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Das <strong>Magazin</strong> der Orell Füssli Bu<strong>ch</strong>handlungen<br />
Nr. 2/2013<br />
Ihr persönli<strong>ch</strong>es<br />
Exemplar –<br />
mit Wettbewerb!<br />
Lügen ist<br />
mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
«Das Vers<strong>ch</strong>wiegene»<br />
von Linn Ullmann<br />
Es muss ni<strong>ch</strong>t immer<br />
«Shades» sein<br />
Erotis<strong>ch</strong>e<br />
Neuers<strong>ch</strong>einungen<br />
Verbindung über Ra<strong>um</strong><br />
und Zeit<br />
«Die vierzig Geheimnisse der<br />
Liebe» von Elif Shafak<br />
Und ausserdem:<br />
Neue Bildbände, neue<br />
Kinderbü<strong>ch</strong>er, neue<br />
Reiseführer
STARTER<br />
PAKET<br />
eReader, Hülle, Ladegerät und Fr. 25.– Prepaid Card<br />
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statt 212.–<br />
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BOOKEEN ODYSSEY 2013 EDITION<br />
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PAPIEROPTIK – LESEN AUCH BEI SONNE
Editorial | 3<br />
Inhalt<br />
András Németh<br />
Mitglied der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />
Bü<strong>ch</strong>er sind erotis<strong>ch</strong><br />
Liebe Leserin<br />
Lieber Leser<br />
Im vergangenen Jahr war eine erotis<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
der weltweit grösste Bu<strong>ch</strong>erfolg: «Shades of Grey».<br />
70 Millionen Exemplare der Trilogie von E.L. James<br />
wurden verkauft. Seit «Harry Potter» hat keine<br />
Bu<strong>ch</strong>serie mehr derart abgerä<strong>um</strong>t.<br />
Dass erotis<strong>ch</strong>e Literatur die Bestseller-Listen<br />
anführt, ist ungewöhnli<strong>ch</strong> – dass sie gut ankommt,<br />
hingegen ni<strong>ch</strong>t. Einige der ältesten Werke der Weltliteratur<br />
sind erotis<strong>ch</strong>en Inhalts, und viele Longseller<br />
gehören <strong>zu</strong> diesem Genre. Bei der Erotik spielt<br />
das Bu<strong>ch</strong> eben alle seine Stärken aus: Es kann<br />
uns ins Welten entführen, die uns im wirkli<strong>ch</strong>en<br />
Leben vers<strong>ch</strong>lossen bleiben. Bü<strong>ch</strong>er kennen keine<br />
S<strong>ch</strong>am und beurteilen uns ni<strong>ch</strong>t. Mit ihnen können<br />
wir Abenteuer erleben, au<strong>ch</strong> wenn wir selber keine<br />
Helden sind.<br />
Und ist ni<strong>ch</strong>t das Lesen per se erotis<strong>ch</strong>? Do<strong>ch</strong>, findet<br />
Alex Ps<strong>ch</strong>era: «Lesen ist ein erotis<strong>ch</strong>er Akt», s<strong>ch</strong>reibt<br />
der deuts<strong>ch</strong>e Publizist. «Besitz und Vereinigung sind<br />
seine Merkmale. Das Rie<strong>ch</strong>en am Druckwerk ist Vorspiel<br />
des Kommenden. Das Bu<strong>ch</strong> ist ein Körper. Jedes<br />
Bu<strong>ch</strong> hat seinen eigenen Geru<strong>ch</strong>, wie au<strong>ch</strong> jeder<br />
geliebte Mens<strong>ch</strong> seinen eigenen Geru<strong>ch</strong> hat.»<br />
Wir, die wir tägli<strong>ch</strong> mit Bü<strong>ch</strong>ern <strong>zu</strong> tun haben, teilen<br />
diese Meinung natürli<strong>ch</strong>: Bü<strong>ch</strong>er bereiten tiefe<br />
Freude und ma<strong>ch</strong>en stets Lust auf mehr. Und weil<br />
Bü<strong>ch</strong>er so erotis<strong>ch</strong> sind, widmen wir den Hauptbeitrag<br />
in diesem «<strong>Books</strong>» der erotis<strong>ch</strong>en Literatur. I<strong>ch</strong><br />
wüns<strong>ch</strong>e Ihnen damit viel Vergnügen!<br />
Verbindung über Ra<strong>um</strong> und Zeit<br />
«Die vierzig Geheimnisse<br />
der Liebe» von<br />
Elif Shafak<br />
Seite 10<br />
Reisebü<strong>ch</strong>er-Spezial<br />
Vorfreude und Hilfe<br />
vor Ort<br />
Seite 23<br />
© Muammer Yanmaz<br />
Erotis<strong>ch</strong>e Literatur:<br />
Es muss ni<strong>ch</strong>t<br />
immer «Shades»<br />
sein<br />
Seite 14<br />
4 Notizen<br />
20 Neue Bildbände S<strong>ch</strong>ön,<br />
s<strong>ch</strong>öner, Krauthammer<br />
32 Kaffeepause Die Debatte<br />
36 Fantastis<strong>ch</strong>!<br />
Fantasy-Neuers<strong>ch</strong>einungen<br />
40 Im S<strong>ch</strong>aufenster<br />
«Das Vers<strong>ch</strong>wiegene» von<br />
Linn Ullmann<br />
42 Kinderwelt<br />
Freunde ma<strong>ch</strong>en Freude<br />
44 Neues von Orell Füssli<br />
45 Mein Bu<strong>ch</strong><br />
46 Ko<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>er «Jerusalem»<br />
48 Kreuzworträtsel<br />
49 Veranstaltungen<br />
51 Kol<strong>um</strong>ne<br />
Dar<strong>um</strong> s<strong>ch</strong>reibe i<strong>ch</strong> –<br />
von Linus Rei<strong>ch</strong>lin<br />
Jetzt Fan werden:<br />
www.facebook.com/OrellFuessli<br />
Die nä<strong>ch</strong>ste Ausgabe von <strong>Books</strong>, dem <strong>Magazin</strong> der Orell-Füssli-Bu<strong>ch</strong>handlungen,<br />
ers<strong>ch</strong>eint am 13. September 2013. Sie erhalten <strong>Books</strong> kostenlos in jeder Filiale.<br />
Bestellungen nehmen wir gern entgegen über www.books.<strong>ch</strong>, orders@books.<strong>ch</strong><br />
und Telefon 0848 849 848. Bu<strong>ch</strong>handlungen von Orell Füssli finden Sie in Basel,<br />
Bern, Frauenfeld, St.Gallen, Winterthur und Züri<strong>ch</strong> sowie am Flughafen Züri<strong>ch</strong>.<br />
Preisänderungen vorbehalten. Unsere aktuellen Verkaufspreise und eine <strong>um</strong>fassende<br />
Auswahl an Bü<strong>ch</strong>ern, Filmen und Spielen finden Sie auf www.books.<strong>ch</strong>.<br />
Impress<strong>um</strong><br />
Herausgeber:<br />
Orell Füssli Bu<strong>ch</strong>handlungs AG, Dietzingerstrasse 3, Postfa<strong>ch</strong>, 8036 Züri<strong>ch</strong><br />
Gesamtherstellung: Media Tune AG, Züri<strong>ch</strong><br />
Redaktion: Die Blattma<strong>ch</strong>er GmbH, Züri<strong>ch</strong><br />
Gestaltungskonzept/Layout: Stri<strong>ch</strong>punkt GmbH, Winterthur<br />
Coverfoto: Agnete Brun<br />
Alle so gekennzei<strong>ch</strong>neten Bü<strong>ch</strong>er sind auf www.books.<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> <strong>als</strong> eBook erhältli<strong>ch</strong>.
4 | NOTIZEN <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Notizen<br />
Marius Leutenegger<br />
Die Ernährung gehört <strong>zu</strong> den Fundamenten des Mens<strong>ch</strong>seins. Entspre<strong>ch</strong>end<br />
gross ist denn au<strong>ch</strong> das Angebot an Rats<strong>ch</strong>lägen, Tipps und Ideen rund <strong>um</strong> die<br />
Ernährung. Die vielen Informationen ma<strong>ch</strong>en es zwis<strong>ch</strong>endur<strong>ch</strong> aber viellei<strong>ch</strong>t<br />
nötig, si<strong>ch</strong> ein wenig <strong>zu</strong> erden – und das gelingt hervorragend mit dem Bu<strong>ch</strong><br />
«Essen Sie ni<strong>ch</strong>ts, was Ihre Grossmutter ni<strong>ch</strong>t <strong>als</strong> Essen erkannt hätte»,<br />
ers<strong>ch</strong>ienen bei Kunstmann. Mit erfris<strong>ch</strong>ender Unoriginalität erinnert uns Autor<br />
Mi<strong>ch</strong>ael Pollan darin an die Binsenwahrheiten rund <strong>um</strong>s Essen: Die ganze<br />
westli<strong>ch</strong>e Ernährung ist ungesund, weil <strong>zu</strong> fett, <strong>zu</strong> süss und <strong>zu</strong> künstli<strong>ch</strong>. Wie<br />
soll man darauf reagieren? Pollan antwortet mit einfa<strong>ch</strong>en Rezepten: Meiden<br />
Sie Produkte mit Zutaten, die ein Drittklässler ni<strong>ch</strong>t ausspre<strong>ch</strong>en kann; meiden<br />
Sie Nahrungsmittel, für die im Fernsehen geworben wird; meiden sie Esswaren,<br />
die in allen Spra<strong>ch</strong>en denselben Namen haben. Und besonders sinnvoll: «Zahlen<br />
Sie mehr, essen Sie weniger.» Die s<strong>ch</strong>önen Illustrationen von Maira Kalman<br />
ma<strong>ch</strong>en das Bu<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> einem optis<strong>ch</strong>en Vergnügen.<br />
Man<strong>ch</strong>e Wörter<br />
kann man ka<strong>um</strong><br />
no<strong>ch</strong> hören, weil sie<br />
bis z<strong>um</strong> Gehtni<strong>ch</strong>tmehr<br />
ge- und missbrau<strong>ch</strong>t<br />
werden.<br />
Da<strong>zu</strong> zählt «Na<strong>ch</strong>haltigkeit».<br />
Und darüber<br />
soll man glei<strong>ch</strong><br />
ein ganzes Bu<strong>ch</strong> <strong>lesen</strong>?<br />
Unbedingt –<br />
denn Ulri<strong>ch</strong> Grober gibt in «Die Entdeckung<br />
der Na<strong>ch</strong>haltigkeit», ers<strong>ch</strong>ienen bei Kunstmann,<br />
dem Begriff seine Würde und sein Gewi<strong>ch</strong>t<br />
<strong>zu</strong>rück. Auf faszinierende Weise legt<br />
der Autor dar, wie alt das Konzept ist, das<br />
heute <strong>als</strong> modernes Mass aller Dinge gilt.<br />
1994 definierte z<strong>um</strong> Beispiel die UNO Na<strong>ch</strong>haltigkeit<br />
<strong>als</strong> ein Dreieck aus ökologis<strong>ch</strong>em<br />
Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t, ökonomis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>erheit und<br />
sozialer Gere<strong>ch</strong>tigkeit – exakt so <strong>um</strong>s<strong>ch</strong>rieb<br />
Hans Carl von Carlowitz den Begriff bereits<br />
1713. Die Notwendigkeit, na<strong>ch</strong>haltig <strong>zu</strong> handeln,<br />
ist <strong>als</strong>o s<strong>ch</strong>on lange bekannt, und Grober<br />
zeigt auf, war<strong>um</strong> es so s<strong>ch</strong>wer ist, dieses<br />
Wissen in konkretes Handeln <strong>zu</strong> übertragen.<br />
Ein kulturhistoris<strong>ch</strong>es Sa<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong>, das man<br />
ni<strong>ch</strong>t so s<strong>ch</strong>nell vergisst.<br />
Mit seinem<br />
Erstling «Flieg,<br />
Hitler, flieg!»<br />
rä<strong>um</strong>te der<br />
junge britis<strong>ch</strong>e<br />
Autor Ned<br />
Bea<strong>um</strong>an<br />
ziemli<strong>ch</strong> ab – er<br />
gewann damit<br />
unzählige Preise, die internationale<br />
Kritik übers<strong>ch</strong>lug si<strong>ch</strong> gerade<strong>zu</strong> vor<br />
Begeisterung. Jetzt liegt der neue<br />
Roman von Bea<strong>um</strong>an vor, und er ist<br />
ähnli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>illernd, böse und vergnügli<strong>ch</strong><br />
wie das Debüt. Der gezwungen<br />
originelle Titel der bei D<strong>um</strong>ont<br />
publizierten Überset<strong>zu</strong>ng sollte einen<br />
ni<strong>ch</strong>t vom Lesen abs<strong>ch</strong>recken: «Egon<br />
Loesers erstaunli<strong>ch</strong>er Me<strong>ch</strong>anismus<br />
<strong>zu</strong>r beinahe augenblickli<strong>ch</strong>en Beförderung<br />
eines Mens<strong>ch</strong>en von Ort <strong>zu</strong><br />
Ort», im Englis<strong>ch</strong>en «The Teleportion<br />
Accident», ist eine Art Road-Movie,<br />
der si<strong>ch</strong> über mehrere Jahrzehnte<br />
hinzieht. Der Bühnenbildner Egon<br />
Loeser, der ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong>fälligerweise einen<br />
Namen wie ein S<strong>ch</strong>impfwort trägt,<br />
verfolgt seine Tra<strong>um</strong>frau Adele Hitler<br />
(«weder verwandt no<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>wägert»)<br />
von Berlin über Paris na<strong>ch</strong> Los<br />
Angeles. Er ist von zwei Dingen<br />
besessen: Adele endli<strong>ch</strong> ins Bett <strong>zu</strong><br />
kriegen – und hinter die Geheimnisse<br />
des Grössten seiner Zunft <strong>zu</strong> kommen:<br />
Dem venezianis<strong>ch</strong>en Bühnenbildner<br />
Lavicini soll es nämli<strong>ch</strong> einst<br />
gelungen sein, eine barocke Mas<strong>ch</strong>ine<br />
z<strong>um</strong> Beamen von Mens<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong><br />
bauen. Au<strong>ch</strong> KGB und Fors<strong>ch</strong>er in<br />
Kalifornien sind hinter dem Teleportionsgerät<br />
her, s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> herrs<strong>ch</strong>t<br />
Krieg. Bea<strong>um</strong>an staffiert seinen<br />
bizarren Plot mit einem Ideenrei<strong>ch</strong>t<strong>um</strong><br />
aus, der locker für drei Romane<br />
gerei<strong>ch</strong>t hätte; das dur<strong>ch</strong>wegs<br />
exzentris<strong>ch</strong>e Personal wä<strong>ch</strong>st einem<br />
ziemli<strong>ch</strong> ans Herz, obwohl es aus<br />
ausnahmslos unsympathis<strong>ch</strong>en<br />
Neurotikern besteht. Das Bu<strong>ch</strong> ist<br />
brillant ges<strong>ch</strong>rieben und hat seinen<br />
Platz auf der Longlist des Booker<br />
Prizes mehr <strong>als</strong> verdient.
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf NOTIZEN | 5<br />
Leute, die das mögen,<br />
mögen au<strong>ch</strong> ...<br />
© Joy Matter<br />
Oft ist die letzte Seite eines Bu<strong>ch</strong>s jene,<br />
die man am wenigsten mag – weil man<br />
ni<strong>ch</strong>t mö<strong>ch</strong>te, dass das Lesevergnügen<br />
s<strong>ch</strong>on <strong>zu</strong> Ende ist. Glückli<strong>ch</strong>erweise<br />
gibt es Fa<strong>ch</strong>leute, die einem in sol<strong>ch</strong>en<br />
Momenten Bü<strong>ch</strong>er<br />
mit verglei<strong>ch</strong>baren<br />
Qualitäten empfehlen<br />
können – Fa<strong>ch</strong>leute<br />
wie Marcel<br />
Rauber. Der 42-Jährige<br />
arbeitet <strong>als</strong> Abteilungsleiter<br />
im<br />
Parterre bei Rösslitor<br />
Bü<strong>ch</strong>er in St.Gallen.<br />
Das Lesen entdeckte<br />
er während<br />
seiner Lehre z<strong>um</strong><br />
Bäcker-Konditor.<br />
«Wegen der Arbeitszeiten<br />
lebte i<strong>ch</strong> an<br />
meinen Bekannten<br />
vorbei – und so füllte<br />
i<strong>ch</strong> mir die freie Zeit<br />
mit Lesen», erinnert er si<strong>ch</strong>. Bü<strong>ch</strong>er begeisterten<br />
ihn s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> derart, dass<br />
er si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Bu<strong>ch</strong>händler<br />
ausbilden liess.<br />
«‹Ts<strong>ch</strong>ick› des Berliner S<strong>ch</strong>riftstellers<br />
Wolfgang Herrndorf war 2010 eines<br />
der erfolgrei<strong>ch</strong>sten deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen<br />
Bü<strong>ch</strong>er; die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te einer ungewöhnli<strong>ch</strong>en<br />
Freunds<strong>ch</strong>aft zwis<strong>ch</strong>en einem<br />
14-Jährigen aus bürgerli<strong>ch</strong>en Verhältnissen<br />
und einem verwahrlosten<br />
jugendli<strong>ch</strong>en Spätaussiedler aus Russland,<br />
die ein wenig an ‹Huckleberry<br />
Finn› von Mark Twain erinnert, gewann<br />
unzählige Preise. Wer ‹Ts<strong>ch</strong>ick› mo<strong>ch</strong>te,<br />
wird au<strong>ch</strong> ‹Wunder› der US-Amerikanerin<br />
Raquel J. Palacio lieben. Beide<br />
Romane erzählen vom Erwa<strong>ch</strong>senwerden,<br />
von den S<strong>ch</strong>wierigkeiten,<br />
si<strong>ch</strong> im Leben<br />
<strong>zu</strong>re<strong>ch</strong>t<strong>zu</strong>finden – und<br />
beide Bü<strong>ch</strong>er vergisst<br />
man <strong>als</strong> Leser ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr. ‹Wunder› ist ein<br />
Debütroman und hat<br />
das Potential z<strong>um</strong> Lieblingsbu<strong>ch</strong>.<br />
Im Mittelpunkt<br />
steht der zehnjährige<br />
August, der mit<br />
seinen Eltern und seiner<br />
grossen S<strong>ch</strong>wester in<br />
New York lebt. Weil er<br />
seit seiner Geburt mindestens<br />
27-mal am Gesi<strong>ch</strong>t<br />
operiert werden<br />
musste, ist er no<strong>ch</strong> nie<br />
auf eine ri<strong>ch</strong>tige S<strong>ch</strong>ule<br />
gegangen. Aber jetzt soll er in die 5.<br />
Klasse kommen. August ist es gewohnt,<br />
angestarrt <strong>zu</strong> werden, und er weiss,<br />
dass die meisten S<strong>ch</strong>üler ni<strong>ch</strong>t absi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
gemein <strong>zu</strong> ihm sind. Sein sehnli<strong>ch</strong>ster<br />
Wuns<strong>ch</strong> ist es aber, ni<strong>ch</strong>t weiter auf<strong>zu</strong>fallen,<br />
ein ganz normaler Junge <strong>zu</strong><br />
sein und Freunde <strong>zu</strong> finden. Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
auf<strong>zu</strong>fallen ist ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t, wenn man<br />
so viel Mut und Kraft besitzt, so witzig,<br />
klug und grosszügig ist wie August …<br />
Tun Sie si<strong>ch</strong> einen Gefallen und <strong>lesen</strong><br />
Sie dieses Bu<strong>ch</strong>!»<br />
Mani Matter ist ein S<strong>ch</strong>weizer<br />
Mythos. Die Ausstellung «Mani<br />
Matter (1936-1972)» war ein so<br />
grosser Erfolg, dass sie na<strong>ch</strong> einer<br />
langen Tournee dur<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz<br />
no<strong>ch</strong> einmal – und bis September<br />
– im Landesmuse<strong>um</strong> in Züri<strong>ch</strong> <strong>zu</strong><br />
sehen ist. Mitgearbeitet an der<br />
faszinierenden S<strong>ch</strong>au hat au<strong>ch</strong><br />
Wilfried Mei<strong>ch</strong>try; der Historiker<br />
ist vor allem bekannt für sein Bu<strong>ch</strong><br />
über Iris Roten, «Verliebte Feinde»,<br />
das au<strong>ch</strong> verfilmt wurde. Dur<strong>ch</strong><br />
seine Tätigkeit für die Ausstellung<br />
lernte Mei<strong>ch</strong>try die Witwe von<br />
Mani Matter kennen, Joy Matter.<br />
«Und eines Tages sagte i<strong>ch</strong> ihr,<br />
dass i<strong>ch</strong> gern eine Biographie über<br />
Mani Matter s<strong>ch</strong>reiben würde»,<br />
erzählte der Autor in einem Interview.<br />
Diese Biographie ist jetzt von<br />
Nagel&Kim<strong>ch</strong>e veröffentli<strong>ch</strong><br />
worden – und sie ist ein Genuss<br />
ni<strong>ch</strong>t nur für die vielen Matter-<br />
Fans. Mei<strong>ch</strong>try hat eine literaris<strong>ch</strong>e<br />
Biographie verfasst, die<br />
einem einen überaus sympathis<strong>ch</strong>en<br />
Mens<strong>ch</strong>en in seiner ganzen<br />
Viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tigkeit näher bringt –<br />
denn der Autor konnte erstm<strong>als</strong><br />
auf 31 Ar<strong>ch</strong>ivs<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>teln von Joy<br />
Matter <strong>zu</strong>greifen; <strong>zu</strong>dem präsentiert<br />
einem «Mani Matter» au<strong>ch</strong><br />
ein Panoptik<strong>um</strong> der Na<strong>ch</strong>kriegss<strong>ch</strong>weiz<br />
zwis<strong>ch</strong>en<br />
Tradition und<br />
Aufbru<strong>ch</strong>. Der<br />
Erfolg, den dieses<br />
Bu<strong>ch</strong> zweifellos<br />
haben wird, ist ihm<br />
<strong>zu</strong> gönnen.
6 | NOTIZEN <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Hollywood – der Glanz dieses Namens<br />
rührt ni<strong>ch</strong>t von den heutigen Blockbuster-Produktionen<br />
her, sondern entstand,<br />
<strong>als</strong> die Filmfabrik no<strong>ch</strong> wie eine Fussballliga<br />
organisiert war. Bis in die<br />
1960er-Jahre hinein hielten si<strong>ch</strong> die<br />
grossen Studios wie MGM, Paramount<br />
oder Warner Brothers feste Teams von<br />
S<strong>ch</strong>auspielerinnen und S<strong>ch</strong>auspieler.<br />
Die Stars waren vertragli<strong>ch</strong> gebunden<br />
und den Studio-Bossen mehr oder weniger<br />
ausgeliefert – wel<strong>ch</strong>e Rollen sie spielen<br />
durften, wie oft sie vor der Kamera<br />
standen, wel<strong>ch</strong>es Image sie letztli<strong>ch</strong> hatten,<br />
entzog si<strong>ch</strong> ihrer Kontrolle. Au<strong>ch</strong> die<br />
Gestaltung des Privatlebens wurde <strong>zu</strong> einem Teil von den Studios vorgegeben. Auf<br />
diese Weise wurde Hollywood <strong>zu</strong> seinem grössten Produkt: eine inszenierte, glamouröse<br />
Welt voller Stars und Stern<strong>ch</strong>en. Dieses Produkt strahlte einen Zauber aus,<br />
der heute vers<strong>ch</strong>wunden ist. Aber wir können ihn no<strong>ch</strong> immer spüren – z<strong>um</strong> Beispiel<br />
dank des wunderbaren Fotobands «Hollywood Unseen» von Prestel. Der<br />
Untertitel verspri<strong>ch</strong>t «Filmstars hinter den Kulissen», do<strong>ch</strong> der Alltag, in dem die<br />
berühmtesten Darsteller ihrer Zeit gezeigt werden, war natürli<strong>ch</strong> ebenfalls sorgsam<br />
inszeniert und vorteilhaft ausgeleu<strong>ch</strong>tet. Man entdeckt in diesem Band <strong>als</strong>o<br />
keine Geheimnisse, sondern erfährt anhand der Bilder viel darüber, wie das goldene<br />
Hollywood funktionierte, wie es die Stars ma<strong>ch</strong>te und für wel<strong>ch</strong>e Werte es stand.<br />
In «<strong>Books</strong>» beri<strong>ch</strong>ten wir vorwiegend<br />
über Literatur aus dem deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen<br />
Ra<strong>um</strong> – und über internationale<br />
Bestseller. Die Romandie kommt nur selten<br />
vor. Das ist ein Makel, den es s<strong>ch</strong>leunigst<br />
<strong>zu</strong> korrigieren gilt – mit dem Verweis<br />
auf ein mehr <strong>als</strong> <strong>lesen</strong>swertes Bu<strong>ch</strong><br />
einer jungen französis<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen Autorin:<br />
«Bestseller» der Freiburgerin Isabelle<br />
Flükiger, ers<strong>ch</strong>ienen im Rotpunkt-<br />
Verlag. Das s<strong>ch</strong>male Bänd<strong>ch</strong>en, das man<br />
an einem Sonntagmorgen vor, während<br />
und na<strong>ch</strong> dem Zmorge in einem Stück<br />
vers<strong>ch</strong>lingen kann, handelt von einem<br />
jungen, urbanen und sehr verliebten<br />
Paar, das Perspektiven su<strong>ch</strong>t und wortwörtli<strong>ch</strong><br />
auf den Hund kommt. Flükiger<br />
bes<strong>ch</strong>reibt mit viel Selbstironie das Leben<br />
von Fastdreissigern in der S<strong>ch</strong>weiz –<br />
von Mens<strong>ch</strong>en <strong>als</strong>o, die in aller Regel mit<br />
beiden Beinen auf dem Boden stehen und<br />
den Überfluss so sehr vera<strong>ch</strong>ten, wie sie<br />
ihn au<strong>ch</strong> <strong>als</strong> selbstverständli<strong>ch</strong> betra<strong>ch</strong>ten.<br />
Do<strong>ch</strong> keine Angst: Es geht hier ni<strong>ch</strong>t<br />
<strong>um</strong> Gesells<strong>ch</strong>aftskritik,<br />
sondern <strong>um</strong><br />
eine lei<strong>ch</strong>te<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te,<br />
von der man<br />
si<strong>ch</strong> wüns<strong>ch</strong>t,<br />
sie ginge no<strong>ch</strong><br />
lange, lange<br />
weiter ...<br />
In dieser Ausgabe von «<strong>Books</strong>» dreht<br />
si<strong>ch</strong> vieles <strong>um</strong> die Liebe: Ab Seite 10<br />
stellen wir zahlrei<strong>ch</strong>e Liebes- und<br />
Erotikromane vor. Es ist zwar ni<strong>ch</strong>t<br />
unbedingt wahr, dass ein Bild mehr<br />
sagt <strong>als</strong> 1000 Worte, aber man<strong>ch</strong>mal<br />
sind Bilder natürli<strong>ch</strong> genauso s<strong>ch</strong>ön<br />
wie Ges<strong>ch</strong>riebenes. Deshalb wollen<br />
wir hier no<strong>ch</strong> auf ein Bu<strong>ch</strong> über die<br />
Liebe hinweisen, bei dem es viel <strong>zu</strong><br />
sehen gibt: «Die s<strong>ch</strong>önsten Liebespaare<br />
in der Kunst», ers<strong>ch</strong>ienen bei<br />
Prestel. Der Bildband hält genau das,<br />
was der Titel verspri<strong>ch</strong>t. Er zeigt rund<br />
80 Bilder, auf denen geküsst, ges<strong>ch</strong>ma<strong>ch</strong>tet,<br />
<strong>um</strong>armt, bewundert und<br />
liebkost wird. Die Werke stammen aus<br />
allen Epo<strong>ch</strong>en und von den bekanntesten<br />
Künstlern; die meisten von ihnen<br />
hat man s<strong>ch</strong>on irgendwo gesehen,<br />
erst in diesem Kontext spürt man aber<br />
so ri<strong>ch</strong>tig, wie zart sie Gefühle darstellen.<br />
Begleitet wird die Auswahl<br />
von angenehm wenigen kunsthistoris<strong>ch</strong>en<br />
Erläuterungen und s<strong>ch</strong>önen Gedi<strong>ch</strong>ten,<br />
die wieder<strong>um</strong> belegen:<br />
Man<strong>ch</strong>mal sagen wenige Worte eben<br />
do<strong>ch</strong> so viel wie ein Bild.
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf NOTIZEN | 7<br />
Was <strong>lesen</strong> Sie gerade?<br />
Ellen Ringier, Juristin und Präsidentin der Stiftung «Elternsein»<br />
Lei<strong>ch</strong>ter<br />
Lesen<br />
Die eReaDeR von<br />
oRell Füssli.<br />
einFa<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> hause.<br />
«Seit dem Zerfall der Sowjetunion im<br />
Jahr 1991 glaubte i<strong>ch</strong>, Russland sei auf<br />
dem Weg <strong>zu</strong> einer Demokratie. Zugegebenermassen<br />
auf einem ausserordentli<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>wierigen Weg. Dass na<strong>ch</strong> Gorbats<strong>ch</strong>ow<br />
und Jelzin ein KGB-Mann<br />
‹gewählt› worden war, irritierte anfangs,<br />
aber die Hoffnung auf den jungen Putin<br />
blieb.<br />
Das, was i<strong>ch</strong> in der mir <strong>zu</strong>r Verfügung<br />
stehenden Presse <strong>zu</strong> den wenig re<strong>ch</strong>tsstaatli<strong>ch</strong>en<br />
Verurteilungen von Oligar<strong>ch</strong>en<br />
wie Chodorkowski und Lebedjew<br />
las, irritierte zwar ungemein. Andererseits<br />
– gibt es ein Re<strong>ch</strong>t auf Staatsplünderung?<br />
Musste man Mitleid mit Leuten<br />
wie Gussinski in Israel oder Abramowits<strong>ch</strong><br />
in London haben, die si<strong>ch</strong> mit astronomis<strong>ch</strong>en<br />
Besitztümern aus Russland<br />
verabs<strong>ch</strong>iedet hatten? Und der<br />
Krieg gegen Terroristen in Ts<strong>ch</strong>ets<strong>ch</strong>enien,<br />
war er <strong>als</strong> Selbstverteidigungsmassnahme<br />
etwa ni<strong>ch</strong>t gere<strong>ch</strong>tfertigt?<br />
Masha Gessen, Autorin von ‹Der Mann<br />
ohne Gesi<strong>ch</strong>t. Wladimir Putin – eine Enthüllung›,<br />
belehrt mi<strong>ch</strong> eines Besseren!<br />
Wer diese Auflistung von im Namen des<br />
(manipulierten) Re<strong>ch</strong>ts begangenen Verbre<strong>ch</strong>en<br />
– wahrli<strong>ch</strong> eine Enthüllung – ge<strong>lesen</strong><br />
hat, kann ni<strong>ch</strong>t anders, <strong>als</strong> die Hoffnung<br />
auf den demokratis<strong>ch</strong>en Prozess <strong>zu</strong><br />
vergessen! Klar, die Beweiskette, die<br />
Gessen auflistet, basiert <strong>zu</strong> weiten Teilen<br />
auf Indizien. Sie überzeugt jedo<strong>ch</strong> in hohem<br />
Masse – ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong>letzt weil die Autorin<br />
mit keinem Wort vorgibt, die Dinge<br />
seien tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> so ges<strong>ch</strong>ehen, <strong>als</strong> hätten<br />
si<strong>ch</strong> die Verbre<strong>ch</strong>en gegen dissidente<br />
Bürger Russlands mit Si<strong>ch</strong>erheit so abgespielt.<br />
‹So oder ähnli<strong>ch</strong>›, ist man jedo<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> dem Lesen der (selbstverständli<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t autorisierten) Biografie Putins<br />
überzeugt!<br />
Wladimir Putin hat von nun an ein Gesi<strong>ch</strong>t.»<br />
Der Mann ohne Gesi<strong>ch</strong>t<br />
Masha Gessen<br />
384 Seiten<br />
CHF 36.90<br />
Piper
8 | NOTIZEN <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Jahrestage<br />
Quelle: Dieter Hildebrandt: Ödön von Horváth, Rowohlt 1975<br />
75 Jahre ist es her, dass Ödön von Horváth<br />
in Paris starb. Der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-ungaris<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>riftsteller befand si<strong>ch</strong> auf der Flu<strong>ch</strong>t<br />
vor den Nazis, <strong>als</strong> er am 1. Juni 1938 von<br />
einem herabfallenden Ast ers<strong>ch</strong>lagen wurde.<br />
Da war er gerade einmal 37 Jahre alt.<br />
Seine sozialkritis<strong>ch</strong>en Werke waren <strong>zu</strong> diesem<br />
Zeitpunkt verboten, wurden aber in<br />
Exilverlagen weiterhin veröffentli<strong>ch</strong>t. Sein<br />
bekanntester Roman ist wohl «Jugend ohne<br />
Gott», der die Lieblosigkeit von Jugendli<strong>ch</strong>en<br />
in Nazideuts<strong>ch</strong>land anprangert. Zeitlebens<br />
galt von Horváth aber vor allem <strong>als</strong><br />
grosser Theaterautor, etwa dank seiner<br />
no<strong>ch</strong> heute oft gespielten Dramen «Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
aus dem Wiener Wald», «Glaube<br />
Liebe Hoffnung» und «Kasimir und Karoline».<br />
Pfli<strong>ch</strong>tlektüre ni<strong>ch</strong>t nur für S<strong>ch</strong>üler!<br />
Am 2. Juli jährt si<strong>ch</strong><br />
der Todestag von Lisa<br />
Tetzner z<strong>um</strong> 50. Mal.<br />
Es gibt ni<strong>ch</strong>t viele Jugendbü<strong>ch</strong>er,<br />
die so eindrückli<strong>ch</strong><br />
sind wie ihr<br />
Roman «Die s<strong>ch</strong>warzen<br />
Brüder». Dass das<br />
1940 verfasste Bu<strong>ch</strong><br />
das S<strong>ch</strong>icksal von Tessiner<br />
Buben bes<strong>ch</strong>reibt, die <strong>als</strong> Kaminfeger<br />
na<strong>ch</strong> Italien verdingt wurden, ist kein Zufall:<br />
Die Deuts<strong>ch</strong>e flü<strong>ch</strong>tete 1933 vor den Nazis<br />
na<strong>ch</strong> Carona bei Lugano, <strong>zu</strong>sammen mit<br />
ihrem Mann Kurt Kläber. Das Paar lebte dort<br />
in der Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft von Hermann Hesse<br />
und <strong>zu</strong>weilen mit Bert Bre<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong>sammen.<br />
Tetzners Mann war übrigens au<strong>ch</strong> kein Unbekannter:<br />
Er nannte si<strong>ch</strong> Kurt Held und<br />
verfasste «Die rote Zora und ihre Bande».<br />
«Die s<strong>ch</strong>warzen Brüder» war denn au<strong>ch</strong> ein<br />
Gemeins<strong>ch</strong>aftswerk des Paars, wegen der<br />
Verfolgung von Kläber dur<strong>ch</strong> die Nazis<br />
ers<strong>ch</strong>ien es aber nur unter Lisa Tetzners<br />
Namen.<br />
Mit Oliver Sacks wird am 9. Juli einer der<br />
bekanntesten Sa<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong>-Autoren der Welt<br />
80-jährig. Seit Jahrzehnten begeistert der<br />
britis<strong>ch</strong>e Neurologe mit seinen Bes<strong>ch</strong>reibungen<br />
komplexer psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er Krankheiten.<br />
Weltberühmt ma<strong>ch</strong>te ihn das Bu<strong>ch</strong><br />
«Awakenings» über Mens<strong>ch</strong>en, die vorübergehend<br />
aus der S<strong>ch</strong>lafkrankheit aufwa<strong>ch</strong>en<br />
und si<strong>ch</strong> des Lebens erfreuen – es diente gar<br />
<strong>als</strong> Vorlage für einen Film mit Robert de Niro<br />
<strong>als</strong> Patient und Robin Williams <strong>als</strong> Dr. Sacks.<br />
In anderen Bü<strong>ch</strong>ern bes<strong>ch</strong>äftigte si<strong>ch</strong> Sacks<br />
mit dem Tourette-Syndrom, mit Autismus<br />
oder Gehörlosigkeit. Dabei gelang ihm stets<br />
das Kunststück, blendend <strong>zu</strong> unterhalten<br />
und Fallbeispiele mit viel Empathie, aber<br />
ohne Kits<strong>ch</strong> dar<strong>zu</strong>stellen. In seinem neuen,<br />
bei Rowohlt ers<strong>ch</strong>ienenen<br />
und<br />
ebenfalls sehr <strong>lesen</strong>swerten<br />
Werk<br />
«Dra<strong>ch</strong>en, Doppelgänger<br />
und Dämonen»<br />
geht es <strong>um</strong><br />
Halluzinationen.<br />
Am 14. August<br />
jährt si<strong>ch</strong> der Todestag<br />
des Rennfahrers<br />
und Rennautobauers<br />
Enzo<br />
Ferrari z<strong>um</strong> 25.<br />
Mal. Was das mit<br />
Bü<strong>ch</strong>ern <strong>zu</strong> tun<br />
hat? Der Jahrestag<br />
bietet eine gute Gelegenheit, <strong>um</strong> auf eine<br />
originelle Neuers<strong>ch</strong>einung aufmerksam <strong>zu</strong><br />
ma<strong>ch</strong>en: «Na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong>e Rennfahrer»,<br />
<strong>zu</strong>sammengestellt vom Journalisten Max<br />
Küng und ers<strong>ch</strong>ienen bei der Edition Patrick<br />
Frey. Das s<strong>ch</strong>male Bu<strong>ch</strong> zeigt Fotos von –<br />
Überras<strong>ch</strong>ung! – na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong>en Rennfahrern.<br />
Diese Abenteurer haben ja au<strong>ch</strong> viel<br />
Grund z<strong>um</strong> Grübeln, denn sie s<strong>ch</strong>weben<br />
ständig in Todesgefahr und werden oft genug<br />
au<strong>ch</strong> tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> mit dem Tod konfrontiert.<br />
Ein Bu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur für Leute, die wissen,<br />
wer Enzo Ferrari war.<br />
Ein Abenteurer, der dem Tod ebenfalls gern<br />
hin und wieder ins Auge blickte, war au<strong>ch</strong><br />
T.E. Lawrence. Am 16. August ist es 125<br />
Jahre her, dass er geboren wurde. Sein Leben<br />
liest si<strong>ch</strong> wie ein einziger Roman: Er<br />
war Ar<strong>ch</strong>äologe, Geheimagent und briti-<br />
s<strong>ch</strong>er Offizier. Als sol<strong>ch</strong>er beteiligte er si<strong>ch</strong><br />
im Ersten Weltkrieg am Aufstand der Araber<br />
gegen das osmanis<strong>ch</strong>e Rei<strong>ch</strong> – und wurde so<br />
<strong>zu</strong> Lawrence von Arabien. Seine Erlebnisse<br />
in Arabien bes<strong>ch</strong>rieb er im Beri<strong>ch</strong>t «Die sieben<br />
Säulen der Weisheit», der heute <strong>zu</strong>r<br />
Weltliteratur zählt und von Ullstein <strong>als</strong> Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong><br />
angeboten wird.<br />
Und z<strong>um</strong> S<strong>ch</strong>luss no<strong>ch</strong> zwei Geburtstage für<br />
alle Comicfans: Im Juni 1938, <strong>als</strong>o vor genau<br />
75 Jahren, wurde erstm<strong>als</strong> eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
über Superman veröffentli<strong>ch</strong>t – das war<br />
au<strong>ch</strong> die Geburtsstunde eines neuen Comicgenres,<br />
nämli<strong>ch</strong> der Superheldenges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten.<br />
Batman, Spiderman, Hulk, Iron Man<br />
und wie sie alle heissen, sie sind dur<strong>ch</strong>wegs<br />
im Sog des Riesenerfolgs <strong>um</strong> den «Stählernen»<br />
entstanden, der inkognito <strong>als</strong> der tapsige<br />
Reporter Clark Kent arbeitet und im<br />
Notfall <strong>zu</strong> einem fliegenden und mit unglaubli<strong>ch</strong>en<br />
Kräften ausgestatteten Helden<br />
mutiert. Superman zählt <strong>zu</strong> den Figuren mit<br />
dem weltweit hö<strong>ch</strong>sten Wiedererkennungswert,<br />
und längst gibt es die legendäre S<strong>ch</strong>öpfung<br />
der beiden Teenager Jerry Siegel und<br />
Joe Shuster in unzähligen Varianten. Für<br />
Erstleser empfehlen wir hier die Comics, die<br />
bei Fis<strong>ch</strong>er KJB ers<strong>ch</strong>einen; die etwas älteren<br />
bzw. ewigjungen Leser dürften an der<br />
Neuers<strong>ch</strong>einung «Der letzte Sohn» von Panini<br />
Manga und Comics ihre helle Freude<br />
haben.<br />
Erwa<strong>ch</strong>sene Comicfans<br />
haben ebenfalls<br />
Grund z<strong>um</strong> Feiern:<br />
Robert Cr<strong>um</strong>b wird<br />
am 30. August 70<br />
Jahre alt. Er begann<br />
<strong>als</strong> Underground-<br />
Zei<strong>ch</strong>ner <strong>zu</strong>r Flower-Power-Zeit;<br />
seine<br />
bekannteste Figur<br />
Fritz the Cat begeisterte<br />
<strong>als</strong> drogensü<strong>ch</strong>tiger<br />
Faulpelz die Hippies und ers<strong>ch</strong>reckte<br />
das Establishment. Viele seiner<br />
Comics gelten <strong>als</strong> sexistis<strong>ch</strong> und pornografis<strong>ch</strong>,<br />
aber Cr<strong>um</strong>b kann au<strong>ch</strong> anders: Seine<br />
Comic-Interpretation des ersten Bu<strong>ch</strong> Mose,<br />
ers<strong>ch</strong>ienen <strong>als</strong> «Genesis» in der Bibliothek<br />
der Süddeuts<strong>ch</strong>en Zeitung, gilt <strong>als</strong> Meisterwerk.
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf NOTIZEN | 9<br />
... und ausserdem<br />
Au<strong>ch</strong> wenn die meisten Bü<strong>ch</strong>erfreunde<br />
kluge Leute sind und daher<br />
naturgemäss im Zuge reisen,<br />
kennen sie wohl ebenso die Freude<br />
am Fahren: im Auto gemütli<strong>ch</strong><br />
dur<strong>ch</strong> den Périgord s<strong>ch</strong>aukeln, wo<br />
Martin Walkers Romane spielen<br />
(mehr da<strong>zu</strong> re<strong>ch</strong>ts), oder auf vier<br />
Rädern die südsizilianis<strong>ch</strong>e Welt<br />
von Commissario Montalbano erkunden.<br />
Für sie gibt es jetzt mit<br />
Wettbewerbs-Gewinner<br />
In der letzten Ausgabe von «<strong>Books</strong>» verlosten wir unter den Teilnehmenden unseres<br />
Kreuzworträtsel-Wettbewerbs drei Bü<strong>ch</strong>erguts<strong>ch</strong>eine. Gewonnen haben:<br />
1. Preis: Margrit Kloter, Dietlikon<br />
2. Preis: Christa Montoya, Züri<strong>ch</strong><br />
3. Preis: Marco Heiniger, Züri<strong>ch</strong><br />
Herzli<strong>ch</strong>e Gratulation!<br />
«The Joy of Driving» au<strong>ch</strong> die ideale<br />
Ablage für all die kleinen Dinge,<br />
die im Auto her<strong>um</strong>liegen – das<br />
Handy, die Reisedok<strong>um</strong>ente oder<br />
die Tas<strong>ch</strong>entü<strong>ch</strong>er. Natürli<strong>ch</strong> lassen<br />
si<strong>ch</strong> mit dem Geheimfa<strong>ch</strong>-<br />
Bu<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ein paar Goldbarren<br />
oder ähnli<strong>ch</strong>es diskret im Bü<strong>ch</strong>ergestell<br />
verwahren.<br />
Geheimfa<strong>ch</strong>-Bu<strong>ch</strong><br />
CHF 29.90<br />
Das Lösungswort lautete übrigens «Worts<strong>ch</strong>oepfungen». Die Gewinnerinnen und Gewinner<br />
der Preise 4 bis 10 werden s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> bena<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tigt. Das aktuelle Kreuzworträtsel<br />
finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 48.<br />
Der s<strong>ch</strong>ottis<strong>ch</strong>e Historiker und<br />
S<strong>ch</strong>riftsteller Martin Walker ist<br />
in das französis<strong>ch</strong>e Périgord<br />
verliebt – deshalb hat er seine<br />
Krimis <strong>um</strong> den Chef de Police<br />
Bruno Courrèges in dieser Region<br />
angesiedelt. Die spannenden<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten im ländli<strong>ch</strong>en Ambiente<br />
kommen gut an: Walker zählt<br />
<strong>zu</strong> den heute erfolgrei<strong>ch</strong>sten<br />
Krimiautoren, bislang gingen<br />
allein auf Deuts<strong>ch</strong> über 700’000<br />
Bruno-Romane über die Ladentis<strong>ch</strong>e.<br />
Jetzt liegt der fünfte Band<br />
der Serie vor: «Femme fatale»,<br />
ers<strong>ch</strong>ienen bei Diogenes. Der neue<br />
Fall ist der viellei<strong>ch</strong>t bisher beste,<br />
denn Walker hat einige seiner<br />
früheren Laster überwunden:<br />
All<strong>zu</strong> selbstverliebte Auss<strong>ch</strong>weifungen<br />
haben einer präzisen<br />
Spra<strong>ch</strong>e Platz gema<strong>ch</strong>t, es gibt<br />
ka<strong>um</strong> no<strong>ch</strong> langfädige Bes<strong>ch</strong>reibungen<br />
regionaler Rezepte, mit<br />
denen Walker seinen Helden<br />
– und damit au<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> selber – <strong>als</strong><br />
grossen Connaisseur ausweisen<br />
wollte. Bruno hat allerdings au<strong>ch</strong><br />
ka<strong>um</strong> Zeit, in fremde Ko<strong>ch</strong>töpfe<br />
<strong>zu</strong> s<strong>ch</strong>ielen, denn das neueste<br />
Verbre<strong>ch</strong>en in seiner Gemeinde<br />
St-Denis hält ihn auf Trab: Eine<br />
wunders<strong>ch</strong>öne nackte Frau liegt<br />
tot auf einem alten Kahn – inmitten<br />
obskurer Gegenstände …
10 | Reportage <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Verbindung über<br />
Ra<strong>um</strong> und Zeit<br />
Die türkis<strong>ch</strong>e Autorin Elif Shafak verwebt in «Die vierzig Geheimnisse<br />
der Liebe» das amerikanis<strong>ch</strong>e Vorstadtleben auf faszinierende<br />
Weise mit der Mystik des mittelalterli<strong>ch</strong>en Orients.<br />
Benjamin Gygax<br />
Goekhan Celem<br />
Eigentli<strong>ch</strong> müsste Ella Rubinstein glückli<strong>ch</strong><br />
sein: Sie hat drei Kinder, einen gut verdienenden<br />
Zahnarzt z<strong>um</strong> Mann und ein s<strong>ch</strong>önes<br />
viktorianis<strong>ch</strong>es Haus in Massa<strong>ch</strong>usetts.<br />
«An erster Stelle auf Ellas<br />
Prioritätenliste standen ihre Kinder», bes<strong>ch</strong>reibt<br />
Elif Shafak ihre Protagonistin.<br />
«David und sie hatten eine wunders<strong>ch</strong>öne<br />
To<strong>ch</strong>ter, Jeannette, die aufs College ging,<br />
und Zwillinge im Teenageralter, Orly und<br />
Avi. Außerdem hatten sie einen zwölf Jahre<br />
alten Golden Retriever namens Spirit,<br />
der Ella s<strong>ch</strong>on <strong>als</strong> Welpe auf ihrer morgendli<strong>ch</strong>en<br />
Runde begleitet hatte, ein stets<br />
aufmunternder Gefährte an ihrer Seite.»<br />
Denno<strong>ch</strong>: Ella ist ni<strong>ch</strong>t glückli<strong>ch</strong>. Ja sie ist<br />
no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal <strong>zu</strong>frieden. Als sie von<br />
ihrem Mann z<strong>um</strong> Valentinstag einen Diamantanhänger<br />
ges<strong>ch</strong>enkt erhält und die<br />
Widmung liest, ist sie ers<strong>ch</strong>üttert: «Ella<br />
hatte es David nie gesagt, aber <strong>als</strong> sie die<br />
Karte las, hatte sie das Gefühl, einen Na<strong>ch</strong>ruf<br />
<strong>zu</strong> <strong>lesen</strong>.» Und <strong>als</strong> wäre das ni<strong>ch</strong>t genug,<br />
brüskiert sie glei<strong>ch</strong>zeitig au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />
ihre 19-jährige To<strong>ch</strong>ter. Als diese nämli<strong>ch</strong><br />
verkündet, sie wolle ihren Freund heiraten,<br />
kann Ella ihre mütterli<strong>ch</strong>en Befür<strong>ch</strong>tungen<br />
ni<strong>ch</strong>t für si<strong>ch</strong> behalten und interveniert,<br />
indem sie den Freund der To<strong>ch</strong>ter<br />
anruft und von den Ho<strong>ch</strong>zeitsplänen ab<strong>zu</strong>bringen<br />
versu<strong>ch</strong>t. Dass diese Einmis<strong>ch</strong>ung<br />
ni<strong>ch</strong>t den gewüns<strong>ch</strong>ten Erfolg haben wird,<br />
weiss sie eigentli<strong>ch</strong> selbst, do<strong>ch</strong> sie glaubt,<br />
den Lauf der Dinge kontrollieren <strong>zu</strong> müssen.<br />
Liebe <strong>als</strong> Weg und Ziel<br />
David versu<strong>ch</strong>t, Ella inmitten ihres S<strong>ch</strong>erbenhaufens<br />
eine neue Aufgabe <strong>zu</strong> vers<strong>ch</strong>affen.<br />
Er vermittelt ihr eine kleine Arbeit<br />
für eine Bostoner Literaturagentur. Die<br />
diplomierte Anglistin soll ein eingesandtes<br />
Manuskript beguta<strong>ch</strong>ten. Etwas lustlos<br />
und von Selbstzweifeln gehemmt, beginnt<br />
Ella mit Lesen: «Sie fühlte si<strong>ch</strong> leer, gerade<strong>zu</strong><br />
ermüdet von allem, was in ihrem Kopf<br />
<strong>um</strong>herwirbelte. Die Kreditkartenzahlungen<br />
für diesen Monat, Orlys s<strong>ch</strong>limme Essgewohnheiten,<br />
Avis s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Noten, Tante<br />
Esther mit ihren traurigen Ku<strong>ch</strong>en, die<br />
s<strong>ch</strong>windende Gesundheit ihres Hundes<br />
Spirit, Jeannettes Heiratspläne, die heimli<strong>ch</strong>en<br />
Affären ihres Mannes, die fehlende<br />
Liebe in ihrem Leben ... Einen na<strong>ch</strong> dem<br />
anderen sperrte sie ihre Gedanken in kleine<br />
S<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>teln ein. In dieser Stimmung<br />
nahm sie das Manuskript aus dem Ums<strong>ch</strong>lag<br />
und hielt es einen Moment in den<br />
Händen, wie <strong>um</strong> es <strong>zu</strong> wiegen. Auf dem<br />
ersten Blatt stand in indigoblauer S<strong>ch</strong>rift<br />
der Titel des Romans: ‹Süsse Blasphemie›.»<br />
Dieser Roman eines geheimnisvollen<br />
S<strong>ch</strong>riftstellers mit Namen A.Z. Zahara<br />
wird den weiteren Fortgang von Ellas Leben<br />
verändern. S<strong>ch</strong>on im Prolog lässt uns<br />
die Autorin Elif Shafak wissen, wie die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
ausgehen wird: «Für Ella bedeutete<br />
es s<strong>ch</strong>on eine gewaltige Anstrengung,<br />
au<strong>ch</strong> nur ihre gewohnte Kaffeemarke <strong>zu</strong><br />
we<strong>ch</strong>seln. Weshalb si<strong>ch</strong> niemand, au<strong>ch</strong> sie<br />
selbst ni<strong>ch</strong>t, erklären konnte, war<strong>um</strong> sie im<br />
Herbst 2008 na<strong>ch</strong> zwanzig Jahren Ehe die<br />
S<strong>ch</strong>eidung einrei<strong>ch</strong>te.»<br />
Süsse Blasphemie<br />
Elif Shafak lässt uns ni<strong>ch</strong>t nur in einem<br />
Entwicklungsroman an den letzten fünf<br />
Monaten von Ellas festgefahrenem Eheleben<br />
teilhaben, sondern au<strong>ch</strong> tief in eine<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te aus dem 13. Jahrhundert eintau<strong>ch</strong>en.<br />
Die Autorin hat nämli<strong>ch</strong> Ellas Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
mit den Kapiteln aus «Süsse Blasphemie»<br />
<strong>zu</strong> einer Collage montiert. Jedes<br />
Kapitel von «Die vierzig Geheimnisse der<br />
Elif Shafak<br />
Die 42-jährige Elif Shafak ist neben Orhan<br />
Pamuk die meistge<strong>lesen</strong>e türkis<strong>ch</strong>e<br />
Autorin. Sie studierte Internationale Beziehungen<br />
in Ankara und publizierte ihren<br />
ersten Roman 1997. Weltweit erlangte<br />
sie 2006 Bekanntheit, <strong>als</strong> sie in der Türkei<br />
wegen «Herabwürdigung des Türkent<strong>um</strong>s»<br />
angeklagt wurde. Sie hatte eine Figur aus<br />
ihrem Roman «Der Bastard von Istanbul»<br />
sagen lassen: «I<strong>ch</strong> stamme aus einer Familie,<br />
deren gesamte Verwandts<strong>ch</strong>aft 1915<br />
von den Türken abges<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tet worden<br />
ist, i<strong>ch</strong> habe gelernt, meine Herkunft <strong>zu</strong><br />
verleugnen, und mir wurde beigebra<strong>ch</strong>t,<br />
dass es keinen Völkermord gegeben hat.»<br />
Aus Mangel an Beweisen wurde sie freigespro<strong>ch</strong>en.<br />
Na<strong>ch</strong> 2006 lehrte sie an der Abteilung<br />
für Nahost-Studien der University<br />
of Arizona in Tucson, <strong>zu</strong>rzeit fors<strong>ch</strong>t sie<br />
an der Kingston Universität London. Elif<br />
Shafak ist mit dem Journalisten Eyüp Can<br />
Sağlık verheiratet und wohnt in London<br />
und Istanbul. Das Paar hat eine To<strong>ch</strong>ter<br />
und einen Sohn.
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Reportage | 11
12 | Reportage <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
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Rösslitor Bü<strong>ch</strong>er St.Gallen<br />
Der Sufismus bringe einen da<strong>zu</strong>, mit dem Herzen <strong>zu</strong> denken, sagt Elif Shafak.<br />
Liebe» ist mit dem Namen einer Person<br />
übers<strong>ch</strong>rieben und aus deren Si<strong>ch</strong>t erzählt.<br />
Der fiktive historis<strong>ch</strong>e Roman Zaharas erzählt<br />
von der Begegnung des armen Wanderderwis<strong>ch</strong>s<br />
S<strong>ch</strong>ams-e Tabrizi mit dem<br />
persis<strong>ch</strong>en Gelehrten und Di<strong>ch</strong>ter Ds<strong>ch</strong>alal<br />
ad-Din R<strong>um</strong>i <strong>um</strong> 1244 in der anatolis<strong>ch</strong>en<br />
Stadt Konya. Dam<strong>als</strong> litt diese Weltregion<br />
unter den Kreuzzügen, dem Einfall der<br />
Mongolen unter Ds<strong>ch</strong>ingis Khan und inneren<br />
Konflikten. In einem Essay <strong>zu</strong> ihrem<br />
Roman erklärt die Autorin: «In einer Zeit<br />
tief verwurzelter Bigotterie und von Konflikten<br />
standen S<strong>ch</strong>ams und R<strong>um</strong>i ein für<br />
eine universelle Spiritualität und öffneten<br />
ihre Tür für Mens<strong>ch</strong>en jeder Herkunft glei<strong>ch</strong>ermassen.<br />
Sie spra<strong>ch</strong>en von Liebe <strong>als</strong><br />
Essenz des Lebens; Liebe, die über Länder,<br />
Kulturen und Städte verband.»<br />
Eine innige Beziehung<br />
Ni<strong>ch</strong>t nur die harten Lebens<strong>um</strong>stände sind<br />
historis<strong>ch</strong> verbürgt, sondern au<strong>ch</strong> die Personen<br />
des Romans. Der Sufi S<strong>ch</strong>ams existierte<br />
tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>; der Wanderprediger<br />
wurde «Sonne des Glaubens von Tabriz»<br />
genannt, und er begegnete R<strong>um</strong>i au<strong>ch</strong> in<br />
der Wirkli<strong>ch</strong>keit. Die innige spirituelle Verbindung<br />
der beiden stiess auf Unverständnis<br />
oder Eifersu<strong>ch</strong>t, und die kompromisslose<br />
Ehrli<strong>ch</strong>keit von S<strong>ch</strong>ams s<strong>ch</strong>uf ihm<br />
viele Gegner – so, wie es Elif Shafak bes<strong>ch</strong>reibt.<br />
1246 vers<strong>ch</strong>wand der mittellose<br />
Wanderprediger aus Konya und kehrte<br />
no<strong>ch</strong> einmal kurz <strong>zu</strong>rück, bevor si<strong>ch</strong> 1247<br />
seine Spur ganz verlor. Ob S<strong>ch</strong>ams wirkli<strong>ch</strong><br />
<strong>um</strong>gebra<strong>ch</strong>t wurde, ist unklar, do<strong>ch</strong> es<br />
wird allgemein angenommen. Bis heute ist<br />
das Grab S<strong>ch</strong>ams im iranis<strong>ch</strong>en Khoy ein<br />
viel besu<strong>ch</strong>tes Mon<strong>um</strong>ent. No<strong>ch</strong> bekannter<br />
ist sein S<strong>ch</strong>üler R<strong>um</strong>i, der au<strong>ch</strong> den Namen<br />
Maulana – «unser Meister» – trägt. Seine<br />
Verehrung verdankt der Di<strong>ch</strong>ter vor allem<br />
den während 30 Jahren gesammelten Versen<br />
aus «Der Diwan von Shams-e Tabrizi»,<br />
mit denen er na<strong>ch</strong> dem Verlust seines<br />
Freundes seine grosse Trauer ausdrückte.<br />
Am bekanntesten sind aber seine Sammlung<br />
von Lebensweisheiten, die er in poetis<strong>ch</strong>en<br />
Vierzeilern festhielt.<br />
Der Weg der Sufis<br />
Elif Shafak kam 1971 in Strassburg <strong>zu</strong>r<br />
Welt und wu<strong>ch</strong>s unter anderem in Madrid,<br />
Amman und Köln auf. Die To<strong>ch</strong>ter einer<br />
Diplomatin s<strong>ch</strong>rieb in einem Essay <strong>zu</strong>r Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
hinter «Die vierzig Geheimnisse<br />
der Liebe»: «I<strong>ch</strong> war ein Einzelkind und<br />
wurde von einer alleinerziehenden, arbeitenden<br />
Mutter aufgezogen, die ni<strong>ch</strong>t viel<br />
Zeit mit mir verbringen konnte.» Wie<br />
kommt eine junge Frau aus einer so kosmopolitis<strong>ch</strong>en,<br />
säkularen und gebildeten<br />
Welt da<strong>zu</strong>, si<strong>ch</strong> mit islamis<strong>ch</strong>er Mystik <strong>zu</strong><br />
bes<strong>ch</strong>äftigen? Die Gegenwelt lernte die Autorin<br />
<strong>als</strong> Mäd<strong>ch</strong>en bei ihrer Grossmutter
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Reportage | 13<br />
kennen. Sie s<strong>ch</strong>reibt: «Weil i<strong>ch</strong> einen Teil<br />
meiner Kindheit bei meiner liebevollen<br />
Grossmutter mit ihrem Aberglauben verbra<strong>ch</strong>te,<br />
war mir klar, dass die Welt ni<strong>ch</strong>t<br />
auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> aus materiellen Dingen bestand,<br />
dass am Leben mehr dran war, <strong>als</strong><br />
i<strong>ch</strong> sehen konnte.» Und weil sie Bü<strong>ch</strong>er<br />
liebte und gern in ihren eigenen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
lebte, begann ihr Interesse am Sufismus<br />
mit Bü<strong>ch</strong>ern: «I<strong>ch</strong> begann aus intellektueller<br />
Neugierde darüber <strong>zu</strong> <strong>lesen</strong>, ein<br />
Bu<strong>ch</strong> führte z<strong>um</strong> nä<strong>ch</strong>sten ... Und je mehr<br />
i<strong>ch</strong> las, desto mehr verlernte i<strong>ch</strong>, denn das<br />
ist es, was der Sufismus mit uns ma<strong>ch</strong>t: Er<br />
führt uns da<strong>zu</strong>, das <strong>zu</strong> tilgen, was wir wissen<br />
und dessen wir si<strong>ch</strong>er sind. Dana<strong>ch</strong><br />
denken wir no<strong>ch</strong> einmal na<strong>ch</strong> – diesmal<br />
ni<strong>ch</strong>t mit dem Verstand, sondern mit dem<br />
Herzen.» Ihre Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit<br />
dem Sufismus hat Elif Shafak in jene vierzig<br />
Regeln der Liebe gegossen, die dem<br />
Roman seinen Namen geben. S<strong>ch</strong>ams offenbart<br />
sie im Bu<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> in seinen<br />
Begegnungen mit den unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten<br />
Mens<strong>ch</strong>en. Beim Lesen kann man<br />
si<strong>ch</strong> den Spass ma<strong>ch</strong>en, die Regeln <strong>zu</strong> sammeln.<br />
Und wer das ni<strong>ch</strong>t selbst tun will,<br />
kann si<strong>ch</strong> auf einen Leser verlassen, der<br />
die Arbeit übernommen hat: Auf der Webseite<br />
wilfried-ehrmann2.blogspot.<strong>ch</strong> werden<br />
die Regeln kommentiert.<br />
Der mystis<strong>ch</strong>e Islam<br />
der Sufis<br />
Sufismus ist eine Sammelbezei<strong>ch</strong>nung für<br />
Strömungen im Islam, die ein asketis<strong>ch</strong>es<br />
Leben und den mystis<strong>ch</strong>-spirituellen Kern<br />
der Religion su<strong>ch</strong>en, einen «inneren Sinn»<br />
des Korans. Sufis, oder auf Persis<strong>ch</strong><br />
Derwis<strong>ch</strong>e, verstehen ihre Religion <strong>als</strong><br />
Weg <strong>zu</strong> Gott und <strong>zu</strong>r Wahrheit dur<strong>ch</strong><br />
Liebe und Hingabe. Besonders interessieren<br />
sie si<strong>ch</strong> deshalb für jene Suren, die von<br />
der individuellen Beziehung des Gläubigen<br />
<strong>zu</strong> Gott handeln. Dem Tanz kommt eine<br />
wi<strong>ch</strong>tige Rolle z<strong>um</strong> Erlangen religiöser<br />
Ekstase <strong>zu</strong>, so z<strong>um</strong> Beispiel beim<br />
türkis<strong>ch</strong>en Mevlevi-Orden und seiner<br />
Sema, dem Kreistanz in Trance.<br />
Der Sufismus prägte ni<strong>ch</strong>t nur den Islam,<br />
sondern au<strong>ch</strong> die westli<strong>ch</strong>e Welt – erstm<strong>als</strong><br />
bereits im Mittelalter, <strong>als</strong> er die<br />
Vorstellungen von romantis<strong>ch</strong>er Liebe und<br />
Ritterli<strong>ch</strong>keit beeinflusste. Seit der Mitte<br />
des 20. Jahrhunderts löst si<strong>ch</strong> der Sufismus<br />
teilweise ganz vom Islam und zieht<br />
Sinnsu<strong>ch</strong>ende aus aller Welt an.<br />
Spannung<br />
vom Feinsten<br />
Klappenbros<strong>ch</strong>ur. 368 Seiten<br />
<br />
Weitere Bü<strong>ch</strong>er von<br />
Elif Shafak<br />
<br />
Spiegel der Stadt<br />
(2004)<br />
365 Seiten<br />
CHF 31.90<br />
Literaturca<br />
Die jüdis<strong>ch</strong>e Familie Pereira<br />
gerät im 17. Jahrhundert in die Fänge der<br />
Inquisition, do<strong>ch</strong> zwei Familienmitgliedern<br />
gelingt die Flu<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Istanbul, wo Moslems,<br />
Christen und Juden nebeneinander<br />
leben.<br />
Ein autobiographis<strong>ch</strong>er Beri<strong>ch</strong>t von<br />
Elif Shafak:<br />
Als Mutter bin i<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t genug (2010)<br />
352 Seiten<br />
CHF 27.90<br />
Egmont<br />
Aus dem S<strong>ch</strong>wedis<strong>ch</strong>en von Dagmar Lendt<br />
Klappenbros<strong>ch</strong>ur. 416 Seiten<br />
Die vierzig<br />
Geheimnisse der Liebe<br />
503 Seiten<br />
CHF 31.90<br />
Kein & Aber<br />
Eine Frau trägt einen ganzen Harem in si<strong>ch</strong>:<br />
Mit subtilem Witz und berührender Offenheit<br />
erzählt Shafak von der S<strong>ch</strong>wierigkeit,<br />
<strong>als</strong> Frau allen Rollen gere<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> werden.<br />
Na<strong>ch</strong> der Geburt ihres Kindes verliert sie<br />
ihr inneres Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t und fällt in eine<br />
Depression.<br />
www.kiwi-verlag.de
14 | Erotis<strong>ch</strong>e Literatur <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Es muss ni<strong>ch</strong>t<br />
immer<br />
« Shades » sein<br />
Der dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>lagende Erfolg von «Shades of Grey» hat ein Genre wieder belebt:<br />
die erotis<strong>ch</strong>e Literatur, in der es <strong>um</strong> Dominanz und Unterwerfung geht. Dieses Genre<br />
ist alt und bietet unzählige Höhepunkte.<br />
Marius Leutenegger
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Erotis<strong>ch</strong>e Literatur | 15<br />
Zei<strong>ch</strong>nete man einen Stammba<strong>um</strong> der Unterwerfungsliteratur,<br />
wäre «Venus im<br />
Pelz» wohl die Grossmutter von «Shades of<br />
Grey» – und viellei<strong>ch</strong>t gar die Stammmutter<br />
des gesamten Genres. Das s<strong>ch</strong>male<br />
Bänd<strong>ch</strong>en ers<strong>ch</strong>ien 1870 und wurde von<br />
Leopold von Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong> verfasst. Der<br />
österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Autor ist <strong>als</strong> Namensgeber<br />
in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te eingegangen – ni<strong>ch</strong>t der<br />
süssen Sa<strong>ch</strong>ertorte, sondern des viel pikanteren<br />
Maso<strong>ch</strong>ismus’. Zu Lebzeiten war<br />
Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong> ein international gefeierter<br />
Autor und ho<strong>ch</strong>gea<strong>ch</strong>teter Universitätsprofessor;<br />
ihn überlebt hat aber eigentli<strong>ch</strong><br />
nur «Venus im Pelz». Darin erzählt er die<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te von Severin, der si<strong>ch</strong> leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
in die junge Witwe Wanda verliebt.<br />
Sie kann si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>t da<strong>zu</strong> dur<strong>ch</strong>ringen,<br />
ihn <strong>zu</strong> heiraten, denn sie weiss, wie<br />
unbeständig Gefühle sind. Severin s<strong>ch</strong>lägt<br />
Wanda vor, ihn <strong>als</strong> Sklaven <strong>zu</strong> akzeptieren,<br />
den sie jederzeit na<strong>ch</strong> Belieben demütigen<br />
darf – denn er meint, dass seine Liebe <strong>zu</strong><br />
ihr dann immer grösser werde, frei na<strong>ch</strong><br />
dem Grundsatz: Was man ni<strong>ch</strong>t wirkli<strong>ch</strong><br />
besitzen kann, begehrt man <strong>um</strong>so stärker.<br />
Wanda zögert; sie weiss, ein sol<strong>ch</strong>es Arrangement<br />
könnte ihre s<strong>ch</strong>limmsten, bislang<br />
unterdrückten Eigens<strong>ch</strong>aften wecken.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> aber willigt sie ein. Sie quält<br />
ihren Sklaven fortan psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong> und physis<strong>ch</strong>,<br />
gibt si<strong>ch</strong> ihm aber au<strong>ch</strong> liebevoll hin.<br />
Dass Wanda andere Liebhaber hat, treibt<br />
Severin s<strong>ch</strong>ier in den Selbstmord, er kann<br />
si<strong>ch</strong> von seiner Herrin aber ni<strong>ch</strong>t lösen –<br />
bis sie bewusst <strong>zu</strong> weit geht und ihn von<br />
einem ihrer Liebhaber auspeits<strong>ch</strong>en lässt.<br />
Severin ist von seiner Obsession geheilt<br />
und nimmt wieder sein früheres Leben an.<br />
Von Peits<strong>ch</strong>en und Stiefeln<br />
Interessant ist, dass «Venus im Pelz» na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong><br />
fast <strong>zu</strong>r Autobiographie von Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong><br />
wurde: 1873 heiratete der<br />
Autor eine junge Angelika, die si<strong>ch</strong> wegen<br />
des Bu<strong>ch</strong>s in Wanda <strong>um</strong>benannte. Mit ihr<br />
s<strong>ch</strong>loss Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong> einen Sklavenvertrag<br />
ab, und wie die fiktive Wanda hielt es<br />
au<strong>ch</strong> die e<strong>ch</strong>te am Ende ni<strong>ch</strong>t neben ihrem<br />
Sklaven aus. Do<strong>ch</strong> <strong>zu</strong>rück <strong>zu</strong> «Venus im<br />
Pelz». Das Bu<strong>ch</strong> enthält bereits viele Genre-typis<strong>ch</strong>e<br />
Ingredienzien. Uniformen,<br />
Peits<strong>ch</strong>en, Stiefel, Pelze und nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Ausss<strong>ch</strong>weifungen kommen ebenso vor<br />
wie das Hin und Her zwis<strong>ch</strong>en Erniedrigung<br />
und Zärtli<strong>ch</strong>keit. Do<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>ien<br />
in einer Zeit, in der es Zensur gab,<br />
und es bes<strong>ch</strong>ränkt si<strong>ch</strong> daher auf Andeutungen.<br />
Wer «gewisse Stellen» su<strong>ch</strong>t, kann<br />
lange blättern – es gibt sie ka<strong>um</strong>, erregend<br />
ist allenfalls der Unterton der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />
Die Dialoge des Bu<strong>ch</strong>s, das derzeit von Roman<br />
Polanski verfilmt wird, sind feinsinnig;<br />
Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong> bedient si<strong>ch</strong> gern bei<br />
der Ho<strong>ch</strong>kultur, <strong>um</strong> die Vorliebe seines<br />
Helden – und damit au<strong>ch</strong> seine eigene – <strong>zu</strong><br />
begründen, er zitiert fortlaufend Goethe<br />
oder antike Autoren. «Venus im Pelz» ist<br />
daher eher Literatur für den feinsinnigen<br />
Kenner <strong>als</strong> Pornografie, die bekanntli<strong>ch</strong><br />
nur auf eines abzielt: die Lesenden sexuell<br />
<strong>zu</strong> erregen.<br />
«Mein Körper<br />
hatte ni<strong>ch</strong>t mit mir<br />
<strong>zu</strong> tun. Er war ein<br />
Köder, ein Mittel –<br />
so <strong>zu</strong> benutzen, wie<br />
er es ents<strong>ch</strong>ied, mit<br />
dem Ziel, uns beide<br />
<strong>zu</strong> erregen.»<br />
«9 ½ Wo<strong>ch</strong>en»<br />
Die Hure mit den Rehaugen<br />
Dass au<strong>ch</strong> die Österrei<strong>ch</strong>er der vordergründig<br />
prüden Habsburgerzeit keineswegs<br />
auf sol<strong>ch</strong>e Werke verzi<strong>ch</strong>ten mussten,<br />
beweist der 1906 ers<strong>ch</strong>ienene Roman<br />
«Josefine Mutzenba<strong>ch</strong>er. Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
einer Wieneris<strong>ch</strong>en Dirne. Von ihr selbst<br />
erzählt.» Auf dem Stammba<strong>um</strong> jener Literatur,<br />
<strong>um</strong> die es hier geht, würde dieses<br />
Bu<strong>ch</strong> wohl die Position einer etwas verqueren<br />
Tante einnehmen. Der Titel verspri<strong>ch</strong>t<br />
Autobiografis<strong>ch</strong>es, do<strong>ch</strong> eine Josefine<br />
Mutzenba<strong>ch</strong>er ist ni<strong>ch</strong>t aktenkundig.<br />
S<strong>ch</strong>on bei der Erstveröffentli<strong>ch</strong>ung des<br />
Bu<strong>ch</strong>s wurde daher munter über dessen<br />
Urhebers<strong>ch</strong>aft spekuliert. Am häufigsten<br />
fiel dam<strong>als</strong> der Name Felix Salten. Der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />
Autor gilt generell ni<strong>ch</strong>t gerade<br />
<strong>als</strong> Pornograf, denn er s<strong>ch</strong>rieb vor allem<br />
über Häs<strong>ch</strong>en und Rehe – sein wi<strong>ch</strong>tigstes<br />
Werk ist «Bambi», die Vorlage für den berühmten<br />
Disney-Film. Die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass<br />
si<strong>ch</strong> Salten nie gegen die Zus<strong>ch</strong>reibung des<br />
Mutzenba<strong>ch</strong>er-Romans wehrte, ma<strong>ch</strong>t ihn<br />
allerdings s<strong>ch</strong>on sehr verdä<strong>ch</strong>tig, denn er<br />
hätte allen Grund gehabt, si<strong>ch</strong> von ihm <strong>zu</strong><br />
distanzieren: Das Bu<strong>ch</strong> wurde s<strong>ch</strong>nell <strong>als</strong><br />
jugendgefährdend und unsittli<strong>ch</strong> verfemt,<br />
und no<strong>ch</strong> 1992 stuften es deuts<strong>ch</strong>e Ri<strong>ch</strong>ter<br />
<strong>als</strong> «Kinderpornografie» ein.
16 | Erotis<strong>ch</strong>e Literatur <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
«‹Du willst <strong>als</strong>o<br />
dur<strong>ch</strong>aus gepeits<strong>ch</strong>t<br />
werden?›,<br />
rief sie, indem<br />
sie den Kopf in<br />
den Nacken warf.<br />
‹Ja.›»<br />
«Venus im Pelz»<br />
«Gewisse Stellen»<br />
Man kann lä<strong>ch</strong>eln über das steife Beamtendeuts<strong>ch</strong>,<br />
in dem das damalige Urteil<br />
verfasst wurde – im ents<strong>ch</strong>eidenden Punkt<br />
muss man den Ri<strong>ch</strong>tern aber Re<strong>ch</strong>t geben:<br />
Der Dauerbrenner «Josefine Mutzenba<strong>ch</strong>er»<br />
IST Kinderpornografie. Das Bu<strong>ch</strong><br />
erzählt nämli<strong>ch</strong>, wie Josefine ihre Sexualität<br />
entdeckt und aus<strong>zu</strong>leben beginnt. Am<br />
Ende des ersten Bands ist sie 14 Jahre alt.<br />
«Pepi» wird s<strong>ch</strong>on <strong>als</strong> Fünfjährige missbrau<strong>ch</strong>t<br />
und kann darüber nur lustvoll lä<strong>ch</strong>eln,<br />
sie hat inzestuöse Beziehungen und<br />
gibt si<strong>ch</strong> freudig jedem hier, der si<strong>ch</strong> mit<br />
ihr vergnügen will. Anders <strong>als</strong> bei Sa<strong>ch</strong>er-<br />
Maso<strong>ch</strong> sind hier die «gewissen Stellen»<br />
die absolute Hauptsa<strong>ch</strong>e. Meist leiten nur<br />
zwei, drei Sätze von einem feurigen Abenteuer<br />
z<strong>um</strong> nä<strong>ch</strong>sten über. Wenn Wikipedia<br />
s<strong>ch</strong>reibt, hier werde au<strong>ch</strong> «ein Sittenbild<br />
des Wiener Proletariats im ausgehenden<br />
19. Jahrhunderts präsentiert», ist das eine<br />
wohlwollende Übertreibung. Die Spra<strong>ch</strong>e<br />
ist zwar tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> von anno daz<strong>um</strong>al, alles<br />
in allem bleibt «Josefine Mutzenba<strong>ch</strong>er»<br />
aber Pornografie in reinster Form.<br />
Immerhin aber eine fröhli<strong>ch</strong>e – hier hat<br />
jemand beim S<strong>ch</strong>reiben offenbar viel Spass<br />
gehabt und si<strong>ch</strong> einer beneidenswerten<br />
Fantasie bedienen können.<br />
«Sie» und «Er»<br />
Ist «Venus im Pelz» die Grossmutter von<br />
«Shades of Grey», dann muss man den<br />
1978 ers<strong>ch</strong>ienenen Roman «9 ½ Wo<strong>ch</strong>en<br />
– Erinnerungen an eine Liebesaffäre» von<br />
Elizabeth McNeill <strong>als</strong> dessen Mutter bezei<strong>ch</strong>nen.<br />
Das Bu<strong>ch</strong> hat bereits viele Ähnli<strong>ch</strong>keiten<br />
mit den aktuellen Titeln der Unterwerfungsliteratur:<br />
Es ist in der I<strong>ch</strong>-Form<br />
aus Si<strong>ch</strong>t der Frau erzählt, es spielt in der<br />
Grossstadt, die männli<strong>ch</strong>e Hauptfigur ist<br />
ein stinkrei<strong>ch</strong>er und knallharter Ges<strong>ch</strong>äftsmann.<br />
Die Erzählerin unterwirft si<strong>ch</strong> dem<br />
Mann mehr und mehr – bis <strong>zu</strong>r völligen<br />
Selbstaufgabe. Ihr Leben teilt si<strong>ch</strong> bald in<br />
einen berufli<strong>ch</strong>en Alltag, in dem sie sehr<br />
erfolgrei<strong>ch</strong> ist, und in das vorwiegend sexuell<br />
geprägte Leben mit dem ungenannt<br />
bleibenden «Ihm», in dem sie fast immer<br />
gefesselt bleibt – an den Tis<strong>ch</strong>, ans Bett, mit<br />
Hands<strong>ch</strong>ellen im Bad. Er ma<strong>ch</strong>t sie komplett<br />
von ihr abhängig, bestimmt ihr Programm,<br />
füttert sie, wäs<strong>ch</strong>t sie, kämmt ihr<br />
die Haare, liest ihr aus der Zeitung vor –<br />
und sie ist einfa<strong>ch</strong> wahnsinnig verliebt in<br />
diesen weltgewandten, sowohl dominanten<br />
wie mütterli<strong>ch</strong>en Kerl. Do<strong>ch</strong> wie so oft<br />
kann der Erregungspegel nur ho<strong>ch</strong> bleiben,<br />
wenn ständig die Dosis der Demütigungen<br />
erhöht wird. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> bri<strong>ch</strong>t die<br />
I<strong>ch</strong>-Erzählerin <strong>zu</strong>sammen, muss ins Krankenhaus<br />
– und löst si<strong>ch</strong> von ihrem Dominator.<br />
Der Befreiungss<strong>ch</strong>lag ist aber au<strong>ch</strong> ein<br />
Verlust: «Es ist jetzt s<strong>ch</strong>on Jahre her, und<br />
man<strong>ch</strong>mal frage i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong>, ob mein Körper<br />
je wieder anders reagieren wird <strong>als</strong> lau»,<br />
lautet der letzte Satz des kurzen Romans.<br />
Glaubwürdige Darstellung des<br />
Abdriftens<br />
Als «9 ½ Wo<strong>ch</strong>en» ers<strong>ch</strong>ien, s<strong>ch</strong>lug der<br />
Roman wie eine Bombe ein – das Interesse<br />
an Unterwerfungsliteratur verläuft wellenförmig<br />
und wird offenbar immer wieder<br />
von einzelnen Werken ausgelöst, die genau<br />
den Nerv der Zeit treffen. Die Welle<br />
s<strong>ch</strong>wappte dam<strong>als</strong> au<strong>ch</strong> ins Kino, denn «9<br />
½ Wo<strong>ch</strong>en» wurde mit Kim Basinger und<br />
Mickey Rourke in den Hauptrollen verfilmt.<br />
Heute können si<strong>ch</strong> die meisten wohl nur an<br />
den erfolgrei<strong>ch</strong>en Film erinnern, das Bu<strong>ch</strong><br />
ist aber weiterhin erhältli<strong>ch</strong>. Und es ist eigentli<strong>ch</strong><br />
unverständli<strong>ch</strong>, dass es ni<strong>ch</strong>t eine<br />
grössere Verbreitung gefunden hat, denn<br />
es ist über weite Stellen faszinierend. Über<br />
«Seine Stimme<br />
klang kultiviert<br />
und samtig, mit<br />
einem gewissen<br />
rauen Unterton,<br />
der mi<strong>ch</strong> sofort an<br />
Sex denken liess.<br />
An aussergewöhnli<strong>ch</strong>en<br />
Sex.»<br />
«Crossfire»<br />
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die Autorin lässt si<strong>ch</strong> heute ka<strong>um</strong> no<strong>ch</strong> etwas<br />
herausfinden, aber man darf annehmen,<br />
dass sie hier ihre eigene Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
erzählt – derart eindringli<strong>ch</strong> und glaubwürdig<br />
wird die Transformation einer h<strong>um</strong>orvollen<br />
Erfolgsfrau z<strong>um</strong> flehenden Sex-<br />
Spielzeug bes<strong>ch</strong>rieben. Hier kann man<br />
besser <strong>als</strong> bei Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>vollziehen,<br />
wie si<strong>ch</strong> eine sexuelle Abhängigkeit<br />
entwickelt. Und anders <strong>als</strong> bei «Josefine<br />
Mutzenba<strong>ch</strong>er» sind die sexuellen Passagen<br />
ni<strong>ch</strong>t Selbstzweck, sondern Teil der<br />
Entwicklungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />
Von der Fanfiction z<strong>um</strong> Welterfolg<br />
Ma<strong>ch</strong>en wir nun aber den Sprung in die<br />
Gegenwart. «S<strong>ch</strong>uld» an der neuesten Erfolgswelle<br />
der Unterwerfungsliteratur ist<br />
bekanntli<strong>ch</strong> die 2011 und 2012 ers<strong>ch</strong>ienene<br />
Romantrilogie «Shades of Grey». Die<br />
britis<strong>ch</strong>e Autorin E.L. James verfasste <strong>zu</strong>nä<strong>ch</strong>st<br />
eine sogenannte Fanfiction <strong>zu</strong> den<br />
«Biss»-Bü<strong>ch</strong>ern von Stephenie Meyer; sie<br />
verwickelte deren Protagonisten Edward<br />
Cullen und Bella Swan in eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
voller Lusts<strong>ch</strong>merz und spieleris<strong>ch</strong>er Bestrafung.<br />
Das kam bei den «Biss»-Fans<br />
ni<strong>ch</strong>t nur gut an, deshalb arbeitete die heute<br />
50-jährige ehemalige Fernsehproduzentin<br />
ihren Text <strong>um</strong> – die Hauptfiguren hiessen<br />
nun Anastasia Steele und Christian<br />
Grey – und veröffentli<strong>ch</strong>te ihn auf ihrer eigenen<br />
Website. Dann wurde er <strong>als</strong> eBook<br />
und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> <strong>als</strong> Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong> z<strong>um</strong><br />
Welterfolg: Bislang wurden 70 Millionen<br />
Exemplare der Trilogie verkauft. Das<br />
«Time»-<strong>Magazin</strong> kürte E.L. James 2012 <strong>zu</strong><br />
den 100 einflussrei<strong>ch</strong>sten Mens<strong>ch</strong>en der<br />
Welt, und bezügli<strong>ch</strong> der Welt der Unterhaltung<br />
stimmt diese Eins<strong>ch</strong>ät<strong>zu</strong>ng auf jeden<br />
Fall: «Shades of Grey» hat unzählige Trittbrettfahrer<br />
motiviert, ähnli<strong>ch</strong>e Bü<strong>ch</strong>er auf<br />
den Markt <strong>zu</strong> werfen. Die Parallelen der<br />
Epigonen z<strong>um</strong> Original sind dabei auffallend:<br />
Fast alle ri<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> an die glei<strong>ch</strong>e<br />
Zielgruppe – urbane Frauen –, haben eine<br />
weibli<strong>ch</strong>e Urhebers<strong>ch</strong>aft und zeigen, dass<br />
eine klug agierende Frau vom ihrem dominanten<br />
Liebhaber am Ende ni<strong>ch</strong>t nur «süssen<br />
S<strong>ch</strong>merz», sondern au<strong>ch</strong> wahre Liebe<br />
ges<strong>ch</strong>enkt erhält.<br />
«Ein Seufzen entfährt<br />
mir, bevor i<strong>ch</strong><br />
es <strong>zu</strong>rückhalten<br />
kann.»<br />
«Colours of Love – Entblösst»<br />
Verklemmt statt wild<br />
Über den Qualitätsbegriff lässt si<strong>ch</strong> so gut<br />
streiten wie über Ges<strong>ch</strong>mack, und au<strong>ch</strong><br />
«Shades of Grey» wurde von vielen in die<br />
Pfanne gehauen. Die englis<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>ige<br />
Kritik bezei<strong>ch</strong>nete die Trilogie <strong>als</strong> «M<strong>um</strong>my<br />
Porn» – <strong>als</strong> Pornografie für Hausmütter<strong>ch</strong>en.<br />
In diese S<strong>ch</strong>ublade gehören au<strong>ch</strong><br />
einige der Epigonen. Es ist jedenfalls erstaunli<strong>ch</strong>,<br />
wie bieder man<strong>ch</strong>e der klar pornografis<strong>ch</strong>en<br />
Bü<strong>ch</strong>er wirken. Geht es <strong>zu</strong>r<br />
Sa<strong>ch</strong>e, wirkt die Atmosphäre oftm<strong>als</strong> eigenartig<br />
verklemmt und aseptis<strong>ch</strong>. Im hervorragenden<br />
Film «Sophie’s Choice» mit<br />
Meryl Streep gibt es die Figur eines Bürgertö<strong>ch</strong>terleins,<br />
das lernen muss, s<strong>ch</strong>mutzige<br />
Wörter in den Mund <strong>zu</strong> nehmen – und<br />
aus ihrem Mund klingen diese dann eben<br />
besonders befangen. So kommt es einem<br />
au<strong>ch</strong> bei vielen Neuers<strong>ch</strong>einungen vor: Die<br />
Autorinnen bes<strong>ch</strong>reiben zwar mit deftigen<br />
Ausdrücken, was ihre Hauptfiguren miteinander<br />
anstellen, stellen aber so<strong>zu</strong>sagen<br />
nur Behauptungen von Lust auf; die Bes<strong>ch</strong>reibungen<br />
bleiben so deutli<strong>ch</strong> wie distanziert.<br />
Es ist s<strong>ch</strong>wierig<br />
Ein Beispiel dafür ist «Fire after dark» von<br />
Sadie Matthews. Au<strong>ch</strong> hier wird Hauptfigur<br />
Beth ständig «fast in den Wahnsinn<br />
getrieben vor Lust»; ein Klis<strong>ch</strong>ee reiht si<strong>ch</strong><br />
ans andere, der Maskenball ist ebenso unvermeidli<strong>ch</strong><br />
wie der gefährli<strong>ch</strong>e russis<strong>ch</strong>e<br />
Oligar<strong>ch</strong>. Do<strong>ch</strong> die Sexszenen lassen wohl<br />
ni<strong>ch</strong>t nur den S<strong>ch</strong>reiber dieser Zeilen kalt<br />
– gemäss dem Bonmot «Man spürt die Absi<strong>ch</strong>t<br />
und ist verstimmt». Ähnli<strong>ch</strong>es lässt<br />
si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> über «Im S<strong>ch</strong>atten der Lust» der<br />
deuts<strong>ch</strong>en Autorin Sandra Henke sagen –<br />
nur ist hier die Hauptfigur ausnahmsweise<br />
ni<strong>ch</strong>t gertens<strong>ch</strong>lank, sondern üppig. Als<br />
männli<strong>ch</strong>er Leser kann man deren Lebenspartner,<br />
der auf ihre eher billigen Verführungsversu<strong>ch</strong>e<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr reagiert,<br />
dur<strong>ch</strong>aus verstehen. Diese beiden weniger<br />
geglückten Beispiele von erotis<strong>ch</strong>er Literatur<br />
belegen am Ende vor allem, wie s<strong>ch</strong>wierig<br />
es bleibt, eine gute Sexges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>zu</strong><br />
s<strong>ch</strong>reiben. Eine erotis<strong>ch</strong>e Stimmung <strong>zu</strong><br />
«Mein Körper<br />
hatte ni<strong>ch</strong>t mit mir<br />
<strong>zu</strong> tun. Er war ein<br />
Köder, ein Mittel –<br />
so <strong>zu</strong> benutzen, wie<br />
er es ents<strong>ch</strong>ied, mit<br />
dem Ziel, uns beide<br />
<strong>zu</strong> erregen.»<br />
«9 ½ Wo<strong>ch</strong>en»<br />
s<strong>ch</strong>affen, ist ja s<strong>ch</strong>on im wahren Leben, wo<br />
einem ganz andere Mögli<strong>ch</strong>keiten <strong>zu</strong>r Verfügung<br />
stehen, ni<strong>ch</strong>t immer einfa<strong>ch</strong> – auf<br />
dem Papier wird der Grat zwis<strong>ch</strong>en pl<strong>um</strong>p<br />
und intensiv no<strong>ch</strong> einmal s<strong>ch</strong>maler.<br />
Geduld bringt Lust<br />
Mit Bes<strong>ch</strong>reibungen des Sexakts ist es jedenfalls<br />
ni<strong>ch</strong>t getan – ohne eine sorgsam<br />
aufgebaute erotis<strong>ch</strong>e Stimmung, ohne<br />
starke Charaktere bleibt alles an der Oberflä<strong>ch</strong>e<br />
und wird am Ende langweilig. Die<br />
Autoren und Autorinnen sind daher gut<br />
beraten, ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong> mit der Tür ins Haus<br />
<strong>zu</strong> fallen. Hervorragend gelingt das z<strong>um</strong><br />
Beispiel dem anonymen Autoren-Duo, das<br />
unter dem Namen Vina Jackson die Serie
18 | Erotis<strong>ch</strong>e Literatur <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
«Ka<strong>um</strong> hatten die<br />
Mäd<strong>ch</strong>en das Lehrerzimmer<br />
verlassen,<br />
<strong>als</strong> er mi<strong>ch</strong> auf<br />
das Podi<strong>um</strong> rief.»<br />
«Josefine Mutzenba<strong>ch</strong>er»<br />
«80 Days» verfasst. Der erste Band «80<br />
Days – Die Farbe der Lust» beginnt mit<br />
dem Satz «S<strong>ch</strong>uld war Vivaldi» – und einer<br />
komplett unerotis<strong>ch</strong>en Begegnung der<br />
Hauptfigur S<strong>um</strong>mer mit ihrem Freund.<br />
Das Begehren S<strong>um</strong>mers na<strong>ch</strong> einem anderen<br />
Leben ist fast mit Händen <strong>zu</strong> greifen,<br />
do<strong>ch</strong> das Autorenduo versteht es, das verbale<br />
Vorspiel gekonnt aus<strong>zu</strong>dehnen und<br />
auf<strong>zu</strong>bauen. Lange gibt es nur Sehnsu<strong>ch</strong>t<br />
und unerfüllte Lust, man lernt die Protagonistin<br />
kennen und verstehen – und beginnt,<br />
mit ihr der Erlösung entgegen<strong>zu</strong>fiebern.<br />
Lustig ist lustvoll<br />
Ähnli<strong>ch</strong>e Qualitäten bietet «Crossfire» von<br />
Sylvia Day. Die Serie gilt gemeinhin <strong>als</strong><br />
weiterer Epigone von «Shades of Grey», ist<br />
das aber ni<strong>ch</strong>t, denn sie entstand glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
wie die Trilogie von E.L. James. Auf<br />
Englis<strong>ch</strong> verkaufte si<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong> etwa fünf<br />
Millionen Mal. In diesem Frühjahr ist es in<br />
38 weiteren Spra<strong>ch</strong>en ers<strong>ch</strong>ienen, darunter<br />
au<strong>ch</strong> auf Deuts<strong>ch</strong>. Der grosse Erfolg ist<br />
verständli<strong>ch</strong>, denn «Crossfire» hat etwas,<br />
was vielen anderen Neuers<strong>ch</strong>einungen des<br />
Genres abgeht: H<strong>um</strong>or. Natürli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>reibt<br />
au<strong>ch</strong> Sylvia Day alle Protagonisten<br />
<strong>als</strong> supers<strong>ch</strong>öne, dauererregte Sexgötter,<br />
die genau wissen, mit wel<strong>ch</strong>en Knöpfen sie<br />
das Gegenüber in Sekundens<strong>ch</strong>nelle anwerfen<br />
können – aber sie überdreht die<br />
entspre<strong>ch</strong>enden S<strong>ch</strong>räub<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong>weilen so<br />
genüssli<strong>ch</strong>, dass eine leise Ironie den Text<br />
dur<strong>ch</strong>weht. Dabei geht es dur<strong>ch</strong>aus <strong>um</strong><br />
ernste Themen: Die beiden Hauptfiguren,<br />
die hinreissende Eva und der – Überras<strong>ch</strong>ung!<br />
– knallharte Milliardär Gideon<br />
sind <strong>als</strong> Kinder beide missbrau<strong>ch</strong>t worden<br />
und können ihre Sexualität jetzt nur no<strong>ch</strong><br />
in den Kategorien von Dominanz und Unterwerfung<br />
ausleben. Gemeinsam müssen<br />
sie einen Weg <strong>zu</strong> einer gesunden, funktionierenden<br />
Beziehung finden. Das alles liest<br />
si<strong>ch</strong> sehr flüssig, die Charaktere sind viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tig<br />
und ma<strong>ch</strong>en neugierig. Und bei<br />
den wohldosiert eingestreuten Sexszenen<br />
findet Sylvia Day sogar einige Bes<strong>ch</strong>reibungen,<br />
die man so no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ge<strong>lesen</strong> hat<br />
– und das ist wahrli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong>!<br />
Wie den Spreu vom Weizen<br />
trennen?<br />
Die Verwandts<strong>ch</strong>aft der neuen Unterwerfungs-<br />
<strong>zu</strong>r populären Bekenntnisliteratur<br />
wie «Bridget Jones» ist gross. Die meisten<br />
Hauptfiguren beri<strong>ch</strong>ten aus der I<strong>ch</strong>-Perspektive<br />
aus einem urban geprägten Alltag,<br />
wir nehmen teil an ihren Gedankengängen<br />
und erfahren, dass sie eigentli<strong>ch</strong> überhaupt<br />
ni<strong>ch</strong>t maso<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong> veranlagt sind<br />
und selber über die grosse Lust staunen,<br />
die ihnen dominante Partner bereiten können.<br />
Besonders deutli<strong>ch</strong> wird dieser Aspekt<br />
beim Roman «Colours of Love – Entblösst»<br />
von Kathryn Taylor. Hier begleitet<br />
die Hauptfigur ihren dominanten Geliebten<br />
in einen «dieser Clubs», do<strong>ch</strong> sie kann<br />
si<strong>ch</strong> anderen Männern ni<strong>ch</strong>t hingeben. Der<br />
Geliebte versteht seine Herzensdame, verteidigt<br />
sie mit Fäusten und ents<strong>ch</strong>liesst<br />
si<strong>ch</strong>, eine e<strong>ch</strong>te Beziehung mit ihr auf<strong>zu</strong>bauen.<br />
Die Gratwanderung zwis<strong>ch</strong>en verru<strong>ch</strong>t<br />
und brav gelingt hier vorzügli<strong>ch</strong>, und<br />
diese Gratwanderung ma<strong>ch</strong>t wohl au<strong>ch</strong><br />
den Erfolg der neuen Unterwerfungsliteratur<br />
aus: Im Zentr<strong>um</strong> stehen ni<strong>ch</strong>t lasterhafte<br />
Weiber, sondern gewöhnli<strong>ch</strong>e Frauen,<br />
die si<strong>ch</strong> trauen, ein paar S<strong>ch</strong>ritte aus der<br />
Normalität <strong>zu</strong> ma<strong>ch</strong>en. Das alles erhöht<br />
das Identifikationspotenzial beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>,<br />
und wenn man die Sa<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> ernst<br />
nimmt, können sol<strong>ch</strong>e Bü<strong>ch</strong>er Spass ma<strong>ch</strong>en.<br />
Wie aber soll man bei den Hunderten<br />
von Neuers<strong>ch</strong>einungen Spreu vom Weizen<br />
trennen? Nun, die meisten neuen Titel ers<strong>ch</strong>einen<br />
<strong>als</strong> Tas<strong>ch</strong>enbü<strong>ch</strong>er oder <strong>als</strong><br />
e<strong>Books</strong> und sind ni<strong>ch</strong>t teuer. Deshalb kann<br />
man ohne grossen Verlust eine Art Speed-<br />
Dating mit Bü<strong>ch</strong>ern wagen: Man kauft<br />
glei<strong>ch</strong> ein paar Titel – und ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> lustvoll<br />
auf die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem, das wirkli<strong>ch</strong><br />
<strong>zu</strong> einem passt.<br />
Venus im Pelz<br />
Leopold von Sa<strong>ch</strong>er-Maso<strong>ch</strong><br />
281 Seiten<br />
CHF 14.90<br />
Insel Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong><br />
Josephine Mutzenba<strong>ch</strong>er<br />
247 Seiten<br />
CHF 11.60<br />
Rowohlt<br />
9 ½ Wo<strong>ch</strong>en<br />
Elizabeth McNeill<br />
160 Seiten<br />
CHF 24.90<br />
Marterpfahl<br />
Fire after Dark – Dunkle<br />
Sehnsu<strong>ch</strong>t<br />
Sadie Matthews<br />
375 Seiten<br />
CHF 15.90<br />
Fis<strong>ch</strong>er Tas<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong><br />
Im S<strong>ch</strong>atten der Lust<br />
Sandra Henke<br />
239 Seiten<br />
CHF 12.90<br />
Heyne<br />
80 Days –<br />
Die Farbe der Lust<br />
Vita Jackson<br />
368 Seiten<br />
CHF 19.90<br />
carl’s books<br />
Crossfire – Versu<strong>ch</strong>ung<br />
Sylvia Day<br />
413 Seiten<br />
CHF 15.90<br />
Heyne<br />
Colours of Love – Entblösst<br />
Kathryn Taylor<br />
320 Seiten<br />
CHF 16.90<br />
Bastei-Lübbe
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf BUCHtipps | 19<br />
Andrea Camilleri<br />
Die Tage des<br />
Zweifels<br />
Derek B. Miller<br />
Ein seltsamer<br />
Ort z<strong>um</strong><br />
Sterben<br />
Ina Haller<br />
Tod im Aargau<br />
Arne Dahl<br />
Bussestunde<br />
Im Fahrwasser einer Luxusja<strong>ch</strong>t wird<br />
ein namenloser Toter angespült.<br />
Die mondäne S<strong>ch</strong>iffskapitänin wirkt<br />
ebenso mysteriös wie ihre Besat<strong>zu</strong>ng.<br />
Aber das ist ni<strong>ch</strong>t der einzige Grund,<br />
weshalb Commissario Montalbano<br />
so häufig am Hafen von Vigàta<br />
an<strong>zu</strong>treffen ist. Denn Salvo ist verliebt<br />
– und zwar in Laura, die Chefin der<br />
Hafenkommandatur. Do<strong>ch</strong> wie soll<br />
er ihr das sagen? Wie soll er es seiner<br />
Livia beibringen? Darf er überhaupt<br />
in Laura verliebt sein, oder ist sie nur<br />
der emotionale Rettungsanker für<br />
sein fortges<strong>ch</strong>rittenes Alter? Und wie<br />
soll er hinter das Geheimnis des Toten<br />
kommen, wenn alle Zeugen tun,<br />
<strong>als</strong> wären sie st<strong>um</strong>m wie Fis<strong>ch</strong>e?<br />
Der 14. Teil der erfolgrei<strong>ch</strong>en Serie<br />
<strong>um</strong> Commissario Montalbano.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Tod seiner Frau ist der<br />
82-jährige Sheldon Horowitz <strong>zu</strong><br />
seiner Enkelin na<strong>ch</strong> Oslo gezogen – in<br />
ein fremdes Land ohne Juden. Viel<br />
Zeit, <strong>um</strong> über die Vergangenheit<br />
na<strong>ch</strong><strong>zu</strong>denken. All die Erinnerungen.<br />
All die Toten. Eines Tages hört Sheldon<br />
aus dem Treppenhaus Kra<strong>ch</strong>: Er<br />
öffnet die Tür, und in seiner Wohnung<br />
steht eine Frau mit einem kleinen<br />
Jungen. Kurze Zeit später ist die<br />
Tür aufgebro<strong>ch</strong>en, die Frau tot und<br />
Sheldon mit dem Kind auf der Flu<strong>ch</strong>t<br />
den Oslofjord hinauf. Was wollen die<br />
Verfolger von dem Jungen? Sheldon<br />
weiss es ni<strong>ch</strong>t. Aber er weiss: Sie werden<br />
ihn ni<strong>ch</strong>t kriegen.<br />
Ein h<strong>um</strong>orvoller Thriller mit einem<br />
S<strong>ch</strong>uss Roadmovie und einer Portion<br />
Lebenserinnerungen.<br />
Na<strong>ch</strong> der spektakulären Ermordung<br />
eines Erfolgsautors muss si<strong>ch</strong> die<br />
Verlagsmitarbeiterin Andrina den<br />
bohrenden Fragen der Polizei stellen.<br />
Dann übers<strong>ch</strong>lagen si<strong>ch</strong> die Ereignisse:<br />
Andrina findet die Verlagsrä<strong>um</strong>e<br />
verwüstet vor. Kurz darauf nimmt<br />
si<strong>ch</strong> eine der beiden Verlegerinnen<br />
das Leben, und die Lektorin überlebt<br />
nur knapp einen Mordans<strong>ch</strong>lag. Na<strong>ch</strong><br />
und na<strong>ch</strong> erhärtet si<strong>ch</strong> der Verda<strong>ch</strong>t,<br />
dass die s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>en Ereignisse mit<br />
Andrina selbst <strong>zu</strong>sammenhängen und<br />
sie in akuter Gefahr s<strong>ch</strong>webt. Do<strong>ch</strong><br />
wer könnte einen Grund haben, sie<br />
<strong>zu</strong> töten?<br />
Spätsommer in Stockholm, Sonntagna<strong>ch</strong>mittag<br />
zwis<strong>ch</strong>en drei und vier:<br />
In dieser s<strong>ch</strong>einbar friedvollen Zeit<br />
ges<strong>ch</strong>ieht ein bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> unsi<strong>ch</strong>tbares<br />
Verbre<strong>ch</strong>en. Der s<strong>ch</strong>iere Zufall<br />
ma<strong>ch</strong>t Lena Lindberg, ein Mitglied der<br />
A-Gruppe, <strong>zu</strong>r ahnungslosen Zeugin.<br />
Während ihr Vorgesetzter Paul Hjelm<br />
den undankbaren Auftrag erhält, den<br />
vers<strong>ch</strong>wundenen Geheimdienst<strong>ch</strong>ef<br />
<strong>zu</strong> finden, stösst die A-Gruppe auf<br />
eine Serie sadistis<strong>ch</strong>er Morde an<br />
jungen Frauen. Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t allein die<br />
Tatsa<strong>ch</strong>e, dass au<strong>ch</strong> Hjelms To<strong>ch</strong>ter<br />
Tora ins Visier des Täters gerät, ist<br />
der Grund für die aussergewöhnli<strong>ch</strong>en<br />
Mittel, <strong>zu</strong> denen die A-Gruppe<br />
greift ...<br />
Der zehnte Fall für die legendäre<br />
Stockholmer A-Gruppe: Arne Dahl<br />
lässt Böses mit Bösem vergelten<br />
und bes<strong>ch</strong>ert seinen Lesern das<br />
überras<strong>ch</strong>ende Finale seiner vielfa<strong>ch</strong><br />
preisgekrönten Serie.<br />
251 Seiten<br />
416 Seiten<br />
224 Seiten<br />
464 Seiten<br />
CHF 31.90<br />
CHF 23.90<br />
CHF 15.90<br />
CHF 32.90<br />
Lübbe<br />
rowohlt POLARIS<br />
Emons<br />
Piper<br />
ISBN 978-3-7857-2466-8<br />
ISBN 978-3-499-23086-8<br />
ISBN 978-3-95451-076-4<br />
ISBN 978-3-492-04969-6
20 | Neue Bildbände <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
S<strong>ch</strong>öner Lesen<br />
S<strong>ch</strong>öne Bü<strong>ch</strong>er findet man überall bei Orell Füssli – die allers<strong>ch</strong>önsten gibt es aber bei<br />
Krauthammer, der Abteilung für Kunst-, Ar<strong>ch</strong>itektur-, Design- und Fotobü<strong>ch</strong>er in der Filiale<br />
Kramhof in Züri<strong>ch</strong>. Abteilungsleiterin Mirjam Kühnis hat einige besonders eindrückli<strong>ch</strong>e<br />
Neuers<strong>ch</strong>einungen herausgepickt.<br />
Marius Leutenegger<br />
«Z<strong>um</strong> Thema Wohnen findet man bei<br />
Krauthammer eine grosse Auswahl an Bü<strong>ch</strong>ern<br />
<strong>zu</strong> jedem Stil und für jeden Ges<strong>ch</strong>mack.<br />
‹Holly Beckers wunderbare<br />
Wohnideen› finde i<strong>ch</strong> besonders gelungen,<br />
weil es ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> geglückte Einri<strong>ch</strong>tungen<br />
zeigt, sondern eine konkrete Anleitung<br />
gibt, wie man beim Einri<strong>ch</strong>ten vorgehen<br />
kann. I<strong>ch</strong> gehöre au<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> denen, die beim<br />
Einri<strong>ch</strong>ten ni<strong>ch</strong>t so re<strong>ch</strong>t wissen, wie sie<br />
beginnen sollen, und mir ers<strong>ch</strong>eint dieses<br />
Bu<strong>ch</strong> deshalb so s<strong>ch</strong>ön wie nützli<strong>ch</strong>. Die<br />
US-Amerikanerin Holly Becker zeigt, wie<br />
man sein Zuhause in a<strong>ch</strong>t S<strong>ch</strong>ritten – vom<br />
Vorbereiten bis z<strong>um</strong> Dekorieren – neu gestalten<br />
kann. Das Bu<strong>ch</strong> bietet viele nützli<strong>ch</strong>e<br />
Tipps sowie wertvolle Listen und Fragebögen;<br />
es unterstützt einen beim<br />
Budgetieren und beim Finden des eigenen<br />
Stils. Und natürli<strong>ch</strong> wartet es au<strong>ch</strong> mit vielen<br />
tollen Einri<strong>ch</strong>tungsbeispielen auf, die<br />
von der Autorin kompetent kommentiert<br />
werden.»<br />
Holly Beckers wunderbare<br />
Wohnideen<br />
Holly Becker<br />
207 Seiten<br />
CHF 39.90<br />
Callwey<br />
Holly Becker erklärt einem minutiös, wie man sein Heim so toll einri<strong>ch</strong>tet.
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Neue Bildbände | 21<br />
«Wer si<strong>ch</strong> für fremde Welten interessiert,<br />
dürfte au<strong>ch</strong> am nä<strong>ch</strong>sten Bu<strong>ch</strong> seine helle<br />
Freude haben – an ‹The Design Hotels<br />
Book›. Der elegante bronzefarbene S<strong>ch</strong>möker<br />
präsentiert die grösste mir bekannte<br />
Zusammenstellung von Designerhotels.<br />
Vorgestellt werden neue und bewährte<br />
Häuser aller Weltregionen; s<strong>ch</strong>ön gema<strong>ch</strong>te<br />
Karten erlei<strong>ch</strong>tern die Orientierung, die<br />
kurzen Hotel-Porträts bieten <strong>um</strong>fassende<br />
Informationen über die Ar<strong>ch</strong>itektur und<br />
die Besonderheiten des jeweiligen Hauses.<br />
Natürli<strong>ch</strong> wird alles mit vielen tollen Fotos<br />
abgerundet. Das Bu<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t grosse Lust,<br />
glei<strong>ch</strong> die Koffer <strong>zu</strong> packen und ab<strong>zu</strong>raus<strong>ch</strong>en<br />
– wären diese Hotels nur ni<strong>ch</strong>t so<br />
teuer!»<br />
The Design Hotels Book<br />
792 Seiten<br />
CHF 85.–<br />
Die Gestalten<br />
«Wenn wir gerade bei Stilfragen sind: Für<br />
viele ist ja au<strong>ch</strong> das Velo Ausdruck ihres<br />
Lifestyles. Das s<strong>ch</strong>öne Bu<strong>ch</strong> ‹Velo – 2nd<br />
Gear› dok<strong>um</strong>entiert die aktuelle urbane<br />
Zweirad-Kultur. Grosszügige Bildstrecken<br />
zeigen originelle Bikes und ni<strong>ch</strong>t minder<br />
originelle Accessoires, geben Einblick in<br />
bestimmte Fahrrad-Szenen und verraten,<br />
wer die s<strong>ch</strong>önsten Gefährte herstellt. Alles<br />
na<strong>ch</strong> dem Motto: ‹I Bike, Therefore I Am›<br />
– i<strong>ch</strong> fahre Velo, <strong>als</strong>o bin i<strong>ch</strong>. Dieses Bu<strong>ch</strong><br />
spri<strong>ch</strong>t wohl nur eine ganz kleine Zielgruppe<br />
an, aber i<strong>ch</strong> habe es hier trotzdem vorstellen<br />
wollen – <strong>als</strong> gutes Beispiel dafür,<br />
dass man heute wirkli<strong>ch</strong> für jeden und jede<br />
ein tolles Bu<strong>ch</strong> findet. Einfa<strong>ch</strong> in den Krauthammer<br />
kommen und s<strong>ch</strong>mökern!»<br />
Velo – 2nd Gear<br />
Sven Ehmann<br />
168 Seiten<br />
CHF 53.–<br />
Die Gestalten<br />
«René Burri war unser Stargast, <strong>als</strong> wir vor<br />
zwei Jahren den Krauthammer im Kramhof<br />
eröffneten. In der Regel kennt man<br />
Burri <strong>als</strong> S<strong>ch</strong>warz-Weiss-Fotografen; weltberühmt<br />
sind seine Porträts von Che Guevara,<br />
Pablo Picasso oder Le Corbusier. Das<br />
neue Bu<strong>ch</strong> ‹Impossible Reminiscences›<br />
präsentiert nun eine Sammlung von Burri-<br />
Bildern in Farbe. Der grosse Band belegt,<br />
dass der Zür<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> ein Meister der<br />
Farbfotografie ist. Die bislang z<strong>um</strong>eist unveröffentli<strong>ch</strong>ten<br />
Bilder entstanden während<br />
Burris fotojournalistis<strong>ch</strong>er Reisen<br />
rund <strong>um</strong> die Welt; sie geben Einblick in den<br />
Alltag ganz vers<strong>ch</strong>iedener Kulturen, und<br />
mir imponiert, wie Burri überall eine gewisse<br />
Ästhetik einfangen kann. Spannend<br />
ist au<strong>ch</strong>, dass er am Ende des Bu<strong>ch</strong>s jede<br />
einzelne Aufnahme kommentiert und in<br />
einen Kontext stellt. Dieses Bu<strong>ch</strong> ist ein<br />
Genuss für Fotografie-Fans und alle, die<br />
si<strong>ch</strong> für fremde Welten interessieren.»<br />
Impossible Reminiscences<br />
René Burri<br />
240 Seiten<br />
CHF 122.–<br />
Phaidon
22 | Neue Bildbände <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
«Mein Liebling unter den Neuers<strong>ch</strong>einungen<br />
ist ‹A map of the world›. Es s<strong>ch</strong>eint unter<br />
jungen Designerinnen und Designer<br />
grosse Mode <strong>zu</strong> sein, si<strong>ch</strong> mit Landkarten<br />
<strong>zu</strong> bes<strong>ch</strong>äftigen. Anders lässt si<strong>ch</strong> die Fülle<br />
an spannenden, hübs<strong>ch</strong>en, aufregenden,<br />
überras<strong>ch</strong>enden, bunten, dekorativen und<br />
von A bis Z speziellen Landkarten und<br />
Stadtplänen, die dieses Bu<strong>ch</strong> vereint, wohl<br />
ka<strong>um</strong> erklären. Man<strong>ch</strong>e Karten sind exakt<br />
und lesbar, andere gehören eher in die Kategorie<br />
‹Experimente› – alle aber ma<strong>ch</strong>en<br />
grossen Spass. Man<strong>ch</strong>mal fühlt man si<strong>ch</strong><br />
fast an Wimmelbilder erinnert, so übervoll<br />
sind man<strong>ch</strong>e Karten. Und man kann si<strong>ch</strong> in<br />
vielen Darstellungen regelre<strong>ch</strong>t verlieren,<br />
vor allem in jenen, die si<strong>ch</strong> mit einer bekannten<br />
Stadt bes<strong>ch</strong>äftigen.»<br />
A Map of the World<br />
Antonis Antoniou<br />
221 Seiten<br />
CHF 59.–<br />
Gestalten<br />
Krauthammer<br />
Orell Füssli<br />
Jahrzehntelang war die Bu<strong>ch</strong>handlung<br />
Krauthammer an der Oberen Zäune im<br />
Zür<strong>ch</strong>er Niederdorf ein Mekka für alle, die<br />
Kunstbü<strong>ch</strong>er liebten – Ar<strong>ch</strong>itekten, Designer<br />
oder Kulturfreunde. 2001 übernahm<br />
Orell Füssli das renommierte Ges<strong>ch</strong>äft und<br />
verlegte es in einen vergrösserten Laden<br />
an der Marktgasse. Die Erweiterung der<br />
Filiale Kramhof 2011 ermögli<strong>ch</strong>te dann<br />
einen erneuten Um<strong>zu</strong>g: Heute ist der<br />
Krauthammer eine 300 Quadratmeter<br />
grosse, helle und besonders s<strong>ch</strong>ön gestaltete<br />
Abteilung des Hauptges<strong>ch</strong>äfts an der<br />
Zür<strong>ch</strong>er Bahnhofstrasse, so<strong>zu</strong>sagen eine<br />
Spezialbu<strong>ch</strong>handlung in der Bu<strong>ch</strong>handlung.<br />
Krauthammer bietet die s<strong>ch</strong>weizweit<br />
grösste Auswahl an Ar<strong>ch</strong>itektur-, Grafik-,<br />
Design- und Kunstbü<strong>ch</strong>ern und ist ein Eldorado<br />
für alle, die s<strong>ch</strong>öne Bü<strong>ch</strong>er mögen:<br />
Hier findet man neben den klassis<strong>ch</strong>en<br />
Bildbänden au<strong>ch</strong> viele originelle Neuers<strong>ch</strong>einungen<br />
<strong>zu</strong> sämtli<strong>ch</strong>en Themen rund<br />
<strong>um</strong> Mode, Inneneinri<strong>ch</strong>tung, Fotografie und<br />
Style – und unzählige Bü<strong>ch</strong>er, die si<strong>ch</strong> z<strong>um</strong><br />
S<strong>ch</strong>enken eignen. Geleitet wird die Abteilung<br />
von der 37-jährigen Mirjam Kühnis; sie<br />
hat au<strong>ch</strong> die Bü<strong>ch</strong>er ausgesu<strong>ch</strong>t, die wir in<br />
diesem Beitrag vorstellen. «Am s<strong>ch</strong>önsten<br />
finde i<strong>ch</strong> die Atmosphäre im Krauthammer,<br />
wenn es si<strong>ch</strong> am Abend viele Leute mit unseren<br />
Bü<strong>ch</strong>ern in der Sitzlounge gemütli<strong>ch</strong><br />
ma<strong>ch</strong>en», sagt sie über ihren Arbeitsort.<br />
Bu<strong>ch</strong>händlerin Mirjam<br />
Kühnis: «Eine Flut<br />
von tollen Sa<strong>ch</strong>en!»
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Spezial – Ratgeber | 23<br />
<strong>Books</strong><br />
Spezial<br />
Reisebü<strong>ch</strong>er:<br />
Vorfreude und Hilfe<br />
vor Ort<br />
Wer eine Reise tut, der kann ni<strong>ch</strong>t nur etwas erleben. Er kann si<strong>ch</strong> mit<br />
Reiseführern s<strong>ch</strong>on Monate vorher auf das Ziel einstellen und dadur<strong>ch</strong><br />
die Vorfreude erhöhen. Vor Ort aber erlei<strong>ch</strong>tern Reiseführer die<br />
Orientierung und liefern viele Informationen, die den Genuss erhöhen.
24 | Spezial – Reisebü<strong>ch</strong>er <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Weltweit wegweisend<br />
Hallwag Kümmerly+Frey ist der führende S<strong>ch</strong>weizer Verlag<br />
für Touristik. Fritz Ru<strong>ch</strong>ti ist <strong>zu</strong>ständig für den Verkauf in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz – und weiss, wel<strong>ch</strong>e Reiseführer besonders beliebt sind.<br />
Markus Ganz<br />
Fritz Ru<strong>ch</strong>ti von Hallwag Kümmerly+Frey:<br />
«Viele Reisende benützen die Bü<strong>ch</strong>er s<strong>ch</strong>on<br />
Wo<strong>ch</strong>en oder Monate im Voraus für die<br />
Planung.»<br />
«<strong>Books</strong>»: Der Bu<strong>ch</strong>handel stagniert. Gilt<br />
das au<strong>ch</strong> für den Berei<strong>ch</strong> Touristik?<br />
Fritz Ru<strong>ch</strong>ti: Nein, hier nahm der Umsatz<br />
im S<strong>ch</strong>weizer Markt <strong>um</strong> 4,5 Prozent, in<br />
den Teilberei<strong>ch</strong>en der Reiseführer und<br />
Karten sogar <strong>um</strong> 9 Prozent <strong>zu</strong>.<br />
Wie erklären Sie si<strong>ch</strong> dieses erstaunli<strong>ch</strong>e<br />
Wa<strong>ch</strong>st<strong>um</strong>?<br />
Die Wirts<strong>ch</strong>aftslage in der S<strong>ch</strong>weiz ist anhaltend<br />
gut. Die S<strong>ch</strong>weizer reisen deshalb<br />
na<strong>ch</strong> wie vor sehr gern und benötigen<br />
da<strong>zu</strong> Informationen. Das gute Ergebnis<br />
hat au<strong>ch</strong> damit <strong>zu</strong> tun, dass die Abwanderung<br />
ins Internet in diesem Berei<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t so ausgeprägt ist wie etwa bei der<br />
Belletristik.<br />
Hat si<strong>ch</strong> die Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong> bestimmten<br />
geografis<strong>ch</strong>en Zielen verändert?<br />
Zunehmend gefragt sind Reiseführer für<br />
Europas Metropolen in Kombination mit<br />
sehr guten Karten. Das Gebiet Nordamerika<br />
mit S<strong>ch</strong>werpunkten an der West- und<br />
Ostküste sowie Kanada liegt ebenfalls<br />
im Trend. Zugenommen hat <strong>zu</strong>dem das<br />
Interesse na<strong>ch</strong> Individual-Reiseführern<br />
für Asien, Australien und Südamerika, abgenommen<br />
hat dafür die Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong><br />
Bü<strong>ch</strong>ern über Nordafrika und über die<br />
klassis<strong>ch</strong>en Badeferiendestinationen entlang<br />
des Mittelmeers. Anhaltend gefragt<br />
sind Stadtführer für Paris, London, Berlin,<br />
Wien, Hamburg, Rom und – <strong>zu</strong>nehmend –<br />
Barcelona.<br />
Sehen Sie einen Trend bei der Aufma<strong>ch</strong>ung<br />
der Reisebü<strong>ch</strong>er?<br />
Es werden mehr Bilder und wesentli<strong>ch</strong><br />
mehr Grafiken eingesetzt, etwa 3D-<br />
Darstellungen von Gebäuden wie Kir<strong>ch</strong>en<br />
und Palästen bei Baedeker. Zunehmend<br />
finden Leserinnen und Leser au<strong>ch</strong> Links<br />
und QR-Codes, die sehr einfa<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> weiterführenden<br />
Informationen im Internet<br />
führen. Dies ist vor allem bei si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell<br />
verändernden Themen wi<strong>ch</strong>tig, damit die<br />
Aktualität gesi<strong>ch</strong>ert bleibt.<br />
Gibt es ungewöhnli<strong>ch</strong>e neue Konzepte?<br />
Neue Ansätze haben es s<strong>ch</strong>wer. Grundsätzli<strong>ch</strong><br />
decken neu aufgelegte Reiseführer<br />
ein wesentli<strong>ch</strong> breiteres Spektr<strong>um</strong> an<br />
Themen ab <strong>als</strong> früher.<br />
Werden Reiseführer spezifis<strong>ch</strong>er auf die<br />
Bedürfnisse bestimmter Zielgruppen<br />
ausgeri<strong>ch</strong>tet?<br />
Nein, es würde si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t lohnen, mehrere<br />
Titel für eine Destination <strong>zu</strong> s<strong>ch</strong>affen. Es<br />
wird vielmehr versu<strong>ch</strong>t, in den einzelnen<br />
Reiseführern vers<strong>ch</strong>iedene Zielgruppen<br />
besser bedienen <strong>zu</strong> können.<br />
Stimmt der Eindruck, dass e<strong>Books</strong> bei<br />
den Reiseführern no<strong>ch</strong> keine grosse<br />
Bedeutung haben?<br />
Ja, denn die meisten Lesegeräte haben<br />
nur eine s<strong>ch</strong>warzweisse Anzeige. Sie sind<br />
deshalb z<strong>um</strong> Betra<strong>ch</strong>ten eigentli<strong>ch</strong> farbiger<br />
Reiseführer ni<strong>ch</strong>t geeignet, ma<strong>ch</strong>en<br />
s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t keinen Spass. Tablets haben zwar<br />
farbige Displays, sind aber meist <strong>zu</strong> gross<br />
und <strong>zu</strong> s<strong>ch</strong>wer. Sie spiegeln <strong>zu</strong>dem bei<br />
Sonnenli<strong>ch</strong>t stark, sind somit s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t<br />
z<strong>um</strong> Lesen geeignet. Sowohl eReaders wie<br />
Tablets kosten immer no<strong>ch</strong> relativ viel,<br />
und die Diebstahlgefahr ist in den Ferien<br />
meist grösser. Man muss deshalb viel<br />
vorsi<strong>ch</strong>tiger sein <strong>als</strong> bei einem Bu<strong>ch</strong>, kann<br />
die Geräte ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> im Auto oder auf<br />
einem Café-Tis<strong>ch</strong> liegen lassen. Somit<br />
wird die positive Art, si<strong>ch</strong> mit der Reise<br />
auseinander<strong>zu</strong>setzen, z<strong>um</strong> «Stressfaktor».<br />
Hat das Bu<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Vorteile bei der<br />
Handhabung?<br />
Viele Reisende benützen die Bü<strong>ch</strong>er s<strong>ch</strong>on<br />
Wo<strong>ch</strong>en oder Monate im Voraus für die<br />
Planung, ma<strong>ch</strong>en Notizen, kleben Zettel<br />
hinein, geben sie den späteren Mitreisenden<br />
weiter. Diese eigentli<strong>ch</strong> sehr einfa<strong>ch</strong>en<br />
Praktiken funktionieren elektronis<strong>ch</strong><br />
nur mit Hindernissen oder gar ni<strong>ch</strong>t. Aus<br />
diesen Gründen ist der eReiseführer ganz<br />
einfa<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t «massentaugli<strong>ch</strong>». Der<br />
Umsatzanteil von eReiseführern hat bis<br />
heute bei ka<strong>um</strong> einem Reiseführer-Verlag<br />
die 5-Prozent-Marke errei<strong>ch</strong>t. Aber er<br />
wird wa<strong>ch</strong>sen.<br />
Wieso werden über zwei Drittel aller<br />
Reiseführer no<strong>ch</strong> immer im stationären<br />
Bu<strong>ch</strong>handel gekauft?<br />
Der Kunde will das Bu<strong>ch</strong> in der Hand<br />
halten und dur<strong>ch</strong>blättern können. Denn<br />
er will sehen, ob es seine Erwartungen<br />
erfüllt oder ni<strong>ch</strong>t. Dies hat au<strong>ch</strong> damit <strong>zu</strong><br />
tun, dass Reiseführer keine Romane sind.<br />
Es gibt Angebote der vers<strong>ch</strong>iedenen Anbieter<br />
<strong>zu</strong> ein und derselben Stadt, die si<strong>ch</strong><br />
oft stark unters<strong>ch</strong>eiden; z<strong>um</strong> Glück, denn<br />
die Ges<strong>ch</strong>mäcker und Bedürfnisse sind ja<br />
au<strong>ch</strong> sehr vers<strong>ch</strong>ieden. Beim Kauf übers<br />
Internet sind diese Unters<strong>ch</strong>iede nur sehr<br />
s<strong>ch</strong>wer feststellbar.<br />
Hallwag<br />
Kümmerly+Frey<br />
Hallwag Kümmerly+Frey ist vor allem<br />
bekannt für Kartografie, pflegt aber au<strong>ch</strong><br />
ein breites Programm an Reiseführern.<br />
Er vertreibt Reiseführer der Verlage<br />
Baedeker, Marco Polo, DuMont, Dorling<br />
Kindersley, Lonely Planet, promobil,<br />
Caravaning, National Geographic Deuts<strong>ch</strong>land<br />
und Kunth Verlag in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
exklusiv.
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf SPEZIAL – Reisebü<strong>ch</strong>er | 25<br />
Für jede Reise das ri<strong>ch</strong>tige Bu<strong>ch</strong><br />
Markus Ganz<br />
Dorling Kindersley: Der Bestseller<br />
Als weltweit erfolgrei<strong>ch</strong>ste Reihe gilt «Visà-Vis»<br />
von Dorling Kindersley. Der neue<br />
Reiseführer <strong>zu</strong> New Orleans zeigt deren herausragenden<br />
Merkmale. Trotz kompaktem<br />
Format vermitteln ungewöhnli<strong>ch</strong> viele<br />
Fotografien, dreidimensionale Aufrisszei<strong>ch</strong>nungen<br />
und Illustrationen einen guten<br />
Eindruck des Reiseziels. Vor Ort überzeugt<br />
die Reihe mit vielen Informationen <strong>zu</strong><br />
Attraktionen sowie einer <strong>um</strong>fangrei<strong>ch</strong>en<br />
Liste von Restaurants und Hotels. Für viele<br />
Städteziele gibt es neu eine herausnehmbare<br />
Extrakarte auf plastifiziertem Papier.<br />
New Orleans<br />
Marilyn Wood<br />
248 Seiten<br />
CHF 43.90<br />
Dorling Kindersley<br />
DuMont: Anspru<strong>ch</strong>svoll<br />
Der deuts<strong>ch</strong>e Verlag DuMont hat mit seinen<br />
anspru<strong>ch</strong>svollen Kunst-Reisebü<strong>ch</strong>ern einen<br />
neuen Standard gesetzt, den er au<strong>ch</strong> mit<br />
neuen Titeln etwa <strong>zu</strong> China und Sizilien einhält.<br />
Er bietet mit der Reihe «DuMont direkt»<br />
aber au<strong>ch</strong> Kompaktführer für Citytrips<br />
und Kurzreisen an – s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ist<br />
man au<strong>ch</strong> bei einem Wo<strong>ch</strong>enendausflug auf<br />
gute Informationen angewiesen. Im neuen<br />
Band <strong>zu</strong> Istanbul werden die Highlights in<br />
kurzen Kapiteln vorgestellt, da<strong>zu</strong> gehören<br />
natürli<strong>ch</strong> alle wi<strong>ch</strong>tigen Adressen und ein<br />
grosser, herausnehmbarer Faltplan.<br />
Istanbul<br />
120 Seiten<br />
CHF 18.90<br />
DuMont<br />
Bikeline: Alles für die Veloferien<br />
Ein Naturerlebnis der besonderen Art bieten<br />
Velotouren. Der deuts<strong>ch</strong>e Verlag Esterbauer<br />
präsentiert mit seiner Reihe Bikeline<br />
eine Vielzahl von Bü<strong>ch</strong>ern, die bei Touren<br />
in ganz Europa helfen. Für S<strong>ch</strong>weizer besonders<br />
spannend ist wohl der «Bodensee-<br />
Radweg», der auf rund 260 Kilometern<br />
rund <strong>um</strong> Obersee, Untersee und Überlinger<br />
See führt. Das Bu<strong>ch</strong> stellt alle wi<strong>ch</strong>tigen<br />
Sehenswürdigkeiten vor und empfiehlt<br />
sinnvolle Etappen.<br />
Bodensee-Radweg<br />
119 Seiten<br />
CHF 19.90<br />
Esterbauer<br />
Kenya.<br />
Masai Mara.<br />
Migration – ein einmaliges Erlebnis<br />
Auf der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Nahrung wandern 2 Millionen Gnus, 250 000 Zebras und unzählige Antilopen<br />
jährli<strong>ch</strong> ins Masai Mara Reservat. Dieses einmalige Naturs<strong>ch</strong>auspiel dürfen Sie auf gar<br />
keinen Fall verpassen. Sie überna<strong>ch</strong>ten im luxuriösen Exploreans Mara Rianta Camp **** ( * ) .<br />
CHF 465 pro Person/ Na<strong>ch</strong>t, Reisedat<strong>um</strong> 1.8. – 31.10.2013<br />
Inbegriffen: All Inclusive, Überna<strong>ch</strong>tung inkl. Pirs<strong>ch</strong>fahrt und Parkgebühren, Transfer vom/ z<strong>um</strong> Airstrip Masai Mara.<br />
ST/J/NBO/EXPMARA0121<br />
Weitere Infos <strong>zu</strong> diesem Angebot: www.travelhouse.<strong>ch</strong>/NBO0121<br />
Kontaktieren Sie den Afrika-Spezialisten. Telefon 058 569 95 01<br />
Africantrails Sägereistrasse 20 8152 Glattbrugg info.africantrails@travelhouse.<strong>ch</strong> www.travelhouse.<strong>ch</strong><br />
Spannende Reiseberi<strong>ch</strong>te: blog.travelhouse.<strong>ch</strong> & facebook.com/travelhouse.<strong>ch</strong>
Neue Freizeitkarten<br />
inklusive Gratisversion für Smartphone<br />
© Davos.<strong>ch</strong><br />
Wanderkarten<br />
Velokarten<br />
Mountainbike - Karten<br />
Winter - Erlebniskarten<br />
Outdoorkarten<br />
www.swisstravelcenter.<strong>ch</strong>
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf SPEZIAL – Reisebü<strong>ch</strong>er | 27<br />
Baedeker: Synonym für Reiseführer<br />
Der erste Reiseführer des deuts<strong>ch</strong>en Verlags<br />
ers<strong>ch</strong>ien bereits 1832 – kein Wunder,<br />
galt Baedeker lange <strong>als</strong> Synonym für Reiseführer.<br />
Seinen herausragenden Ruf hat<br />
Baedecker bis heute halten können, obwohl<br />
die Konkurrenz gross geworden ist.<br />
Dies ist darauf <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, dass der<br />
Verlag die bewährten Qualitäten seiner<br />
Produkte bis heute pflegt. Dies bestätigen<br />
die neuen Reiseführer, die optis<strong>ch</strong> aufgefris<strong>ch</strong>t<br />
und übersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er gema<strong>ch</strong>t wurden.<br />
Die neue Ausgabe des Paris-Führers<br />
etwa besti<strong>ch</strong>t wie eh und je mit der Fülle<br />
und Genauigkeit der Angaben sowie mit<br />
speziellen Tipps. Hin<strong>zu</strong> kommen ein grossformatiger<br />
Stadtplan im Massstab<br />
1:15’000, ans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>e Infografiken und<br />
eindrückli<strong>ch</strong>e 3D-Darstellungen.<br />
Paris<br />
389 Seiten<br />
CHF 39.90<br />
Baedeker<br />
Marco Polo: Au<strong>ch</strong> für Einwohner<br />
Von Marco Polo gibt es Reiseführer <strong>zu</strong> unzähligen<br />
Destinationen. Die Reihe «Insider-<br />
Tipps» bietet neben den übli<strong>ch</strong>en Informationen<br />
und Karten au<strong>ch</strong> Hinweise auf<br />
Attraktionen, die in anderen Reiseführern<br />
oft fehlen. Ein gutes Beispiel dafür ist der<br />
aktuelle Berlin-Führer, wel<strong>ch</strong>er der Berliner<br />
Clubszene viel Platz einrä<strong>um</strong>t. Für einige<br />
Städte wie Züri<strong>ch</strong> gibt es neu Cityguides,<br />
die si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t an Touristen, sondern an die<br />
Bewohner dieser Stadt ri<strong>ch</strong>ten. Einzigartig<br />
aber ist der Stadtführer «My New York<br />
City», der vom Pop-Art-Künstler James Rizzi<br />
farbenfroh illustriert wurde – allein sein<br />
Cityplan ist ein Kunstwerk für si<strong>ch</strong>. Von «My<br />
New York City» gibt es au<strong>ch</strong> eine grossformatige<br />
Kunstführer-Ausgabe mit ungewöhnli<strong>ch</strong>en<br />
Gadgets wie einem Poster, zwei<br />
CDs sowie Guts<strong>ch</strong>einen für ein Kaffeetassen-Set<br />
und einen Regens<strong>ch</strong>irm.<br />
My New York City<br />
James Rizzi, Peter Bührer<br />
239/352 Seiten<br />
CHF 32.90/145.–<br />
Marco Polo<br />
MairDuMont<br />
Haffmans & Tolkemitt: Raus in<br />
die Natur<br />
Ist Campieren spiessig? Nein, meinen die<br />
Autoren der Reihe «Cool Camping», die eine<br />
neue Generation z<strong>um</strong> S<strong>ch</strong>lafen unterm Sternenhimmel<br />
animieren will. Wer keine Lust<br />
auf Klimaanlage und Frühstücksbuffet<br />
habe, solle raus in die Natur. In «Cool Camping<br />
Europa» werden 80 «sensationelle<br />
Orte» z<strong>um</strong> Campen in ganz Europa vorgestellt,<br />
von Berlin Mitte über eine Insel vor<br />
Peni<strong>ch</strong>e in Portugal bis <strong>zu</strong> einem Platz direkt<br />
vor der Eigernordwand. Wer si<strong>ch</strong> auf<br />
deuts<strong>ch</strong>e Orte konzentrieren mö<strong>ch</strong>te, für<br />
den gibt es «Cool Camping Deuts<strong>ch</strong>land».<br />
Und wer das Naturerlebnis kulinaris<strong>ch</strong> abrunden<br />
mö<strong>ch</strong>te, findet im «Cool Camping<br />
Cookbook» angepasste Rezepte für klassis<strong>ch</strong>e<br />
oder exotis<strong>ch</strong>-raffinierte Geri<strong>ch</strong>te.<br />
Cool Camping Europa<br />
Sophie Dawson u.a.<br />
318 Seiten<br />
CHF 29.90<br />
Haffmans & Tolkemitt<br />
Indien.<br />
Mär<strong>ch</strong>en und Mythen.<br />
Geführte Gruppenreise – Rajasthan aus dem Mär<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong><br />
Tau<strong>ch</strong>en Sie ein in eine Zauberwelt voller Legenden und Traditionen. Prunkvolle Paläste,<br />
exotis<strong>ch</strong>e Lands<strong>ch</strong>aften, bunte Märkte und eine lebensfrohe Bevölkerung rei<strong>ch</strong> an Traditionen<br />
und phantasie vollen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten werden Sie in ihren Bann ziehen.<br />
14 Tage CHF 2445 pro Person, z. B. Reisedat<strong>um</strong> 6.10.2013<br />
Inbegriffen: Rundreise im klimatisierten Bus, Deuts<strong>ch</strong> spre<strong>ch</strong>ende Reiseleitung. 12 Überna<strong>ch</strong>tungen in guten Mittelklassehotels<br />
mit Halbpension, 1 Überna<strong>ch</strong>tung im Manvar Desert Camp mit Vollpension, Besi<strong>ch</strong>tigungen inkl.<br />
Eintrittsgebühren. Reisedaten: 6.10., 4.11., 2.12.2013, 6.1., 2.2., 9.2., 3.3., 7.4. und 5.10.2014. SI/A/DEL/RTP100<br />
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Marco Polo Insider-Tipps.<br />
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Teilnehmen dürfen alle Personen ab 18 Jahre mit Wohnsitz<br />
in D / A / CH / L. Teilnahmes<strong>ch</strong>luss: 30.08.2013
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf SPEZIAL – Reisebü<strong>ch</strong>er | 29<br />
Reisen – aber ni<strong>ch</strong>t<br />
na<strong>ch</strong> Plan<br />
Die Engländer sind so<strong>zu</strong>sagen die Erfinder des neuzeitli<strong>ch</strong>en<br />
Tourismus’ – und damit au<strong>ch</strong> des Reiseberi<strong>ch</strong>ts. Zwei neue<br />
Bü<strong>ch</strong>er sind besonders <strong>lesen</strong>swert, denn sie zeigen, wohin eine<br />
Reise führen kann, wenn sie ni<strong>ch</strong>t von Tourismusbüros, Fahrplänen<br />
und Websites in geordnete Bahnen gezwängt wird.<br />
Hanspeter Künzler<br />
Die Expedition auf den hö<strong>ch</strong>sten Berg der<br />
Erde, R<strong>um</strong> Doodle genannt, beginnt mit<br />
einer Panne: Ausgere<strong>ch</strong>net H<strong>um</strong>phrey<br />
Jungle, der Mann, der <strong>als</strong> Funkexperte und<br />
Navigator ins Team eingeladen wurde,<br />
geht auf dem Weg <strong>zu</strong>r Vorbespre<strong>ch</strong>ung im<br />
Londoner Verkehrsds<strong>ch</strong>ungel verloren.<br />
Erst viel später gelangt er do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> <strong>zu</strong>r<br />
Gruppe – na<strong>ch</strong> einer Irrfahrt, die ihn über<br />
Cockfosters, Hounslow, Wales und Buenos<br />
Aires in eine Banditenhöhle in Yogistan<br />
führt. Zu diesem Zeitpunkt ist den ur-englis<strong>ch</strong>en<br />
Gentlemen, die si<strong>ch</strong> <strong>zu</strong>r Besteigung<br />
aufgema<strong>ch</strong>t haben, bereits ein weiteres<br />
Unges<strong>ch</strong>ick <strong>zu</strong>gestossen. Lancelot Constant,<br />
«eigens wegen seines Taktgefühles<br />
und Kamerads<strong>ch</strong>aftsgeistes ausgesu<strong>ch</strong>t»,<br />
hat wegen seiner lückenhaften Kenntnisse<br />
der Lok<strong>als</strong>pra<strong>ch</strong>e aus Versehen statt 3000<br />
Träger deren 30’000 engagiert. Die desaströse<br />
Besteigung endet – so s<strong>ch</strong>eint es z<strong>um</strong>indest<br />
– mit dem desolaten Ausruf: «Wir<br />
hatten den f<strong>als</strong><strong>ch</strong>en Berg bestiegen!»<br />
Eine absurdere, tölpelhaftere Expedition<br />
ist unmögli<strong>ch</strong>. Und do<strong>ch</strong>: den Zeitgenossen,<br />
die den z<strong>um</strong> Heulen lustigen Roman<br />
im Jahr 1956 erstm<strong>als</strong> <strong>zu</strong> Gesi<strong>ch</strong>t bekamen,<br />
war der Inhalt plausibel genug, dass<br />
die Kritikerin der ehrwürdigen Publikation<br />
«Good Housekeeping» <strong>zu</strong>geben musste,<br />
erst na<strong>ch</strong> der Hälfte des Bu<strong>ch</strong>es gemerkt <strong>zu</strong><br />
haben, dass es si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t <strong>um</strong> einen Dok<strong>um</strong>entarberi<strong>ch</strong>t<br />
handle. «Die Besteigung<br />
des R<strong>um</strong> Doodle» ist ein Meisterwerk bitterböser<br />
Satire. Denn die Lektüre von den<br />
Beri<strong>ch</strong>ten, wel<strong>ch</strong>e die grossen englis<strong>ch</strong>en<br />
Bergsteigerpioniere ein paar Jahre früher<br />
aus dem Himalaya oder vom Cresta Run in<br />
St. Moritz <strong>zu</strong>rückges<strong>ch</strong>ickt hatten, zeigt,<br />
dass die Realität von der Fiktion so weit<br />
ni<strong>ch</strong>t entfernt war. Da wie dort haben wir<br />
es mit exzentris<strong>ch</strong>en Engländern privilegierter<br />
Abstammung <strong>zu</strong> tun, lauter Männern,<br />
die si<strong>ch</strong> ins ferne Abenteuer stürzen,<br />
ohne si<strong>ch</strong> dabei viel <strong>zu</strong> überlegen. Ihre<br />
Ausrüstung ist dürftig, dafür ihr Bewusstsein,<br />
heldenhafte Pioniertaten <strong>zu</strong> unternehmen,<br />
gewaltig. Die Lokalbevölkerung<br />
besteht für sie aus ungehobelten Muskelpaketen,<br />
die selbst dann, wenn es ohne<br />
ihre tatkräftige Mithilfe ni<strong>ch</strong>t mehr weiterginge,<br />
mit herablassender Non<strong>ch</strong>alance<br />
behandelt werden.<br />
«Die Besteigung des R<strong>um</strong> Doodle» gilt in<br />
der britis<strong>ch</strong>en Bergsteigerszene längst <strong>als</strong><br />
Insider-Tipp. Es ist sogar ein Flecken Antarktis<br />
offiziell na<strong>ch</strong> ihm benannt worden,<br />
Mount R<strong>um</strong>doodle. Do<strong>ch</strong> der Roman bietet<br />
mehr <strong>als</strong> amüsanten Lesestoff für Kletterer.<br />
«The Guardian» hat ihn auf seine Liste der<br />
«1000 Bü<strong>ch</strong>er, die jeder ge<strong>lesen</strong> haben<br />
muss» gesetzt, denn er kann dur<strong>ch</strong>aus <strong>als</strong><br />
Kritik an der Überhebli<strong>ch</strong>keit ge<strong>lesen</strong> werden,<br />
die das Verhalten vieler Briten im Imperi<strong>um</strong><br />
prägte. Viellei<strong>ch</strong>t war die Satire<br />
dem Publik<strong>um</strong> aber <strong>zu</strong> bissig: dem Autor<br />
William E. Bowman (1911-1985) bra<strong>ch</strong>te<br />
sie jedenfalls ni<strong>ch</strong>t all<strong>zu</strong> viel Glück. Bowman<br />
wu<strong>ch</strong>s in Middlesbrough auf, entwickelte<br />
früh eine Passion fürs Wandern, bestieg<br />
aber nie einen höheren Berg <strong>als</strong> den<br />
Scafell Pike im Lake District. Er verdiente<br />
si<strong>ch</strong> den Lebensunterhalt <strong>als</strong> Ingenieur.<br />
Obwohl «Die Besteigung des R<strong>um</strong> Doodle»<br />
in mehrere Spra<strong>ch</strong>en übersetzt wurde,<br />
konnte Bowman nur no<strong>ch</strong> ein weiteres<br />
Bu<strong>ch</strong> veröffentli<strong>ch</strong>en – eine Parodie auf<br />
Thor Heyerdahls Reiseberi<strong>ch</strong>t von der<br />
Kon-Tiki. Jetzt liegt sein Meisterwerk endli<strong>ch</strong><br />
in einer neuen Überset<strong>zu</strong>ng auf<br />
Deuts<strong>ch</strong> vor.<br />
Ein Reisebu<strong>ch</strong> ganz anderer Art ist «Slow<br />
Travel – Die Kunst des Reisens». Dan Kieran<br />
gehörte zehn Jahre lang <strong>zu</strong>r Redaktion<br />
von «The Idler», einer englis<strong>ch</strong>en Publikation,<br />
die si<strong>ch</strong> dem Müssiggang vers<strong>ch</strong>rieben<br />
hat. Kieran nimmt <strong>als</strong> Anfangspunkt<br />
seiner Reisen ein Zitat des <strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en<br />
Philosophen Lao T<strong>zu</strong>: «Ein guter Reisender<br />
hat keinen festen Plan. Und hat ni<strong>ch</strong>t vor, je<br />
an ein Ziel <strong>zu</strong> gelangen ...» Das moderne<br />
Reisen mit peinli<strong>ch</strong> genau bere<strong>ch</strong>neten, auf<br />
Effizienz beda<strong>ch</strong>ten Fahr- und Flugplänen<br />
sei glei<strong>ch</strong>ermassen ein Anti-Reisen, meint<br />
er: Statt den Reisenden mit dem Unerwarteten<br />
<strong>zu</strong> konfrontieren und im wahrsten<br />
Sinn des Worts seinen Horizont <strong>zu</strong> erweitern,<br />
sei die moderne Reiseindustrie darauf<br />
beda<strong>ch</strong>t, ihn ni<strong>ch</strong>t mit unerwarteten<br />
Erlebnissen <strong>zu</strong> stressen. Mit sanfter Eindringli<strong>ch</strong>keit<br />
und vielen appetitanregenden<br />
Anekdoten aus den eigenen Reisetagebü<strong>ch</strong>ern<br />
– ein Wo<strong>ch</strong>enende auf der Insel<br />
Mull, eine Zugreise na<strong>ch</strong> Prag und so weiter<br />
– plädiert er für das instinktive Reisen<br />
ganz der Nase na<strong>ch</strong>. «Slow Travel» ist ein<br />
Bu<strong>ch</strong> wie eine Reise, die alleweil ein <strong>lesen</strong>des<br />
Hockenbleiben in der Stube wert ist.<br />
Die Besteigung des<br />
R<strong>um</strong> Doodle<br />
William E. Bowman<br />
180 Seiten<br />
CHF 29.90<br />
Rogner & Bernhard<br />
Slow Travel –<br />
Die Kunst des Reisens<br />
Dan Kieran<br />
250 Seiten<br />
CHF 29.90<br />
Rogner & Bernhard
30 | Bu<strong>ch</strong>tipps <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Günter Liehr<br />
Marseille –<br />
Porträt einer<br />
widerspenstigen<br />
Stadt<br />
Yann Arthus-Bertrand<br />
Der Mens<strong>ch</strong> und<br />
die Weltmeere<br />
Vis-à-Vis Italien<br />
Ray Hartung<br />
Nepal<br />
Marseille spielte immer eine besondere<br />
Rolle unter Frankrei<strong>ch</strong>s grossen<br />
Städten. Sie verteidigte ihre Eigenständigkeit<br />
und wehrte si<strong>ch</strong> gegen Zugriffe<br />
des Zentr<strong>als</strong>taats. Dafür wurde sie<br />
au<strong>ch</strong> mehrm<strong>als</strong> hart bestraft. Das<br />
Bu<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>reibt die Bedeutung des<br />
Marseiller Hafens <strong>als</strong> Dur<strong>ch</strong>gangsstation<br />
für Waren und Reisende, Einund<br />
Auswanderer, Kolonialbeamte,<br />
Truppen- und Flu<strong>ch</strong>tbewegungen.<br />
Wellen von Immigranten haben das<br />
Bevölkerungsgemis<strong>ch</strong> dieser Stadt<br />
hervorgebra<strong>ch</strong>t. Dass die zentralen<br />
Viertel no<strong>ch</strong> heute von Immigranten<br />
und kleinen Leuten bewohnt sind,<br />
passt der aktuellen Stadtpolitik ni<strong>ch</strong>t<br />
ins Konzept. Ob aber die «Normalisierung»<br />
gelingt, ist bei dieser Stadt<br />
fragli<strong>ch</strong>.<br />
«Günter Liehrs Darstellung von Marseille<br />
fasziniert – weil Liehr ein guter<br />
Erzähler ist.» SRF 2 Kultur<br />
Yann Arthus-Bertrand ist der wohl erfolgrei<strong>ch</strong>ste<br />
Luftbildfotograf der Welt<br />
– und ein engagierter Umwelts<strong>ch</strong>ützer.<br />
In diesem überwältigenden Band<br />
porträtiert er gemeinsam mit dem<br />
Unterwasserfotografen Brian Skerry<br />
die Grossartigkeit der Weltmeere<br />
und ihrer Bewohner in über 200<br />
Fotografien. Namhafte Journalisten,<br />
Wissens<strong>ch</strong>aftler und Umweltaktivisten<br />
weisen mit ihren Beiträgen auf<br />
die Überfis<strong>ch</strong>ung, das Artensterben<br />
und die Vers<strong>ch</strong>mut<strong>zu</strong>ng der Meere<br />
hin. Glei<strong>ch</strong>zeitig zeigen sie Lösungswege<br />
auf. Dieses Bu<strong>ch</strong> dok<strong>um</strong>entiert<br />
auf nie <strong>zu</strong>vor gesehene Weise die<br />
Faszination und Bedeutung der Meere<br />
für uns Mens<strong>ch</strong>en – und zeigt, was wir<br />
tun müssen, <strong>um</strong> diesen Lebensra<strong>um</strong><br />
in Zukunft <strong>zu</strong> bewahren.<br />
Nur wenige Länder können si<strong>ch</strong><br />
mit Italien hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Kunst, Kü<strong>ch</strong>e<br />
und historis<strong>ch</strong>em Erbe messen.<br />
Mindestens ebenso berühmt wie für<br />
seine Kultur ist das Land au<strong>ch</strong> für<br />
seine Lebensfreude und natürli<strong>ch</strong><br />
für die tra<strong>um</strong>haften Strände. Dieser<br />
Reiseführer ma<strong>ch</strong>t den Urlaub in<br />
Italien z<strong>um</strong> unvergessli<strong>ch</strong>en Erlebnis.<br />
Neben Lands<strong>ch</strong>aft, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und<br />
Charakter werden die Höhepunkte<br />
jeder Region Italiens detailliert vorgestellt.<br />
Drei ausführli<strong>ch</strong>e Kapitel über<br />
Venedig, Florenz und Rom zeigen die<br />
s<strong>ch</strong>önsten Sehenswürdigkeiten dieser<br />
Städte. Umfassende Informationen<br />
<strong>zu</strong> Hotels, Restaurants, Shopping und<br />
Unterhaltung sowie viele praktis<strong>ch</strong>e<br />
Reisetipps bieten alles Wi<strong>ch</strong>tige für<br />
eine entspannte Reise.<br />
Nepal ist ein Land der Superlative:<br />
Neben dem Mount Everest befinden<br />
si<strong>ch</strong> weitere sieben 8000er im Norden<br />
des Landes. Gerade einmal 200<br />
Kilometer trennen die Berggiganten<br />
des Himalaya vom Fla<strong>ch</strong>land des Terai<br />
mit seinem subtropis<strong>ch</strong>em Klima.<br />
Mehr <strong>als</strong> 60 Völker leben in Nepal,<br />
ebenso vielfältig sind die Traditionen<br />
und religösen Bräu<strong>ch</strong>e. Ausgangspunkt<br />
vieler Trekkingrouten ist das<br />
s<strong>ch</strong>ön gelegene Pokhara am Phewa-<br />
See. Die meisten Urlauber zieht es<br />
in die Berge, wo si<strong>ch</strong> fantastis<strong>ch</strong>e<br />
Wanderungen unternehmen lassen.<br />
Dieser Reiseführer bes<strong>ch</strong>reibt alle<br />
Regionen Nep<strong>als</strong>, die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />
Städte und Nationalparks. Zahlrei<strong>ch</strong>e<br />
bekannte und weniger bekannte<br />
Trekkingrouten werden ausführli<strong>ch</strong><br />
vorgestellt.<br />
12. Auflage 2013/2014<br />
260 Seiten, Mit farbigem Bildteil<br />
304 Seiten<br />
720 Seiten<br />
456 Seiten<br />
CHF 42.90<br />
CHF 59.00<br />
CHF 49.90<br />
CHF 29.90<br />
Rotpunktverlag<br />
Knesebeck<br />
Dorling Kindersley<br />
Tres<strong>ch</strong>er<br />
ISBN 978-3-85869-5352<br />
ISBN 978-3-86873-569-7<br />
ISBN 978-3-8310-2313-4<br />
ISBN 978-3-89794-198-4
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf BUCHtipps | 31<br />
Catharina Ingelman-<br />
Sundberg<br />
Wir fangen<br />
gerade erst an<br />
Susan Elizabeth Phillips<br />
Wer Ja sagt,<br />
muss si<strong>ch</strong><br />
wirkli<strong>ch</strong> trauen<br />
Kristin Harmel<br />
Solange am Himmel<br />
Sterne stehen<br />
Astrid Rosenfeld<br />
Elsa ungeheuer<br />
Alles begann mit dem Chor in einem<br />
trostlosen Altersheim. Das Singen<br />
erinnerte Märtha, Snille, Kratze,<br />
Stina und Anna-Greta an bessere<br />
Tage – und daran, dass es im Leben<br />
einst no<strong>ch</strong> so viel <strong>zu</strong> entdecken gab.<br />
Überall ist es besser <strong>als</strong> hier, sagen<br />
si<strong>ch</strong> die fünf Freunde und s<strong>ch</strong>mieden<br />
einen verwegenen Plan: Sie werden<br />
ein Verbre<strong>ch</strong>en begehen, <strong>um</strong> ins<br />
Gefängnis <strong>zu</strong> kommen. Denn dass<br />
es dort besser sein wird, weiss do<strong>ch</strong><br />
jeder. Aber ein Verbre<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong> planen<br />
und dur<strong>ch</strong><strong>zu</strong>führen ist gar ni<strong>ch</strong>t so<br />
einfa<strong>ch</strong> – s<strong>ch</strong>on gar ni<strong>ch</strong>t, wenn man<br />
es eigentli<strong>ch</strong> ehrli<strong>ch</strong> meint.<br />
Eine wunderbare Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te über<br />
eine diebis<strong>ch</strong>e Rentnergang, die na<strong>ch</strong><br />
einem Aufruhr im Altersheim ein<br />
neues Leben beginnt.<br />
Wo ist die Braut? Ausgere<strong>ch</strong>net an<br />
ihrem Ho<strong>ch</strong>zeitstag flü<strong>ch</strong>tet Lucy in<br />
letzter Sekunde und lässt ihren eigentli<strong>ch</strong><br />
so unwiderstehli<strong>ch</strong>en Bräutigam<br />
vor dem Altar stehen. Er – und die<br />
komplette Kleinstadt – bleiben ratlos<br />
<strong>zu</strong>rück. Als Lucy auf einen bedrohli<strong>ch</strong><br />
aussehenden, aber au<strong>ch</strong> sehr<br />
reizvollen Fremden trifft, s<strong>ch</strong>wingt sie<br />
si<strong>ch</strong> spontan auf den Rücksitz seines<br />
Motorrads. Das Ziel: unbekannt! Auf<br />
ihrem wilden Roadtrip versu<strong>ch</strong>t Lucy,<br />
mehr über diesen Mann <strong>zu</strong> erfahren,<br />
der so viel über sie <strong>zu</strong> wissen s<strong>ch</strong>eint,<br />
aber ni<strong>ch</strong>ts über si<strong>ch</strong> selbst preisgeben<br />
will …<br />
Rose McKenna liebt den Abend.<br />
Wenn am Himmel über Cape Cod<br />
an der amerikanis<strong>ch</strong>en Westküste<br />
die ersten Sterne si<strong>ch</strong>tbar werden,<br />
erinnert sie si<strong>ch</strong> – an die Mens<strong>ch</strong>en,<br />
die sie liebte und verlor und von denen<br />
sie nie jemandem erzählte. Do<strong>ch</strong><br />
Rose weiss, dass es bald <strong>zu</strong> spät sein<br />
wird, irgendjemandem irgendetwas<br />
<strong>zu</strong> erzählen – denn sie hat Alzheimer.<br />
Bald wird niemand mehr an das junge<br />
Paar denken, das si<strong>ch</strong> 1942 in Paris<br />
die Liebe verspra<strong>ch</strong>. Als Rose ihre<br />
Enkelin Hope bittet, na<strong>ch</strong> Frankrei<strong>ch</strong><br />
<strong>zu</strong> reisen, ahnt diese ni<strong>ch</strong>ts von der<br />
herzzerreissenden Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, die sie<br />
dort entdecken wird: eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
voller Hoffnung, S<strong>ch</strong>merz und einer<br />
alles überwindenden Liebe.<br />
Lorenz Brauer ist der neue Star der<br />
internationalen Kunstszene. Do<strong>ch</strong><br />
ka<strong>um</strong> einer ahnt, dass hinter seinem<br />
kometenhaften Aufstieg ni<strong>ch</strong>t nur<br />
Talent, sondern der raffinierte Plan<br />
zweier einflussrei<strong>ch</strong>er Frauen steckt.<br />
Karl Brauer, Lorenz’ jüngerer Bruder,<br />
kennt die Hintergründe. Und er weiss<br />
au<strong>ch</strong>, dass die verrätselten Bilder des<br />
aufstrebenden Malers ihren Ursprung<br />
in der Kindheit haben: <strong>als</strong> Lorenz und<br />
Karl ihre Mutter verloren hatten und<br />
Elsa in ihr Leben trat. Elsa mit den<br />
Strei<strong>ch</strong>holzarmen, dem rotzfre<strong>ch</strong>en<br />
Mundwerk, den extravaganten<br />
Kleidern. Das Mäd<strong>ch</strong>en, an das einer<br />
der Brüder sein Herz verlor und der<br />
andere seine Illusionen. Das Mäd<strong>ch</strong>en,<br />
das keiner von beiden vergessen<br />
kann.<br />
416 Seiten<br />
512 Seiten<br />
480 Seiten<br />
288 Seiten<br />
CHF 24.90<br />
CHF 23.90<br />
CHF 15.90<br />
CHF 31.90<br />
FISCHER S<strong>ch</strong>erz<br />
Blanvalet<br />
Blanvalet<br />
Diogenes<br />
ISBN 978-3-651-00060-5<br />
ISBN 978-3-7645-0455-7<br />
ISBN 978-3-442-38121-0<br />
ISBN 978-3-257-06850-4
32 | Kaffeepause <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Die Debatte<br />
Was ma<strong>ch</strong>en Bu<strong>ch</strong>händlerinnen in der Kaffeepause? Sie<br />
plaudern über Bü<strong>ch</strong>er. <strong>Books</strong> hat si<strong>ch</strong> im Café Bagels in<br />
der Filiale Winterthur <strong>zu</strong> den Orell-Füssli-Mitarbeiterinnen<br />
Patrizia Melaugh und Bettina Zeidler gesetzt.<br />
Marius Leutenegger<br />
Erik Brühlmann<br />
Das dritte Li<strong>ch</strong>t<br />
Claire Keegan<br />
96 Seiten<br />
CHF 25.90<br />
Steidl<br />
Dunkle Gewässer<br />
Joe R. Lansdale<br />
320 Seiten<br />
CHF 31.90<br />
Tropen bei Klett-Cotta<br />
In Küstennähe<br />
Joa<strong>ch</strong>im B. S<strong>ch</strong>midt<br />
368 Seiten<br />
CHF 33.90<br />
Landverlag<br />
«<strong>Books</strong>»: Heute beginnen wir mit einem<br />
s<strong>ch</strong>malen Bu<strong>ch</strong>: «Das dritte Li<strong>ch</strong>t» von<br />
Claire Keegan. Du hast es mitgebra<strong>ch</strong>t,<br />
Patrizia. Wor<strong>um</strong> geht’s?<br />
Patrizia Melaugh (PM): Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
spielt im ländli<strong>ch</strong>en Irland. Ein Mäd<strong>ch</strong>en<br />
kommt für ein paar Sommermonate <strong>zu</strong><br />
Pflegeeltern; sie stammt aus einer grossen<br />
Familie, ihre Mutter ist s<strong>ch</strong>on wieder<br />
s<strong>ch</strong>wanger, und der Vater bringt das<br />
Mäd<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong>r Gastfamilie, einem kinderlosen<br />
Paar. Claire Keegan bes<strong>ch</strong>reibt die<br />
Zeit, die das Mäd<strong>ch</strong>en bei den Pflegeeltern<br />
verbringt; alltägli<strong>ch</strong>e Dinge wie das Essen<br />
bei der Ankunft oder der abendli<strong>ch</strong>e Besu<strong>ch</strong><br />
von Freunden sind für das Mäd<strong>ch</strong>en<br />
ungewohnt, und erstm<strong>als</strong> fühlt es si<strong>ch</strong><br />
<strong>um</strong>sorgt. Diese Erwa<strong>ch</strong>senen kümmern<br />
si<strong>ch</strong> <strong>um</strong> das Mäd<strong>ch</strong>en, kaufen ihm neue<br />
Kleider oder führen es au<strong>ch</strong> einmal an der<br />
Hand. Aus Kinderperspektive wird hier<br />
eine ganz einfa<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te erzählt.<br />
Wie endet sie?<br />
Bettina Zeidler (BZ): Das Mäd<strong>ch</strong>en<br />
kommt <strong>zu</strong>rück <strong>zu</strong> ihrer Familie, denn<br />
der Bruder ist <strong>zu</strong>r Welt gekommen. Das<br />
Ende hat mi<strong>ch</strong> tief beeindruckt: wie das<br />
Mäd<strong>ch</strong>en von den leibli<strong>ch</strong>en Eltern lieblos<br />
empfangen wird und dann ihrem Gastvater<br />
na<strong>ch</strong>rennt, <strong>um</strong> ihn no<strong>ch</strong> einmal <strong>zu</strong><br />
<strong>um</strong>armen.<br />
PM: Das Mäd<strong>ch</strong>en hat in den Monaten<br />
bei den Pflegeeltern wi<strong>ch</strong>tige Erfahrungen<br />
gema<strong>ch</strong>t und au<strong>ch</strong> ein Geheimnis<br />
entdeckt. I<strong>ch</strong> fand eindrückli<strong>ch</strong>, wie die<br />
Pflegemutter <strong>zu</strong> Beginn mit dem Problem<br />
des Bettnässens <strong>um</strong>ging – ges<strong>ch</strong>ickt<br />
und unaufgeregt löst sie das Problem.<br />
Claire Keegan zeigt, wie unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />
Familien sein können und dass die eigene<br />
Familie ni<strong>ch</strong>t unbedingt ein Hort von<br />
Geborgenheit und Liebe sein muss. Trotz<br />
seines geringen Umfangs hat «Das dritte<br />
Li<strong>ch</strong>t» eine unheimli<strong>ch</strong> grosse Tiefe.<br />
Wie bist du auf dieses Bu<strong>ch</strong> gestossen?<br />
PM: I<strong>ch</strong> habe ein gewisses Interesse an<br />
iris<strong>ch</strong>er Literatur und entdeckte diese<br />
Neuers<strong>ch</strong>einung in einer Vors<strong>ch</strong>au. Weil<br />
das Bu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einmal hundert Seiten<br />
<strong>um</strong>fasst, habe i<strong>ch</strong> allerdings erst gezögert,<br />
es in diese Runde ein<strong>zu</strong>bringen ...<br />
BZ: Aber man<strong>ch</strong>mal ist weniger einfa<strong>ch</strong><br />
mehr – und das gilt bei diesem Bu<strong>ch</strong> auf<br />
jeden Fall.<br />
PM: Ja, für mi<strong>ch</strong> ist «Das dritte Li<strong>ch</strong>t»<br />
ein e<strong>ch</strong>tes Juwel, eine perfekte Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te.<br />
Dies au<strong>ch</strong> deshalb, weil die<br />
Autorin ni<strong>ch</strong>t alles sagt, sondern vieles<br />
nur andeutet.<br />
BZ: Sie lässt uns Lesenden einen grossen<br />
Spielra<strong>um</strong>. Sie mutet uns <strong>zu</strong>, dass wir das,<br />
was sie s<strong>ch</strong>reibt, s<strong>ch</strong>on ri<strong>ch</strong>tig interpretieren<br />
können. Mir hat au<strong>ch</strong> sehr gefallen,<br />
dass alles sehr authentis<strong>ch</strong> wirkt. Nie hatte<br />
i<strong>ch</strong> das Gefühl, die Autorin übertreibe<br />
oder überzei<strong>ch</strong>ne etwas. Und die Spra<strong>ch</strong>e<br />
hat mi<strong>ch</strong> ebenfalls beeindruckt.<br />
PM: Bei diesem Bu<strong>ch</strong> liegt die S<strong>ch</strong>önheit<br />
in der Einfa<strong>ch</strong>heit. Und in der Präzision:<br />
Oft benötigt Claire Keegan nur einen Satz<br />
– s<strong>ch</strong>on sieht man die Situation vor si<strong>ch</strong>.<br />
Wem könnte dieses Bu<strong>ch</strong> gefallen?<br />
BZ: Allen, die eine berührende Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
su<strong>ch</strong>en. Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist so einfühlsam<br />
ges<strong>ch</strong>rieben.<br />
PM: I<strong>ch</strong> finde, dieses Bu<strong>ch</strong> kann jeder<br />
<strong>lesen</strong>, der si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur für Thriller interessiert.<br />
«Das dritte Li<strong>ch</strong>t» stammt von einer<br />
unbekannten Autorin und ers<strong>ch</strong>eint bei<br />
einem unabhängigen Verlag. Kann so ein<br />
Bu<strong>ch</strong> überhaupt ein Erfolg werden?
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Kaffeepause | 33<br />
PM: Wir ma<strong>ch</strong>en es z<strong>um</strong> Bestseller! I<strong>ch</strong><br />
werde es auf jeden Fall jedem und jeder<br />
ans Herz legen.<br />
BZ: Ja, das ist ein Bu<strong>ch</strong>, das unbedingt<br />
empfohlen werden muss. Und das si<strong>ch</strong>er<br />
sein Publik<strong>um</strong> finden wird. Es gibt z<strong>um</strong><br />
Glück viele Leute, die kürzere Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
mögen.<br />
Das nä<strong>ch</strong>ste Bu<strong>ch</strong>, über das wir spre<strong>ch</strong>en,<br />
ist wesentli<strong>ch</strong> dicker: «Dunkle<br />
Gewässer» von Joe R. Lansdale.<br />
BZ: Dieses Bu<strong>ch</strong> ist ni<strong>ch</strong>t nur bezügli<strong>ch</strong><br />
Umfang ganz anders <strong>als</strong> «Das dritte<br />
Li<strong>ch</strong>t».<br />
Es sieht von aussen aus wie ein<br />
Fantasy-Epos.<br />
BZ: Das ist es aber ni<strong>ch</strong>t.<br />
Was dann?<br />
BZ: Das ist s<strong>ch</strong>wierig <strong>zu</strong> sagen. Es ist<br />
au<strong>ch</strong> kein Thriller und kein Krimi, wie auf<br />
dem Cover angekündigt wird. Im Internet<br />
fand i<strong>ch</strong> den Begriff «Lansdale-Genre»;<br />
der Autor s<strong>ch</strong>reibt offenbar sehr eigen.<br />
Auf einer Fanseite erfuhr i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong>, dass<br />
Lansdale Zombie-Bü<strong>ch</strong>er s<strong>ch</strong>reibt. Z<strong>um</strong><br />
Glück vernahm i<strong>ch</strong> das erst, na<strong>ch</strong>dem<br />
i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>ieden hatte, dieses Bu<strong>ch</strong><br />
hier <strong>zu</strong> <strong>lesen</strong> – denn i<strong>ch</strong> mag es zwar<br />
deftig, aber mit Zombies kann i<strong>ch</strong> gar<br />
ni<strong>ch</strong>ts anfangen. In «Dunkle Gewässer»<br />
kommen sie allerdings au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vor. Die<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te spielt in den 1930er-Jahren in<br />
einer rückständigen Gegend von Osttexas.<br />
Es ist eine düstere Zeit, die von Prohibition,<br />
Depression und Rassismus geprägt<br />
wird. May Lynn, eines der s<strong>ch</strong>önsten<br />
Mäd<strong>ch</strong>en der Gegend, wird von ihrer besten<br />
Freundin Sue Ellen ermordet am Ufer<br />
des River Sabine aufgefunden. Gemeinsam<br />
mit ein paar Freunden bes<strong>ch</strong>liesst<br />
Sue Ellen, die As<strong>ch</strong>e der Freundin na<strong>ch</strong><br />
Hollywood <strong>zu</strong> bringen, denn May Lynn<br />
wollte immer Filmstar werden. Sue Ellen<br />
und ihre Freunde stossen auf Geld, das<br />
May Lynns Bruder bei einem Banküberfall<br />
erbeutete, und ma<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> damit, mit<br />
der As<strong>ch</strong>e von May Lynn und Sue Ellens<br />
tablettensü<strong>ch</strong>tiger Mutter auf den Weg<br />
na<strong>ch</strong> Hollywood – sie fahren auf einem<br />
Boot den River Sabine hinunter. Wegen<br />
der Beute aus dem Banküberfall ist eine<br />
ganze Menge Leute hinter ihnen her: der<br />
Sheriff, die gierige Verwandts<strong>ch</strong>aft und<br />
vor allem der s<strong>ch</strong>warze Kopfgeldjäger<br />
Skunk. Die Reise wird wegen der Verfolger<br />
sehr gefährli<strong>ch</strong> und abenteuerli<strong>ch</strong>, es<br />
passiert dabei ungeheuer viel.<br />
Das ist <strong>als</strong>o so<strong>zu</strong>sagen die Entspre<strong>ch</strong>ung<br />
<strong>zu</strong> einem Road-Movie – ein River-Book?<br />
BZ: Das kann man so sagen. Einige verglei<strong>ch</strong>en<br />
dieses Bu<strong>ch</strong> mit «Huckleberry<br />
Finn», und inhaltli<strong>ch</strong> gibt es tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
gewisse Ähnli<strong>ch</strong>keiten. Aber «Dunkle Gewässer»<br />
ist viel brutaler <strong>als</strong> ein Bu<strong>ch</strong> von<br />
Mark Twain, es ist blutig und derb. Einem<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en kann man es jedenfalls<br />
ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> <strong>lesen</strong> geben. Weil i<strong>ch</strong> selber aber<br />
Düsterkeit und Brutalität zwis<strong>ch</strong>en zwei<br />
Bu<strong>ch</strong>deckeln mag, hat mir dieser Roman<br />
sehr gefallen – und au<strong>ch</strong> deshalb, weil er<br />
so abenteuerli<strong>ch</strong> ist und die Figuren so<br />
skurril sind. I<strong>ch</strong> habe <strong>als</strong> Leserin mehrere<br />
Seelen in mir, und hier ist meine S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tplattenseite<br />
gut bedient worden.<br />
Patrizia, du ma<strong>ch</strong>st seit über drei Jahren<br />
bei der Debatte in «<strong>Books</strong>» mit, i<strong>ch</strong> kenne<br />
deinen Ges<strong>ch</strong>mack daher ein wenig<br />
und wage die Behauptung: Lansdale ist<br />
ni<strong>ch</strong>t dein Stil.<br />
PM: Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. I<strong>ch</strong> merkte sofort,<br />
dass dies kein Bu<strong>ch</strong> für mi<strong>ch</strong> ist. Ehrli<strong>ch</strong><br />
gesagt gefiel mir an diesem Roman gar<br />
ni<strong>ch</strong>ts, weder der Ton no<strong>ch</strong> die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
no<strong>ch</strong> das Personal. Aber hier geht es wohl<br />
<strong>um</strong> Ges<strong>ch</strong>macksfragen, und i<strong>ch</strong> muss<br />
sagen, dass i<strong>ch</strong> eben au<strong>ch</strong> «Huckleberry<br />
Finn» nie mo<strong>ch</strong>te. I<strong>ch</strong> sehe allerdings,<br />
dass man «Dunkle Gewässer» dur<strong>ch</strong>aus<br />
<strong>als</strong> spannendes Bu<strong>ch</strong> <strong>lesen</strong> kann.<br />
BZ: Mir war klar, dass dieses Bu<strong>ch</strong> polarisiert.<br />
Niemand wird sagen, das finde i<strong>ch</strong><br />
jetzt sosolala. Entweder mag man so etwas<br />
– oder ni<strong>ch</strong>t. Dieses Bu<strong>ch</strong> hat einfa<strong>ch</strong><br />
meine düstere Seite angespro<strong>ch</strong>en. Und<br />
mir gefällt sehr, wie Lansdale s<strong>ch</strong>reibt – er<br />
findet aussergewöhnli<strong>ch</strong>e Wege, einem etwas<br />
näher<strong>zu</strong>bringen, und man kann si<strong>ch</strong><br />
alles hervorragend vorstellen. I<strong>ch</strong> ro<strong>ch</strong><br />
beim Lesen förmli<strong>ch</strong>, wie Skunk stinkt.<br />
Für wen eignet si<strong>ch</strong> denn dieses Bu<strong>ch</strong>?<br />
BZ: I<strong>ch</strong> werde es nur jenen empfehlen, die<br />
i<strong>ch</strong> kenne und bei denen i<strong>ch</strong> weiss, dass<br />
ihnen so etwas gefällt. Man kann si<strong>ch</strong> mit<br />
der Empfehlung dieses Bu<strong>ch</strong>s au<strong>ch</strong> in die<br />
Nesseln setzen, denn es ist s<strong>ch</strong>on sehr<br />
brutal – selbst i<strong>ch</strong> <strong>als</strong> geübte Thriller-<br />
Leserin habe gelegentli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>lucken<br />
müssen. Aber man<strong>ch</strong>e Abenteurer unter<br />
den Lesern werden diesen Roman heiss<br />
und innig lieben.<br />
Kommen wir z<strong>um</strong> dritten Bu<strong>ch</strong>: «In<br />
Küstennähe». Autor ist der S<strong>ch</strong>weizer<br />
Joa<strong>ch</strong>im B. S<strong>ch</strong>midt, der in Island lebt.<br />
Spielt der Roman au<strong>ch</strong> dort?<br />
BZ: Ja. Erzählt wird die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te einer<br />
si<strong>ch</strong> anbahnenden Freunds<strong>ch</strong>aft zwis<strong>ch</strong>en<br />
zwei Männern, die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er<br />
ni<strong>ch</strong>t sein können. Auf der einen Seite<br />
haben wir den 23-jährigen Lárus, auf der<br />
anderen den alten Grímur, einen alten<br />
Patrizia Melaugh, 61, lebt in S<strong>ch</strong>affhausen<br />
und arbeitet in der Abteilung Belletristik<br />
der Filiale Kramhof. Sie mag vor allem<br />
Bü<strong>ch</strong>er aus dem englis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>ra<strong>um</strong>.<br />
Patrizia Melaugh:<br />
«Wir ma<strong>ch</strong>en<br />
dieses Bu<strong>ch</strong> z<strong>um</strong><br />
Bestseller! I<strong>ch</strong> werde<br />
es auf jeden Fall<br />
jedem und jeder<br />
ans Herz legen.»<br />
Bettina Zeidler:<br />
«Ja, das ist ein<br />
Bu<strong>ch</strong>, das unbedingt<br />
empfohlen<br />
werden muss. Und<br />
das si<strong>ch</strong>er sein<br />
Publik<strong>um</strong> finden<br />
wird.»<br />
Bettina Zeidler, 48, lebt in St. Gallen.<br />
Sie arbeitet in der Abteilung Belletristik<br />
der St. Galler Bu<strong>ch</strong>handlung Rösslitor, die<br />
<strong>zu</strong> Orell Füssli gehört. Am liebsten liest sie<br />
skandinavis<strong>ch</strong>e Krimis und Thriller
34 | Kaffeepause <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Patrizia Melaugh: «I<strong>ch</strong> habe au<strong>ch</strong> ‹Huckleberry<br />
Finn› nie gemo<strong>ch</strong>t.»<br />
Mann in jenem Altersheim, in dem Lárus<br />
<strong>als</strong> Gehilfe des Hauswarts arbeitet. Es gibt<br />
zwei Erzählstränge. Der eine handelt vom<br />
Hier und Jetzt und der Begegnung der<br />
beiden Männer, der andere bes<strong>ch</strong>äftigt<br />
si<strong>ch</strong> mit dem Leben von Grímur, den man<br />
den «S<strong>ch</strong>lä<strong>ch</strong>ter» nannte und der immer<br />
ein Einzelgänger war. Die beiden Erzählstränge<br />
laufen immer stärker <strong>zu</strong>sammen<br />
– bis si<strong>ch</strong> das Geheimnis <strong>um</strong> Grímur<br />
lüftet. Es gibt nämli<strong>ch</strong> Gerü<strong>ch</strong>te, er habe<br />
einst seine Halbs<strong>ch</strong>wester <strong>um</strong>gebra<strong>ch</strong>t ...<br />
PM: S<strong>ch</strong>on der Anfang des Bu<strong>ch</strong>s ist<br />
super. Im Zimmer 37a ist der Heizkörper<br />
kaputt, Lárus muss ihn flicken. Er tritt ins<br />
Zimmer und sieht da diesen alten Mann<br />
mehr tot <strong>als</strong> lebendig im Bett liegen. Bald<br />
erfährt Lárus, dass es si<strong>ch</strong> beim Alten <strong>um</strong><br />
Grímur handelt, dem er <strong>als</strong> Kind immer<br />
Strei<strong>ch</strong>e spielte. Er und seine Freunde<br />
hatten früher wahnsinnig Angst vor dem<br />
grimmigen Alten, jetzt liegt dieser Mann<br />
einfa<strong>ch</strong> so da – aber der Junge hat immer<br />
no<strong>ch</strong> Angst. Das ist alles au<strong>ch</strong> sehr witzig<br />
ges<strong>ch</strong>rieben. Lárus ist ein S<strong>ch</strong>litzohr und<br />
vertickt z<strong>um</strong> Beispiel so nebenbei au<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> Drogen. Ganz allmähli<strong>ch</strong> findet eine<br />
Annäherung zwis<strong>ch</strong>en den beiden statt,<br />
die au<strong>ch</strong> von viel gegenseitiger Neugier<br />
genährt wird. S<strong>ch</strong>midt we<strong>ch</strong>selt sehr clever<br />
von einem Erzählstrang z<strong>um</strong> anderen,<br />
verbindet Vergangenheit und Gegenwart,<br />
und das Geheimnis von Grímur interessiert<br />
einen immer mehr.<br />
BZ: Man muss si<strong>ch</strong> vor dem Autor wirkli<strong>ch</strong><br />
verneigen, wie raffiniert er seinen<br />
Roman aufgebaut hat. Bei vielen Details<br />
habe i<strong>ch</strong> erst am Ende gemerkt, wie<br />
ges<strong>ch</strong>ickt alles verwoben ist – und wie<br />
s<strong>ch</strong>lau alles aufgelöst wird. Es gibt für<br />
mi<strong>ch</strong> nur einen negativen Punkt: I<strong>ch</strong> hatte<br />
<strong>zu</strong> Beginn Mühe, in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te rein<strong>zu</strong>kommen.<br />
Aber na<strong>ch</strong> dem ersten Drittel<br />
konnte i<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr weglegen.<br />
PM: Eine besondere Qualität des Romans<br />
ist au<strong>ch</strong>, dass er so h<strong>um</strong>orvoll ist. Der Autor<br />
foutiert si<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Beispiel mit Genuss<br />
<strong>um</strong> politis<strong>ch</strong>e Korrektheit.<br />
BZ: Und er bedient gern auf spieleris<strong>ch</strong>e<br />
Weise die Klis<strong>ch</strong>ees.<br />
Merkt man, dass er S<strong>ch</strong>weizer ist?<br />
PM: I<strong>ch</strong> würde sagen: Das ist ein isländis<strong>ch</strong>er<br />
Roman mit S<strong>ch</strong>weizer Akzent.<br />
Isländis<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en ihn die Themen, die<br />
Atmosphäre, das Eigenbrötleris<strong>ch</strong>e der<br />
Figuren. S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong> finde i<strong>ch</strong> gelegentli<strong>ch</strong><br />
die S<strong>ch</strong>reibe des Autors.<br />
Wem würdet ihr «In Küstennähe»<br />
empfehlen?<br />
PM: I<strong>ch</strong> habe es gerade jemandem nahe<br />
gelegt, der etwas <strong>lesen</strong> wollte, das lei<strong>ch</strong>t<br />
und lustig ist.<br />
BZ: Das ist einfa<strong>ch</strong> ein guter Unterhaltungsroman<br />
in einer guten Spra<strong>ch</strong>e – und<br />
mit super Figuren.<br />
PM: Spannend, unterhaltsam, witzig –<br />
was will man mehr!<br />
«Inspiration ist für<br />
mi<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>lüssel<br />
<strong>zu</strong>r Gestaltung eines<br />
aktiven Lebens.»<br />
«I<strong>ch</strong><br />
«I<strong>ch</strong><br />
mö<strong>ch</strong>te<br />
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mein<br />
mein Leben<br />
Leben<br />
individuell<br />
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und<br />
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exklusiv<br />
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gestalten.<br />
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Deshalb<br />
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Cheryl Strayed<br />
Der grosse Trip<br />
Sabine Ebert<br />
1813 – Kriegsfeuer<br />
August Strindberg<br />
Bis ans offene<br />
Meer<br />
Alice Munro<br />
Zu viel Glück<br />
Cheryl Strayed ist gerade 26 geworden<br />
und hat alles verloren. Mit<br />
Drogen und Männern tröstet sie si<strong>ch</strong><br />
über den Tod ihrer Mutter und das<br />
S<strong>ch</strong>eitern ihrer Ehe hinweg. Als ihr<br />
ein Outdoor-Führer über den Pacific<br />
Crest Trail in die Hände fällt, trifft<br />
sie die folgenrei<strong>ch</strong>ste Ents<strong>ch</strong>eidung<br />
ihres Lebens: über 1000 Meilen <strong>zu</strong><br />
wandern – allein, ohne Erfahrungen<br />
und mit einem Rucksack, den sie<br />
Monster nennt. Klappers<strong>ch</strong>langen und<br />
S<strong>ch</strong>warzbären, Hitze und Strapazen,<br />
Abenteurer und Einsamkeit sind die<br />
Begleiter auf dieser Reise, die sie fast<br />
<strong>um</strong>bringt, stärkt und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> heilt.<br />
Das atemberaubende Abenteuer<br />
einer Selbstfindung – voller Witz und<br />
Intensität und mit einer respektlosen<br />
Heldin, die man einfa<strong>ch</strong> lieben muss.<br />
Frühjahr 1813: Europa stöhnt unter<br />
Napoleons Herrs<strong>ch</strong>aft. Na<strong>ch</strong> der<br />
dramatis<strong>ch</strong>en Niederlage der Grande<br />
Armée in Russland gehen Preussen<br />
und das Zarenrei<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Gegenangriff<br />
über. Im ausgebluteten Sa<strong>ch</strong>sen<br />
müssen Mens<strong>ch</strong>en Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />
treffen, die ihr Leben unwiderrufli<strong>ch</strong><br />
verändern werden: eine Mutter, die<br />
verzweifelt auf die Rückkehr ihrer<br />
Söhne hofft, ein General, der seinen<br />
Kopf riskiert, damit si<strong>ch</strong> Sa<strong>ch</strong>sen den<br />
Alliierten ans<strong>ch</strong>liesst, eine Gräfin,<br />
die aus Liebe <strong>zu</strong>r Spionin Napoleons<br />
wird, zwei Studenten, die <strong>zu</strong> den<br />
Lützowern wollen, die junge Henriette<br />
auf der Flu<strong>ch</strong>t vor Plünderern.<br />
Die Mens<strong>ch</strong>en ersehnen den Frieden,<br />
während die Herrs<strong>ch</strong>er Europa längst<br />
unter si<strong>ch</strong> aufgeteilt haben und eine<br />
gewaltige S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>t heraufbes<strong>ch</strong>wören.<br />
Das Meer prägt die Bewohner der<br />
S<strong>ch</strong>äreninseln. Strindberg s<strong>ch</strong>ildert<br />
die Insellands<strong>ch</strong>aft oft <strong>als</strong> Idylle, das<br />
bäuerli<strong>ch</strong>e Zusammenleben der S<strong>ch</strong>ärenbewohner<br />
h<strong>um</strong>oristis<strong>ch</strong>. Allerdings<br />
geht es auf den Inseln keineswegs<br />
nur bes<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong> <strong>zu</strong>: In der Abges<strong>ch</strong>iedenheit<br />
wird Neuankömmlingen mit<br />
Misstrauen begegnet, Hierar<strong>ch</strong>ien<br />
werden ausgereizt und harte Konflikte<br />
ausgetragen. Au<strong>ch</strong> für die Befindli<strong>ch</strong>keit<br />
des modernen Mens<strong>ch</strong>en –<br />
zwis<strong>ch</strong>en Tradition, Forts<strong>ch</strong>ritt und<br />
Glaubenskrise – beweist der Di<strong>ch</strong>ter<br />
der Jahrhundertwende ein feines<br />
Gespür.<br />
Die facettenrei<strong>ch</strong>e «Meeresprosa»<br />
August Strindbergs – Erzählungen und<br />
die beiden Romane «Die Hemsöer»<br />
und «Am offenen Meer» – wurde<br />
z<strong>um</strong> 100. Todesjahr erstm<strong>als</strong> in einer<br />
dreibändigen Ausgabe <strong>zu</strong>sammengeführt.<br />
Zu viel oder <strong>zu</strong> wenig: Für das Glück<br />
gibt es kein Mass – nie trifft man es<br />
ri<strong>ch</strong>tig. Alice Munros Heldinnen und<br />
Helden geht es ni<strong>ch</strong>t anders. Sie<br />
haben das Zuviel und Zuwenig erlebt,<br />
sie kennen die Namen der Bä<strong>um</strong>e,<br />
die Last unges<strong>ch</strong>riebener Briefe. Sie<br />
wissen, wie es si<strong>ch</strong> anfühlt, wenn<br />
man den Mann, der die gemeinsamen<br />
Kinder getötet hat, in der<br />
Anstalt besu<strong>ch</strong>t. Alice Munro ist die<br />
Meisterin des Na<strong>ch</strong>halls, der einem<br />
Leben seinen besonderen Klang, seine<br />
Spannung und Vibration gibt, der<br />
unserer Existenz Farbe verleiht. Alice<br />
Munro ma<strong>ch</strong>t ihre Leserinnen und<br />
Leser <strong>zu</strong> Komplizen der s<strong>ch</strong>wierigen<br />
Mission, das Glück <strong>zu</strong> finden. Ni<strong>ch</strong>t<br />
<strong>zu</strong> viel, ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> wenig, sondern das<br />
ideale «genau ri<strong>ch</strong>tig». Und plötzli<strong>ch</strong><br />
verstehen wir unser Leben neu.<br />
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ISBN 978-3-424-63024-4<br />
ISBN 978-3-426-65214-5<br />
ISBN 978-3-86648-151-0<br />
ISBN 978-3-596-18686-0
36 | Fantastis<strong>ch</strong>! <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Fantastis<strong>ch</strong>!<br />
Eine Mitarbeiterin von Orell Füssli präsentiert Neuers<strong>ch</strong>einungen und Geheimtipps aus<br />
dem Fantasy-Genre: Bü<strong>ch</strong>er für alle, die si<strong>ch</strong> gern in fremde Welten entführen lassen.<br />
Marius Leutenegger<br />
«Die drei Titel, die i<strong>ch</strong> heute vorstelle,<br />
haben etwas gemeinsam: Alle sind <strong>zu</strong> Beginn<br />
etwas düster und melan<strong>ch</strong>olis<strong>ch</strong> –<br />
au<strong>ch</strong> wenn dies ni<strong>ch</strong>t alle Bu<strong>ch</strong><strong>um</strong>s<strong>ch</strong>läge<br />
vermuten lassen.<br />
‹Rot wie das Meer› ist bereits ein paar<br />
Monate alt, i<strong>ch</strong> empfehle es aber trotzdem<br />
sehr gern. Die US-amerikanis<strong>ch</strong>e Autorin<br />
Maggie Stiefvater verzei<strong>ch</strong>nete ihre ersten<br />
Erfolge mit Elfenbü<strong>ch</strong>ern, die stark<br />
von iris<strong>ch</strong>en Volksmär<strong>ch</strong>en inspiriert<br />
waren. ‹Ballade› und ‹Lamento› gefielen<br />
mir aber gar ni<strong>ch</strong>t, i<strong>ch</strong> fand die beiden<br />
Bände langatmig und fla<strong>ch</strong>. Dann folgte<br />
die Werwolf-Trilogie ‹Na<strong>ch</strong> dem Sommer›,<br />
für die sie si<strong>ch</strong> offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> von<br />
Stephenie Meyers ‹Twilight› animieren<br />
liess. Den Werwölfen bes<strong>ch</strong>erte der Mond<br />
s<strong>ch</strong>laflose Nä<strong>ch</strong>te, mir die Bü<strong>ch</strong>er. Selten<br />
habe i<strong>ch</strong> mit Figuren in Bü<strong>ch</strong>ern so mitgefiebert<br />
wie mit Grace und Sam aus<br />
‹Na<strong>ch</strong> dem Sommer›.<br />
Diesmal hat Maggie Stiefvater eine ganz<br />
andere Inspirationsquelle gefunden: die<br />
alte iris<strong>ch</strong>e Sage über die ‹Capaill Uisce›.<br />
Dabei handelt es si<strong>ch</strong> <strong>um</strong> riesige und gefährli<strong>ch</strong>e<br />
Wasserpferde, die einmal jährli<strong>ch</strong><br />
mit der Flut aus dem Wasser steigen.<br />
‹Rot wie das Meer› spielt auf der iris<strong>ch</strong>en<br />
Insel Thisby, auf der jährli<strong>ch</strong> das Skorpio-<br />
Rennen stattfindet, ein Wettkampf, bei<br />
dem au<strong>ch</strong> Wasserpferde mitma<strong>ch</strong>en. Bislang<br />
war das Rennen fest in Männerhand<br />
– bis si<strong>ch</strong> die junge Puck Connolly ents<strong>ch</strong>liesst,<br />
mit ihrer kleinen Stute Dove<br />
ebenfalls teil<strong>zu</strong>nehmen. Das führt <strong>zu</strong> roten<br />
Köpfen und heissen Diskussion. Die<br />
zweite Hauptfigur des Bu<strong>ch</strong>s ist Sean<br />
Kendrick. Er pflegt die Pferde, reitet sie<br />
<strong>zu</strong> und besitzt selbst ein Wasserpferd.<br />
Der Roman erzählt drei Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten: jene<br />
von Puck, jene von Sean und die Sage<br />
über die Wasserpferde. An diesen Strängen<br />
s<strong>ch</strong>aukelt si<strong>ch</strong> die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>zu</strong> ihrem<br />
Höhepunkt ho<strong>ch</strong>, dem grossen Rennen.<br />
Und ganz allmähli<strong>ch</strong> entwickelt si<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> eine ungewöhnli<strong>ch</strong>e Liebesges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
zwis<strong>ch</strong>en Sean und Puck.<br />
Viellei<strong>ch</strong>t klingt das alles ein wenig dünn,<br />
aber Maggie Stiefvater s<strong>ch</strong>afft es, eine<br />
enorme Spannung auf<strong>zu</strong>bauen. Beim Lesen<br />
hatte i<strong>ch</strong> das Gefühl, tief in einen Nebel<br />
getau<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> sein, <strong>um</strong> mi<strong>ch</strong> her<strong>um</strong> gab<br />
es ni<strong>ch</strong>ts mehr – diese Stimmung s<strong>ch</strong>lug<br />
mi<strong>ch</strong> völlig in ihren Bann. I<strong>ch</strong> habe aber<br />
gemerkt, dass si<strong>ch</strong> dieses Bu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wie<br />
viele andere Fantasy-Romane von allein<br />
verkauft, sondern dass es empfohlen werden<br />
muss. Also: ‹Rot wie das Meer› eignet<br />
si<strong>ch</strong> für alle, die unergründli<strong>ch</strong>e Liebesges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
mögen. Junge Frauen, die<br />
eine Fantasy-Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te mit Tiefgang su<strong>ch</strong>en,<br />
sind ebenfalls hervorragend bedient<br />
– sowie natürli<strong>ch</strong> alle Fans von Maggie<br />
Stiefvater.<br />
Während ‹Rot wie das Meer› eine abges<strong>ch</strong>lossene<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist, handelt es si<strong>ch</strong><br />
bei meiner nä<strong>ch</strong>sten Empfehlung <strong>um</strong> den<br />
Auftakt <strong>zu</strong> einer Trilogie. ‹Für immer die<br />
Seele› der Kalifornierin Cynthia J. Omo-<br />
Angelina Rubli, 28, ist im Kanton<br />
S<strong>ch</strong>affhausen aufgewa<strong>ch</strong>sen, wohnt in<br />
Da<strong>ch</strong>sen und arbeitet bei Orell Füssli am<br />
Bellevue. «Das erste Ges<strong>ch</strong>enk, an das<br />
i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> erinnern kann, war das Bu<strong>ch</strong><br />
‹Ronja Räuberto<strong>ch</strong>ter›», erzählt sie. «Von<br />
da an wollte i<strong>ch</strong> nur no<strong>ch</strong> <strong>lesen</strong>. In der<br />
Oberstufe ma<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> mehrere S<strong>ch</strong>nupperlehren,<br />
aber i<strong>ch</strong> spürte stets: I<strong>ch</strong> will<br />
Bu<strong>ch</strong>händlerin werden.» In der Filiale<br />
am Bellevue arbeitete Angelina <strong>zu</strong>erst<br />
in der Reisebu<strong>ch</strong>-Abteilung, aber «dann<br />
willst du nur immer in die Ferien». Ihr<br />
Tra<strong>um</strong> sei ein We<strong>ch</strong>sel in die Kinder- und<br />
Jugendbu<strong>ch</strong>abteilung gewesen, weil «i<strong>ch</strong><br />
das den spannendsten Berei<strong>ch</strong> finde – er<br />
ist extrem vielseitig, jeden Monat gibt es<br />
neue Strömungen». Der Tra<strong>um</strong> ging mittlerweile<br />
in Erfüllung. Heute liest Angelina<br />
etwa drei bis vier Bü<strong>ch</strong>er pro Wo<strong>ch</strong>e.<br />
Eigentümli<strong>ch</strong>erweise beginnt sie dabei<br />
meistens mit dem S<strong>ch</strong>luss. «I<strong>ch</strong> weiss au<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t weshalb, aber i<strong>ch</strong> lese <strong>zu</strong>erst immer<br />
die letzten Seiten – und s<strong>ch</strong>aue dann,<br />
wie die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te <strong>zu</strong> diesem S<strong>ch</strong>luss<br />
hingeführt wird.»
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Fantastis<strong>ch</strong>! | 37<br />
lolu erzählt die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der 16-jährigen<br />
Cole, die immer wieder Visionen hat.<br />
Plötzli<strong>ch</strong> sieht sie si<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Beispiel auf<br />
einem S<strong>ch</strong>afott stehen. Man liest, wie sie<br />
si<strong>ch</strong> in diesem Moment fühlt, was z<strong>um</strong><br />
Todesurteil geführt hat – und zack ist<br />
man wieder <strong>zu</strong>rück in der Gegenwart. So<br />
geht es hin und her. Zu Beginn spielen die<br />
Visionen von Cole immer in der frühen<br />
Neuzeit, später werden au<strong>ch</strong> Ereignisse<br />
aus den 1920er-Jahren bes<strong>ch</strong>rieben. Cole<br />
ma<strong>ch</strong>en ihre Visionen grosse Sorgen, sie<br />
hat Angst, sie sei plemplem, und sie vertraut<br />
si<strong>ch</strong> niemandem an. Na<strong>ch</strong>dem sie<br />
wegen einer Vision im Tower von London<br />
ohnmä<strong>ch</strong>tig geworden ist, wa<strong>ch</strong>t sie in<br />
den Armen des jungen Griffon auf. Sofort<br />
hat sie das Gefühl, diesen gutaussehenden<br />
jungen Mann s<strong>ch</strong>on lange <strong>zu</strong> kennen.<br />
Griffon erklärt Cole, dass sie eine her<strong>um</strong>wandernde<br />
Seele sei, die immer wieder<br />
neue Existenzen dur<strong>ch</strong>lebe. Darüber hinaus<br />
erfährt Cole, dass es viele wie sie gibt<br />
– und dass sie eine Aufgabe <strong>zu</strong> erfüllen<br />
hat. Irgendwo in Zeit und Ra<strong>um</strong> ist da<br />
aber au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> eine böse Feindin, die sie<br />
seit jeher verni<strong>ch</strong>ten mö<strong>ch</strong>te.<br />
S<strong>ch</strong>on diese kurze Zusammenfassung<br />
zeigt: ‹Für immer die Seele› ist extrem<br />
fantasievoll. I<strong>ch</strong> las das Bu<strong>ch</strong>, weil der<br />
Klappentext mein Interesse weckte. Da<br />
i<strong>ch</strong> historis<strong>ch</strong>e Romane liebe, gefiel mir<br />
der Auftakt im 16. Jahrhundert ganz besonders<br />
– und i<strong>ch</strong> war s<strong>ch</strong>on etwas enttäus<strong>ch</strong>t,<br />
<strong>als</strong> das Bu<strong>ch</strong> dann plötzli<strong>ch</strong> im<br />
Hier und Jetzt spielte. Aber dann zog es<br />
mi<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> immer tiefer in die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
hinein, denn i<strong>ch</strong> wollte wissen, was es<br />
mit diesen Seelenwanderungen auf si<strong>ch</strong><br />
hat und wie die einzelnen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
aus der Vergangenheit weitergehen. Cynthia<br />
J. Omololu hat die Fähigkeit, immer<br />
dann eine Episode <strong>zu</strong> verlassen, wenn es<br />
am spannendsten ist – so liest man immer<br />
weiter. I<strong>ch</strong> bin jedenfalls sehr gespannt,<br />
wie die Trilogie weitergeht. Dieses<br />
Bu<strong>ch</strong> eignet si<strong>ch</strong> für alle, die<br />
historis<strong>ch</strong>e Romane mögen, aber au<strong>ch</strong><br />
ganz besonders für die Leserinnen und<br />
Leser von ‹Liebe geht dur<strong>ch</strong> alle Zeiten›.<br />
Au<strong>ch</strong> das dritte Bu<strong>ch</strong>, das i<strong>ch</strong> hier vorstelle,<br />
spielt grösstenteils ins England. Und<br />
au<strong>ch</strong> wenn seine Autorin Deuts<strong>ch</strong>e ist,<br />
hat es einen sehr englis<strong>ch</strong>en Anklang.<br />
Kein Wunder: Alexandra Pilz ist am glei<strong>ch</strong>en<br />
Tag wie Jane Austen geboren und<br />
liebt deren Werke. Hauptfigur von ‹Zurück<br />
na<strong>ch</strong> Hollyhill› ist Emily; ihre Eltern<br />
kamen vor längerer Zeit bei einem Autounfall<br />
<strong>um</strong>s Leben. An ihrem 17. Geburtstag<br />
erhält Emily von ihrer Grossmutter,<br />
bei der sie aufwä<strong>ch</strong>st, einen Brief, den ihr<br />
einst ihre Mutter s<strong>ch</strong>rieb. Darin fordert<br />
die Mutter sie auf, na<strong>ch</strong> Hollyhill <strong>zu</strong> gehen<br />
und dort ihre Vergangenheit kennen<strong>zu</strong>lernen.<br />
Einst lebte nämli<strong>ch</strong> ihre Mutter<br />
dort, do<strong>ch</strong> sie verliess das Dorf, weil sie<br />
si<strong>ch</strong> in Emilys Vater verliebt und dieser<br />
ni<strong>ch</strong>t dem Dorf angehört hatte.<br />
Do<strong>ch</strong> Hollyhill findet man auf keiner Karte.<br />
Emily ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> auf den Weg von<br />
Deuts<strong>ch</strong>land na<strong>ch</strong> England und landet in<br />
einer verregneten Jane-Austen-Gegend,<br />
einem Moorgebiet irgendwo im grausten<br />
Gebiet Englands. Dort wird sie, verzweifelt<br />
wie sie ist, von Matt aufgegabelt. Und<br />
dieser attraktive Junge behauptet do<strong>ch</strong><br />
tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> wissen, wo Hollyhill ist.<br />
Emily steigt in seinen Jeep, mit der er sie<br />
na<strong>ch</strong> Hollyhill bringen will, und s<strong>ch</strong>läft<br />
ein. Als sie erwa<strong>ch</strong>t, ist alles anders. Und<br />
Emily erfährt: Hollyhill ist ein Dorf, das<br />
in der Zeit reist. Es ist immer dort, wo jemand<br />
Hilfe brau<strong>ch</strong>t. Das gilt au<strong>ch</strong> im Fall<br />
von Emily. Im Jahr 1980 ges<strong>ch</strong>ehen grausame<br />
Mäd<strong>ch</strong>enmorde, und Emily, die inzwis<strong>ch</strong>en<br />
mit dem Dorf in eben jenes Jahr<br />
gereist ist, gerät selbst ins Visier des Mörders.<br />
Die Idee hinter diesem Plot ist so cool! Am<br />
meisten Spass ma<strong>ch</strong>ten mir die Bes<strong>ch</strong>reibungen<br />
der 1980er-Jahre. Emily erlebt,<br />
wie Lady Di heiratet, und sie kann si<strong>ch</strong><br />
nur wundern über die dam<strong>als</strong> aktuelle<br />
Mode. Aber lustige Passagen sind in diesem<br />
Bu<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> eher die Ausnahme,<br />
au<strong>ch</strong> hier dominiert eine düstere, fast<br />
traurige Stimmung. Das Bu<strong>ch</strong> eignet si<strong>ch</strong><br />
für alle, die genau das mögen: Romane,<br />
die sehr abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong> sind und<br />
ganz unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Stimmungen erzeugen.<br />
I<strong>ch</strong> zähle mi<strong>ch</strong> selber <strong>zu</strong> dieser<br />
Gruppe, und deshalb hoffe i<strong>ch</strong>, dass Alexandra<br />
Pilz ihre Idee vom zeitreisenden<br />
Dorf no<strong>ch</strong> für weitere Bü<strong>ch</strong>er nutzt.»<br />
Rot wie das Meer<br />
Maggie Stiefvater<br />
430 Seiten<br />
CHF 29.90<br />
script5<br />
Für immer die Seele<br />
Cynthia J. Omololu<br />
381 Seiten<br />
CHF 27.90<br />
Dressler<br />
Zurück na<strong>ch</strong> Hollyhill<br />
Alexandra Pilz<br />
348 Seiten<br />
CHF 26.90<br />
Heyne
38 | Fantastis<strong>ch</strong>! <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Junge Mitarbeitende von Orell Füssli<br />
geben weitere Tipps:<br />
Tim Lenny George,<br />
18, absolviert<br />
im Kramhof in Züri<strong>ch</strong><br />
das dritte und<br />
letzte Jahr seiner<br />
Bu<strong>ch</strong>händler-Lehre.<br />
Er lebt in einem<br />
Dorf ausserhalb<br />
von Bern und<br />
brau<strong>ch</strong>t tägli<strong>ch</strong><br />
vier Stunden, <strong>um</strong> morgens <strong>zu</strong>r Arbeit und<br />
dana<strong>ch</strong> wieder na<strong>ch</strong> Hause <strong>zu</strong> gelangen.<br />
«Den weiten Weg nehme i<strong>ch</strong> aber gern auf<br />
mi<strong>ch</strong>», sagt er. «Denn die Zeit im Zug kann<br />
i<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Lesen nutzen.» Sein Tipp: «Departement<br />
19 – Die Wiederkehr» von<br />
Will Hunt. «Fantasy-Reihen finde i<strong>ch</strong><br />
grundsätzli<strong>ch</strong> toll. Es gibt jedo<strong>ch</strong> in vielen<br />
Fällen einen Makel: Je mehr Bände eine<br />
Reihe <strong>um</strong>fasst, desto langweiliger und<br />
pl<strong>um</strong>per wird sie. Ni<strong>ch</strong>t so die Reihe ‹Department<br />
19› von Will Hill. S<strong>ch</strong>on der erste<br />
Band, den i<strong>ch</strong> bereits in ‹<strong>Books</strong>› empfahl,<br />
begeisterte mi<strong>ch</strong>. Jetzt knüpft Hill mit einer<br />
Fortset<strong>zu</strong>ng gekonnt daran an. Graf<br />
Dracula wurde von seinem treuen Anhänger<br />
Valeri, dem ältesten der Gebrüder Rusmanov,<br />
wieder z<strong>um</strong> Leben erweckt. Der<br />
grösste Alptra<strong>um</strong> des Departments 19<br />
wird damit Wirkli<strong>ch</strong>keit. Do<strong>ch</strong> Draculas<br />
Gegnern bleibt no<strong>ch</strong> etwas Zeit, denn der<br />
Vampir muss erst wieder seine ursprüngli<strong>ch</strong>en<br />
Kräfte <strong>zu</strong>rückerlangen. Bis <strong>zu</strong>r<br />
Stunde Null dauert es no<strong>ch</strong> genau vier Monate<br />
– dann kann Dracula ni<strong>ch</strong>ts mehr aufhalten<br />
... ‹Department 19 – Die Wiederkehr›<br />
ist, wie s<strong>ch</strong>on sein Vorgänger, ein<br />
spannungsgeladener und mit rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
Knalleffekten ausgestatter Fantasy-Kra<strong>ch</strong>er,<br />
der einem das Herz s<strong>ch</strong>neller pulsieren<br />
lässt.»<br />
Manuela Bigler,<br />
25, arbeitet in der<br />
Kinder- und Jugendbu<strong>ch</strong>abteilung<br />
von Orell<br />
Füssli im Berner<br />
Einkaufszentr<strong>um</strong><br />
Westside. «Das Lesen<br />
hat mi<strong>ch</strong> von<br />
Kind auf begleitet»,<br />
sagt sie, «deshalb wollte i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> berufli<strong>ch</strong><br />
mit Bü<strong>ch</strong>ern <strong>zu</strong> tun haben.» Am<br />
liebsten mag sie Fantasy-Romane. «Bei<br />
diesem Genre kann i<strong>ch</strong> am besten abs<strong>ch</strong>alten»,<br />
sagt die Bernerin. «I<strong>ch</strong> lese ni<strong>ch</strong>t so<br />
gern Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten, die <strong>zu</strong> nahe an der Realität<br />
sind, denn Lesen soll ja au<strong>ch</strong> einen<br />
Ausglei<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Alltag bieten.» Ihr Tipp:<br />
«Incarceron» von Catherine Fisher.<br />
«Claudia, die To<strong>ch</strong>ter des Wä<strong>ch</strong>ters von Incarceron,<br />
weiss ni<strong>ch</strong>t viel über dieses ‹Paradies›,<br />
das vor Jahrhunderten ges<strong>ch</strong>affen<br />
wurde. Denn keiner kommt mehr hinein,<br />
keiner hinaus. Incarceron ist ein Gefängnis;<br />
es beoba<strong>ch</strong>tet seine Insassen, es reagiert<br />
auf sie und denkt. Claudia will mehr<br />
herausfinden, bri<strong>ch</strong>t in das Arbeitszimmer<br />
ihres Vaters ein – und findet einen kristallenen<br />
S<strong>ch</strong>lüssel. Er könnte Finn helfen,<br />
endli<strong>ch</strong> aus Incarceron <strong>zu</strong> fliehen, wenn<br />
Claudia ihn dabei unterstützt ... Die Idee <strong>zu</strong><br />
dieser Reihe ist völlig neu. Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
spielt in der Zukunft, aber jegli<strong>ch</strong>er Wandel<br />
ist verboten – die Mens<strong>ch</strong>en müssen wie im<br />
17. Jahrhundert leben. Erzählt wird die<br />
Story abwe<strong>ch</strong>selnd aus der Si<strong>ch</strong>t von Claudia<br />
und Finn. Erst na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> kann<br />
man alles <strong>zu</strong>sammensetzen. Und das tut<br />
man sehr gern – denn die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist<br />
äusserst spannend, die Figuren sind interessant<br />
und die Wendungen überras<strong>ch</strong>end.»<br />
Marino Castelli,<br />
28, wohnt in Ruswil<br />
und arbeitet<br />
bei Orell Füssli am<br />
Bellevue. Bu<strong>ch</strong>händler<br />
wurde er,<br />
weil «i<strong>ch</strong> ein leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />
Leser bin und<br />
mein Hobby z<strong>um</strong><br />
Beruf ma<strong>ch</strong>en wollte». An seiner Tätigkeit<br />
s<strong>ch</strong>ätzt er vor allem, dass er immer neue<br />
Bü<strong>ch</strong>er entdecken kann – au<strong>ch</strong> dank der<br />
Kunden, die etwas Bestimmtes su<strong>ch</strong>en.<br />
Marino liest querbeet, vor allem Krimis<br />
und Fantasy-Romane. Sein Tipp: «Return<br />
Man» von V.M. Zito. «Horden von Untoten<br />
haben die USA überrollt. Das Land ist aufgeteilt<br />
in den Osten, wo si<strong>ch</strong> die letzten lebenden<br />
Mens<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>anzt haben, und<br />
in den Westen, wo Zombies Mens<strong>ch</strong>en jagen.<br />
Nur ein Mann wagt es no<strong>ch</strong>, in die<br />
verseu<strong>ch</strong>ten Gebiete <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>kehren, <strong>um</strong><br />
im Auftrag der Lebenden deren untoten<br />
Verwandten die letzte Gnade <strong>zu</strong> erweisen<br />
und Spezialeinsätze aus<strong>zu</strong>führen: Henry<br />
Marco ... Zombiebü<strong>ch</strong>er sind im Moment<br />
re<strong>ch</strong>t in – und sie werden wohl eine no<strong>ch</strong><br />
grössere Lesergemeinde bekommen, wenn<br />
im Juni ‹World War Z› von Marc Foster mit<br />
Brad Pitt in die Kinos kommt. Dieses Bu<strong>ch</strong><br />
hier hat mir sehr gut gefallen, denn es hält,<br />
was man si<strong>ch</strong> von einem Roman dieses<br />
Genres verspri<strong>ch</strong>t, es ist spannend und hat<br />
eine düstere und beklemmende Atmosphäre.<br />
Als Leser sitzt man förmli<strong>ch</strong> auf Kohlen,<br />
weil man weiss, dass überall Gefahr lauert<br />
– trotzdem ist man überras<strong>ch</strong>t, wenn das<br />
Unglück dann tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> <strong>zu</strong>s<strong>ch</strong>lägt. Die<br />
Hauptperson wirkt <strong>zu</strong> Beginn kühl und gefühllos,<br />
bekommt aber von Kapitel <strong>zu</strong> Kapitel<br />
mehr Seele. I<strong>ch</strong> empfehle das Bu<strong>ch</strong><br />
besonders allen Fans der weltweit erfolgrei<strong>ch</strong>en<br />
Kultserie ‹Walking Dead›.»<br />
Departement 19 –<br />
Die Wiederkehr<br />
Will Hill<br />
688 Seiten<br />
CHF 27.90<br />
Lübbe<br />
Incarceron –<br />
Fliehen heisst sterben<br />
Catherine Fisher<br />
475 Seiten<br />
CHF 29.90<br />
Penhaligon<br />
Return Man<br />
V.M. Zito<br />
541 Seiten<br />
CHF 14.90<br />
Heyne
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf BUCHtipps | 39<br />
Koethi Zan<br />
Dana<strong>ch</strong><br />
Tania Carver<br />
Stirb, mein<br />
Prinz<br />
Robert Harris<br />
Angst<br />
Tess Gerritsen<br />
Abendruh<br />
Sarah Farber hat drei lange, grausame<br />
Jahre in einem Kellerverlies überlebt.<br />
Zehn Jahre ist das her, aber Sarah<br />
kann die Dunkelheit, die Kälte, die<br />
Verzweiflung, die Panik ni<strong>ch</strong>t vergessen.<br />
Und sie weiss no<strong>ch</strong> immer ni<strong>ch</strong>t,<br />
was dam<strong>als</strong> mit ihrer besten Freundin<br />
Jennifer ges<strong>ch</strong>ah. Jetzt kann sie ni<strong>ch</strong>t<br />
länger vor der Vergangenheit davonlaufen.<br />
Ihr Peiniger soll auf Bewährung<br />
freikommen, und sie ist die einzige,<br />
die das verhindern kann – aber nur,<br />
wenn sie si<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>limmsten stellt,<br />
das sie si<strong>ch</strong> vorstellen kann: der<br />
Wahrheit.<br />
Koethi Zans Kunst ist es, das Grauen<br />
<strong>als</strong> Kino im Kopf erfahrbar <strong>zu</strong><br />
ma<strong>ch</strong>en: Sarahs Martyri<strong>um</strong> wird z<strong>um</strong><br />
eigenen Martyri<strong>um</strong>, <strong>zu</strong> einer Qual, die<br />
das Vorstellbare übersteigt.<br />
Ein altes Haus soll abgerissen werden.<br />
Da entdecken die Arbeiter etwas<br />
Grauenhaftes im Keller: einen Käfig<br />
aus Mens<strong>ch</strong>enkno<strong>ch</strong>en. Und darin ein<br />
verwahrlostes Kind. Wer ist dieser<br />
Junge? Wer hat ihm das angetan? Mit<br />
ihren Ermittlungen stören Kommissar<br />
Phil Brennan und Profilerin Marina<br />
Esposito einen kaltblütigen Mens<strong>ch</strong>ensammler,<br />
der seit über 30 Jahren<br />
einem grausamen Ritual folgt. Do<strong>ch</strong><br />
dieser Killer duldet keine Einmis<strong>ch</strong>ung.<br />
Er will den Jungen <strong>zu</strong>rück. Und der<br />
Kno<strong>ch</strong>enkäfig enthält no<strong>ch</strong> weitere<br />
Überras<strong>ch</strong>ungen – Geheimnisse, die<br />
Brennan und den Killer miteinander in<br />
Verbindung bringen. Die Zeit drängt,<br />
und niemand weiss, dass si<strong>ch</strong> der<br />
Killer vor aller Augen verbirgt ...<br />
Der amerikanis<strong>ch</strong>e Physiker<br />
Alexander Hoffmann war lange im<br />
Europäis<strong>ch</strong>en Kernfors<strong>ch</strong>ungszentr<strong>um</strong><br />
CERN mit dem Aufbau des neuen<br />
Teil<strong>ch</strong>enbes<strong>ch</strong>leunigers bes<strong>ch</strong>äftigt.<br />
Zusammen mit seinem Partner, einem<br />
Investmentbanker, betreibt er nun<br />
einen äusserst lukrativen Hedgefonds.<br />
Hoffmann hat eine revolutionäre<br />
Form des algorithmis<strong>ch</strong>en Aktienhandels<br />
entwickelt: Künstli<strong>ch</strong>e Intelligenz<br />
und Angstparameter werden <strong>zu</strong> einer<br />
ho<strong>ch</strong>geheimen Software verknüpft,<br />
die mit gerade<strong>zu</strong> unheimli<strong>ch</strong>er Präzision<br />
die Bewegungen der Finanzmärkte<br />
voraussagen kann. Eines Na<strong>ch</strong>ts überwindet<br />
ein Einbre<strong>ch</strong>er die Si<strong>ch</strong>erheitsanlagen<br />
von Hoffmanns Anwesen. Ein<br />
albtra<strong>um</strong>hafter Tag voller Paranoia<br />
und Gewalt beginnt.<br />
Sie sind die einzigen Überlebenden<br />
von s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong>en Familientragödien.<br />
Erst wurden ihre Eltern<br />
brutal ermordet, dann au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> die<br />
Pflegefamilien. In «Abendruh», einem<br />
Internat in der Abges<strong>ch</strong>iedenheit des<br />
amerikanis<strong>ch</strong>en Bundesstaats Maine,<br />
sollen drei Jugendli<strong>ch</strong>e ihre Si<strong>ch</strong>erheit<br />
wiedergewinnen und in ein normales<br />
Leben <strong>zu</strong>rückfinden. Do<strong>ch</strong> obwohl die<br />
S<strong>ch</strong>ule na<strong>ch</strong> aussen hin abgesi<strong>ch</strong>ert ist,<br />
kommt es <strong>zu</strong> hö<strong>ch</strong>st beunruhigenden<br />
Vorfällen. Plötzli<strong>ch</strong> bangen die drei<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en <strong>um</strong> ihr Leben. Maura<br />
Isles, die eine persönli<strong>ch</strong>e Verbindung<br />
<strong>zu</strong> «Abendruh» hat, ist vor Ort, <strong>als</strong><br />
die Situation endgültig eskaliert.<br />
Der bislang bedrohli<strong>ch</strong>ste Fall für Jane<br />
Rizzoli und Maura Isles!<br />
448 Seiten<br />
576 Seiten<br />
384 Seiten<br />
416 Seiten<br />
CHF 24.90<br />
CHF 24.90<br />
CHF 15.90<br />
CHF 29.90<br />
FISCHER S<strong>ch</strong>erz<br />
List<br />
Heyne<br />
Limes<br />
ISBN 978-3-651-00045-2<br />
ISBN 978-3-471-35078-2<br />
ISBN 978-3-453-43713-5<br />
ISBN 978-3-8090-2578-8
40 | im s<strong>ch</strong>aufenster <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Lügen ist<br />
mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
Mit «Das Vers<strong>ch</strong>wiegene» liefert die norwegis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>riftstellerin und<br />
Journalistin Linn Ullmann einen ungewöhnli<strong>ch</strong>en Roman ab, der das<br />
Publik<strong>um</strong> in die alltägli<strong>ch</strong>en Untiefen des Mens<strong>ch</strong>seins führt.<br />
Erik Brühlmann<br />
Viel mehr <strong>als</strong> die<br />
To<strong>ch</strong>ter<br />
ml. Viele Söhne und Tö<strong>ch</strong>ter verweigern<br />
si<strong>ch</strong> oft dem Berei<strong>ch</strong>, in dem die prominenten<br />
Eltern tätig sind – und werden<br />
z<strong>um</strong> Beispiel lieber Wissens<strong>ch</strong>aftler <strong>als</strong><br />
Politiker, lieber Lehrer <strong>als</strong> S<strong>ch</strong>auspieler.<br />
Man<strong>ch</strong>e haben si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> im glei<strong>ch</strong>en<br />
Gebiet versu<strong>ch</strong>t. Eines der spannendsten<br />
Beispiele dafür ist Franz Xaver Wolfgang<br />
Mozart, das jüngste Kind von Wolfgang<br />
Amadeus. Seine Mutter Constanze hatte<br />
ihn s<strong>ch</strong>on früh z<strong>um</strong> Musiker bestimmt.<br />
Der Bub erhielt Unterri<strong>ch</strong>t von den<br />
bekanntesten Lehrern in Wien und galt <strong>als</strong><br />
überaus talentiert. Er wurde dann au<strong>ch</strong><br />
Musiklehrer und Komponist in Lemberg,<br />
unternahm ausgedehnte Konzertreisen<br />
dur<strong>ch</strong> ganz Europa und s<strong>ch</strong>uf einige<br />
bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Werke. Do<strong>ch</strong> er blieb stets<br />
nur «der Sohn» – ein Umstand, der ihn<br />
vor allem im späteren Leben immer mehr<br />
ärgerte. Franz Grillparzer di<strong>ch</strong>tete für den<br />
Na<strong>ch</strong>ruf des berühmten Mannes:<br />
Drei junge Burs<strong>ch</strong>en wollen im Wald bei<br />
Mailund, in der Nähe von Oslo, einen<br />
S<strong>ch</strong>atz bergen, den sie vor einiger Zeit vergraben<br />
hatten. Stattdessen buddeln sie<br />
eine Lei<strong>ch</strong>e aus: Mille, ein Mäd<strong>ch</strong>en, das<br />
zwei Jahre <strong>zu</strong>vor spurlos vers<strong>ch</strong>wunden<br />
war. Der Anfang von «Das Vers<strong>ch</strong>wiegene»<br />
der norwegis<strong>ch</strong>en Autorin Linn Ullmann<br />
würde jedem Krimi gut <strong>zu</strong> Gesi<strong>ch</strong>t stehen.<br />
Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in jedem Bu<strong>ch</strong>, in dem eine<br />
Lei<strong>ch</strong>e auftau<strong>ch</strong>t, steckt au<strong>ch</strong> ein Kriminalroman<br />
drin. Vielmehr bereitet die To<strong>ch</strong>ter<br />
der S<strong>ch</strong>auspielerin Liv Ullmann und des<br />
Regisseurs Ingmar Bergmann mit dem Lei<strong>ch</strong>enfund<br />
den Tis<strong>ch</strong> für eine Mis<strong>ch</strong>ung aus<br />
einem Psy<strong>ch</strong>ogramm des all<strong>zu</strong> Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
und der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te einer ni<strong>ch</strong>t perfekten<br />
Familie.<br />
Eigentli<strong>ch</strong> ist alles anders<br />
«I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>reibe über Dinge, vor denen i<strong>ch</strong><br />
Angst habe», sagte Linn Ullmann einmal in<br />
einem Interview. «Und i<strong>ch</strong> habe Angst davor,<br />
angelogen <strong>zu</strong> werden – und es ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong><br />
bemerken.» Die Lüge steht in all ihren Varianten<br />
denn au<strong>ch</strong> im Zentr<strong>um</strong> von «Das<br />
Vers<strong>ch</strong>wiegene»: Notlügen, Selbstbetrug,<br />
Dinge, die ni<strong>ch</strong>t gesagt werden oder auf<br />
den ersten Blick anders s<strong>ch</strong>einen, <strong>als</strong> sie<br />
sind. Da wäre z<strong>um</strong> Beispiel Jon, der Vater,<br />
ein S<strong>ch</strong>riftsteller, der s<strong>ch</strong>on seit Jahren unter<br />
einer S<strong>ch</strong>reibblockade leidet. Er belügt<br />
si<strong>ch</strong> selbst, indem er si<strong>ch</strong> ständig einredet,<br />
dass der lang erwartete dritte Teil seiner<br />
Trilogie bald fertig sein wird. Es ist nur<br />
eine Frage der Zeit, der Umgebung, der<br />
Eingebung, der Organisation seiner Noti-<br />
Begabt, <strong>um</strong> höher auf<strong>zu</strong>ragen,<br />
Hielt ein Gedanke deinen Flug;<br />
«Was würde wohl mein Vater sagen?»<br />
War di<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> hemmen s<strong>ch</strong>on genug.<br />
Au<strong>ch</strong> Linn Ullmann ist die To<strong>ch</strong>ter<br />
berühmter Eltern: Ihre Mutter ist die<br />
norwegis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>auspielerin Liv Ullmann;<br />
diese wurde vor allem dur<strong>ch</strong> ihre Mitwirkung<br />
in Filmen von Ingmar Bergman, des<br />
bedeutendsten skandinavis<strong>ch</strong>en Regisseurs,<br />
berühmt. 1997 wurde Bergman bei den<br />
Filmfestspielen in Cannes <strong>als</strong> «Bester Filmregisseur<br />
aller Zeiten» geehrt. Au<strong>ch</strong> wenn<br />
man sol<strong>ch</strong>e Superlative ni<strong>ch</strong>t mag, gibt es<br />
ni<strong>ch</strong>ts daran <strong>zu</strong> rütteln, dass Bergman die<br />
Filmges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te geprägt hat – mit Dramen<br />
wie «Wilde Erdbeeren», «Szenen einer<br />
Ehe» oder «Herbstsonate». Bergman und<br />
Liv Ullmann führten fünf Jahre lang eine<br />
Beziehung, der die 1966 geborene Linn<br />
entsprang.<br />
Das Mäd<strong>ch</strong>en wu<strong>ch</strong>s in Europa und in den<br />
USA auf, später studierte Linn Ullmann<br />
Literatur in New York. Sie foutierte<br />
si<strong>ch</strong> <strong>um</strong> die s<strong>ch</strong>were Hypothek, die ihre<br />
Abstammung mit si<strong>ch</strong> bra<strong>ch</strong>te, und wagte<br />
si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on früh in die Welt der Kunst;<br />
s<strong>ch</strong>on mit fünf Jahren wirkte sie neben<br />
ihrer Mutter in einem Film mit, sie wurde<br />
Kulturjournalistin und veröffentli<strong>ch</strong>te 1998<br />
ihren ersten Roman. Die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass<br />
sie so berühmte Eltern hat, nimmt sie so<br />
locker, wie das nur mögli<strong>ch</strong> ist – was ihr<br />
viel Respekt eingebra<strong>ch</strong>t hat. «Offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
gibt es einen Einfluss der Eltern auf<br />
mi<strong>ch</strong>», sagte sie in einem Interview, «aber<br />
i<strong>ch</strong> weiss ni<strong>ch</strong>t, auf wel<strong>ch</strong>e Weise und in<br />
wel<strong>ch</strong>em Mass. Meine Eltern sind beide<br />
grosse Erzähler.»<br />
Das ist sie selber au<strong>ch</strong> – <strong>als</strong> S<strong>ch</strong>riftstellerin<br />
steht Linn Ullmann auf eigenen Beinen.<br />
Ihre Romane und Novellen werden<br />
mittlerweile in 15 Spra<strong>ch</strong>en übersetzt;<br />
auf Deuts<strong>ch</strong> ist z<strong>um</strong> Beispiel au<strong>ch</strong> «Die<br />
Lügnerin» erhältli<strong>ch</strong> – ebenfalls ein Bu<strong>ch</strong><br />
mit bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>em Tiefgang und hohem<br />
Unterhaltungswert.
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf im s<strong>ch</strong>aufenster | 41<br />
zen ... Siri, seine Frau, lädt si<strong>ch</strong> Unmengen<br />
von Arbeit und Verpfli<strong>ch</strong>tungen auf – damit<br />
sie einerseits Jons Untätigkeit und den Familienunterhalt<br />
finanzieren kann und <strong>um</strong><br />
andererseits vor si<strong>ch</strong> selbst <strong>zu</strong> verbergen,<br />
dass ihr Leben ni<strong>ch</strong>t das ist, was es sein<br />
sollte, was sie si<strong>ch</strong> vorstellte. «Was habe<br />
i<strong>ch</strong> eigentli<strong>ch</strong> aus meinem Leben gema<strong>ch</strong>t?»,<br />
fragt sie si<strong>ch</strong> denn au<strong>ch</strong> in einem<br />
Moment der S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e – und findet keine<br />
Antwort. Jenny wieder<strong>um</strong>, Siris Mutter, ist<br />
eine Alkoholikerin, die na<strong>ch</strong> langen Jahren<br />
der Abstinenz an ihrem 75. Geburtstag<br />
wieder <strong>zu</strong> trinken beginnt. weil sie mit ihrem<br />
Leben anfangen darf, was sie will –<br />
und ni<strong>ch</strong>t etwa, weil sie es brau<strong>ch</strong>t oder<br />
weil sie den frühen Tod von Siris Bruder<br />
no<strong>ch</strong> immer ni<strong>ch</strong>t verwunden hat ...<br />
Wie ein Fä<strong>ch</strong>er<br />
«Das Vers<strong>ch</strong>wiegene» ist eine Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te,<br />
die si<strong>ch</strong> vom Zeitpunkt des Lei<strong>ch</strong>enfunds<br />
an wie ein Fä<strong>ch</strong>er immer weiter öffnet. Mit<br />
jedem Kapitel erkennt man ein neues Stück<br />
des grossen Ganzen, setzt hier ein Stück<br />
Vergangenheit, dort ein Stück Gegenwart<br />
ein – und weiss do<strong>ch</strong> nie so re<strong>ch</strong>t, wo das<br />
Ganze hinführen wird. Klar ist nur, dass<br />
Siris und Jons Familie in einem Netz von<br />
Lügen und Ungesagtem lebt und si<strong>ch</strong> darin<br />
windet. Das ers<strong>ch</strong>eint <strong>zu</strong>nä<strong>ch</strong>st grotesk,<br />
erweist si<strong>ch</strong> bei näherem Hinsehen aber<br />
nur <strong>als</strong> eine s<strong>ch</strong>arfsinnige Betra<strong>ch</strong>tung des<br />
Alltägli<strong>ch</strong>en. Glei<strong>ch</strong>es lässt si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> über<br />
die Ehe sagen, die Jon und Siri führen und<br />
die alles andere <strong>als</strong> mär<strong>ch</strong>enhaft oder romantis<strong>ch</strong><br />
perfekt ist – eine Situation, wel<strong>ch</strong>e<br />
die Autorin, die mit dem Di<strong>ch</strong>ter und<br />
Bühnenautor Niels Fredrik Dahl verheira-<br />
tet ist, aus eigener Erfahrung kennt: «Wir<br />
beide haben ges<strong>ch</strong>eiterte Ehen hinter uns;<br />
es ist uns ni<strong>ch</strong>t fremd, wie bedrückt und<br />
einsam man si<strong>ch</strong> in einer Beziehung fühlen<br />
kann», sagt sie und liefert mit Jon und Siri<br />
ein literaris<strong>ch</strong>es Beispiel. Jon betrügt seine<br />
Frau mehrfa<strong>ch</strong>, ist ständig bemüht, seine<br />
Mailbox «Siri-kompatibel» <strong>zu</strong> halten,<br />
s<strong>ch</strong>läft statt im Ehebett lieber im Arbeitszimmer.<br />
Und Siri kontrolliert Jons Handy,<br />
seine E-Mails, weiss <strong>um</strong> seine Fremdbeziehungen<br />
und wird ni<strong>ch</strong>t müde, ihn mit der<br />
Nase auf seine S<strong>ch</strong>reibblockade <strong>zu</strong> stossen.<br />
Alles, nur ni<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> ausspre<strong>ch</strong>en, ist die<br />
Devise.<br />
Der Kinder wegen?<br />
Natürli<strong>ch</strong>, die beiden haben Kinder – Liv<br />
und die ältere Alma –, da muss man den<br />
S<strong>ch</strong>ein des Perfekten natürli<strong>ch</strong> wahren.<br />
Und dann ist da au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> Mille, das Mäd<strong>ch</strong>en,<br />
das bei Jon und Siri <strong>als</strong> Au-Pair arbeitet,<br />
sodass man die funktionierende Familie<br />
geben muss. Do<strong>ch</strong> was hat dieser S<strong>ch</strong>ein<br />
mit dem Sein <strong>zu</strong> tun? Mille beispielsweise<br />
ist sowieso mehr an den mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Seiten<br />
interessiert, die im Verborgenen liegen.<br />
Deshalb liebt sie es au<strong>ch</strong>, Mens<strong>ch</strong>en <strong>zu</strong> fotografieren,<br />
ohne dass sie es bemerken.<br />
Und Alma wird mit der Zeit, wie es heisst,<br />
immer s<strong>ch</strong>wieriger, wird so<strong>zu</strong>sagen z<strong>um</strong><br />
Gegenentwurf von Jon und Siri. «Fuck you,<br />
Mama!», sagt sie mit uns<strong>ch</strong>öner Offenheit,<br />
rauft si<strong>ch</strong> mit anderen Mäd<strong>ch</strong>en und lässt<br />
si<strong>ch</strong> sogar da<strong>zu</strong> hinreissen, der Lehrerin<br />
den Zopf ab<strong>zu</strong>s<strong>ch</strong>neiden – einfa<strong>ch</strong>, weil sie<br />
es kann. Mit dieser Offenheit, egal ob gespielt<br />
oder ehrli<strong>ch</strong>, kommen Jon und Siri<br />
einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t klar.<br />
Und die Tat?<br />
Was dies alles mit dem Tod von Mille <strong>zu</strong> tun<br />
hat? Obwohl niemand in der Familie die<br />
Tat begangen hat, hat do<strong>ch</strong> jeder mit seinem<br />
Verhalten z<strong>um</strong> Tod Milles beigetragen,<br />
bewusst oder unbewusst. Wer letztli<strong>ch</strong> der<br />
Täter ist, bleibt nebensä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>. Denn dieses<br />
Wissen ändert ni<strong>ch</strong>ts mehr am Tod des<br />
Mäd<strong>ch</strong>ens. Viel wi<strong>ch</strong>tiger ist – und das ist<br />
wohl die oft zitierte Moral der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t’ –,<br />
dass es selbst aus verfahrenen Situationen<br />
Auswege geben kann. Wenn man si<strong>ch</strong> denn<br />
da<strong>zu</strong> ents<strong>ch</strong>liesst, das Vers<strong>ch</strong>wiegene auf<br />
den Tis<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> bringen.<br />
Das Vers<strong>ch</strong>wiegene<br />
352 Seiten<br />
CHF 29.90<br />
Lu<strong>ch</strong>terhand<br />
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6. – 22. JUNI 2013 6. – 22. JUNI 2013 6. – 22. JUNI 2013<br />
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Aufführungsre<strong>ch</strong>te Diogenes Verlag Aufführungsre<strong>ch</strong>te Züri<strong>ch</strong><br />
Diogenes Verlag Aufführungsre<strong>ch</strong>te Züri<strong>ch</strong> Diogenes Verlag Züri<strong>ch</strong>
42 | Kinderwelt <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Freunde ma<strong>ch</strong>en Freude<br />
Pippi, Thomas und Annika; Kasperl und Seppel; Pettersson und Findus. In der bewährten Kinderliteratur<br />
spielen Freunds<strong>ch</strong>aften oft eine besondere Rolle. Deshalb wollen wir von unserer Gewährsfrau<br />
für Kinderbü<strong>ch</strong>er wissen: Gibt es au<strong>ch</strong> gute Neuers<strong>ch</strong>einungen rund <strong>um</strong>s Thema Freunds<strong>ch</strong>aft?<br />
Marius Leutenegger<br />
Wendel. Während seines Abenteuers merkt<br />
Jannis allmähli<strong>ch</strong>, dass der weise Salamander<br />
si<strong>ch</strong> mit seiner Eins<strong>ch</strong>ät<strong>zu</strong>ng eines<br />
S<strong>ch</strong>rats ziemli<strong>ch</strong> geirrt hat ... Der heimli<strong>ch</strong>e<br />
Star dieses Bu<strong>ch</strong>s ist der S<strong>ch</strong>rat Wendel,<br />
der total herzig gezei<strong>ch</strong>net wurde: Er<br />
hat eine Haut wie ein Pilz und sieht irgendwie<br />
aus wie eine grosse Bohne. Der Text ist<br />
sehr sympathis<strong>ch</strong> und äusserst unterhaltsam<br />
ges<strong>ch</strong>rieben, und die Bilder sind sehr<br />
attraktiv. I<strong>ch</strong> kann mir vorstellen, dass<br />
‹Wecke niem<strong>als</strong> einen S<strong>ch</strong>rat› das Lieblingsbu<strong>ch</strong><br />
vieler Kinder werden wird. Sie<br />
können es selber <strong>lesen</strong>, es eignet si<strong>ch</strong> aber<br />
au<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Vor<strong>lesen</strong> für Buben und Mäd<strong>ch</strong>en<br />
im Kindergartenalter.<br />
© joelle tourlonIas / beltZ & gelberg<br />
«Freunds<strong>ch</strong>aft gibt Geborgenheit, deshalb<br />
kommt sie in vielen Kinderbü<strong>ch</strong>ern vor.<br />
Aus der grossen Fülle von Neuers<strong>ch</strong>einungen,<br />
die dieses Thema aufnehmen, habe<br />
i<strong>ch</strong> vier Titel ausgewählt, für die i<strong>ch</strong> so<strong>zu</strong>sagen<br />
meine Hand ins Feuer legen würde<br />
– sie alle sind aussergewöhnli<strong>ch</strong> gut.<br />
‹Wecke niem<strong>als</strong> einen S<strong>ch</strong>rat› von Autor<br />
Wieland Freund und der Illustratorin Joëlle<br />
Tourlonias finde i<strong>ch</strong> z<strong>um</strong> Beispiel wahnsinnig<br />
s<strong>ch</strong>ön – das ist ein ri<strong>ch</strong>tiges Herzensbu<strong>ch</strong>,<br />
das mit viel Liebe gema<strong>ch</strong>t<br />
wurde. Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te spielt im Elfenwald.<br />
Jannis und Motte sind zwei Elfenkinder,<br />
die gerade ihre Elfenprüfung ablegen<br />
mussten. Das Mäd<strong>ch</strong>en Motte hat sie mit<br />
Bravour bestanden, Jannis aber ist dur<strong>ch</strong>gerasselt,<br />
weil er immer den Unterri<strong>ch</strong>t<br />
s<strong>ch</strong>wänzte. Er kennt daher au<strong>ch</strong> ‹Amsel<br />
Werden wahre Freunde:<br />
die Elfen Jannis und<br />
Motte aus «Wecke<br />
niem<strong>als</strong> einen S<strong>ch</strong>rat».<br />
Salamanders Bu<strong>ch</strong> über alles› ni<strong>ch</strong>t genau,<br />
und deshalb sto<strong>ch</strong>ert er auf einem Streif<strong>zu</strong>g<br />
dur<strong>ch</strong> den Wald d<strong>um</strong>merweise in einem<br />
vermeintli<strong>ch</strong>en Pilz her<strong>um</strong> – und<br />
weckt so den S<strong>ch</strong>rat Wendel auf. In Salamanders<br />
weisem Bu<strong>ch</strong> steht, dass man<br />
niem<strong>als</strong> einen S<strong>ch</strong>rat aufwecken darf; tut<br />
man es do<strong>ch</strong>, folgt er einem für immer und<br />
bringt einem nur Unglück. Jannis will vor<br />
dem S<strong>ch</strong>rat fliehen, do<strong>ch</strong> er kann ihn ni<strong>ch</strong>t<br />
abs<strong>ch</strong>ütteln. Weil er auf seiner Flu<strong>ch</strong>t den<br />
ganzen Elfenwald dur<strong>ch</strong>einanderbringt,<br />
wird Jannis verstossen. In der ersten<br />
Na<strong>ch</strong>t, in der er allein ist, bes<strong>ch</strong>wört der<br />
böse Zauberer Holunder einen Sturm herauf,<br />
der das ganze Elfenvolk und au<strong>ch</strong><br />
Salamanders Bu<strong>ch</strong> verweht. Jannis Freundin<br />
Motte und die Elfenkönigin werden<br />
vom bösen Zauberer entführt, und nur<br />
Jannis kann sie retten – <strong>zu</strong>sammen mit<br />
Das nä<strong>ch</strong>ste Bu<strong>ch</strong> gefällt wohl vor allem<br />
Mäd<strong>ch</strong>en – Buben <strong>lesen</strong> ja ni<strong>ch</strong>t so gern<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten mit weibli<strong>ch</strong>en Hauptfiguren.<br />
‹Superhelden fliegen geheim› von Alice<br />
Pantermüller erzählt die Freunds<strong>ch</strong>aftsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
von Karline und Rose. Karline<br />
hat ein Geheimnis, das sie ni<strong>ch</strong>t einmal<br />
Rose anvertrauen kann: Sie stammt aus<br />
einer Superheldenfamilie. Die Eltern und<br />
Ges<strong>ch</strong>wister von Karline retten dauernd<br />
die Welt, und es ist an<strong>zu</strong>nehmen, dass au<strong>ch</strong><br />
die Jüngste irgendwel<strong>ch</strong>e Superkräfte hat<br />
– nur haben si<strong>ch</strong> diese no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gezeigt.<br />
Wie bei Superhelden übli<strong>ch</strong>, agiert au<strong>ch</strong><br />
die Familie von Karline im Verborgenen.<br />
D<strong>um</strong>merweise zieht Professor Puvogel in<br />
die Stadt, der berühmteste Superheldenfors<strong>ch</strong>er,<br />
der hinter dem Geheimnis der<br />
Superhelden her ist. Und sein Sohn Jona<br />
kommt ausgere<strong>ch</strong>net in die Klasse von<br />
Karline und Rose. Weil Jona au<strong>ch</strong> eher ein<br />
Aussenseiter ist, freunden si<strong>ch</strong> die beiden<br />
Mäd<strong>ch</strong>en aber mit ihm an. Und das ist gut,<br />
denn der Professor wird von zwei Gangstern<br />
entführt und brau<strong>ch</strong>t dringend Hilfe.<br />
Glückli<strong>ch</strong>erweise entdeckt Karline endli<strong>ch</strong><br />
ihre Gabe: Sie versteht alle Tiere, und das<br />
erweist si<strong>ch</strong> bei der Rettung des Professors<br />
<strong>als</strong> uns<strong>ch</strong>ätzbar wertvoll ... ‹Superhelden<br />
fliegen geheim› ist ein sehr unterhaltsames<br />
und witziges Bu<strong>ch</strong> – und ein ausserge-
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Kinderwelt | 43<br />
wöhnli<strong>ch</strong>es obendrein. Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
wird rasant und mit viel H<strong>um</strong>or erzählt.<br />
Von Alice Pantermüller stammt au<strong>ch</strong> die<br />
erfolgrei<strong>ch</strong>e Reihe ‹Mein Lotta-Leben›,<br />
aber dieses neue Bu<strong>ch</strong> hat mir besser gefallen,<br />
weil es so energiegeladen ist.<br />
Aussergewöhnli<strong>ch</strong> ist au<strong>ch</strong> das nä<strong>ch</strong>ste<br />
Bu<strong>ch</strong> – darauf deutet ja bereits der Titel<br />
hin: ‹Päpste pupsen ni<strong>ch</strong>t›, ges<strong>ch</strong>rieben<br />
von Alexander Smoltczyk. Im Mittelpunkt<br />
stehen zwei Mäd<strong>ch</strong>en. Die Familien der<br />
beiden jungen S<strong>ch</strong>weizerinnen leben in<br />
Comiczei<strong>ch</strong>ner Ulf K. lockert «Superhelden fliegen<br />
geheim» mit hübs<strong>ch</strong>en Illustrationen auf.<br />
Rom – die eine Familie aus romantis<strong>ch</strong>en<br />
Gründen, die andere, weil der Vater Kommandant<br />
der S<strong>ch</strong>weizergarde ist. Die beiden<br />
Mäd<strong>ch</strong>en streifen <strong>zu</strong>sammen dur<strong>ch</strong><br />
die Stadt, über die man übrigens sehr viel<br />
erfährt, und sie stellen irgendwann fest,<br />
dass die Stare in diesem Jahr bei ihrem<br />
Flügen im S<strong>ch</strong>warm hö<strong>ch</strong>st ungewöhnli<strong>ch</strong>e<br />
Formationen bilden. Die beiden Mäd<strong>ch</strong>en<br />
ma<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> auf die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> den<br />
Ursa<strong>ch</strong>en für dieses Phänomen und begegnen<br />
dabei eigenartigen Leuten. Und sie<br />
stossen auf ein grosses Geheimnis: Ein<br />
Priester im Vatikan erfand eine Mas<strong>ch</strong>ine,<br />
mit der si<strong>ch</strong> der Flug der Stare manipulieren<br />
lässt, und diese Mas<strong>ch</strong>ine wurde gestohlen.<br />
Komis<strong>ch</strong>erweise bringen die manipulierten<br />
Stare die Mens<strong>ch</strong>en jetzt da<strong>zu</strong>,<br />
rundheraus die Wahrheit <strong>zu</strong> sagen. Und<br />
das könnte im Falle des Papstes <strong>zu</strong> einer<br />
© ulF K. / aren<br />
Katastrophe führen, die es <strong>zu</strong> verhindern<br />
gilt ... In dieser Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ist alles sehr<br />
mysteriös und speziell. Alexander Smoltczyk<br />
erzählt in seinem Debüt zwar s<strong>ch</strong>lüssig<br />
und klar, aber die Sa<strong>ch</strong>e ist ein wenig<br />
verzwickt, deshalb eignet si<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong><br />
eher für geübte Leserinnen und Leser ab<br />
neun, zehn Jahren. Sie können si<strong>ch</strong> auf viel<br />
Spannung und hö<strong>ch</strong>st originelle Wendungen<br />
freuen!<br />
Und dann ist mir glei<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> eine erstklassige<br />
Neuers<strong>ch</strong>einung z<strong>um</strong> Thema Freunds<strong>ch</strong>aft<br />
in die Hände geraten: ‹Ein Krokodil<br />
tau<strong>ch</strong>t ab› von Nina Weger – ein Superbu<strong>ch</strong>!<br />
Das s<strong>ch</strong>öne Cover könnte einen auf<br />
eine f<strong>als</strong><strong>ch</strong>e Fährte leiten, denn die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
ist s<strong>ch</strong>on etwas düsterer, <strong>als</strong> der<br />
Ums<strong>ch</strong>lag verspri<strong>ch</strong>t. Hauptfigur ist Paul,<br />
der mit seinem Vater und dem Mississippi-<br />
Alligator Orinoko <strong>zu</strong>sammenlebt; der Vater<br />
arbeitet mit Tieren und ist dadur<strong>ch</strong> <strong>zu</strong> diesem<br />
ungewöhnli<strong>ch</strong>en Haustier gekommen.<br />
Leider verliebt si<strong>ch</strong> der Vater, und die neue<br />
Freundin zieht <strong>zu</strong>sammen mit ihrer To<strong>ch</strong>ter<br />
Elektra bei Paul ein. Es gibt ständig<br />
Streit, und bei einem Kra<strong>ch</strong> fällt Orinoko<br />
ins Klo und wird aus Versehen heruntergespült.<br />
Paul ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> auf die Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong><br />
seinem besten Freund und geht in die Kanalisation.<br />
Dort trifft er auf eine grosse<br />
Bande von Kindern, die si<strong>ch</strong> in der Kanalisation<br />
ein eigenes Rei<strong>ch</strong> eingeri<strong>ch</strong>tet hat.<br />
Paul muss s<strong>ch</strong>wören, dass er für immer bei<br />
diesen Ausreissern bleibt, und sie helfen<br />
ihm in Gegen<strong>zu</strong>g, Orinoko <strong>zu</strong> finden. Do<strong>ch</strong><br />
dann tau<strong>ch</strong>t Elektra auf. Sie wollte Orinoko<br />
ebenfalls retten, <strong>um</strong> si<strong>ch</strong> mit Paul <strong>zu</strong> versöhnen,<br />
do<strong>ch</strong> sie hat si<strong>ch</strong> in der Kanalisation<br />
verirrt. Erst verstehen si<strong>ch</strong> Paul und<br />
Elektra überhaupt ni<strong>ch</strong>t, dann merkt er<br />
aber, dass sie es ehrli<strong>ch</strong> meint mit der Versöhnung<br />
– und die beiden bes<strong>ch</strong>liessen, die<br />
Kanalisation gegen den Willen der Bande<br />
<strong>zu</strong> verlassen. Das alles ist total spannend,<br />
ein Abenteuer jagt das nä<strong>ch</strong>ste, und man<br />
kann <strong>als</strong> Leserin oder Leser ka<strong>um</strong> Luft holen.<br />
Irgendwie hat mi<strong>ch</strong> das Ganze ein wenig<br />
an ‹Die rote Zora› erinnert – z<strong>um</strong>indest<br />
bezügli<strong>ch</strong> Spannung ist der Verglei<strong>ch</strong><br />
dur<strong>ch</strong>aus angebra<strong>ch</strong>t.»<br />
Nicole Stäuble, 40, ist Bu<strong>ch</strong>händlerin bei<br />
Orell Füssli in Frauenfeld; sie hat einen<br />
dreijährigen Sohn. «I<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>te bereits<br />
meine Lehre <strong>zu</strong>r Bu<strong>ch</strong>händlerin bei Orell<br />
Füssli», erzählt sie. S<strong>ch</strong>on in der Lehre<br />
seien Kinder- und Jugendbü<strong>ch</strong>er für sie<br />
das Grösste gewesen, denn «dieser Berei<strong>ch</strong><br />
ist so vielseitig und fast so etwas wie<br />
eine Bu<strong>ch</strong>handlung in der Bu<strong>ch</strong>handlung!»<br />
Ausserdem könne man die Kundinnen<br />
und Kunden, die Kinderbü<strong>ch</strong>er su<strong>ch</strong>ten,<br />
<strong>um</strong>fassend beraten: «Die meisten Leute<br />
sind dankbar für Empfehlungen, weil sie<br />
si<strong>ch</strong> mit den Neuers<strong>ch</strong>einungen ni<strong>ch</strong>t so<br />
gut auskennen.»<br />
Wecke niem<strong>als</strong><br />
einen S<strong>ch</strong>rat<br />
Wieland Freund,<br />
Joëlle Tourlonias<br />
(Illustrationen)<br />
217 Seiten<br />
CHF 23.90<br />
Beltz & Gelberg<br />
ab 8 Jahren<br />
Superhelden<br />
fliegen geheim<br />
Alice Pantermüller,<br />
Ulf K. (Illustrationen)<br />
163 Seiten<br />
CHF 15.90<br />
Arena<br />
ab 9 Jahren<br />
Päpste pupsen<br />
ni<strong>ch</strong>t<br />
Alexander<br />
Smoltczyk<br />
CHF 18.90<br />
Dressler<br />
ab 10 Jahren<br />
Ein Krokodil<br />
tau<strong>ch</strong>t ab<br />
Nina Weger<br />
336 Seiten<br />
CHF 19.90<br />
Oetinger<br />
ab 10 Jahren
44 | ORELL FÜSSLI <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
«Das kleine Gespenst»<br />
in Winterthur<br />
Ein Theatererlebnis für die ganze Familie: Der Kinderbu<strong>ch</strong>-Klassiker<br />
«Das kleine Gespenst» wird auf S<strong>ch</strong>loss Mörsburg unter freiem<br />
Himmel aufgeführt.<br />
Benjamin Gygax<br />
Am 18. Februar 2013 starb einer der grössten<br />
deuts<strong>ch</strong>en Kinderbu<strong>ch</strong>autoren: Otfried<br />
Preussler. Er wurde fast 90 Jahre alt. Mit<br />
seinen Bü<strong>ch</strong>ern hat Preussler Generationen<br />
von Kindern und Jugendli<strong>ch</strong>en unterhalten.<br />
«Der kleine Wassermann», «Die<br />
kleine Hexe» oder «Der Räuber Hotzenplotz»<br />
sind au<strong>ch</strong> Jahrzehnte na<strong>ch</strong> ihrem<br />
Ers<strong>ch</strong>einen bekannt und beliebt; und<br />
«Krabat» sorgt au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> für Gänsehaut<br />
bei jugendli<strong>ch</strong>en Leserinnen und Lesern.<br />
Preusslers 32 Bü<strong>ch</strong>er wurden in 55<br />
Spra<strong>ch</strong>en übersetzt und rund 50 Millionen<br />
Mal gedruckt.<br />
Wie bühnentaugli<strong>ch</strong> die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten des<br />
deuts<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>riftstellers sind, zeigt jetzt<br />
die Produktionsgesells<strong>ch</strong>aft «s<strong>um</strong>merträ<strong>um</strong>li»<br />
der beiden S<strong>ch</strong>auspieler Patrizia<br />
Gasser und Samuel Vets<strong>ch</strong>. Sie führt «Das<br />
kleine Gespenst» in einer werkgetreuen<br />
Dialektbearbeitung auf, unter freiem Himmel<br />
und vor perfekter Kulisse: im Hof von<br />
S<strong>ch</strong>loss Mörsburg bei Stadel, Winterthur.<br />
«Viele Kindertheater sind Tourneeproduktionen<br />
und müssen deshalb auf aufwändige<br />
Bühnenbilder und Requisiten verzi<strong>ch</strong>ten»,<br />
sagt Mit-Initiant und Regisseur<br />
Samuel Vets<strong>ch</strong>. «Wir wollten aber einmal<br />
ein ri<strong>ch</strong>tiges Spektakel präsentieren, das<br />
Gross und Klein etwas bietet.» Die Ma<strong>ch</strong>er,<br />
die s<strong>ch</strong>on beim MärliMusicalTheater von<br />
Andrew Bond <strong>zu</strong>sammenarbeiteten, verspre<strong>ch</strong>en<br />
Live-Musik und Action.<br />
Geplant sind 15 Vorstellungen. Sie gehen<br />
zwis<strong>ch</strong>en dem 10. August und dem 15. September<br />
jeweils am Mittwo<strong>ch</strong>-, Samstagund<br />
Sonntagna<strong>ch</strong>mittag über die Bühne.<br />
Damit das Spektakel au<strong>ch</strong> bei Regen ni<strong>ch</strong>t<br />
ins Wasser fällt, ist die Tribüne gedeckt.<br />
Informationen und Hinweise z<strong>um</strong> Vorverkauf<br />
unter www.s<strong>um</strong>merträ<strong>um</strong>li.<strong>ch</strong>.<br />
Wettbewerb: Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten<br />
gesu<strong>ch</strong>t!<br />
Preis für den<br />
Kramhof<br />
Während einer Zugfahrt lässt si<strong>ch</strong> wunderbar<br />
<strong>lesen</strong> – die Zeit bis z<strong>um</strong> Ziel ist so<strong>zu</strong>sagen<br />
ges<strong>ch</strong>enkt, und man kann ungestört in<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten abtau<strong>ch</strong>en. Reist man mit dem<br />
Voralpen-Express, ist Lesen aber ausnahmsweise<br />
ni<strong>ch</strong>t die beste Bes<strong>ch</strong>äftigung,<br />
denn der Zug dur<strong>ch</strong>quert vom Bodensee bis<br />
z<strong>um</strong> Vierwaldstättersee einige der s<strong>ch</strong>önsten<br />
Gegenden der S<strong>ch</strong>weiz. War<strong>um</strong> <strong>als</strong>o<br />
ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> aus dem Fenster s<strong>ch</strong>auen und<br />
die Eindrücke geniessen?<br />
Und wer seine Eindrücke in eine Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
packt, kann jetzt au<strong>ch</strong> attraktive<br />
Preise gewinnen. Der Voralpen-Express<br />
und Orell Füssli su<strong>ch</strong>en die spannendsten,<br />
lustigsten oder romantis<strong>ch</strong>sten Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten.<br />
Einzige Bedingung: Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
darf hö<strong>ch</strong>stens 5000 Zei<strong>ch</strong>en lang<br />
sein und muss die fünf Begriffe «Voralpen-<br />
Express», «Rothenthurmer Ho<strong>ch</strong>moor»,<br />
«Rickentunnel», «Sitterviadukt» und «unbekannter<br />
Koffer» enthalten.<br />
Senden Sie Ihre Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te bis z<strong>um</strong> 15. Oktober<br />
2013 unter www.voralpen-express.<strong>ch</strong><br />
ein und gewinnen Sie ein Wo<strong>ch</strong>enende für<br />
zwei Personen in Bad Zurza<strong>ch</strong>, eine<br />
S<strong>ch</strong>reibwerkstatt mit Milena Moser oder einen<br />
E-Reader. Alle Informationen unter<br />
www.books.<strong>ch</strong>/ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten-spinnen.<br />
Seit 2004 vergibt die Arbeitsgemeins<strong>ch</strong>aft<br />
für Jugendbu<strong>ch</strong>verlage avj, der<br />
rund 90 Verlage im deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen<br />
Ra<strong>um</strong> angehören, jährli<strong>ch</strong> den «Kinderbu<strong>ch</strong>handlungspreis».<br />
Die Auszei<strong>ch</strong>nungen<br />
für 2013 wurden im Rahmen der<br />
Leipziger Bu<strong>ch</strong>messe überrei<strong>ch</strong>t – und <strong>zu</strong><br />
den Preisträgern gehört au<strong>ch</strong> Orell Füssli.<br />
Die Filiale Kramhof an der Zür<strong>ch</strong>er<br />
Bahnhofstrasse gewann den Preis für die<br />
S<strong>ch</strong>weiz mit der Aktion «Testleser». Dabei<br />
empfehlen Kinder anderen Kindern<br />
Neuers<strong>ch</strong>einungen, die sie für besonders<br />
gelungen halten. Z<strong>um</strong> Testleser-Team gehören<br />
etwa 20 Buben und Mäd<strong>ch</strong>en, die<br />
si<strong>ch</strong> auf einen Aufruf gemeldet haben. Sie<br />
können si<strong>ch</strong> bei den Leseexemplaren bedienen<br />
und verfassen dann eine Rezension,<br />
die in der Bu<strong>ch</strong>handlung ausgestellt<br />
wird. «Eine kreative Idee, mit der ein Beitrag<br />
<strong>zu</strong>r Leseförderung geleistet wird<br />
und wel<strong>ch</strong>e die Bu<strong>ch</strong>handlung für junge<br />
Kundinnen und Kunden interessant<br />
ma<strong>ch</strong>t», urteilte die Jury.
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Mein Bu<strong>ch</strong> | 45<br />
Einkaufen auf dem Weg<br />
in die Ferien<br />
Wir mö<strong>ch</strong>ten von Orell-Füssli-Kundinnen und -Kunden wissen: Wel<strong>ch</strong>es ist<br />
Ihr liebstes Bu<strong>ch</strong>? Heute antwortet David Auf der Maur aus Guarda.<br />
Erik Brühlmann<br />
na<strong>ch</strong> Gran Canaria. Da kommt ihm die<br />
Bu<strong>ch</strong>handlung von Orell Füssli gerade gelegen,<br />
<strong>um</strong> si<strong>ch</strong> vor dem Flug no<strong>ch</strong> mit Lesefutter<br />
ein<strong>zu</strong>decken. «I<strong>ch</strong> lese eben sehr<br />
viel», sagt er, «Fa<strong>ch</strong>literatur rund <strong>um</strong> die<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aft, Ko<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>er, Krimis und<br />
am liebsten historis<strong>ch</strong>e Romane.» Mit digitalen<br />
Bü<strong>ch</strong>ern kann David Auf der Maur<br />
wenig anfangen: «I<strong>ch</strong> liebe es einfa<strong>ch</strong>, ein<br />
Bu<strong>ch</strong> in der Hand <strong>zu</strong> halten!» Und von der<br />
Hand wandern die Bü<strong>ch</strong>er dann in die eigene<br />
Bibliothek, denn in den allermeisten<br />
Fällen behält er, was er ge<strong>lesen</strong> hat. «I<strong>ch</strong><br />
finde es einfa<strong>ch</strong> toll, eine eigene Bibliothek<br />
<strong>zu</strong> haben.»<br />
i<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong>; wenn i<strong>ch</strong> den Film sehe, sehe<br />
i<strong>ch</strong> den Film. Oft haben beide Aufbereitungen<br />
eines Stoffs ihre Qualitäten, wenn au<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t unbedingt dieselben.»<br />
Konsequenterweise empfiehlt der Landwirt<br />
für unsere Rubrik au<strong>ch</strong> ein Bu<strong>ch</strong>, das<br />
sowohl in Bu<strong>ch</strong>form <strong>als</strong> au<strong>ch</strong> in der Verfilmung<br />
mit Ben Whishaw und Dustin Hoffman<br />
<strong>zu</strong> den Grosserfolgen zählt: «Das Parf<strong>um</strong>»<br />
von Patrick Süskind aus dem Jahr<br />
1985. Der Roman – der einzige, den Süskind<br />
je ges<strong>ch</strong>rieben hat – erzählt die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
von Jean-Baptiste Grenouille, der<br />
einen gerade<strong>zu</strong> phänomenalen Geru<strong>ch</strong>ssinn<br />
besitzt, jedo<strong>ch</strong> selbst ohne mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />
Eigengeru<strong>ch</strong> geboren wurde. Er bes<strong>ch</strong>liesst,<br />
grösster Parf<strong>um</strong>eur aller Zeiten<br />
<strong>zu</strong> werden. Für seine Vision, mit allen Mitteln<br />
das perfekte Parf<strong>um</strong> <strong>zu</strong> kreieren, wird<br />
er sogar z<strong>um</strong> Mörder – und muss erkennen,<br />
dass seine Kreation nur eine Illusion<br />
ist. «Wahnsinnig spannend ges<strong>ch</strong>rieben<br />
und total faszinierend!», findet David Auf<br />
der Maur.<br />
In der Filiale von Orell Füssli am Flughafen<br />
Kloten herrs<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong>weilen ein babylonis<strong>ch</strong>es<br />
Spra<strong>ch</strong>wirrwarr. Deuts<strong>ch</strong>, Englis<strong>ch</strong><br />
und Französis<strong>ch</strong> sind ebenso in Gebrau<strong>ch</strong><br />
wie Idiome, die ni<strong>ch</strong>t so lei<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> identifizieren<br />
sind. Kein Wunder, sind do<strong>ch</strong> die<br />
meisten Kundinnen und Kunden im wahrsten<br />
Sinn des Wortes auf der Dur<strong>ch</strong>reise.<br />
Das gilt au<strong>ch</strong> für den 42-jährigen David Auf<br />
der Maur. Der Landwirt aus dem Engadin<br />
ist eigentli<strong>ch</strong> auf dem Weg in die Ferien<br />
Bei der Auswahl seiner Bü<strong>ch</strong>er verlässt<br />
si<strong>ch</strong> David Auf der Maur auf seine Intuition:<br />
«Entweder gefällt mir das Cover, oder<br />
der Titel fasziniert mi<strong>ch</strong> – und meistens ist<br />
das dann eine gute Wahl.» Zu seinen Lieblingsautoren<br />
gehören Ken Follett, Donna<br />
Leon, Dick Francis und Paulo Coelho. «Gefällt<br />
mir das Bu<strong>ch</strong> eines Autors, lese i<strong>ch</strong> oft<br />
au<strong>ch</strong> alle anderen von ihm», so der 42-Jährige,<br />
der au<strong>ch</strong> kein Problem mit Literaturverfilmungen<br />
hat. «I<strong>ch</strong> gehe da ganz unbefangen<br />
heran. Wenn i<strong>ch</strong> das Bu<strong>ch</strong> lese, lese<br />
Das Parf<strong>um</strong><br />
Patrick Süskind<br />
319 Seiten<br />
CHF 17.90<br />
Diogenes<br />
Geniessen Sie spontane und<br />
spannende Ausflüge ohne<br />
zeitraubende Vorbereitungen.<br />
Verwöhnen Sie kulinaris<strong>ch</strong><br />
eine Gruppe mit neuen Ideen<br />
und einer stressfreien Planung.<br />
Die Freizeitführer des<br />
Werd Verlags helfen Ihnen<br />
dabei und sind Ihre si<strong>ch</strong>eren<br />
Begleiter.<br />
JUDITH GMÜR I KARIN PREDIERI<br />
Feine Rezepte und praktis<strong>ch</strong>e Tipps<br />
für Lager, S<strong>ch</strong>ulen, Mittagstis<strong>ch</strong>e,<br />
Kantinen, Feste und grosse Familien.<br />
Mit farbigen Illustrationen und Spiralbindung.<br />
ISBN 978-3-85932-704-7<br />
URSULA KOHLER<br />
20 zweitägige Ausflüge mit Kind<br />
und Kegel.<br />
Zahlrei<strong>ch</strong>e Karten und farbige Abbildungen.<br />
ISBN 978-3-85932-700-9<br />
Wer Neues entdecken will, findet unter<br />
den 20 quasi pfannenfertigen zweitägigen<br />
Touren mit vielfältigen Varianten bestimmt<br />
immer wieder den passenden Ausflug.<br />
GABRIELLE ATTINGER<br />
20 neue Tipps für Kurzferien in<br />
der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
Zahlrei<strong>ch</strong>e farbige Abbildungen.<br />
ISBN 978-3-85932-699-6<br />
Wer diesen Reiseführer in der Hand hat,<br />
brau<strong>ch</strong>t nur no<strong>ch</strong> die Tas<strong>ch</strong>e <strong>zu</strong> packen<br />
und los geht’s – in rund<strong>um</strong> genussrei<strong>ch</strong>e,<br />
erholsame Kurzferien.<br />
Die Frage na<strong>ch</strong> dem «Was ko<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> heute?»<br />
erübrigt si<strong>ch</strong> mit diesem Bu<strong>ch</strong>. Freuen Sie si<strong>ch</strong><br />
auf strahlende Gesi<strong>ch</strong>ter und dankbare Komplimente<br />
an langen Esstis<strong>ch</strong>en. und bewertet.<br />
werdverlag.<strong>ch</strong>
46 | Ko<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>er <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Ein kulinaris<strong>ch</strong>es Mosaik<br />
Jerusalem ist ein Brennpunkt vieler Mens<strong>ch</strong>engruppen. Dies hat <strong>zu</strong> andauernden Konflikten, aber au<strong>ch</strong><br />
<strong>zu</strong> einer Konzentration von Ko<strong>ch</strong>traditionen geführt. Yotam Ottolenghi zeigt mit seinen Ko<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>ern,<br />
dass Völkerverständigung dur<strong>ch</strong> den Magen gehen kann.<br />
Markus Ganz<br />
Yotam Ottolenghi: «Wir bemühen uns <strong>zu</strong> überras<strong>ch</strong>en<br />
und die Neugierde <strong>zu</strong> wecken.»<br />
Eine einzige für Jerusalem typis<strong>ch</strong>e Kü<strong>ch</strong>e<br />
kann es ni<strong>ch</strong>t geben. In der jahrtausendealten<br />
Stadt leben Angehörige vers<strong>ch</strong>iedener<br />
Strömungen des Judent<strong>um</strong>s und des<br />
Islams, aber au<strong>ch</strong> grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>- und russis<strong>ch</strong>-orthodoxe<br />
Christen, <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>e Araber<br />
oder Kopten. Sie alle pflegen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e<br />
Ko<strong>ch</strong>traditionen, die von ihrer<br />
geografis<strong>ch</strong>en, kulturellen und religiösen<br />
Herkunft geprägt sind. Trotz dieser Vielfalt<br />
kann man aber au<strong>ch</strong> Gemeinsamkeiten<br />
finden. Das zeigen Yotam Ottolenghi und<br />
Sami Tamimi mit ihrem aussergewöhnli<strong>ch</strong>en<br />
Ko<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong> «Jerusalem».<br />
Freunds<strong>ch</strong>aft in London<br />
Yotam Ottolenghi wurde 1968 <strong>als</strong> Sohn einer<br />
deuts<strong>ch</strong>en Mutter und eines italienis<strong>ch</strong>en<br />
Vaters im jüdis<strong>ch</strong> geprägten West-<br />
Jerusalem geboren; der glei<strong>ch</strong>altrige<br />
Palästinenser Sami Tamimi wu<strong>ch</strong>s <strong>zu</strong>r selben<br />
Zeit im muslimis<strong>ch</strong>en Ost-Jerusalem<br />
auf. Die beiden sind einander dort nie begegnet.<br />
Zufällig lernten sie einander 1999<br />
in London kennen, wo Yotam Ottolenghi<br />
eine Ko<strong>ch</strong>ausbildung absolviert hatte. Zusammen<br />
eröffneten sie 2002 eine Bar,<br />
dann kam ein Restaurant hin<strong>zu</strong>. Mittlerweile<br />
besitzen sie deren vier – denn die<br />
© Ri<strong>ch</strong>ard Learoyd / Dorling Kindersley<br />
ges<strong>ch</strong>macksintensiven Kreationen ihrer<br />
mediterran-orientalis<strong>ch</strong>en Kü<strong>ch</strong>e stiessen<br />
in der britis<strong>ch</strong>en Hauptstadt auf grosse Begeisterung.<br />
«Wir bemühen uns <strong>zu</strong> überras<strong>ch</strong>en<br />
und die Neugierde <strong>zu</strong> wecken»,<br />
s<strong>ch</strong>reiben sie auf ihrer Website.<br />
Kräftig und kühn<br />
Um diese Ziele <strong>zu</strong> errei<strong>ch</strong>en, setzen sie<br />
«kräftige Aromen und kühne Farbkombinationen»<br />
ein, <strong>als</strong> Lieblings<strong>zu</strong>taten nennen<br />
sie Zitrone, Granatapfel, Knoblau<strong>ch</strong> und<br />
Chili. Die bald landesweite Popularität ihrer<br />
Kü<strong>ch</strong>e ist au<strong>ch</strong> darauf <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen,<br />
dass si<strong>ch</strong> Yotam Ottolenghi mit einer Kol<strong>um</strong>ne<br />
im Wo<strong>ch</strong>enend-<strong>Magazin</strong> von «The<br />
Guardian» einen Namen gema<strong>ch</strong>t hat. Er<br />
bes<strong>ch</strong>reibt dort auf z<strong>um</strong> Ko<strong>ch</strong>en verführende<br />
Weise, wie s<strong>ch</strong>mackhaft vegetaris<strong>ch</strong>e<br />
Geri<strong>ch</strong>te sein können. Dies führte <strong>zu</strong><br />
zwei Ko<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>ern, die international auf<br />
grosse Bea<strong>ch</strong>tung stiessen: «Genussvoll<br />
vegetaris<strong>ch</strong> – mediteran. orientalis<strong>ch</strong>. raffiniert»<br />
und «Das Ko<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong> – mediteran.<br />
orientalis<strong>ch</strong>. raffiniert».<br />
Kindheitserinnerungen<br />
Das neuste Ko<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong> hat Yotam Ottolenghi<br />
nun mit seinem Freund und Ges<strong>ch</strong>äftspartner<br />
Sami Tamimi ges<strong>ch</strong>affen. «Jerusalem»<br />
sei eine Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> den wundervollen Ges<strong>ch</strong>mackserlebnissen<br />
ihrer Kindheit, erklären<br />
die beiden in der Einführung. Neben<br />
traditionellen Geri<strong>ch</strong>ten, die sie<br />
teilweise heutigen Essgewohnheiten anpassten,<br />
bieten sie au<strong>ch</strong> eigene Rezepte,<br />
die von dieser Stadt inspiriert wurden. Der<br />
grossformatige Bildband besti<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t nur mit appetitanregend bebilderten<br />
Geri<strong>ch</strong>ten wie Mangoldku<strong>ch</strong>en, ges<strong>ch</strong>morten<br />
Wa<strong>ch</strong>teln mit Aprikosen, Korinthen<br />
und Tamarinde oder gefüllten Quitten. Eindrückli<strong>ch</strong><br />
sind – neben stimmungsvollen<br />
Fotos aus dem Leben in Jerusalem – au<strong>ch</strong><br />
die Texte, die oft weit übers Kulinaris<strong>ch</strong>e<br />
hinausgehen.<br />
Kulinaris<strong>ch</strong>e Wege<br />
Zu den erklärten Lieblingsrezepten der Autoren<br />
gehört ein einfa<strong>ch</strong>es Couscous mit<br />
Tomaten und Zwiebeln. Es basiert auf einem<br />
Geri<strong>ch</strong>t aus Samis Kindheit, das ihm<br />
seine Mutter Na’ama im muslimis<strong>ch</strong>en<br />
Ostjerusalem ko<strong>ch</strong>te. Im selben Zeitra<strong>um</strong><br />
ass Yotam im jüdis<strong>ch</strong>en Westteil der Stadt<br />
oft ein ähnli<strong>ch</strong>es Geri<strong>ch</strong>t, das ihm sein Vater<br />
Mi<strong>ch</strong>ael <strong>zu</strong>bereitete. Do<strong>ch</strong> statt Couscous<br />
verwendete dieser Ptitim, kleine<br />
Pastakugeln. «Die eine Variante s<strong>ch</strong>meckte<br />
so herrli<strong>ch</strong> wie die andere», s<strong>ch</strong>reiben die<br />
Autoren und s<strong>ch</strong>lagen den Bogen no<strong>ch</strong><br />
weiter: In der Kü<strong>ch</strong>e der libys<strong>ch</strong>en Juden<br />
gebe es ein ähnli<strong>ch</strong>es Geri<strong>ch</strong>t wie das von<br />
Mi<strong>ch</strong>ael. Es heisse Shorba und widerspiegle<br />
die Zeit der italienis<strong>ch</strong>en Besat<strong>zu</strong>ng in<br />
Libyen im frühen 20. Jahrhundert. Mi<strong>ch</strong>aels<br />
Ptitim sei <strong>als</strong>o mögli<strong>ch</strong>erweise von der<br />
libys<strong>ch</strong>en Kü<strong>ch</strong>e in Jerusalem beeinflusst,<br />
die ihrerseits wieder<strong>um</strong> italienis<strong>ch</strong>e Spuren<br />
aufweise. «Und das Sahnehäub<strong>ch</strong>en<br />
auf diesem interkulturellen Ku<strong>ch</strong>en: Mi<strong>ch</strong>aels<br />
Grossonkel Aldo Ascoli war Admiral<br />
der italienis<strong>ch</strong>en Marine, die 1911 in Tripolis<br />
einfiel und Libyen besetzte.»<br />
Jerusalem –<br />
Das Ko<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong><br />
Yotam Ottolenghi<br />
und Sami Tamimi<br />
318 Seiten<br />
CHF 36.90<br />
Dorling<br />
Kindersley<br />
Genussvoll vegetaris<strong>ch</strong> –<br />
mediterran. orientalis<strong>ch</strong>.<br />
raffiniert<br />
Yotam Ottolenghi<br />
287 Seiten<br />
CHF 36.90<br />
Dorling<br />
Kindersley<br />
Das Ko<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong> –<br />
mediteran. orientalis<strong>ch</strong>.<br />
raffiniert<br />
Yotam Ottolenghi<br />
303 Seiten<br />
CHF 37.90<br />
Dorling<br />
Kindersley
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf Ko<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>er | 47<br />
Für Sie probiert: Ges<strong>ch</strong>mortes<br />
Kalbfleis<strong>ch</strong> mit Dörrpfla<strong>um</strong>en<br />
und Lau<strong>ch</strong><br />
Rezept aus dem nebenan bespro<strong>ch</strong>enen Bu<strong>ch</strong> «Jerusalem»<br />
Die Kü<strong>ch</strong>e der «Spanioli» – sephardis<strong>ch</strong>e<br />
Juden, die seit vielen Generationen in Jerusalem<br />
ansässig sind – ist etwas ganz Besonderes.<br />
Die ersten Spanioli kamen im<br />
Zug der Judenvertreibung 1492 ins Land,<br />
oft ni<strong>ch</strong>t auf dem direkten Weg aus Spanien,<br />
sondern über andere Länder. Daher ist<br />
ihre Art <strong>zu</strong> ko<strong>ch</strong>en von vielen Traditionen<br />
beeinflusst, die sie auf ihrem Weg na<strong>ch</strong><br />
Jerusalem kennenlernten. Inzwis<strong>ch</strong>en sind<br />
in ihre Geri<strong>ch</strong>te au<strong>ch</strong> Elemente der as<strong>ch</strong>kenasis<strong>ch</strong>en<br />
Kü<strong>ch</strong>e eingeflossen – eine absolut<br />
faszinierende Mis<strong>ch</strong>ung. Typis<strong>ch</strong> für die<br />
sephardis<strong>ch</strong>e Tradition ist die Kombination<br />
von Fleis<strong>ch</strong> und getrockneten Frü<strong>ch</strong>ten,<br />
wie wir sie hier finden. Das unters<strong>ch</strong>eidet<br />
ihre Geri<strong>ch</strong>te deutli<strong>ch</strong> von der Kü<strong>ch</strong>e der<br />
Palästinenser, in der trotz man<strong>ch</strong>er Ähnli<strong>ch</strong>keiten<br />
Süsses nie mit Pikantem kombiniert<br />
wird.<br />
Für 4 Personen (rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>)<br />
Zutaten:<br />
110 ml Sonnenbl<strong>um</strong>enöl<br />
4 grosse S<strong>ch</strong>eiben Kalbshaxe<br />
mit Kno<strong>ch</strong>en (etwa 1 kg)<br />
2 grosse Zwiebeln (etwa 500 g),<br />
fein gehackt<br />
3 Knoblau<strong>ch</strong>zehen, zerdrückt<br />
100 ml trockener Weisswein<br />
250 ml Hühner- oder Rinderbrühe<br />
1 Dose Tomatenstücke (400 g)<br />
5 Zweige Thymian, die Blätter fein<br />
gehackt<br />
2 Lorbeerblätter<br />
S<strong>ch</strong>ale von 1 Bio-Orange, in Streifen<br />
abges<strong>ch</strong>ält<br />
2 kleine Zimtstangen<br />
½ TL gemahlener Piment<br />
2 Sternanis<br />
6 Stangen Lau<strong>ch</strong> (nur die weissen Teile),<br />
in 1 ½ cm breite Ringe ges<strong>ch</strong>nitten<br />
200 g Dörrpfla<strong>um</strong>en, entsteint<br />
Salz und s<strong>ch</strong>warzer Pfeffer<br />
Z<strong>um</strong> Servieren:<br />
120 g grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>es Joghurt<br />
2 EL fein gehackte glatte Petersilie<br />
2 EL abgeriebene Zitronens<strong>ch</strong>ale<br />
2 Knoblau<strong>ch</strong>zehen, zerdrückt<br />
Zubereitung:<br />
Den Backofen auf 180 °C vorheizen.<br />
In einer grossen Pfanne mit s<strong>ch</strong>werem Boden<br />
2 Esslöffel Öl erhitzen, das Fleis<strong>ch</strong> darin<br />
auf jeder Seite 2 Minuten bei starker<br />
Hitze anbraten, dana<strong>ch</strong> in einem Sieb abtropfen<br />
lassen.<br />
Den grössten Teil des Fetts wegs<strong>ch</strong>ütten.<br />
Erneut 2 Esslöffel Öl in der Pfanne erhitzen<br />
und darin die Zwiebeln mit dem Knoblau<strong>ch</strong><br />
etwa 10 Minuten bei mittlerer bis<br />
starker Hitze goldgelb anbraten. Dabei gelegentli<strong>ch</strong><br />
<strong>um</strong>rühren und den Bratensatz<br />
vom Boden lösen. Den Wein angiessen und<br />
3 Minuten bei starker Hitze ko<strong>ch</strong>en lassen,<br />
bis er fast vollständig verdampft ist. Die<br />
Hälfte der Brühe angiessen, Tomaten, Thymian,<br />
Lorbeerblätter, Orangens<strong>ch</strong>ale, die<br />
Gewürze, 1 Teelöffel Salz und etwas Pfeffer<br />
hin<strong>zu</strong>fügen, gut <strong>um</strong>rühren und aufko<strong>ch</strong>en<br />
lassen. Das Fleis<strong>ch</strong> in die Pfanne legen und<br />
in der Sauce wenden.<br />
Das Fleis<strong>ch</strong> mit der Sauce in eine ofenfeste<br />
Form füllen und glei<strong>ch</strong>mässig darin verteilen.<br />
Mit Alufolie abdecken und für 2½ Stunden<br />
in den Backofen s<strong>ch</strong>ieben. Gelegentli<strong>ch</strong><br />
prüfen, ob die Sauce ni<strong>ch</strong>t <strong>zu</strong> dick wird<br />
und am Rand verbrennt. Ist dies der Fall,<br />
etwas Wasser hin<strong>zu</strong>fugen. Das Fleis<strong>ch</strong> ist<br />
gar, wenn es si<strong>ch</strong> mühelos vom Kno<strong>ch</strong>en<br />
lösen lässt. Die Fleis<strong>ch</strong>stücke aus der Sauce<br />
nehmen und in einer grossen S<strong>ch</strong>üssel<br />
etwas abkühlen lassen. Das Fleis<strong>ch</strong> von<br />
den Kno<strong>ch</strong>en lösen und das Mark mit einem<br />
kleinen Messer aus den Kno<strong>ch</strong>en herauskratzen.<br />
Die Kno<strong>ch</strong>en wegwerfen.<br />
Das restli<strong>ch</strong>e Öl in einer Pfanne erhitzen,<br />
den Lau<strong>ch</strong> darin etwa 3 Minuten unter gelegentli<strong>ch</strong>em<br />
Rühren bei starker Hitze anbraten,<br />
dann <strong>zu</strong> der Sauce in die Form geben.<br />
In der Pfanne die Dörrpfla<strong>um</strong>en mit<br />
der restli<strong>ch</strong>en Brühe, dem ausgelösten<br />
Fleis<strong>ch</strong> und dem Kno<strong>ch</strong>enmark verrühren<br />
und ebenfalls in die Form geben. Mit Alufolie<br />
abdecken, die Form no<strong>ch</strong>m<strong>als</strong> für 1<br />
Stunde in den Backofen s<strong>ch</strong>ieben und ans<strong>ch</strong>liessend<br />
die Sauce no<strong>ch</strong> einmal abs<strong>ch</strong>mecken.<br />
Mit dem Joghurt garnieren und mit einer<br />
Mis<strong>ch</strong>ung aus Petersilie, Zitronens<strong>ch</strong>ale<br />
und Knoblau<strong>ch</strong> bestreuen; heiss servieren.<br />
Anmerkungen:<br />
Das Kalbfleis<strong>ch</strong> kann s<strong>ch</strong>on deutli<strong>ch</strong> früher<br />
gar sein, deshalb frühzeitig überprüfen.<br />
Als Beilage passt Trockenreis, den man<br />
beispielsweise mit Butter, gehackten Zwiebeln,<br />
gerösteten Mandelsplittern und Kardamom<br />
anrei<strong>ch</strong>ern kann.
48 | WETTBEWERB <strong>Books</strong> Nr. 2/2013<br />
Das Literatur-Kreuzworträtsel<br />
Unter den ri<strong>ch</strong>tigen Lösungen verlosen wir Guts<strong>ch</strong>einkarten von Orell Füssli:<br />
1. Preis: CHF 200.–, 2. Preis: CHF 100.–, 3. Preis: CHF 50.–, 4. bis 10. Preis: je CHF 20.–.<br />
✁<br />
Lösungswort:<br />
Vorname / Name<br />
Adresse<br />
Bis am 27. Juli 2013 in einer der Orell-Füssli-Filialen in Züri<strong>ch</strong>, Basel, Bern,<br />
Winterthur, Frauenfeld, am Flughafen Züri<strong>ch</strong> oder bei Rösslitor Bü<strong>ch</strong>er in St. Gallen<br />
abgeben – oder per E-Mail an: books@books.<strong>ch</strong>.<br />
Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.<br />
PLZ / Ort<br />
Alle Bü<strong>ch</strong>er finden Sie au<strong>ch</strong> auf VERANSTALTUNGEN | 49<br />
Veranstaltungen von Orell Füssli<br />
Mai<br />
16.<br />
Handanalysen mit<br />
Monika Hauser<br />
Filiale Marktgasse, Winterthur 17-20 h<br />
25.<br />
Märlis<strong>ch</strong>tund<br />
Juni<br />
1.<br />
Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />
Filiale Marktgasse, Winterthur Na<strong>ch</strong>mittag<br />
Theo der Bär kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />
6.<br />
9.<br />
Filiale Kramhof, Züri<strong>ch</strong> 13-15 h<br />
Theo der Bär kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />
Filiale am Bellevue, Züri<strong>ch</strong> 20.30 h<br />
«Züri<strong>ch</strong>» und «Basel»<br />
Mark van Huisseling und Alain Claude Sulzer<br />
<strong>lesen</strong> aus ihren Bü<strong>ch</strong>ern über ihre Städte<br />
11.<br />
Handanalysen mit Monika Hauser<br />
Filiale Marktgasse, Winterthur 17-20 h<br />
27.<br />
Märlis<strong>ch</strong>tund<br />
Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />
17. Kaufleuten, Pelikanplatz, Züri<strong>ch</strong> 20 h<br />
L-Reihe<br />
Lesung von Daniel Kehlmann, Veranstaltet mit<br />
der Filiale Kramhof<br />
25.<br />
Züri<strong>ch</strong> liest: Lesung und<br />
Diskussion mit Milena Moser<br />
Filiale Marktgasse, Winterthur 19 h<br />
1.<br />
Filiale Kramhof, Züri<strong>ch</strong> 13-15 h<br />
Theo der Bär kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />
August<br />
3.<br />
Theo der Bär kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />
31.<br />
Märlis<strong>ch</strong>tund<br />
Filiale Kramhof, Züri<strong>ch</strong> 13-15 h<br />
Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />
3.<br />
Filiale Rösslitor, St. Gallen 20 h<br />
Literaturcafé<br />
12.<br />
Lesezirkel<br />
Filiale Frauenfeld 19 h<br />
13. Filiale Marktgasse, Winterthur 17-20 h<br />
Handanalysen mit Monika Hauser<br />
29.<br />
Märlis<strong>ch</strong>tund<br />
Juli<br />
1.-7.<br />
3.<br />
Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />
Filiale Basel<br />
10 Jahre Orell Füssli Basel<br />
3-fa<strong>ch</strong>e Bookpoints aufs ganze Sortiment<br />
Glücksrad am 2., 4. und 7. Juli, jeweils<br />
16-19 h<br />
Filiale Basel 14-17 h<br />
Globi kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />
20 % Rabatt aufs Globi-Sortiment<br />
September<br />
1.-30.<br />
7.<br />
Filiale Kramhof, Züri<strong>ch</strong><br />
20-Jahr-Jubilä<strong>um</strong><br />
Diverse Veranstaltungen<br />
Filiale Marktgasse, Winterthur Na<strong>ch</strong>mittag<br />
Theo der Bär kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />
12. Filiale Marktgasse, Winterthur 17-20 h<br />
Handanalysen mit Monika Hauser<br />
21.<br />
Kaufleuten, Pelikanplatz, Züri<strong>ch</strong> 20 h<br />
L-Reihe: «Spre<strong>ch</strong>en wir über<br />
Eulen – und Diabetes»<br />
Lesung von David Sedaris, veranstaltet mit der<br />
Filiale Kramhof<br />
28.<br />
Märlis<strong>ch</strong>tund<br />
Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />
Oktober<br />
5.<br />
Filiale Marktgasse, Winterthur Na<strong>ch</strong>mittag<br />
Theo der Bär kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />
10. Filiale Marktgasse, Winterthur 17-20 h<br />
Handanalysen mit Monika Hauser<br />
26.<br />
Märlis<strong>ch</strong>tund<br />
Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />
30.<br />
Lesezirkel<br />
Filiale Frauenfeld 19 h<br />
November<br />
2.<br />
Filiale Marktgasse, Winterthur 13-16 h<br />
Globi kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />
14.<br />
Handanalysen mit Monika Hauser<br />
Filiale Marktgasse, Winterthur 17-20 h<br />
23.<br />
Märlis<strong>ch</strong>tund<br />
Filiale Frauenfeld 10.30 h<br />
23.<br />
Globi kommt <strong>zu</strong> Besu<strong>ch</strong><br />
Filiale Rosenberg, Winterthur 13-16 h<br />
25.<br />
L-Reihe: «Ein gutes Herz»<br />
Lesung von Leon de Winter, veranstaltet mit<br />
der Filiale Kramhof<br />
Kaufleuten, Pelikanplatz, Züri<strong>ch</strong> 20 h<br />
Mehr Veranstaltungen und Informationen finden Sie auf www.books.<strong>ch</strong>
GESCHICHTEN<br />
SPINNEN<br />
Hauptpreis:<br />
2 Überna<strong>ch</strong>tungen für<br />
2 Personen in der<br />
Literaturkü<strong>ch</strong>e in<br />
Bad Zurza<strong>ch</strong><br />
voralpen-express.<strong>ch</strong><br />
Der wettbewerb Kurzges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten-<br />
2013!
<strong>Books</strong> Nr. 2/2013 Kol<strong>um</strong>ne | 51<br />
S<strong>ch</strong>weizer Autorinnen und<br />
Autoren erzählen in «<strong>Books</strong>»,<br />
war<strong>um</strong> sie s<strong>ch</strong>reiben.<br />
Heute: Linus Rei<strong>ch</strong>lin<br />
würde sie Tee aus einem Samowar trinken<br />
und si<strong>ch</strong> überlegen, wohin die Reise <strong>als</strong><br />
nä<strong>ch</strong>stes führt, ob man einen Spaziergang<br />
z<strong>um</strong> Strand ma<strong>ch</strong>t oder ni<strong>ch</strong>t do<strong>ch</strong> lieber<br />
si<strong>ch</strong> ein Pferd mietet.<br />
Der s<strong>ch</strong>önste Ort <strong>um</strong> <strong>zu</strong> <strong>lesen</strong> ist für mi<strong>ch</strong><br />
ein fris<strong>ch</strong> bezogenes Hotelbett. Na<strong>ch</strong> einem<br />
guten Abendessen und rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> Wein legt<br />
man si<strong>ch</strong> kurz vor Mitterna<strong>ch</strong>t in die duftenden<br />
Laken, und im S<strong>ch</strong>ein der Na<strong>ch</strong>ttis<strong>ch</strong>lampe<br />
versinkt man in dem Bu<strong>ch</strong>, das<br />
man gerade liebt, folgt dem Helden auf seinen<br />
Wegen und wird von Seite <strong>zu</strong> Seite<br />
müder.<br />
Es ist mein erklärtes Ziel, Bü<strong>ch</strong>er <strong>zu</strong> s<strong>ch</strong>reiben,<br />
die den Lesern in einem Hotelbett<br />
sol<strong>ch</strong>e Glücks- und Geborgenheitsgefühle<br />
vers<strong>ch</strong>affen. Obwohl aber das Bett der primäre<br />
Ort der Leselust ist, soll man meine<br />
Bü<strong>ch</strong>er natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> in der Hotellobby<br />
<strong>lesen</strong> können oder in der Hotelbar, meinetwegen<br />
au<strong>ch</strong> im Speisesaal – Hauptsa<strong>ch</strong>e<br />
Hotel. Literatur und Hotels gehören untrennbar<br />
<strong>zu</strong>sammen, nirgendwo sind Bü<strong>ch</strong>er<br />
so sehr Bü<strong>ch</strong>er wie in Hotels, und<br />
keine Bibliothek ist so verlockend und<br />
abenteuerli<strong>ch</strong> wie die in einem Hotel. Literatur<br />
ist immer Aufbru<strong>ch</strong>, mit dem ersten<br />
Satz packen Autor und Leser glei<strong>ch</strong>ermassen<br />
ihr Bündel und betreten fremde Welten.<br />
Und wo stimmt das besser mit der<br />
Wirkli<strong>ch</strong>keit überein <strong>als</strong> eben in einem Hotel,<br />
in dem auf den Aufbru<strong>ch</strong> die Ruhe folgt<br />
und man bestenfalls in einem Kaminzimmer<br />
in einem englis<strong>ch</strong>en Ohrensessel sitzt<br />
und den Roman weiterliest, der nun glei<strong>ch</strong>falls<br />
na<strong>ch</strong> dem Aufbru<strong>ch</strong> in eine Phase der<br />
Ruhe eingetreten ist, in der die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
vorübergehend an Tempo verliert, so <strong>als</strong><br />
S<strong>ch</strong>ade für den S<strong>ch</strong>riftsteller ist nur, dass<br />
er immer ein biss<strong>ch</strong>en weniger Reisender<br />
ist <strong>als</strong> der Leser. Er ist gewissermassen der<br />
Reiseleiter und kennt deswegen sämtli<strong>ch</strong>e<br />
Sehenswürdigkeiten und Aussi<strong>ch</strong>tspunkte<br />
s<strong>ch</strong>on. Zweifellos ist das Auftau<strong>ch</strong>en der<br />
Pyramiden aus dem Kairoer Smog morgens<br />
<strong>um</strong> halb se<strong>ch</strong>s au<strong>ch</strong> für ihn immer<br />
wieder ein Ereignis, aber es ist eben ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr so überras<strong>ch</strong>end wie für den Reisenden,<br />
der es z<strong>um</strong> ersten Mal sieht. Und<br />
selbst wenn der Reiseleiter – beispielsweise<br />
bei einem Trekking-Urlaub – ebenfalls,<br />
wie der Reisende, z<strong>um</strong> ersten Mal unbekanntes<br />
Terrain betritt, wenn er <strong>als</strong>o vorangeht<br />
und mit der Ma<strong>ch</strong>ete den Weg freihackt,<br />
ist für ihn das Erlebnis des Neuen<br />
mit Arbeit verbunden, während der Reisende<br />
hinter ihm auf dem fris<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>lagenen<br />
Weg das Neue mühelos geniessen<br />
kann. Der S<strong>ch</strong>riftsteller arbeitet, der Leser<br />
geniesst, und deswegen ist es nur gere<strong>ch</strong>t,<br />
dass er für den Genuss etwas bezahlt. I<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>reibe, damit Mens<strong>ch</strong>en in Hotels meine<br />
Bü<strong>ch</strong>er <strong>lesen</strong>, für die sie <strong>zu</strong>vor bezahlt haben.<br />
Mit einem Teil des so verdienten Geldes<br />
beglei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> meinerseits die Re<strong>ch</strong>nung<br />
des Hotels, in dem i<strong>ch</strong> wieder<strong>um</strong> das<br />
Bu<strong>ch</strong> eines Kollegen lese, mit dem Unters<strong>ch</strong>ied,<br />
dass i<strong>ch</strong> meistens für die Bü<strong>ch</strong>er<br />
von Kollegen ni<strong>ch</strong>ts bezahlen muss, weil<br />
i<strong>ch</strong> sie mir auf irgendeinem Weg ers<strong>ch</strong>norre.<br />
Dadur<strong>ch</strong> spare i<strong>ch</strong> im Jahr rund 500<br />
Franken an Bü<strong>ch</strong>erkosten. Man könnte<br />
<strong>als</strong>o au<strong>ch</strong> sagen: I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>reibe, <strong>um</strong> <strong>zu</strong> sparen,<br />
au<strong>ch</strong> beispielsweise S<strong>ch</strong>lusspointen.<br />
Linus Rei<strong>ch</strong>lin<br />
Linus Rei<strong>ch</strong>lin, 56, kam in Aarau <strong>zu</strong>r Welt<br />
und lebt heute in Berlin. Bekannt wurde<br />
er erst <strong>als</strong> Journalist, dann <strong>als</strong> Kol<strong>um</strong>nist –<br />
und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> <strong>als</strong> S<strong>ch</strong>riftsteller. Für «Die<br />
Sehnsu<strong>ch</strong>t der Atome» erhielt er 2009 den<br />
Deuts<strong>ch</strong>en Krimipreis.<br />
Das Leu<strong>ch</strong>ten in der Ferne<br />
299 Seiten<br />
CHF 29.90<br />
Galiani<br />
© Susanne S<strong>ch</strong>leyer
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