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Familienbewusste Schichtarbeit - Beruf & Familie gGmbH

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In der Regel werden in (diskontinuierlichen) Schichtsystemen<br />

Vollzeitkräfte eingesetzt. Teilzeitkräfte müssen jedoch nicht von<br />

vornherein ausgeschlossen sein. Für sie wird die Arbeitszeit im<br />

Schichtsystem anteilig geregelt, andernfalls ist eine extra Betriebsvereinbarung<br />

vorgesehen. Dies erfordert einigen planerischen und<br />

organisatorischen Mehraufwand.<br />

Besondere Personengruppen werden oft gänzlich aus dem Schichtbetrieb<br />

herausgenommen. Frauen im Mutterschutz werden zum<br />

Beispiel nicht selten vorrangig in den Frühschichten beschäftigt.<br />

Bewährte Instrumente, um Schichtsysteme zu fl exibilisieren, sind<br />

Gleitzeit, die vorübergehende Ausdehnung oder Verkürzung<br />

einzelner Schichten oder der Wechsel von Schichtsystemen. Dieser<br />

wird in den Betriebsvereinbarungen detailliert geregelt.<br />

Die Auswertung „Flexible Schichtsysteme“ zeigt, welche<br />

Regelungs trends zur fl exiblen Gestaltung von <strong>Schichtarbeit</strong>ssystemen<br />

bestehen und wie die betrieblichen Akteure das Thema<br />

aufgreifen. Sie bildet die betriebliche Regelungspraxis ab und gibt<br />

Anregungen für die Gestaltung eigener Vereinbarungen. Vorgestellt<br />

werden im Folgenden die Regelungsfelder, in denen Bezug auf<br />

die Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und <strong>Beruf</strong> genommen wird, jeweils<br />

veranschaulicht durch entsprechende Passagen aus anonymisierten<br />

Betriebsvereinbarungen:<br />

a) Ziele von Vereinbarungen zu flexiblen Schichtsystemen<br />

Die meisten Präambeln berücksichtigen neben der Anpassung<br />

an den betrieblichen Bedarf die Bedürfnisse der Beschäftigten<br />

bei der Zielsetzung. Die Möglichkeit, ihre Arbeitszeiten individuell<br />

zu gestalten soll die Zeitsouveränität der Beschäftigten<br />

erhöhen und sie motivieren; z. B. durch bessere Planbarkeit<br />

ihrer <strong>Schichtarbeit</strong>szeiten, geringere Belastung und erhöhte<br />

Eigenverantwortlichkeit. Hier ein Formulierungsbeispiel aus einer<br />

Präambel:<br />

„Ziel dieser Vereinbarung ist die Schaffung eines Schichtsystems,<br />

das auf die Anforderungen von Mitarbeitern und Unternehmen<br />

eingeht. […] Flexible Gestaltungsmerkmale sollen Unternehmen<br />

wie Mitarbeiter gleichermaßen profi tieren lassen.“ (Mineralölverarbeitung)<br />

In anderen Fällen werden auch allgemeine Ziele des Gesundheitsschutzes<br />

für die Beschäftigten vereinbart.<br />

„Ziel dieser Betriebsvereinbarung ist die Steuerung des Mitarbeitereinsatzes<br />

im Schichtbetrieb, um die Ressourcen besser zu planen<br />

und auf der anderen Seite die Belastung der Mitarbeiter durch<br />

<strong>Schichtarbeit</strong> so gering wie möglich zu halten.“ (Papiergewerbe)<br />

b) Regelungen zur Flexibilisierung von Schichtsystemen<br />

Viele Vereinbarungen berücksichtigen bei der Personaleinsatzplanung<br />

neben den betrieblichen Belangen ausdrücklich auch<br />

Beschäftigtenwünsche. Formulierungen dazu bleiben oft zunächst<br />

allgemein und geben kaum Umsetzungshinweise. Im nachfolgenden<br />

Auszug wird zumindest auf die Ebene verwiesen, auf der<br />

dies geregelt werden sollte.<br />

„Die Personaleinsatzplanung erfolgt auf Gruppenebene unter<br />

weitestgehender Berücksichtigung der Mitarbeiterwünsche.“<br />

(Maschinenbau)<br />

Für die Organisation der Schichtbelegschaft kann auch die<br />

Abteilung oder das Team zuständig sein.<br />

„Jedes Team hat die Aufgabe, die Arbeits- und Freizeiten<br />

(z. B. Urlaub) der einzelnen Mitarbeiter so zu organisieren, dass<br />

jeweils die defi nierte Schichtstärke erreicht wird. Die übrigen Mitarbeiter<br />

belegen jeder ein so genanntes Zeitfenster.“ (Chemische<br />

Industrie)<br />

Eine solche Vereinbarung stärkt die Eigenverantwortung und damit<br />

oft die Arbeitszufriedenheit und erhöht gleichzeitig die Planungsgenauigkeit<br />

im Sinne der Vereinbarkeit von <strong>Familie</strong> und <strong>Beruf</strong>. Ein<br />

solches Vorgehen setzt allerdings eine funktionierende demokratische<br />

Teamarbeit voraus.<br />

c) Arbeitszeitkonten<br />

Flexibilisierung durch Arbeitszeitkonten wird zunehmend auch für<br />

Schichtdienstleistende genutzt. Sie werden oft als Freizeit- oder<br />

Freischichtkonten bezeichnet. Ziel ist es, die Arbeitszeit kontrolliert<br />

zu verwalten, sowohl durch den Betrieb als auch durch die Beschäftigten<br />

selbst.<br />

„Für alle Mitarbeiter wird ein Arbeitszeitkonto eingerichtet. Auf<br />

diesem werden die Abweichungen zwischen tarifl ich wöchentlicher<br />

und der sich daraus ergebenden täglichen Arbeitszeit einerseits<br />

und der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit andererseits registriert.“<br />

(Metallerzeugung und -bearbeitung)<br />

Häufi ger wird der Abbau der Plusstunden durch Freizeit und/oder<br />

Freischichten geregelt. Auch wenn betriebliche Belange Vorrang<br />

haben, können Beschäftigte in der Regel nach Absprache mit dem<br />

Vorgesetzten Freischichten „entnehmen“, die z. B. der Vereinbarkeit<br />

von <strong>Familie</strong> und <strong>Beruf</strong> dienen. Betriebliche Gründe dagegen<br />

beziehen sich meist auf die Mindestbesetzung der Schichten, die<br />

gewährleistet sein muss.<br />

„Der Zeitausgleich kann in Absprache mit dem Vorgesetzten<br />

stunden-, tage- oder wochenweise erfolgen. Dem Antrag des<br />

Arbeitnehmers muss stattgegeben werden, es sei denn, nachvollziehbare<br />

dienstliche oder betriebliche Gründe sprechen dagegen.“<br />

(Gesundheit und Soziales)<br />

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