Das Magazin von Schwaben für Schwaben - BOA - Baden ...
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<strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>von</strong> <strong>Schwaben</strong> <strong>für</strong> <strong>Schwaben</strong><br />
Heft Nr. 1 www.die-schwaben-und-ihre-welt.de Februar 2002<br />
Die erste Ausgabe<br />
Hinfahren lohnt sich - <strong>Das</strong> Große Lautertal im Winter<br />
Also, das ist sie nun, die erste Ausgabe<br />
des „Intelligenzblattes <strong>für</strong> <strong>Schwaben</strong><br />
und solche, die es gerne wären. Wie so<br />
oft war die Idee schnell geboren, die<br />
Umsetzung dann aber mühsamer als<br />
ursprünglich gedacht. Aber was versprochen<br />
ist, wird auch gehalten. Nicht<br />
nur aus schwäbischem Pflich- und Ehrgefühl<br />
aus, sondern weil es Spaß macht<br />
über die Heimat zu schreiben und dabei<br />
mit vielen netten <strong>Schwaben</strong> in Kontakt<br />
zu kommen, <strong>von</strong> denen so manche<br />
auch Gewichtiges zu sagen haben.<br />
Allen diesen soll das Schwobablättle als<br />
nicht allzu ernst gemeinte Plattform dienen,<br />
um Weisheiten <strong>von</strong> und über die<br />
<strong>Schwaben</strong> los zu werden. Es soll als<br />
gemeinsames Kind angenommen werden,<br />
das viele Mütter und Väter hat,<br />
aber gemeinsam erzogen werden soll.<br />
Also lasst <strong>von</strong> euch hören, Kritik, Anregungen,<br />
Ideen, alles ist willkommen.<br />
Wer mag, schreibt im Dialekt, wer kann<br />
in Schriftdeutsch.<br />
Michael Saettler<br />
Schloss Grafeneck<br />
Schloss Mochental<br />
Passend zur Jahreszeit möchte ich einen<br />
Spaziergang im Wolfstal, einem<br />
Seitental der Großen Lauter empfehlen.<br />
Überwältigend ist dort der Anblick der<br />
blühenden Märzenbecher , welche regelrechte<br />
Teppiche an den lichten Hängen<br />
bilden. Lauteraufwärts und auf der<br />
anderen Talseite zieht sich das Bärental<br />
auf die Albhochfläche hinauf. Dort<br />
blühen ebenfalls in großer Zahl Schneeglöckchen.<br />
In dieser Zeit hat das Lautertal<br />
seinen ganz eigenen Reiz, ohne sommerlichen<br />
Radler- und Wanderertrubel.<br />
So recht was <strong>für</strong> tiefsinnige Betrachtungen<br />
und philosophische Gedanken<br />
über die <strong>Schwaben</strong> und ihre Welt.<br />
Sollte das Wetter aber recht ungemütlich<br />
werden und eigentlich zu keinen<br />
Frischluftaktivitäten einladen,<br />
möchte ich dennoch zu einem Besuch<br />
des Lautertales raten. Gibt es doch im<br />
Lautertal und in seiner näheren Umgebung<br />
recht interessante Örtlichkeiten,<br />
deren Besichtigung auf jeden Fall lohnend<br />
sind. Abgesehen <strong>von</strong> den unzähligen<br />
Ruinen im Lautertal möchte ich<br />
zum Besuch des Schlosses Grafeneck ,<br />
einem ehemaligen Lust- und Jagdschloss<br />
der württembergischen Herzöge,<br />
raten. Im Zweiten Weltkrieg gelangte<br />
Grafeneck zu einer traurigen Berühmtheit.<br />
Wurden doch dort fast<br />
11.000 psychisch kranke und pflegebedürftige<br />
Menschen ermordet und ihre<br />
Leichname verbrannt. Mittlerweile ist in<br />
das Schloss die Samariterstiftung der<br />
Evangelischen Landeskirche eingezogen.<br />
Die Gedenkstätte Grafeneck zeigt<br />
uns mahnend zu was Menschen fähig<br />
sein können. Und keiner behaupte da,<br />
dass so etwas nicht mehr geschehen<br />
kann.<br />
Zur Aufheiterung des Gemütes nach<br />
einem Besuch <strong>von</strong> Grafeneck möchte<br />
ich die Besichtigung des Schlosses<br />
Mochental, kurz vor der Einmündung<br />
der Lauter in die Donau, empfehlen.<br />
Mochental war ursprünglich der Sommersitz<br />
der Zwiefalter Äbte. Heute ist<br />
eine sehenswerte Kunstgalerie<br />
in dem riesigen<br />
Gebäudekomplex untergebracht.<br />
Bei einem<br />
Besuch unbedingt auch<br />
die Schlosskapelle besichtigen.<br />
Michael Saettler<br />
Märzenbecher im Wolfstal<br />
Zum Titelbild<br />
Am Aschermittwoch ist alles vorüber. Geldbeutelwäsche im Schwarzwaldstädtchen<br />
Wolfach mit Wehklagen und Zähneklappern.<br />
Februar 2002 Schwobablättle 1
Kultur<br />
<strong>Das</strong> KAOS-DUO<br />
- oder, handgemachte Musik<br />
und schwäbische Text<br />
Kaum oiner hätt es vor ca. 4 Johr<br />
glaubt, als sich Uli Pohl ond Marcel<br />
Schindling zom erschta mol als KAOS-<br />
DUO auf a Bühne gsetzt hend ond<br />
oifach des gspielt hend, was dene zwoi<br />
grad eifällt: Nichtschwoba ond<br />
Schwoba warat begeischtert.<br />
Noch de erschte Auftritt hot sich<br />
aber no ebbas sonderbares ereignet.<br />
Dr Marcel - koi Schwob sondern a<br />
Hesse - ond dr Uli - a echter Schwob -<br />
hend oi Zugab noch dr andara spiela<br />
müssa. Eigfalla ischt dene noch 6 Zugabe<br />
nex meh neis. Was doa....<br />
No hend se halt des Publikum gfrogt,<br />
ob denen was eifällt, was se spiela sollat.<br />
„Zom 10 mol des Liead vom warma<br />
Leberkäs ischt au bled“ hot dr Uli<br />
gmoint.<br />
Jetzt kamat die Lieader wie: Marmor<br />
Stein ond Eisa bricht - Marina - Mary<br />
Lou - ond so fort.<br />
Diea Lieder hend diea zwoi scho<br />
spiela kenna, bloß die Text warat halt<br />
et auf Schwäbisch.<br />
Noch de erschte Takt hend se halt a<br />
bissle improvisiert ond auf oimol warat<br />
des ällas Leberkäs-Lieader. Des Publikum<br />
hot tobt ond batscht ond die<br />
Leberkäs-Hitparade war geboren.<br />
Natürlich hend diea zwoi no andere<br />
Lieder mit dr Zeit gschrieba. Der schwäbische<br />
Alltag gibt ja gnuag Stoff <strong>für</strong> Lieder<br />
her.<br />
So gibt’s do Lieader über der Stau<br />
am Aichelberg, Rentnerclub auf großer<br />
Fahrt, Dubber-Party, Aerobic, Mir send<br />
de letzschte en dr Boiz, I ben an Älbler,<br />
Die Heimwerker (Mei blauer Anton<br />
ond I)<br />
Sonntagmorga auf meim Bänkle, Dr<br />
Herbscht .......... ond no viel meh.<br />
Mittlerweile gibt’s dia Lieader au auf<br />
CD. (Ällas Leberkäs / Zwerga-Aufstand )<br />
Mit ma o´wahrscheinlich engaschierta<br />
Fanclub em Rücka send dann au<br />
Auftritt beim Fernsehen in der Vorderpfalz,<br />
Interviews beim SWR 4, Auftritte<br />
bei den Sendung <strong>von</strong> Wolfgang Walker<br />
ond beim SWR 4 in Tübinga em<br />
Casino komma.<br />
Als dann am 18. Januar des Fernseha<br />
-SWR 3 BW- a<strong>für</strong> die Sendung<br />
„G´schätzt ond g´lacht“ mit em KAOS-<br />
DUO aufzeichnet hot, die am 1. Februar<br />
g´sendat wurde, ischt dr Knota<br />
platzt.<br />
Jetzt kennt mr des KAOS-DUO ond<br />
des Liead vom warma Leberkäs em<br />
ganza Ländle.<br />
Weitere Informationa erhält mr auf<br />
der Homepage www.kaos-duo.de<br />
Oder direkt bei<br />
Aus dem Programm <strong>von</strong><br />
Musekater ProMotion<br />
Musekater ProMotion<br />
Stellebergstr. 4<br />
73092 Heiningen<br />
Tel: 07161 / 94 17 90<br />
Redaktion<br />
Kultur ond Musik<br />
Auguscht Leberle<br />
2 Schwobablättle Februar 2002
Geschichten<br />
Mit Hend ond Fiaß!<br />
Vor a paar Jôhr, also s‘ isch scho a<br />
Weile her, semmer mit dr Verwandtschaft<br />
nôch Italien gfahra, besser gsait<br />
an dr Comersee. Mir hend au môl em<br />
sonniga Sida Urlaub mache‘ wella. Mir<br />
hend a guats Quartier gfonda.<br />
Landschaflich Spitze, Zimmer send sauber<br />
gwäe‘ ond dia Vetterle‘ ond Bäsle‘<br />
hend em Hof zelta därfa. Bloß ois isch<br />
schlemm gwäe‘: Schwäbisch em Ausland<br />
– dees war oi Katastroph. Koi<br />
Mensch hôt ons vrstande‘. Oimôl hat s<br />
Biable vo meim Bruder Fiaber kriagt<br />
ond mir hend verzweiflet Zäpfle‘<br />
braucht. Aber dr Apotheker hôt ons et<br />
vrstande‘. Ich hans uff franzesisch probiert,<br />
aber nix compris. Nô‘ han-e uff<br />
oimôl mit de Zäh a‘fange‘ klappra ond<br />
han an tolla Schüttelfroscht na‘glegt.<br />
Nô‘ hemmer onsre Fiaberzäpfle ghet.<br />
Mit em Esse‘ wars au so a Sach. Viel<br />
Spaghetti ond italienische Sache‘, mô<br />
de dr Name‘ schier et rausbrôcht hôsch.<br />
Heit isch des andersch, aber selbigsmôl<br />
hemmer 1968 gschriabe‘. Mei<br />
Schweschtr hôt gmoint, ihra hanget dia<br />
Nudla schau‘ zo de Aura raus, sui wett<br />
so gern amôl wieder a Geggele. Aber<br />
wia brengt mr des dr Bedienung bei?<br />
Zersch hôt se gsait, se will ein Hähnchen.<br />
Nix. ‘s hôt et gschalte‘. Nô‘ isch<br />
mer des beim Apotheker eigfalle‘ ond i<br />
han mei Schweschtr dementsprechend<br />
informiert. Ond na‘ hôt se a’gfange‘<br />
Kikeriki zom Schreie‘ ond mit de Hend<br />
zom Flattere‘, i han gmoint, se leg glei<br />
a Oi. Aber s hot gholfae‘. Si si hôt Bedienung<br />
gsait ond ibers ganze Gsicht<br />
glachet. Jetz hemmers, hemmer<br />
gmoint! Nôch a ma Weile isch se wieder<br />
dôgstande‘ ond schlag mers<br />
Blechle! hôt an Teller drbei ghet - mit<br />
Spiegeloier.<br />
Marliese Gross<br />
Die böse Witwe <strong>von</strong><br />
Heilbronn<br />
In schwäbischen Städten und Dörfern<br />
sah es früher übel aus. Mehr oder<br />
weniger große Misthaufen erhoben<br />
sich vor den Häusern und Rossbollen<br />
lagen überall herum. Die Leute leerten<br />
das Nachtgeschirr, den Potschamber,<br />
aufs Trottoir und die Gäule seichten auf<br />
die Straße. Städte und Dörfer stanken<br />
und Menschen und Tiere<br />
auch.<br />
Da ereignete sich unvorhergesehen<br />
in Heilbronn ein<br />
merklicher Wandel was die<br />
Sauberkeit betraf. Im Nachhinein<br />
betrachtet, begann es, als<br />
die Heinzelmännchen zu Köln<br />
wegen der neugierigen Frau,<br />
die ihnen Erbsen gestreut<br />
hatte, aus der Stadt zogen.<br />
Ein paar <strong>von</strong> ihnen<br />
mussten nach<br />
Heilbronn gekommen<br />
sein.<br />
Es begann damit,<br />
dass der<br />
größte Misthaufen<br />
der Stadt,<br />
der des Gastwirts,<br />
eines morgens hinter das<br />
Haus geschichtet war. Am nachfolgenden<br />
Morgen war an dessen Stelle ein<br />
Blumengärtle angelegt und bei seinem<br />
Nachbarn war der Mist hinters Haus<br />
gewandert. Gäste der Wirtschaft, die<br />
spät in der Nacht nach Hause torkelten,<br />
glaubten auch kleine Männchen<br />
über die Gassen und um die Häuser<br />
huschen gesehen zu haben.<br />
Die Heinzelmännchen arbeiteten<br />
Nacht <strong>für</strong> Nacht. Die Misthaufen verschwanden<br />
einer nach dem andern, die<br />
Rossbollen wurden zusammengetragen<br />
und ordentlich in Eimer gefüllt, die eigentlich<br />
<strong>für</strong> Schlachtabfälle, den Kutter,<br />
vorgesehen waren. Blumenbeete entstanden<br />
vor den Häusern und saubere<br />
Gartenzäune trennten sie vom Gehweg.<br />
Zwischen diesem, dem Trottoir,<br />
und der Fahrstraße wurde ein kleiner<br />
Graben, der Straßenkandel, ausgehoben.<br />
Hier flossen jetzt Regenwasser und<br />
Seiche ab. Küchenabfälle, die man täglich<br />
vor die Haustür warf, wurden nächtens<br />
zusammengefegt und landeten auf<br />
dem Mist hinterm Haus. Nach kurzer<br />
Zeit waren alle Straßen sauber und aus<br />
den Gärtlein duftete es nach Rosen.<br />
Dank des Kandel waren Trottoir und<br />
Straße trocken und die Leute besudelten<br />
sich nicht mehr ihre Kleidung bis zu<br />
den Knien mit stinkendem Matsch. Die<br />
Stadt Heilbronn mitsamt ihrer Bürger<br />
war zur saubersten Stadt im ganzen<br />
<strong>Schwaben</strong>land geworden. Als sich dies<br />
bei den Nachbarstädten herumsprach,<br />
bemühten sich deren Bewohner es<br />
gleich zu tun. Doch da sie keine hilfreichen<br />
Zwerglein beherbergten, gelang<br />
das nur zum Teil und nur sehr langsam.<br />
Nun lebte in Heilbronn im alten Pfarrhaus<br />
noch die Witfrau des verstorbenen<br />
Pfarrers. <strong>Das</strong> war eine arg böse Person.<br />
Vor dem Kirchgang Sonntags ließ<br />
sie jeden wissen, der es hören wollte<br />
oder auch nicht, dass die Frau des Müllers<br />
gar net so krank sei. Die sei bloß zu<br />
faul um <strong>von</strong> der Mühle zur Kirche in die<br />
Stadt zu gehen. Und nach dem Gottesdienst<br />
meinte sie zu den Heimstrebenden,<br />
dass die Predigten des neuen<br />
Pfarrers lang net so zu Herzen gingen,<br />
wie die ihres verstorbenen Mannes,<br />
Gott-hab-ihn-selig!<br />
Diese Pfarrerswitwe versteckte eines<br />
Abends ein Stückchen Eierschale im<br />
Hauseck hinter dem Kuttereimer. Als<br />
am Morgen die Schale noch dort lag,<br />
lief sie eilig zu ihrer Nachbarin. „Sie,<br />
Frau Nachbarin, kommet Se doch mal<br />
gschwind und sehet sich die Sauerei<br />
an!“ An der Schürze zog sie diese hinter<br />
sich her zum Kuttereimer. „Da, sehet<br />
Se no,“ und deutete auf das Splitterchen<br />
Eierschale. „Hier isch nicht gefegt worden<br />
letschte Nacht. I han die Eierschal<br />
geschtern Abend extra hierher glegt,<br />
und was isch: Net gfegt hend se!“ -<br />
„Aber so schlimm isch des doch au net,<br />
Februar 2002 Schwobablättle 3
Frau Pfarrin,“ entgegnete die Nachbarin,<br />
„’s ander mal feget se au do,“ und<br />
kehrte zurück in ihr Haus.<br />
Die Witfrau ging in Pfarrhaus hinein<br />
und in die Stube. Hier nahm sie ein<br />
Brieflein und schrieb mit dem Bleistift<br />
darauf: HIER WURDE NICHT GEFEGT!<br />
<strong>Das</strong> legte sie an den Kuttereimer. Am<br />
andern Morgen war er verschwunden<br />
und das Eck ganz sauber gemacht.<br />
Am selben Abend zupfte sie ein paar<br />
Fädlein aus dem Bodenlumpen und<br />
drückte sie unter eine Latte ihres Gartenzauns.<br />
Und siehe, am Morgen waren<br />
auch die noch da. Da eilte die<br />
Pfarrerswitwe zu ihrer anderen Nachbarin.<br />
„Kommet Se no amol mit. So geht<br />
des net weiter!“ Empört zeigte sie der<br />
verdutzten Frau die Fädlein. „Die hab i<br />
geschtern zur Probe do na do. Jetzt<br />
send se no do. Ha, so goht des doch<br />
net!“ Die Nachbarin aber meinte: „Jetzt<br />
seiet Se doch net so, sonscht isch doch<br />
älles sauber,“ und ging wieder nach<br />
Hause.<br />
Doch die Witfrau schrieb wieder einen<br />
Brief: DAS IST EIN SAUBERES<br />
HAUS. DESHALB WIRD AUCH UNTER<br />
DEM ZAUN GEFEGT! Dieses Schreiben<br />
klemmte sie zwischen die Latten.<br />
Am andern Morgen war auch dieses<br />
Brieflein verschwunden und am Zaun<br />
die Erde sauber geharkt. Heute war Freitag<br />
und die Pfarrerswitwe dachte sich<br />
zu Mittag einen Fisch zu braten. Also<br />
stieg sie hinab zum Neckar und kaufte<br />
beim Fischer einen Barsch. Als sie diesen<br />
zu Hause ausnahm und putzte, fiel<br />
ihr beim Anblick der vielen glatten, klebrigen<br />
Schuppen wieder eine Probe <strong>für</strong><br />
die Zwerglein ein. Sie nahm drei silbrige<br />
Schuppen und streute sie vors Haus<br />
So betrachtet isch’es au wiader wohr<br />
ins Straßenkandel. „Net nur am Haus<br />
und am Zaun muss es sauber sein, auch<br />
des Trottoir und die Straß ghöret gfegt!“<br />
sagte sie zu sich.<br />
Sie konnte kaum den andern Morgen<br />
abwarten, um nach den Schüpplein<br />
zu sehen. Und tatsächlich, obwohl der<br />
Kandel sauber gemacht worden war,<br />
ein Schüpplein war übersehen worden.<br />
Da lief die Frau so schnell sie konnte<br />
zurück ins Haus, holte alle Fischschuppen,<br />
die sie aufbewahrt hatte hervor<br />
und streute sie überall vor ihr Haus<br />
auf den Gehweg und die Straße. Dann<br />
schrieb sie wieder einen Brief: DAS IST<br />
JETZT DAS DRITTE MAL, DASS NICHT<br />
ORDENTLICH GEPUTZT WURDE.<br />
VIELLEICHT LERNET IHR ES JETZT! Den<br />
Brief steckte sie gut sichtbar an ihr Gartentor.<br />
Die Leute, die vorbeikamen, lasen<br />
das Schreiben und sahen überall die<br />
klebrigen Schuppen herumliegen.<br />
Doch sie schüttelten nur mit dem Kopf,<br />
denn sie kannten die Witfrau.<br />
Die Nacht verging, der Morgen graute,<br />
schon eilte die böse Witwe <strong>von</strong> Heilbronn<br />
aus dem Haus und auf die Straße.<br />
Doch sie kam nur ein paar Schritte<br />
weit. Knöchelhoch lag stinkender Mist<br />
vor ihrer Haustür, auf dem Gehweg und<br />
sie steckte mitten drin. Seit dieser Nacht<br />
gibt es in Heilbronn keine hilfreichen<br />
Zwerglein mehr. <strong>Das</strong> Trottoir fegen, die<br />
Rossbollen auflesen, den Straßenkandel<br />
putzen, das müssen jetzt die Leute selber.<br />
Und das ist bis heute so geblieben<br />
in allen Städten <strong>Schwaben</strong>s. Auch das<br />
Auslegen <strong>von</strong> Bröslein bei der Nachbarin,<br />
um zu sehen, ob sie ordentlich gefegt<br />
hat, hat sich bis heute erhalten.<br />
Text und Grafik: Norbert Baasner<br />
D‘ Eselfanger<br />
“I sitz amol em Stern vor meim Viertele. Do hockt sich so a G’schwollener an<br />
da Disch, oiner vo Norddeitschland oder so. Der moint, er häb an Sempl nebe<br />
sich. No frogt der mi, ob’s wohr sei, dass d Schwoba, wenn’s neblich isch, da Dag<br />
mit Hopfaschdanga suachet. “Ka sei” sag i, “hans amol gsea als kloiner Bua. Aber<br />
wisset se, do gibt’s no nettere Sacha, nämlich wia d‘ Schwoba d‘ Esel fanget”.<br />
“Nun ja” frogt mi der Mensch, “wie fangen denn die <strong>Schwaben</strong> einen Esel ?”“I<br />
derfs faschd ned saga, s‘ kennt oschicklich rauskomma”. “Ach was, wir sind im<br />
Wirtshaus, ich gebe Ihnen die Hand drauf, dass ich einen Spass vertragen kann”<br />
sait der. Also geb i dem mei Hand druff ond schüttla dia reacht.<br />
“Gucket Se” sag i, “so fanget mer’s. Do han i jetzt oin – an Esel”.<br />
aus Paul Kohlers Sammlung<br />
Für den schwäbischen<br />
Hunger<br />
Dampfnudeln<br />
Zutaten<br />
500 g. Mehl, 20 g. Hefe, 1/4 lt.<br />
Milch, 80 - 100 g. Butter, 60 - 80 g.<br />
Zucker, 1 - 2 Eier und 1 Prise Salz.<br />
Zubereitung<br />
Man teilt den Grundrezeptteig<br />
sofort nach dem Kneten in 12 - 16<br />
Stücke, formt daraus kleine, glatte<br />
Laibchen, lässt sie auf dem<br />
bemehlten Backbrett gut gehen.<br />
Nun bringt man in einem niedrigen<br />
Brattopf 1/8 lt. Wasser oder<br />
Milch oder halb Wasser, halb Milch<br />
mit einem nussgroßen Stück Butter<br />
und einem Esslöffel Zucker zum<br />
kochen, setzt die gegangenen Nudeln<br />
dicht zusammen hinein, deckt<br />
sie mit einem gut schließenden<br />
Deckel zu und lässt sie 12 - 15 Minuten<br />
kochen, ohne sie während<br />
dieser Zeit aufzudecken. Zum Aufziehen<br />
des Teiges der ganzen<br />
Grundrezeptmenge braucht man<br />
zwei mittelgroße Töpfe (22 cm<br />
Durchmesser). Die Nudeln sind fertig,<br />
wenn die Flüssigkeit eingekocht<br />
ist und der Duft der sich bildenden<br />
Kruste nach Außen dringt. So lange<br />
man noch das brodelnde Geräusch<br />
der Flüssigkeit wahr nimmt,<br />
darf der Deckel keinesfalls abgenommen<br />
werden - gibt 12 - 16<br />
Stück.<br />
Carmen und Klaus Brecht<br />
4 Schwobablättle Februar 2002
3 Gänge Menü, vegetarisch<br />
Allgäuer Käsesuppe<br />
50 g Butter schmelzen<br />
50 g Mehl unterrühren und mit 1 l<br />
Gemüsebrühe auffüllen.<br />
Rühren, bis die Brühe einmal aufkocht.200<br />
g geriebenen Hartkäse einrühren<br />
und schmelzen.<br />
Wenn der Käse gleichmäßig geschmolzen<br />
ist, Topf <strong>von</strong> der Platte<br />
nehmen und<br />
1 Eigelb, vermischt mit 2 Eßl. Sahne<br />
unterrühren.<br />
Hierbei darf die Suppe nicht mehr kochen.<br />
Mit Pfeffer abschmecken.<br />
2 Zwiebeln, in Ringe geschnitten und<br />
2 Scheiben Brot, gewürfelt, in<br />
20 g Fett anrösten.<br />
Vor dem Servieren:<br />
1/2 Bund gehackte Petersilie und die<br />
Zwiebel-Brot-Mischung über die Suppe<br />
geben. Geschmackliche Variationen<br />
ergeben sich durch die Wahl der<br />
Käse- und der Brotsorten.<br />
Küchle oder Bratlinge in Variationen<br />
Grünkern<br />
100 g Grünkernschrot und 1 feingehackte<br />
Zwiebel in<br />
300 ccm Brühe gegart.<br />
Mit dem abgekühlten Schrot werden<br />
vermischt:<br />
1 Ei<br />
50 g Semmelbrösel<br />
50 g Tartex oder Quark oder Käse<br />
oder Ajvar oder Gemüsereste<br />
Majoran, Pfeffer, Salz, Petersilie<br />
Gemüse<br />
500 g rohes Gemüse fein raspeln und<br />
in 50 g Fett andünsten.<br />
3 Eßl. Grieß und etwas Wasser hinzufügen.<br />
Rühren, bis sich die Bratlingsmasse<br />
vom Topfboden löst.<br />
1 Zwiebel, feingehackt<br />
1 Ei<br />
Salz und beliebige Gewürzkräuter<br />
untermengen. Wenn der Teig<br />
zu feucht ist, Semmelbrösel dazugeben.<br />
Kartoffeln<br />
500 g gekochte Kartoffeln, durch eine<br />
Kartoffelpresse gedrückt.<br />
Vermischt mit:<br />
1 Ei<br />
1 Zwiebel, fein gewürfelt<br />
1 Eßl. Butter<br />
Salz, Pfeffer, frischen Kräutern.<br />
Haferflocken<br />
150 g Quark<br />
1 - 2 Eier<br />
50 g geriebener Käse<br />
200 g Haferflocken<br />
Salz, Pfeffer, PaprikaWeitere Bratlinge<br />
und Küchle<br />
Aus den Teigen Bratlinge formen und<br />
in heißem Fett ausbacken.<br />
Zu allen Bratlingen paßt Tomatensoße<br />
und frischer Salat.<br />
Dickmilch mit Früchten<br />
500 g Dickmilch<br />
1 Tl. Zimt<br />
6 Eßl. Honig<br />
Saft einer halben Zitrone mischen.<br />
2 Bananen<br />
2 Äpfel<br />
2 Orangen<br />
kleinschneiden und vermischen.<br />
Dickmilch über das Obst gießen und<br />
mit Rosinen und Nüssen<br />
verzieren.<br />
Natürlich können auch andere Obstsorten<br />
verwendet werden.<br />
Jutta Kraak<br />
Reutlinger Computer Oldies<br />
Stammtisch<br />
Internet-Tipps<br />
Wir sollten Afghanistan nicht vergessen!<br />
Afghanische Frauen stellen sich<br />
unter<br />
www.rawa.org dar.<br />
Sind sie LinkshänderIn? Viele Nützliches,<br />
Witziges und Informatives finden<br />
sie bei<br />
www.linkshaenderseite.de<br />
Mögen sie Albert Schweitzer? Wenn<br />
ja, schauen sie mal auf der Homepage<br />
der Stiftung vorbei:<br />
people.freenet.de/as-stiftung<br />
Sie haben vergessen ein Fernsehprogramm<br />
zu kaufen! Kein Problem:<br />
www.tv-sofort.de<br />
Am Montag, 04. 03. 02, ab 19:00 Uhr, im Adler in Pfullingen<br />
(an der B 312 Richtung Lichtenstein, linke Seite, Nähe Avia-<br />
Tankstelle, Parkplätze sind hinter dem Haus)<br />
Thema: Suchen und Finden im Internet<br />
Draußen ist es noch Winter, wie<br />
wäre es mit einem virtuellen Spaziergang<br />
durch Sanssouci,<br />
www.sanssouci-sightseeing.de<br />
Mögen sie Märchen? Hier werden<br />
sie vielleicht fündig,<br />
members.tripod.com/kniepert/<br />
maerchen<br />
Karneval, Fasching oder Fasnet. Aus<br />
diesen Seiten machen sie eine Reise<br />
nach Venedig,<br />
www.venedig-karneval.de<br />
Kirche muss nicht langweilig und<br />
trocken sein. Schauen sie mal vorbei bei<br />
www.kirchenweb.at<br />
Jutta Kraak<br />
Februar 2002 Schwobablättle 5
Unterwegs im <strong>Schwaben</strong>land<br />
<strong>Das</strong> Zollernschlössle<br />
Balingen war ursprünglich Hauptort der Herrschaft Zollern-Schalksburg, kam<br />
aber schon 1403 durch Kauf an das Haus Württemberg.<br />
<strong>Das</strong> „Zollernschlössle“ ist ein resturiertes Denkmal aus Balingens ältester Zeit.<br />
Der Hohenstaufen<br />
Der Gipfel des Berges ist seit langem<br />
schon kahl, die sagenhafte Kaiserburg<br />
verschwunden.<br />
Justinus Kerner klagt:<br />
An ihrer Stätt’ ein Dornbusch steht,<br />
Kalt weht der Morgen auf den Höhn,<br />
Und wie der Fels so kalt und öd<br />
Scheint rings das deutsche Land zu<br />
stehn.<br />
Impressum<br />
Herausgeber: Michael Saettler<br />
Robert-Koch-Str. 24, 72800 Eningen u.A.<br />
Michael.Saettler@t-online.de<br />
Der jüdische Friedhof<br />
<strong>von</strong> Buttenhausen<br />
In gleicher Höhe liegen sie<br />
auf gegenüberliegenden Talseiten<br />
oberhalb <strong>von</strong><br />
Buttenhausen: der christliche<br />
und der jüdische Friedhof. Sinnbildlich<br />
gleichberechtigt sind<br />
diese beiden Friedhöfe ein Dokument<br />
<strong>für</strong> die Wertschätzung<br />
zweier Gruppen <strong>von</strong> Dorfbewohnern, die miteinander - trotz unterschiedlicher<br />
religiöser Bekenntnisse und Sitten - mehr als ein Jahrhundert lang gut miteiander<br />
ausgekommen sind.<br />
Es ist geplant, dass Schwobablättle monatlich erscheinen zu lassen. Die Ausgaben werden als Pdf-Datei per Email verschickt,<br />
können aber auch <strong>von</strong> der Seite http://www.schwobablaettle.de heruntergeladen werden. Dort werden auch sämtliche Ausgabe<br />
archiviert werden. <strong>Das</strong> Schwobablättle lebt <strong>von</strong> den Beiträgen seiner Leser, Stil und Inhalt sollen auch <strong>von</strong> diesen geformt werden.<br />
Wir freuen uns über jeden Beitrag zum Thema „ <strong>Schwaben</strong> und ihr Ländle“.<br />
6 Schwobablättle Februar 2002