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Welche Angebote und Hilfen stehen dem Jugendamt bei ... - Bkjpp

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Forum der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie 3 – 2006 40<br />

ten umfassenden kognitionspsychologischen Ansatz zur Erklärung von Tötungsdelikten<br />

(als Folge misslungener Problemlösungen) lieferte Simons<br />

(1988). Dieser wies jedoch eine begrenzte Reichweite für besondere Deliktkonstellationen<br />

auf, v. a. aufgr<strong>und</strong> der Fokussierung auf eher rationale<br />

Prozesse der Problemlösung.<br />

Aus <strong>dem</strong> kriminalistischen bzw. kriminalpsychologischen Bereich liegen<br />

nur einige Ar<strong>bei</strong>ten vor, die vorrangig Bezug auf extreme Gewalttaten wie<br />

z.B. Serienmord oder „Amokläufe“ an Schulen nehmen (Ressler et al.,<br />

1988, 1996; Harbort, 2003; Köhler & Kusawe, 2003). In mehr psychodynamisch<br />

orientierten Formulierungen diskutierte Kernberg (1998) den<br />

„malignen Narzissmus“, der unter bestimmten Umständen <strong>und</strong> einer pathologischen<br />

Persönlichkeitsausprägung in Tötungshandlungen enden kann<br />

(vgl. Köhler, 2002), legte dazu jedoch keine empirischen Belege vor. Andere<br />

Ar<strong>bei</strong>ten konnten <strong>bei</strong>spielsweise die Beziehung zwischen Fantasieinhalten<br />

<strong>und</strong> der Persönlichkeit belegen, vernachlässigten aber den forensischen<br />

Blickpunkt (Raskin & Novacek, 1993). Momentan scheint das Forschungsinteresse<br />

in diesem Bereich – wie bereits angesprochen – ohnehin<br />

stärker auf Persönlichkeitsanteile oder neuropsychologisch/ neurobiologische<br />

<strong>und</strong> psychopathologische Phänomene hin ausgerichtet zu sein als auf<br />

die Vorstellungen <strong>und</strong> Gedankenwelt der Täter.<br />

Aus diesen Gründen wird im vorliegenden Beitrag versucht, anhand von<br />

Fall<strong>bei</strong>spielen die Phänomene der Fantasietätigkeit, des Realitätsbezugs<br />

sowie des Identitätserlebens von Tötungsdelinquenten darzustellen <strong>und</strong> die<br />

Relevanz für die forensische Praxis deutlich zu machen. Phänomenologie<br />

<strong>und</strong> differenzialdiagnostische Überlegungen sollen eine theoretische Einordnung<br />

möglich machen. Die methodisch adäquate Herangehensweise auf<br />

dieser wissenschaftlichen Niveaustufe ist nach Bortz (1999) die Einzelfalldarstellung.<br />

Sie stellt den ersten sozialwissenschaftlichen Schritt zur Generierung<br />

von empirisch f<strong>und</strong>ierteren Theorien dar <strong>und</strong> sollte durch nachfolgende<br />

Studien validiert werden.<br />

2. Theoretische Einordnung<br />

Wie lässt sich dieses Phänomen, dass junge Straftäter in einigen Fällen in<br />

ihrer subjektiven Lebensrealität deutlich an der objektiven Lebenssituation<br />

„vor<strong>bei</strong> leben“, theoretisch fassen? Zwar erörterte Metzger bereits 1957<br />

verschiedene Stufen der Realität <strong>und</strong> Greuel et al. (1998) geben in einer<br />

neueren Ar<strong>bei</strong>t einen Überblick zur Thematik „Realität <strong>und</strong> Wirklichkeit“,<br />

jedoch fand eine Anwendung dieser Überlegungen <strong>und</strong> empirischen Be-

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