Welche Angebote und Hilfen stehen dem Jugendamt bei ... - Bkjpp
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Forum der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie 3 – 2006 69<br />
Testpsychologie <strong>und</strong> weitere Untersuchungen<br />
Als störungsspezifisches testpsychologisches Verfahren steht das „Multiphasic<br />
Sex Inventory für Jugendliche“ (MSI-J) zur Verfügung sowie das<br />
Verfahren zur Risikoeinschätzung „Estimate of Risk of Adolescent Sexual<br />
Offense Recidivism“ (ERASOR). Bei älteren Jugendlichen <strong>und</strong> Heranwachsenden<br />
wird z. T. auch das für Erwachsene evaluierte Verfahren „Sexual<br />
Violence Risk-20“ (SVR-20) eingesetzt, für das allerdings bzgl. Minderjähriger<br />
bisher keine ausreichend evaluierten Daten vorliegen.<br />
Als Persönlichkeitsverfahren werden z. B. „Freiburger Persönlichkeitsinventar“<br />
(FPI), „Fragebogen zu Kompetenz- <strong>und</strong> Kontrollüberzeugungen“<br />
(FKK), „Hamburger Neurotizismus- <strong>und</strong> Extraversionsskala für Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche“ (Hanes KJ) eingesetzt <strong>und</strong> ab <strong>dem</strong> 16. Lebensjahr das<br />
„Neo-Persönlichkeitsinventar – Revision“ (NEO-PI-R), welches sowohl<br />
für die Selbst- als auch Fremdbeschreibung vorliegt.<br />
Ergänzend sollten Intelligenzniveau <strong>und</strong> Teilleistungsstörungen bestimmt<br />
werden.<br />
Bei Hinweisen aus der Vorgeschichte oder aktuellen Hinweisen auf eine<br />
körperliche bzw. neurologische Schädigung sind entsprechend körperliche<br />
<strong>und</strong> neurologische Untersuchung notwendig.<br />
Bei Verdacht auf Alkohol-, Drogen-, <strong>und</strong>/oder Medikamentenmissbrauch<br />
sind entsprechende Labor-Screenings indiziert.<br />
Weitergehende Diagnostik<br />
Pränatale Alkoholexposition scheint besonders häufig zu unangemessenem<br />
Sexualverhalten im Jugendlichen- <strong>und</strong> Erwachsenenalter zu führen (Baumbach,<br />
2002). Die <strong>bei</strong> diesem Personenkreis häufig persistierenden Defizite<br />
in Gedächtnis <strong>und</strong> exekutiven Funktionen wie Treffen von Entscheidungen,<br />
Planung, Initiative, Setzen von Prioritäten, Sequenzieren, motorische<br />
Kontrolle, emotionale Regulation, Problemlösung, Impulskontrolle, Setzen<br />
von Zielen, Beobachtung der Ergebnisse von Handlungen <strong>und</strong> Selbstkorrektur<br />
erfordern Anpassungen hinsichtlich Diagnostik <strong>und</strong> Behandlung der<br />
Sexualdelinquenz. Gezielte Anamneseerhebung <strong>und</strong> Diagnostik hinsichtlich<br />
des Vorliegens eines embryofetalen Alkoholsyndroms (z. B. unterstützt<br />
durch Fotos im Säuglings- <strong>und</strong> Kleinkindalter) sind daher ggf. sinnvoll.