Welche Angebote und Hilfen stehen dem Jugendamt bei ... - Bkjpp
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Forum der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie 3 – 2006 113<br />
vor, mit <strong>dem</strong> sie die Frage klären wollen, ob eine LRS Folge eines intermodalen<br />
Defizits ist.<br />
Der zweite Tagungstag wurde durch einen State-of-the-Art-Vortrag zur<br />
Früherkennung von Sprachentwicklungsstörungen eingeleitet. Frau Sachse<br />
(München) kam nach einer kritischen Übersicht über eine Vielzahl von<br />
Untersuchungsansätzen zu <strong>dem</strong> Ergebnis, dass bislang bis zum zweiten<br />
Lebensjahr kein Praxis taugliches Verfahren zur Früherkennung zur Verfügung<br />
steht. Bei 24 Monate alten Kindern hingegen gelingt eine Früherfassung<br />
sowohl mit Elternfragebögen als auch mit individuellen Sprachtests<br />
mit hinreichender Treffsicherheit. Frau Fischer et al. (München) überprüften<br />
Testgütekriterien eines Erzähltests <strong>und</strong> konnten zeigen, dass<br />
sich sprachliche Kompetenz <strong>bei</strong> Kindergartenkindern reliabel erfassen<br />
lässt. Herr Schöler (Heidelberg) <strong>dem</strong>onstrierte das Computerprogramm<br />
„HASE“. Dieser 10-Minuten-Kurztest dient auch <strong>bei</strong> mehrsprachig aufwachsenden<br />
Vorschulkindern zur Früherkennung von LRS-Risikokindern.<br />
Frau Keilmann (Mainz) verglich SSES-Kinder mit <strong>und</strong> ohne Hörstörungen.<br />
Beide Gruppen unterschieden sich lediglich hinsichtlich des Sprachverständnisses.<br />
U. a. zeigten Aussprachefehler keine Beziehungen zu Hörstörungen.<br />
Herr Holzinger <strong>und</strong> Herr Fellinger (Linz) berichteten über einige<br />
Ergebnisse aus <strong>dem</strong> anspruchsvollen Forschungsprogramm „Chancen<br />
Hörgeschädigter auf eine erfolgreiche schulische Entwicklung –<br />
CHEERS“. Besonders bemerkenswert: Spätere Lesefähigkeit korreliert<br />
nicht mit der Kompetenz in der Gebärdensprache, gering mit <strong>dem</strong> Hörverlust<br />
(10% der Varianzaufklärung) <strong>und</strong> deutlich mit der Lautsprachkompetenz<br />
(21%). Psychische Auffälligkeiten waren nicht von der Schwere der<br />
Hörstörung abhängig. Frau Hunger <strong>und</strong> Herr Holzinger (Linz) <strong>dem</strong>onstrierten<br />
mit anschaulichen Videos den Österreichische Gebärdensprache-<br />
Verständnistest (ÖGS-VT), mit <strong>dem</strong> sich auch durch Testleiter, die ÖGS<br />
nicht beherrschen, das Verständnis in ÖGS überprüfen lässt.<br />
In der abschließenden Sitzung stellten Frau Glass et al. (München) eine<br />
nonverbale, neurophysiologische Methode zur Beurteilung auditiver Merkfähigkeitsleistungen<br />
vor. Die obere Grenze des Verbleibs auditiver Informationen<br />
im sensorischen Speicher wurde <strong>bei</strong> 2-jährigen mit 1 s <strong>und</strong> <strong>bei</strong> 3jährigen<br />
Kindern mit 2 s bestimmt. Frau Sachse et al. (München) berichteten<br />
<strong>bei</strong> LT über Auffälligkeiten akustisch evozierter Potentiale (MMN),<br />
die auf Defizite in der akustischen Differenzierungs- bzw. der auditiven<br />
Merkfähigkeit hinweisen.