondern entstand,<br />

<strong>als</strong> die Filmfabrik no<strong>ch</strong> wie eine Fussballliga<br />

organisiert war. Bis in die<br />

1960er-Jahre hinein hielten si<strong>ch</strong> die<br />

grossen Studios wie MGM, Paramount<br />

oder Warner Brothers feste Teams von<br />

S<strong>ch</strong>auspielerinnen und S<strong>ch</strong>auspieler.<br />

Die Stars waren vertragli<strong>ch</strong> gebunden<br />

und den Studio-Bossen mehr oder weniger<br />

ausgeliefert – wel<strong>ch</strong>e Rollen sie spielen<br />

durften, wie oft sie vor der Kamera<br />

standen, wel<strong>ch</strong>es Image sie letztli<strong>ch</strong> hatten,<br />

entzog si<strong>ch</strong> ihrer Kontrolle. Au<strong>ch</strong> die<br />

Gestaltung des Privatlebens wurde <strong>zu</strong> einem Teil von den Studios vorgegeben. Auf<br />

diese Weise wurde Hollywood <strong>zu</strong> seinem grössten Produkt: eine inszenierte, glamouröse<br />

Welt voller Stars und Stern<strong>ch</strong>en. Dieses Produkt strahlte einen Zauber aus,<br />

der heute vers<strong>ch</strong>wunden ist. Aber wir können ihn no<strong>ch</strong> immer spüren – z<strong>um</strong> Beispiel<br />

dank des wunderbaren Fotobands «Hollywood Unseen» von Prestel. Der<br />

Untertitel verspri<strong>ch</strong>t «Filmstars hinter den Kulissen», do<strong>ch</strong> der Alltag, in dem die<br />

berühmtesten Darsteller ihrer Zeit gezeigt werden, war natürli<strong>ch</strong> ebenfalls sorgsam<br />

inszeniert und vorteilhaft ausgeleu<strong>ch</strong>tet. Man entdeckt in diesem Band <strong>als</strong>o<br />

keine Geheimnisse, sondern erfährt anhand der Bilder viel darüber, wie das goldene<br />

Hollywood funktionierte, wie es die Stars ma<strong>ch</strong>te und für wel<strong>ch</strong>e Werte es stand.<br />

In «<strong>Books</strong>» beri<strong>ch</strong>ten wir vorwiegend<br />

über Literatur aus dem deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen<br />

Ra<strong>um</strong> – und über internationale<br />

Bestseller. Die Romandie kommt nur selten<br />

vor. Das ist ein Makel, den es s<strong>ch</strong>leunigst<br />

<strong>zu</strong> korrigieren gilt – mit dem Verweis<br />

auf ein mehr <strong>als</strong> <strong>lesen</strong>swertes Bu<strong>ch</strong><br />

einer jungen französis<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen Autorin:<br />

«Bestseller» der Freiburgerin Isabelle<br />

Flükiger, ers<strong>ch</strong>ienen im Rotpunkt-<br />

Verlag. Das s<strong>ch</strong>male Bänd<strong>ch</strong>en, das man<br />

an einem Sonntagmorgen vor, während<br />

und na<strong>ch</strong> dem Zmorge in einem Stück<br />

vers<strong>ch</strong>lingen kann, handelt von einem<br />

jungen, urbanen und sehr verliebten<br />

Paar, das Perspektiven su<strong>ch</strong>t und wortwörtli<strong>ch</strong><br />

auf den Hund kommt. Flükiger<br />

bes<strong>ch</strong>reibt mit viel Selbstironie das Leben<br />

von Fastdreissigern in der S<strong>ch</strong>weiz –<br />

von Mens<strong>ch</strong>en <strong>als</strong>o, die in aller Regel mit<br />

beiden Beinen auf dem Boden stehen und<br />

den Überfluss so sehr vera<strong>ch</strong>ten, wie sie<br />

ihn au<strong>ch</strong> <strong>als</strong> selbstverständli<strong>ch</strong> betra<strong>ch</strong>ten.<br />

Do<strong>ch</strong> keine Angst: Es geht hier ni<strong>ch</strong>t<br />

<strong>um</strong> Gesells<strong>ch</strong>aftskritik,<br />

sondern <strong>um</strong><br />

eine lei<strong>ch</strong>te<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te,<br />

von der man<br />

si<strong>ch</strong> wüns<strong>ch</strong>t,<br />

sie ginge no<strong>ch</strong><br />

lange, lange<br />

weiter ...<br />

In dieser Ausgabe von «<strong>Books</strong>» dreht<br />

si<strong>ch</strong> vieles <strong>um</strong> die Liebe: Ab Seite 10<br />

stellen wir zahlrei<strong>ch</strong>e Liebes- und<br />

Erotikromane vor. Es ist zwar ni<strong>ch</strong>t<br />

unbedingt wahr, dass ein Bild mehr<br />

sagt <strong>als</strong> 1000 Worte, aber man<strong>ch</strong>mal<br />

sind Bilder natürli<strong>ch</strong> genauso s<strong>ch</strong>ön<br />

wie Ges<strong>ch</strong>riebenes. Deshalb wollen<br />

wir hier no<strong>ch</strong> auf ein Bu<strong>ch</strong> über die<br />

Liebe hinweisen, bei dem es viel <strong>zu</strong><br />

sehen gibt: «Die s<strong>ch</strong>önsten Liebespaare<br />

in der Kunst», ers<strong>ch</strong>ienen bei<br />

Prestel. Der Bildband hält genau das,<br />

was der Titel verspri<strong>ch</strong>t. Er zeigt rund<br />

80 Bilder, auf denen geküsst, ges<strong>ch</strong>ma<strong>ch</strong>tet,<br />

<strong>um</strong>armt, bewundert und<br />

liebkost wird. Die Werke stammen aus<br />

allen Epo<strong>ch</strong>en und von den bekanntesten<br />

Künstlern; die meisten von ihnen<br />

hat man s<strong>ch</strong>on irgendwo gesehen,<br />

erst in diesem Kontext spürt man aber<br />

so ri<strong>ch</strong>tig, wie zart sie Gefühle darstellen.<br />

Begleitet wird die Auswahl<br />

von angenehm wenigen kunsthistoris<strong>ch</strong>en<br />

Erläuterungen und s<strong>ch</strong>önen Gedi<strong>ch</strong>ten,<br />

die wieder<strong>um</strong> belegen:<br />

Man<strong>ch</strong>mal sagen wenige Worte eben<br />

do<strong>ch</strong> so viel wie ein Bild.


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf NOTIZEN | 7<br />

Was <strong>lesen</strong> Sie gerade?<br />

Ellen Ringier, Juristin und Präsidentin der Stiftung «Elternsein»<br />

Lei<strong>ch</strong>ter<br />

Lesen<br />

Die eReaDeR von<br />

oRell Füssli.<br />

einFa<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> hause.<br />

«Seit dem Zerfall der Sowjetunion im<br />

Jahr 1991 glaubte i<strong>ch</strong>, Russland sei auf<br />

dem Weg <strong>zu</strong> einer Demokratie. Zugegebenermassen<br />

auf einem ausserordentli<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>wierigen Weg. Dass na<strong>ch</strong> Gorbats<strong>ch</strong>ow<br />

und Jelzin ein KGB-Mann<br />

‹gewählt› worden war, irritierte anfangs,<br />

aber die Hoffnung auf den jungen Putin<br />

blieb.<br />

Das, was i<strong>ch</strong> in der mir <strong>zu</strong>r Verfügung<br />

stehenden Presse <strong>zu</strong> den wenig re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>en<br />

Verurteilungen von Oligar<strong>ch</strong>en<br />

wie Chodorkowski und Lebedjew<br />

las, irritierte zwar ungemein. Andererseits<br />

– gibt es ein Re<strong>ch</strong>t auf Staatsplünderung?<br />

Musste man Mitleid mit Leuten<br />

wie Gussinski in Israel oder Abramowits<strong>ch</strong><br />

in London haben, die si<strong>ch</strong> mit astronomis<strong>ch</strong>en<br />

Besitztümern aus Russland<br />

verabs<strong>ch</strong>iedet hatten? Und der<br />

Krieg gegen Terroristen in Ts<strong>ch</strong>ets<strong>ch</strong>enien,<br />

war er <strong>als</strong> Selbstverteidigungsmassnahme<br />

etwa ni<strong>ch</strong>t gere<strong>ch</strong>tfertigt?<br />

Masha Gessen, Autorin von ‹Der Mann<br />

ohne Gesi<strong>ch</strong>t. Wladimir Putin – eine Enthüllung›,<br />

belehrt mi<strong>ch</strong> eines Besseren!<br />

Wer diese Auflistung von im Namen des<br />

(manipulierten) Re<strong>ch</strong>ts begangenen Verbre<strong>ch</strong>en<br />

– wahrli<strong>ch</strong> eine Enthüllung – ge<strong>lesen</strong><br />

hat, kann ni<strong>ch</strong>t anders, <strong>als</strong> die Hoffnung<br />

auf den demokratis<strong>ch</strong>en Prozess <strong>zu</strong><br />

vergessen! Klar, die Beweiskette, die<br />

Gessen auflistet, basiert <strong>zu</strong> weiten Teilen<br />

auf Indizien. Sie überzeugt jedo<strong>ch</strong> in hohem<br />

Masse – ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong>letzt weil die Autorin<br />

mit keinem Wort vorgibt, die Dinge<br />

seien tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> so ges<strong>ch</strong>ehen, <strong>als</strong> hätten<br />

si<strong>ch</strong> die Verbre<strong>ch</strong>en gegen dissidente<br />

Bürger Russlands mit Si<strong>ch</strong>erheit so abgespielt.<br />

‹So oder ähnli<strong>ch</strong>›, ist man jedo<strong>ch</strong><br />

na<strong>ch</strong> dem Lesen der (selbstverständli<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t autorisierten) Biografie Putins<br />

überzeugt!<br />

Wladimir Putin hat von nun an ein Gesi<strong>ch</strong>t.»<br />

Der Mann ohne Gesi<strong>ch</strong>t<br />

Masha Gessen<br />

384 Seiten<br />

CHF 36.90<br />

Piper


8 | NOTIZEN <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Jahrestage<br />

Quelle: Dieter Hildebrandt: Ödön von Horváth, Rowohlt 1975<br />

75 Jahre ist es her, dass Ödön von Horváth<br />

in Paris starb. Der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-ungaris<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>riftsteller befand si<strong>ch</strong> auf der Flu<strong>ch</strong>t<br />

vor den Nazis, <strong>als</strong> er am 1. Juni 1938 von<br />

einem herabfallenden Ast ers<strong>ch</strong>lagen wurde.<br />

Da war er gerade einmal 37 Jahre alt.<br />

Seine sozialkritis<strong>ch</strong>en Werke waren <strong>zu</strong> diesem<br />

Zeitpunkt verboten, wurden aber in<br />

Exilverlagen weiterhin veröffentli<strong>ch</strong>t. Sein<br />

bekanntester Roman ist wohl «Jugend ohne<br />

Gott», der die Lieblosigkeit von Jugendli<strong>ch</strong>en<br />

in Nazideuts<strong>ch</strong>land anprangert. Zeitlebens<br />

galt von Horváth aber vor allem <strong>als</strong><br />

grosser Theaterautor, etwa dank seiner<br />

no<strong>ch</strong> heute oft gespielten Dramen «Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

aus dem Wiener Wald», «Glaube<br />

Liebe Hoffnung» und «Kasimir und Karoline».<br />

Pfli<strong>ch</strong>tlektüre ni<strong>ch</strong>t nur für S<strong>ch</strong>üler!<br />

Am 2. Juli jährt si<strong>ch</strong><br />

der Todestag von Lisa<br />

Tetzner z<strong>um</strong> 50. Mal.<br />

Es gibt ni<strong>ch</strong>t viele Jugendbü<strong>ch</strong>er,<br />

die so eindrückli<strong>ch</strong><br />

sind wie ihr<br />

Roman «Die s<strong>ch</strong>warzen<br />

Brüder». Dass das<br />

1940 verfasste Bu<strong>ch</strong><br />

das S<strong>ch</strong>icksal von Tessiner<br />

Buben bes<strong>ch</strong>reibt, die <strong>als</strong> Kaminfeger<br />

na<strong>ch</strong> Italien verdingt wurden, ist kein Zufall:<br />

Die Deuts<strong>ch</strong>e flü<strong>ch</strong>tete 1933 vor den Nazis<br />

na<strong>ch</strong> Carona bei Lugano, <strong>zu</strong>sammen mit<br />

ihrem Mann Kurt Kläber. Das Paar lebte dort<br />

in der Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft von Hermann Hesse<br />

und <strong>zu</strong>weilen mit Bert Bre<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong>sammen.<br />

Tetzners Mann war übrigens au<strong>ch</strong> kein Unbekannter:<br />

Er nannte si<strong>ch</strong> Kurt Held und<br />

verfasste «Die rote Zora und ihre Bande».<br />

«Die s<strong>ch</strong>warzen Brüder» war denn au<strong>ch</strong> ein<br />

Gemeins<strong>ch</strong>aftswerk des Paars, wegen der<br />

Verfolgung von Kläber dur<strong>ch</strong> die Nazis<br />

ers<strong>ch</strong>ien es aber nur unter Lisa Tetzners<br />

Namen.<br />

Mit Oliver Sacks wird am 9. Juli einer der<br />

bekanntesten Sa<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong>-Autoren der Welt<br />

80-jährig. Seit Jahrzehnten begeistert der<br />

britis<strong>ch</strong>e Neurologe mit seinen Bes<strong>ch</strong>reibungen<br />

komplexer psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er Krankheiten.<br />

Weltberühmt ma<strong>ch</strong>te ihn das Bu<strong>ch</strong><br />

«Awakenings» über Mens<strong>ch</strong>en, die vorübergehend<br />

aus der S<strong>ch</strong>lafkrankheit aufwa<strong>ch</strong>en<br />

und si<strong>ch</strong> des Lebens erfreuen – es diente gar<br />

<strong>als</strong> Vorlage für einen Film mit Robert de Niro<br />

<strong>als</strong> Patient und Robin Williams <strong>als</strong> Dr. Sacks.<br />

In anderen Bü<strong>ch</strong>ern bes<strong>ch</strong>äftigte si<strong>ch</strong> Sacks<br />

mit dem Tourette-Syndrom, mit Autismus<br />

oder Gehörlosigkeit. Dabei gelang ihm stets<br />

das Kunststück, blendend <strong>zu</strong> unterhalten<br />

und Fallbeispiele mit viel Empathie, aber<br />

ohne Kits<strong>ch</strong> dar<strong>zu</strong>stellen. In seinem neuen,<br />

bei Rowohlt ers<strong>ch</strong>ienenen<br />

und<br />

ebenfalls sehr <strong>lesen</strong>swerten<br />

Werk<br />

«Dra<strong>ch</strong>en, Doppelgänger<br />

und Dämonen»<br />

geht es <strong>um</strong><br />

Halluzinationen.<br />

Am 14. August<br />

jährt si<strong>ch</strong> der Todestag<br />

des Rennfahrers<br />

und Rennautobauers<br />

Enzo<br />

Ferrari z<strong>um</strong> 25.<br />

Mal. Was das mit<br />

Bü<strong>ch</strong>ern <strong>zu</strong> tun<br />

hat? Der Jahrestag<br />

bietet eine gute Gelegenheit, <strong>um</strong> auf eine<br />

originelle Neuers<strong>ch</strong>einung aufmerksam <strong>zu</strong><br />

ma<strong>ch</strong>en: «Na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong>e Rennfahrer»,<br />

<strong>zu</strong>sammengestellt vom Journalisten Max<br />

Küng und ers<strong>ch</strong>ienen bei der Edition Patrick<br />

Frey. Das s<strong>ch</strong>male Bu<strong>ch</strong> zeigt Fotos von –<br />

Überras<strong>ch</strong>ung! – na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong>en Rennfahrern.<br />

Diese Abenteurer haben ja au<strong>ch</strong> viel<br />

Grund z<strong>um</strong> Grübeln, denn sie s<strong>ch</strong>weben<br />

ständig in Todesgefahr und werden oft genug<br />

au<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> mit dem Tod konfrontiert.<br />

Ein Bu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur für Leute, die wissen,<br />

wer Enzo Ferrari war.<br />

Ein Abenteurer, der dem Tod ebenfalls gern<br />

hin und wieder ins Auge blickte, war au<strong>ch</strong><br />

T.E. Lawrence. Am 16. August ist es 125<br />

Jahre her, dass er geboren wurde. Sein Leben<br />

liest si<strong>ch</strong> wie ein einziger Roman: Er<br />

war Ar<strong>ch</strong>äologe, Geheimagent und briti-<br />

s<strong>ch</strong>er Offizier. Als sol<strong>ch</strong>er beteiligte er si<strong>ch</strong><br />

im Ersten Weltkrieg am Aufstand der Araber<br />

gegen das osmanis<strong>ch</strong>e Rei<strong>ch</strong> – und wurde so<br />

<strong>zu</strong> Lawrence von Arabien. Seine Erlebnisse<br />

in Arabien bes<strong>ch</strong>rieb er im Beri<strong>ch</strong>t «Die sieben<br />

Säulen der Weisheit», der heute <strong>zu</strong>r<br />

Weltliteratur zählt und von Ullstein <strong>als</strong> Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong><br />

angeboten wird.<br />

Und z<strong>um</strong> S<strong>ch</strong>luss no<strong>ch</strong> zwei Geburtstage für<br />

alle Comicfans: Im Juni 1938, <strong>als</strong>o vor genau<br />

75 Jahren, wurde erstm<strong>als</strong> eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

über Superman veröffentli<strong>ch</strong>t – das war<br />

au<strong>ch</strong> die Geburtsstunde eines neuen Comicgenres,<br />

nämli<strong>ch</strong> der Superheldenges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten.<br />

Batman, Spiderman, Hulk, Iron Man<br />

und wie sie alle heissen, sie sind dur<strong>ch</strong>wegs<br />

im Sog des Riesenerfolgs <strong>um</strong> den «Stählernen»<br />

entstanden, der inkognito <strong>als</strong> der tapsige<br />

Reporter Clark Kent arbeitet und im<br />

Notfall <strong>zu</strong> einem fliegenden und mit unglaubli<strong>ch</strong>en<br />

Kräften ausgestatteten Helden<br />

mutiert. Superman zählt <strong>zu</strong> den Figuren mit<br />

dem weltweit hö<strong>ch</strong>sten Wiedererkennungswert,<br />

und längst gibt es die legendäre S<strong>ch</strong>öpfung<br />

der beiden Teenager Jerry Siegel und<br />

Joe Shuster in unzähligen Varianten. Für<br />

Erstleser empfehlen wir hier die Comics, die<br />

bei Fis<strong>ch</strong>er KJB ers<strong>ch</strong>einen; die etwas älteren<br />

bzw. ewigjungen Leser dürften an der<br />

Neuers<strong>ch</strong>einung «Der letzte Sohn» von Panini<br />

Manga und Comics ihre helle Freude<br />

haben.<br />

Erwa<strong>ch</strong>sene Comicfans<br />

haben ebenfalls<br />

Grund z<strong>um</strong> Feiern:<br />

Robert Cr<strong>um</strong>b wird<br />

am 30. August 70<br />

Jahre alt. Er begann<br />

<strong>als</strong> Underground-<br />

Zei<strong>ch</strong>ner <strong>zu</strong>r Flower-Power-Zeit;<br />

seine<br />

bekannteste Figur<br />

Fritz the Cat begeisterte<br />

<strong>als</strong> drogensü<strong>ch</strong>tiger<br />

Faulpelz die Hippies und ers<strong>ch</strong>reckte<br />

das Establishment. Viele seiner<br />

Comics gelten <strong>als</strong> sexistis<strong>ch</strong> und pornografis<strong>ch</strong>,<br />

aber Cr<strong>um</strong>b kann au<strong>ch</strong> anders: Seine<br />

Comic-Interpretation des ersten Bu<strong>ch</strong> Mose,<br />

ers<strong>ch</strong>ienen <strong>als</strong> «Genesis» in der Bibliothek<br />

der Süddeuts<strong>ch</strong>en Zeitung, gilt <strong>als</strong> Meisterwerk.


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf NOTIZEN | 9<br />

... und ausserdem<br />

Au<strong>ch</strong> wenn die meisten Bü<strong>ch</strong>erfreunde<br />

kluge Leute sind und daher<br />

naturgemäss im Zuge reisen,<br />

kennen sie wohl ebenso die Freude<br />

am Fahren: im Auto gemütli<strong>ch</strong><br />

dur<strong>ch</strong> den Périgord s<strong>ch</strong>aukeln, wo<br />

Martin Walkers Romane spielen<br />

(mehr da<strong>zu</strong> re<strong>ch</strong>ts), oder auf vier<br />

Rädern die südsizilianis<strong>ch</strong>e Welt<br />

von Commissario Montalbano erkunden.<br />

Für sie gibt es jetzt mit<br />

Wettbewerbs-Gewinner<br />

In der letzten Ausgabe von «<strong>Books</strong>» verlosten wir unter den Teilnehmenden unseres<br />

Kreuzworträtsel-Wettbewerbs drei Bü<strong>ch</strong>erguts<strong>ch</strong>eine. Gewonnen haben:<br />

1. Preis: Margrit Kloter, Dietlikon<br />

2. Preis: Christa Montoya, Züri<strong>ch</strong><br />

3. Preis: Marco Heiniger, Züri<strong>ch</strong><br />

Herzli<strong>ch</strong>e Gratulation!<br />

«The Joy of Driving» au<strong>ch</strong> die ideale<br />

Ablage für all die kleinen Dinge,<br />

die im Auto her<strong>um</strong>liegen – das<br />

Handy, die Reisedok<strong>um</strong>ente oder<br />

die Tas<strong>ch</strong>entü<strong>ch</strong>er. Natürli<strong>ch</strong> lassen<br />

si<strong>ch</strong> mit dem Geheimfa<strong>ch</strong>-<br />

Bu<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ein paar Goldbarren<br />

oder ähnli<strong>ch</strong>es diskret im Bü<strong>ch</strong>ergestell<br />

verwahren.<br />

Geheimfa<strong>ch</strong>-Bu<strong>ch</strong><br />

CHF 29.90<br />

Das Lösungswort lautete übrigens «Worts<strong>ch</strong>oepfungen». Die Gewinnerinnen und Gewinner<br />

der Preise 4 bis 10 werden s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> bena<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tigt. Das aktuelle Kreuzworträtsel<br />

finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 48.<br />

Der s<strong>ch</strong>ottis<strong>ch</strong>e Historiker und<br />

S<strong>ch</strong>riftsteller Martin Walker ist<br />

in das französis<strong>ch</strong>e Périgord<br />

verliebt – deshalb hat er seine<br />

Krimis <strong>um</strong> den Chef de Police<br />

Bruno Courrèges in dieser Region<br />

angesiedelt. Die spannenden<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten im ländli<strong>ch</strong>en Ambiente<br />

kommen gut an: Walker zählt<br />

<strong>zu</strong> den heute erfolgrei<strong>ch</strong>sten<br />

Krimiautoren, bislang gingen<br />

allein auf Deuts<strong>ch</strong> über 700’000<br />

Bruno-Romane über die Ladentis<strong>ch</strong>e.<br />

Jetzt liegt der fünfte Band<br />

der Serie vor: «Femme fatale»,<br />

ers<strong>ch</strong>ienen bei Diogenes. Der neue<br />

Fall ist der viellei<strong>ch</strong>t bisher beste,<br />

denn Walker hat einige seiner<br />

früheren Laster überwunden:<br />

All<strong>zu</strong> selbstverliebte Auss<strong>ch</strong>weifungen<br />

haben einer präzisen<br />

Spra<strong>ch</strong>e Platz gema<strong>ch</strong>t, es gibt<br />

ka<strong>um</strong> no<strong>ch</strong> langfädige Bes<strong>ch</strong>reibungen<br />

regionaler Rezepte, mit<br />

denen Walker seinen Helden<br />

– und damit au<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> selber – <strong>als</strong><br />

grossen Connaisseur ausweisen<br />

wollte. Bruno hat allerdings au<strong>ch</strong><br />

ka<strong>um</strong> Zeit, in fremde Ko<strong>ch</strong>töpfe<br />

<strong>zu</strong> s<strong>ch</strong>ielen, denn das neueste<br />

Verbre<strong>ch</strong>en in seiner Gemeinde<br />

St-Denis hält ihn auf Trab: Eine<br />

wunders<strong>ch</strong>öne nackte Frau liegt<br />

tot auf einem alten Kahn – inmitten<br />

obskurer Gegenstände …


10 | Reportage <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Verbindung über<br />

Ra<strong>um</strong> und Zeit<br />

Die türkis<strong>ch</strong>e Autorin Elif Shafak verwebt in «Die vierzig Geheimnisse<br />

der Liebe» das amerikanis<strong>ch</strong>e Vorstadtleben auf faszinierende<br />

Weise mit der Mystik des mittelalterli<strong>ch</strong>en Orients.<br />

Benjamin Gygax<br />

Goekhan Celem<br />

Eigentli<strong>ch</strong> müsste Ella Rubinstein glückli<strong>ch</strong><br />

sein: Sie hat drei Kinder, einen gut verdienenden<br />

Zahnarzt z<strong>um</strong> Mann und ein s<strong>ch</strong>önes<br />

viktorianis<strong>ch</strong>es Haus in Massa<strong>ch</strong>usetts.<br />

«An erster Stelle auf Ellas<br />

Prioritätenliste standen ihre Kinder», bes<strong>ch</strong>reibt<br />

Elif Shafak ihre Protagonistin.<br />

«David und sie hatten eine wunders<strong>ch</strong>öne<br />

To<strong>ch</strong>ter, Jeannette, die aufs College ging,<br />

und Zwillinge im Teenageralter, Orly und<br />

Avi. Außerdem hatten sie einen zwölf Jahre<br />

alten Golden Retriever namens Spirit,<br />

der Ella s<strong>ch</strong>on <strong>als</strong> Welpe auf ihrer morgendli<strong>ch</strong>en<br />

Runde begleitet hatte, ein stets<br />

aufmunternder Gefährte an ihrer Seite.»<br />

Denno<strong>ch</strong>: Ella ist ni<strong>ch</strong>t glückli<strong>ch</strong>. Ja sie ist<br />

no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal <strong>zu</strong>frieden. Als sie von<br />

ihrem Mann z<strong>um</strong> Valentinstag einen Diamantanhänger<br />

ges<strong>ch</strong>enkt erhält und die<br />

Widmung liest, ist sie ers<strong>ch</strong>üttert: «Ella<br />

hatte es David nie gesagt, aber <strong>als</strong> sie die<br />

Karte las, hatte sie das Gefühl, einen Na<strong>ch</strong>ruf<br />

<strong>zu</strong> <strong>lesen</strong>.» Und <strong>als</strong> wäre das ni<strong>ch</strong>t genug,<br />

brüskiert sie glei<strong>ch</strong>zeitig au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />

ihre 19-jährige To<strong>ch</strong>ter. Als diese nämli<strong>ch</strong><br />

verkündet, sie wolle ihren Freund heiraten,<br />

kann Ella ihre mütterli<strong>ch</strong>en Befür<strong>ch</strong>tungen<br />

ni<strong>ch</strong>t für si<strong>ch</strong> behalten und interveniert,<br />

indem sie den Freund der To<strong>ch</strong>ter<br />

anruft und von den Ho<strong>ch</strong>zeitsplänen ab<strong>zu</strong>bringen<br />

versu<strong>ch</strong>t. Dass diese Einmis<strong>ch</strong>ung<br />

ni<strong>ch</strong>t den gewüns<strong>ch</strong>ten Erfolg haben wird,<br />

weiss sie eigentli<strong>ch</strong> selbst, do<strong>ch</strong> sie glaubt,<br />

den Lauf der Dinge kontrollieren <strong>zu</strong> müssen.<br />

Liebe <strong>als</strong> Weg und Ziel<br />

David versu<strong>ch</strong>t, Ella inmitten ihres S<strong>ch</strong>erbenhaufens<br />

eine neue Aufgabe <strong>zu</strong> vers<strong>ch</strong>affen.<br />

Er vermittelt ihr eine kleine Arbeit<br />

für eine Bostoner Literaturagentur. Die<br />

diplomierte Anglistin soll ein eingesandtes<br />

Manuskript beguta<strong>ch</strong>ten. Etwas lustlos<br />

und von Selbstzweifeln gehemmt, beginnt<br />

Ella mit Lesen: «Sie fühlte si<strong>ch</strong> leer, gerade<strong>zu</strong><br />

ermüdet von allem, was in ihrem Kopf<br />

<strong>um</strong>herwirbelte. Die Kreditkartenzahlungen<br />

für diesen Monat, Orlys s<strong>ch</strong>limme Essgewohnheiten,<br />

Avis s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Noten, Tante<br />

Esther mit ihren traurigen Ku<strong>ch</strong>en, die<br />

s<strong>ch</strong>windende Gesundheit ihres Hundes<br />

Spirit, Jeannettes Heiratspläne, die heimli<strong>ch</strong>en<br />

Affären ihres Mannes, die fehlende<br />

Liebe in ihrem Leben ... Einen na<strong>ch</strong> dem<br />

anderen sperrte sie ihre Gedanken in kleine<br />

S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>teln ein. In dieser Stimmung<br />

nahm sie das Manuskript aus dem Ums<strong>ch</strong>lag<br />

und hielt es einen Moment in den<br />

Händen, wie <strong>um</strong> es <strong>zu</strong> wiegen. Auf dem<br />

ersten Blatt stand in indigoblauer S<strong>ch</strong>rift<br />

der Titel des Romans: ‹Süsse Blasphemie›.»<br />

Dieser Roman eines geheimnisvollen<br />

S<strong>ch</strong>riftstellers mit Namen A.Z. Zahara<br />

wird den weiteren Fortgang von Ellas Leben<br />

verändern. S<strong>ch</strong>on im Prolog lässt uns<br />

die Autorin Elif Shafak wissen, wie die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

ausgehen wird: «Für Ella bedeutete<br />

es s<strong>ch</strong>on eine gewaltige Anstrengung,<br />

au<strong>ch</strong> nur ihre gewohnte Kaffeemarke <strong>zu</strong><br />

we<strong>ch</strong>seln. Weshalb si<strong>ch</strong> niemand, au<strong>ch</strong> sie<br />

selbst ni<strong>ch</strong>t, erklären konnte, war<strong>um</strong> sie im<br />

Herbst 2008 na<strong>ch</strong> zwanzig Jahren Ehe die<br />

S<strong>ch</strong>eidung einrei<strong>ch</strong>te.»<br />

Süsse Blasphemie<br />

Elif Shafak lässt uns ni<strong>ch</strong>t nur in einem<br />

Entwicklungsroman an den letzten fünf<br />

Monaten von Ellas festgefahrenem Eheleben<br />

teilhaben, sondern au<strong>ch</strong> tief in eine<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te aus dem 13. Jahrhundert eintau<strong>ch</strong>en.<br />

Die Autorin hat nämli<strong>ch</strong> Ellas Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

mit den Kapiteln aus «Süsse Blasphemie»<br />

<strong>zu</strong> einer Collage montiert. Jedes<br />

Kapitel von «Die vierzig Geheimnisse der<br />

Elif Shafak<br />

Die 42-jährige Elif Shafak ist neben Orhan<br />

Pamuk die meistge<strong>lesen</strong>e türkis<strong>ch</strong>e<br />

Autorin. Sie studierte Internationale Beziehungen<br />

in Ankara und publizierte ihren<br />

ersten Roman 1997. Weltweit erlangte<br />

sie 2006 Bekanntheit, <strong>als</strong> sie in der Türkei<br />

wegen «Herabwürdigung des Türkent<strong>um</strong>s»<br />

angeklagt wurde. Sie hatte eine Figur aus<br />

ihrem Roman «Der Bastard von Istanbul»<br />

sagen lassen: «I<strong>ch</strong> stamme aus einer Familie,<br />

deren gesamte Verwandts<strong>ch</strong>aft 1915<br />

von den Türken abges<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tet worden<br />

ist, i<strong>ch</strong> habe gelernt, meine Herkunft <strong>zu</strong><br />

verleugnen, und mir wurde beigebra<strong>ch</strong>t,<br />

dass es keinen Völkermord gegeben hat.»<br />

Aus Mangel an Beweisen wurde sie freigespro<strong>ch</strong>en.<br />

Na<strong>ch</strong> 2006 lehrte sie an der Abteilung<br />

für Nahost-Studien der University<br />

of Arizona in Tucson, <strong>zu</strong>rzeit fors<strong>ch</strong>t sie<br />

an der Kingston Universität London. Elif<br />

Shafak ist mit dem Journalisten Eyüp Can<br />

Sağlık verheiratet und wohnt in London<br />

und Istanbul. Das Paar hat eine To<strong>ch</strong>ter<br />

und einen Sohn.


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Reportage | 11


12 | Reportage <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

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Rösslitor Bü<strong>ch</strong>er St.Gallen<br />

Der Sufismus bringe einen da<strong>zu</strong>, mit dem Herzen <strong>zu</strong> denken, sagt Elif Shafak.<br />

Liebe» ist mit dem Namen einer Person<br />

übers<strong>ch</strong>rieben und aus deren Si<strong>ch</strong>t erzählt.<br />

Der fiktive historis<strong>ch</strong>e Roman Zaharas erzählt<br />

von der Begegnung des armen Wanderderwis<strong>ch</strong>s<br />

S<strong>ch</strong>ams-e Tabrizi mit dem<br />

persis<strong>ch</strong>en Gelehrten und Di<strong>ch</strong>ter Ds<strong>ch</strong>alal<br />

ad-Din R<strong>um</strong>i <strong>um</strong> 1244 in der anatolis<strong>ch</strong>en<br />

Stadt Konya. Dam<strong>als</strong> litt diese Weltregion<br />

unter den Kreuzzügen, dem Einfall der<br />

Mongolen unter Ds<strong>ch</strong>ingis Khan und inneren<br />

Konflikten. In einem Essay <strong>zu</strong> ihrem<br />

Roman erklärt die Autorin: «In einer Zeit<br />

tief verwurzelter Bigotterie und von Konflikten<br />

standen S<strong>ch</strong>ams und R<strong>um</strong>i ein für<br />

eine universelle Spiritualität und öffneten<br />

ihre Tür für Mens<strong>ch</strong>en jeder Herkunft glei<strong>ch</strong>ermassen.<br />

Sie spra<strong>ch</strong>en von Liebe <strong>als</strong><br />

Essenz des Lebens; Liebe, die über Länder,<br />

Kulturen und Städte verband.»<br />

Eine innige Beziehung<br />

Ni<strong>ch</strong>t nur die harten Lebens<strong>um</strong>stände sind<br />

historis<strong>ch</strong> verbürgt, sondern au<strong>ch</strong> die Personen<br />

des Romans. Der Sufi S<strong>ch</strong>ams existierte<br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>; der Wanderprediger<br />

wurde «Sonne des Glaubens von Tabriz»<br />

genannt, und er begegnete R<strong>um</strong>i au<strong>ch</strong> in<br />

der Wirkli<strong>ch</strong>keit. Die innige spirituelle Verbindung<br />

der beiden stiess auf Unverständnis<br />

oder Eifersu<strong>ch</strong>t, und die kompromisslose<br />

Ehrli<strong>ch</strong>keit von S<strong>ch</strong>ams s<strong>ch</strong>uf ihm<br />

viele Gegner – so, wie es Elif Shafak bes<strong>ch</strong>reibt.<br />

1246 vers<strong>ch</strong>wand der mittellose<br />

Wanderprediger aus Konya und kehrte<br />

no<strong>ch</strong> einmal kurz <strong>zu</strong>rück, bevor si<strong>ch</strong> 1247<br />

seine Spur ganz verlor. Ob S<strong>ch</strong>ams wirkli<strong>ch</strong><br />

<strong>um</strong>gebra<strong>ch</strong>t wurde, ist unklar, do<strong>ch</strong> es<br />

wird allgemein angenommen. Bis heute ist<br />

das Grab S<strong>ch</strong>ams im iranis<strong>ch</strong>en Khoy ein<br />

viel besu<strong>ch</strong>tes Mon<strong>um</strong>ent. No<strong>ch</strong> bekannter<br />

ist sein S<strong>ch</strong>üler R<strong>um</strong>i, der au<strong>ch</strong> den Namen<br />

Maulana – «unser Meister» – trägt. Seine<br />

Verehrung verdankt der Di<strong>ch</strong>ter vor allem<br />

den während 30 Jahren gesammelten Versen<br />

aus «Der Diwan von Shams-e Tabrizi»,<br />

mit denen er na<strong>ch</strong> dem Verlust seines<br />

Freundes seine grosse Trauer ausdrückte.<br />

Am bekanntesten sind aber seine Sammlung<br />

von Lebensweisheiten, die er in poetis<strong>ch</strong>en<br />

Vierzeilern festhielt.<br />

Der Weg der Sufis<br />

Elif Shafak kam 1971 in Strassburg <strong>zu</strong>r<br />

Welt und wu<strong>ch</strong>s unter anderem in Madrid,<br />

Amman und Köln auf. Die To<strong>ch</strong>ter einer<br />

Diplomatin s<strong>ch</strong>rieb in einem Essay <strong>zu</strong>r Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

hinter «Die vierzig Geheimnisse<br />

der Liebe»: «I<strong>ch</strong> war ein Einzelkind und<br />

wurde von einer alleinerziehenden, arbeitenden<br />

Mutter aufgezogen, die ni<strong>ch</strong>t viel<br />

Zeit mit mir verbringen konnte.» Wie<br />

kommt eine junge Frau aus einer so kosmopolitis<strong>ch</strong>en,<br />

säkularen und gebildeten<br />

Welt da<strong>zu</strong>, si<strong>ch</strong> mit islamis<strong>ch</strong>er Mystik <strong>zu</strong><br />

bes<strong>ch</strong>äftigen? Die Gegenwelt lernte die Autorin<br />

<strong>als</strong> Mäd<strong>ch</strong>en bei ihrer Grossmutter


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Reportage | 13<br />

kennen. Sie s<strong>ch</strong>reibt: «Weil i<strong>ch</strong> einen Teil<br />

meiner Kindheit bei meiner liebevollen<br />

Grossmutter mit ihrem Aberglauben verbra<strong>ch</strong>te,<br />

war mir klar, dass die Welt ni<strong>ch</strong>t<br />

auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> aus materiellen Dingen bestand,<br />

dass am Leben mehr dran war, <strong>als</strong><br />

i<strong>ch</strong> sehen konnte.» Und weil sie Bü<strong>ch</strong>er<br />

liebte und gern in ihren eigenen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

lebte, begann ihr Interesse am Sufismus<br />

mit Bü<strong>ch</strong>ern: «I<strong>ch</strong> begann aus intellektueller<br />

Neugierde darüber <strong>zu</strong> <strong>lesen</strong>, ein<br />

Bu<strong>ch</strong> führte z<strong>um</strong> nä<strong>ch</strong>sten ... Und je mehr<br />

i<strong>ch</strong> las, desto mehr verlernte i<strong>ch</strong>, denn das<br />

ist es, was der Sufismus mit uns ma<strong>ch</strong>t: Er<br />

führt uns da<strong>zu</strong>, das <strong>zu</strong> tilgen, was wir wissen<br />

und dessen wir si<strong>ch</strong>er sind. Dana<strong>ch</strong><br />

denken wir no<strong>ch</strong> einmal na<strong>ch</strong> – diesmal<br />

ni<strong>ch</strong>t mit dem Verstand, sondern mit dem<br />

Herzen.» Ihre Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit<br />

dem Sufismus hat Elif Shafak in jene vierzig<br />

Regeln der Liebe gegossen, die dem<br />

Roman seinen Namen geben. S<strong>ch</strong>ams offenbart<br />

sie im Bu<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> in seinen<br />

Begegnungen mit den unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten<br />

Mens<strong>ch</strong>en. Beim Lesen kann man<br />

si<strong>ch</strong> den Spass ma<strong>ch</strong>en, die Regeln <strong>zu</strong> sammeln.<br />

Und wer das ni<strong>ch</strong>t selbst tun will,<br />

kann si<strong>ch</strong> auf einen Leser verlassen, der<br />

die Arbeit übernommen hat: Auf der Webseite<br />

wilfried-ehrmann2.blogspot.<strong>ch</strong> werden<br />

die Regeln kommentiert.<br />

Der mystis<strong>ch</strong>e Islam<br />

der Sufis<br />

Sufismus ist eine Sammelbezei<strong>ch</strong>nung für<br />

Strömungen im Islam, die ein asketis<strong>ch</strong>es<br />

Leben und den mystis<strong>ch</strong>-spirituellen Kern<br />

der Religion su<strong>ch</strong>en, einen «inneren Sinn»<br />

des Korans. Sufis, oder auf Persis<strong>ch</strong><br />

Derwis<strong>ch</strong>e, verstehen ihre Religion <strong>als</strong><br />

Weg <strong>zu</strong> Gott und <strong>zu</strong>r Wahrheit dur<strong>ch</strong><br />

Liebe und Hingabe. Besonders interessieren<br />

sie si<strong>ch</strong> deshalb für jene Suren, die von<br />

der individuellen Beziehung des Gläubigen<br />

<strong>zu</strong> Gott handeln. Dem Tanz kommt eine<br />

wi<strong>ch</strong>tige Rolle z<strong>um</strong> Erlangen religiöser<br />

Ekstase <strong>zu</strong>, so z<strong>um</strong> Beispiel beim<br />

türkis<strong>ch</strong>en Mevlevi-Orden und seiner<br />

Sema, dem Kreistanz in Trance.<br />

Der Sufismus prägte ni<strong>ch</strong>t nur den Islam,<br />

sondern au<strong>ch</strong> die westli<strong>ch</strong>e Welt – erstm<strong>als</strong><br />

bereits im Mittelalter, <strong>als</strong> er die<br />

Vorstellungen von romantis<strong>ch</strong>er Liebe und<br />

Ritterli<strong>ch</strong>keit beeinflusste. Seit der Mitte<br />

des 20. Jahrhunderts löst si<strong>ch</strong> der Sufismus<br />

teilweise ganz vom Islam und zieht<br />

Sinnsu<strong>ch</strong>ende aus aller Welt an.<br />

Spannung<br />

vom Feinsten<br />

Klappenbros<strong>ch</strong>ur. 368 Seiten<br />

<br />

Weitere Bü<strong>ch</strong>er von<br />

Elif Shafak<br />

<br />

Spiegel der Stadt<br />

(2004)<br />

365 Seiten<br />

CHF 31.90<br />

Literaturca<br />

Die jüdis<strong>ch</strong>e Familie Pereira<br />

gerät im 17. Jahrhundert in die Fänge der<br />

Inquisition, do<strong>ch</strong> zwei Familienmitgliedern<br />

gelingt die Flu<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Istanbul, wo Moslems,<br />

Christen und Juden nebeneinander<br />

leben.<br />

Ein autobiographis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t von<br />

Elif Shafak:<br />

Als Mutter bin i<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t genug (2010)<br />

352 Seiten<br />

CHF 27.90<br />

Egmont<br />

Aus dem S<strong>ch</strong>wedis<strong>ch</strong>en von Dagmar Lendt<br />

Klappenbros<strong>ch</strong>ur. 416 Seiten<br />

Die vierzig<br />

Geheimnisse der Liebe<br />

503 Seiten<br />

CHF 31.90<br />

Kein & Aber<br />

Eine Frau trägt einen ganzen Harem in si<strong>ch</strong>:<br />

Mit subtilem Witz und berührender Offenheit<br />

erzählt Shafak von der S<strong>ch</strong>wierigkeit,<br />

<strong>als</strong> Frau allen Rollen gere<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> werden.<br />

Na<strong>ch</strong> der Geburt ihres Kindes verliert sie<br />

ihr inneres Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t und fällt in eine<br />

Depression.<br />

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14 | Erotis<strong>ch</strong>e Literatur <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Es muss ni<strong>ch</strong>t<br />

immer<br />

« Shades » sein<br />

Der dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>lagende Erfolg von «Shades of Grey» hat ein Genre wieder belebt:<br />

die erotis<strong>ch</strong>e Literatur, in der es <strong>um</strong> Dominanz und Unterwerfung geht. Dieses Genre<br />

ist alt und bietet unzählige Höhepunkte.<br />

Marius Leutenegger


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Erotis<strong>ch</strong>e Literatur | 15<br />

Zei<strong>ch</strong>nete man einen Stammba<strong>um</strong> der Unterwerfungsliteratur,<br />

wäre «Venus im<br />

Pelz» wohl die Grossmutter von «Shades of<br />

Grey» – und viellei<strong>ch</strong>t gar die Stammmutter<br />

des gesamten Genres. Das s<strong>ch</strong>male<br />

Bänd<strong>ch</strong>en ers<strong>ch</strong>ien 1870 und wurde von<br />

Leopold von Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong> verfasst. Der<br />

österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Autor ist <strong>als</strong> Namensgeber<br />

in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te eingegangen – ni<strong>ch</strong>t der<br />

süssen Sa<strong>ch</strong>ertorte, sondern des viel pikanteren<br />

Maso<strong>ch</strong>ismus’. Zu Lebzeiten war<br />

Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong> ein international gefeierter<br />

Autor und ho<strong>ch</strong>gea<strong>ch</strong>teter Universitätsprofessor;<br />

ihn überlebt hat aber eigentli<strong>ch</strong><br />

nur «Venus im Pelz». Darin erzählt er die<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te von Severin, der si<strong>ch</strong> leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

in die junge Witwe Wanda verliebt.<br />

Sie kann si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>t da<strong>zu</strong> dur<strong>ch</strong>ringen,<br />

ihn <strong>zu</strong> heiraten, denn sie weiss, wie<br />

unbeständig Gefühle sind. Severin s<strong>ch</strong>lägt<br />

Wanda vor, ihn <strong>als</strong> Sklaven <strong>zu</strong> akzeptieren,<br />

den sie jederzeit na<strong>ch</strong> Belieben demütigen<br />

darf – denn er meint, dass seine Liebe <strong>zu</strong><br />

ihr dann immer grösser werde, frei na<strong>ch</strong><br />

dem Grundsatz: Was man ni<strong>ch</strong>t wirkli<strong>ch</strong><br />

besitzen kann, begehrt man <strong>um</strong>so stärker.<br />

Wanda zögert; sie weiss, ein sol<strong>ch</strong>es Arrangement<br />

könnte ihre s<strong>ch</strong>limmsten, bislang<br />

unterdrückten Eigens<strong>ch</strong>aften wecken.<br />

S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> aber willigt sie ein. Sie quält<br />

ihren Sklaven fortan psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> und physis<strong>ch</strong>,<br />

gibt si<strong>ch</strong> ihm aber au<strong>ch</strong> liebevoll hin.<br />

Dass Wanda andere Liebhaber hat, treibt<br />

Severin s<strong>ch</strong>ier in den Selbstmord, er kann<br />

si<strong>ch</strong> von seiner Herrin aber ni<strong>ch</strong>t lösen –<br />

bis sie bewusst <strong>zu</strong> weit geht und ihn von<br />

einem ihrer Liebhaber auspeits<strong>ch</strong>en lässt.<br />

Severin ist von seiner Obsession geheilt<br />

und nimmt wieder sein früheres Leben an.<br />

Von Peits<strong>ch</strong>en und Stiefeln<br />

Interessant ist, dass «Venus im Pelz» na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong><br />

fast <strong>zu</strong>r Autobiographie von Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong><br />

wurde: 1873 heiratete der<br />

Autor eine junge Angelika, die si<strong>ch</strong> wegen<br />

des Bu<strong>ch</strong>s in Wanda <strong>um</strong>benannte. Mit ihr<br />

s<strong>ch</strong>loss Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong> einen Sklavenvertrag<br />

ab, und wie die fiktive Wanda hielt es<br />

au<strong>ch</strong> die e<strong>ch</strong>te am Ende ni<strong>ch</strong>t neben ihrem<br />

Sklaven aus. Do<strong>ch</strong> <strong>zu</strong>rück <strong>zu</strong> «Venus im<br />

Pelz». Das Bu<strong>ch</strong> enthält bereits viele Genre-typis<strong>ch</strong>e<br />

Ingredienzien. Uniformen,<br />

Peits<strong>ch</strong>en, Stiefel, Pelze und nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Ausss<strong>ch</strong>weifungen kommen ebenso vor<br />

wie das Hin und Her zwis<strong>ch</strong>en Erniedrigung<br />

und Zärtli<strong>ch</strong>keit. Do<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>ien<br />

in einer Zeit, in der es Zensur gab,<br />

und es bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> daher auf Andeutungen.<br />

Wer «gewisse Stellen» su<strong>ch</strong>t, kann<br />

lange blättern – es gibt sie ka<strong>um</strong>, erregend<br />

ist allenfalls der Unterton der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />

Die Dialoge des Bu<strong>ch</strong>s, das derzeit von Roman<br />

Polanski verfilmt wird, sind feinsinnig;<br />

Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong> bedient si<strong>ch</strong> gern bei<br />

der Ho<strong>ch</strong>kultur, <strong>um</strong> die Vorliebe seines<br />

Helden – und damit au<strong>ch</strong> seine eigene – <strong>zu</strong><br />

begründen, er zitiert fortlaufend Goethe<br />

oder antike Autoren. «Venus im Pelz» ist<br />

daher eher Literatur für den feinsinnigen<br />

Kenner <strong>als</strong> Pornografie, die bekanntli<strong>ch</strong><br />

nur auf eines abzielt: die Lesenden sexuell<br />

<strong>zu</strong> erregen.<br />

«Mein Körper<br />

hatte ni<strong>ch</strong>t mit mir<br />

<strong>zu</strong> tun. Er war ein<br />

Köder, ein Mittel –<br />

so <strong>zu</strong> benutzen, wie<br />

er es ents<strong>ch</strong>ied, mit<br />

dem Ziel, uns beide<br />

<strong>zu</strong> erregen.»<br />

«9 ½ Wo<strong>ch</strong>en»<br />

Die Hure mit den Rehaugen<br />

Dass au<strong>ch</strong> die Österrei<strong>ch</strong>er der vordergründig<br />

prüden Habsburgerzeit keineswegs<br />

auf sol<strong>ch</strong>e Werke verzi<strong>ch</strong>ten mussten,<br />

beweist der 1906 ers<strong>ch</strong>ienene Roman<br />

«Josefine Mutzenba<strong>ch</strong>er. Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

einer Wieneris<strong>ch</strong>en Dirne. Von ihr selbst<br />

erzählt.» Auf dem Stammba<strong>um</strong> jener Literatur,<br />

<strong>um</strong> die es hier geht, würde dieses<br />

Bu<strong>ch</strong> wohl die Position einer etwas verqueren<br />

Tante einnehmen. Der Titel verspri<strong>ch</strong>t<br />

Autobiografis<strong>ch</strong>es, do<strong>ch</strong> eine Josefine<br />

Mutzenba<strong>ch</strong>er ist ni<strong>ch</strong>t aktenkundig.<br />

S<strong>ch</strong>on bei der Erstveröffentli<strong>ch</strong>ung des<br />

Bu<strong>ch</strong>s wurde daher munter über dessen<br />

Urhebers<strong>ch</strong>aft spekuliert. Am häufigsten<br />

fiel dam<strong>als</strong> der Name Felix Salten. Der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />

Autor gilt generell ni<strong>ch</strong>t gerade<br />

<strong>als</strong> Pornograf, denn er s<strong>ch</strong>rieb vor allem<br />

über Häs<strong>ch</strong>en und Rehe – sein wi<strong>ch</strong>tigstes<br />

Werk ist «Bambi», die Vorlage für den berühmten<br />

Disney-Film. Die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass<br />

si<strong>ch</strong> Salten nie gegen die Zus<strong>ch</strong>reibung des<br />

Mutzenba<strong>ch</strong>er-Romans wehrte, ma<strong>ch</strong>t ihn<br />

allerdings s<strong>ch</strong>on sehr verdä<strong>ch</strong>tig, denn er<br />

hätte allen Grund gehabt, si<strong>ch</strong> von ihm <strong>zu</strong><br />

distanzieren: Das Bu<strong>ch</strong> wurde s<strong>ch</strong>nell <strong>als</strong><br />

jugendgefährdend und unsittli<strong>ch</strong> verfemt,<br />

und no<strong>ch</strong> 1992 stuften es deuts<strong>ch</strong>e Ri<strong>ch</strong>ter<br />

<strong>als</strong> «Kinderpornografie» ein.


16 | Erotis<strong>ch</strong>e Literatur <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

«‹Du willst <strong>als</strong>o<br />

dur<strong>ch</strong>aus gepeits<strong>ch</strong>t<br />

werden?›,<br />

rief sie, indem<br />

sie den Kopf in<br />

den Nacken warf.<br />

‹Ja.›»<br />

«Venus im Pelz»<br />

«Gewisse Stellen»<br />

Man kann lä<strong>ch</strong>eln über das steife Beamtendeuts<strong>ch</strong>,<br />

in dem das damalige Urteil<br />

verfasst wurde – im ents<strong>ch</strong>eidenden Punkt<br />

muss man den Ri<strong>ch</strong>tern aber Re<strong>ch</strong>t geben:<br />

Der Dauerbrenner «Josefine Mutzenba<strong>ch</strong>er»<br />

IST Kinderpornografie. Das Bu<strong>ch</strong><br />

erzählt nämli<strong>ch</strong>, wie Josefine ihre Sexualität<br />

entdeckt und aus<strong>zu</strong>leben beginnt. Am<br />

Ende des ersten Bands ist sie 14 Jahre alt.<br />

«Pepi» wird s<strong>ch</strong>on <strong>als</strong> Fünfjährige missbrau<strong>ch</strong>t<br />

und kann darüber nur lustvoll lä<strong>ch</strong>eln,<br />

sie hat inzestuöse Beziehungen und<br />

gibt si<strong>ch</strong> freudig jedem hier, der si<strong>ch</strong> mit<br />

ihr vergnügen will. Anders <strong>als</strong> bei Sa<strong>ch</strong>er-<br />

Maso<strong>ch</strong> sind hier die «gewissen Stellen»<br />

die absolute Hauptsa<strong>ch</strong>e. Meist leiten nur<br />

zwei, drei Sätze von einem feurigen Abenteuer<br />

z<strong>um</strong> nä<strong>ch</strong>sten über. Wenn Wikipedia<br />

s<strong>ch</strong>reibt, hier werde au<strong>ch</strong> «ein Sittenbild<br />

des Wiener Proletariats im ausgehenden<br />

19. Jahrhunderts präsentiert», ist das eine<br />

wohlwollende Übertreibung. Die Spra<strong>ch</strong>e<br />

ist zwar tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> von anno daz<strong>um</strong>al, alles<br />

in allem bleibt «Josefine Mutzenba<strong>ch</strong>er»<br />

aber Pornografie in reinster Form.<br />

Immerhin aber eine fröhli<strong>ch</strong>e – hier hat<br />

jemand beim S<strong>ch</strong>reiben offenbar viel Spass<br />

gehabt und si<strong>ch</strong> einer beneidenswerten<br />

Fantasie bedienen können.<br />

«Sie» und «Er»<br />

Ist «Venus im Pelz» die Grossmutter von<br />

«Shades of Grey», dann muss man den<br />

1978 ers<strong>ch</strong>ienenen Roman «9 ½ Wo<strong>ch</strong>en<br />

– Erinnerungen an eine Liebesaffäre» von<br />

Elizabeth McNeill <strong>als</strong> dessen Mutter bezei<strong>ch</strong>nen.<br />

Das Bu<strong>ch</strong> hat bereits viele Ähnli<strong>ch</strong>keiten<br />

mit den aktuellen Titeln der Unterwerfungsliteratur:<br />

Es ist in der I<strong>ch</strong>-Form<br />

aus Si<strong>ch</strong>t der Frau erzählt, es spielt in der<br />

Grossstadt, die männli<strong>ch</strong>e Hauptfigur ist<br />

ein stinkrei<strong>ch</strong>er und knallharter Ges<strong>ch</strong>äftsmann.<br />

Die Erzählerin unterwirft si<strong>ch</strong> dem<br />

Mann mehr und mehr – bis <strong>zu</strong>r völligen<br />

Selbstaufgabe. Ihr Leben teilt si<strong>ch</strong> bald in<br />

einen berufli<strong>ch</strong>en Alltag, in dem sie sehr<br />

erfolgrei<strong>ch</strong> ist, und in das vorwiegend sexuell<br />

geprägte Leben mit dem ungenannt<br />

bleibenden «Ihm», in dem sie fast immer<br />

gefesselt bleibt – an den Tis<strong>ch</strong>, ans Bett, mit<br />

Hands<strong>ch</strong>ellen im Bad. Er ma<strong>ch</strong>t sie komplett<br />

von ihr abhängig, bestimmt ihr Programm,<br />

füttert sie, wäs<strong>ch</strong>t sie, kämmt ihr<br />

die Haare, liest ihr aus der Zeitung vor –<br />

und sie ist einfa<strong>ch</strong> wahnsinnig verliebt in<br />

diesen weltgewandten, sowohl dominanten<br />

wie mütterli<strong>ch</strong>en Kerl. Do<strong>ch</strong> wie so oft<br />

kann der Erregungspegel nur ho<strong>ch</strong> bleiben,<br />

wenn ständig die Dosis der Demütigungen<br />

erhöht wird. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> bri<strong>ch</strong>t die<br />

I<strong>ch</strong>-Erzählerin <strong>zu</strong>sammen, muss ins Krankenhaus<br />

– und löst si<strong>ch</strong> von ihrem Dominator.<br />

Der Befreiungss<strong>ch</strong>lag ist aber au<strong>ch</strong> ein<br />

Verlust: «Es ist jetzt s<strong>ch</strong>on Jahre her, und<br />

man<strong>ch</strong>mal frage i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong>, ob mein Körper<br />

je wieder anders reagieren wird <strong>als</strong> lau»,<br />

lautet der letzte Satz des kurzen Romans.<br />

Glaubwürdige Darstellung des<br />

Abdriftens<br />

Als «9 ½ Wo<strong>ch</strong>en» ers<strong>ch</strong>ien, s<strong>ch</strong>lug der<br />

Roman wie eine Bombe ein – das Interesse<br />

an Unterwerfungsliteratur verläuft wellenförmig<br />

und wird offenbar immer wieder<br />

von einzelnen Werken ausgelöst, die genau<br />

den Nerv der Zeit treffen. Die Welle<br />

s<strong>ch</strong>wappte dam<strong>als</strong> au<strong>ch</strong> ins Kino, denn «9<br />

½ Wo<strong>ch</strong>en» wurde mit Kim Basinger und<br />

Mickey Rourke in den Hauptrollen verfilmt.<br />

Heute können si<strong>ch</strong> die meisten wohl nur an<br />

den erfolgrei<strong>ch</strong>en Film erinnern, das Bu<strong>ch</strong><br />

ist aber weiterhin erhältli<strong>ch</strong>. Und es ist eigentli<strong>ch</strong><br />

unverständli<strong>ch</strong>, dass es ni<strong>ch</strong>t eine<br />

grössere Verbreitung gefunden hat, denn<br />

es ist über weite Stellen faszinierend. Über<br />

«Seine Stimme<br />

klang kultiviert<br />

und samtig, mit<br />

einem gewissen<br />

rauen Unterton,<br />

der mi<strong>ch</strong> sofort an<br />

Sex denken liess.<br />

An aussergewöhnli<strong>ch</strong>en<br />

Sex.»<br />

«Crossfire»<br />

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Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Erotis<strong>ch</strong>e Literatur | 17<br />

die Autorin lässt si<strong>ch</strong> heute ka<strong>um</strong> no<strong>ch</strong> etwas<br />

herausfinden, aber man darf annehmen,<br />

dass sie hier ihre eigene Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

erzählt – derart eindringli<strong>ch</strong> und glaubwürdig<br />

wird die Transformation einer h<strong>um</strong>orvollen<br />

Erfolgsfrau z<strong>um</strong> flehenden Sex-<br />

Spielzeug bes<strong>ch</strong>rieben. Hier kann man<br />

besser <strong>als</strong> bei Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>vollziehen,<br />

wie si<strong>ch</strong> eine sexuelle Abhängigkeit<br />

entwickelt. Und anders <strong>als</strong> bei «Josefine<br />

Mutzenba<strong>ch</strong>er» sind die sexuellen Passagen<br />

ni<strong>ch</strong>t Selbstzweck, sondern Teil der<br />

Entwicklungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />

Von der Fanfiction z<strong>um</strong> Welterfolg<br />

Ma<strong>ch</strong>en wir nun aber den Sprung in die<br />

Gegenwart. «S<strong>ch</strong>uld» an der neuesten Erfolgswelle<br />

der Unterwerfungsliteratur ist<br />

bekanntli<strong>ch</strong> die 2011 und 2012 ers<strong>ch</strong>ienene<br />

Romantrilogie «Shades of Grey». Die<br />

britis<strong>ch</strong>e Autorin E.L. James verfasste <strong>zu</strong>nä<strong>ch</strong>st<br />

eine sogenannte Fanfiction <strong>zu</strong> den<br />

«Biss»-Bü<strong>ch</strong>ern von Stephenie Meyer; sie<br />

verwickelte deren Protagonisten Edward<br />

Cullen und Bella Swan in eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

voller Lusts<strong>ch</strong>merz und spieleris<strong>ch</strong>er Bestrafung.<br />

Das kam bei den «Biss»-Fans<br />

ni<strong>ch</strong>t nur gut an, deshalb arbeitete die heute<br />

50-jährige ehemalige Fernsehproduzentin<br />

ihren Text <strong>um</strong> – die Hauptfiguren hiessen<br />

nun Anastasia Steele und Christian<br />

Grey – und veröffentli<strong>ch</strong>te ihn auf ihrer eigenen<br />

Website. Dann wurde er <strong>als</strong> eBook<br />

und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> <strong>als</strong> Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong> z<strong>um</strong><br />

Welterfolg: Bislang wurden 70 Millionen<br />

Exemplare der Trilogie verkauft. Das<br />

«Time»-<strong>Magazin</strong> kürte E.L. James 2012 <strong>zu</strong><br />

den 100 einflussrei<strong>ch</strong>sten Mens<strong>ch</strong>en der<br />

Welt, und bezügli<strong>ch</strong> der Welt der Unterhaltung<br />

stimmt diese Eins<strong>ch</strong>ät<strong>zu</strong>ng auf jeden<br />

Fall: «Shades of Grey» hat unzählige Trittbrettfahrer<br />

motiviert, ähnli<strong>ch</strong>e Bü<strong>ch</strong>er auf<br />

den Markt <strong>zu</strong> werfen. Die Parallelen der<br />

Epigonen z<strong>um</strong> Original sind dabei auffallend:<br />

Fast alle ri<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> an die glei<strong>ch</strong>e<br />

Zielgruppe – urbane Frauen –, haben eine<br />

weibli<strong>ch</strong>e Urhebers<strong>ch</strong>aft und zeigen, dass<br />

eine klug agierende Frau vom ihrem dominanten<br />

Liebhaber am Ende ni<strong>ch</strong>t nur «süssen<br />

S<strong>ch</strong>merz», sondern au<strong>ch</strong> wahre Liebe<br />

ges<strong>ch</strong>enkt erhält.<br />

«Ein Seufzen entfährt<br />

mir, bevor i<strong>ch</strong><br />

es <strong>zu</strong>rückhalten<br />

kann.»<br />

«Colours of Love – Entblösst»<br />

Verklemmt statt wild<br />

Über den Qualitätsbegriff lässt si<strong>ch</strong> so gut<br />

streiten wie über Ges<strong>ch</strong>mack, und au<strong>ch</strong><br />

«Shades of Grey» wurde von vielen in die<br />

Pfanne gehauen. Die englis<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>ige<br />

Kritik bezei<strong>ch</strong>nete die Trilogie <strong>als</strong> «M<strong>um</strong>my<br />

Porn» – <strong>als</strong> Pornografie für Hausmütter<strong>ch</strong>en.<br />

In diese S<strong>ch</strong>ublade gehören au<strong>ch</strong><br />

einige der Epigonen. Es ist jedenfalls erstaunli<strong>ch</strong>,<br />

wie bieder man<strong>ch</strong>e der klar pornografis<strong>ch</strong>en<br />

Bü<strong>ch</strong>er wirken. Geht es <strong>zu</strong>r<br />

Sa<strong>ch</strong>e, wirkt die Atmosphäre oftm<strong>als</strong> eigenartig<br />

verklemmt und aseptis<strong>ch</strong>. Im hervorragenden<br />

Film «Sophie’s Choice» mit<br />

Meryl Streep gibt es die Figur eines Bürgertö<strong>ch</strong>terleins,<br />

das lernen muss, s<strong>ch</strong>mutzige<br />

Wörter in den Mund <strong>zu</strong> nehmen – und<br />

aus ihrem Mund klingen diese dann eben<br />

besonders befangen. So kommt es einem<br />

au<strong>ch</strong> bei vielen Neuers<strong>ch</strong>einungen vor: Die<br />

Autorinnen bes<strong>ch</strong>reiben zwar mit deftigen<br />

Ausdrücken, was ihre Hauptfiguren miteinander<br />

anstellen, stellen aber so<strong>zu</strong>sagen<br />

nur Behauptungen von Lust auf; die Bes<strong>ch</strong>reibungen<br />

bleiben so deutli<strong>ch</strong> wie distanziert.<br />

Es ist s<strong>ch</strong>wierig<br />

Ein Beispiel dafür ist «Fire after dark» von<br />

Sadie Matthews. Au<strong>ch</strong> hier wird Hauptfigur<br />

Beth ständig «fast in den Wahnsinn<br />

getrieben vor Lust»; ein Klis<strong>ch</strong>ee reiht si<strong>ch</strong><br />

ans andere, der Maskenball ist ebenso unvermeidli<strong>ch</strong><br />

wie der gefährli<strong>ch</strong>e russis<strong>ch</strong>e<br />

Oligar<strong>ch</strong>. Do<strong>ch</strong> die Sexszenen lassen wohl<br />

ni<strong>ch</strong>t nur den S<strong>ch</strong>reiber dieser Zeilen kalt<br />

– gemäss dem Bonmot «Man spürt die Absi<strong>ch</strong>t<br />

und ist verstimmt». Ähnli<strong>ch</strong>es lässt<br />

si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> über «Im S<strong>ch</strong>atten der Lust» der<br />

deuts<strong>ch</strong>en Autorin Sandra Henke sagen –<br />

nur ist hier die Hauptfigur ausnahmsweise<br />

ni<strong>ch</strong>t gertens<strong>ch</strong>lank, sondern üppig. Als<br />

männli<strong>ch</strong>er Leser kann man deren Lebenspartner,<br />

der auf ihre eher billigen Verführungsversu<strong>ch</strong>e<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr reagiert,<br />

dur<strong>ch</strong>aus verstehen. Diese beiden weniger<br />

geglückten Beispiele von erotis<strong>ch</strong>er Literatur<br />

belegen am Ende vor allem, wie s<strong>ch</strong>wierig<br />

es bleibt, eine gute Sexges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>zu</strong><br />

s<strong>ch</strong>reiben. Eine erotis<strong>ch</strong>e Stimmung <strong>zu</strong><br />

«Mein Körper<br />

hatte ni<strong>ch</strong>t mit mir<br />

<strong>zu</strong> tun. Er war ein<br />

Köder, ein Mittel –<br />

so <strong>zu</strong> benutzen, wie<br />

er es ents<strong>ch</strong>ied, mit<br />

dem Ziel, uns beide<br />

<strong>zu</strong> erregen.»<br />

«9 ½ Wo<strong>ch</strong>en»<br />

s<strong>ch</strong>affen, ist ja s<strong>ch</strong>on im wahren Leben, wo<br />

einem ganz andere Mögli<strong>ch</strong>keiten <strong>zu</strong>r Verfügung<br />

stehen, ni<strong>ch</strong>t immer einfa<strong>ch</strong> – auf<br />

dem Papier wird der Grat zwis<strong>ch</strong>en pl<strong>um</strong>p<br />

und intensiv no<strong>ch</strong> einmal s<strong>ch</strong>maler.<br />

Geduld bringt Lust<br />

Mit Bes<strong>ch</strong>reibungen des Sexakts ist es jedenfalls<br />

ni<strong>ch</strong>t getan – ohne eine sorgsam<br />

aufgebaute erotis<strong>ch</strong>e Stimmung, ohne<br />

starke Charaktere bleibt alles an der Oberflä<strong>ch</strong>e<br />

und wird am Ende langweilig. Die<br />

Autoren und Autorinnen sind daher gut<br />

beraten, ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong> mit der Tür ins Haus<br />

<strong>zu</strong> fallen. Hervorragend gelingt das z<strong>um</strong><br />

Beispiel dem anonymen Autoren-Duo, das<br />

unter dem Namen Vina Jackson die Serie


18 | Erotis<strong>ch</strong>e Literatur <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

«Ka<strong>um</strong> hatten die<br />

Mäd<strong>ch</strong>en das Lehrerzimmer<br />

verlassen,<br />

<strong>als</strong> er mi<strong>ch</strong> auf<br />

das Podi<strong>um</strong> rief.»<br />

«Josefine Mutzenba<strong>ch</strong>er»<br />

«80 Days» verfasst. Der erste Band «80<br />

Days – Die Farbe der Lust» beginnt mit<br />

dem Satz «S<strong>ch</strong>uld war Vivaldi» – und einer<br />

komplett unerotis<strong>ch</strong>en Begegnung der<br />

Hauptfigur S<strong>um</strong>mer mit ihrem Freund.<br />

Das Begehren S<strong>um</strong>mers na<strong>ch</strong> einem anderen<br />

Leben ist fast mit Händen <strong>zu</strong> greifen,<br />

do<strong>ch</strong> das Autorenduo versteht es, das verbale<br />

Vorspiel gekonnt aus<strong>zu</strong>dehnen und<br />

auf<strong>zu</strong>bauen. Lange gibt es nur Sehnsu<strong>ch</strong>t<br />

und unerfüllte Lust, man lernt die Protagonistin<br />

kennen und verstehen – und beginnt,<br />

mit ihr der Erlösung entgegen<strong>zu</strong>fiebern.<br />

Lustig ist lustvoll<br />

Ähnli<strong>ch</strong>e Qualitäten bietet «Crossfire» von<br />

Sylvia Day. Die Serie gilt gemeinhin <strong>als</strong><br />

weiterer Epigone von «Shades of Grey», ist<br />

das aber ni<strong>ch</strong>t, denn sie entstand glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

wie die Trilogie von E.L. James. Auf<br />

Englis<strong>ch</strong> verkaufte si<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong> etwa fünf<br />

Millionen Mal. In diesem Frühjahr ist es in<br />

38 weiteren Spra<strong>ch</strong>en ers<strong>ch</strong>ienen, darunter<br />

au<strong>ch</strong> auf Deuts<strong>ch</strong>. Der grosse Erfolg ist<br />

verständli<strong>ch</strong>, denn «Crossfire» hat etwas,<br />

was vielen anderen Neuers<strong>ch</strong>einungen des<br />

Genres abgeht: H<strong>um</strong>or. Natürli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>reibt<br />

au<strong>ch</strong> Sylvia Day alle Protagonisten<br />

<strong>als</strong> supers<strong>ch</strong>öne, dauererregte Sexgötter,<br />

die genau wissen, mit wel<strong>ch</strong>en Knöpfen sie<br />

das Gegenüber in Sekundens<strong>ch</strong>nelle anwerfen<br />

können – aber sie überdreht die<br />

entspre<strong>ch</strong>enden S<strong>ch</strong>räub<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong>weilen so<br />

genüssli<strong>ch</strong>, dass eine leise Ironie den Text<br />

dur<strong>ch</strong>weht. Dabei geht es dur<strong>ch</strong>aus <strong>um</strong><br />

ernste Themen: Die beiden Hauptfiguren,<br />

die hinreissende Eva und der – Überras<strong>ch</strong>ung!<br />

– knallharte Milliardär Gideon<br />

sind <strong>als</strong> Kinder beide missbrau<strong>ch</strong>t worden<br />

und können ihre Sexualität jetzt nur no<strong>ch</strong><br />

in den Kategorien von Dominanz und Unterwerfung<br />

ausleben. Gemeinsam müssen<br />

sie einen Weg <strong>zu</strong> einer gesunden, funktionierenden<br />

Beziehung finden. Das alles liest<br />

si<strong>ch</strong> sehr flüssig, die Charaktere sind viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tig<br />

und ma<strong>ch</strong>en neugierig. Und bei<br />

den wohldosiert eingestreuten Sexszenen<br />

findet Sylvia Day sogar einige Bes<strong>ch</strong>reibungen,<br />

die man so no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ge<strong>lesen</strong> hat<br />

– und das ist wahrli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong>!<br />

Wie den Spreu vom Weizen<br />

trennen?<br />

Die Verwandts<strong>ch</strong>aft der neuen Unterwerfungs-<br />

<strong>zu</strong>r populären Bekenntnisliteratur<br />

wie «Bridget Jones» ist gross. Die meisten<br />

Hauptfiguren beri<strong>ch</strong>ten aus der I<strong>ch</strong>-Perspektive<br />

aus einem urban geprägten Alltag,<br />

wir nehmen teil an ihren Gedankengängen<br />

und erfahren, dass sie eigentli<strong>ch</strong> überhaupt<br />

ni<strong>ch</strong>t maso<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong> veranlagt sind<br />

und selber über die grosse Lust staunen,<br />

die ihnen dominante Partner bereiten können.<br />

Besonders deutli<strong>ch</strong> wird dieser Aspekt<br />

beim Roman «Colours of Love – Entblösst»<br />

von Kathryn Taylor. Hier begleitet<br />

die Hauptfigur ihren dominanten Geliebten<br />

in einen «dieser Clubs», do<strong>ch</strong> sie kann<br />

si<strong>ch</strong> anderen Männern ni<strong>ch</strong>t hingeben. Der<br />

Geliebte versteht seine Herzensdame, verteidigt<br />

sie mit Fäusten und ents<strong>ch</strong>liesst<br />

si<strong>ch</strong>, eine e<strong>ch</strong>te Beziehung mit ihr auf<strong>zu</strong>bauen.<br />

Die Gratwanderung zwis<strong>ch</strong>en verru<strong>ch</strong>t<br />

und brav gelingt hier vorzügli<strong>ch</strong>, und<br />

diese Gratwanderung ma<strong>ch</strong>t wohl au<strong>ch</strong><br />

den Erfolg der neuen Unterwerfungsliteratur<br />

aus: Im Zentr<strong>um</strong> stehen ni<strong>ch</strong>t lasterhafte<br />

Weiber, sondern gewöhnli<strong>ch</strong>e Frauen,<br />

die si<strong>ch</strong> trauen, ein paar S<strong>ch</strong>ritte aus der<br />

Normalität <strong>zu</strong> ma<strong>ch</strong>en. Das alles erhöht<br />

das Identifikationspotenzial beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>,<br />

und wenn man die Sa<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> ernst<br />

nimmt, können sol<strong>ch</strong>e Bü<strong>ch</strong>er Spass ma<strong>ch</strong>en.<br />

Wie aber soll man bei den Hunderten<br />

von Neuers<strong>ch</strong>einungen Spreu vom Weizen<br />

trennen? Nun, die meisten neuen Titel ers<strong>ch</strong>einen<br />

<strong>als</strong> Tas<strong>ch</strong>enbü<strong>ch</strong>er oder <strong>als</strong><br />

e<strong>Books</strong> und sind ni<strong>ch</strong>t teuer. Deshalb kann<br />

man ohne grossen Verlust eine Art Speed-<br />

Dating mit Bü<strong>ch</strong>ern wagen: Man kauft<br />

glei<strong>ch</strong> ein paar Titel – und ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> lustvoll<br />

auf die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem, das wirkli<strong>ch</strong><br />

<strong>zu</strong> einem passt.<br />

Venus im Pelz<br />

Leopold von Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong><br />

281 Seiten<br />

CHF 14.90<br />

Insel Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong><br />

Josephine Mutzenba<strong>ch</strong>er<br />

247 Seiten<br />

CHF 11.60<br />

Rowohlt<br />

9 ½ Wo<strong>ch</strong>en<br />

Elizabeth McNeill<br />

160 Seiten<br />

CHF 24.90<br />

Marterpfahl<br />

Fire after Dark – Dunkle<br />

Sehnsu<strong>ch</strong>t<br />

Sadie Matthews<br />

375 Seiten<br />

CHF 15.90<br />

Fis<strong>ch</strong>er Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong><br />

Im S<strong>ch</strong>atten der Lust<br />

Sandra Henke<br />

239 Seiten<br />

CHF 12.90<br />

Heyne<br />

80 Days –<br />

Die Farbe der Lust<br />

Vita Jackson<br />

368 Seiten<br />

CHF 19.90<br />

carl’s books<br />

Crossfire – Versu<strong>ch</strong>ung<br />

Sylvia Day<br />

413 Seiten<br />

CHF 15.90<br />

Heyne<br />

Colours of Love – Entblösst<br />

Kathryn Taylor<br />

320 Seiten<br />

CHF 16.90<br />

Bastei-Lübbe


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf BUCHtipps | 19<br />

Andrea Camilleri<br />

Die Tage des<br />

Zweifels<br />

Derek B. Miller<br />

Ein seltsamer<br />

Ort z<strong>um</strong><br />

Sterben<br />

Ina Haller<br />

Tod im Aargau<br />

Arne Dahl<br />

Bussestunde<br />

Im Fahrwasser einer Luxusja<strong>ch</strong>t wird<br />

ein namenloser Toter angespült.<br />

Die mondäne S<strong>ch</strong>iffskapitänin wirkt<br />

ebenso mysteriös wie ihre Besat<strong>zu</strong>ng.<br />

Aber das ist ni<strong>ch</strong>t der einzige Grund,<br />

weshalb Commissario Montalbano<br />

so häufig am Hafen von Vigàta<br />

an<strong>zu</strong>treffen ist. Denn Salvo ist verliebt<br />

– und zwar in Laura, die Chefin der<br />

Hafenkommandatur. Do<strong>ch</strong> wie soll<br />

er ihr das sagen? Wie soll er es seiner<br />

Livia beibringen? Darf er überhaupt<br />

in Laura verliebt sein, oder ist sie nur<br />

der emotionale Rettungsanker für<br />

sein fortges<strong>ch</strong>rittenes Alter? Und wie<br />

soll er hinter das Geheimnis des Toten<br />

kommen, wenn alle Zeugen tun,<br />

<strong>als</strong> wären sie st<strong>um</strong>m wie Fis<strong>ch</strong>e?<br />

Der 14. Teil der erfolgrei<strong>ch</strong>en Serie<br />

<strong>um</strong> Commissario Montalbano.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Tod seiner Frau ist der<br />

82-jährige Sheldon Horowitz <strong>zu</strong><br />

seiner Enkelin na<strong>ch</strong> Oslo gezogen – in<br />

ein fremdes Land ohne Juden. Viel<br />

Zeit, <strong>um</strong> über die Vergangenheit<br />

na<strong>ch</strong><strong>zu</strong>denken. All die Erinnerungen.<br />

All die Toten. Eines Tages hört Sheldon<br />

aus dem Treppenhaus Kra<strong>ch</strong>: Er<br />

öffnet die Tür, und in seiner Wohnung<br />

steht eine Frau mit einem kleinen<br />

Jungen. Kurze Zeit später ist die<br />

Tür aufgebro<strong>ch</strong>en, die Frau tot und<br />

Sheldon mit dem Kind auf der Flu<strong>ch</strong>t<br />

den Oslofjord hinauf. Was wollen die<br />

Verfolger von dem Jungen? Sheldon<br />

weiss es ni<strong>ch</strong>t. Aber er weiss: Sie werden<br />

ihn ni<strong>ch</strong>t kriegen.<br />

Ein h<strong>um</strong>orvoller Thriller mit einem<br />

S<strong>ch</strong>uss Roadmovie und einer Portion<br />

Lebenserinnerungen.<br />

Na<strong>ch</strong> der spektakulären Ermordung<br />

eines Erfolgsautors muss si<strong>ch</strong> die<br />

Verlagsmitarbeiterin Andrina den<br />

bohrenden Fragen der Polizei stellen.<br />

Dann übers<strong>ch</strong>lagen si<strong>ch</strong> die Ereignisse:<br />

Andrina findet die Verlagsrä<strong>um</strong>e<br />

verwüstet vor. Kurz darauf nimmt<br />

si<strong>ch</strong> eine der beiden Verlegerinnen<br />

das Leben, und die Lektorin überlebt<br />

nur knapp einen Mordans<strong>ch</strong>lag. Na<strong>ch</strong><br />

und na<strong>ch</strong> erhärtet si<strong>ch</strong> der Verda<strong>ch</strong>t,<br />

dass die s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>en Ereignisse mit<br />

Andrina selbst <strong>zu</strong>sammenhängen und<br />

sie in akuter Gefahr s<strong>ch</strong>webt. Do<strong>ch</strong><br />

wer könnte einen Grund haben, sie<br />

<strong>zu</strong> töten?<br />

Spätsommer in Stockholm, Sonntagna<strong>ch</strong>mittag<br />

zwis<strong>ch</strong>en drei und vier:<br />

In dieser s<strong>ch</strong>einbar friedvollen Zeit<br />

ges<strong>ch</strong>ieht ein bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> unsi<strong>ch</strong>tbares<br />

Verbre<strong>ch</strong>en. Der s<strong>ch</strong>iere Zufall<br />

ma<strong>ch</strong>t Lena Lindberg, ein Mitglied der<br />

A-Gruppe, <strong>zu</strong>r ahnungslosen Zeugin.<br />

Während ihr Vorgesetzter Paul Hjelm<br />

den undankbaren Auftrag erhält, den<br />

vers<strong>ch</strong>wundenen Geheimdienst<strong>ch</strong>ef<br />

<strong>zu</strong> finden, stösst die A-Gruppe auf<br />

eine Serie sadistis<strong>ch</strong>er Morde an<br />

jungen Frauen. Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t allein die<br />

Tatsa<strong>ch</strong>e, dass au<strong>ch</strong> Hjelms To<strong>ch</strong>ter<br />

Tora ins Visier des Täters gerät, ist<br />

der Grund für die aussergewöhnli<strong>ch</strong>en<br />

Mittel, <strong>zu</strong> denen die A-Gruppe<br />

greift ...<br />

Der zehnte Fall für die legendäre<br />

Stockholmer A-Gruppe: Arne Dahl<br />

lässt Böses mit Bösem vergelten<br />

und bes<strong>ch</strong>ert seinen Lesern das<br />

überras<strong>ch</strong>ende Finale seiner vielfa<strong>ch</strong><br />

preisgekrönten Serie.<br />

251 Seiten<br />

416 Seiten<br />

224 Seiten<br />

464 Seiten<br />

CHF 31.90<br />

CHF 23.90<br />

CHF 15.90<br />

CHF 32.90<br />

Lübbe<br />

rowohlt POLARIS<br />

Emons<br />

Piper<br />

ISBN 978-3-7857-2466-8<br />

ISBN 978-3-499-23086-8<br />

ISBN 978-3-95451-076-4<br />

ISBN 978-3-492-04969-6


20 | Neue Bildbände <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

S<strong>ch</strong>öner Lesen<br />

S<strong>ch</strong>öne Bü<strong>ch</strong>er findet man überall bei Orell Füssli – die allers<strong>ch</strong>önsten gibt es aber bei<br />

Krauthammer, der Abteilung für Kunst-, Ar<strong>ch</strong>itektur-, Design- und Fotobü<strong>ch</strong>er in der Filiale<br />

Kramhof in Züri<strong>ch</strong>. Abteilungsleiterin Mirjam Kühnis hat einige besonders eindrückli<strong>ch</strong>e<br />

Neuers<strong>ch</strong>einungen herausgepickt.<br />

Marius Leutenegger<br />

«Z<strong>um</strong> Thema Wohnen findet man bei<br />

Krauthammer eine grosse Auswahl an Bü<strong>ch</strong>ern<br />

<strong>zu</strong> jedem Stil und für jeden Ges<strong>ch</strong>mack.<br />

‹Holly Beckers wunderbare<br />

Wohnideen› finde i<strong>ch</strong> besonders gelungen,<br />

weil es ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> geglückte Einri<strong>ch</strong>tungen<br />

zeigt, sondern eine konkrete Anleitung<br />

gibt, wie man beim Einri<strong>ch</strong>ten vorgehen<br />

kann. I<strong>ch</strong> gehöre au<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> denen, die beim<br />

Einri<strong>ch</strong>ten ni<strong>ch</strong>t so re<strong>ch</strong>t wissen, wie sie<br />

beginnen sollen, und mir ers<strong>ch</strong>eint dieses<br />

Bu<strong>ch</strong> deshalb so s<strong>ch</strong>ön wie nützli<strong>ch</strong>. Die<br />

US-Amerikanerin Holly Becker zeigt, wie<br />

man sein Zuhause in a<strong>ch</strong>t S<strong>ch</strong>ritten – vom<br />

Vorbereiten bis z<strong>um</strong> Dekorieren – neu gestalten<br />

kann. Das Bu<strong>ch</strong> bietet viele nützli<strong>ch</strong>e<br />

Tipps sowie wertvolle Listen und Fragebögen;<br />

es unterstützt einen beim<br />

Budgetieren und beim Finden des eigenen<br />

Stils. Und natürli<strong>ch</strong> wartet es au<strong>ch</strong> mit vielen<br />

tollen Einri<strong>ch</strong>tungsbeispielen auf, die<br />

von der Autorin kompetent kommentiert<br />

werden.»<br />

Holly Beckers wunderbare<br />

Wohnideen<br />

Holly Becker<br />

207 Seiten<br />

CHF 39.90<br />

Callwey<br />

Holly Becker erklärt einem minutiös, wie man sein Heim so toll einri<strong>ch</strong>tet.


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Neue Bildbände | 21<br />

«Wer si<strong>ch</strong> für fremde Welten interessiert,<br />

dürfte au<strong>ch</strong> am nä<strong>ch</strong>sten Bu<strong>ch</strong> seine helle<br />

Freude haben – an ‹The Design Hotels<br />

Book›. Der elegante bronzefarbene S<strong>ch</strong>möker<br />

präsentiert die grösste mir bekannte<br />

Zusammenstellung von Designerhotels.<br />

Vorgestellt werden neue und bewährte<br />

Häuser aller Weltregionen; s<strong>ch</strong>ön gema<strong>ch</strong>te<br />

Karten erlei<strong>ch</strong>tern die Orientierung, die<br />

kurzen Hotel-Porträts bieten <strong>um</strong>fassende<br />

Informationen über die Ar<strong>ch</strong>itektur und<br />

die Besonderheiten des jeweiligen Hauses.<br />

Natürli<strong>ch</strong> wird alles mit vielen tollen Fotos<br />

abgerundet. Das Bu<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t grosse Lust,<br />

glei<strong>ch</strong> die Koffer <strong>zu</strong> packen und ab<strong>zu</strong>raus<strong>ch</strong>en<br />

– wären diese Hotels nur ni<strong>ch</strong>t so<br />

teuer!»<br />

The Design Hotels Book<br />

792 Seiten<br />

CHF 85.–<br />

Die Gestalten<br />

«Wenn wir gerade bei Stilfragen sind: Für<br />

viele ist ja au<strong>ch</strong> das Velo Ausdruck ihres<br />

Lifestyles. Das s<strong>ch</strong>öne Bu<strong>ch</strong> ‹Velo – 2nd<br />

Gear› dok<strong>um</strong>entiert die aktuelle urbane<br />

Zweirad-Kultur. Grosszügige Bildstrecken<br />

zeigen originelle Bikes und ni<strong>ch</strong>t minder<br />

originelle Accessoires, geben Einblick in<br />

bestimmte Fahrrad-Szenen und verraten,<br />

wer die s<strong>ch</strong>önsten Gefährte herstellt. Alles<br />

na<strong>ch</strong> dem Motto: ‹I Bike, Therefore I Am›<br />

– i<strong>ch</strong> fahre Velo, <strong>als</strong>o bin i<strong>ch</strong>. Dieses Bu<strong>ch</strong><br />

spri<strong>ch</strong>t wohl nur eine ganz kleine Zielgruppe<br />

an, aber i<strong>ch</strong> habe es hier trotzdem vorstellen<br />

wollen – <strong>als</strong> gutes Beispiel dafür,<br />

dass man heute wirkli<strong>ch</strong> für jeden und jede<br />

ein tolles Bu<strong>ch</strong> findet. Einfa<strong>ch</strong> in den Krauthammer<br />

kommen und s<strong>ch</strong>mökern!»<br />

Velo – 2nd Gear<br />

Sven Ehmann<br />

168 Seiten<br />

CHF 53.–<br />

Die Gestalten<br />

«René Burri war unser Stargast, <strong>als</strong> wir vor<br />

zwei Jahren den Krauthammer im Kramhof<br />

eröffneten. In der Regel kennt man<br />

Burri <strong>als</strong> S<strong>ch</strong>warz-Weiss-Fotografen; weltberühmt<br />

sind seine Porträts von Che Guevara,<br />

Pablo Picasso oder Le Corbusier. Das<br />

neue Bu<strong>ch</strong> ‹Impossible Reminiscences›<br />

präsentiert nun eine Sammlung von Burri-<br />

Bildern in Farbe. Der grosse Band belegt,<br />

dass der Zür<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> ein Meister der<br />

Farbfotografie ist. Die bislang z<strong>um</strong>eist unveröffentli<strong>ch</strong>ten<br />

Bilder entstanden während<br />

Burris fotojournalistis<strong>ch</strong>er Reisen<br />

rund <strong>um</strong> die Welt; sie geben Einblick in den<br />

Alltag ganz vers<strong>ch</strong>iedener Kulturen, und<br />

mir imponiert, wie Burri überall eine gewisse<br />

Ästhetik einfangen kann. Spannend<br />

ist au<strong>ch</strong>, dass er am Ende des Bu<strong>ch</strong>s jede<br />

einzelne Aufnahme kommentiert und in<br />

einen Kontext stellt. Dieses Bu<strong>ch</strong> ist ein<br />

Genuss für Fotografie-Fans und alle, die<br />

si<strong>ch</strong> für fremde Welten interessieren.»<br />

Impossible Reminiscences<br />

René Burri<br />

240 Seiten<br />

CHF 122.–<br />

Phaidon


22 | Neue Bildbände <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

«Mein Liebling unter den Neuers<strong>ch</strong>einungen<br />

ist ‹A map of the world›. Es s<strong>ch</strong>eint unter<br />

jungen Designerinnen und Designer<br />

grosse Mode <strong>zu</strong> sein, si<strong>ch</strong> mit Landkarten<br />

<strong>zu</strong> bes<strong>ch</strong>äftigen. Anders lässt si<strong>ch</strong> die Fülle<br />

an spannenden, hübs<strong>ch</strong>en, aufregenden,<br />

überras<strong>ch</strong>enden, bunten, dekorativen und<br />

von A bis Z speziellen Landkarten und<br />

Stadtplänen, die dieses Bu<strong>ch</strong> vereint, wohl<br />

ka<strong>um</strong> erklären. Man<strong>ch</strong>e Karten sind exakt<br />

und lesbar, andere gehören eher in die Kategorie<br />

‹Experimente› – alle aber ma<strong>ch</strong>en<br />

grossen Spass. Man<strong>ch</strong>mal fühlt man si<strong>ch</strong><br />

fast an Wimmelbilder erinnert, so übervoll<br />

sind man<strong>ch</strong>e Karten. Und man kann si<strong>ch</strong> in<br />

vielen Darstellungen regelre<strong>ch</strong>t verlieren,<br />

vor allem in jenen, die si<strong>ch</strong> mit einer bekannten<br />

Stadt bes<strong>ch</strong>äftigen.»<br />

A Map of the World<br />

Antonis Antoniou<br />

221 Seiten<br />

CHF 59.–<br />

Gestalten<br />

Krauthammer<br />

Orell Füssli<br />

Jahrzehntelang war die Bu<strong>ch</strong>handlung<br />

Krauthammer an der Oberen Zäune im<br />

Zür<strong>ch</strong>er Niederdorf ein Mekka für alle, die<br />

Kunstbü<strong>ch</strong>er liebten – Ar<strong>ch</strong>itekten, Designer<br />

oder Kulturfreunde. 2001 übernahm<br />

Orell Füssli das renommierte Ges<strong>ch</strong>äft und<br />

verlegte es in einen vergrösserten Laden<br />

an der Marktgasse. Die Erweiterung der<br />

Filiale Kramhof 2011 ermögli<strong>ch</strong>te dann<br />

einen erneuten Um<strong>zu</strong>g: Heute ist der<br />

Krauthammer eine 300 Quadratmeter<br />

grosse, helle und besonders s<strong>ch</strong>ön gestaltete<br />

Abteilung des Hauptges<strong>ch</strong>äfts an der<br />

Zür<strong>ch</strong>er Bahnhofstrasse, so<strong>zu</strong>sagen eine<br />

Spezialbu<strong>ch</strong>handlung in der Bu<strong>ch</strong>handlung.<br />

Krauthammer bietet die s<strong>ch</strong>weizweit<br />

grösste Auswahl an Ar<strong>ch</strong>itektur-, Grafik-,<br />

Design- und Kunstbü<strong>ch</strong>ern und ist ein Eldorado<br />

für alle, die s<strong>ch</strong>öne Bü<strong>ch</strong>er mögen:<br />

Hier findet man neben den klassis<strong>ch</strong>en<br />

Bildbänden au<strong>ch</strong> viele originelle Neuers<strong>ch</strong>einungen<br />

<strong>zu</strong> sämtli<strong>ch</strong>en Themen rund<br />

<strong>um</strong> Mode, Inneneinri<strong>ch</strong>tung, Fotografie und<br />

Style – und unzählige Bü<strong>ch</strong>er, die si<strong>ch</strong> z<strong>um</strong><br />

S<strong>ch</strong>enken eignen. Geleitet wird die Abteilung<br />

von der 37-jährigen Mirjam Kühnis; sie<br />

hat au<strong>ch</strong> die Bü<strong>ch</strong>er ausgesu<strong>ch</strong>t, die wir in<br />

diesem Beitrag vorstellen. «Am s<strong>ch</strong>önsten<br />

finde i<strong>ch</strong> die Atmosphäre im Krauthammer,<br />

wenn es si<strong>ch</strong> am Abend viele Leute mit unseren<br />

Bü<strong>ch</strong>ern in der Sitzlounge gemütli<strong>ch</strong><br />

ma<strong>ch</strong>en», sagt sie über ihren Arbeitsort.<br />

Bu<strong>ch</strong>händlerin Mirjam<br />

Kühnis: «Eine Flut<br />

von tollen Sa<strong>ch</strong>en!»


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Spezial – Ratgeber | 23<br />

<strong>Books</strong><br />

Spezial<br />

Reisebü<strong>ch</strong>er:<br />

Vorfreude und Hilfe<br />

vor Ort<br />

Wer eine Reise tut, der kann ni<strong>ch</strong>t nur etwas erleben. Er kann si<strong>ch</strong> mit<br />

Reiseführern s<strong>ch</strong>on Monate vorher auf das Ziel einstellen und dadur<strong>ch</strong><br />

die Vorfreude erhöhen. Vor Ort aber erlei<strong>ch</strong>tern Reiseführer die<br />

Orientierung und liefern viele Informationen, die den Genuss erhöhen.


24 | Spezial – Reisebü<strong>ch</strong>er <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Weltweit wegweisend<br />

Hallwag Kümmerly+Frey ist der führende S<strong>ch</strong>weizer Verlag<br />

für Touristik. Fritz Ru<strong>ch</strong>ti ist <strong>zu</strong>ständig für den Verkauf in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz – und weiss, wel<strong>ch</strong>e Reiseführer besonders beliebt sind.<br />

Markus Ganz<br />

Fritz Ru<strong>ch</strong>ti von Hallwag Kümmerly+Frey:<br />

«Viele Reisende benützen die Bü<strong>ch</strong>er s<strong>ch</strong>on<br />

Wo<strong>ch</strong>en oder Monate im Voraus für die<br />

Planung.»<br />

«<strong>Books</strong>»: Der Bu<strong>ch</strong>handel stagniert. Gilt<br />

das au<strong>ch</strong> für den Berei<strong>ch</strong> Touristik?<br />

Fritz Ru<strong>ch</strong>ti: Nein, hier nahm der Umsatz<br />

im S<strong>ch</strong>weizer Markt <strong>um</strong> 4,5 Prozent, in<br />

den Teilberei<strong>ch</strong>en der Reiseführer und<br />

Karten sogar <strong>um</strong> 9 Prozent <strong>zu</strong>.<br />

Wie erklären Sie si<strong>ch</strong> dieses erstaunli<strong>ch</strong>e<br />

Wa<strong>ch</strong>st<strong>um</strong>?<br />

Die Wirts<strong>ch</strong>aftslage in der S<strong>ch</strong>weiz ist anhaltend<br />

gut. Die S<strong>ch</strong>weizer reisen deshalb<br />

na<strong>ch</strong> wie vor sehr gern und benötigen<br />

da<strong>zu</strong> Informationen. Das gute Ergebnis<br />

hat au<strong>ch</strong> damit <strong>zu</strong> tun, dass die Abwanderung<br />

ins Internet in diesem Berei<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t so ausgeprägt ist wie etwa bei der<br />

Belletristik.<br />

Hat si<strong>ch</strong> die Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong> bestimmten<br />

geografis<strong>ch</strong>en Zielen verändert?<br />

Zunehmend gefragt sind Reiseführer für<br />

Europas Metropolen in Kombination mit<br />

sehr guten Karten. Das Gebiet Nordamerika<br />

mit S<strong>ch</strong>werpunkten an der West- und<br />

Ostküste sowie Kanada liegt ebenfalls<br />

im Trend. Zugenommen hat <strong>zu</strong>dem das<br />

Interesse na<strong>ch</strong> Individual-Reiseführern<br />

für Asien, Australien und Südamerika, abgenommen<br />

hat dafür die Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong><br />

Bü<strong>ch</strong>ern über Nordafrika und über die<br />

klassis<strong>ch</strong>en Badeferiendestinationen entlang<br />

des Mittelmeers. Anhaltend gefragt<br />

sind Stadtführer für Paris, London, Berlin,<br />

Wien, Hamburg, Rom und – <strong>zu</strong>nehmend –<br />

Barcelona.<br />

Sehen Sie einen Trend bei der Aufma<strong>ch</strong>ung<br />

der Reisebü<strong>ch</strong>er?<br />

Es werden mehr Bilder und wesentli<strong>ch</strong><br />

mehr Grafiken eingesetzt, etwa 3D-<br />

Darstellungen von Gebäuden wie Kir<strong>ch</strong>en<br />

und Palästen bei Baedeker. Zunehmend<br />

finden Leserinnen und Leser au<strong>ch</strong> Links<br />

und QR-Codes, die sehr einfa<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> weiterführenden<br />

Informationen im Internet<br />

führen. Dies ist vor allem bei si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell<br />

verändernden Themen wi<strong>ch</strong>tig, damit die<br />

Aktualität gesi<strong>ch</strong>ert bleibt.<br />

Gibt es ungewöhnli<strong>ch</strong>e neue Konzepte?<br />

Neue Ansätze haben es s<strong>ch</strong>wer. Grundsätzli<strong>ch</strong><br />

decken neu aufgelegte Reiseführer<br />

ein wesentli<strong>ch</strong> breiteres Spektr<strong>um</strong> an<br />

Themen ab <strong>als</strong> früher.<br />

Werden Reiseführer spezifis<strong>ch</strong>er auf die<br />

Bedürfnisse bestimmter Zielgruppen<br />

ausgeri<strong>ch</strong>tet?<br />

Nein, es würde si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t lohnen, mehrere<br />

Titel für eine Destination <strong>zu</strong> s<strong>ch</strong>affen. Es<br />

wird vielmehr versu<strong>ch</strong>t, in den einzelnen<br />

Reiseführern vers<strong>ch</strong>iedene Zielgruppen<br />

besser bedienen <strong>zu</strong> können.<br />

Stimmt der Eindruck, dass e<strong>Books</strong> bei<br />

den Reiseführern no<strong>ch</strong> keine grosse<br />

Bedeutung haben?<br />

Ja, denn die meisten Lesegeräte haben<br />

nur eine s<strong>ch</strong>warzweisse Anzeige. Sie sind<br />

deshalb z<strong>um</strong> Betra<strong>ch</strong>ten eigentli<strong>ch</strong> farbiger<br />

Reiseführer ni<strong>ch</strong>t geeignet, ma<strong>ch</strong>en<br />

s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t keinen Spass. Tablets haben zwar<br />

farbige Displays, sind aber meist <strong>zu</strong> gross<br />

und <strong>zu</strong> s<strong>ch</strong>wer. Sie spiegeln <strong>zu</strong>dem bei<br />

Sonnenli<strong>ch</strong>t stark, sind somit s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />

z<strong>um</strong> Lesen geeignet. Sowohl eReaders wie<br />

Tablets kosten immer no<strong>ch</strong> relativ viel,<br />

und die Diebstahlgefahr ist in den Ferien<br />

meist grösser. Man muss deshalb viel<br />

vorsi<strong>ch</strong>tiger sein <strong>als</strong> bei einem Bu<strong>ch</strong>, kann<br />

die Geräte ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> im Auto oder auf<br />

einem Café-Tis<strong>ch</strong> liegen lassen. Somit<br />

wird die positive Art, si<strong>ch</strong> mit der Reise<br />

auseinander<strong>zu</strong>setzen, z<strong>um</strong> «Stressfaktor».<br />

Hat das Bu<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Vorteile bei der<br />

Handhabung?<br />

Viele Reisende benützen die Bü<strong>ch</strong>er s<strong>ch</strong>on<br />

Wo<strong>ch</strong>en oder Monate im Voraus für die<br />

Planung, ma<strong>ch</strong>en Notizen, kleben Zettel<br />

hinein, geben sie den späteren Mitreisenden<br />

weiter. Diese eigentli<strong>ch</strong> sehr einfa<strong>ch</strong>en<br />

Praktiken funktionieren elektronis<strong>ch</strong><br />

nur mit Hindernissen oder gar ni<strong>ch</strong>t. Aus<br />

diesen Gründen ist der eReiseführer ganz<br />

einfa<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t «massentaugli<strong>ch</strong>». Der<br />

Umsatzanteil von eReiseführern hat bis<br />

heute bei ka<strong>um</strong> einem Reiseführer-Verlag<br />

die 5-Prozent-Marke errei<strong>ch</strong>t. Aber er<br />

wird wa<strong>ch</strong>sen.<br />

Wieso werden über zwei Drittel aller<br />

Reiseführer no<strong>ch</strong> immer im stationären<br />

Bu<strong>ch</strong>handel gekauft?<br />

Der Kunde will das Bu<strong>ch</strong> in der Hand<br />

halten und dur<strong>ch</strong>blättern können. Denn<br />

er will sehen, ob es seine Erwartungen<br />

erfüllt oder ni<strong>ch</strong>t. Dies hat au<strong>ch</strong> damit <strong>zu</strong><br />

tun, dass Reiseführer keine Romane sind.<br />

Es gibt Angebote der vers<strong>ch</strong>iedenen Anbieter<br />

<strong>zu</strong> ein und derselben Stadt, die si<strong>ch</strong><br />

oft stark unters<strong>ch</strong>eiden; z<strong>um</strong> Glück, denn<br />

die Ges<strong>ch</strong>mäcker und Bedürfnisse sind ja<br />

au<strong>ch</strong> sehr vers<strong>ch</strong>ieden. Beim Kauf übers<br />

Internet sind diese Unters<strong>ch</strong>iede nur sehr<br />

s<strong>ch</strong>wer feststellbar.<br />

Hallwag<br />

Kümmerly+Frey<br />

Hallwag Kümmerly+Frey ist vor allem<br />

bekannt für Kartografie, pflegt aber au<strong>ch</strong><br />

ein breites Programm an Reiseführern.<br />

Er vertreibt Reiseführer der Verlage<br />

Baedeker, Marco Polo, DuMont, Dorling<br />

Kindersley, Lonely Planet, promobil,<br />

Caravaning, National Geographic Deuts<strong>ch</strong>land<br />

und Kunth Verlag in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

exklusiv.


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf SPEZIAL – Reisebü<strong>ch</strong>er | 25<br />

Für jede Reise das ri<strong>ch</strong>tige Bu<strong>ch</strong><br />

Markus Ganz<br />

Dorling Kindersley: Der Bestseller<br />

Als weltweit erfolgrei<strong>ch</strong>ste Reihe gilt «Visà-Vis»<br />

von Dorling Kindersley. Der neue<br />

Reiseführer <strong>zu</strong> New Orleans zeigt deren herausragenden<br />

Merkmale. Trotz kompaktem<br />

Format vermitteln ungewöhnli<strong>ch</strong> viele<br />

Fotografien, dreidimensionale Aufrisszei<strong>ch</strong>nungen<br />

und Illustrationen einen guten<br />

Eindruck des Reiseziels. Vor Ort überzeugt<br />

die Reihe mit vielen Informationen <strong>zu</strong><br />

Attraktionen sowie einer <strong>um</strong>fangrei<strong>ch</strong>en<br />

Liste von Restaurants und Hotels. Für viele<br />

Städteziele gibt es neu eine herausnehmbare<br />

Extrakarte auf plastifiziertem Papier.<br />

New Orleans<br />

Marilyn Wood<br />

248 Seiten<br />

CHF 43.90<br />

Dorling Kindersley<br />

DuMont: Anspru<strong>ch</strong>svoll<br />

Der deuts<strong>ch</strong>e Verlag DuMont hat mit seinen<br />

anspru<strong>ch</strong>svollen Kunst-Reisebü<strong>ch</strong>ern einen<br />

neuen Standard gesetzt, den er au<strong>ch</strong> mit<br />

neuen Titeln etwa <strong>zu</strong> China und Sizilien einhält.<br />

Er bietet mit der Reihe «DuMont direkt»<br />

aber au<strong>ch</strong> Kompaktführer für Citytrips<br />

und Kurzreisen an – s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ist<br />

man au<strong>ch</strong> bei einem Wo<strong>ch</strong>enendausflug auf<br />

gute Informationen angewiesen. Im neuen<br />

Band <strong>zu</strong> Istanbul werden die Highlights in<br />

kurzen Kapiteln vorgestellt, da<strong>zu</strong> gehören<br />

natürli<strong>ch</strong> alle wi<strong>ch</strong>tigen Adressen und ein<br />

grosser, herausnehmbarer Faltplan.<br />

Istanbul<br />

120 Seiten<br />

CHF 18.90<br />

DuMont<br />

Bikeline: Alles für die Veloferien<br />

Ein Naturerlebnis der besonderen Art bieten<br />

Velotouren. Der deuts<strong>ch</strong>e Verlag Esterbauer<br />

präsentiert mit seiner Reihe Bikeline<br />

eine Vielzahl von Bü<strong>ch</strong>ern, die bei Touren<br />

in ganz Europa helfen. Für S<strong>ch</strong>weizer besonders<br />

spannend ist wohl der «Bodensee-<br />

Radweg», der auf rund 260 Kilometern<br />

rund <strong>um</strong> Obersee, Untersee und Überlinger<br />

See führt. Das Bu<strong>ch</strong> stellt alle wi<strong>ch</strong>tigen<br />

Sehenswürdigkeiten vor und empfiehlt<br />

sinnvolle Etappen.<br />

Bodensee-Radweg<br />

119 Seiten<br />

CHF 19.90<br />

Esterbauer<br />

Kenya.<br />

Masai Mara.<br />

Migration – ein einmaliges Erlebnis<br />

Auf der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Nahrung wandern 2 Millionen Gnus, 250 000 Zebras und unzählige Antilopen<br />

jährli<strong>ch</strong> ins Masai Mara Reservat. Dieses einmalige Naturs<strong>ch</strong>auspiel dürfen Sie auf gar<br />

keinen Fall verpassen. Sie überna<strong>ch</strong>ten im luxuriösen Exploreans Mara Rianta Camp **** ( * ) .<br />

CHF 465 pro Person/ Na<strong>ch</strong>t, Reisedat<strong>um</strong> 1.8. – 31.10.2013<br />

Inbegriffen: All Inclusive, Überna<strong>ch</strong>tung inkl. Pirs<strong>ch</strong>fahrt und Parkgebühren, Transfer vom/ z<strong>um</strong> Airstrip Masai Mara.<br />

ST/J/NBO/EXPMARA0121<br />

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Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf SPEZIAL – Reisebü<strong>ch</strong>er | 27<br />

Baedeker: Synonym für Reiseführer<br />

Der erste Reiseführer des deuts<strong>ch</strong>en Verlags<br />

ers<strong>ch</strong>ien bereits 1832 – kein Wunder,<br />

galt Baedeker lange <strong>als</strong> Synonym für Reiseführer.<br />

Seinen herausragenden Ruf hat<br />

Baedecker bis heute halten können, obwohl<br />

die Konkurrenz gross geworden ist.<br />

Dies ist darauf <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, dass der<br />

Verlag die bewährten Qualitäten seiner<br />

Produkte bis heute pflegt. Dies bestätigen<br />

die neuen Reiseführer, die optis<strong>ch</strong> aufgefris<strong>ch</strong>t<br />

und übersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er gema<strong>ch</strong>t wurden.<br />

Die neue Ausgabe des Paris-Führers<br />

etwa besti<strong>ch</strong>t wie eh und je mit der Fülle<br />

und Genauigkeit der Angaben sowie mit<br />

speziellen Tipps. Hin<strong>zu</strong> kommen ein grossformatiger<br />

Stadtplan im Massstab<br />

1:15’000, ans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>e Infografiken und<br />

eindrückli<strong>ch</strong>e 3D-Darstellungen.<br />

Paris<br />

389 Seiten<br />

CHF 39.90<br />

Baedeker<br />

Marco Polo: Au<strong>ch</strong> für Einwohner<br />

Von Marco Polo gibt es Reiseführer <strong>zu</strong> unzähligen<br />

Destinationen. Die Reihe «Insider-<br />

Tipps» bietet neben den übli<strong>ch</strong>en Informationen<br />

und Karten au<strong>ch</strong> Hinweise auf<br />

Attraktionen, die in anderen Reiseführern<br />

oft fehlen. Ein gutes Beispiel dafür ist der<br />

aktuelle Berlin-Führer, wel<strong>ch</strong>er der Berliner<br />

Clubszene viel Platz einrä<strong>um</strong>t. Für einige<br />

Städte wie Züri<strong>ch</strong> gibt es neu Cityguides,<br />

die si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t an Touristen, sondern an die<br />

Bewohner dieser Stadt ri<strong>ch</strong>ten. Einzigartig<br />

aber ist der Stadtführer «My New York<br />

City», der vom Pop-Art-Künstler James Rizzi<br />

farbenfroh illustriert wurde – allein sein<br />

Cityplan ist ein Kunstwerk für si<strong>ch</strong>. Von «My<br />

New York City» gibt es au<strong>ch</strong> eine grossformatige<br />

Kunstführer-Ausgabe mit ungewöhnli<strong>ch</strong>en<br />

Gadgets wie einem Poster, zwei<br />

CDs sowie Guts<strong>ch</strong>einen für ein Kaffeetassen-Set<br />

und einen Regens<strong>ch</strong>irm.<br />

My New York City<br />

James Rizzi, Peter Bührer<br />

239/352 Seiten<br />

CHF 32.90/145.–<br />

Marco Polo<br />

MairDuMont<br />

Haffmans & Tolkemitt: Raus in<br />

die Natur<br />

Ist Campieren spiessig? Nein, meinen die<br />

Autoren der Reihe «Cool Camping», die eine<br />

neue Generation z<strong>um</strong> S<strong>ch</strong>lafen unterm Sternenhimmel<br />

animieren will. Wer keine Lust<br />

auf Klimaanlage und Frühstücksbuffet<br />

habe, solle raus in die Natur. In «Cool Camping<br />

Europa» werden 80 «sensationelle<br />

Orte» z<strong>um</strong> Campen in ganz Europa vorgestellt,<br />

von Berlin Mitte über eine Insel vor<br />

Peni<strong>ch</strong>e in Portugal bis <strong>zu</strong> einem Platz direkt<br />

vor der Eigernordwand. Wer si<strong>ch</strong> auf<br />

deuts<strong>ch</strong>e Orte konzentrieren mö<strong>ch</strong>te, für<br />

den gibt es «Cool Camping Deuts<strong>ch</strong>land».<br />

Und wer das Naturerlebnis kulinaris<strong>ch</strong> abrunden<br />

mö<strong>ch</strong>te, findet im «Cool Camping<br />

Cookbook» angepasste Rezepte für klassis<strong>ch</strong>e<br />

oder exotis<strong>ch</strong>-raffinierte Geri<strong>ch</strong>te.<br />

Cool Camping Europa<br />

Sophie Dawson u.a.<br />

318 Seiten<br />

CHF 29.90<br />

Haffmans & Tolkemitt<br />

Indien.<br />

Mär<strong>ch</strong>en und Mythen.<br />

Geführte Gruppenreise – Rajasthan aus dem Mär<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong><br />

Tau<strong>ch</strong>en Sie ein in eine Zauberwelt voller Legenden und Traditionen. Prunkvolle Paläste,<br />

exotis<strong>ch</strong>e Lands<strong>ch</strong>aften, bunte Märkte und eine lebensfrohe Bevölkerung rei<strong>ch</strong> an Traditionen<br />

und phantasie vollen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten werden Sie in ihren Bann ziehen.<br />

14 Tage CHF 2445 pro Person, z. B. Reisedat<strong>um</strong> 6.10.2013<br />

Inbegriffen: Rundreise im klimatisierten Bus, Deuts<strong>ch</strong> spre<strong>ch</strong>ende Reiseleitung. 12 Überna<strong>ch</strong>tungen in guten Mittelklassehotels<br />

mit Halbpension, 1 Überna<strong>ch</strong>tung im Manvar Desert Camp mit Vollpension, Besi<strong>ch</strong>tigungen inkl.<br />

Eintrittsgebühren. Reisedaten: 6.10., 4.11., 2.12.2013, 6.1., 2.2., 9.2., 3.3., 7.4. und 5.10.2014. SI/A/DEL/RTP100<br />

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Marco Polo Insider-Tipps.<br />

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Teilnehmen dürfen alle Personen ab 18 Jahre mit Wohnsitz<br />

in D / A / CH / L. Teilnahmes<strong>ch</strong>luss: 30.08.2013


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf SPEZIAL – Reisebü<strong>ch</strong>er | 29<br />

Reisen – aber ni<strong>ch</strong>t<br />

na<strong>ch</strong> Plan<br />

Die Engländer sind so<strong>zu</strong>sagen die Erfinder des neuzeitli<strong>ch</strong>en<br />

Tourismus’ – und damit au<strong>ch</strong> des Reiseberi<strong>ch</strong>ts. Zwei neue<br />

Bü<strong>ch</strong>er sind besonders <strong>lesen</strong>swert, denn sie zeigen, wohin eine<br />

Reise führen kann, wenn sie ni<strong>ch</strong>t von Tourismusbüros, Fahrplänen<br />

und Websites in geordnete Bahnen gezwängt wird.<br />

Hanspeter Künzler<br />

Die Expedition auf den hö<strong>ch</strong>sten Berg der<br />

Erde, R<strong>um</strong> Doodle genannt, beginnt mit<br />

einer Panne: Ausgere<strong>ch</strong>net H<strong>um</strong>phrey<br />

Jungle, der Mann, der <strong>als</strong> Funkexperte und<br />

Navigator ins Team eingeladen wurde,<br />

geht auf dem Weg <strong>zu</strong>r Vorbespre<strong>ch</strong>ung im<br />

Londoner Verkehrsds<strong>ch</strong>ungel verloren.<br />

Erst viel später gelangt er do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> <strong>zu</strong>r<br />

Gruppe – na<strong>ch</strong> einer Irrfahrt, die ihn über<br />

Cockfosters, Hounslow, Wales und Buenos<br />

Aires in eine Banditenhöhle in Yogistan<br />

führt. Zu diesem Zeitpunkt ist den ur-englis<strong>ch</strong>en<br />

Gentlemen, die si<strong>ch</strong> <strong>zu</strong>r Besteigung<br />

aufgema<strong>ch</strong>t haben, bereits ein weiteres<br />

Unges<strong>ch</strong>ick <strong>zu</strong>gestossen. Lancelot Constant,<br />

«eigens wegen seines Taktgefühles<br />

und Kamerads<strong>ch</strong>aftsgeistes ausgesu<strong>ch</strong>t»,<br />

hat wegen seiner lückenhaften Kenntnisse<br />

der Lok<strong>als</strong>pra<strong>ch</strong>e aus Versehen statt 3000<br />

Träger deren 30’000 engagiert. Die desaströse<br />

Besteigung endet – so s<strong>ch</strong>eint es z<strong>um</strong>indest<br />

– mit dem desolaten Ausruf: «Wir<br />

hatten den f<strong>als</strong><strong>ch</strong>en Berg bestiegen!»<br />

Eine absurdere, tölpelhaftere Expedition<br />

ist unmögli<strong>ch</strong>. Und do<strong>ch</strong>: den Zeitgenossen,<br />

die den z<strong>um</strong> Heulen lustigen Roman<br />

im Jahr 1956 erstm<strong>als</strong> <strong>zu</strong> Gesi<strong>ch</strong>t bekamen,<br />

war der Inhalt plausibel genug, dass<br />

die Kritikerin der ehrwürdigen Publikation<br />

«Good Housekeeping» <strong>zu</strong>geben musste,<br />

erst na<strong>ch</strong> der Hälfte des Bu<strong>ch</strong>es gemerkt <strong>zu</strong><br />

haben, dass es si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t <strong>um</strong> einen Dok<strong>um</strong>entarberi<strong>ch</strong>t<br />

handle. «Die Besteigung<br />

des R<strong>um</strong> Doodle» ist ein Meisterwerk bitterböser<br />

Satire. Denn die Lektüre von den<br />

Beri<strong>ch</strong>ten, wel<strong>ch</strong>e die grossen englis<strong>ch</strong>en<br />

Bergsteigerpioniere ein paar Jahre früher<br />

aus dem Himalaya oder vom Cresta Run in<br />

St. Moritz <strong>zu</strong>rückges<strong>ch</strong>ickt hatten, zeigt,<br />

dass die Realität von der Fiktion so weit<br />

ni<strong>ch</strong>t entfernt war. Da wie dort haben wir<br />

es mit exzentris<strong>ch</strong>en Engländern privilegierter<br />

Abstammung <strong>zu</strong> tun, lauter Männern,<br />

die si<strong>ch</strong> ins ferne Abenteuer stürzen,<br />

ohne si<strong>ch</strong> dabei viel <strong>zu</strong> überlegen. Ihre<br />

Ausrüstung ist dürftig, dafür ihr Bewusstsein,<br />

heldenhafte Pioniertaten <strong>zu</strong> unternehmen,<br />

gewaltig. Die Lokalbevölkerung<br />

besteht für sie aus ungehobelten Muskelpaketen,<br />

die selbst dann, wenn es ohne<br />

ihre tatkräftige Mithilfe ni<strong>ch</strong>t mehr weiterginge,<br />

mit herablassender Non<strong>ch</strong>alance<br />

behandelt werden.<br />

«Die Besteigung des R<strong>um</strong> Doodle» gilt in<br />

der britis<strong>ch</strong>en Bergsteigerszene längst <strong>als</strong><br />

Insider-Tipp. Es ist sogar ein Flecken Antarktis<br />

offiziell na<strong>ch</strong> ihm benannt worden,<br />

Mount R<strong>um</strong>doodle. Do<strong>ch</strong> der Roman bietet<br />

mehr <strong>als</strong> amüsanten Lesestoff für Kletterer.<br />

«The Guardian» hat ihn auf seine Liste der<br />

«1000 Bü<strong>ch</strong>er, die jeder ge<strong>lesen</strong> haben<br />

muss» gesetzt, denn er kann dur<strong>ch</strong>aus <strong>als</strong><br />

Kritik an der Überhebli<strong>ch</strong>keit ge<strong>lesen</strong> werden,<br />

die das Verhalten vieler Briten im Imperi<strong>um</strong><br />

prägte. Viellei<strong>ch</strong>t war die Satire<br />

dem Publik<strong>um</strong> aber <strong>zu</strong> bissig: dem Autor<br />

William E. Bowman (1911-1985) bra<strong>ch</strong>te<br />

sie jedenfalls ni<strong>ch</strong>t all<strong>zu</strong> viel Glück. Bowman<br />

wu<strong>ch</strong>s in Middlesbrough auf, entwickelte<br />

früh eine Passion fürs Wandern, bestieg<br />

aber nie einen höheren Berg <strong>als</strong> den<br />

Scafell Pike im Lake District. Er verdiente<br />

si<strong>ch</strong> den Lebensunterhalt <strong>als</strong> Ingenieur.<br />

Obwohl «Die Besteigung des R<strong>um</strong> Doodle»<br />

in mehrere Spra<strong>ch</strong>en übersetzt wurde,<br />

konnte Bowman nur no<strong>ch</strong> ein weiteres<br />

Bu<strong>ch</strong> veröffentli<strong>ch</strong>en – eine Parodie auf<br />

Thor Heyerdahls Reiseberi<strong>ch</strong>t von der<br />

Kon-Tiki. Jetzt liegt sein Meisterwerk endli<strong>ch</strong><br />

in einer neuen Überset<strong>zu</strong>ng auf<br />

Deuts<strong>ch</strong> vor.<br />

Ein Reisebu<strong>ch</strong> ganz anderer Art ist «Slow<br />

Travel – Die Kunst des Reisens». Dan Kieran<br />

gehörte zehn Jahre lang <strong>zu</strong>r Redaktion<br />

von «The Idler», einer englis<strong>ch</strong>en Publikation,<br />

die si<strong>ch</strong> dem Müssiggang vers<strong>ch</strong>rieben<br />

hat. Kieran nimmt <strong>als</strong> Anfangspunkt<br />

seiner Reisen ein Zitat des <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en<br />

Philosophen Lao T<strong>zu</strong>: «Ein guter Reisender<br />

hat keinen festen Plan. Und hat ni<strong>ch</strong>t vor, je<br />

an ein Ziel <strong>zu</strong> gelangen ...» Das moderne<br />

Reisen mit peinli<strong>ch</strong> genau bere<strong>ch</strong>neten, auf<br />

Effizienz beda<strong>ch</strong>ten Fahr- und Flugplänen<br />

sei glei<strong>ch</strong>ermassen ein Anti-Reisen, meint<br />

er: Statt den Reisenden mit dem Unerwarteten<br />

<strong>zu</strong> konfrontieren und im wahrsten<br />

Sinn des Worts seinen Horizont <strong>zu</strong> erweitern,<br />

sei die moderne Reiseindustrie darauf<br />

beda<strong>ch</strong>t, ihn ni<strong>ch</strong>t mit unerwarteten<br />

Erlebnissen <strong>zu</strong> stressen. Mit sanfter Eindringli<strong>ch</strong>keit<br />

und vielen appetitanregenden<br />

Anekdoten aus den eigenen Reisetagebü<strong>ch</strong>ern<br />

– ein Wo<strong>ch</strong>enende auf der Insel<br />

Mull, eine Zugreise na<strong>ch</strong> Prag und so weiter<br />

– plädiert er für das instinktive Reisen<br />

ganz der Nase na<strong>ch</strong>. «Slow Travel» ist ein<br />

Bu<strong>ch</strong> wie eine Reise, die alleweil ein <strong>lesen</strong>des<br />

Hockenbleiben in der Stube wert ist.<br />

Die Besteigung des<br />

R<strong>um</strong> Doodle<br />

William E. Bowman<br />

180 Seiten<br />

CHF 29.90<br />

Rogner & Bernhard<br />

Slow Travel –<br />

Die Kunst des Reisens<br />

Dan Kieran<br />

250 Seiten<br />

CHF 29.90<br />

Rogner & Bernhard


30 | Bu<strong>ch</strong>tipps <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Günter Liehr<br />

Marseille –<br />

Porträt einer<br />

widerspenstigen<br />

Stadt<br />

Yann Arthus-Bertrand<br />

Der Mens<strong>ch</strong> und<br />

die Weltmeere<br />

Vis-à-Vis Italien<br />

Ray Hartung<br />

Nepal<br />

Marseille spielte immer eine besondere<br />

Rolle unter Frankrei<strong>ch</strong>s grossen<br />

Städten. Sie verteidigte ihre Eigenständigkeit<br />

und wehrte si<strong>ch</strong> gegen Zugriffe<br />

des Zentr<strong>als</strong>taats. Dafür wurde sie<br />

au<strong>ch</strong> mehrm<strong>als</strong> hart bestraft. Das<br />

Bu<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>reibt die Bedeutung des<br />

Marseiller Hafens <strong>als</strong> Dur<strong>ch</strong>gangsstation<br />

für Waren und Reisende, Einund<br />

Auswanderer, Kolonialbeamte,<br />

Truppen- und Flu<strong>ch</strong>tbewegungen.<br />

Wellen von Immigranten haben das<br />

Bevölkerungsgemis<strong>ch</strong> dieser Stadt<br />

hervorgebra<strong>ch</strong>t. Dass die zentralen<br />

Viertel no<strong>ch</strong> heute von Immigranten<br />

und kleinen Leuten bewohnt sind,<br />

passt der aktuellen Stadtpolitik ni<strong>ch</strong>t<br />

ins Konzept. Ob aber die «Normalisierung»<br />

gelingt, ist bei dieser Stadt<br />

fragli<strong>ch</strong>.<br />

«Günter Liehrs Darstellung von Marseille<br />

fasziniert – weil Liehr ein guter<br />

Erzähler ist.» SRF 2 Kultur<br />

Yann Arthus-Bertrand ist der wohl erfolgrei<strong>ch</strong>ste<br />

Luftbildfotograf der Welt<br />

– und ein engagierter Umwelts<strong>ch</strong>ützer.<br />

In diesem überwältigenden Band<br />

porträtiert er gemeinsam mit dem<br />

Unterwasserfotografen Brian Skerry<br />

die Grossartigkeit der Weltmeere<br />

und ihrer Bewohner in über 200<br />

Fotografien. Namhafte Journalisten,<br />

Wissens<strong>ch</strong>aftler und Umweltaktivisten<br />

weisen mit ihren Beiträgen auf<br />

die Überfis<strong>ch</strong>ung, das Artensterben<br />

und die Vers<strong>ch</strong>mut<strong>zu</strong>ng der Meere<br />

hin. Glei<strong>ch</strong>zeitig zeigen sie Lösungswege<br />

auf. Dieses Bu<strong>ch</strong> dok<strong>um</strong>entiert<br />

auf nie <strong>zu</strong>vor gesehene Weise die<br />

Faszination und Bedeutung der Meere<br />

für uns Mens<strong>ch</strong>en – und zeigt, was wir<br />

tun müssen, <strong>um</strong> diesen Lebensra<strong>um</strong><br />

in Zukunft <strong>zu</strong> bewahren.<br />

Nur wenige Länder können si<strong>ch</strong><br />

mit Italien hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Kunst, Kü<strong>ch</strong>e<br />

und historis<strong>ch</strong>em Erbe messen.<br />

Mindestens ebenso berühmt wie für<br />

seine Kultur ist das Land au<strong>ch</strong> für<br />

seine Lebensfreude und natürli<strong>ch</strong><br />

für die tra<strong>um</strong>haften Strände. Dieser<br />

Reiseführer ma<strong>ch</strong>t den Urlaub in<br />

Italien z<strong>um</strong> unvergessli<strong>ch</strong>en Erlebnis.<br />

Neben Lands<strong>ch</strong>aft, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und<br />

Charakter werden die Höhepunkte<br />

jeder Region Italiens detailliert vorgestellt.<br />

Drei ausführli<strong>ch</strong>e Kapitel über<br />

Venedig, Florenz und Rom zeigen die<br />

s<strong>ch</strong>önsten Sehenswürdigkeiten dieser<br />

Städte. Umfassende Informationen<br />

<strong>zu</strong> Hotels, Restaurants, Shopping und<br />

Unterhaltung sowie viele praktis<strong>ch</strong>e<br />

Reisetipps bieten alles Wi<strong>ch</strong>tige für<br />

eine entspannte Reise.<br />

Nepal ist ein Land der Superlative:<br />

Neben dem Mount Everest befinden<br />

si<strong>ch</strong> weitere sieben 8000er im Norden<br />

des Landes. Gerade einmal 200<br />

Kilometer trennen die Berggiganten<br />

des Himalaya vom Fla<strong>ch</strong>land des Terai<br />

mit seinem subtropis<strong>ch</strong>em Klima.<br />

Mehr <strong>als</strong> 60 Völker leben in Nepal,<br />

ebenso vielfältig sind die Traditionen<br />

und religösen Bräu<strong>ch</strong>e. Ausgangspunkt<br />

vieler Trekkingrouten ist das<br />

s<strong>ch</strong>ön gelegene Pokhara am Phewa-<br />

See. Die meisten Urlauber zieht es<br />

in die Berge, wo si<strong>ch</strong> fantastis<strong>ch</strong>e<br />

Wanderungen unternehmen lassen.<br />

Dieser Reiseführer bes<strong>ch</strong>reibt alle<br />

Regionen Nep<strong>als</strong>, die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />

Städte und Nationalparks. Zahlrei<strong>ch</strong>e<br />

bekannte und weniger bekannte<br />

Trekkingrouten werden ausführli<strong>ch</strong><br />

vorgestellt.<br />

12. Auflage 2013/2014<br />

260 Seiten, Mit farbigem Bildteil<br />

304 Seiten<br />

720 Seiten<br />

456 Seiten<br />

CHF 42.90<br />

CHF 59.00<br />

CHF 49.90<br />

CHF 29.90<br />

Rotpunktverlag<br />

Knesebeck<br />

Dorling Kindersley<br />

Tres<strong>ch</strong>er<br />

ISBN 978-3-85869-5352<br />

ISBN 978-3-86873-569-7<br />

ISBN 978-3-8310-2313-4<br />

ISBN 978-3-89794-198-4


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf BUCHtipps | 31<br />

Catharina Ingelman-<br />

Sundberg<br />

Wir fangen<br />

gerade erst an<br />

Susan Elizabeth Phillips<br />

Wer Ja sagt,<br />

muss si<strong>ch</strong><br />

wirkli<strong>ch</strong> trauen<br />

Kristin Harmel<br />

Solange am Himmel<br />

Sterne stehen<br />

Astrid Rosenfeld<br />

Elsa ungeheuer<br />

Alles begann mit dem Chor in einem<br />

trostlosen Altersheim. Das Singen<br />

erinnerte Märtha, Snille, Kratze,<br />

Stina und Anna-Greta an bessere<br />

Tage – und daran, dass es im Leben<br />

einst no<strong>ch</strong> so viel <strong>zu</strong> entdecken gab.<br />

Überall ist es besser <strong>als</strong> hier, sagen<br />

si<strong>ch</strong> die fünf Freunde und s<strong>ch</strong>mieden<br />

einen verwegenen Plan: Sie werden<br />

ein Verbre<strong>ch</strong>en begehen, <strong>um</strong> ins<br />

Gefängnis <strong>zu</strong> kommen. Denn dass<br />

es dort besser sein wird, weiss do<strong>ch</strong><br />

jeder. Aber ein Verbre<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong> planen<br />

und dur<strong>ch</strong><strong>zu</strong>führen ist gar ni<strong>ch</strong>t so<br />

einfa<strong>ch</strong> – s<strong>ch</strong>on gar ni<strong>ch</strong>t, wenn man<br />

es eigentli<strong>ch</strong> ehrli<strong>ch</strong> meint.<br />

Eine wunderbare Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te über<br />

eine diebis<strong>ch</strong>e Rentnergang, die na<strong>ch</strong><br />

einem Aufruhr im Altersheim ein<br />

neues Leben beginnt.<br />

Wo ist die Braut? Ausgere<strong>ch</strong>net an<br />

ihrem Ho<strong>ch</strong>zeitstag flü<strong>ch</strong>tet Lucy in<br />

letzter Sekunde und lässt ihren eigentli<strong>ch</strong><br />

so unwiderstehli<strong>ch</strong>en Bräutigam<br />

vor dem Altar stehen. Er – und die<br />

komplette Kleinstadt – bleiben ratlos<br />

<strong>zu</strong>rück. Als Lucy auf einen bedrohli<strong>ch</strong><br />

aussehenden, aber au<strong>ch</strong> sehr<br />

reizvollen Fremden trifft, s<strong>ch</strong>wingt sie<br />

si<strong>ch</strong> spontan auf den Rücksitz seines<br />

Motorrads. Das Ziel: unbekannt! Auf<br />

ihrem wilden Roadtrip versu<strong>ch</strong>t Lucy,<br />

mehr über diesen Mann <strong>zu</strong> erfahren,<br />

der so viel über sie <strong>zu</strong> wissen s<strong>ch</strong>eint,<br />

aber ni<strong>ch</strong>ts über si<strong>ch</strong> selbst preisgeben<br />

will …<br />

Rose McKenna liebt den Abend.<br />

Wenn am Himmel über Cape Cod<br />

an der amerikanis<strong>ch</strong>en Westküste<br />

die ersten Sterne si<strong>ch</strong>tbar werden,<br />

erinnert sie si<strong>ch</strong> – an die Mens<strong>ch</strong>en,<br />

die sie liebte und verlor und von denen<br />

sie nie jemandem erzählte. Do<strong>ch</strong><br />

Rose weiss, dass es bald <strong>zu</strong> spät sein<br />

wird, irgendjemandem irgendetwas<br />

<strong>zu</strong> erzählen – denn sie hat Alzheimer.<br />

Bald wird niemand mehr an das junge<br />

Paar denken, das si<strong>ch</strong> 1942 in Paris<br />

die Liebe verspra<strong>ch</strong>. Als Rose ihre<br />

Enkelin Hope bittet, na<strong>ch</strong> Frankrei<strong>ch</strong><br />

<strong>zu</strong> reisen, ahnt diese ni<strong>ch</strong>ts von der<br />

herzzerreissenden Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, die sie<br />

dort entdecken wird: eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

voller Hoffnung, S<strong>ch</strong>merz und einer<br />

alles überwindenden Liebe.<br />

Lorenz Brauer ist der neue Star der<br />

internationalen Kunstszene. Do<strong>ch</strong><br />

ka<strong>um</strong> einer ahnt, dass hinter seinem<br />

kometenhaften Aufstieg ni<strong>ch</strong>t nur<br />

Talent, sondern der raffinierte Plan<br />

zweier einflussrei<strong>ch</strong>er Frauen steckt.<br />

Karl Brauer, Lorenz’ jüngerer Bruder,<br />

kennt die Hintergründe. Und er weiss<br />

au<strong>ch</strong>, dass die verrätselten Bilder des<br />

aufstrebenden Malers ihren Ursprung<br />

in der Kindheit haben: <strong>als</strong> Lorenz und<br />

Karl ihre Mutter verloren hatten und<br />

Elsa in ihr Leben trat. Elsa mit den<br />

Strei<strong>ch</strong>holzarmen, dem rotzfre<strong>ch</strong>en<br />

Mundwerk, den extravaganten<br />

Kleidern. Das Mäd<strong>ch</strong>en, an das einer<br />

der Brüder sein Herz verlor und der<br />

andere seine Illusionen. Das Mäd<strong>ch</strong>en,<br />

das keiner von beiden vergessen<br />

kann.<br />

416 Seiten<br />

512 Seiten<br />

480 Seiten<br />

288 Seiten<br />

CHF 24.90<br />

CHF 23.90<br />

CHF 15.90<br />

CHF 31.90<br />

FISCHER S<strong>ch</strong>erz<br />

Blanvalet<br />

Blanvalet<br />

Diogenes<br />

ISBN 978-3-651-00060-5<br />

ISBN 978-3-7645-0455-7<br />

ISBN 978-3-442-38121-0<br />

ISBN 978-3-257-06850-4


32 | Kaffeepause <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Die Debatte<br />

Was ma<strong>ch</strong>en Bu<strong>ch</strong>händlerinnen in der Kaffeepause? Sie<br />

plaudern über Bü<strong>ch</strong>er. <strong>Books</strong> hat si<strong>ch</strong> im Café Bagels in<br />

der Filiale Winterthur <strong>zu</strong> den Orell-Füssli-Mitarbeiterinnen<br />

Patrizia Melaugh und Bettina Zeidler gesetzt.<br />

Marius Leutenegger<br />

Erik Brühlmann<br />

Das dritte Li<strong>ch</strong>t<br />

Claire Keegan<br />

96 Seiten<br />

CHF 25.90<br />

Steidl<br />

Dunkle Gewässer<br />

Joe R. Lansdale<br />

320 Seiten<br />

CHF 31.90<br />

Tropen bei Klett-Cotta<br />

In Küstennähe<br />

Joa<strong>ch</strong>im B. S<strong>ch</strong>midt<br />

368 Seiten<br />

CHF 33.90<br />

Landverlag<br />

«<strong>Books</strong>»: Heute beginnen wir mit einem<br />

s<strong>ch</strong>malen Bu<strong>ch</strong>: «Das dritte Li<strong>ch</strong>t» von<br />

Claire Keegan. Du hast es mitgebra<strong>ch</strong>t,<br />

Patrizia. Wor<strong>um</strong> geht’s?<br />

Patrizia Melaugh (PM): Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

spielt im ländli<strong>ch</strong>en Irland. Ein Mäd<strong>ch</strong>en<br />

kommt für ein paar Sommermonate <strong>zu</strong><br />

Pflegeeltern; sie stammt aus einer grossen<br />

Familie, ihre Mutter ist s<strong>ch</strong>on wieder<br />

s<strong>ch</strong>wanger, und der Vater bringt das<br />

Mäd<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong>r Gastfamilie, einem kinderlosen<br />

Paar. Claire Keegan bes<strong>ch</strong>reibt die<br />

Zeit, die das Mäd<strong>ch</strong>en bei den Pflegeeltern<br />

verbringt; alltägli<strong>ch</strong>e Dinge wie das Essen<br />

bei der Ankunft oder der abendli<strong>ch</strong>e Besu<strong>ch</strong><br />

von Freunden sind für das Mäd<strong>ch</strong>en<br />

ungewohnt, und erstm<strong>als</strong> fühlt es si<strong>ch</strong><br />

<strong>um</strong>sorgt. Diese Erwa<strong>ch</strong>senen kümmern<br />

si<strong>ch</strong> <strong>um</strong> das Mäd<strong>ch</strong>en, kaufen ihm neue<br />

Kleider oder führen es au<strong>ch</strong> einmal an der<br />

Hand. Aus Kinderperspektive wird hier<br />

eine ganz einfa<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te erzählt.<br />

Wie endet sie?<br />

Bettina Zeidler (BZ): Das Mäd<strong>ch</strong>en<br />

kommt <strong>zu</strong>rück <strong>zu</strong> ihrer Familie, denn<br />

der Bruder ist <strong>zu</strong>r Welt gekommen. Das<br />

Ende hat mi<strong>ch</strong> tief beeindruckt: wie das<br />

Mäd<strong>ch</strong>en von den leibli<strong>ch</strong>en Eltern lieblos<br />

empfangen wird und dann ihrem Gastvater<br />

na<strong>ch</strong>rennt, <strong>um</strong> ihn no<strong>ch</strong> einmal <strong>zu</strong><br />

<strong>um</strong>armen.<br />

PM: Das Mäd<strong>ch</strong>en hat in den Monaten<br />

bei den Pflegeeltern wi<strong>ch</strong>tige Erfahrungen<br />

gema<strong>ch</strong>t und au<strong>ch</strong> ein Geheimnis<br />

entdeckt. I<strong>ch</strong> fand eindrückli<strong>ch</strong>, wie die<br />

Pflegemutter <strong>zu</strong> Beginn mit dem Problem<br />

des Bettnässens <strong>um</strong>ging – ges<strong>ch</strong>ickt<br />

und unaufgeregt löst sie das Problem.<br />

Claire Keegan zeigt, wie unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />

Familien sein können und dass die eigene<br />

Familie ni<strong>ch</strong>t unbedingt ein Hort von<br />

Geborgenheit und Liebe sein muss. Trotz<br />

seines geringen Umfangs hat «Das dritte<br />

Li<strong>ch</strong>t» eine unheimli<strong>ch</strong> grosse Tiefe.<br />

Wie bist du auf dieses Bu<strong>ch</strong> gestossen?<br />

PM: I<strong>ch</strong> habe ein gewisses Interesse an<br />

iris<strong>ch</strong>er Literatur und entdeckte diese<br />

Neuers<strong>ch</strong>einung in einer Vors<strong>ch</strong>au. Weil<br />

das Bu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal hundert Seiten<br />

<strong>um</strong>fasst, habe i<strong>ch</strong> allerdings erst gezögert,<br />

es in diese Runde ein<strong>zu</strong>bringen ...<br />

BZ: Aber man<strong>ch</strong>mal ist weniger einfa<strong>ch</strong><br />

mehr – und das gilt bei diesem Bu<strong>ch</strong> auf<br />

jeden Fall.<br />

PM: Ja, für mi<strong>ch</strong> ist «Das dritte Li<strong>ch</strong>t»<br />

ein e<strong>ch</strong>tes Juwel, eine perfekte Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />

Dies au<strong>ch</strong> deshalb, weil die<br />

Autorin ni<strong>ch</strong>t alles sagt, sondern vieles<br />

nur andeutet.<br />

BZ: Sie lässt uns Lesenden einen grossen<br />

Spielra<strong>um</strong>. Sie mutet uns <strong>zu</strong>, dass wir das,<br />

was sie s<strong>ch</strong>reibt, s<strong>ch</strong>on ri<strong>ch</strong>tig interpretieren<br />

können. Mir hat au<strong>ch</strong> sehr gefallen,<br />

dass alles sehr authentis<strong>ch</strong> wirkt. Nie hatte<br />

i<strong>ch</strong> das Gefühl, die Autorin übertreibe<br />

oder überzei<strong>ch</strong>ne etwas. Und die Spra<strong>ch</strong>e<br />

hat mi<strong>ch</strong> ebenfalls beeindruckt.<br />

PM: Bei diesem Bu<strong>ch</strong> liegt die S<strong>ch</strong>önheit<br />

in der Einfa<strong>ch</strong>heit. Und in der Präzision:<br />

Oft benötigt Claire Keegan nur einen Satz<br />

– s<strong>ch</strong>on sieht man die Situation vor si<strong>ch</strong>.<br />

Wem könnte dieses Bu<strong>ch</strong> gefallen?<br />

BZ: Allen, die eine berührende Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

su<strong>ch</strong>en. Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist so einfühlsam<br />

ges<strong>ch</strong>rieben.<br />

PM: I<strong>ch</strong> finde, dieses Bu<strong>ch</strong> kann jeder<br />

<strong>lesen</strong>, der si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur für Thriller interessiert.<br />

«Das dritte Li<strong>ch</strong>t» stammt von einer<br />

unbekannten Autorin und ers<strong>ch</strong>eint bei<br />

einem unabhängigen Verlag. Kann so ein<br />

Bu<strong>ch</strong> überhaupt ein Erfolg werden?


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Kaffeepause | 33<br />

PM: Wir ma<strong>ch</strong>en es z<strong>um</strong> Bestseller! I<strong>ch</strong><br />

werde es auf jeden Fall jedem und jeder<br />

ans Herz legen.<br />

BZ: Ja, das ist ein Bu<strong>ch</strong>, das unbedingt<br />

empfohlen werden muss. Und das si<strong>ch</strong>er<br />

sein Publik<strong>um</strong> finden wird. Es gibt z<strong>um</strong><br />

Glück viele Leute, die kürzere Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

mögen.<br />

Das nä<strong>ch</strong>ste Bu<strong>ch</strong>, über das wir spre<strong>ch</strong>en,<br />

ist wesentli<strong>ch</strong> dicker: «Dunkle<br />

Gewässer» von Joe R. Lansdale.<br />

BZ: Dieses Bu<strong>ch</strong> ist ni<strong>ch</strong>t nur bezügli<strong>ch</strong><br />

Umfang ganz anders <strong>als</strong> «Das dritte<br />

Li<strong>ch</strong>t».<br />

Es sieht von aussen aus wie ein<br />

Fantasy-Epos.<br />

BZ: Das ist es aber ni<strong>ch</strong>t.<br />

Was dann?<br />

BZ: Das ist s<strong>ch</strong>wierig <strong>zu</strong> sagen. Es ist<br />

au<strong>ch</strong> kein Thriller und kein Krimi, wie auf<br />

dem Cover angekündigt wird. Im Internet<br />

fand i<strong>ch</strong> den Begriff «Lansdale-Genre»;<br />

der Autor s<strong>ch</strong>reibt offenbar sehr eigen.<br />

Auf einer Fanseite erfuhr i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong>, dass<br />

Lansdale Zombie-Bü<strong>ch</strong>er s<strong>ch</strong>reibt. Z<strong>um</strong><br />

Glück vernahm i<strong>ch</strong> das erst, na<strong>ch</strong>dem<br />

i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>ieden hatte, dieses Bu<strong>ch</strong><br />

hier <strong>zu</strong> <strong>lesen</strong> – denn i<strong>ch</strong> mag es zwar<br />

deftig, aber mit Zombies kann i<strong>ch</strong> gar<br />

ni<strong>ch</strong>ts anfangen. In «Dunkle Gewässer»<br />

kommen sie allerdings au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vor. Die<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te spielt in den 1930er-Jahren in<br />

einer rückständigen Gegend von Osttexas.<br />

Es ist eine düstere Zeit, die von Prohibition,<br />

Depression und Rassismus geprägt<br />

wird. May Lynn, eines der s<strong>ch</strong>önsten<br />

Mäd<strong>ch</strong>en der Gegend, wird von ihrer besten<br />

Freundin Sue Ellen ermordet am Ufer<br />

des River Sabine aufgefunden. Gemeinsam<br />

mit ein paar Freunden bes<strong>ch</strong>liesst<br />

Sue Ellen, die As<strong>ch</strong>e der Freundin na<strong>ch</strong><br />

Hollywood <strong>zu</strong> bringen, denn May Lynn<br />

wollte immer Filmstar werden. Sue Ellen<br />

und ihre Freunde stossen auf Geld, das<br />

May Lynns Bruder bei einem Banküberfall<br />

erbeutete, und ma<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> damit, mit<br />

der As<strong>ch</strong>e von May Lynn und Sue Ellens<br />

tablettensü<strong>ch</strong>tiger Mutter auf den Weg<br />

na<strong>ch</strong> Hollywood – sie fahren auf einem<br />

Boot den River Sabine hinunter. Wegen<br />

der Beute aus dem Banküberfall ist eine<br />

ganze Menge Leute hinter ihnen her: der<br />

Sheriff, die gierige Verwandts<strong>ch</strong>aft und<br />

vor allem der s<strong>ch</strong>warze Kopfgeldjäger<br />

Skunk. Die Reise wird wegen der Verfolger<br />

sehr gefährli<strong>ch</strong> und abenteuerli<strong>ch</strong>, es<br />

passiert dabei ungeheuer viel.<br />

Das ist <strong>als</strong>o so<strong>zu</strong>sagen die Entspre<strong>ch</strong>ung<br />

<strong>zu</strong> einem Road-Movie – ein River-Book?<br />

BZ: Das kann man so sagen. Einige verglei<strong>ch</strong>en<br />

dieses Bu<strong>ch</strong> mit «Huckleberry<br />

Finn», und inhaltli<strong>ch</strong> gibt es tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

gewisse Ähnli<strong>ch</strong>keiten. Aber «Dunkle Gewässer»<br />

ist viel brutaler <strong>als</strong> ein Bu<strong>ch</strong> von<br />

Mark Twain, es ist blutig und derb. Einem<br />

Jugendli<strong>ch</strong>en kann man es jedenfalls<br />

ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> <strong>lesen</strong> geben. Weil i<strong>ch</strong> selber aber<br />

Düsterkeit und Brutalität zwis<strong>ch</strong>en zwei<br />

Bu<strong>ch</strong>deckeln mag, hat mir dieser Roman<br />

sehr gefallen – und au<strong>ch</strong> deshalb, weil er<br />

so abenteuerli<strong>ch</strong> ist und die Figuren so<br />

skurril sind. I<strong>ch</strong> habe <strong>als</strong> Leserin mehrere<br />

Seelen in mir, und hier ist meine S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tplattenseite<br />

gut bedient worden.<br />

Patrizia, du ma<strong>ch</strong>st seit über drei Jahren<br />

bei der Debatte in «<strong>Books</strong>» mit, i<strong>ch</strong> kenne<br />

deinen Ges<strong>ch</strong>mack daher ein wenig<br />

und wage die Behauptung: Lansdale ist<br />

ni<strong>ch</strong>t dein Stil.<br />

PM: Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong> merkte sofort,<br />

dass dies kein Bu<strong>ch</strong> für mi<strong>ch</strong> ist. Ehrli<strong>ch</strong><br />

gesagt gefiel mir an diesem Roman gar<br />

ni<strong>ch</strong>ts, weder der Ton no<strong>ch</strong> die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

no<strong>ch</strong> das Personal. Aber hier geht es wohl<br />

<strong>um</strong> Ges<strong>ch</strong>macksfragen, und i<strong>ch</strong> muss<br />

sagen, dass i<strong>ch</strong> eben au<strong>ch</strong> «Huckleberry<br />

Finn» nie mo<strong>ch</strong>te. I<strong>ch</strong> sehe allerdings,<br />

dass man «Dunkle Gewässer» dur<strong>ch</strong>aus<br />

<strong>als</strong> spannendes Bu<strong>ch</strong> <strong>lesen</strong> kann.<br />

BZ: Mir war klar, dass dieses Bu<strong>ch</strong> polarisiert.<br />

Niemand wird sagen, das finde i<strong>ch</strong><br />

jetzt sosolala. Entweder mag man so etwas<br />

– oder ni<strong>ch</strong>t. Dieses Bu<strong>ch</strong> hat einfa<strong>ch</strong><br />

meine düstere Seite angespro<strong>ch</strong>en. Und<br />

mir gefällt sehr, wie Lansdale s<strong>ch</strong>reibt – er<br />

findet aussergewöhnli<strong>ch</strong>e Wege, einem etwas<br />

näher<strong>zu</strong>bringen, und man kann si<strong>ch</strong><br />

alles hervorragend vorstellen. I<strong>ch</strong> ro<strong>ch</strong><br />

beim Lesen förmli<strong>ch</strong>, wie Skunk stinkt.<br />

Für wen eignet si<strong>ch</strong> denn dieses Bu<strong>ch</strong>?<br />

BZ: I<strong>ch</strong> werde es nur jenen empfehlen, die<br />

i<strong>ch</strong> kenne und bei denen i<strong>ch</strong> weiss, dass<br />

ihnen so etwas gefällt. Man kann si<strong>ch</strong> mit<br />

der Empfehlung dieses Bu<strong>ch</strong>s au<strong>ch</strong> in die<br />

Nesseln setzen, denn es ist s<strong>ch</strong>on sehr<br />

brutal – selbst i<strong>ch</strong> <strong>als</strong> geübte Thriller-<br />

Leserin habe gelegentli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>lucken<br />

müssen. Aber man<strong>ch</strong>e Abenteurer unter<br />

den Lesern werden diesen Roman heiss<br />

und innig lieben.<br />

Kommen wir z<strong>um</strong> dritten Bu<strong>ch</strong>: «In<br />

Küstennähe». Autor ist der S<strong>ch</strong>weizer<br />

Joa<strong>ch</strong>im B. S<strong>ch</strong>midt, der in Island lebt.<br />

Spielt der Roman au<strong>ch</strong> dort?<br />

BZ: Ja. Erzählt wird die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te einer<br />

si<strong>ch</strong> anbahnenden Freunds<strong>ch</strong>aft zwis<strong>ch</strong>en<br />

zwei Männern, die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />

ni<strong>ch</strong>t sein können. Auf der einen Seite<br />

haben wir den 23-jährigen Lárus, auf der<br />

anderen den alten Grímur, einen alten<br />

Patrizia Melaugh, 61, lebt in S<strong>ch</strong>affhausen<br />

und arbeitet in der Abteilung Belletristik<br />

der Filiale Kramhof. Sie mag vor allem<br />

Bü<strong>ch</strong>er aus dem englis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>ra<strong>um</strong>.<br />

Patrizia Melaugh:<br />

«Wir ma<strong>ch</strong>en<br />

dieses Bu<strong>ch</strong> z<strong>um</strong><br />

Bestseller! I<strong>ch</strong> werde<br />

es auf jeden Fall<br />

jedem und jeder<br />

ans Herz legen.»<br />

Bettina Zeidler:<br />

«Ja, das ist ein<br />

Bu<strong>ch</strong>, das unbedingt<br />

empfohlen<br />

werden muss. Und<br />

das si<strong>ch</strong>er sein<br />

Publik<strong>um</strong> finden<br />

wird.»<br />

Bettina Zeidler, 48, lebt in St. Gallen.<br />

Sie arbeitet in der Abteilung Belletristik<br />

der St. Galler Bu<strong>ch</strong>handlung Rösslitor, die<br />

<strong>zu</strong> Orell Füssli gehört. Am liebsten liest sie<br />

skandinavis<strong>ch</strong>e Krimis und Thriller


34 | Kaffeepause <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Patrizia Melaugh: «I<strong>ch</strong> habe au<strong>ch</strong> ‹Huckleberry<br />

Finn› nie gemo<strong>ch</strong>t.»<br />

Mann in jenem Altersheim, in dem Lárus<br />

<strong>als</strong> Gehilfe des Hauswarts arbeitet. Es gibt<br />

zwei Erzählstränge. Der eine handelt vom<br />

Hier und Jetzt und der Begegnung der<br />

beiden Männer, der andere bes<strong>ch</strong>äftigt<br />

si<strong>ch</strong> mit dem Leben von Grímur, den man<br />

den «S<strong>ch</strong>lä<strong>ch</strong>ter» nannte und der immer<br />

ein Einzelgänger war. Die beiden Erzählstränge<br />

laufen immer stärker <strong>zu</strong>sammen<br />

– bis si<strong>ch</strong> das Geheimnis <strong>um</strong> Grímur<br />

lüftet. Es gibt nämli<strong>ch</strong> Gerü<strong>ch</strong>te, er habe<br />

einst seine Halbs<strong>ch</strong>wester <strong>um</strong>gebra<strong>ch</strong>t ...<br />

PM: S<strong>ch</strong>on der Anfang des Bu<strong>ch</strong>s ist<br />

super. Im Zimmer 37a ist der Heizkörper<br />

kaputt, Lárus muss ihn flicken. Er tritt ins<br />

Zimmer und sieht da diesen alten Mann<br />

mehr tot <strong>als</strong> lebendig im Bett liegen. Bald<br />

erfährt Lárus, dass es si<strong>ch</strong> beim Alten <strong>um</strong><br />

Grímur handelt, dem er <strong>als</strong> Kind immer<br />

Strei<strong>ch</strong>e spielte. Er und seine Freunde<br />

hatten früher wahnsinnig Angst vor dem<br />

grimmigen Alten, jetzt liegt dieser Mann<br />

einfa<strong>ch</strong> so da – aber der Junge hat immer<br />

no<strong>ch</strong> Angst. Das ist alles au<strong>ch</strong> sehr witzig<br />

ges<strong>ch</strong>rieben. Lárus ist ein S<strong>ch</strong>litzohr und<br />

vertickt z<strong>um</strong> Beispiel so nebenbei au<strong>ch</strong><br />

no<strong>ch</strong> Drogen. Ganz allmähli<strong>ch</strong> findet eine<br />

Annäherung zwis<strong>ch</strong>en den beiden statt,<br />

die au<strong>ch</strong> von viel gegenseitiger Neugier<br />

genährt wird. S<strong>ch</strong>midt we<strong>ch</strong>selt sehr clever<br />

von einem Erzählstrang z<strong>um</strong> anderen,<br />

verbindet Vergangenheit und Gegenwart,<br />

und das Geheimnis von Grímur interessiert<br />

einen immer mehr.<br />

BZ: Man muss si<strong>ch</strong> vor dem Autor wirkli<strong>ch</strong><br />

verneigen, wie raffiniert er seinen<br />

Roman aufgebaut hat. Bei vielen Details<br />

habe i<strong>ch</strong> erst am Ende gemerkt, wie<br />

ges<strong>ch</strong>ickt alles verwoben ist – und wie<br />

s<strong>ch</strong>lau alles aufgelöst wird. Es gibt für<br />

mi<strong>ch</strong> nur einen negativen Punkt: I<strong>ch</strong> hatte<br />

<strong>zu</strong> Beginn Mühe, in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te rein<strong>zu</strong>kommen.<br />

Aber na<strong>ch</strong> dem ersten Drittel<br />

konnte i<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr weglegen.<br />

PM: Eine besondere Qualität des Romans<br />

ist au<strong>ch</strong>, dass er so h<strong>um</strong>orvoll ist. Der Autor<br />

foutiert si<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Beispiel mit Genuss<br />

<strong>um</strong> politis<strong>ch</strong>e Korrektheit.<br />

BZ: Und er bedient gern auf spieleris<strong>ch</strong>e<br />

Weise die Klis<strong>ch</strong>ees.<br />

Merkt man, dass er S<strong>ch</strong>weizer ist?<br />

PM: I<strong>ch</strong> würde sagen: Das ist ein isländis<strong>ch</strong>er<br />

Roman mit S<strong>ch</strong>weizer Akzent.<br />

Isländis<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en ihn die Themen, die<br />

Atmosphäre, das Eigenbrötleris<strong>ch</strong>e der<br />

Figuren. S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong> finde i<strong>ch</strong> gelegentli<strong>ch</strong><br />

die S<strong>ch</strong>reibe des Autors.<br />

Wem würdet ihr «In Küstennähe»<br />

empfehlen?<br />

PM: I<strong>ch</strong> habe es gerade jemandem nahe<br />

gelegt, der etwas <strong>lesen</strong> wollte, das lei<strong>ch</strong>t<br />

und lustig ist.<br />

BZ: Das ist einfa<strong>ch</strong> ein guter Unterhaltungsroman<br />

in einer guten Spra<strong>ch</strong>e – und<br />

mit super Figuren.<br />

PM: Spannend, unterhaltsam, witzig –<br />

was will man mehr!<br />

«Inspiration ist für<br />

mi<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>lüssel<br />

<strong>zu</strong>r Gestaltung eines<br />

aktiven Lebens.»<br />

«I<strong>ch</strong><br />

«I<strong>ch</strong><br />

mö<strong>ch</strong>te<br />

mö<strong>ch</strong>te<br />

mein<br />

mein Leben<br />

Leben<br />

individuell<br />

individuell<br />

und<br />

und<br />

exklusiv<br />

exklusiv<br />

gestalten.<br />

gestalten.<br />

Deshalb<br />

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habe<br />

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Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf BUCHtipps | 35<br />

Cheryl Strayed<br />

Der grosse Trip<br />

Sabine Ebert<br />

1813 – Kriegsfeuer<br />

August Strindberg<br />

Bis ans offene<br />

Meer<br />

Alice Munro<br />

Zu viel Glück<br />

Cheryl Strayed ist gerade 26 geworden<br />

und hat alles verloren. Mit<br />

Drogen und Männern tröstet sie si<strong>ch</strong><br />

über den Tod ihrer Mutter und das<br />

S<strong>ch</strong>eitern ihrer Ehe hinweg. Als ihr<br />

ein Outdoor-Führer über den Pacific<br />

Crest Trail in die Hände fällt, trifft<br />

sie die folgenrei<strong>ch</strong>ste Ents<strong>ch</strong>eidung<br />

ihres Lebens: über 1000 Meilen <strong>zu</strong><br />

wandern – allein, ohne Erfahrungen<br />

und mit einem Rucksack, den sie<br />

Monster nennt. Klappers<strong>ch</strong>langen und<br />

S<strong>ch</strong>warzbären, Hitze und Strapazen,<br />

Abenteurer und Einsamkeit sind die<br />

Begleiter auf dieser Reise, die sie fast<br />

<strong>um</strong>bringt, stärkt und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> heilt.<br />

Das atemberaubende Abenteuer<br />

einer Selbstfindung – voller Witz und<br />

Intensität und mit einer respektlosen<br />

Heldin, die man einfa<strong>ch</strong> lieben muss.<br />

Frühjahr 1813: Europa stöhnt unter<br />

Napoleons Herrs<strong>ch</strong>aft. Na<strong>ch</strong> der<br />

dramatis<strong>ch</strong>en Niederlage der Grande<br />

Armée in Russland gehen Preussen<br />

und das Zarenrei<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Gegenangriff<br />

über. Im ausgebluteten Sa<strong>ch</strong>sen<br />

müssen Mens<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />

treffen, die ihr Leben unwiderrufli<strong>ch</strong><br />

verändern werden: eine Mutter, die<br />

verzweifelt auf die Rückkehr ihrer<br />

Söhne hofft, ein General, der seinen<br />

Kopf riskiert, damit si<strong>ch</strong> Sa<strong>ch</strong>sen den<br />

Alliierten ans<strong>ch</strong>liesst, eine Gräfin,<br />

die aus Liebe <strong>zu</strong>r Spionin Napoleons<br />

wird, zwei Studenten, die <strong>zu</strong> den<br />

Lützowern wollen, die junge Henriette<br />

auf der Flu<strong>ch</strong>t vor Plünderern.<br />

Die Mens<strong>ch</strong>en ersehnen den Frieden,<br />

während die Herrs<strong>ch</strong>er Europa längst<br />

unter si<strong>ch</strong> aufgeteilt haben und eine<br />

gewaltige S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>t heraufbes<strong>ch</strong>wören.<br />

Das Meer prägt die Bewohner der<br />

S<strong>ch</strong>äreninseln. Strindberg s<strong>ch</strong>ildert<br />

die Insellands<strong>ch</strong>aft oft <strong>als</strong> Idylle, das<br />

bäuerli<strong>ch</strong>e Zusammenleben der S<strong>ch</strong>ärenbewohner<br />

h<strong>um</strong>oristis<strong>ch</strong>. Allerdings<br />

geht es auf den Inseln keineswegs<br />

nur bes<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong> <strong>zu</strong>: In der Abges<strong>ch</strong>iedenheit<br />

wird Neuankömmlingen mit<br />

Misstrauen begegnet, Hierar<strong>ch</strong>ien<br />

werden ausgereizt und harte Konflikte<br />

ausgetragen. Au<strong>ch</strong> für die Befindli<strong>ch</strong>keit<br />

des modernen Mens<strong>ch</strong>en –<br />

zwis<strong>ch</strong>en Tradition, Forts<strong>ch</strong>ritt und<br />

Glaubenskrise – beweist der Di<strong>ch</strong>ter<br />

der Jahrhundertwende ein feines<br />

Gespür.<br />

Die facettenrei<strong>ch</strong>e «Meeresprosa»<br />

August Strindbergs – Erzählungen und<br />

die beiden Romane «Die Hemsöer»<br />

und «Am offenen Meer» – wurde<br />

z<strong>um</strong> 100. Todesjahr erstm<strong>als</strong> in einer<br />

dreibändigen Ausgabe <strong>zu</strong>sammengeführt.<br />

Zu viel oder <strong>zu</strong> wenig: Für das Glück<br />

gibt es kein Mass – nie trifft man es<br />

ri<strong>ch</strong>tig. Alice Munros Heldinnen und<br />

Helden geht es ni<strong>ch</strong>t anders. Sie<br />

haben das Zuviel und Zuwenig erlebt,<br />

sie kennen die Namen der Bä<strong>um</strong>e,<br />

die Last unges<strong>ch</strong>riebener Briefe. Sie<br />

wissen, wie es si<strong>ch</strong> anfühlt, wenn<br />

man den Mann, der die gemeinsamen<br />

Kinder getötet hat, in der<br />

Anstalt besu<strong>ch</strong>t. Alice Munro ist die<br />

Meisterin des Na<strong>ch</strong>halls, der einem<br />

Leben seinen besonderen Klang, seine<br />

Spannung und Vibration gibt, der<br />

unserer Existenz Farbe verleiht. Alice<br />

Munro ma<strong>ch</strong>t ihre Leserinnen und<br />

Leser <strong>zu</strong> Komplizen der s<strong>ch</strong>wierigen<br />

Mission, das Glück <strong>zu</strong> finden. Ni<strong>ch</strong>t<br />

<strong>zu</strong> viel, ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> wenig, sondern das<br />

ideale «genau ri<strong>ch</strong>tig». Und plötzli<strong>ch</strong><br />

verstehen wir unser Leben neu.<br />

448 Seiten<br />

928 Seiten<br />

792 Seiten<br />

368 Seiten<br />

CHF 29.90<br />

CHF 39.90<br />

CHF 99.00<br />

CHF 16.90<br />

Kailash<br />

Knaur<br />

mareverlag<br />

Fis<strong>ch</strong>er<br />

ISBN 978-3-424-63024-4<br />

ISBN 978-3-426-65214-5<br />

ISBN 978-3-86648-151-0<br />

ISBN 978-3-596-18686-0


36 | Fantastis<strong>ch</strong>! <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Fantastis<strong>ch</strong>!<br />

Eine Mitarbeiterin von Orell Füssli präsentiert Neuers<strong>ch</strong>einungen und Geheimtipps aus<br />

dem Fantasy-Genre: Bü<strong>ch</strong>er für alle, die si<strong>ch</strong> gern in fremde Welten entführen lassen.<br />

Marius Leutenegger<br />

«Die drei Titel, die i<strong>ch</strong> heute vorstelle,<br />

haben etwas gemeinsam: Alle sind <strong>zu</strong> Beginn<br />

etwas düster und melan<strong>ch</strong>olis<strong>ch</strong> –<br />

au<strong>ch</strong> wenn dies ni<strong>ch</strong>t alle Bu<strong>ch</strong><strong>um</strong>s<strong>ch</strong>läge<br />

vermuten lassen.<br />

‹Rot wie das Meer› ist bereits ein paar<br />

Monate alt, i<strong>ch</strong> empfehle es aber trotzdem<br />

sehr gern. Die US-amerikanis<strong>ch</strong>e Autorin<br />

Maggie Stiefvater verzei<strong>ch</strong>nete ihre ersten<br />

Erfolge mit Elfenbü<strong>ch</strong>ern, die stark<br />

von iris<strong>ch</strong>en Volksmär<strong>ch</strong>en inspiriert<br />

waren. ‹Ballade› und ‹Lamento› gefielen<br />

mir aber gar ni<strong>ch</strong>t, i<strong>ch</strong> fand die beiden<br />

Bände langatmig und fla<strong>ch</strong>. Dann folgte<br />

die Werwolf-Trilogie ‹Na<strong>ch</strong> dem Sommer›,<br />

für die sie si<strong>ch</strong> offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> von<br />

Stephenie Meyers ‹Twilight› animieren<br />

liess. Den Werwölfen bes<strong>ch</strong>erte der Mond<br />

s<strong>ch</strong>laflose Nä<strong>ch</strong>te, mir die Bü<strong>ch</strong>er. Selten<br />

habe i<strong>ch</strong> mit Figuren in Bü<strong>ch</strong>ern so mitgefiebert<br />

wie mit Grace und Sam aus<br />

‹Na<strong>ch</strong> dem Sommer›.<br />

Diesmal hat Maggie Stiefvater eine ganz<br />

andere Inspirationsquelle gefunden: die<br />

alte iris<strong>ch</strong>e Sage über die ‹Capaill Uisce›.<br />

Dabei handelt es si<strong>ch</strong> <strong>um</strong> riesige und gefährli<strong>ch</strong>e<br />

Wasserpferde, die einmal jährli<strong>ch</strong><br />

mit der Flut aus dem Wasser steigen.<br />

‹Rot wie das Meer› spielt auf der iris<strong>ch</strong>en<br />

Insel Thisby, auf der jährli<strong>ch</strong> das Skorpio-<br />

Rennen stattfindet, ein Wettkampf, bei<br />

dem au<strong>ch</strong> Wasserpferde mitma<strong>ch</strong>en. Bislang<br />

war das Rennen fest in Männerhand<br />

– bis si<strong>ch</strong> die junge Puck Connolly ents<strong>ch</strong>liesst,<br />

mit ihrer kleinen Stute Dove<br />

ebenfalls teil<strong>zu</strong>nehmen. Das führt <strong>zu</strong> roten<br />

Köpfen und heissen Diskussion. Die<br />

zweite Hauptfigur des Bu<strong>ch</strong>s ist Sean<br />

Kendrick. Er pflegt die Pferde, reitet sie<br />

<strong>zu</strong> und besitzt selbst ein Wasserpferd.<br />

Der Roman erzählt drei Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten: jene<br />

von Puck, jene von Sean und die Sage<br />

über die Wasserpferde. An diesen Strängen<br />

s<strong>ch</strong>aukelt si<strong>ch</strong> die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>zu</strong> ihrem<br />

Höhepunkt ho<strong>ch</strong>, dem grossen Rennen.<br />

Und ganz allmähli<strong>ch</strong> entwickelt si<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> eine ungewöhnli<strong>ch</strong>e Liebesges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

zwis<strong>ch</strong>en Sean und Puck.<br />

Viellei<strong>ch</strong>t klingt das alles ein wenig dünn,<br />

aber Maggie Stiefvater s<strong>ch</strong>afft es, eine<br />

enorme Spannung auf<strong>zu</strong>bauen. Beim Lesen<br />

hatte i<strong>ch</strong> das Gefühl, tief in einen Nebel<br />

getau<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> sein, <strong>um</strong> mi<strong>ch</strong> her<strong>um</strong> gab<br />

es ni<strong>ch</strong>ts mehr – diese Stimmung s<strong>ch</strong>lug<br />

mi<strong>ch</strong> völlig in ihren Bann. I<strong>ch</strong> habe aber<br />

gemerkt, dass si<strong>ch</strong> dieses Bu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wie<br />

viele andere Fantasy-Romane von allein<br />

verkauft, sondern dass es empfohlen werden<br />

muss. Also: ‹Rot wie das Meer› eignet<br />

si<strong>ch</strong> für alle, die unergründli<strong>ch</strong>e Liebesges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

mögen. Junge Frauen, die<br />

eine Fantasy-Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te mit Tiefgang su<strong>ch</strong>en,<br />

sind ebenfalls hervorragend bedient<br />

– sowie natürli<strong>ch</strong> alle Fans von Maggie<br />

Stiefvater.<br />

Während ‹Rot wie das Meer› eine abges<strong>ch</strong>lossene<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist, handelt es si<strong>ch</strong><br />

bei meiner nä<strong>ch</strong>sten Empfehlung <strong>um</strong> den<br />

Auftakt <strong>zu</strong> einer Trilogie. ‹Für immer die<br />

Seele› der Kalifornierin Cynthia J. Omo-<br />

Angelina Rubli, 28, ist im Kanton<br />

S<strong>ch</strong>affhausen aufgewa<strong>ch</strong>sen, wohnt in<br />

Da<strong>ch</strong>sen und arbeitet bei Orell Füssli am<br />

Bellevue. «Das erste Ges<strong>ch</strong>enk, an das<br />

i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> erinnern kann, war das Bu<strong>ch</strong><br />

‹Ronja Räuberto<strong>ch</strong>ter›», erzählt sie. «Von<br />

da an wollte i<strong>ch</strong> nur no<strong>ch</strong> <strong>lesen</strong>. In der<br />

Oberstufe ma<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> mehrere S<strong>ch</strong>nupperlehren,<br />

aber i<strong>ch</strong> spürte stets: I<strong>ch</strong> will<br />

Bu<strong>ch</strong>händlerin werden.» In der Filiale<br />

am Bellevue arbeitete Angelina <strong>zu</strong>erst<br />

in der Reisebu<strong>ch</strong>-Abteilung, aber «dann<br />

willst du nur immer in die Ferien». Ihr<br />

Tra<strong>um</strong> sei ein We<strong>ch</strong>sel in die Kinder- und<br />

Jugendbu<strong>ch</strong>abteilung gewesen, weil «i<strong>ch</strong><br />

das den spannendsten Berei<strong>ch</strong> finde – er<br />

ist extrem vielseitig, jeden Monat gibt es<br />

neue Strömungen». Der Tra<strong>um</strong> ging mittlerweile<br />

in Erfüllung. Heute liest Angelina<br />

etwa drei bis vier Bü<strong>ch</strong>er pro Wo<strong>ch</strong>e.<br />

Eigentümli<strong>ch</strong>erweise beginnt sie dabei<br />

meistens mit dem S<strong>ch</strong>luss. «I<strong>ch</strong> weiss au<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t weshalb, aber i<strong>ch</strong> lese <strong>zu</strong>erst immer<br />

die letzten Seiten – und s<strong>ch</strong>aue dann,<br />

wie die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>zu</strong> diesem S<strong>ch</strong>luss<br />

hingeführt wird.»


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Fantastis<strong>ch</strong>! | 37<br />

lolu erzählt die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der 16-jährigen<br />

Cole, die immer wieder Visionen hat.<br />

Plötzli<strong>ch</strong> sieht sie si<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Beispiel auf<br />

einem S<strong>ch</strong>afott stehen. Man liest, wie sie<br />

si<strong>ch</strong> in diesem Moment fühlt, was z<strong>um</strong><br />

Todesurteil geführt hat – und zack ist<br />

man wieder <strong>zu</strong>rück in der Gegenwart. So<br />

geht es hin und her. Zu Beginn spielen die<br />

Visionen von Cole immer in der frühen<br />

Neuzeit, später werden au<strong>ch</strong> Ereignisse<br />

aus den 1920er-Jahren bes<strong>ch</strong>rieben. Cole<br />

ma<strong>ch</strong>en ihre Visionen grosse Sorgen, sie<br />

hat Angst, sie sei plemplem, und sie vertraut<br />

si<strong>ch</strong> niemandem an. Na<strong>ch</strong>dem sie<br />

wegen einer Vision im Tower von London<br />

ohnmä<strong>ch</strong>tig geworden ist, wa<strong>ch</strong>t sie in<br />

den Armen des jungen Griffon auf. Sofort<br />

hat sie das Gefühl, diesen gutaussehenden<br />

jungen Mann s<strong>ch</strong>on lange <strong>zu</strong> kennen.<br />

Griffon erklärt Cole, dass sie eine her<strong>um</strong>wandernde<br />

Seele sei, die immer wieder<br />

neue Existenzen dur<strong>ch</strong>lebe. Darüber hinaus<br />

erfährt Cole, dass es viele wie sie gibt<br />

– und dass sie eine Aufgabe <strong>zu</strong> erfüllen<br />

hat. Irgendwo in Zeit und Ra<strong>um</strong> ist da<br />

aber au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> eine böse Feindin, die sie<br />

seit jeher verni<strong>ch</strong>ten mö<strong>ch</strong>te.<br />

S<strong>ch</strong>on diese kurze Zusammenfassung<br />

zeigt: ‹Für immer die Seele› ist extrem<br />

fantasievoll. I<strong>ch</strong> las das Bu<strong>ch</strong>, weil der<br />

Klappentext mein Interesse weckte. Da<br />

i<strong>ch</strong> historis<strong>ch</strong>e Romane liebe, gefiel mir<br />

der Auftakt im 16. Jahrhundert ganz besonders<br />

– und i<strong>ch</strong> war s<strong>ch</strong>on etwas enttäus<strong>ch</strong>t,<br />

<strong>als</strong> das Bu<strong>ch</strong> dann plötzli<strong>ch</strong> im<br />

Hier und Jetzt spielte. Aber dann zog es<br />

mi<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> immer tiefer in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

hinein, denn i<strong>ch</strong> wollte wissen, was es<br />

mit diesen Seelenwanderungen auf si<strong>ch</strong><br />

hat und wie die einzelnen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

aus der Vergangenheit weitergehen. Cynthia<br />

J. Omololu hat die Fähigkeit, immer<br />

dann eine Episode <strong>zu</strong> verlassen, wenn es<br />

am spannendsten ist – so liest man immer<br />

weiter. I<strong>ch</strong> bin jedenfalls sehr gespannt,<br />

wie die Trilogie weitergeht. Dieses<br />

Bu<strong>ch</strong> eignet si<strong>ch</strong> für alle, die<br />

historis<strong>ch</strong>e Romane mögen, aber au<strong>ch</strong><br />

ganz besonders für die Leserinnen und<br />

Leser von ‹Liebe geht dur<strong>ch</strong> alle Zeiten›.<br />

Au<strong>ch</strong> das dritte Bu<strong>ch</strong>, das i<strong>ch</strong> hier vorstelle,<br />

spielt grösstenteils ins England. Und<br />

au<strong>ch</strong> wenn seine Autorin Deuts<strong>ch</strong>e ist,<br />

hat es einen sehr englis<strong>ch</strong>en Anklang.<br />

Kein Wunder: Alexandra Pilz ist am glei<strong>ch</strong>en<br />

Tag wie Jane Austen geboren und<br />

liebt deren Werke. Hauptfigur von ‹Zurück<br />

na<strong>ch</strong> Hollyhill› ist Emily; ihre Eltern<br />

kamen vor längerer Zeit bei einem Autounfall<br />

<strong>um</strong>s Leben. An ihrem 17. Geburtstag<br />

erhält Emily von ihrer Grossmutter,<br />

bei der sie aufwä<strong>ch</strong>st, einen Brief, den ihr<br />

einst ihre Mutter s<strong>ch</strong>rieb. Darin fordert<br />

die Mutter sie auf, na<strong>ch</strong> Hollyhill <strong>zu</strong> gehen<br />

und dort ihre Vergangenheit kennen<strong>zu</strong>lernen.<br />

Einst lebte nämli<strong>ch</strong> ihre Mutter<br />

dort, do<strong>ch</strong> sie verliess das Dorf, weil sie<br />

si<strong>ch</strong> in Emilys Vater verliebt und dieser<br />

ni<strong>ch</strong>t dem Dorf angehört hatte.<br />

Do<strong>ch</strong> Hollyhill findet man auf keiner Karte.<br />

Emily ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> auf den Weg von<br />

Deuts<strong>ch</strong>land na<strong>ch</strong> England und landet in<br />

einer verregneten Jane-Austen-Gegend,<br />

einem Moorgebiet irgendwo im grausten<br />

Gebiet Englands. Dort wird sie, verzweifelt<br />

wie sie ist, von Matt aufgegabelt. Und<br />

dieser attraktive Junge behauptet do<strong>ch</strong><br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> wissen, wo Hollyhill ist.<br />

Emily steigt in seinen Jeep, mit der er sie<br />

na<strong>ch</strong> Hollyhill bringen will, und s<strong>ch</strong>läft<br />

ein. Als sie erwa<strong>ch</strong>t, ist alles anders. Und<br />

Emily erfährt: Hollyhill ist ein Dorf, das<br />

in der Zeit reist. Es ist immer dort, wo jemand<br />

Hilfe brau<strong>ch</strong>t. Das gilt au<strong>ch</strong> im Fall<br />

von Emily. Im Jahr 1980 ges<strong>ch</strong>ehen grausame<br />

Mäd<strong>ch</strong>enmorde, und Emily, die inzwis<strong>ch</strong>en<br />

mit dem Dorf in eben jenes Jahr<br />

gereist ist, gerät selbst ins Visier des Mörders.<br />

Die Idee hinter diesem Plot ist so cool! Am<br />

meisten Spass ma<strong>ch</strong>ten mir die Bes<strong>ch</strong>reibungen<br />

der 1980er-Jahre. Emily erlebt,<br />

wie Lady Di heiratet, und sie kann si<strong>ch</strong><br />

nur wundern über die dam<strong>als</strong> aktuelle<br />

Mode. Aber lustige Passagen sind in diesem<br />

Bu<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> eher die Ausnahme,<br />

au<strong>ch</strong> hier dominiert eine düstere, fast<br />

traurige Stimmung. Das Bu<strong>ch</strong> eignet si<strong>ch</strong><br />

für alle, die genau das mögen: Romane,<br />

die sehr abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong> sind und<br />

ganz unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Stimmungen erzeugen.<br />

I<strong>ch</strong> zähle mi<strong>ch</strong> selber <strong>zu</strong> dieser<br />

Gruppe, und deshalb hoffe i<strong>ch</strong>, dass Alexandra<br />

Pilz ihre Idee vom zeitreisenden<br />

Dorf no<strong>ch</strong> für weitere Bü<strong>ch</strong>er nutzt.»<br />

Rot wie das Meer<br />

Maggie Stiefvater<br />

430 Seiten<br />

CHF 29.90<br />

script5<br />

Für immer die Seele<br />

Cynthia J. Omololu<br />

381 Seiten<br />

CHF 27.90<br />

Dressler<br />

Zurück na<strong>ch</strong> Hollyhill<br />

Alexandra Pilz<br />

348 Seiten<br />

CHF 26.90<br />

Heyne


38 | Fantastis<strong>ch</strong>! <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Junge Mitarbeitende von Orell Füssli<br />

geben weitere Tipps:<br />

Tim Lenny George,<br />

18, absolviert<br />

im Kramhof in Züri<strong>ch</strong><br />

das dritte und<br />

letzte Jahr seiner<br />

Bu<strong>ch</strong>händler-Lehre.<br />

Er lebt in einem<br />

Dorf ausserhalb<br />

von Bern und<br />

brau<strong>ch</strong>t tägli<strong>ch</strong><br />

vier Stunden, <strong>um</strong> morgens <strong>zu</strong>r Arbeit und<br />

dana<strong>ch</strong> wieder na<strong>ch</strong> Hause <strong>zu</strong> gelangen.<br />

«Den weiten Weg nehme i<strong>ch</strong> aber gern auf<br />

mi<strong>ch</strong>», sagt er. «Denn die Zeit im Zug kann<br />

i<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Lesen nutzen.» Sein Tipp: «Departement<br />

19 – Die Wiederkehr» von<br />

Will Hunt. «Fantasy-Reihen finde i<strong>ch</strong><br />

grundsätzli<strong>ch</strong> toll. Es gibt jedo<strong>ch</strong> in vielen<br />

Fällen einen Makel: Je mehr Bände eine<br />

Reihe <strong>um</strong>fasst, desto langweiliger und<br />

pl<strong>um</strong>per wird sie. Ni<strong>ch</strong>t so die Reihe ‹Department<br />

19› von Will Hill. S<strong>ch</strong>on der erste<br />

Band, den i<strong>ch</strong> bereits in ‹<strong>Books</strong>› empfahl,<br />

begeisterte mi<strong>ch</strong>. Jetzt knüpft Hill mit einer<br />

Fortset<strong>zu</strong>ng gekonnt daran an. Graf<br />

Dracula wurde von seinem treuen Anhänger<br />

Valeri, dem ältesten der Gebrüder Rusmanov,<br />

wieder z<strong>um</strong> Leben erweckt. Der<br />

grösste Alptra<strong>um</strong> des Departments 19<br />

wird damit Wirkli<strong>ch</strong>keit. Do<strong>ch</strong> Draculas<br />

Gegnern bleibt no<strong>ch</strong> etwas Zeit, denn der<br />

Vampir muss erst wieder seine ursprüngli<strong>ch</strong>en<br />

Kräfte <strong>zu</strong>rückerlangen. Bis <strong>zu</strong>r<br />

Stunde Null dauert es no<strong>ch</strong> genau vier Monate<br />

– dann kann Dracula ni<strong>ch</strong>ts mehr aufhalten<br />

... ‹Department 19 – Die Wiederkehr›<br />

ist, wie s<strong>ch</strong>on sein Vorgänger, ein<br />

spannungsgeladener und mit rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

Knalleffekten ausgestatter Fantasy-Kra<strong>ch</strong>er,<br />

der einem das Herz s<strong>ch</strong>neller pulsieren<br />

lässt.»<br />

Manuela Bigler,<br />

25, arbeitet in der<br />

Kinder- und Jugendbu<strong>ch</strong>abteilung<br />

von Orell<br />

Füssli im Berner<br />

Einkaufszentr<strong>um</strong><br />

Westside. «Das Lesen<br />

hat mi<strong>ch</strong> von<br />

Kind auf begleitet»,<br />

sagt sie, «deshalb wollte i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> berufli<strong>ch</strong><br />

mit Bü<strong>ch</strong>ern <strong>zu</strong> tun haben.» Am<br />

liebsten mag sie Fantasy-Romane. «Bei<br />

diesem Genre kann i<strong>ch</strong> am besten abs<strong>ch</strong>alten»,<br />

sagt die Bernerin. «I<strong>ch</strong> lese ni<strong>ch</strong>t so<br />

gern Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten, die <strong>zu</strong> nahe an der Realität<br />

sind, denn Lesen soll ja au<strong>ch</strong> einen<br />

Ausglei<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Alltag bieten.» Ihr Tipp:<br />

«Incarceron» von Catherine Fisher.<br />

«Claudia, die To<strong>ch</strong>ter des Wä<strong>ch</strong>ters von Incarceron,<br />

weiss ni<strong>ch</strong>t viel über dieses ‹Paradies›,<br />

das vor Jahrhunderten ges<strong>ch</strong>affen<br />

wurde. Denn keiner kommt mehr hinein,<br />

keiner hinaus. Incarceron ist ein Gefängnis;<br />

es beoba<strong>ch</strong>tet seine Insassen, es reagiert<br />

auf sie und denkt. Claudia will mehr<br />

herausfinden, bri<strong>ch</strong>t in das Arbeitszimmer<br />

ihres Vaters ein – und findet einen kristallenen<br />

S<strong>ch</strong>lüssel. Er könnte Finn helfen,<br />

endli<strong>ch</strong> aus Incarceron <strong>zu</strong> fliehen, wenn<br />

Claudia ihn dabei unterstützt ... Die Idee <strong>zu</strong><br />

dieser Reihe ist völlig neu. Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

spielt in der Zukunft, aber jegli<strong>ch</strong>er Wandel<br />

ist verboten – die Mens<strong>ch</strong>en müssen wie im<br />

17. Jahrhundert leben. Erzählt wird die<br />

Story abwe<strong>ch</strong>selnd aus der Si<strong>ch</strong>t von Claudia<br />

und Finn. Erst na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> kann<br />

man alles <strong>zu</strong>sammensetzen. Und das tut<br />

man sehr gern – denn die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist<br />

äusserst spannend, die Figuren sind interessant<br />

und die Wendungen überras<strong>ch</strong>end.»<br />

Marino Castelli,<br />

28, wohnt in Ruswil<br />

und arbeitet<br />

bei Orell Füssli am<br />

Bellevue. Bu<strong>ch</strong>händler<br />

wurde er,<br />

weil «i<strong>ch</strong> ein leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />

Leser bin und<br />

mein Hobby z<strong>um</strong><br />

Beruf ma<strong>ch</strong>en wollte». An seiner Tätigkeit<br />

s<strong>ch</strong>ätzt er vor allem, dass er immer neue<br />

Bü<strong>ch</strong>er entdecken kann – au<strong>ch</strong> dank der<br />

Kunden, die etwas Bestimmtes su<strong>ch</strong>en.<br />

Marino liest querbeet, vor allem Krimis<br />

und Fantasy-Romane. Sein Tipp: «Return<br />

Man» von V.M. Zito. «Horden von Untoten<br />

haben die USA überrollt. Das Land ist aufgeteilt<br />

in den Osten, wo si<strong>ch</strong> die letzten lebenden<br />

Mens<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>anzt haben, und<br />

in den Westen, wo Zombies Mens<strong>ch</strong>en jagen.<br />

Nur ein Mann wagt es no<strong>ch</strong>, in die<br />

verseu<strong>ch</strong>ten Gebiete <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>kehren, <strong>um</strong><br />

im Auftrag der Lebenden deren untoten<br />

Verwandten die letzte Gnade <strong>zu</strong> erweisen<br />

und Spezialeinsätze aus<strong>zu</strong>führen: Henry<br />

Marco ... Zombiebü<strong>ch</strong>er sind im Moment<br />

re<strong>ch</strong>t in – und sie werden wohl eine no<strong>ch</strong><br />

grössere Lesergemeinde bekommen, wenn<br />

im Juni ‹World War Z› von Marc Foster mit<br />

Brad Pitt in die Kinos kommt. Dieses Bu<strong>ch</strong><br />

hier hat mir sehr gut gefallen, denn es hält,<br />

was man si<strong>ch</strong> von einem Roman dieses<br />

Genres verspri<strong>ch</strong>t, es ist spannend und hat<br />

eine düstere und beklemmende Atmosphäre.<br />

Als Leser sitzt man förmli<strong>ch</strong> auf Kohlen,<br />

weil man weiss, dass überall Gefahr lauert<br />

– trotzdem ist man überras<strong>ch</strong>t, wenn das<br />

Unglück dann tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> <strong>zu</strong>s<strong>ch</strong>lägt. Die<br />

Hauptperson wirkt <strong>zu</strong> Beginn kühl und gefühllos,<br />

bekommt aber von Kapitel <strong>zu</strong> Kapitel<br />

mehr Seele. I<strong>ch</strong> empfehle das Bu<strong>ch</strong><br />

besonders allen Fans der weltweit erfolgrei<strong>ch</strong>en<br />

Kultserie ‹Walking Dead›.»<br />

Departement 19 –<br />

Die Wiederkehr<br />

Will Hill<br />

688 Seiten<br />

CHF 27.90<br />

Lübbe<br />

Incarceron –<br />

Fliehen heisst sterben<br />

Catherine Fisher<br />

475 Seiten<br />

CHF 29.90<br />

Penhaligon<br />

Return Man<br />

V.M. Zito<br />

541 Seiten<br />

CHF 14.90<br />

Heyne


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf BUCHtipps | 39<br />

Koethi Zan<br />

Dana<strong>ch</strong><br />

Tania Carver<br />

Stirb, mein<br />

Prinz<br />

Robert Harris<br />

Angst<br />

Tess Gerritsen<br />

Abendruh<br />

Sarah Farber hat drei lange, grausame<br />

Jahre in einem Kellerverlies überlebt.<br />

Zehn Jahre ist das her, aber Sarah<br />

kann die Dunkelheit, die Kälte, die<br />

Verzweiflung, die Panik ni<strong>ch</strong>t vergessen.<br />

Und sie weiss no<strong>ch</strong> immer ni<strong>ch</strong>t,<br />

was dam<strong>als</strong> mit ihrer besten Freundin<br />

Jennifer ges<strong>ch</strong>ah. Jetzt kann sie ni<strong>ch</strong>t<br />

länger vor der Vergangenheit davonlaufen.<br />

Ihr Peiniger soll auf Bewährung<br />

freikommen, und sie ist die einzige,<br />

die das verhindern kann – aber nur,<br />

wenn sie si<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>limmsten stellt,<br />

das sie si<strong>ch</strong> vorstellen kann: der<br />

Wahrheit.<br />

Koethi Zans Kunst ist es, das Grauen<br />

<strong>als</strong> Kino im Kopf erfahrbar <strong>zu</strong><br />

ma<strong>ch</strong>en: Sarahs Martyri<strong>um</strong> wird z<strong>um</strong><br />

eigenen Martyri<strong>um</strong>, <strong>zu</strong> einer Qual, die<br />

das Vorstellbare übersteigt.<br />

Ein altes Haus soll abgerissen werden.<br />

Da entdecken die Arbeiter etwas<br />

Grauenhaftes im Keller: einen Käfig<br />

aus Mens<strong>ch</strong>enkno<strong>ch</strong>en. Und darin ein<br />

verwahrlostes Kind. Wer ist dieser<br />

Junge? Wer hat ihm das angetan? Mit<br />

ihren Ermittlungen stören Kommissar<br />

Phil Brennan und Profilerin Marina<br />

Esposito einen kaltblütigen Mens<strong>ch</strong>ensammler,<br />

der seit über 30 Jahren<br />

einem grausamen Ritual folgt. Do<strong>ch</strong><br />

dieser Killer duldet keine Einmis<strong>ch</strong>ung.<br />

Er will den Jungen <strong>zu</strong>rück. Und der<br />

Kno<strong>ch</strong>enkäfig enthält no<strong>ch</strong> weitere<br />

Überras<strong>ch</strong>ungen – Geheimnisse, die<br />

Brennan und den Killer miteinander in<br />

Verbindung bringen. Die Zeit drängt,<br />

und niemand weiss, dass si<strong>ch</strong> der<br />

Killer vor aller Augen verbirgt ...<br />

Der amerikanis<strong>ch</strong>e Physiker<br />

Alexander Hoffmann war lange im<br />

Europäis<strong>ch</strong>en Kernfors<strong>ch</strong>ungszentr<strong>um</strong><br />

CERN mit dem Aufbau des neuen<br />

Teil<strong>ch</strong>enbes<strong>ch</strong>leunigers bes<strong>ch</strong>äftigt.<br />

Zusammen mit seinem Partner, einem<br />

Investmentbanker, betreibt er nun<br />

einen äusserst lukrativen Hedgefonds.<br />

Hoffmann hat eine revolutionäre<br />

Form des algorithmis<strong>ch</strong>en Aktienhandels<br />

entwickelt: Künstli<strong>ch</strong>e Intelligenz<br />

und Angstparameter werden <strong>zu</strong> einer<br />

ho<strong>ch</strong>geheimen Software verknüpft,<br />

die mit gerade<strong>zu</strong> unheimli<strong>ch</strong>er Präzision<br />

die Bewegungen der Finanzmärkte<br />

voraussagen kann. Eines Na<strong>ch</strong>ts überwindet<br />

ein Einbre<strong>ch</strong>er die Si<strong>ch</strong>erheitsanlagen<br />

von Hoffmanns Anwesen. Ein<br />

albtra<strong>um</strong>hafter Tag voller Paranoia<br />

und Gewalt beginnt.<br />

Sie sind die einzigen Überlebenden<br />

von s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>en Familientragödien.<br />

Erst wurden ihre Eltern<br />

brutal ermordet, dann au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> die<br />

Pflegefamilien. In «Abendruh», einem<br />

Internat in der Abges<strong>ch</strong>iedenheit des<br />

amerikanis<strong>ch</strong>en Bundesstaats Maine,<br />

sollen drei Jugendli<strong>ch</strong>e ihre Si<strong>ch</strong>erheit<br />

wiedergewinnen und in ein normales<br />

Leben <strong>zu</strong>rückfinden. Do<strong>ch</strong> obwohl die<br />

S<strong>ch</strong>ule na<strong>ch</strong> aussen hin abgesi<strong>ch</strong>ert ist,<br />

kommt es <strong>zu</strong> hö<strong>ch</strong>st beunruhigenden<br />

Vorfällen. Plötzli<strong>ch</strong> bangen die drei<br />

Jugendli<strong>ch</strong>en <strong>um</strong> ihr Leben. Maura<br />

Isles, die eine persönli<strong>ch</strong>e Verbindung<br />

<strong>zu</strong> «Abendruh» hat, ist vor Ort, <strong>als</strong><br />

die Situation endgültig eskaliert.<br />

Der bislang bedrohli<strong>ch</strong>ste Fall für Jane<br />

Rizzoli und Maura Isles!<br />

448 Seiten<br />

576 Seiten<br />

384 Seiten<br />

416 Seiten<br />

CHF 24.90<br />

CHF 24.90<br />

CHF 15.90<br />

CHF 29.90<br />

FISCHER S<strong>ch</strong>erz<br />

List<br />

Heyne<br />

Limes<br />

ISBN 978-3-651-00045-2<br />

ISBN 978-3-471-35078-2<br />

ISBN 978-3-453-43713-5<br />

ISBN 978-3-8090-2578-8


40 | im s<strong>ch</strong>aufenster <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Lügen ist<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

Mit «Das Vers<strong>ch</strong>wiegene» liefert die norwegis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>riftstellerin und<br />

Journalistin Linn Ullmann einen ungewöhnli<strong>ch</strong>en Roman ab, der das<br />

Publik<strong>um</strong> in die alltägli<strong>ch</strong>en Untiefen des Mens<strong>ch</strong>seins führt.<br />

Erik Brühlmann<br />

Viel mehr <strong>als</strong> die<br />

To<strong>ch</strong>ter<br />

ml. Viele Söhne und Tö<strong>ch</strong>ter verweigern<br />

si<strong>ch</strong> oft dem Berei<strong>ch</strong>, in dem die prominenten<br />

Eltern tätig sind – und werden<br />

z<strong>um</strong> Beispiel lieber Wissens<strong>ch</strong>aftler <strong>als</strong><br />

Politiker, lieber Lehrer <strong>als</strong> S<strong>ch</strong>auspieler.<br />

Man<strong>ch</strong>e haben si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> im glei<strong>ch</strong>en<br />

Gebiet versu<strong>ch</strong>t. Eines der spannendsten<br />

Beispiele dafür ist Franz Xaver Wolfgang<br />

Mozart, das jüngste Kind von Wolfgang<br />

Amadeus. Seine Mutter Constanze hatte<br />

ihn s<strong>ch</strong>on früh z<strong>um</strong> Musiker bestimmt.<br />

Der Bub erhielt Unterri<strong>ch</strong>t von den<br />

bekanntesten Lehrern in Wien und galt <strong>als</strong><br />

überaus talentiert. Er wurde dann au<strong>ch</strong><br />

Musiklehrer und Komponist in Lemberg,<br />

unternahm ausgedehnte Konzertreisen<br />

dur<strong>ch</strong> ganz Europa und s<strong>ch</strong>uf einige<br />

bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Werke. Do<strong>ch</strong> er blieb stets<br />

nur «der Sohn» – ein Umstand, der ihn<br />

vor allem im späteren Leben immer mehr<br />

ärgerte. Franz Grillparzer di<strong>ch</strong>tete für den<br />

Na<strong>ch</strong>ruf des berühmten Mannes:<br />

Drei junge Burs<strong>ch</strong>en wollen im Wald bei<br />

Mailund, in der Nähe von Oslo, einen<br />

S<strong>ch</strong>atz bergen, den sie vor einiger Zeit vergraben<br />

hatten. Stattdessen buddeln sie<br />

eine Lei<strong>ch</strong>e aus: Mille, ein Mäd<strong>ch</strong>en, das<br />

zwei Jahre <strong>zu</strong>vor spurlos vers<strong>ch</strong>wunden<br />

war. Der Anfang von «Das Vers<strong>ch</strong>wiegene»<br />

der norwegis<strong>ch</strong>en Autorin Linn Ullmann<br />

würde jedem Krimi gut <strong>zu</strong> Gesi<strong>ch</strong>t stehen.<br />

Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in jedem Bu<strong>ch</strong>, in dem eine<br />

Lei<strong>ch</strong>e auftau<strong>ch</strong>t, steckt au<strong>ch</strong> ein Kriminalroman<br />

drin. Vielmehr bereitet die To<strong>ch</strong>ter<br />

der S<strong>ch</strong>auspielerin Liv Ullmann und des<br />

Regisseurs Ingmar Bergmann mit dem Lei<strong>ch</strong>enfund<br />

den Tis<strong>ch</strong> für eine Mis<strong>ch</strong>ung aus<br />

einem Psy<strong>ch</strong>ogramm des all<strong>zu</strong> Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

und der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te einer ni<strong>ch</strong>t perfekten<br />

Familie.<br />

Eigentli<strong>ch</strong> ist alles anders<br />

«I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>reibe über Dinge, vor denen i<strong>ch</strong><br />

Angst habe», sagte Linn Ullmann einmal in<br />

einem Interview. «Und i<strong>ch</strong> habe Angst davor,<br />

angelogen <strong>zu</strong> werden – und es ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong><br />

bemerken.» Die Lüge steht in all ihren Varianten<br />

denn au<strong>ch</strong> im Zentr<strong>um</strong> von «Das<br />

Vers<strong>ch</strong>wiegene»: Notlügen, Selbstbetrug,<br />

Dinge, die ni<strong>ch</strong>t gesagt werden oder auf<br />

den ersten Blick anders s<strong>ch</strong>einen, <strong>als</strong> sie<br />

sind. Da wäre z<strong>um</strong> Beispiel Jon, der Vater,<br />

ein S<strong>ch</strong>riftsteller, der s<strong>ch</strong>on seit Jahren unter<br />

einer S<strong>ch</strong>reibblockade leidet. Er belügt<br />

si<strong>ch</strong> selbst, indem er si<strong>ch</strong> ständig einredet,<br />

dass der lang erwartete dritte Teil seiner<br />

Trilogie bald fertig sein wird. Es ist nur<br />

eine Frage der Zeit, der Umgebung, der<br />

Eingebung, der Organisation seiner Noti-<br />

Begabt, <strong>um</strong> höher auf<strong>zu</strong>ragen,<br />

Hielt ein Gedanke deinen Flug;<br />

«Was würde wohl mein Vater sagen?»<br />

War di<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> hemmen s<strong>ch</strong>on genug.<br />

Au<strong>ch</strong> Linn Ullmann ist die To<strong>ch</strong>ter<br />

berühmter Eltern: Ihre Mutter ist die<br />

norwegis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>auspielerin Liv Ullmann;<br />

diese wurde vor allem dur<strong>ch</strong> ihre Mitwirkung<br />

in Filmen von Ingmar Bergman, des<br />

bedeutendsten skandinavis<strong>ch</strong>en Regisseurs,<br />

berühmt. 1997 wurde Bergman bei den<br />

Filmfestspielen in Cannes <strong>als</strong> «Bester Filmregisseur<br />

aller Zeiten» geehrt. Au<strong>ch</strong> wenn<br />

man sol<strong>ch</strong>e Superlative ni<strong>ch</strong>t mag, gibt es<br />

ni<strong>ch</strong>ts daran <strong>zu</strong> rütteln, dass Bergman die<br />

Filmges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te geprägt hat – mit Dramen<br />

wie «Wilde Erdbeeren», «Szenen einer<br />

Ehe» oder «Herbstsonate». Bergman und<br />

Liv Ullmann führten fünf Jahre lang eine<br />

Beziehung, der die 1966 geborene Linn<br />

entsprang.<br />

Das Mäd<strong>ch</strong>en wu<strong>ch</strong>s in Europa und in den<br />

USA auf, später studierte Linn Ullmann<br />

Literatur in New York. Sie foutierte<br />

si<strong>ch</strong> <strong>um</strong> die s<strong>ch</strong>were Hypothek, die ihre<br />

Abstammung mit si<strong>ch</strong> bra<strong>ch</strong>te, und wagte<br />

si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on früh in die Welt der Kunst;<br />

s<strong>ch</strong>on mit fünf Jahren wirkte sie neben<br />

ihrer Mutter in einem Film mit, sie wurde<br />

Kulturjournalistin und veröffentli<strong>ch</strong>te 1998<br />

ihren ersten Roman. Die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass<br />

sie so berühmte Eltern hat, nimmt sie so<br />

locker, wie das nur mögli<strong>ch</strong> ist – was ihr<br />

viel Respekt eingebra<strong>ch</strong>t hat. «Offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

gibt es einen Einfluss der Eltern auf<br />

mi<strong>ch</strong>», sagte sie in einem Interview, «aber<br />

i<strong>ch</strong> weiss ni<strong>ch</strong>t, auf wel<strong>ch</strong>e Weise und in<br />

wel<strong>ch</strong>em Mass. Meine Eltern sind beide<br />

grosse Erzähler.»<br />

Das ist sie selber au<strong>ch</strong> – <strong>als</strong> S<strong>ch</strong>riftstellerin<br />

steht Linn Ullmann auf eigenen Beinen.<br />

Ihre Romane und Novellen werden<br />

mittlerweile in 15 Spra<strong>ch</strong>en übersetzt;<br />

auf Deuts<strong>ch</strong> ist z<strong>um</strong> Beispiel au<strong>ch</strong> «Die<br />

Lügnerin» erhältli<strong>ch</strong> – ebenfalls ein Bu<strong>ch</strong><br />

mit bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>em Tiefgang und hohem<br />

Unterhaltungswert.


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf im s<strong>ch</strong>aufenster | 41<br />

zen ... Siri, seine Frau, lädt si<strong>ch</strong> Unmengen<br />

von Arbeit und Verpfli<strong>ch</strong>tungen auf – damit<br />

sie einerseits Jons Untätigkeit und den Familienunterhalt<br />

finanzieren kann und <strong>um</strong><br />

andererseits vor si<strong>ch</strong> selbst <strong>zu</strong> verbergen,<br />

dass ihr Leben ni<strong>ch</strong>t das ist, was es sein<br />

sollte, was sie si<strong>ch</strong> vorstellte. «Was habe<br />

i<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> aus meinem Leben gema<strong>ch</strong>t?»,<br />

fragt sie si<strong>ch</strong> denn au<strong>ch</strong> in einem<br />

Moment der S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e – und findet keine<br />

Antwort. Jenny wieder<strong>um</strong>, Siris Mutter, ist<br />

eine Alkoholikerin, die na<strong>ch</strong> langen Jahren<br />

der Abstinenz an ihrem 75. Geburtstag<br />

wieder <strong>zu</strong> trinken beginnt. weil sie mit ihrem<br />

Leben anfangen darf, was sie will –<br />

und ni<strong>ch</strong>t etwa, weil sie es brau<strong>ch</strong>t oder<br />

weil sie den frühen Tod von Siris Bruder<br />

no<strong>ch</strong> immer ni<strong>ch</strong>t verwunden hat ...<br />

Wie ein Fä<strong>ch</strong>er<br />

«Das Vers<strong>ch</strong>wiegene» ist eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te,<br />

die si<strong>ch</strong> vom Zeitpunkt des Lei<strong>ch</strong>enfunds<br />

an wie ein Fä<strong>ch</strong>er immer weiter öffnet. Mit<br />

jedem Kapitel erkennt man ein neues Stück<br />

des grossen Ganzen, setzt hier ein Stück<br />

Vergangenheit, dort ein Stück Gegenwart<br />

ein – und weiss do<strong>ch</strong> nie so re<strong>ch</strong>t, wo das<br />

Ganze hinführen wird. Klar ist nur, dass<br />

Siris und Jons Familie in einem Netz von<br />

Lügen und Ungesagtem lebt und si<strong>ch</strong> darin<br />

windet. Das ers<strong>ch</strong>eint <strong>zu</strong>nä<strong>ch</strong>st grotesk,<br />

erweist si<strong>ch</strong> bei näherem Hinsehen aber<br />

nur <strong>als</strong> eine s<strong>ch</strong>arfsinnige Betra<strong>ch</strong>tung des<br />

Alltägli<strong>ch</strong>en. Glei<strong>ch</strong>es lässt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> über<br />

die Ehe sagen, die Jon und Siri führen und<br />

die alles andere <strong>als</strong> mär<strong>ch</strong>enhaft oder romantis<strong>ch</strong><br />

perfekt ist – eine Situation, wel<strong>ch</strong>e<br />

die Autorin, die mit dem Di<strong>ch</strong>ter und<br />

Bühnenautor Niels Fredrik Dahl verheira-<br />

tet ist, aus eigener Erfahrung kennt: «Wir<br />

beide haben ges<strong>ch</strong>eiterte Ehen hinter uns;<br />

es ist uns ni<strong>ch</strong>t fremd, wie bedrückt und<br />

einsam man si<strong>ch</strong> in einer Beziehung fühlen<br />

kann», sagt sie und liefert mit Jon und Siri<br />

ein literaris<strong>ch</strong>es Beispiel. Jon betrügt seine<br />

Frau mehrfa<strong>ch</strong>, ist ständig bemüht, seine<br />

Mailbox «Siri-kompatibel» <strong>zu</strong> halten,<br />

s<strong>ch</strong>läft statt im Ehebett lieber im Arbeitszimmer.<br />

Und Siri kontrolliert Jons Handy,<br />

seine E-Mails, weiss <strong>um</strong> seine Fremdbeziehungen<br />

und wird ni<strong>ch</strong>t müde, ihn mit der<br />

Nase auf seine S<strong>ch</strong>reibblockade <strong>zu</strong> stossen.<br />

Alles, nur ni<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> ausspre<strong>ch</strong>en, ist die<br />

Devise.<br />

Der Kinder wegen?<br />

Natürli<strong>ch</strong>, die beiden haben Kinder – Liv<br />

und die ältere Alma –, da muss man den<br />

S<strong>ch</strong>ein des Perfekten natürli<strong>ch</strong> wahren.<br />

Und dann ist da au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Mille, das Mäd<strong>ch</strong>en,<br />

das bei Jon und Siri <strong>als</strong> Au-Pair arbeitet,<br />

sodass man die funktionierende Familie<br />

geben muss. Do<strong>ch</strong> was hat dieser S<strong>ch</strong>ein<br />

mit dem Sein <strong>zu</strong> tun? Mille beispielsweise<br />

ist sowieso mehr an den mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Seiten<br />

interessiert, die im Verborgenen liegen.<br />

Deshalb liebt sie es au<strong>ch</strong>, Mens<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong> fotografieren,<br />

ohne dass sie es bemerken.<br />

Und Alma wird mit der Zeit, wie es heisst,<br />

immer s<strong>ch</strong>wieriger, wird so<strong>zu</strong>sagen z<strong>um</strong><br />

Gegenentwurf von Jon und Siri. «Fuck you,<br />

Mama!», sagt sie mit uns<strong>ch</strong>öner Offenheit,<br />

rauft si<strong>ch</strong> mit anderen Mäd<strong>ch</strong>en und lässt<br />

si<strong>ch</strong> sogar da<strong>zu</strong> hinreissen, der Lehrerin<br />

den Zopf ab<strong>zu</strong>s<strong>ch</strong>neiden – einfa<strong>ch</strong>, weil sie<br />

es kann. Mit dieser Offenheit, egal ob gespielt<br />

oder ehrli<strong>ch</strong>, kommen Jon und Siri<br />

einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t klar.<br />

Und die Tat?<br />

Was dies alles mit dem Tod von Mille <strong>zu</strong> tun<br />

hat? Obwohl niemand in der Familie die<br />

Tat begangen hat, hat do<strong>ch</strong> jeder mit seinem<br />

Verhalten z<strong>um</strong> Tod Milles beigetragen,<br />

bewusst oder unbewusst. Wer letztli<strong>ch</strong> der<br />

Täter ist, bleibt nebensä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>. Denn dieses<br />

Wissen ändert ni<strong>ch</strong>ts mehr am Tod des<br />

Mäd<strong>ch</strong>ens. Viel wi<strong>ch</strong>tiger ist – und das ist<br />

wohl die oft zitierte Moral der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t’ –,<br />

dass es selbst aus verfahrenen Situationen<br />

Auswege geben kann. Wenn man si<strong>ch</strong> denn<br />

da<strong>zu</strong> ents<strong>ch</strong>liesst, das Vers<strong>ch</strong>wiegene auf<br />

den Tis<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> bringen.<br />

Das Vers<strong>ch</strong>wiegene<br />

352 Seiten<br />

CHF 29.90<br />

Lu<strong>ch</strong>terhand<br />

EINE KOMÖDIE NACH EINE MARTIN KOMÖDIE SUTER NACH EINE MARTIN KOMÖDIE SUTER NACH MARTIN SUTER<br />

6. – 22. JUNI 2013 6. – 22. JUNI 2013 6. – 22. JUNI 2013<br />

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Aufführungsre<strong>ch</strong>te Diogenes Verlag Aufführungsre<strong>ch</strong>te Züri<strong>ch</strong><br />

Diogenes Verlag Aufführungsre<strong>ch</strong>te Züri<strong>ch</strong> Diogenes Verlag Züri<strong>ch</strong>


42 | Kinderwelt <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Freunde ma<strong>ch</strong>en Freude<br />

Pippi, Thomas und Annika; Kasperl und Seppel; Pettersson und Findus. In der bewährten Kinderliteratur<br />

spielen Freunds<strong>ch</strong>aften oft eine besondere Rolle. Deshalb wollen wir von unserer Gewährsfrau<br />

für Kinderbü<strong>ch</strong>er wissen: Gibt es au<strong>ch</strong> gute Neuers<strong>ch</strong>einungen rund <strong>um</strong>s Thema Freunds<strong>ch</strong>aft?<br />

Marius Leutenegger<br />

Wendel. Während seines Abenteuers merkt<br />

Jannis allmähli<strong>ch</strong>, dass der weise Salamander<br />

si<strong>ch</strong> mit seiner Eins<strong>ch</strong>ät<strong>zu</strong>ng eines<br />

S<strong>ch</strong>rats ziemli<strong>ch</strong> geirrt hat ... Der heimli<strong>ch</strong>e<br />

Star dieses Bu<strong>ch</strong>s ist der S<strong>ch</strong>rat Wendel,<br />

der total herzig gezei<strong>ch</strong>net wurde: Er<br />

hat eine Haut wie ein Pilz und sieht irgendwie<br />

aus wie eine grosse Bohne. Der Text ist<br />

sehr sympathis<strong>ch</strong> und äusserst unterhaltsam<br />

ges<strong>ch</strong>rieben, und die Bilder sind sehr<br />

attraktiv. I<strong>ch</strong> kann mir vorstellen, dass<br />

‹Wecke niem<strong>als</strong> einen S<strong>ch</strong>rat› das Lieblingsbu<strong>ch</strong><br />

vieler Kinder werden wird. Sie<br />

können es selber <strong>lesen</strong>, es eignet si<strong>ch</strong> aber<br />

au<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Vor<strong>lesen</strong> für Buben und Mäd<strong>ch</strong>en<br />

im Kindergartenalter.<br />

© joelle tourlonIas / beltZ & gelberg<br />

«Freunds<strong>ch</strong>aft gibt Geborgenheit, deshalb<br />

kommt sie in vielen Kinderbü<strong>ch</strong>ern vor.<br />

Aus der grossen Fülle von Neuers<strong>ch</strong>einungen,<br />

die dieses Thema aufnehmen, habe<br />

i<strong>ch</strong> vier Titel ausgewählt, für die i<strong>ch</strong> so<strong>zu</strong>sagen<br />

meine Hand ins Feuer legen würde<br />

– sie alle sind aussergewöhnli<strong>ch</strong> gut.<br />

‹Wecke niem<strong>als</strong> einen S<strong>ch</strong>rat› von Autor<br />

Wieland Freund und der Illustratorin Joëlle<br />

Tourlonias finde i<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Beispiel wahnsinnig<br />

s<strong>ch</strong>ön – das ist ein ri<strong>ch</strong>tiges Herzensbu<strong>ch</strong>,<br />

das mit viel Liebe gema<strong>ch</strong>t<br />

wurde. Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te spielt im Elfenwald.<br />

Jannis und Motte sind zwei Elfenkinder,<br />

die gerade ihre Elfenprüfung ablegen<br />

mussten. Das Mäd<strong>ch</strong>en Motte hat sie mit<br />

Bravour bestanden, Jannis aber ist dur<strong>ch</strong>gerasselt,<br />

weil er immer den Unterri<strong>ch</strong>t<br />

s<strong>ch</strong>wänzte. Er kennt daher au<strong>ch</strong> ‹Amsel<br />

Werden wahre Freunde:<br />

die Elfen Jannis und<br />

Motte aus «Wecke<br />

niem<strong>als</strong> einen S<strong>ch</strong>rat».<br />

Salamanders Bu<strong>ch</strong> über alles› ni<strong>ch</strong>t genau,<br />

und deshalb sto<strong>ch</strong>ert er auf einem Streif<strong>zu</strong>g<br />

dur<strong>ch</strong> den Wald d<strong>um</strong>merweise in einem<br />

vermeintli<strong>ch</strong>en Pilz her<strong>um</strong> – und<br />

weckt so den S<strong>ch</strong>rat Wendel auf. In Salamanders<br />

weisem Bu<strong>ch</strong> steht, dass man<br />

niem<strong>als</strong> einen S<strong>ch</strong>rat aufwecken darf; tut<br />

man es do<strong>ch</strong>, folgt er einem für immer und<br />

bringt einem nur Unglück. Jannis will vor<br />

dem S<strong>ch</strong>rat fliehen, do<strong>ch</strong> er kann ihn ni<strong>ch</strong>t<br />

abs<strong>ch</strong>ütteln. Weil er auf seiner Flu<strong>ch</strong>t den<br />

ganzen Elfenwald dur<strong>ch</strong>einanderbringt,<br />

wird Jannis verstossen. In der ersten<br />

Na<strong>ch</strong>t, in der er allein ist, bes<strong>ch</strong>wört der<br />

böse Zauberer Holunder einen Sturm herauf,<br />

der das ganze Elfenvolk und au<strong>ch</strong><br />

Salamanders Bu<strong>ch</strong> verweht. Jannis Freundin<br />

Motte und die Elfenkönigin werden<br />

vom bösen Zauberer entführt, und nur<br />

Jannis kann sie retten – <strong>zu</strong>sammen mit<br />

Das nä<strong>ch</strong>ste Bu<strong>ch</strong> gefällt wohl vor allem<br />

Mäd<strong>ch</strong>en – Buben <strong>lesen</strong> ja ni<strong>ch</strong>t so gern<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten mit weibli<strong>ch</strong>en Hauptfiguren.<br />

‹Superhelden fliegen geheim› von Alice<br />

Pantermüller erzählt die Freunds<strong>ch</strong>aftsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

von Karline und Rose. Karline<br />

hat ein Geheimnis, das sie ni<strong>ch</strong>t einmal<br />

Rose anvertrauen kann: Sie stammt aus<br />

einer Superheldenfamilie. Die Eltern und<br />

Ges<strong>ch</strong>wister von Karline retten dauernd<br />

die Welt, und es ist an<strong>zu</strong>nehmen, dass au<strong>ch</strong><br />

die Jüngste irgendwel<strong>ch</strong>e Superkräfte hat<br />

– nur haben si<strong>ch</strong> diese no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gezeigt.<br />

Wie bei Superhelden übli<strong>ch</strong>, agiert au<strong>ch</strong><br />

die Familie von Karline im Verborgenen.<br />

D<strong>um</strong>merweise zieht Professor Puvogel in<br />

die Stadt, der berühmteste Superheldenfors<strong>ch</strong>er,<br />

der hinter dem Geheimnis der<br />

Superhelden her ist. Und sein Sohn Jona<br />

kommt ausgere<strong>ch</strong>net in die Klasse von<br />

Karline und Rose. Weil Jona au<strong>ch</strong> eher ein<br />

Aussenseiter ist, freunden si<strong>ch</strong> die beiden<br />

Mäd<strong>ch</strong>en aber mit ihm an. Und das ist gut,<br />

denn der Professor wird von zwei Gangstern<br />

entführt und brau<strong>ch</strong>t dringend Hilfe.<br />

Glückli<strong>ch</strong>erweise entdeckt Karline endli<strong>ch</strong><br />

ihre Gabe: Sie versteht alle Tiere, und das<br />

erweist si<strong>ch</strong> bei der Rettung des Professors<br />

<strong>als</strong> uns<strong>ch</strong>ätzbar wertvoll ... ‹Superhelden<br />

fliegen geheim› ist ein sehr unterhaltsames<br />

und witziges Bu<strong>ch</strong> – und ein ausserge-


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Kinderwelt | 43<br />

wöhnli<strong>ch</strong>es obendrein. Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

wird rasant und mit viel H<strong>um</strong>or erzählt.<br />

Von Alice Pantermüller stammt au<strong>ch</strong> die<br />

erfolgrei<strong>ch</strong>e Reihe ‹Mein Lotta-Leben›,<br />

aber dieses neue Bu<strong>ch</strong> hat mir besser gefallen,<br />

weil es so energiegeladen ist.<br />

Aussergewöhnli<strong>ch</strong> ist au<strong>ch</strong> das nä<strong>ch</strong>ste<br />

Bu<strong>ch</strong> – darauf deutet ja bereits der Titel<br />

hin: ‹Päpste pupsen ni<strong>ch</strong>t›, ges<strong>ch</strong>rieben<br />

von Alexander Smoltczyk. Im Mittelpunkt<br />

stehen zwei Mäd<strong>ch</strong>en. Die Familien der<br />

beiden jungen S<strong>ch</strong>weizerinnen leben in<br />

Comiczei<strong>ch</strong>ner Ulf K. lockert «Superhelden fliegen<br />

geheim» mit hübs<strong>ch</strong>en Illustrationen auf.<br />

Rom – die eine Familie aus romantis<strong>ch</strong>en<br />

Gründen, die andere, weil der Vater Kommandant<br />

der S<strong>ch</strong>weizergarde ist. Die beiden<br />

Mäd<strong>ch</strong>en streifen <strong>zu</strong>sammen dur<strong>ch</strong><br />

die Stadt, über die man übrigens sehr viel<br />

erfährt, und sie stellen irgendwann fest,<br />

dass die Stare in diesem Jahr bei ihrem<br />

Flügen im S<strong>ch</strong>warm hö<strong>ch</strong>st ungewöhnli<strong>ch</strong>e<br />

Formationen bilden. Die beiden Mäd<strong>ch</strong>en<br />

ma<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> auf die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> den<br />

Ursa<strong>ch</strong>en für dieses Phänomen und begegnen<br />

dabei eigenartigen Leuten. Und sie<br />

stossen auf ein grosses Geheimnis: Ein<br />

Priester im Vatikan erfand eine Mas<strong>ch</strong>ine,<br />

mit der si<strong>ch</strong> der Flug der Stare manipulieren<br />

lässt, und diese Mas<strong>ch</strong>ine wurde gestohlen.<br />

Komis<strong>ch</strong>erweise bringen die manipulierten<br />

Stare die Mens<strong>ch</strong>en jetzt da<strong>zu</strong>,<br />

rundheraus die Wahrheit <strong>zu</strong> sagen. Und<br />

das könnte im Falle des Papstes <strong>zu</strong> einer<br />

© ulF K. / aren<br />

Katastrophe führen, die es <strong>zu</strong> verhindern<br />

gilt ... In dieser Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist alles sehr<br />

mysteriös und speziell. Alexander Smoltczyk<br />

erzählt in seinem Debüt zwar s<strong>ch</strong>lüssig<br />

und klar, aber die Sa<strong>ch</strong>e ist ein wenig<br />

verzwickt, deshalb eignet si<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong><br />

eher für geübte Leserinnen und Leser ab<br />

neun, zehn Jahren. Sie können si<strong>ch</strong> auf viel<br />

Spannung und hö<strong>ch</strong>st originelle Wendungen<br />

freuen!<br />

Und dann ist mir glei<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> eine erstklassige<br />

Neuers<strong>ch</strong>einung z<strong>um</strong> Thema Freunds<strong>ch</strong>aft<br />

in die Hände geraten: ‹Ein Krokodil<br />

tau<strong>ch</strong>t ab› von Nina Weger – ein Superbu<strong>ch</strong>!<br />

Das s<strong>ch</strong>öne Cover könnte einen auf<br />

eine f<strong>als</strong><strong>ch</strong>e Fährte leiten, denn die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

ist s<strong>ch</strong>on etwas düsterer, <strong>als</strong> der<br />

Ums<strong>ch</strong>lag verspri<strong>ch</strong>t. Hauptfigur ist Paul,<br />

der mit seinem Vater und dem Mississippi-<br />

Alligator Orinoko <strong>zu</strong>sammenlebt; der Vater<br />

arbeitet mit Tieren und ist dadur<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> diesem<br />

ungewöhnli<strong>ch</strong>en Haustier gekommen.<br />

Leider verliebt si<strong>ch</strong> der Vater, und die neue<br />

Freundin zieht <strong>zu</strong>sammen mit ihrer To<strong>ch</strong>ter<br />

Elektra bei Paul ein. Es gibt ständig<br />

Streit, und bei einem Kra<strong>ch</strong> fällt Orinoko<br />

ins Klo und wird aus Versehen heruntergespült.<br />

Paul ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> auf die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong><br />

seinem besten Freund und geht in die Kanalisation.<br />

Dort trifft er auf eine grosse<br />

Bande von Kindern, die si<strong>ch</strong> in der Kanalisation<br />

ein eigenes Rei<strong>ch</strong> eingeri<strong>ch</strong>tet hat.<br />

Paul muss s<strong>ch</strong>wören, dass er für immer bei<br />

diesen Ausreissern bleibt, und sie helfen<br />

ihm in Gegen<strong>zu</strong>g, Orinoko <strong>zu</strong> finden. Do<strong>ch</strong><br />

dann tau<strong>ch</strong>t Elektra auf. Sie wollte Orinoko<br />

ebenfalls retten, <strong>um</strong> si<strong>ch</strong> mit Paul <strong>zu</strong> versöhnen,<br />

do<strong>ch</strong> sie hat si<strong>ch</strong> in der Kanalisation<br />

verirrt. Erst verstehen si<strong>ch</strong> Paul und<br />

Elektra überhaupt ni<strong>ch</strong>t, dann merkt er<br />

aber, dass sie es ehrli<strong>ch</strong> meint mit der Versöhnung<br />

– und die beiden bes<strong>ch</strong>liessen, die<br />

Kanalisation gegen den Willen der Bande<br />

<strong>zu</strong> verlassen. Das alles ist total spannend,<br />

ein Abenteuer jagt das nä<strong>ch</strong>ste, und man<br />

kann <strong>als</strong> Leserin oder Leser ka<strong>um</strong> Luft holen.<br />

Irgendwie hat mi<strong>ch</strong> das Ganze ein wenig<br />

an ‹Die rote Zora› erinnert – z<strong>um</strong>indest<br />

bezügli<strong>ch</strong> Spannung ist der Verglei<strong>ch</strong><br />

dur<strong>ch</strong>aus angebra<strong>ch</strong>t.»<br />

Nicole Stäuble, 40, ist Bu<strong>ch</strong>händlerin bei<br />

Orell Füssli in Frauenfeld; sie hat einen<br />

dreijährigen Sohn. «I<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>te bereits<br />

meine Lehre <strong>zu</strong>r Bu<strong>ch</strong>händlerin bei Orell<br />

Füssli», erzählt sie. S<strong>ch</strong>on in der Lehre<br />

seien Kinder- und Jugendbü<strong>ch</strong>er für sie<br />

das Grösste gewesen, denn «dieser Berei<strong>ch</strong><br />

ist so vielseitig und fast so etwas wie<br />

eine Bu<strong>ch</strong>handlung in der Bu<strong>ch</strong>handlung!»<br />

Ausserdem könne man die Kundinnen<br />

und Kunden, die Kinderbü<strong>ch</strong>er su<strong>ch</strong>ten,<br />

<strong>um</strong>fassend beraten: «Die meisten Leute<br />

sind dankbar für Empfehlungen, weil sie<br />

si<strong>ch</strong> mit den Neuers<strong>ch</strong>einungen ni<strong>ch</strong>t so<br />

gut auskennen.»<br />

Wecke niem<strong>als</strong><br />

einen S<strong>ch</strong>rat<br />

Wieland Freund,<br />

Joëlle Tourlonias<br />

(Illustrationen)<br />

217 Seiten<br />

CHF 23.90<br />

Beltz & Gelberg<br />

ab 8 Jahren<br />

Superhelden<br />

fliegen geheim<br />

Alice Pantermüller,<br />

Ulf K. (Illustrationen)<br />

163 Seiten<br />

CHF 15.90<br />

Arena<br />

ab 9 Jahren<br />

Päpste pupsen<br />

ni<strong>ch</strong>t<br />

Alexander<br />

Smoltczyk<br />

CHF 18.90<br />

Dressler<br />

ab 10 Jahren<br />

Ein Krokodil<br />

tau<strong>ch</strong>t ab<br />

Nina Weger<br />

336 Seiten<br />

CHF 19.90<br />

Oetinger<br />

ab 10 Jahren


44 | ORELL FÜSSLI <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

«Das kleine Gespenst»<br />

in Winterthur<br />

Ein Theatererlebnis für die ganze Familie: Der Kinderbu<strong>ch</strong>-Klassiker<br />

«Das kleine Gespenst» wird auf S<strong>ch</strong>loss Mörsburg unter freiem<br />

Himmel aufgeführt.<br />

Benjamin Gygax<br />

Am 18. Februar 2013 starb einer der grössten<br />

deuts<strong>ch</strong>en Kinderbu<strong>ch</strong>autoren: Otfried<br />

Preussler. Er wurde fast 90 Jahre alt. Mit<br />

seinen Bü<strong>ch</strong>ern hat Preussler Generationen<br />

von Kindern und Jugendli<strong>ch</strong>en unterhalten.<br />

«Der kleine Wassermann», «Die<br />

kleine Hexe» oder «Der Räuber Hotzenplotz»<br />

sind au<strong>ch</strong> Jahrzehnte na<strong>ch</strong> ihrem<br />

Ers<strong>ch</strong>einen bekannt und beliebt; und<br />

«Krabat» sorgt au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> für Gänsehaut<br />

bei jugendli<strong>ch</strong>en Leserinnen und Lesern.<br />

Preusslers 32 Bü<strong>ch</strong>er wurden in 55<br />

Spra<strong>ch</strong>en übersetzt und rund 50 Millionen<br />

Mal gedruckt.<br />

Wie bühnentaugli<strong>ch</strong> die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten des<br />

deuts<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>riftstellers sind, zeigt jetzt<br />

die Produktionsgesells<strong>ch</strong>aft «s<strong>um</strong>merträ<strong>um</strong>li»<br />

der beiden S<strong>ch</strong>auspieler Patrizia<br />

Gasser und Samuel Vets<strong>ch</strong>. Sie führt «Das<br />

kleine Gespenst» in einer werkgetreuen<br />

Dialektbearbeitung auf, unter freiem Himmel<br />

und vor perfekter Kulisse: im Hof von<br />

S<strong>ch</strong>loss Mörsburg bei Stadel, Winterthur.<br />

«Viele Kindertheater sind Tourneeproduktionen<br />

und müssen deshalb auf aufwändige<br />

Bühnenbilder und Requisiten verzi<strong>ch</strong>ten»,<br />

sagt Mit-Initiant und Regisseur<br />

Samuel Vets<strong>ch</strong>. «Wir wollten aber einmal<br />

ein ri<strong>ch</strong>tiges Spektakel präsentieren, das<br />

Gross und Klein etwas bietet.» Die Ma<strong>ch</strong>er,<br />

die s<strong>ch</strong>on beim MärliMusicalTheater von<br />

Andrew Bond <strong>zu</strong>sammenarbeiteten, verspre<strong>ch</strong>en<br />

Live-Musik und Action.<br />

Geplant sind 15 Vorstellungen. Sie gehen<br />

zwis<strong>ch</strong>en dem 10. August und dem 15. September<br />

jeweils am Mittwo<strong>ch</strong>-, Samstagund<br />

Sonntagna<strong>ch</strong>mittag über die Bühne.<br />

Damit das Spektakel au<strong>ch</strong> bei Regen ni<strong>ch</strong>t<br />

ins Wasser fällt, ist die Tribüne gedeckt.<br />

Informationen und Hinweise z<strong>um</strong> Vorverkauf<br />

unter www.s<strong>um</strong>merträ<strong>um</strong>li.<strong>ch</strong>.<br />

Wettbewerb: Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />

gesu<strong>ch</strong>t!<br />

Preis für den<br />

Kramhof<br />

Während einer Zugfahrt lässt si<strong>ch</strong> wunderbar<br />

<strong>lesen</strong> – die Zeit bis z<strong>um</strong> Ziel ist so<strong>zu</strong>sagen<br />

ges<strong>ch</strong>enkt, und man kann ungestört in<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten abtau<strong>ch</strong>en. Reist man mit dem<br />

Voralpen-Express, ist Lesen aber ausnahmsweise<br />

ni<strong>ch</strong>t die beste Bes<strong>ch</strong>äftigung,<br />

denn der Zug dur<strong>ch</strong>quert vom Bodensee bis<br />

z<strong>um</strong> Vierwaldstättersee einige der s<strong>ch</strong>önsten<br />

Gegenden der S<strong>ch</strong>weiz. War<strong>um</strong> <strong>als</strong>o<br />

ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> aus dem Fenster s<strong>ch</strong>auen und<br />

die Eindrücke geniessen?<br />

Und wer seine Eindrücke in eine Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

packt, kann jetzt au<strong>ch</strong> attraktive<br />

Preise gewinnen. Der Voralpen-Express<br />

und Orell Füssli su<strong>ch</strong>en die spannendsten,<br />

lustigsten oder romantis<strong>ch</strong>sten Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten.<br />

Einzige Bedingung: Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

darf hö<strong>ch</strong>stens 5000 Zei<strong>ch</strong>en lang<br />

sein und muss die fünf Begriffe «Voralpen-<br />

Express», «Rothenthurmer Ho<strong>ch</strong>moor»,<br />

«Rickentunnel», «Sitterviadukt» und «unbekannter<br />

Koffer» enthalten.<br />

Senden Sie Ihre Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te bis z<strong>um</strong> 15. Oktober<br />

2013 unter www.voralpen-express.<strong>ch</strong><br />

ein und gewinnen Sie ein Wo<strong>ch</strong>enende für<br />

zwei Personen in Bad Zurza<strong>ch</strong>, eine<br />

S<strong>ch</strong>reibwerkstatt mit Milena Moser oder einen<br />

E-Reader. Alle Informationen unter<br />

www.books.<strong>ch</strong>/ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten-spinnen.<br />

Seit 2004 vergibt die Arbeitsgemeins<strong>ch</strong>aft<br />

für Jugendbu<strong>ch</strong>verlage avj, der<br />

rund 90 Verlage im deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen<br />

Ra<strong>um</strong> angehören, jährli<strong>ch</strong> den «Kinderbu<strong>ch</strong>handlungspreis».<br />

Die Auszei<strong>ch</strong>nungen<br />

für 2013 wurden im Rahmen der<br />

Leipziger Bu<strong>ch</strong>messe überrei<strong>ch</strong>t – und <strong>zu</strong><br />

den Preisträgern gehört au<strong>ch</strong> Orell Füssli.<br />

Die Filiale Kramhof an der Zür<strong>ch</strong>er<br />

Bahnhofstrasse gewann den Preis für die<br />

S<strong>ch</strong>weiz mit der Aktion «Testleser». Dabei<br />

empfehlen Kinder anderen Kindern<br />

Neuers<strong>ch</strong>einungen, die sie für besonders<br />

gelungen halten. Z<strong>um</strong> Testleser-Team gehören<br />

etwa 20 Buben und Mäd<strong>ch</strong>en, die<br />

si<strong>ch</strong> auf einen Aufruf gemeldet haben. Sie<br />

können si<strong>ch</strong> bei den Leseexemplaren bedienen<br />

und verfassen dann eine Rezension,<br />

die in der Bu<strong>ch</strong>handlung ausgestellt<br />

wird. «Eine kreative Idee, mit der ein Beitrag<br />

<strong>zu</strong>r Leseförderung geleistet wird<br />

und wel<strong>ch</strong>e die Bu<strong>ch</strong>handlung für junge<br />

Kundinnen und Kunden interessant<br />

ma<strong>ch</strong>t», urteilte die Jury.


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Mein Bu<strong>ch</strong> | 45<br />

Einkaufen auf dem Weg<br />

in die Ferien<br />

Wir mö<strong>ch</strong>ten von Orell-Füssli-Kundinnen und -Kunden wissen: Wel<strong>ch</strong>es ist<br />

Ihr liebstes Bu<strong>ch</strong>? Heute antwortet David Auf der Maur aus Guarda.<br />

Erik Brühlmann<br />

na<strong>ch</strong> Gran Canaria. Da kommt ihm die<br />

Bu<strong>ch</strong>handlung von Orell Füssli gerade gelegen,<br />

<strong>um</strong> si<strong>ch</strong> vor dem Flug no<strong>ch</strong> mit Lesefutter<br />

ein<strong>zu</strong>decken. «I<strong>ch</strong> lese eben sehr<br />

viel», sagt er, «Fa<strong>ch</strong>literatur rund <strong>um</strong> die<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft, Ko<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>er, Krimis und<br />

am liebsten historis<strong>ch</strong>e Romane.» Mit digitalen<br />

Bü<strong>ch</strong>ern kann David Auf der Maur<br />

wenig anfangen: «I<strong>ch</strong> liebe es einfa<strong>ch</strong>, ein<br />

Bu<strong>ch</strong> in der Hand <strong>zu</strong> halten!» Und von der<br />

Hand wandern die Bü<strong>ch</strong>er dann in die eigene<br />

Bibliothek, denn in den allermeisten<br />

Fällen behält er, was er ge<strong>lesen</strong> hat. «I<strong>ch</strong><br />

finde es einfa<strong>ch</strong> toll, eine eigene Bibliothek<br />

<strong>zu</strong> haben.»<br />

i<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong>; wenn i<strong>ch</strong> den Film sehe, sehe<br />

i<strong>ch</strong> den Film. Oft haben beide Aufbereitungen<br />

eines Stoffs ihre Qualitäten, wenn au<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t unbedingt dieselben.»<br />

Konsequenterweise empfiehlt der Landwirt<br />

für unsere Rubrik au<strong>ch</strong> ein Bu<strong>ch</strong>, das<br />

sowohl in Bu<strong>ch</strong>form <strong>als</strong> au<strong>ch</strong> in der Verfilmung<br />

mit Ben Whishaw und Dustin Hoffman<br />

<strong>zu</strong> den Grosserfolgen zählt: «Das Parf<strong>um</strong>»<br />

von Patrick Süskind aus dem Jahr<br />

1985. Der Roman – der einzige, den Süskind<br />

je ges<strong>ch</strong>rieben hat – erzählt die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

von Jean-Baptiste Grenouille, der<br />

einen gerade<strong>zu</strong> phänomenalen Geru<strong>ch</strong>ssinn<br />

besitzt, jedo<strong>ch</strong> selbst ohne mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Eigengeru<strong>ch</strong> geboren wurde. Er bes<strong>ch</strong>liesst,<br />

grösster Parf<strong>um</strong>eur aller Zeiten<br />

<strong>zu</strong> werden. Für seine Vision, mit allen Mitteln<br />

das perfekte Parf<strong>um</strong> <strong>zu</strong> kreieren, wird<br />

er sogar z<strong>um</strong> Mörder – und muss erkennen,<br />

dass seine Kreation nur eine Illusion<br />

ist. «Wahnsinnig spannend ges<strong>ch</strong>rieben<br />

und total faszinierend!», findet David Auf<br />

der Maur.<br />

In der Filiale von Orell Füssli am Flughafen<br />

Kloten herrs<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong>weilen ein babylonis<strong>ch</strong>es<br />

Spra<strong>ch</strong>wirrwarr. Deuts<strong>ch</strong>, Englis<strong>ch</strong><br />

und Französis<strong>ch</strong> sind ebenso in Gebrau<strong>ch</strong><br />

wie Idiome, die ni<strong>ch</strong>t so lei<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> identifizieren<br />

sind. Kein Wunder, sind do<strong>ch</strong> die<br />

meisten Kundinnen und Kunden im wahrsten<br />

Sinn des Wortes auf der Dur<strong>ch</strong>reise.<br />

Das gilt au<strong>ch</strong> für den 42-jährigen David Auf<br />

der Maur. Der Landwirt aus dem Engadin<br />

ist eigentli<strong>ch</strong> auf dem Weg in die Ferien<br />

Bei der Auswahl seiner Bü<strong>ch</strong>er verlässt<br />

si<strong>ch</strong> David Auf der Maur auf seine Intuition:<br />

«Entweder gefällt mir das Cover, oder<br />

der Titel fasziniert mi<strong>ch</strong> – und meistens ist<br />

das dann eine gute Wahl.» Zu seinen Lieblingsautoren<br />

gehören Ken Follett, Donna<br />

Leon, Dick Francis und Paulo Coelho. «Gefällt<br />

mir das Bu<strong>ch</strong> eines Autors, lese i<strong>ch</strong> oft<br />

au<strong>ch</strong> alle anderen von ihm», so der 42-Jährige,<br />

der au<strong>ch</strong> kein Problem mit Literaturverfilmungen<br />

hat. «I<strong>ch</strong> gehe da ganz unbefangen<br />

heran. Wenn i<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong> lese, lese<br />

Das Parf<strong>um</strong><br />

Patrick Süskind<br />

319 Seiten<br />

CHF 17.90<br />

Diogenes<br />

Geniessen Sie spontane und<br />

spannende Ausflüge ohne<br />

zeitraubende Vorbereitungen.<br />

Verwöhnen Sie kulinaris<strong>ch</strong><br />

eine Gruppe mit neuen Ideen<br />

und einer stressfreien Planung.<br />

Die Freizeitführer des<br />

Werd Verlags helfen Ihnen<br />

dabei und sind Ihre si<strong>ch</strong>eren<br />

Begleiter.<br />

JUDITH GMÜR I KARIN PREDIERI<br />

Feine Rezepte und praktis<strong>ch</strong>e Tipps<br />

für Lager, S<strong>ch</strong>ulen, Mittagstis<strong>ch</strong>e,<br />

Kantinen, Feste und grosse Familien.<br />

Mit farbigen Illustrationen und Spiralbindung.<br />

ISBN 978-3-85932-704-7<br />

URSULA KOHLER<br />

20 zweitägige Ausflüge mit Kind<br />

und Kegel.<br />

Zahlrei<strong>ch</strong>e Karten und farbige Abbildungen.<br />

ISBN 978-3-85932-700-9<br />

Wer Neues entdecken will, findet unter<br />

den 20 quasi pfannenfertigen zweitägigen<br />

Touren mit vielfältigen Varianten bestimmt<br />

immer wieder den passenden Ausflug.<br />

GABRIELLE ATTINGER<br />

20 neue Tipps für Kurzferien in<br />

der S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Zahlrei<strong>ch</strong>e farbige Abbildungen.<br />

ISBN 978-3-85932-699-6<br />

Wer diesen Reiseführer in der Hand hat,<br />

brau<strong>ch</strong>t nur no<strong>ch</strong> die Tas<strong>ch</strong>e <strong>zu</strong> packen<br />

und los geht’s – in rund<strong>um</strong> genussrei<strong>ch</strong>e,<br />

erholsame Kurzferien.<br />

Die Frage na<strong>ch</strong> dem «Was ko<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> heute?»<br />

erübrigt si<strong>ch</strong> mit diesem Bu<strong>ch</strong>. Freuen Sie si<strong>ch</strong><br />

auf strahlende Gesi<strong>ch</strong>ter und dankbare Komplimente<br />

an langen Esstis<strong>ch</strong>en. und bewertet.<br />

werdverlag.<strong>ch</strong>


46 | Ko<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>er <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Ein kulinaris<strong>ch</strong>es Mosaik<br />

Jerusalem ist ein Brennpunkt vieler Mens<strong>ch</strong>engruppen. Dies hat <strong>zu</strong> andauernden Konflikten, aber au<strong>ch</strong><br />

<strong>zu</strong> einer Konzentration von Ko<strong>ch</strong>traditionen geführt. Yotam Ottolenghi zeigt mit seinen Ko<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>ern,<br />

dass Völkerverständigung dur<strong>ch</strong> den Magen gehen kann.<br />

Markus Ganz<br />

Yotam Ottolenghi: «Wir bemühen uns <strong>zu</strong> überras<strong>ch</strong>en<br />

und die Neugierde <strong>zu</strong> wecken.»<br />

Eine einzige für Jerusalem typis<strong>ch</strong>e Kü<strong>ch</strong>e<br />

kann es ni<strong>ch</strong>t geben. In der jahrtausendealten<br />

Stadt leben Angehörige vers<strong>ch</strong>iedener<br />

Strömungen des Judent<strong>um</strong>s und des<br />

Islams, aber au<strong>ch</strong> grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>- und russis<strong>ch</strong>-orthodoxe<br />

Christen, <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>e Araber<br />

oder Kopten. Sie alle pflegen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />

Ko<strong>ch</strong>traditionen, die von ihrer<br />

geografis<strong>ch</strong>en, kulturellen und religiösen<br />

Herkunft geprägt sind. Trotz dieser Vielfalt<br />

kann man aber au<strong>ch</strong> Gemeinsamkeiten<br />

finden. Das zeigen Yotam Ottolenghi und<br />

Sami Tamimi mit ihrem aussergewöhnli<strong>ch</strong>en<br />

Ko<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong> «Jerusalem».<br />

Freunds<strong>ch</strong>aft in London<br />

Yotam Ottolenghi wurde 1968 <strong>als</strong> Sohn einer<br />

deuts<strong>ch</strong>en Mutter und eines italienis<strong>ch</strong>en<br />

Vaters im jüdis<strong>ch</strong> geprägten West-<br />

Jerusalem geboren; der glei<strong>ch</strong>altrige<br />

Palästinenser Sami Tamimi wu<strong>ch</strong>s <strong>zu</strong>r selben<br />

Zeit im muslimis<strong>ch</strong>en Ost-Jerusalem<br />

auf. Die beiden sind einander dort nie begegnet.<br />

Zufällig lernten sie einander 1999<br />

in London kennen, wo Yotam Ottolenghi<br />

eine Ko<strong>ch</strong>ausbildung absolviert hatte. Zusammen<br />

eröffneten sie 2002 eine Bar,<br />

dann kam ein Restaurant hin<strong>zu</strong>. Mittlerweile<br />

besitzen sie deren vier – denn die<br />

© Ri<strong>ch</strong>ard Learoyd / Dorling Kindersley<br />

ges<strong>ch</strong>macksintensiven Kreationen ihrer<br />

mediterran-orientalis<strong>ch</strong>en Kü<strong>ch</strong>e stiessen<br />

in der britis<strong>ch</strong>en Hauptstadt auf grosse Begeisterung.<br />

«Wir bemühen uns <strong>zu</strong> überras<strong>ch</strong>en<br />

und die Neugierde <strong>zu</strong> wecken»,<br />

s<strong>ch</strong>reiben sie auf ihrer Website.<br />

Kräftig und kühn<br />

Um diese Ziele <strong>zu</strong> errei<strong>ch</strong>en, setzen sie<br />

«kräftige Aromen und kühne Farbkombinationen»<br />

ein, <strong>als</strong> Lieblings<strong>zu</strong>taten nennen<br />

sie Zitrone, Granatapfel, Knoblau<strong>ch</strong> und<br />

Chili. Die bald landesweite Popularität ihrer<br />

Kü<strong>ch</strong>e ist au<strong>ch</strong> darauf <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen,<br />

dass si<strong>ch</strong> Yotam Ottolenghi mit einer Kol<strong>um</strong>ne<br />

im Wo<strong>ch</strong>enend-<strong>Magazin</strong> von «The<br />

Guardian» einen Namen gema<strong>ch</strong>t hat. Er<br />

bes<strong>ch</strong>reibt dort auf z<strong>um</strong> Ko<strong>ch</strong>en verführende<br />

Weise, wie s<strong>ch</strong>mackhaft vegetaris<strong>ch</strong>e<br />

Geri<strong>ch</strong>te sein können. Dies führte <strong>zu</strong><br />

zwei Ko<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>ern, die international auf<br />

grosse Bea<strong>ch</strong>tung stiessen: «Genussvoll<br />

vegetaris<strong>ch</strong> – mediteran. orientalis<strong>ch</strong>. raffiniert»<br />

und «Das Ko<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong> – mediteran.<br />

orientalis<strong>ch</strong>. raffiniert».<br />

Kindheitserinnerungen<br />

Das neuste Ko<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong> hat Yotam Ottolenghi<br />

nun mit seinem Freund und Ges<strong>ch</strong>äftspartner<br />

Sami Tamimi ges<strong>ch</strong>affen. «Jerusalem»<br />

sei eine Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> den wundervollen Ges<strong>ch</strong>mackserlebnissen<br />

ihrer Kindheit, erklären<br />

die beiden in der Einführung. Neben<br />

traditionellen Geri<strong>ch</strong>ten, die sie<br />

teilweise heutigen Essgewohnheiten anpassten,<br />

bieten sie au<strong>ch</strong> eigene Rezepte,<br />

die von dieser Stadt inspiriert wurden. Der<br />

grossformatige Bildband besti<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t nur mit appetitanregend bebilderten<br />

Geri<strong>ch</strong>ten wie Mangoldku<strong>ch</strong>en, ges<strong>ch</strong>morten<br />

Wa<strong>ch</strong>teln mit Aprikosen, Korinthen<br />

und Tamarinde oder gefüllten Quitten. Eindrückli<strong>ch</strong><br />

sind – neben stimmungsvollen<br />

Fotos aus dem Leben in Jerusalem – au<strong>ch</strong><br />

die Texte, die oft weit übers Kulinaris<strong>ch</strong>e<br />

hinausgehen.<br />

Kulinaris<strong>ch</strong>e Wege<br />

Zu den erklärten Lieblingsrezepten der Autoren<br />

gehört ein einfa<strong>ch</strong>es Couscous mit<br />

Tomaten und Zwiebeln. Es basiert auf einem<br />

Geri<strong>ch</strong>t aus Samis Kindheit, das ihm<br />

seine Mutter Na’ama im muslimis<strong>ch</strong>en<br />

Ostjerusalem ko<strong>ch</strong>te. Im selben Zeitra<strong>um</strong><br />

ass Yotam im jüdis<strong>ch</strong>en Westteil der Stadt<br />

oft ein ähnli<strong>ch</strong>es Geri<strong>ch</strong>t, das ihm sein Vater<br />

Mi<strong>ch</strong>ael <strong>zu</strong>bereitete. Do<strong>ch</strong> statt Couscous<br />

verwendete dieser Ptitim, kleine<br />

Pastakugeln. «Die eine Variante s<strong>ch</strong>meckte<br />

so herrli<strong>ch</strong> wie die andere», s<strong>ch</strong>reiben die<br />

Autoren und s<strong>ch</strong>lagen den Bogen no<strong>ch</strong><br />

weiter: In der Kü<strong>ch</strong>e der libys<strong>ch</strong>en Juden<br />

gebe es ein ähnli<strong>ch</strong>es Geri<strong>ch</strong>t wie das von<br />

Mi<strong>ch</strong>ael. Es heisse Shorba und widerspiegle<br />

die Zeit der italienis<strong>ch</strong>en Besat<strong>zu</strong>ng in<br />

Libyen im frühen 20. Jahrhundert. Mi<strong>ch</strong>aels<br />

Ptitim sei <strong>als</strong>o mögli<strong>ch</strong>erweise von der<br />

libys<strong>ch</strong>en Kü<strong>ch</strong>e in Jerusalem beeinflusst,<br />

die ihrerseits wieder<strong>um</strong> italienis<strong>ch</strong>e Spuren<br />

aufweise. «Und das Sahnehäub<strong>ch</strong>en<br />

auf diesem interkulturellen Ku<strong>ch</strong>en: Mi<strong>ch</strong>aels<br />

Grossonkel Aldo Ascoli war Admiral<br />

der italienis<strong>ch</strong>en Marine, die 1911 in Tripolis<br />

einfiel und Libyen besetzte.»<br />

Jerusalem –<br />

Das Ko<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong><br />

Yotam Ottolenghi<br />

und Sami Tamimi<br />

318 Seiten<br />

CHF 36.90<br />

Dorling<br />

Kindersley<br />

Genussvoll vegetaris<strong>ch</strong> –<br />

mediterran. orientalis<strong>ch</strong>.<br />

raffiniert<br />

Yotam Ottolenghi<br />

287 Seiten<br />

CHF 36.90<br />

Dorling<br />

Kindersley<br />

Das Ko<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong> –<br />

mediteran. orientalis<strong>ch</strong>.<br />

raffiniert<br />

Yotam Ottolenghi<br />

303 Seiten<br />

CHF 37.90<br />

Dorling<br />

Kindersley


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Ko<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>er | 47<br />

Für Sie probiert: Ges<strong>ch</strong>mortes<br />

Kalbfleis<strong>ch</strong> mit Dörrpfla<strong>um</strong>en<br />

und Lau<strong>ch</strong><br />

Rezept aus dem nebenan bespro<strong>ch</strong>enen Bu<strong>ch</strong> «Jerusalem»<br />

Die Kü<strong>ch</strong>e der «Spanioli» – sephardis<strong>ch</strong>e<br />

Juden, die seit vielen Generationen in Jerusalem<br />

ansässig sind – ist etwas ganz Besonderes.<br />

Die ersten Spanioli kamen im<br />

Zug der Judenvertreibung 1492 ins Land,<br />

oft ni<strong>ch</strong>t auf dem direkten Weg aus Spanien,<br />

sondern über andere Länder. Daher ist<br />

ihre Art <strong>zu</strong> ko<strong>ch</strong>en von vielen Traditionen<br />

beeinflusst, die sie auf ihrem Weg na<strong>ch</strong><br />

Jerusalem kennenlernten. Inzwis<strong>ch</strong>en sind<br />

in ihre Geri<strong>ch</strong>te au<strong>ch</strong> Elemente der as<strong>ch</strong>kenasis<strong>ch</strong>en<br />

Kü<strong>ch</strong>e eingeflossen – eine absolut<br />

faszinierende Mis<strong>ch</strong>ung. Typis<strong>ch</strong> für die<br />

sephardis<strong>ch</strong>e Tradition ist die Kombination<br />

von Fleis<strong>ch</strong> und getrockneten Frü<strong>ch</strong>ten,<br />

wie wir sie hier finden. Das unters<strong>ch</strong>eidet<br />

ihre Geri<strong>ch</strong>te deutli<strong>ch</strong> von der Kü<strong>ch</strong>e der<br />

Palästinenser, in der trotz man<strong>ch</strong>er Ähnli<strong>ch</strong>keiten<br />

Süsses nie mit Pikantem kombiniert<br />

wird.<br />

Für 4 Personen (rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>)<br />

Zutaten:<br />

110 ml Sonnenbl<strong>um</strong>enöl<br />

4 grosse S<strong>ch</strong>eiben Kalbshaxe<br />

mit Kno<strong>ch</strong>en (etwa 1 kg)<br />

2 grosse Zwiebeln (etwa 500 g),<br />

fein gehackt<br />

3 Knoblau<strong>ch</strong>zehen, zerdrückt<br />

100 ml trockener Weisswein<br />

250 ml Hühner- oder Rinderbrühe<br />

1 Dose Tomatenstücke (400 g)<br />

5 Zweige Thymian, die Blätter fein<br />

gehackt<br />

2 Lorbeerblätter<br />

S<strong>ch</strong>ale von 1 Bio-Orange, in Streifen<br />

abges<strong>ch</strong>ält<br />

2 kleine Zimtstangen<br />

½ TL gemahlener Piment<br />

2 Sternanis<br />

6 Stangen Lau<strong>ch</strong> (nur die weissen Teile),<br />

in 1 ½ cm breite Ringe ges<strong>ch</strong>nitten<br />

200 g Dörrpfla<strong>um</strong>en, entsteint<br />

Salz und s<strong>ch</strong>warzer Pfeffer<br />

Z<strong>um</strong> Servieren:<br />

120 g grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>es Joghurt<br />

2 EL fein gehackte glatte Petersilie<br />

2 EL abgeriebene Zitronens<strong>ch</strong>ale<br />

2 Knoblau<strong>ch</strong>zehen, zerdrückt<br />

Zubereitung:<br />

Den Backofen auf 180 °C vorheizen.<br />

In einer grossen Pfanne mit s<strong>ch</strong>werem Boden<br />

2 Esslöffel Öl erhitzen, das Fleis<strong>ch</strong> darin<br />

auf jeder Seite 2 Minuten bei starker<br />

Hitze anbraten, dana<strong>ch</strong> in einem Sieb abtropfen<br />

lassen.<br />

Den grössten Teil des Fetts wegs<strong>ch</strong>ütten.<br />

Erneut 2 Esslöffel Öl in der Pfanne erhitzen<br />

und darin die Zwiebeln mit dem Knoblau<strong>ch</strong><br />

etwa 10 Minuten bei mittlerer bis<br />

starker Hitze goldgelb anbraten. Dabei gelegentli<strong>ch</strong><br />

<strong>um</strong>rühren und den Bratensatz<br />

vom Boden lösen. Den Wein angiessen und<br />

3 Minuten bei starker Hitze ko<strong>ch</strong>en lassen,<br />

bis er fast vollständig verdampft ist. Die<br />

Hälfte der Brühe angiessen, Tomaten, Thymian,<br />

Lorbeerblätter, Orangens<strong>ch</strong>ale, die<br />

Gewürze, 1 Teelöffel Salz und etwas Pfeffer<br />

hin<strong>zu</strong>fügen, gut <strong>um</strong>rühren und aufko<strong>ch</strong>en<br />

lassen. Das Fleis<strong>ch</strong> in die Pfanne legen und<br />

in der Sauce wenden.<br />

Das Fleis<strong>ch</strong> mit der Sauce in eine ofenfeste<br />

Form füllen und glei<strong>ch</strong>mässig darin verteilen.<br />

Mit Alufolie abdecken und für 2½ Stunden<br />

in den Backofen s<strong>ch</strong>ieben. Gelegentli<strong>ch</strong><br />

prüfen, ob die Sauce ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> dick wird<br />

und am Rand verbrennt. Ist dies der Fall,<br />

etwas Wasser hin<strong>zu</strong>fugen. Das Fleis<strong>ch</strong> ist<br />

gar, wenn es si<strong>ch</strong> mühelos vom Kno<strong>ch</strong>en<br />

lösen lässt. Die Fleis<strong>ch</strong>stücke aus der Sauce<br />

nehmen und in einer grossen S<strong>ch</strong>üssel<br />

etwas abkühlen lassen. Das Fleis<strong>ch</strong> von<br />

den Kno<strong>ch</strong>en lösen und das Mark mit einem<br />

kleinen Messer aus den Kno<strong>ch</strong>en herauskratzen.<br />

Die Kno<strong>ch</strong>en wegwerfen.<br />

Das restli<strong>ch</strong>e Öl in einer Pfanne erhitzen,<br />

den Lau<strong>ch</strong> darin etwa 3 Minuten unter gelegentli<strong>ch</strong>em<br />

Rühren bei starker Hitze anbraten,<br />

dann <strong>zu</strong> der Sauce in die Form geben.<br />

In der Pfanne die Dörrpfla<strong>um</strong>en mit<br />

der restli<strong>ch</strong>en Brühe, dem ausgelösten<br />

Fleis<strong>ch</strong> und dem Kno<strong>ch</strong>enmark verrühren<br />

und ebenfalls in die Form geben. Mit Alufolie<br />

abdecken, die Form no<strong>ch</strong>m<strong>als</strong> für 1<br />

Stunde in den Backofen s<strong>ch</strong>ieben und ans<strong>ch</strong>liessend<br />

die Sauce no<strong>ch</strong> einmal abs<strong>ch</strong>mecken.<br />

Mit dem Joghurt garnieren und mit einer<br />

Mis<strong>ch</strong>ung aus Petersilie, Zitronens<strong>ch</strong>ale<br />

und Knoblau<strong>ch</strong> bestreuen; heiss servieren.<br />

Anmerkungen:<br />

Das Kalbfleis<strong>ch</strong> kann s<strong>ch</strong>on deutli<strong>ch</strong> früher<br />

gar sein, deshalb frühzeitig überprüfen.<br />

Als Beilage passt Trockenreis, den man<br />

beispielsweise mit Butter, gehackten Zwiebeln,<br />

gerösteten Mandelsplittern und Kardamom<br />

anrei<strong>ch</strong>ern kann.


48 | WETTBEWERB <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />

Das Literatur-Kreuzworträtsel<br />

Unter den ri<strong>ch</strong>tigen Lösungen verlosen wir Guts<strong>ch</strong>einkarten von Orell Füssli:<br />

1. Preis: CHF 200.–, 2. Preis: CHF 100.–, 3. Preis: CHF 50.–, 4. bis 10. Preis: je CHF 20.–.<br />

✁<br />

Lösungswort:<br />

Vorname / Name<br />

Adresse<br />

Bis am 27. Juli 2013 in einer der Orell-Füssli-Filialen in Züri<strong>ch</strong>, Basel, Bern,<br />

Winterthur, Frauenfeld, am Flughafen Züri<strong>ch</strong> oder bei Rösslitor Bü<strong>ch</strong>er in St. Gallen<br />

abgeben – oder per E-Mail an: books@books.<strong>ch</strong>.<br />

Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.<br />

PLZ / Ort<br />

E-Mail


Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf VERANSTALTUNGEN | 49<br />

Veranstaltungen von Orell Füssli<br />

Mai<br />

16.<br />

Handanalysen mit<br />

Monika Hauser<br />

Filiale Marktgasse, Winterthur 17-20 h<br />

25.<br />

Märlis<strong>ch</strong>tund<br />

Juni<br />

1.<br />

Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />

Filiale Marktgasse, Winterthur Na<strong>ch</strong>mittag<br />

Theo der Bär kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />

6.<br />

9.<br />

Filiale Kramhof, Züri<strong>ch</strong> 13-15 h<br />

Theo der Bär kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />

Filiale am Bellevue, Züri<strong>ch</strong> 20.30 h<br />

«Züri<strong>ch</strong>» und «Basel»<br />

Mark van Huisseling und Alain Claude Sulzer<br />

<strong>lesen</strong> aus ihren Bü<strong>ch</strong>ern über ihre Städte<br />

11.<br />

Handanalysen mit Monika Hauser<br />

Filiale Marktgasse, Winterthur 17-20 h<br />

27.<br />

Märlis<strong>ch</strong>tund<br />

Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />

17. Kaufleuten, Pelikanplatz, Züri<strong>ch</strong> 20 h<br />

L-Reihe<br />

Lesung von Daniel Kehlmann, Veranstaltet mit<br />

der Filiale Kramhof<br />

25.<br />

Züri<strong>ch</strong> liest: Lesung und<br />

Diskussion mit Milena Moser<br />

Filiale Marktgasse, Winterthur 19 h<br />

1.<br />

Filiale Kramhof, Züri<strong>ch</strong> 13-15 h<br />

Theo der Bär kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />

August<br />

3.<br />

Theo der Bär kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />

31.<br />

Märlis<strong>ch</strong>tund<br />

Filiale Kramhof, Züri<strong>ch</strong> 13-15 h<br />

Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />

3.<br />

Filiale Rösslitor, St. Gallen 20 h<br />

Literaturcafé<br />

12.<br />

Lesezirkel<br />

Filiale Frauenfeld 19 h<br />

13. Filiale Marktgasse, Winterthur 17-20 h<br />

Handanalysen mit Monika Hauser<br />

29.<br />

Märlis<strong>ch</strong>tund<br />

Juli<br />

1.-7.<br />

3.<br />

Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />

Filiale Basel<br />

10 Jahre Orell Füssli Basel<br />

3-fa<strong>ch</strong>e Bookpoints aufs ganze Sortiment<br />

Glücksrad am 2., 4. und 7. Juli, jeweils<br />

16-19 h<br />

Filiale Basel 14-17 h<br />

Globi kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />

20 % Rabatt aufs Globi-Sortiment<br />

September<br />

1.-30.<br />

7.<br />

Filiale Kramhof, Züri<strong>ch</strong><br />

20-Jahr-Jubilä<strong>um</strong><br />

Diverse Veranstaltungen<br />

Filiale Marktgasse, Winterthur Na<strong>ch</strong>mittag<br />

Theo der Bär kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />

12. Filiale Marktgasse, Winterthur 17-20 h<br />

Handanalysen mit Monika Hauser<br />

21.<br />

Kaufleuten, Pelikanplatz, Züri<strong>ch</strong> 20 h<br />

L-Reihe: «Spre<strong>ch</strong>en wir über<br />

Eulen – und Diabetes»<br />

Lesung von David Sedaris, veranstaltet mit der<br />

Filiale Kramhof<br />

28.<br />

Märlis<strong>ch</strong>tund<br />

Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />

Oktober<br />

5.<br />

Filiale Marktgasse, Winterthur Na<strong>ch</strong>mittag<br />

Theo der Bär kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />

10. Filiale Marktgasse, Winterthur 17-20 h<br />

Handanalysen mit Monika Hauser<br />

26.<br />

Märlis<strong>ch</strong>tund<br />

Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />

30.<br />

Lesezirkel<br />

Filiale Frauenfeld 19 h<br />

November<br />

2.<br />

Filiale Marktgasse, Winterthur 13-16 h<br />

Globi kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />

14.<br />

Handanalysen mit Monika Hauser<br />

Filiale Marktgasse, Winterthur 17-20 h<br />

23.<br />

Märlis<strong>ch</strong>tund<br />

Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />

23.<br />

Globi kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />

Filiale Rosenberg, Winterthur 13-16 h<br />

25.<br />

L-Reihe: «Ein gutes Herz»<br />

Lesung von Leon de Winter, veranstaltet mit<br />

der Filiale Kramhof<br />

Kaufleuten, Pelikanplatz, Züri<strong>ch</strong> 20 h<br />

Mehr Veranstaltungen und Informationen finden Sie auf www.books.<strong>ch</strong>


GESCHICHTEN<br />

SPINNEN<br />

Hauptpreis:<br />

2 Überna<strong>ch</strong>tungen für<br />

2 Personen in der<br />

Literaturkü<strong>ch</strong>e in<br />

Bad Zurza<strong>ch</strong><br />

voralpen-express.<strong>ch</strong><br />

Der wettbewerb Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten-<br />

2013!


<strong>Books</strong> Nr. 2/2013 Kol<strong>um</strong>ne | 51<br />

S<strong>ch</strong>weizer Autorinnen und<br />

Autoren erzählen in «<strong>Books</strong>»,<br />

war<strong>um</strong> sie s<strong>ch</strong>reiben.<br />

Heute: Linus Rei<strong>ch</strong>lin<br />

würde sie Tee aus einem Samowar trinken<br />

und si<strong>ch</strong> überlegen, wohin die Reise <strong>als</strong><br />

nä<strong>ch</strong>stes führt, ob man einen Spaziergang<br />

z<strong>um</strong> Strand ma<strong>ch</strong>t oder ni<strong>ch</strong>t do<strong>ch</strong> lieber<br />

si<strong>ch</strong> ein Pferd mietet.<br />

Der s<strong>ch</strong>önste Ort <strong>um</strong> <strong>zu</strong> <strong>lesen</strong> ist für mi<strong>ch</strong><br />

ein fris<strong>ch</strong> bezogenes Hotelbett. Na<strong>ch</strong> einem<br />

guten Abendessen und rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Wein legt<br />

man si<strong>ch</strong> kurz vor Mitterna<strong>ch</strong>t in die duftenden<br />

Laken, und im S<strong>ch</strong>ein der Na<strong>ch</strong>ttis<strong>ch</strong>lampe<br />

versinkt man in dem Bu<strong>ch</strong>, das<br />

man gerade liebt, folgt dem Helden auf seinen<br />

Wegen und wird von Seite <strong>zu</strong> Seite<br />

müder.<br />

Es ist mein erklärtes Ziel, Bü<strong>ch</strong>er <strong>zu</strong> s<strong>ch</strong>reiben,<br />

die den Lesern in einem Hotelbett<br />

sol<strong>ch</strong>e Glücks- und Geborgenheitsgefühle<br />

vers<strong>ch</strong>affen. Obwohl aber das Bett der primäre<br />

Ort der Leselust ist, soll man meine<br />

Bü<strong>ch</strong>er natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in der Hotellobby<br />

<strong>lesen</strong> können oder in der Hotelbar, meinetwegen<br />

au<strong>ch</strong> im Speisesaal – Hauptsa<strong>ch</strong>e<br />

Hotel. Literatur und Hotels gehören untrennbar<br />

<strong>zu</strong>sammen, nirgendwo sind Bü<strong>ch</strong>er<br />

so sehr Bü<strong>ch</strong>er wie in Hotels, und<br />

keine Bibliothek ist so verlockend und<br />

abenteuerli<strong>ch</strong> wie die in einem Hotel. Literatur<br />

ist immer Aufbru<strong>ch</strong>, mit dem ersten<br />

Satz packen Autor und Leser glei<strong>ch</strong>ermassen<br />

ihr Bündel und betreten fremde Welten.<br />

Und wo stimmt das besser mit der<br />

Wirkli<strong>ch</strong>keit überein <strong>als</strong> eben in einem Hotel,<br />

in dem auf den Aufbru<strong>ch</strong> die Ruhe folgt<br />

und man bestenfalls in einem Kaminzimmer<br />

in einem englis<strong>ch</strong>en Ohrensessel sitzt<br />

und den Roman weiterliest, der nun glei<strong>ch</strong>falls<br />

na<strong>ch</strong> dem Aufbru<strong>ch</strong> in eine Phase der<br />

Ruhe eingetreten ist, in der die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

vorübergehend an Tempo verliert, so <strong>als</strong><br />

S<strong>ch</strong>ade für den S<strong>ch</strong>riftsteller ist nur, dass<br />

er immer ein biss<strong>ch</strong>en weniger Reisender<br />

ist <strong>als</strong> der Leser. Er ist gewissermassen der<br />

Reiseleiter und kennt deswegen sämtli<strong>ch</strong>e<br />

Sehenswürdigkeiten und Aussi<strong>ch</strong>tspunkte<br />

s<strong>ch</strong>on. Zweifellos ist das Auftau<strong>ch</strong>en der<br />

Pyramiden aus dem Kairoer Smog morgens<br />

<strong>um</strong> halb se<strong>ch</strong>s au<strong>ch</strong> für ihn immer<br />

wieder ein Ereignis, aber es ist eben ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr so überras<strong>ch</strong>end wie für den Reisenden,<br />

der es z<strong>um</strong> ersten Mal sieht. Und<br />

selbst wenn der Reiseleiter – beispielsweise<br />

bei einem Trekking-Urlaub – ebenfalls,<br />

wie der Reisende, z<strong>um</strong> ersten Mal unbekanntes<br />

Terrain betritt, wenn er <strong>als</strong>o vorangeht<br />

und mit der Ma<strong>ch</strong>ete den Weg freihackt,<br />

ist für ihn das Erlebnis des Neuen<br />

mit Arbeit verbunden, während der Reisende<br />

hinter ihm auf dem fris<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>lagenen<br />

Weg das Neue mühelos geniessen<br />

kann. Der S<strong>ch</strong>riftsteller arbeitet, der Leser<br />

geniesst, und deswegen ist es nur gere<strong>ch</strong>t,<br />

dass er für den Genuss etwas bezahlt. I<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>reibe, damit Mens<strong>ch</strong>en in Hotels meine<br />

Bü<strong>ch</strong>er <strong>lesen</strong>, für die sie <strong>zu</strong>vor bezahlt haben.<br />

Mit einem Teil des so verdienten Geldes<br />

beglei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> meinerseits die Re<strong>ch</strong>nung<br />

des Hotels, in dem i<strong>ch</strong> wieder<strong>um</strong> das<br />

Bu<strong>ch</strong> eines Kollegen lese, mit dem Unters<strong>ch</strong>ied,<br />

dass i<strong>ch</strong> meistens für die Bü<strong>ch</strong>er<br />

von Kollegen ni<strong>ch</strong>ts bezahlen muss, weil<br />

i<strong>ch</strong> sie mir auf irgendeinem Weg ers<strong>ch</strong>norre.<br />

Dadur<strong>ch</strong> spare i<strong>ch</strong> im Jahr rund 500<br />

Franken an Bü<strong>ch</strong>erkosten. Man könnte<br />

<strong>als</strong>o au<strong>ch</strong> sagen: I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>reibe, <strong>um</strong> <strong>zu</strong> sparen,<br />

au<strong>ch</strong> beispielsweise S<strong>ch</strong>lusspointen.<br />

Linus Rei<strong>ch</strong>lin<br />

Linus Rei<strong>ch</strong>lin, 56, kam in Aarau <strong>zu</strong>r Welt<br />

und lebt heute in Berlin. Bekannt wurde<br />

er erst <strong>als</strong> Journalist, dann <strong>als</strong> Kol<strong>um</strong>nist –<br />

und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> <strong>als</strong> S<strong>ch</strong>riftsteller. Für «Die<br />

Sehnsu<strong>ch</strong>t der Atome» erhielt er 2009 den<br />

Deuts<strong>ch</strong>en Krimipreis.<br />

Das Leu<strong>ch</strong>ten in der Ferne<br />

299 Seiten<br />

CHF 29.90<br />

Galiani<br />

© Susanne S<strong>ch</strong>leyer


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