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Welche Angebote und Hilfen stehen dem Jugendamt bei ... - Bkjpp

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Forum der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie 3 – 2006 43<br />

sprachlichen <strong>und</strong> Beziehungsfähigkeiten sowie einer starken Ablehnung<br />

der Nebenrealität durch das soziale Umfeld kann es dazu führen, dass die<br />

Fähigkeit, zwischen den Realitätsebenen wechseln zu können, beeinträchtigt<br />

wird <strong>und</strong> dadurch die „Hauptrealität“ mit der Fantasie „verschwimmt“.<br />

Unter starken affektiven Einflüssen kann dies zu Unsicherheiten in der<br />

Wahrnehmung führen <strong>und</strong> im Extremfall die Grenze zu einem pathologischen<br />

Verhalten erreichen (Lempp, 1990).<br />

Mit diesen Überlegungen entwirft Lempp (1990) ein erstes Modell zu<br />

Kognitionen <strong>und</strong> deren Realitätsbezug sowie ihrer Verankerung in Person<br />

<strong>und</strong> Bewusstsein junger Menschen mit Tötungshandlungen. Da<strong>bei</strong> erscheint<br />

es sinnvoll, zwischen Nebenrealität primär als einem Bewusstseinszustand<br />

<strong>und</strong> Fantasien als Kognitionen (Gedanken, Vorstellungen) zu<br />

trennen. Darüber hinaus sind psychopathologische Phänomene wie dissoziative<br />

Zustände bis hin zu psychotischen Episoden gesondert zu betrachten<br />

(Siehe Abb. 1).<br />

Eine psychotische Störung (nach ICD-10: Schizophrenie, schizotypische<br />

<strong>und</strong> wahnhafte Störungen; Dilling, Mombour <strong>und</strong> Schmidt, 1993) ist „im<br />

allgemeinen durch gr<strong>und</strong>legende <strong>und</strong> charakteristische Störungen von<br />

Denken <strong>und</strong> Wahrnehmung sowie eine inadäquate oder verflachte Affektivität<br />

gekennzeichnet“ (S. 103). Unter der sog. Wahngewissheit stellt sich<br />

die Frage des Realitätsbezuges gar nicht, erst eine Auflockerung kann zu<br />

Veränderungen in Fantasie <strong>und</strong> Identitätserleben führen.<br />

Dissoziative Zustände sind <strong>bei</strong> Tötungsdelinquenten ein bereits belegtes<br />

psychisches Phänomen (vgl. z.B. Lewis et al., 1997) <strong>und</strong> sie <strong>stehen</strong> auch<br />

anscheinend in Beziehung zu einer psychopathischen Persönlichkeitsentwicklung<br />

im Sinne von Hare (2003; Polythress, Skeem & Lilienfeld, 2006;<br />

Moskowitz, 2004). Sie sind nach ICD-10 durch folgende Symptome markiert:<br />

der teilweise oder völlige Verlust der normalen Integration von Erinnerungen<br />

an die Vergangenheit, des Identitätsbewusstseins, der persönlichen<br />

Identität, der unmittelbaren Empfindungen <strong>und</strong> der Kontrolle von<br />

Körperteilen sowie der Verlust der vollständigen Wahrnehmung der Umgebung<br />

(Dilling et al., 1993). Da<strong>bei</strong> wird von den dissoziativen Störungen<br />

angenommen, „dass die Fähigkeit zu bewusster <strong>und</strong> selektiver Kontrolle in<br />

einem Ausmaß gestört ist, das von Tag zu Tag oder sogar von St<strong>und</strong>e zu<br />

St<strong>und</strong>e wechselt. Es lässt sich nur sehr schwer feststellen, ob <strong>und</strong> in welchem<br />

Umfang dieser Funktionsverlust willkürlich kontrolliert werden<br />

kann“ (Ibid, S. 173). Dilling et al. (1993) weisen weiter auf eine zeitnahe<br />

Verbindung der dissoziativen Störungen zu traumatisierenden Ereignissen,<br />

unlösbaren Konflikten oder gestörten Beziehungen hin. Wahrscheinlich<br />

sind die nach ICD-10 unter den Kategorien gefassten Syndrome der disso-

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