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Bötsch beschützt Biobeiträge Seite 4 Investieren trotz ... - Bioaktuell.ch

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Manfred <strong>Böts<strong>ch</strong></strong>: «Die <strong>Biobeiträge</strong><br />

bleiben im neuen System drin»<br />

Mit dem Vors<strong>ch</strong>lag eines neuen Direktzahlungssystems hat das Bundesamt für Landwirts<strong>ch</strong>aft für<br />

Aufregung gesorgt. Der Biolandbau ma<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> Sorgen, weil die <strong>Biobeiträge</strong> abges<strong>ch</strong>afft werden sollten.<br />

Nun seien sie wieder drin, sagt Direktor Manfred <strong>Böts<strong>ch</strong></strong> in einem ausführli<strong>ch</strong>en Gesprä<strong>ch</strong> mit bioaktuell,<br />

zeigt wo und erklärt, wel<strong>ch</strong>e Vorteile das neue System bringen wird, sofern es die politis<strong>ch</strong>en<br />

Hürden s<strong>ch</strong>afft.<br />

bioaktuell: Wohin wollen Sie die S<strong>ch</strong>weizer<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft führen?<br />

Manfred <strong>Böts<strong>ch</strong></strong>: Das haben wir im Beri<strong>ch</strong>t<br />

klar skizziert: Wir wollen den bestehenden<br />

Verfassungsartikel, der in der<br />

Bevölkerung na<strong>ch</strong> wie vor grosse Unterstützung<br />

geniesst, umsetzen. Das bedeutet:<br />

eine gepflegte Lands<strong>ch</strong>aft, hohe Biodiversität,<br />

Erhaltung der Ressourcen und<br />

einen Beitrag zur Ernährung der Bevölkerung<br />

auf qualitativ hohem Niveau. Solange<br />

wir diese Ziele errei<strong>ch</strong>en, steht die<br />

Bevölkerung voll hinter der Landwirts<strong>ch</strong>aft.<br />

Differenzen gibt es bei der Prioritätensetzung.<br />

Die S<strong>ch</strong>weizer Agrarpolitik hat si<strong>ch</strong> seit<br />

den frühen 1990er-Jahren mit der Einführung<br />

der Direktzahlungen etabliert und<br />

funktioniert ziemli<strong>ch</strong> gut. Warum ist es<br />

jetzt plötzli<strong>ch</strong> nötig, sie umzubauen?<br />

Wir konnten in allen drei Dimensionen<br />

der Na<strong>ch</strong>haltigkeit Forts<strong>ch</strong>ritte erzielen:<br />

in der Ökologie, in der Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />

und im Sozialen …<br />

«Aus der Viehzu<strong>ch</strong>t wissen wir,<br />

dass in einem Zu<strong>ch</strong>tprogramm,<br />

in dem man viele vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Ziele glei<strong>ch</strong>zeitig anstrebt, der<br />

Forts<strong>ch</strong>ritt je Ziel bes<strong>ch</strong>eidener<br />

ist, als wenn wir nur ein Ziel verfolgen<br />

würden.»<br />

zeitig anstrebt, der Forts<strong>ch</strong>ritt je Ziel bes<strong>ch</strong>eidener<br />

ist, als wenn wir nur ein Ziel<br />

verfolgen würden. Wenn wir das System<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aft als Ganzes betra<strong>ch</strong>ten,<br />

können in jeder Hinsi<strong>ch</strong>t Forts<strong>ch</strong>ritte<br />

ausgewiesen werden.<br />

Bringen die neuen Direktzahlungen<br />

mehr Land auf den Markt?<br />

Die Bauern und Bäuerinnen, die ihre<br />

Re<strong>ch</strong>nungen ni<strong>ch</strong>t mehr zahlen können,<br />

würden dies vermutli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t bestätigen.<br />

Damit sind wir mitten im Thema: Die<br />

Bauern sind der Meinung, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

müsste mehr drinliegen, die Ökologen<br />

sind unzufrieden mit den Forts<strong>ch</strong>ritten<br />

in der Ökologie und wieder andere sind<br />

unzufrieden mit dem Zustand des ländli<strong>ch</strong>en<br />

Raumes. Aus der Viehzu<strong>ch</strong>t wissen<br />

wir, dass in einem Zu<strong>ch</strong>tprogramm, in<br />

dem man viele vers<strong>ch</strong>iedene Ziele glei<strong>ch</strong>bioaktuell:<br />

Dur<strong>ch</strong> die Flä<strong>ch</strong>enbindung<br />

der Direktzahlungen ist die Flä<strong>ch</strong>enmobilität<br />

sehr gering; Betriebe, die<br />

wa<strong>ch</strong>sen mö<strong>ch</strong>ten, finden kein Landwirts<strong>ch</strong>aftsland.<br />

Wird dies mit dem neuen<br />

Direktzahlungsmodell ändern? Wird<br />

Landwirts<strong>ch</strong>aftsland lei<strong>ch</strong>ter erhältli<strong>ch</strong><br />

sein?<br />

Manfred <strong>Böts<strong>ch</strong></strong>: Jede staatli<strong>ch</strong>e Intervention<br />

hat Einflüsse auf den Strukturwandel.<br />

Und eine oft gehörte Kritik ist<br />

tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, dass mit der Flä<strong>ch</strong>enbindung<br />

gewisser Beiträge die Flä<strong>ch</strong>enmobilität<br />

blockiert wird und daher andere Anknüpfungspunkte<br />

wie Tierzahl oder Arbeitsleistung<br />

bevorzugt werden sollten. Na<strong>ch</strong><br />

unseren Erkenntnissen ist allerdings<br />

die Flä<strong>ch</strong>e als einziges unvermehrbares<br />

Gut diejenige Bezugsgrösse, wel<strong>ch</strong>e am<br />

wenigsten in die Struktur eingreift. Das<br />

heisst, mit anderen Kriterien wären die<br />

Strukturkonsequenzen sogar no<strong>ch</strong> höher<br />

als mit der Flä<strong>ch</strong>e.<br />

Die Bindung der Direktzahlungen an die<br />

Die einges<strong>ch</strong>lagene Ri<strong>ch</strong>tung stimmt also.<br />

Dann könnte man ja alles beim alten<br />

lassen.<br />

Zur Weiterentwicklung der Direktzahlungen<br />

gibt es zwei Motive. Erstens ist der<br />

Hintergrund des vorges<strong>ch</strong>lagenen Systemwe<strong>ch</strong>sels<br />

eine Motion aus dem Parlament,<br />

in der zum Ausdruck gebra<strong>ch</strong>t<br />

worden ist, dass viele mit dem heutigen<br />

System ni<strong>ch</strong>t zufrieden sind. Wir versu<strong>ch</strong>ten,<br />

die vorgebra<strong>ch</strong>ten Defizite wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />

zu ergründen. Da kamen<br />

Ziellücken in unserem heutigen System<br />

zum Vors<strong>ch</strong>ein. Deshalb haben wir versu<strong>ch</strong>t,<br />

für das heutige System Entwicklungsmögli<strong>ch</strong>keiten<br />

aufzuzeigen, mit denen<br />

wir punkto Zielerrei<strong>ch</strong>ung einen<br />

S<strong>ch</strong>ritt weiterkommen könnten. Letztli<strong>ch</strong><br />

mit der Absi<strong>ch</strong>t, ein System zu finden zugunsten<br />

der Bäuerinnen und Bauern, das<br />

weiterhin von der gesamten Bevölkerung<br />

und der Politik mitgetragen wird.<br />

Zu diesem Zweck s<strong>ch</strong>lagen Sie jetzt aber einen<br />

ziemli<strong>ch</strong> radikalen Kurswe<strong>ch</strong>sel vor.<br />

Wir haben das bisherige und das neue<br />

Konzept einander gegenübergestellt. Das<br />

Konzept, na<strong>ch</strong> dem wir seit den frühen<br />

Neunzigerjahren arbeiten, ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong><br />

na<strong>ch</strong> dem agronomis<strong>ch</strong>en Ansatz, der<br />

von betriebli<strong>ch</strong>en Überlegungen ausgeht<br />

– salopp gesagt entspri<strong>ch</strong>t es dem, wie<br />

die Bauern denken. Da werden die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Bewirts<strong>ch</strong>aftungssysteme unterstützt,<br />

die Freilandhaltung, die ökologis<strong>ch</strong>en<br />

Ausglei<strong>ch</strong>sflä<strong>ch</strong>en. Für alle, die<br />

näher mit der Landwirts<strong>ch</strong>aft zu tun ha-<br />

Arbeit würde ein zusätzli<strong>ch</strong>es soziales<br />

Problem s<strong>ch</strong>affen, weil man nämli<strong>ch</strong><br />

dadur<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong>e Arbeitskräfte in<br />

einen Sektor hinein bindet, der dafür<br />

gar ni<strong>ch</strong>t genügend Erwerbspotenzial<br />

hat. Das wäre ein gefährli<strong>ch</strong>er Weg.<br />

Au<strong>ch</strong> die Bindung an die Tierzahl ist<br />

keine problemlose Lösung, denn erstens<br />

ist die Tierzahl indirekt au<strong>ch</strong> an die<br />

Flä<strong>ch</strong>e gebunden, und zweitens kann es<br />

ziemli<strong>ch</strong> unerwüns<strong>ch</strong>te Effekte auf den<br />

Fleis<strong>ch</strong>markt und die Ökologie haben,<br />

wenn wegen der Direktzahlungen<br />

überall, wo es mögli<strong>ch</strong> ist, mehr Tiere<br />

gehalten werden.<br />

Der Struktureffekt hängt vor allem davon<br />

ab, wie viel Geld wir im System haben.<br />

Je weniger Geld in die Landwirts<strong>ch</strong>aft<br />

fliesst, desto höher ist die Flä<strong>ch</strong>enmobilität,<br />

aber au<strong>ch</strong> der Strukturwandel. Na<strong>ch</strong><br />

wel<strong>ch</strong>en Bemessungsgrössen das Geld<br />

verteilt wird, ist letztli<strong>ch</strong> sekundär, nur<br />

die Flä<strong>ch</strong>e kann ni<strong>ch</strong>t beliebig vermehrt<br />

werden.<br />

als<br />

4 bioaktuell 6/09

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