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Welche Angebote und Hilfen stehen dem Jugendamt bei ... - Bkjpp

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Forum der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie 3 – 2006 99<br />

legte Vollzeitpflege unter Beachtung der Besonderheiten der verfügbaren<br />

Pflegefamilien 73 die geeignete Hilfeform darstellt.<br />

Der Einsatz einer Kurzzeitpflege setzt keinen besonderen erzieherischen<br />

Bedarf voraus. Sie dient überwiegend dazu, den vorübergehenden Ausfall<br />

der Eltern, z.B. im Fall von Kuren, Entbindungen, Krankenhausaufenthalten,<br />

Kurzzeitaufenthalten in Strafanstalten, zu überbrücken. Andererseits<br />

werden Kurzzeitpflegestellen mitunter auch <strong>bei</strong> Notunterbringungen eingesetzt.<br />

So etwa, wenn Bereitschaftspflegestellen <strong>und</strong> Notaufnahmegruppen<br />

örtlich nicht zur Verfügung <strong>stehen</strong> oder vorübergehend belegt sind. Der<br />

Begriff „Kurzzeitpflege“ findet <strong>dem</strong>entsprechend auch in der Literatur <strong>und</strong><br />

in den Kommentaren zum SGB VIII eine recht unterschiedliche Auslegung.<br />

74<br />

Noch zu Beginn der 90er-Jahre standen sich in Bezug auf die Familienvollzeitpflege<br />

zwei gegensätzliche theoretische bzw. sogar ideologische<br />

Konstruktionen von Pflegefamilien gegenüber:<br />

Zum einen war es die am systemischen Familienansatz ausgerichtete Konstruktion<br />

der Pflegefamilie als „Ergänzungsfamilie“, auf der anderen Seite<br />

das psychoanalytische Konstrukt der „Ersatzfamilie“. Eine Auseinandersetzung,<br />

die einerseits dazu <strong>bei</strong>trug, intensiver als vorher über die Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Grenzen der Familienpflege <strong>und</strong> in diesem Zusammenhang<br />

über die Bedeutung der Herkunft nachzudenken, was insgesamt eine Qualifizierung<br />

der Pflegekinderar<strong>bei</strong>t bewirkte. Eine Auseinandersetzung, die<br />

jedoch auch andererseits <strong>bei</strong> starrer Ausrichtung auf die eine oder andere<br />

dieser Lehrmeinungen, selbst innerhalb einzelner Jugendämter, zu unnötigen<br />

Belastungen von HilfeadressatInnen <strong>und</strong> Pflegefamilien führt(e).<br />

Dieser extreme Gegensatz zwischen Ersatz- <strong>und</strong> Ergänzungsansatz in der<br />

Pflegekinderar<strong>bei</strong>t ist inzwischen – von wenigen Ausnahmen abgesehen –<br />

weitgehend aufgehoben <strong>und</strong> eher einem am Einzelfall ausgerichteten<br />

Pragmatismus gewichen, den Salgo (1990) so umschrieb: „Pflegefamilie<br />

kann mehr Ergänzungscharakter in <strong>dem</strong> einen Fall <strong>und</strong> mehr Ersatzfunktion<br />

im anderen Fall haben, ja diese Funktionen können sich im Ablauf der<br />

Zeit auch noch wandeln.“ 75 Diese Feststellung aufgreifend, besteht ein qua-<br />

73 So sind z.B. Pflegefamilien, deren Ziel die Aufnahme des Kindes bis zu dessen Volljährigkeit <strong>bei</strong>nhaltet,<br />

kaum geeignet für Kinder mit eindeutiger Rückkehroption.<br />

74 So ordnet z.B. in den Kommentaren Münder 2002 die Bereitschaftspflege der Kurzzeitpflege zu,<br />

während <strong>bei</strong> Wiesner et al. 2000 die Kurzzeitpflege nicht ausdrücklicher erwähnt wird.<br />

75 Salgo 1990, S. 470.

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