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Welche Angebote und Hilfen stehen dem Jugendamt bei ... - Bkjpp

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Forum der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie 3 – 2006 41<br />

f<strong>und</strong>e auf gewalttätige Handlungen nicht statt. Allerdings liegen mittlerweile<br />

zahlreiche empirische Studien vor, die den medialen Einfluss auf<br />

verschiedene Bereiche von Jugendlichen belegen (Lösel & Bliesener,<br />

2003; Anderson & Bushman, 2001 <strong>und</strong> 2002; Anderson & Dill, 2000;<br />

Huesmann & Miller, 1994). Darin zeigte sich, dass das Konsumieren von<br />

Gewalt im Fernsehen, in Filmen oder Computerspielen oft die Aggressivität<br />

(i. S. einer gesteigerten Aggressionsbereitschaft) im Verhalten <strong>und</strong> der<br />

gedanklichen Beschäftigung erhöht. Zusätzlich weisen Personen, die über<br />

Erfahrungen mit Computerspielen gewalttätigen Inhalts verfügen, auch<br />

verbesserte Schießleistungen in der Realität auf (Hermanutz et al., 2002;<br />

Hermanutz et al., 2002). Ausgehend von diesen Bef<strong>und</strong>en zum Medieneinfluss<br />

<strong>und</strong> theoretischen Überlegungen erscheint es sicherlich nicht erstaunlich,<br />

dass sich in den Lebensentwürfen von (delinquenten) Jugendlichen<br />

vermehrt mediale Inhalte finden lassen, die weit entfernt von jeglicher sozialer<br />

Erreichbarkeit für sie sind <strong>und</strong> nun mit Hilfe von delinquentem Verhalten<br />

realisiert werden sollen. Gleichzeitig besteht <strong>bei</strong> ihnen oftmals eine<br />

medial unterstützte Gewaltbereitschaft <strong>und</strong> Orientierung in der Tatdurchführung.<br />

Auf den Einfluss von Gewaltfantasien <strong>bei</strong> seriellen Tötungsdelikten<br />

haben bereits einige Autoren hingewiesen (z.B. Paulus, 2003; Harbort,<br />

2002; Ressler et al., 1988). Da<strong>bei</strong> wird sich zumeist auf einige ältere Studien<br />

mit deutlichen methodischen Mängeln <strong>und</strong> geringen sowie selektiven<br />

Stichproben bezogen (z.B. Prentky et al., 1989; McCulloch et al., 1983).<br />

<strong>Welche</strong> Rolle aber kognitive Inhalte, Fantasien oder medial moderierte<br />

„Drehbücher“ oder „Skripte“ (nach Huesmann, 1994) für die Jugenddelinquenz<br />

oder für die weit weniger „spektakulären“ Gewaltdelikte spielen,<br />

blieb weitgehend offen. Köhler <strong>und</strong> Kursawe (2003) präzisierten die so genannten<br />

„cognitive-rehearsal“ Fantasien, also das wiederholte kognitive<br />

Durchleben von Gewaltstraftaten <strong>und</strong> wendeten sie auf Massenmorde<br />

(„Amokläufe“) an Schulen an. Die Autoren zeigten da<strong>bei</strong> den langfristigen<br />

psychosozialen Prozess derartiger Taten mit drehbuchartiger Vorbereitung.<br />

Robertz (1999) führt in seinem Buch über jugendliche Mörder die Gewaltfantasien<br />

als eine Variable für die Entstehung von Tötungsdelikten an.<br />

Möglicherweise bedienen sich einige Jugendliche aufgr<strong>und</strong> ihrer mangelnden<br />

sozialen Fähigkeiten <strong>und</strong> Ressourcen in Verbindung mit der Orientierung<br />

an medial beeinflussten Normen <strong>und</strong> Werten der Mittel- <strong>und</strong> Oberschicht<br />

mentaler „Drehbücher“, einer sog. Nebenrealität (vgl. hierzu Abschnitt<br />

3.) oder Fantasien <strong>und</strong> erreichen durch ihre aggressiv-delinquenten<br />

Verhaltensweisen zumindest ansatzweise die antizipierten Ziele.

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