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Welche Angebote und Hilfen stehen dem Jugendamt bei ... - Bkjpp

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Fall C:<br />

Forum der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie 3 – 2006 51<br />

Der 17jährige C. lebt gemeinsam mit seiner Mutter, die von der Persönlichkeitsstruktur<br />

als histrionisch <strong>und</strong> impulsiv beschrieben wird. Seine Eltern haben<br />

sich getrennt, als er 6 Jahre alt war. Der leibliche Vater hat wieder geheiratet,<br />

ein weiteres Kind mit dieser Frau bekommen <strong>und</strong> wohnt in einer weiter<br />

entfernten Großstadt. Im Verlauf des Jugendalters nimmt der Kontakt von C.<br />

zu seinem Vater kontinuierlich ab, so dass Besuche ca. alle 2-4 Wochen stattfanden.<br />

Die Beziehung zwischen C. <strong>und</strong> seiner Mutter kann als eng, fast schon<br />

symbiotisch <strong>und</strong> nicht einer altersgerechten Entwicklung entsprechend beschrieben<br />

werden. Sie machte ihm regelmäßig Brote, weckte ihn morgens <strong>und</strong><br />

sorgte sich viel um ihn. Aufgr<strong>und</strong> eines „blauen“ Briefes kam es zwischen<br />

<strong>bei</strong>den über einen mehrere Tage dauernden Konflikt. Da<strong>bei</strong> drohte die Mutter,<br />

C. aus <strong>dem</strong> Haus zu werfen <strong>und</strong> das ihm versprochene Cabrio zu verkaufen.<br />

Zweimal habe ihn seine Mutter geohrfeigt <strong>und</strong> nicht mehr mit ihm gesprochen.<br />

C. befürchtete, seine Mutter zu verlieren <strong>und</strong> beschrieb sich als sehr traurig<br />

<strong>und</strong> voller Angst, verlassen zu werden. Als sie nachts zu ihm gesagt habe, sie<br />

wolle ihn nicht mehr sehen, setzte sich C. mit einem Küchenmesser vor ihr<br />

Schlafzimmer. Nach<strong>dem</strong> sie ihr Licht gelöscht hatte, betrat C. das Zimmer <strong>und</strong><br />

tötete seine Mutter mit 45 Messerstichen (zumeist Brust <strong>und</strong> Bauchbereich)<br />

<strong>und</strong> fügte ihr 44 weitere postmortale Stich- <strong>und</strong> Schnittverletzungen zu. Anschließend<br />

legte er ihr eine Kordel in Form eines Stricks um den Hals. Im Zuge<br />

der Ermittlungen stellte sich heraus, dass C. viele Dinge erf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> anderen<br />

Personen erzählt hat, die objektiv nicht mit den polizeilich festgestellten<br />

Tatsachen übereinstimmen. Beispielsweise habe er nach Zeugenaussagen<br />

Fre<strong>und</strong>e oft in Gaststätten eingeladen. Auf deren Nachfrage, woher er das Geld<br />

habe, antwortete C., er habe viel Geld <strong>bei</strong> Sportwetten mit einem Onkel gewonnen.<br />

Ein Cousin, der auch sein bester Fre<strong>und</strong> sei, wäre <strong>bei</strong> einem Autounfall<br />

ins Koma gefallen. Das würde ihn sehr belasten. Beides wurde von den<br />

(lebenden) Personen nicht bestätigt. Seinem Vater berichtete C., er würde in<br />

einer Eisdiele ar<strong>bei</strong>ten. Weiter ist C. einmal von Zuhause weggelaufen <strong>und</strong> hat<br />

einen Brief hinterlassen. Er sei <strong>bei</strong> einem Arzt gewesen <strong>und</strong> dieser habe <strong>bei</strong><br />

ihm eine tödliche Krankheit festgestellt. Weder ließ sich der Arzt ermitteln,<br />

noch konnte C. die beschriebene Arztpraxis wieder finden. Interessanterweise<br />

erfand C.s Mutter ähnliche „Geschichten“. So habe sie ihren Ar<strong>bei</strong>tskollegen<br />

erzählt, sie müsse ihre kranke Mutter pflegen, was sie sehr belasten würde.<br />

Auch hierfür ergaben sich keine objektiven Belege.<br />

Vor <strong>dem</strong> Hintergr<strong>und</strong> einer deutlichen Identitätsproblematik mit psychischer<br />

Instabilität in Begleitung von massiven Konflikten mit seinen Eltern,<br />

starker Ar<strong>bei</strong>tsbelastung <strong>und</strong> Substanzmissbrauch sowie einer transkulturellen<br />

Problematik hat sich <strong>bei</strong> D. eine Nebenrealität im Bereich des Satanismus<br />

entwickelt, die zwar von Größenfantasien begleitet wurde, welche

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