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C:\Data-Verein\Grotiusweg\Flyer Mahnmal.wpd - in Blankenese

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Information zum<br />

<strong>Mahnmal</strong> für die jüdischen Opfer<br />

der Deportation aus dem<br />

Steubenweg 36<br />

Liebe Mitbürger,<br />

wenn sich <strong>in</strong> diesem Jahr das Datum – 19. Juli<br />

1942 – jährt, an dem die letzten jüdischen<br />

Insassen des Hauses Steubenweg 36 (heute<br />

Grotiusweg) deportiert wurden, wird dort e<strong>in</strong><br />

<strong>Mahnmal</strong> stehen, das ständig an dieses<br />

Geschehen er<strong>in</strong>nert. Schon <strong>in</strong> den 1990er Jahren<br />

hatte Helmut Kühn im Rahmen der Seniorenakademie<br />

der Elbgeme<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />

Recherche zu der Geschichte des Hauses, zu<br />

se<strong>in</strong>er zeitweiligen Funktion als „Judenhaus“ und<br />

zum traurigen Ende se<strong>in</strong>er Bewohner durchgeführt.<br />

Das wechselvolle Geschick dieses Hauses<br />

wurde dem 2003 gegründeten Vere<strong>in</strong> zur<br />

Erforschung der Geschichte der Juden <strong>in</strong><br />

<strong>Blankenese</strong> im Zusammenhang mit se<strong>in</strong>er<br />

Forschung über die Geschichte der zwischen<br />

1933 und 1945 als „Juden“ oder als „Mischl<strong>in</strong>ge“<br />

verfolgten <strong>Blankenese</strong>r bekannt. Seither ist es<br />

unser Wunsch und Ziel gewesen, dass wir uns<br />

nicht nur jedes Jahr dort e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den zu e<strong>in</strong>em<br />

Gedenken, das se<strong>in</strong>er Natur nach e<strong>in</strong> flüchtiges<br />

Ereignis se<strong>in</strong> muss, sondern dass e<strong>in</strong>e Form des<br />

dauerhaften Gedenkens geschaffen werde.<br />

Nun haben die heutigen Eigentümer des<br />

Hauses e<strong>in</strong>e Lösung für dieses dauerhafte<br />

Gedenken gefunden, und der Künstler Volker<br />

Lang wird dort e<strong>in</strong> <strong>Mahnmal</strong> errichten. Den<br />

Grund stellt die Stadt Altona zur Verfügung, das<br />

<strong>Mahnmal</strong> selbst wird von den Eigentümern des<br />

Hauses großzügig gestiftet. Es symbolisiert e<strong>in</strong><br />

Haus, das se<strong>in</strong>en Bewohnern ke<strong>in</strong>en Schutz<br />

bieten konnte. Se<strong>in</strong>e Wände werden aus<br />

Lärchenbohlen konstruiert, von denen 17 die<br />

Namen der damals noch im Hause Lebenden<br />

tragen sollen und e<strong>in</strong>e den Namen und das Motto<br />

des Denkmals. Namen und Motto werden <strong>in</strong> je<br />

e<strong>in</strong>e Holzbohle e<strong>in</strong>gefräst.<br />

Schon die bisherige Arbeit des Vere<strong>in</strong>s war<br />

nur möglich durch die freundliche und großzügige<br />

Unterstützung der hiesigen Bürger. Ohne<br />

sie hätten wir unsere großen Projekte, die Ausstellung<br />

„Viermal Leben. Jüdisches Schicksal <strong>in</strong><br />

<strong>Blankenese</strong> 1901–1943“, 2004 im Geme<strong>in</strong>dehaus<br />

der <strong>Blankenese</strong>r Kirche und 2005 im<br />

Börsensaal der Handelskammer Hamburg, sowie<br />

die zwei Besuchsprogramme für die „K<strong>in</strong>der von<br />

<strong>Blankenese</strong>“ 2005 und 2006 nicht umsetzen<br />

können.<br />

Durch das Zusammenwirken der Arbeit des<br />

Vere<strong>in</strong>s und privater Initiativen s<strong>in</strong>d am Ort<br />

etliche H<strong>in</strong>weise <strong>in</strong>stalliert worden, die es den<br />

Bewohnern und Besuchern <strong>Blankenese</strong>s möglich<br />

machen, sich nicht nur räumlich im Ort zu<br />

orientieren, sondern auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Geschichte.<br />

Dazu gehören die bisher 28 Stolperste<strong>in</strong>e und<br />

die Gedenktafel an der Gorch-Fock-Schule, die<br />

an deren Umbenennung im Dritten Reich<br />

er<strong>in</strong>nert. Diese D<strong>in</strong>ge verleihen dem Ort e<strong>in</strong><br />

menschlicheres Gesicht. Unter diesen H<strong>in</strong>weisen<br />

wird das <strong>Mahnmal</strong> im Grotiusweg sicherlich das<br />

e<strong>in</strong>druckvollste se<strong>in</strong>.<br />

Der Vere<strong>in</strong> zur Erforschung der Geschichte<br />

der Juden <strong>in</strong> <strong>Blankenese</strong> will gerne die Kosten<br />

für die Bohlen und das E<strong>in</strong>fräsen der Namen der<br />

damaligen Opfer aufbr<strong>in</strong>gen, kann dies aber nicht<br />

ausschließlich aus eigenen Mitteln. Er nimmt dies<br />

zum Anlass, Ihnen hiermit das Projekt vorzustellen<br />

und Sie darüber h<strong>in</strong>aus zu bitten, sich mit<br />

e<strong>in</strong>er Spende an den Kosten (ca. 10.000 ) zu<br />

beteiligen.<br />

Vere<strong>in</strong> zur Erforschung der Geschichte der<br />

Juden <strong>in</strong> <strong>Blankenese</strong> e.V.<br />

c/o Prof. Friedemann Hellwig (V.i.S.d.P.)<br />

Charitas-Bischoff-Treppe 13a, 22587 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0)40 – 866 45 776<br />

Telefax: +49 (0)40 – 28 66 87 88<br />

email: <strong>in</strong>fo@viermalleben.de<br />

Spendenkonto:<br />

Anderkonto Nr. 828 241 001 bei der Deutschen<br />

Bank, BLZ 200 700 00<br />

Der Vere<strong>in</strong> ist vom F<strong>in</strong>anzamt als geme<strong>in</strong>nützig<br />

anerkannt und stellt entsprechende Spendenbesche<strong>in</strong>igungen<br />

aus.


Geschichte des Hauses von 1905–1942<br />

1905: Der Zahnarzt Dr. Fenchel baut e<strong>in</strong>e Villa<br />

an der damals Falkenste<strong>in</strong> benannten Straße<br />

(später Steubenweg, heute Grotiusweg).<br />

1910: Umbau des Hauses durch den damaligen<br />

Eigentümer, den Kaufmann Runge.<br />

Ab 1930 bef<strong>in</strong>det sich das Haus im Besitz von<br />

Emmy Lokay.<br />

Ab 1933/34–1941: Als streng religiöse Abspaltung<br />

des „Hachschara-Lagers“ am T<strong>in</strong>sdaler<br />

Kirchenweg 245 entsteht e<strong>in</strong> weiteres mit dem<br />

Namen „Kibbuz Schachal“. Hier bereiten sich<br />

junge Juden, so genannte Chaluzim, auf die<br />

Auswanderung nach Paläst<strong>in</strong>a und die Arbeit <strong>in</strong><br />

der dortigen Landwirtschaft vor.<br />

Ab 1935: zusätzliche Nutzung als Tagesferienkolonie<br />

für jüdische K<strong>in</strong>der.<br />

21. September 1938: Der Hausmakler F. Werner<br />

wendet sich an die Baupolizei Hamburg mit der<br />

Forderung, das Haus abzureißen: „Durch den<br />

Verkauf dieses Grundstücks würden seit langem<br />

e<strong>in</strong>gefrorene Gelder wieder der Wirtschaft<br />

zufließen und durch den beabsichtigten Abbruch<br />

der Villa die Judenherberge verschw<strong>in</strong>den.“<br />

Oktober 1938: Im Rahmen der „Polen-Aktion“<br />

werden m<strong>in</strong>destens zwölf Chaluzim nach Polen<br />

ausgewiesen.<br />

1940: Die Stadt Hamburg erwirbt das Gebäude <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Zwangsversteigerung. Es soll bis Mitte Juli<br />

1940 geräumt und anschließend für die Unterbr<strong>in</strong>gung<br />

von Kriegsgefangenen genutzt werden.<br />

7. Juli 1941: Das Hachschara-Lager wird aufgelöst.<br />

18 Insassen werden <strong>in</strong> noch bestehende<br />

andere Hachschara-Lager oder nach Hause<br />

geschickt.<br />

Ab 1941 wird das Haus als „Judenhaus“ für die<br />

zwangsweise konzentrierte Unterbr<strong>in</strong>gung von<br />

„Juden“ verwendet.<br />

19. Juli 1942: Die letzten 17 Insassen des<br />

Hauses sollen deportiert werden. Zwei von ihnen<br />

nehmen sich vorher das Leben. Alle anderen<br />

kommen <strong>in</strong> Theresienstadt oder anderen Lagern<br />

um.<br />

Die letzten 17 Bewohner des Hauses<br />

Steubenweg 36 vor dem 19. Juli 1942<br />

Olga Babette Arnthal, geborene Wallach,<br />

geboren am 1. Oktober 1873 <strong>in</strong> Kassel<br />

Deportiert am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt,<br />

dort gestorben am 3. Dezember 1942<br />

Johanna Bachrach, geborene Borchardt,<br />

geboren am 18. Februar 1867 <strong>in</strong> Ex<strong>in</strong><br />

Deportiert am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt,<br />

von dort am 21. September 1942 nach<br />

M<strong>in</strong>sk<br />

Rel<strong>in</strong>e Bodenheimer, geborene Wolff,<br />

geboren am 30. Januar 1868<br />

Deportiert am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt,<br />

dort gestorben am 8. Februar 1943<br />

Carol<strong>in</strong>e Gela Fanny Bundheim, geborene<br />

Wertheim, geboren am 28. Oktober 1865<br />

Deportiert am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt,<br />

dort gestorben am 2. Oktober 1942<br />

Esther Emanuel,<br />

geboren am 21. März 1921<br />

Deportiert am 11. Juli 1942 nach Auschwitz<br />

Betti Frank, geborene Levi,<br />

geboren am 3. September 1894 <strong>in</strong> Unterrieden<br />

Deportiert am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt,<br />

von dort im Oktober 1944 nach<br />

Auschwitz<br />

Siegfried Frank,<br />

geboren am 1. März 1892 <strong>in</strong> Willmars<br />

Deportiert am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt,<br />

von dort am 28. September 1944 nach<br />

Auschwitz<br />

Elsa Friede, geborene Perlmann,<br />

geboren am 29. August 1875 <strong>in</strong> Königsberg<br />

Deportiert am 9. Juli 1942 nach Theresienstadt,<br />

dort gestorben am 10. Juli 1944<br />

Ernest<strong>in</strong>e Erna Kahan,<br />

geboren am 30. Juni 1920 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

Deportiert am 25. Oktober 1941 nach Lodz,<br />

dort gestorben am 1. September 1942<br />

Rachila Kostezki, geborene Galkowitz,<br />

geboren am 15. Juni 1892 <strong>in</strong> Libau<br />

Deportiert am 25. Oktober 1941 nach Lodz,<br />

von dort am 10. Mai 1942 nach Che»mno<br />

Sidonie Leicht, geborene Neumann,<br />

geboren am 17. Januar 1864 <strong>in</strong> Radwanitz<br />

Deportiert am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt,<br />

dort gestorben am 2. Januar 1943<br />

Recha Levi, geborene Bodenheim,<br />

geboren am 15. Januar 1865 <strong>in</strong> Mannheim<br />

Nahm sich das Leben am 16. Juli 1942<br />

Hildegard Löb,<br />

geboren am 6. März 1923<br />

Deportiert am 6. Dezember 1941 nach Riga<br />

Fanny Philip,<br />

geboren am 29.11.1867 <strong>in</strong> Hamburg<br />

Deportiert am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt,<br />

dort gestorben am 9. Januar 1943<br />

Jenny Rosenmeyer, geborene Calmann,<br />

geboren am 22. September 1868 <strong>in</strong> Hamburg<br />

Deportiert am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt,<br />

dort gestorben am 24. November 1942<br />

Selma Schümann, geborene Cohn,<br />

geboren am 9. Mai 1876 <strong>in</strong> Hamburg<br />

Nahm sich das Leben am 17. Juli 1942<br />

Simon von der Walde,<br />

geboren am 24. Juli 1924 <strong>in</strong> Emden<br />

Deportiert am 18. November 1941 nach<br />

M<strong>in</strong>sk

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