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Familienbewusste Schichtarbeit - Beruf & Familie gGmbH

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16. Beispiele guter Praxis<br />

A) Klinikum Delmenhorst<br />

Im Klinikum Delmenhorst arbeiten 718 Beschäftigte, 81 % Frauen<br />

und ca. 400 Beschäftigte im Schichtdienst (ohne den Bereitschaftsdienst).<br />

Die Teilzeitquote beträgt 43 % und wird fast ausschließlich<br />

von Frauen in Anspruch genommen. In Elternzeit befi nden sich<br />

zurzeit ca. 30 Beschäftigte.<br />

Besonderheiten<br />

Sowohl bei den Ärzten als auch beim Krankenhausfachpersonal<br />

leidet die Region bereits unter Fachkräftemangel. Das<br />

Mittelzentrum Delmenhorst ist bemüht, in Konkurrenz zu den<br />

Nach barstädten Bremen und Oldenburg, die eigene Attraktivität<br />

zu erhöhen. Immer stärker setzt sich auch im ärztlichen Bereich die<br />

Möglichkeit zur Teilzeitausbildung durch, die die Vereinbarkeit von<br />

<strong>Familie</strong> und <strong>Beruf</strong> sehr erleichtert.<br />

Das zunehmende Durchschnittsalter der Beschäftigten und die<br />

ungleiche Altersverteilung werden als problematisch gesehen. Die<br />

meisten Beschäftigten sind zwischen 40 und 50 Jahre alt, jüngere<br />

oder ältere Beschäftigtengruppen sind kaum vertreten, so dass<br />

eine große homogene Gruppe älter wird. Allmählich zeichnet<br />

sich in dieser Gruppe ab, dass mit beginnenden gesundheitlichen<br />

Problemen die Zeit bis zur Rente nicht so leicht zu bewältigen ist.<br />

Verschärfend kommt der Wegfall der Altersteilzeit hinzu, die bei<br />

vielen Beschäftigten nach jahrelangem Schichtdienst sehr beliebt<br />

war. Auch der Charakter der Beschäftigung hat sich vor allem für<br />

Frauen im Pfl egebereich gewandelt; Beschäftigte sind dort längst<br />

nicht mehr die klassischen Zuverdienerinnen, sondern oft in einer<br />

Hauptverdienerposition.<br />

<strong><strong>Familie</strong>nbewusste</strong> Rahmenbedingungen<br />

Während der Elternzeit werden die Mütter und Väter zu den<br />

Abteilungsbesprechungen eingeladen, wo sie über betriebliche<br />

Veränderungen auf dem Laufenden gehalten werden. Außerdem<br />

besteht die Möglichkeit sich bei innerbetrieblichen Weiterbildungen<br />

zu qualifi zieren. Auch über die regelmäßig erscheinende Mitarbeiterzeitung<br />

bleibt der Kontakt zum Krankenhaus erhalten. Im<br />

Auditierungsverfahren „<strong>Beruf</strong> und <strong>Familie</strong>“ wird nun versucht, die<br />

verschiedenen Aktivitäten zu systematisieren und diejenigen Abteilungen<br />

zu ermuntern, aktiver zu werden, die sich bisher zurückgehalten<br />

haben. Denn oft hängt das familienbewusste Engagement<br />

stark von den jeweiligen Chefärzten oder Leitungen ab.<br />

Beim Thema Kinderbetreuung besteht eine enge Kooperation<br />

zwischen Krankenhaus und der Stadt, die auf dem Krankenhausgelände<br />

eine neue Kita errichtet. Das Krankenhaus beteiligt sich<br />

an den Betriebskosten und erhält im Gegenzug ein Kontingent<br />

an Belegplätzen, was für viele Eltern eine enorme Erleichterung<br />

bringen wird. Außerdem hat es den positiven Nebeneffekt, dass<br />

die Attraktivität des Krankenhauses als örtlicher Arbeitgeber erhöht<br />

wird.<br />

Für Beschäftigte mit Pfl egeaufgaben bestehen Möglichkeiten zur<br />

Arbeitszeitreduzierung, um Pfl ege und <strong>Beruf</strong> zu vereinbaren. Weiter<br />

wurde im Rahmen des Audits <strong>Beruf</strong> und <strong>Familie</strong> das Beratungsangebot<br />

des Sozialdienstes um unterstützende Dienstleistungen<br />

für pfl egende Beschäftigte erweitert. Darüber hinaus bestehen<br />

Kontakte zu städtischen Einrichtungen, die beim Thema Pfl ege<br />

beraten und helfen können.<br />

Auch in der betrieblichen Gesundheitsförderung werden<br />

verschiedene Aktivitäten durchgeführt, die der Vereinbarkeit von<br />

<strong>Familie</strong> und <strong>Beruf</strong> zugute kommen, wie der Gesundheitstag oder<br />

Angebote zu Rückenschulung, Aqua-Fitness oder Walking. Teilweise<br />

können die Beschäftigten auch von den Therapeuten im Haus<br />

profi tieren, z. B. durch die Inanspruchnahme der physikalischen<br />

Therapie.<br />

Arbeitszeiten<br />

Im Krankenhaus mit durchgängigem Betrieb muss die Arbeitszeit<br />

rund um die Uhr organisiert werden, um die Patientenversorgung<br />

zu gewährleisten, was besonders in der Urlaubszeit schwierig ist.<br />

Charakteristisch für die Arbeitszeitgestaltung ist ein Schichtsystem,<br />

das zum einen Stück für Stück humaner und familienfreundlicher<br />

gestaltet wird und zum anderen sowohl für Teilzeit- als auch für<br />

Vollzeitbeschäftigte sehr verschiedene, individuelle Arbeitszeitvarianten<br />

anbietet. Auch in den Abteilungen herrscht eine große<br />

Vielfalt an unterschiedlichen Zeitpraxen. Allerdings hängen die<br />

Realisierungschancen davon ab, ob es gelingt, sich gegen die<br />

betrieblichen Anforderungen durchzusetzen und welche Arbeitszeitoptionen<br />

durch das Team ermöglicht werden können.<br />

In der Regel werden die Arbeitszeiten für Vollzeitbeschäftigte in<br />

einem klassischen Dreischichtbetrieb mit Früh-, Spät- und Nachtschicht<br />

organisiert, wobei die typische Frühschicht im Pfl egebereich<br />

um 5:48 Uhr beginnt und um 14:00 Uhr endet (Spätdienst:<br />

12:30–20:42 Uhr, Nachtdienst: 20:15–6:15 Uhr). In der Nacht<br />

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