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Welche Angebote und Hilfen stehen dem Jugendamt bei ... - Bkjpp

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Forum der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie 3 – 2006 52<br />

jedoch keine konkreten Tötungs- <strong>und</strong>/ oder Gewaltinhalte in Bezug auf das<br />

spätere Opfer aufwiesen. Dieser junge Mann hat keinen selbständigen Daseinsentwurf<br />

entwickeln können <strong>und</strong> führte ein Leben zwischen väterlichem<br />

Gebot <strong>und</strong> Gleichaltrigenkontakten mit zum Teil delinquentem Charakter.<br />

Die Tat erscheint stark durch Gruppeneinflüsse (vgl. Herkner, 1991)<br />

bestimmt, hatte doch das Opfer gegen den „Normen-Kodex“ verstoßen.<br />

Zusätzlich kann eine „narzisstische Kränkung“ D.s durch das spätere Opfer<br />

angenommen werden. D. wies keine dissoziativen Symptome auf. Mit der<br />

erwähnten Nebenrealität geht eine immer weiter voranschreitende Identitätskrise<br />

einher.<br />

Fall D:<br />

D.s Vater folgte seinem Vater (Großvater von D.) in den 70er aus <strong>dem</strong> Ausland<br />

nach Deutschland <strong>und</strong> heiratete eine deutsche Frau. Nach<strong>dem</strong> das Restaurant<br />

des Opas schließen musste, eröffnete der Vater einen eigenen gastronomischen<br />

Betrieb. Die Oma – väterlicherseits – sei für D. der „Big-Boss“ der Familie.<br />

Sie lebe in einer ausländischen Großstadt <strong>und</strong> verdiene dort mit Geld-<br />

Leih-Geschäften ihren Lebensunterhalt, sei sehr wohlhabend. D. wies eine unauffällige<br />

Kindheit (z.B. kein Schuleschwänzen, keine Schlägereien) <strong>und</strong> eine<br />

immer altersentsprechende Entwicklung auf. Erst in der 7./ 8. Klasse einer<br />

Hauptschule begann er, die Schule zu schwänzen <strong>und</strong> die Leistungen wurden<br />

schlechter. Er schloss sich einem rechtsradikalen Milieu an, ging auf derartige<br />

Demonstrationen <strong>und</strong> besuchte entsprechende Konzerte. Nach<strong>dem</strong> D. erfolgreich<br />

seinen Hauptschulabschluss erlangte, ging er für ein Jahr in eine ausländische<br />

Großstadt <strong>und</strong> sollte dort - durch seine Oma vermittelt - die Sprache<br />

lernen. In einer eigenen 3-Zimmer Wohnung lebte er alleine <strong>und</strong> konsumierte<br />

regelmäßig Alkohol. Anschließend kehrte er nach Deutschland zurück. Im Restaurant<br />

des Vaters ar<strong>bei</strong>tete D. 6-7 Tage in der Woche als Koch. Nach 2-3<br />

Monaten begann er aufgr<strong>und</strong> des beruflichen Stresses <strong>und</strong> daraus entstandener<br />

Streitigkeiten mit der Familie, regelmäßig Kokain, Speed <strong>und</strong> Cannabis zu<br />

konsumieren. Er fiel in eine depressive Phase <strong>und</strong> beging einen Selbstmordversuch.<br />

Nach einer kurzen stationären jugendpsychiatrischen Behandlung<br />

kehrte er zur Ar<strong>bei</strong>t zurück. In der Familie, die durch den Vater streng an Moralvorstellungen<br />

(pflichtbewusst, diszipliniert, traditionell) ausgerichtet war,<br />

wurde der Suizid nicht weiter thematisiert. D. trank jetzt täglich Alkohol in<br />

größeren Mengen, ging 3-4mal pro Woche nach der Ar<strong>bei</strong>t in Diskotheken, ar<strong>bei</strong>tete<br />

tagsüber viel <strong>und</strong> orientierte sich an der Dark-Wave-/ Gothic- bzw. satanistischen<br />

Szene. Nach eigenen Angaben, habe er zu jenem Zeitpunkt keinen<br />

Kontakt mehr zur Realität aufgewiesen. Er habe kaum geschlafen <strong>und</strong> Konzentrationsprobleme<br />

gehabt, nur gear<strong>bei</strong>tet oder Alkohol getrunken <strong>und</strong> gefeiert.<br />

D. habe sich in einen „satanistischen Wahn“ hineingesteigert <strong>und</strong> <strong>bei</strong>spielsweise<br />

Selbstverletzungen an Armen, Brust, Beinen <strong>und</strong> Bauch durchge-

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